Home Reef: Thermische Anomalie und Wasserverfärbungen

Anzeichen für Vulkanausbruch am Home Reef in Tonga

Das Vulkaneiland Home Reef erblickte im Jahr 2022 das Licht der Welt, als ein anfänglich submarin ablaufender Vulkanausbruch eine kleine Vulkaninsel schuf. Es war nicht das erste Mal, dass der Unterwasservulkan seine Spitze über den Meeresspiegel erhob, doch bis jetzt wurde sie immer wieder von den Wellen erodiert und abgetragen. Auch jetzt ist nicht klar, ob die aktuelle Vulkaninsel Bestand haben wird, doch es gibt Anzeichen dafür, dass der Vulkan wieder ausgebrochen ist und neues Land kreiert: Auf einem Satellitenfoto vom 7. Dezember sieht man eine Dampfwolke vom Home Reef ausgehen, die in Richtung Südwesten driftet. Sie sieht nicht so aus, als würde sie Vulkanasche enthalten. Doch dafür enthüllt das Satellitenfoto im Infrarotspektrum, dass vom Vulkan eine thermische Anomalie ausgeht, was auch von MIROVA bestätigt wird. Demnach begann die Thermalstrahlung am 4. Dezember und bewegte sich sogar im oberen gelben Bereich. Aktuell befindet sie sich in dessen Mitte und hat eine Leistung von 33 MW. Bei genauerer Betrachtung des Satellitenfotos erkennt man, dass es mehrere Hotspots gibt und einer sogar direkt an der Küste liegt. Es könnte etwas Lava austreten, etwa durch intensives Spattering und einen kurzen Lavastrom, der ins Meer mündet. Dafür sprechen auch intensive Wasserverfärbungen, die im normalen Lichtspektrum sichtbar sind. Solche Wasserverfärbungen können aber auch von intensiver fumarolischer oder hydrothermaler Aktivität verursacht werden.

Mir wäre nicht bekannt, dass es am Home Reef Messinstrumente geben würde. Der Vulkan liegt recht abgelegen und wird bestenfalls von Booten der Küstenwache angesteuert. Leider stellt der Geological Survey von Tonga nur rudimentäre Informationen über seine Social-Media-Profile zur Verfügung. Eine Website ist unter Konstruktion. Eine Vermutung von mir ist, dass es eine Sperrzone um den Vulkan gibt, die von Booten nicht angesteuert werden darf.

Weiter südlich liegt der Inselvulkan Tofua, von dem ebenfalls eine schwache thermische Anomalie ausgeht.

Island: Sein oder Nichtsein?

Status des Ausbruchs auf Island unklar – Bodenhebung beschleunigt

Aufgrund des schlechten Wetters und der damit einhergehenden fehlenden Sicht auf den bis gestern noch aktiven Kraterkegel lässt sich nicht genau sagen, ob die Eruption inzwischen vollständig beendet ist. Nachts gab es kurze Einblicke in das Geschehen, und man konnte noch einige Lavahotspots erkennen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Eruption vorbei ist und sich nur noch auf minimalstem Niveau abspielt. In den vergangenen Tagen fiel der Tremor weiter ab, insbesondere im Frequenzspektrum von 1–2 Hz. Heute ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen, was jedoch wahrscheinlich nur auf das planlose Umherschlängeln des Signals aufgrund fehlender Aktivität zurückzuführen ist.

Ein weiteres Indiz, dass die Eruption vorbei sein könnte, ist eine Beschleunigung der Bodenhebung bei Svartsengi. Diese ist jedoch nicht an der Messstation SENG am stärksten ausgeprägt, sondern südwestlich davon. Besonders die Messungen am Thorbjörn stechen heute hervor und deuten auf eine signifikante Beschleunigung der Hebung hin. Sollte diese Messung korrekt sein, hat sich der Boden bereits um 6 Zentimeter angehoben – die Hälfte davon allein in den letzten drei Tagen. Außerdem wurde ein deutlicher vertikaler Versatz in Richtung Osten gemessen.

Die Daten zur Fördermenge während der Eruption zeigen, dass fast doppelt so viel Magma eruptiert wurde, wie sich zwischen den beiden letzten Eruptionen im flachen Magmenkörper unter Svartsengi angesammelt hatte. Das waren laut Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson etwa 25 Millionen Kubikmeter Magma. Der Forscher erklärte gegenüber MBL, dass der Rest direkt aus dem tiefer gelegenen Magmenkörper aufgestiegen sei. Ich hatte in meinen Updates in den letzten Tagen ebenfalls darauf hingewiesen, dass es eine Diskrepanz zwischen der Eruptionsrate und der Aufstiegsrate des Magmas zwischen dem tiefen und flachen Reservoir gegeben hat. Þorvaldur postulierte erneut, dass sich die Magmabewegungen zwischen den beiden Reservoirs seiner Meinung nach verlangsamt haben und die Eruptionsphase bei Sundhnukur bald zu Ende gehen könnte. Den heutigen Daten kann ich jedoch keinen eindeutigen Hinweis darauf entnehmen. Möglich wäre, dass sich das Zentrum der Magmenakkumulation in südwestlicher Richtung verlagert. Ob dies auch zu einer Verlagerung zukünftiger Eruptionszentren führen wird, bleibt abzuwarten.

Mount Spurr: Erdbeben und Bodendeformationen

Mount Spurr mit anhaltender Bodenverformung und Erdbeben – Alarmstatus „Gelb“ bestätigt

Mount Spurr ist ein 3.383 Meter hoher Stratovulkan im US-amerikanischen Bundesstaat Alaska und liegt nur 130 Kilometer nordwestlich von Anchorage – der größten Stadt Alaskas – entfernt. Bei einer lange zurückliegende Eruption bildete sich eine Caldera, in der sich ein neuer Kegel formte, der Crater Peak genannt wird. Er ist seit über 5000 Jahren das Eruptionszentrum des Mount Spurr.

Der Vulkan steht im Fokus der Vulkanologen aufgrund einer deutlichen Zunahme seismischer Aktivitäten in diesem Jahr. Das Alaska Volcano Observatory hat bereits im Oktober (Vnet berichtete) den Alarmstatus des Vulkans von Grün auf Gelb erhöht, nachdem rund 1.500 schwache Erdbeben und Bodenverformungen festgestellt wurden – im Vergleich zu etwa 100 Erdbeben in einem normalen Jahr. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,3. Außerdem sammelte sich Schmelzwasser vom Gletscher des Vulkans im Gipfelkrater und bildete einen kleinen dampfenden Kratersee. An seinem Ufer liegen Fumarolen.

Auch im Dezember hat es weitere Erdbeben gegeben. Auf der Shakemap des AVO sind ca. 100 Beben vermerkt. Die meisten hatten sehr geringe Magnituden und manifestierten sich unter der Nordflanke des Vulkans. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9.

Vulkanologen vom AVO betonen in Medienberichten, dass diese Aktivitäten auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten könnten, aber auch ohne Eruption abklingen können, wie es bereits zwischen 2004 und 2006 der Fall war. Die Wissenschaftler überwachen den Mount Spurr weiterhin, u.a. mit Hilfe von seismischen Stationen, Satellitendaten und Webcams, um Hinweise auf aufsteigendes Magma zu erkennen, das zu stärkeren Manifestationen der beobachteten Phänomene bis hin zu Eruptionen führen könnte.

Der letzte Ausbruch von Mount Spurr ereignete sich 1992. Eine Aschewolke erreichte damals 19 Kilometer Höhe, führte zu Flugausfällen und einer Aschedecke von etwa 6 Millimetern in Anchorage. Ein erneuter Ausbruch könnte erhebliche Auswirkungen haben, insbesondere auf den Flugverkehr. Vulkanasche, die scharfe und abrasive Eigenschaften besitzt, kann Düsentriebwerke beschädigen, was 1992 zur Schließung von Flughäfen führte. Dies ist besonders kritisch, da Anchorage heute ein bedeutendes globales Frachtdrehkreuz ist.

Island: Starkes Erdbeben Mb 5,1 unter Bardarbunga

Starkes Erdbeben Mb 5,1 erschüttert Calderavulkan Bardarbunga – Zahlreiche Erdbeben gingen voran

Datum 08.12.24 | Zeit: 01:49:45 UTC | Koordinaten: 64.521 ; -17.569 | Tiefe: 3,9 km | Mb 5,1

Heute Nacht bebte es um 01:49:45 Uhr UTC unter dem isländischen Calderavulkan Bardarbunga mit einer Magnitude von 5,1. Das Epizentrum wurde 4,1 km ost-südöstlich des Calderazentrums verortet. Der Erdbebenherd befand sich nach Angaben des IMO in 3,9 Kilometern Tiefe. Es war das zweite starke Erdbeben unter der Caldera in diesem Jahr. Am 21. April gab es sogar ein noch stärkeres Beben mit einer Magnitude von 5,4.

Dem aktuellen Erdbeben gingen einige Tage erhöhter seismischer Aktivität voraus, die sich besonders gestern im Tagesverlauf steigerte. Obwohl der Erdstoß vergleichsweise stark war, gibt es keine Wahrnehmungsmeldungen, was der Abgeschiedenheit der Region geschuldet sein dürfte.

Tatsächlich hielt ich mich 2014 wenige Tage vor der Eruption nur 50 Kilometer vom Bardarbunga entfernt auf und konnte auch keines der stärkeren Erdbeben dort spüren.




Laut IMO sind solche Erschütterungen unter dem Vulkan nicht unüblich, allerdings auch nicht alltäglich. Sie weisen darauf hin, dass sich unter dem Vulkan etwas tut. Was genau der Auslöser des Bebens war, bleibt jedoch spekulativ. Bereits während der großen Eruption im Jahr 2014 sackte das Dach der Caldera um mehr als 100 Meter ab. Erdbeben könnten also weiterhin eine Erscheinung dieser Subsidenz sein. Andererseits gibt es Hinweise darauf, dass direkt nach der Eruption eine erneute Magmenakkumulation einsetzte, ähnlich wie im Fall von Svartsengi. In diesem Fall könnten starke Beben auch mit Magmenaufstieg zusammenhängen, indem aufsteigendes Magma Druck auf das Calderadach ausübt und Erdbeben entlang von Störungszonen in diesem Gesteinsdeckel auslöst. Last but not least kommen rein tektonische Prozesse infrage, denn wie die meisten großen Zentralvulkane Islands liegt auch die Bárðarbunga-Caldera im Bereich des Störungsgürtels, der mit dem mittelatlantischen Rücken in Zusammenhang steht, der sich in zwei Armen geteilt quer durch Island zieht.

Die Bardarbunga-Caldera liegt unter dem großen Eisschild des Vatnajökull. Der Gletscher ist der mächtigste in Europa und bedeckt mehrere große Calderavulkane. Dass sich gerade hier so viele Vulkane befinden, liegt nicht nur an der großen divergenten Störungszone, sondern auch am Island-Mantelplume, dessen Zentrum unter dem Vatnajökull vermutet wird. Dass ausgerechnet unter dem größten Gletscher Europas vermutlich der größte Mantelplume liegt, der Schmelze aus dem Erdmantel zur Oberfläche transportiert, mutet ein wenig skurril an: Zwei gegensätzliche Superlative aus Feuer und Eis treffen hier aufeinander. Na, wenn das mal kein Stoff für Mythen und Legenden ist.