Kanlaon: Ascheemissionen und hoher Gasausstoß

Vier Asche-Eruptionen und 8600 Tonnen Schwefeldioxid am Kanlaon

Auf den Philippinen stößt nicht nur der Taal-Vulkan (siehe unten) aktuell sehr viel Schwefeldioxid aus, sondern auch der Kanlaon, der allerdings nicht auf der Insel Luzon liegt, sondern weiter südlich auf Negros. Am Kanlaon belief sich der Schwefeldioxid-Ausstoß in den letzten 24 Stunden auf 8600 Tonnen. Obwohl der Schwefeldioxid-Ausstoß extrem hoch war und sogar den des Taal-Vulkans übertrumpfte, gab es keine außerordentliche Warnung vor dem gesundheitsschädlichen Gas.  Zudem manifestierten sich 4 Asche-Emissionen. Es gab auch eine VONA-Meldung, nach der Vulkanasche in 2700 m Höhe detektiert wurde und in Richtung Südwesten driftete. Bilder und Videoaufnahmen zeigen kleine Aschewolken, die schnell vom Wind erfasst und niedergedrückt wurden.

Doch nicht alles, was unter dem Vulkan brodelt, kommt auch oben raus: Neben Asche- und Gasausstoß registrierten die Sensoren von PHILVOLCS auch 32 vulkanisch bedingte Erdbeben. Unklar blieb, welche Art vulkanischer Erdbeben aufgefangen wurde. Dennoch werden sie von Fluidbewegungen im Untergrund zeugen, was ein erhöhtes Risiko stärkerer Eruptionen nahelegt. Die meisten Erschütterungen wurden unter der Ostflanke des Kanlaon festgestellt. Am Vortag wurden 12 vulkanische Erdbeben und ein Schwefeldioxid-Ausstoß in Höhe von 6535 Tonnen gemeldet.

Wenn der Kanlaon gerade keine Asche ausstößt, steigt Dampf aus dem Krater auf. Die Vulkanologen bezeichnen das Vulkangebäude als vom Magma aufgebläht.

Der Alarmstatus steht auf „orange“ und es gibt eine Sperrzone mit einem 6-Kilometer-Radius um den Krater. Die Bevölkerung in dieser Zone wurde evakuiert und in Notunterkünften untergebracht.

Aufgrund des angesagten Regenwetters besteht ein hohes Risiko, dass sich Lahare bilden. Die Schlammströme entstehen, wenn sich Regenwasser mit bereits abgelagerter Vulkanasche mischt, wodurch Schlammströme entstehen, die zu Tale rasen. Außerdem können größere Explosionen pyroklastische Ströme erzeugen, wie es am 9. Dezember geschah.

Taal: Schwefeldioxid-Ausstoß von 8322 Tonnen

Erhöhte Schwefeldioxid-Emission am Taal-Vulkan – 8322 Tonnen innerhalb von 24 Stunden

Das Institut PHILVOLCS warnte vor verstärkten Schwefeldioxid-Emission, die eine Gefährdung für die Gesundheit der Anwohner des philippinischen Calderavulkans darstellten. Die Emissionen beliefen sich von 8.322 Tonnen pro Tag und entfleuchten dem Hauptkrater von Volcano Island. Dieser Wert liegt deutlich über dem Jahresdurchschnitt von etwa 6.057 Tonnen pro Tag.

Der moderate Wind verhinderte eine Ansammlung von Schwefeldioxid, sodass den ganzen Tag über kein vulkanischer Smog (Vog) über der Taal-Caldera sichtbar war. Dennoch steig eine 400 m hohe Dampfvolke aus dem Krater aus. Seit 2021 zeigt der Vulkan eine fluktuierende aber meistens hohe Freisetzung von Schwefeldioxid.

Längerer Kontakt mit vulkanischem Schwefeldioxid kann zu Reizungen der Augen, des Rachens und der Atemwege führen. Besonders gefährdet sind Personen mit bestehenden Gesundheitsproblemen wie Asthma, Lungen- oder Herzkrankheiten, ältere Menschen, Schwangere sowie Kinder.

Empfehlungen für betroffene Gemeinden:

  1. Kontakt minimieren: Vermeiden Sie Aufenthalte im Freien, bleiben Sie in geschlossenen Räumen und halten Sie Türen sowie Fenster geschlossen, um das Eindringen von vulkanischem Gas zu verhindern.
  2. Schutzmaßnahmen ergreifen: Bedecken Sie Mund und Nase – idealerweise mit einer N95-Maske. Trinken Sie ausreichend Wasser, um Reizungen des Rachens zu reduzieren. Angehörige gefährdeter Personengruppen sollten besonders auf ihre Gesundheit achten und bei Beschwerden ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen oder die lokalen Gesundheitsbehörden kontaktieren.


Die Vulkanologen weisen darauf hin, dass für den Taal-Vulkan weiterhin Alarmstufe 1 gilt. Diese Alarmstufe bedeutet, dass der Vulkan sich in einem abnormalen Zustand befindet. Es besteht weiterhin die Möglichkeit plötzliche auftretender Ereignisse wie dampfgetriebener (phreatischer) oder kleinere phreatomagmatischer Eruptionen, vulkanischer Erdbeben, Ascheauswürfe sowie gefährlicher Ansammlungen von vulkanischen Gasen. Das Betreten von Volcano Island bleibt verboten.

Vulkanotektonische Erdbeben oder Tremorphasen wurden in den letzten Tagen nicht registriert. In der Vorwoche sah es anders aus, da war der Schwefeldioxid-Ausstoß deutlich niedriger und es gab Erdbeben und Tremor, so dass ich mit phreatischen Eruptionen rechnete.

Interessanterweise ist der Schwefeldioxid-Ausstoß am Kanlaon ähnlich hoch, ohne dass eine explizite Warnung ausgegeben wurde.

Vanuatu-Graben

Vanuatu-Platte (rotbraun) mit zwei weiteren Mikroplatten im Osten. © Wikipedia Lizenz der CC

Tektonik und Erdbeben entlang des Vanuatu-Grabens

Der Vanuatu-Graben gehört zu den seismisch aktivsten Zonen der Erde und ist häufig Schauplatz sehr starker Erdbeben mit Magnituden größer 7, die eine erhebliche Tsunamigefahr für den gesamten Pazifikraum darstellen. Zugleich ist er Teil des Zirkumpazifischen Feuerrings, entlang dessen sich die meisten Vulkane der Erde befinden.

Die Vulkane entlang des Vanuatu-Grabens bilden einen vulkanischen Inselbogen hinter der Subduktionszone. Zu den bekanntesten zählen Ambrym, Ambae (Manaro Voui) und der dauerhaft aktive Yasur.

Geografisch verläuft die Zone des Vanuatu-Grabens grob in NNW-SSE-Richtung und beschreibt im Süden einen Bogen nach Osten. Sie umfasst die meisten Vanuatu-Inseln, die Santa-Cruz-Inseln der südlichen Salomonen und die Loyalty-Inseln. Der Graben selbst ist in zwei Segmente unterteilt: den Nördlichen Vanuatu-Graben und den Südlichen Vanuatu-Graben. Diese beiden Segmente werden durch den d’Entrecasteaux-Rücken getrennt, der zusammen mit zwei parallel verlaufenden Rücken eine Erhebung von 1–2 km über der Tiefseeebene bildet. Entlang der Rücken verlaufen divergente Störungszonen.

Mit dem 320 Kilometer langen und bis zu 7570 Meter tiefen Vanuatu-Graben ist die Vanuatu-Subduktionszone assoziiert, eine der aktivsten Subduktionszonen weltweit. An dieser Subduktionszone treffen die Indoaustralische Platte und die Vanuatu-Mikroplatte aufeinander, die der Pazifikplatte vorgelagert ist. Im Osten grenzt die Vanuatu-Mikroplatte an die Spreizungszone des Fidschibeckens. Die Insel von Vanuatu liegen am Westrand der Mikroplatte und verdanken ihre Existenz der Schmelzbildung infolge der Subduktion.

Die Indoaustralische Platte taucht entlang der Subduktionszone mit einer ungewöhnlich hohen Rate von bis zu 170 mm pro Jahr unter die Vanuatu-Mikroplatte ab. Dies ist insofern bemerkenswert, als normalerweise die schwerere Ozeanplatte unter die leichtere Kontinentalplatte abtaucht. Daraus lässt sich schließen, dass die Indoaustralische Platte eher die Eigenschaften einer Ozeanplatte aufweist. Tatsächlich sind die Landmassen auf ihr vergleichsweise klein, während der ozeanische Anteil dominiert. Die subduzierte Erdkruste tauch bis in den Erdmantel ab, wo sie partiell schmilzt und Magma bildet, das hinter der Subduktionszone aufsteigt und an den Vulkanen Vanuatus als Lava austritt.

Da die Inselgruppe von Vanuatu zu kolonialen Zeiten als Neue-Hebriden bezeichnet wurde, ist in älterer Literatur oft von der Neue-Hebriden-Subduktionszone etc. die Rede.

Auf Vanuatu ereignen sich sehr häufig starke Erdbeben, wobei die Zahl von Erschütterungen mit Magnituden ab 7 ungewöhnlich groß ist. Seit 1950 gab es mindesten 23 Stück davon. Einige lösten Tsunamis aus. Vergleichsweise oft kommen auch Starkbebenschwärme vor, bei denen es innerhalb weniger Stunden mehrere Beben mit Magnituden im 5er und 6er Bereich gibt.

Die Tabelle unten listet einige exemplarische Beben auf.

Bedeutende Erdbeben in Vanuatu

  • Erdbeben von 1868 – Eines der frühesten bekannten starken Erdbeben in der Region, das Schäden verursachte.
  • Erdbeben von 1950 – Magnitude 7,8; Herdtiefe lag in 49 Kilometern.
  • Erdbeben von 1973 – Magnitude 7,5; verursachte lokale Tsunamis und Zerstörungen auf Espiritu Santo.
  • Erdbeben von 1999 – Magnitude 7,5; Schäden in Port Vila, gefolgt von Nachbeben. 5 Todesopfer.
  • Erdbeben von 2002 – Magnitude 7,3; verursachte Schäden auf den Shepherd-Inseln und eine Tsunamiwarnung.
  • Erdbeben von 2015 – Magnitude 7,0; führte zu Küstenüberflutungen und Erdrutschen auf Tanna.
  • Erdbeben von 2017 – Magnitude 6,8; erschütterte die Insel Ambae und verursachte Evakuierungen.
  • Erdbeben von 2023 – Magnitude 7,1; löste eine Tsunamiwarnung aus und führte zu leichten Schäden.
  • Erdbeben von 2024 – Magnitude 7,4; führte zu größeren Schäden mit Todesopfer in Port-Vila.

Vanuatu: Erdbeben Mw 7,4 richtete Schäden an

Starkes Erdbeben Mw 7,4 traf Vanuatu und richtete große Schäden in Hauptstadt Port Vila an

Datum 17.12.24 | Zeit: 01:47:24 UTC | Koordinaten: -17.666 ; 168.092 | Tiefe: 28 km | Mw 7,4

Ein sehr starkes Erdbeben der Magnitude 7,4 ereignete sich in der vergangenen Nacht um 01:47:24 UTC (12:47:24 Uhr Lokalzeit) kurz vor der Westküste der Insel Efate in Vanuatu. Das Epizentrum wurde 25 km westlich der Hauptstadt Port Vila lokalisiert, die Herdtiefe lag bei 28 Kilometern. Trotz der vergleichsweise großen Tiefe des Hypozentrums wurde ein Tsunami-Alarm ausgelöst, der inzwischen jedoch wieder aufgehoben wurde. Zuvor kam es zur Evakuierung von Küstengemeinden auf mehreren Inseln des Archipels. Da starke Nachbeben befürchtet werden, bleiben die Evakuierungsmaßnahmen zunächst bestehen. Außerdem gab es bereits mehrere mittelstarke Nachbeben.

Mindestens ein Todesopfer und zahlreiche Schwerverletzte – Triagezentrum eingerichtet 

Ersten Berichten zufolge kam es zu erheblichen Gebäudeschäden in der Hauptstadt, darunter auch an Regierungsgebäuden und Botschaften. Mehrere Erdrutsche verschütteten Straßen und blockierten einen Anleger am Hafen. Zudem fielen Strom- und Wasserversorgung aus. Auch die Telekomunikation ist gestört und die Website des Geologischen Dienstes von Vanuatu ist offline.

Mindestens ein Todesopfer wurde bis jetzt offiziell bestätigt, und die Zahl der Schwerverletzten übersteigt die Behandlungskapazitäten der örtlichen Klinik. Laut lokalen Medien wurde auf dem Parkplatz eines Krankenhauses ein Triagezentrum eingerichtet, in dem entschieden wird, welche Schwerverletzten die besten Überlebenschancen haben und vorrangig behandelt werden. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Todesopfer steigen wird. Bereits jetzt gibt es Meldungen, dass internationale Unterstützung zur Versorgung der Verletzten nötig sein wird.

Zeugen berichten, dass es der stärkste Erdstoß seit mehr als 20 Jahren war. Die starken Erschütterungen, die als hochfrequent beschrieben wurden, dauerten etwa 30 Sekunden an.

Tektonische Situation von Vanuatu

Das Erdbeben steht im Zusammenhang mit der Subduktion entlang des Vanuatu-Grabens, der im Westen des Archipels verläuft. Hier grenzt die Mikroplatte der Neuen Hebriden (auf deren Rand Vanuatu liegt und die mit der Pazifikplatte assoziiert ist) an die Australische Platte. Sie wird unter die Neue Herbridenplatte subduziert. Dieser tektonische Prozess verursacht nicht nur regelmäßig starke Erdbeben, sondern ist auch für den Vulkanismus entlang des Pazifischen Feuerrings verantwortlich.

In etwa 130 Kilometern Entfernung liegt der Inselvulkan Lopevi, 30 Kilometer weiter befindet sich Ambrym. Diese und weitere Vulkane des Archipels könnten durch den starken Erdstoß beeinflusst worden sein.

Update 9:00 Uhr: Weitere Augenzeugenberichte sprechen davon, dass unter mehreren Haustrümmern Menschen eingeschlossen sind. An den Straßenrändern liegen Leichen. Bei einem Erdrutsches entlang einer Straße wurde ein Buss erfasst und in die Tiefe gerissen. Auch hier gibt es Todesopfer. Zwei Brücken stürzten ein.