Campi Flegrei: 250 Millionen Euro zum Schutz von Neapel

Regierung gibt 250 Millionen Euro für Infrastrukturprojekte zum Schutz vor einem Vulkanausbruch bei Neapel frei

Die italienische Regierung stellt dem Großraum Neapel, einschließlich Pozzuoli, 250 Millionen Euro für Infrastrukturprojekte zur Verfügung, um den Schutz vor einem möglichen Vulkanausbruch der Campi Flegrei zu verbessern. Diese Mittel sollen in Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit von Infrastrukturen wie Schulen, Krankenhäusern sowie der Wasser- und Energieversorgung fließen und auch den Ausbau des Hafens von Pozzuoli umfassen. Ziel ist es, die Bevölkerung besser vor Erdbeben und Vulkanausbrüchen zu schützen und mögliche Evakuierungsmaßnahmen unterstützen.

Obwohl 250 Millionen Euro zunächst nach einer großen Summe klingen, ist das angesichts des Gefahrenpotenzials der Region eher ein Tropfen auf den heißen Stein. Allein in Neapel und Pozzuoli leben rund eine Million Menschen, in der gesamten Metropolregion etwa 4,4 Millionen. Schon bei einer Eruption mit einer Stärke von VEI 6, vergleichbar mit dem Ausbruch des Mount St. Helens 1980, würde der Ascheniederschlag massive Probleme verursachen und eine Evakuierung der gesamten Region notwendig machen.

Die Campi Flegrei liegen in einem dicht besiedelten Becken, das kaum natürlichen Schutz vor pyroklastischen Strömen und Laharen bietet. Ascheablagerungen auf den umgebenden Hügeln könnten die Bildung von Laharen sogar begünstigen. Hinzu kommt der nahegelegene Vesuv, auf dem sich ebenfalls Asche ablagern könnte, die in Form von Laharen ungehindert durch das Ballungsgebiet strömen könnten, falls es zu einem Ausbruch kommt. Zum Schutz wären massive Sperranlagen erforderlich, die die zur Verfügung gestellten Mittel bei Weitem übersteigen würden und das Landschaftsbild nachhaltig beeinträchtigen würden.




Wie wahrscheinlich ist jedoch ein solch großer oder sogar noch stärkerer Ausbruch, möglicherweise sogar ein Supervulkanausbruch mit VEI 7 oder 8? In den letzten 40.000 Jahren gab es zwei besonders starke Ausbrüche der Campi Flegrei, die man als Supervulkanausbrüche bezeichnen kann. Die derzeitige Hebungsphase des Calderabodens nährt die Sorge, dass sich der Vulkan auf eine Eruption vorbereiten könnte. Weder die Stärke noch der Zeitpunkt eines möglichen Ausbruchs lassen sich jedoch vorhersagen. Man geht aber davon aus, dass es vor einem Vulkanausbruch noch stärkere Warnzeichen gibt, als es bereits jetzt der Fall ist und dass mehrere Tage Zeit bleiben, die Bevölkerung zu evakuieren. Das Beispiel Chaiten zeigt allerdings, dass sich der finale Magmaaufstieg vor einer großen Eruption innerhalb von Stunden vollziehen kann. Es zeigt auch, wie schnell z.B. Fluchtwege abgeschnitten werden können: Innerhalb kürzester Zeit waren der Hafen und die Bucht von Chaiten verschüttet gewesen.

Sollte die Bodenhebung tatsächlich durch Magma verursacht werden, hat sich bereits eine große Menge Schmelze angesammelt, was auf einen signifikanten Ausbruch hindeuten würde. Bisher gingen die meisten Wissenschaftler davon aus, dass die Hebung durch aufsteigendes Tiefenwasser verursacht wird. Die Tatsache, dass nun finanzielle Mittel bereitgestellt werden, lässt jedoch darauf schließen, dass die Unsicherheiten wachsen. Letztlich sind 250 Millionen Euro jedoch eher Symbolpolitik. Vielleicht wird damit die eine oder andere Schule renoviert, sodass die Schüler in einem schöneren Umfeld und mit schnellem Internet lernen können – vorausgesetzt, die Mafia greift sich nicht einen Großteil der Fördergelder ab.

Was macht der Vulkan Campi Flegrei?

Im gestern veröffentlichten Wochenbericht heißt es, dass es in der letzten Woche 33 schwache Erdbeben gegeben hat. Damit liegt die Seismizität im Bereich des langjährigen Durchschnitts. Die Bodenhebungsrate liegt weiter bei 1 Zentimeter pro Monat. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole betrug letzte Woche 96 Grad und der Gasausstoß ist unverändert hoch. Auch in den letzten Tagen gab es weitere schwache Erdbeben. Die Aktivität ist nicht ganz so hoch wie es bis zum Sommer der Fall war, von Entspannung kann aber keine Rede sein, denn im Untergrund steigen weiterhin magmatische Fluide auf und sammeln sich dort an.

Lewotobi Laki-Laki: Flugchaos durch Aschewolken

Aschewolken vom Lewotobi verursachen Chaos an mehreren Flughäfen Indonesiens – Auch Bali betroffen

Die Eruption am Vulkan Lewotobi Laki-Laki geht weiter und lässt heute Vulkanasche bis auf eine Höhe von 9100 m aufsteigen. Eine VONA-Warnung warnt den Flugverkehr vor der Vulkanasche, die sich in Richtung Westen ausdehnt und dabei offenbar eine wichtige Flugroute stört. In den indonesischen Medien wird von einem anhaltenden Flugchaos berichtet, das der Vulkanausbruch auslöst, denn seit Samstag kommt es an mehreren Flughäfen zu massiven Störungen. Zunächst erwischte es vor allem Regionalflughäfen, etwa auf Flores selbst oder auf Komodo. Inzwischen ist aber auch der Flughafen Denpasar auf Bali betroffen, wo heute mehr als 30 Flüge ausfielen. Besonders betroffen ist eine wichtige Flugroute, die australische Urlauber in das Inselparadies bringt. Die Fluggesellschaften Jetstar, Virgin und Qantas haben alle Flüge gestrichen, wodurch Tausende von Reisenden strandeten und ihre Urlaubspläne zunichtegemacht wurden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass bald auch andere Flugrouten betroffen sein werden und auch europäische Reisende mit Einschränkungen im Flugverkehr rechnen müssen.




Der Vulkan Lewotobi Laki-Laki begann letzte Woche in der Nacht von Sonntag auf Montag mit einer Eruptionsserie, die sich bis zum Wochenende steigerte. Bei der initialen Eruption wurde der Schlot freigeräumt und große Lavablöcke flogen bis an den Fuß des Vulkans und zerstörten Häuser. Mindestens 10 Menschen starben. Seitdem kam es zu mehreren Paroxysmen, die auch pyroklastische Ströme hervorbrachten. Vorgestern begann ein Lavastrom zu fließen. Aufnahmen von heute zeigen wieder eine mehrere hundert Meter hohe Lavafontäne aufsteigen. In der damit einhergehenden Aschewolke bildeten sich vulkanische Gewitter.

Die Seismizität ist für eine Serie so starker Eruptionen vergleichsweise gering, mit nur wenigen vulkanotektonischen Erdbeben am Tag. Gestern steigerte sich aber die Anzahl seismischer Signale, die durch starke Entgasungen verursacht werden, deutlich. Zudem wird Tremor registriert. Wie lange die Eruptionen anhalten werden, lässt sich nicht prognostizieren, was natürlich für Vulkanspotter schlecht ist. Aufgrund der Einschränkungen im Flugverkehr ist es gerade auch nicht ganz so einfach, auf die Insel zu gelangen.

Ätna: Schwarmbeben im Vorfeld des Paroxysmus

Schwarmbeben im Vorfeld des Paroxysmus vom Sonntag – Stand der Vulkan kurz vor einer Spaltenöffnung?

Am Sonntagmorgen manifestierte sich am Ätna ein Schwarmbeben, das erst heute auf der Shakemap vom INGV angezeigt wird und zu geringe Magnituden hatte, um beim EMSC angezeigt zu werden. 15 Erschütterungen reihen sich auf einer Linie auf, die vom Rand des Valle del Bove aus in Richtung Südostkrater verläuft. Die Erdbeben manifestierten sich zwischen 08:26 und 09:00 UTC, also in der Zeit, in der am Dilatometer des Monte Ruvolo im Westen des Vulkans die Dehnung des Bodens in einer Größenordnung von 30 Nanostrain registriert wurde. Die meisten Beben lagen in geringen Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern. Für mich sieht es so aus, als hätte aufsteigendes Magma kurz überlegt, eine Eruptionsspalte zu öffnen, bevor es dann doch Richtung Zentralkrater weiterzog, um dort einen Paroxysmus zu erzeugen. Von einer Spaltenöffnung war man aber noch ein gutes Stück entfernt, denn dann würde man hunderte Erdbeben erwarten. Es kann sein, dass sich die Beben an einer Störungszone ereigneten, die durch das aufsteigende Magma im Westen des Vulkans aktiviert wurde.

Schwarmbeben unmittelbar vor einem Paroxysmus kommen eigentlich nur selten vor. Auffällig ist auch, dass sich die Seismizität in den Tagen vor dem Paroxysmus immer weiter verringerte, genauso wie die Tremoramplitude, die sich seit dem 6. November überwiegend im grünen Bereich bewegte. Ein Phänomen, das man auch vor den Paroxysmen der Voragine zeitweise beobachten konnte.

Der Vulkanausbruch war leider nicht zu beobachten gewesen, weil der Gipfelbereich des Ätnas in dichten Wolken gehüllt war und es seitdem immer noch ist. Von daher wissen wir nicht genau, was passiert ist und ob z.B. ein Lavastrom gefördert wurde. Es gibt nur wenige Bilder des Geschehens: Eine Webcamaufnahme zeigt den oberen Teil einer rotglühenden Lavafontäne, als ein kleines Wolkenloch den Blick kurz freigab. Außerdem gibt es eine Fotoserie, die aus einem Passagierflugzeug gemacht wurde und die Spitze einer Aschewolke zeigt, die die Wolkendecke durchbrach. Das Flugzeug kam der Aschewolke trotz einer VONA-Warnung und der Alarmstufe „Rot“ ziemlich nahe. Die Vermutung liegt nahe, dass der Pilot nicht über den Vulkanausbruch informiert war.

Kolumbien: Explosion eines Schlammvulkans

Mögliche Gasexplosion am Schlammvulkan San José de Mulatos – Videos zeigen Feuersäule

Am Montag berichteten kolumbianische Medien von einem möglichen Ausbruch des Schlammvulkans San José de Mulatos, der nahe der Stadt Turbo im Departement Antioquia liegt. Die Region an der Nordwestküste Kolumbiens steht oft in der Lokalpresse, da hier Flüchtlingsrouten verlaufen und es eine hohe Kriminalität gibt. Derzeit untersucht der Geologische Dienst Kolumbiens den Vorfall und hat Spezialisten in die Region entsandt. Allerdings erschweren schwere Regenfälle die Untersuchungen.

Vom vermeintlichen Ausbruch gehen Videos viral, die eine hoch aufsteigende Flammensäule und schwarzen Rauch zeigen, die hinter Bäumen in den Himmel schießen. Im Vordergrund erkennt man eine Hütte und fliehende Menschen. Allerdings kann man den Boden nicht erkennen und sieht den Ursprung der Feuersäule nicht, so dass theoretisch auch eine Gaspipeline explodiert sein könnte.

Daher erklärte der Geologische Dienst, dass noch unklar sei, ob es sich tatsächlich um die Eruption eines Schlammvulkans handelt. Der technische Direktor John Makario Londoño kündigte an, dass alle notwendigen Maßnahmen ergriffen würden, um vor Ort Nachforschungen anzustellen. Laut dem Bürgermeister von Turbo, Alejandro Abuchar, gab es zuvor Berichte über vulkanische Aktivitäten.

Londoño erklärte gegenüber der Presse, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass es sich um einen Ausbruch eines Schlammvulkans handelt, von denen es in diesem Gebiet mehrere gibt. Entsprechend häufig käme es zu Eruptionen. Er hob hervor, dass diese Schlammvulkane sich deutlich von magmatischen Vulkanen unterscheiden, die Lava und Magma freisetzen und weiträumige Auswirkungen haben können. Stattdessen sind die Ausbrüche von Schlammvulkanen meist klein und begrenzt. Die vermeintlichen Explosionen in kursierenden Videos seien wahrscheinlich auf entzündetes Methangas zurückzuführen.

Das Ereignis löste Panik unter den Landbewohnern an der Karibikküste aus und Hunderte Personen sollen geflohen sein. Todesopfer gab es keine, doch es wird von einigen leichtverletzten Personen berichtet. Ich vermute, dass sie sich auf der Flucht verletzten.

Ob es einen Zusammenhang mit dem starken Erdbeben Mw 6,8 in Kuba gibt, das sich am Sonntagabend manifestierte, ist spekulativ. Zwischen dem Epizentrum und der kolumbianischen Küste liegen gut 1200 Kilometer. Komplett auszuschließen ist es aber nicht, dass die Vibrationen des Bebens den Austritt des Methangases getriggert haben. Wie sich das Gas entzündet hat, bleibt vorerst unklar.

Update: Ein weiteres Video aus einer anderen Perspektive zeigt eine aufsprudelnde Schlammfontäne vor der Explosion. Die Schlammfontäne war mehrere Zehnermeter hoch. Leider verkackte die filmende Personen den Moment der Explosion durch Wackler. Trotzdem sind es recht spektakuläre Aufnahmen, die man nicht jeden Tag sieht und bestätigen dass es sich tatsächlich um eine Schlammvulkaneruption handelte.

Vesuv: Zunahme der Seismizität im Oktober

Steigerung der Erdbebentätigkeit am Vesuv – 186 Erschütterungen im Oktober

Der Vesuv schlummert in den letzten Jahren ein mediales Schattendasein, während sich die benachbarte Caldera Campi Flegrei im Rampenlicht sonnte, doch dieser Trend könnte sich bald ändern: betrachtet man die INGV-Shakemap zum Vesuv, dann erkennt man, dass es in den letzten Wochen täglich mehrere Erdbeben gab, die sich sogar nicht nur auf den Vulkan selbst konzentrierten, sondern auch über einen größeren Bereich streuten. Am 9. November begann ein kleiner Erdbebenschwarm, der bis gestern 20 Beben hervorbrachte. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,8 und manifestierte sich in einer Tiefe von 0,9 Kilometern unter der Südwestflanke des Vulkans.

Dem jüngst veröffentlichten Monatsbericht für den Oktober ist zu entnehmen, dass es im Oktober 186 Beben im Bereich des Vesuvs gab, was im Jahresverlauf einen Spitzenwert darstellt. Und auch das bisherige Jahr zeichnet sich durch eine deutlich höhere Erdbebenaktivität aus, als es in den letzten Jahren der Fall gewesen war. In 2024 wurden bereits 1036 Erschütterungen detektiert, während es in den Vorjahren unter 700 waren. Auch das Verteilungsmuster der Beben war ein anderes, denn die Beben beschränkten sich überwiegend auf den Kernbereich des Vesuvs, ohne großflächiger zu streuen.




Absenkung des Bodens am Fuß des Vesuvs gestoppt

Die meisten Beben konzentrierten sich auch in diesem Jahr auf den Zentralbereich des Vesuvs in Tiefen von weniger als 3 Kilometern. Die Vulkanologen vom INGV analysierten auch weitere geochemische und physikalische Daten und kommen zu dem Schluss, dass die Beben in diesem Jahr ebenfalls durch einen Kontraktionsprozess im Kernbereich des Vesuvs hervorgerufen werden und dass der langjährige Trend anhält. Dieser Trend besagt, dass es in der Schlotfüllung des Fördersystems aufgrund von Abkühlungsprozessen Schrumpfungen gibt, die die Beben auslösen und eine leichte Subsidenz des zentralen Vulkangebäudes bewirken.

Betrachtet man allerdings die Bodenhebungsdaten von Messinstrumenten am Fuß des Vulkans, dann sieht man, dass es hier keine Subsidenz mehr gibt und der mehrjährige Trend gebrochen wurde. Das, zusammen mit der Streuung der Beben, wirft die Frage auf, ob sich vielleicht in der Tiefe Magma akkumuliert, oder ob sich die Bodenhebung der Campi Flegrei bis hierin auswirkt und das Spannungsfeld verändert, so dass es zur Streuung der Erdbeben kommt. Eine weitere Ursache für die Streuung könnte eine gesteigerte Aktivität des Hydrothermalsystems sein, wobei mir neu wäre, dass der Vesuv über ein so großflächiges System verfügt. (Grafiken und Daten: INGV)

Lewotobi Laki-Laki eruptiert Lavastrom

Lavastrom fließt aus dem Krater des Vulkans Lewotobi Laki-Laki

Nachdem sich vor einer Woche die katastrophale Explosion am Lewotobi Laki-Laki ereignete, bei der mindestens 10 Menschen ums Leben kamen und zahlreiche Gebäude am Fuß des Vulkans zerstört wurden, scheint sich die Explosivität der Eruption reduziert zu haben und beschränkt sich nun darauf, Vulkanasche bis auf eine Höhe von 1500 m über dem Krater auszustoßen. Gestern wurden jedoch noch Eruptionen gemeldet, bei denen die Vulkanasche bis zu 2500 m über den Krater aufstieg. Gleichzeitig hat sich der effusive Anteil der Eruption verstärkt, und eine größere Menge Lava fließt aus dem Krater über die Vulkanflanke. Es sieht so aus, als würde der Lavastrom demselben Weg folgen, den die Lava bereits während der initialen Eruptionsphase im Januar genommen hat. Die Lavafront befindet sich aktuell etwa auf dem gleichen Niveau wie im Januar, hat jedoch das Potenzial, weiter hinabzufließen.

Die Seismizität ist deutlich zurückgegangen, und es werden kaum noch vulkanotektonische Erdbeben oder Tremorsignale aufgezeichnet. Es scheint, als wären die Aufstiegswege der Schmelze frei. Es könnte jedoch auch sein, dass aus der Tiefe keine Schmelze mehr aufsteigt und nur noch das Magma als Lava eruptiert wird, das sich bereits im oberen Fördersystem des Vulkans befindet. In diesem Fall würden die Eruptionen bald enden bzw. sich wieder auf das vorherige Niveau mit gelegentlichen Ascheeruptionen reduzieren.

Der Lewotobi gehört nicht unbedingt zu den am besten überwachten Vulkanen des indonesischen Archipels, was Prognosen zusätzlich erschwert. Daten zur Bodendeformation liegen nicht vor bzw. werden nicht veröffentlicht. Dies gilt paradoxerweise auch für Daten der Satelliten-Fernerkundung wie InSAR. Solche Daten wären sicher verfügbar, aber da die Betreiber der Satelliten wirtschaftliche Interessen verfolgen, sind sie kostenpflichtig – offenbar zu teuer für die indonesischen Behörden. Falls solche Daten bzw. Aufnahmen vorliegen, werden sie nicht veröffentlicht.

Erhöhte Seismizität am Iya und Lokon

Veröffentlicht werden seismische Daten, auch von anderen Vulkanen wie dem Iya auf Flores oder dem Lokon auf Sulawesi. Bei beiden Vulkanen ist die Seismizität seit einigen Tagen deutlich erhöht, und es werden täglich ca. 60 vulkanisch bedingte Erdbeben pro Vulkan registriert. Am Iya mischen sich bereits Tremorphasen unter die Erdbebensignale, was darauf hindeutet, dass magmatische Fluide in geringer Tiefe unter dem Krater aufsteigen. Beiden Vulkanen würde ich ein gesteigertes Eruptionsrisiko attestieren. Am Lokon wurde der Alarmstatus heute von „Gelb“ auf „Orange“ erhöht.

Indonesien: Erhöhte Erdbebenaktivität in der Bandasee

Zahlreiche Erdbeben in zwei indonesischen Meeresregionen: Banda- und Molukkensee

In zwei Meeresbecken Indonesiens gibt es momentan wieder besonders viele Erdbeben, die im Kontext von Vnet von besonderem Interesse sind, da es in diesen Regionen auch zahlreiche aktive Vulkane gibt. Die beiden Meeresregionen umfassen zum einen die Bandasee, in der das stärkste Erdbeben eine Magnitude von 5,1 erreichte, sowie die nördlich angrenzende Molukkensee zwischen Sulawesi und Halmahera. Dort hatte der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden eine Magnitude von 4,4 und trat im Süden von Halmahera auf. Diese Insel ist bekannt für ihre drei aktiven Vulkane: Gamalama, Ibu und Dukono. Während der Gamalama nur gelegentlich Ascheeruptionen erzeugt, sind die beiden letztgenannten Vulkane dauerhaft aktiv. In den letzten Jahren war oft zu beobachten, dass sich die Aktivität der Vulkane verstärkte, nachdem es Phasen erhöhter Erdbebenaktivität gegeben hatte.

In der Molukkensee gibt es ebenfalls Inselvulkane wie Karangetang, Ruang und Awu, die alle drei unruhig sind. Sie befinden sich zwischen Sulawesi und den Philippinen, wo es ebenfalls häufig zu Erdbeben kommt.

Die Erschütterungen in der Bandasee konzentrieren sich überwiegend auf die östliche Region nahe der großen Insel Papua Indonesia. In diesem Bereich gab es vier Erdbeben mit Magnituden im Fünferbereich, zumindest laut dem GFZ. Beim EMSC wird eines der Beben mit Mb 5,0 angezeigt, die anderen drei mit Magnituden im Viererbereich. Im Übergangsbereich zur Floressee im Westen der Bandasee liegt der aktive Vulkan Lewotobi Laki-Laki, der in den letzten Tagen für Schlagzeilen sorgte. Näher an den Erdbeben befindet sich der Lewotolok auf Lembata, und selbst am Tambora auf Sumbawa in der Floressee gab es gestern ein Beben mit einer Magnitude von Mb 3,3.

Die Erdbeben bedeuten nun nicht, dass gleich jeder der genannten Vulkane ausbrechen wird, doch es ist wahrscheinlich, dass der eine oder andere Feuerspeier, der momentan nicht eruptiert demnächst wieder Eruptionen zeigen könnte.

Übrigens, auf dem oben gezeigten Kartenausschnitt erkennt man am oberen Bildrand die anhaltenden Erdbeben am japanischen Bonin-Izu-Ogasawara-Archipel und am rechten Bildrand Beben in der Vanuatu-Samoa-Tonga-Region. Derzeit gibt es entlang des pazifischen Feuerrings generell viele Erdbeben.

Stromboli: starke Explosionen und Lahare

Starke Explosionen und hoher Tremor am Stromboli – Lahare durch Regenfälle

Am Stromboli, nördlich von Sizilien gelegen, ist die explosive Aktivität deutlich erhöht. Daten, die vom LGS zur Verfügung gestellt werden, zeigen, dass es aktuell zu ungewöhnlich starken strombolianischen Eruptionen kommt, die sich überwiegend im nordöstlichen Kratersektor abspielen. Die Explosionen erzeugen einen hohen akustischen Druck von bis zu 2,13 bar, was mehr als doppelt so hoch wie der Durchschnitt ist. Auch die Entgasungen sind überdurchschnittlich stark. Zudem kommt es zu Phasen mit Lavaspattering. Der Tremor bewegt sich seit dem 8. November überwiegend im roten Bereich. Leider scheint ein Teil der Messinstrumente bzw. der Telemetrie ausgefallen zu sein, da es keine Daten zur Häufigkeit der Eruptionen und zum Gasflux gibt. Doch im Großen und Ganzen sieht es so aus, als würde die Aktivität des Vulkans generell erhöht bleiben.

Wenig Erfreuliches gibt es aus den beiden Ortschaften an der Küste des Inselvulkans zu berichten. Weitere starke Regenfälle verursachten kleine Lahars, die insbesondere den Norden von Stromboli-Ort trafen und vornehmlich durch Gassen liefen, die abschüssig verlaufen. Die Gassen werden nicht nur von Schlamm und Geröll zugeschüttet, sondern auch erodiert, wobei es auch zur Beschädigung von Mauern kommt. Ein Grund für die Zunahme erosiver Prozesse ist in dem Vegetationsbrand vom Mai 2022 begründet, den eine Filmcrew bei Dreharbeiten auslöste. Ein weiteres Problem stellen die Ziegen dar, die sich in den letzten Jahren stark vermehrten und insbesondere die oberen Flanken des Vulkans kahlgefressen haben. Mir ist nicht klar, ob man sich vor Ort des Problems bewusst ist. Bis jetzt beschwerten sich Anwohner nur, dass die Ziegen die oberen Berghänge verlassen und nun auch in Gärten einfallen, um dort alles kahl zu fressen. Es sieht so aus, als müsse man den Ziegenbestand deutlich reduzieren, aber so wie ich die Lage einschätze, sieht sich wieder niemand dafür verantwortlich und will die Kosten dafür übernehmen. Natürlich liegt die Schuld auch bei den vermehrt auftretenden Starkregenereignissen infolge eines zu warmen Mittelmeeres.

Sturzfluten in Orten der Ätna-Region

Ähnlich sieht es in den Gemeinden am Fuße des Ätnas auf Sizilien aus: Mittlerweile löst praktisch jeder stärkere Regenfall Sturzfluten aus, die insbesondere durch Catania rauschen, aber auch andere Orte heimsuchen. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Kanalisationen nicht nur unterdimensioniert, sondern auch verstopft sind. Hinzu kommt, dass es auch in den Höhenlagen am Vulkan zu warm ist: Was früher als Schnee runterkam und erst nach und nach beim Schmelzen als Flüssigkeit freigesetzt wurde, rauscht nun gleich zu Tale.

Angesichts des Klimawandels muss man vermehrt mit Wetterextremen rechnen. Da es unwahrscheinlich ist, dass der Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts auch nur ansatzweise unter Kontrolle gebracht wird, wäre es ratsam, die Infrastruktur entsprechend anzupassen. Zudem wird immer deutlicher, dass frühere Klimamodelle die Realität nur unzureichend abbilden: Man ging davon aus, dass die Desertifikation im Mittelmeerraum voranschreiten und die Region zunehmend trockener werden würde, ohne zu berücksichtigen, dass sich Phasen der Dürre und Phasen mit übermäßigem Niederschlag abwechseln könnten.

Wie schwer es ist, dem Klimawandel zu begegnen, ohne dabei die Wirtschaft abzuwürgen und andere Probleme auszulösen, zeigt nichts so deutlich wie das Scheitern der deutschen Ampelregierung. Für einen echten gesellschaftlichen Wandel stehen bei weitem nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung, erst recht nicht bei angezogener Schuldenbremse und weiteren geopolitischen Herausforderungen und Bedrohungslagen durch alte und neue Feinde!

Kuba: Starkes Erdbeben Mw 6,8

Starkes Erdbeben Mw 6,8 unmittelbar vor der Südküste von Kuba – Schäden dokumentiert

Datum 10.11.24 | Zeit: 16:49:53 UTC | Koordinaten: 19.791 ; -76.944 | Tiefe: 17 km | Mw 6,8

Heute Abend ereignete sich unmittelbar vor der Südküste von Kuba ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8. Das Hypozentrum wurde in 17 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 42 km südlich des Ortes Bartolomé Masó. In dem Ort leben gut 53.000 Menschen. Die Daten stammen vom EMSC und könnten noch korrigiert werden.

Stärke und Lage des Bebens deuten darauf hin, dass es Schäden gegeben hat. Tatsächlich wurden in den sozialen Medien bereits erste Aufnahmen von moderaten Schäden veröffentlicht: Vor allem sind Fassadenteile und Dachziegel auf Straßen gestürzt, doch eine Aufnahme zeigt auch die trümmer eines Hauses. Die Aufnahme wurde bereits im Zusammenhang mit einem Vorbeben der Magnitude 5,9 geteilt, das sich gut eine Stunde vor dem Hauptbeben manifestierte. Ob das Haus durch das Beben einstürzte, oder bereits vorher abgerissen wurde bleibt unklar.

Aus dem verarmten und politisch weitestgehenden Kuba liegt dem EMSC nur eine Wahrnehmungsmeldung vor, während aus dem Nachbarstaat Jamaica mehrere Meldungen eingegangen sind. Sie verdeutlichen, dass das Beben auch in mehr als 200 Kilometern zum Epizentrum zu spüren war und teilweise als stark beschrieben wurde.

Kuba bildet eine Insel im Grenzbereich zwischen der Karibik und dem Golf von Mexiko, und liegt tektonisch betrachtet am Südrand der Nordamerikanischen Platte. Südlich von Kuba befindet sich die karibische Platte, und die Grenze zwischen beiden Erdkrustenplatten verläuft an einer Störungszone südlich von Kuba, genau dort, wo sich die beiden Erdbeben manifestierten. Bei der Störungszone handelt es sich um die Oriente-Fault-Zone. Bei ihr handelt es sich um eine sinistrale Transformstörung an der Haiti und Kuba aneinander vorbeieilten.

Kuba gehört zu den Großen Antillen und ist im Gegensatz zu den Kleinen Antillen vom Vulkanismus verschont geblieben. Ein Grund hierfür liegt in der Ausbildung der Plattengrenze als Transformstörung. Ohne Subduktion gibt es keine Schmelzen. Weiter östlich sieht das anders aus, denn dort befindet sich auf der gleichen kontinentalen Naht der Puerto-Rico-Graben, an dem es Subduktion gibt.