Griechenland: Erdbeben Mb 5,3 südlich von Thessaloníki

Griechische Halbinsel Chalkidiki von starken Erdbeben erschüttert – zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum 03.11.24 | Zeit: 17:03:53 UTC | Koordinaten: 40.150 ; 23.257 | Tiefe: 11 km | Mb 5,3

Heute Abend schreckte ein mittelstarkes bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,3 die Menschen auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki auf. Das Beben manifestierte sich um 17:03 Uhr UTC (19:03 Uhr Ortszeit) in einer Tiefe von etwa 11 Kilometern. Das Epizentrum lag rund 61 Kilometer südöstlich von Thessaloniki, der zweitgrößten Stadt Griechenlands mit einer Bevölkerung von etwa 354.000 Menschen, und etwa 11 Kilometer südlich von Néa Moudhaniá, einer kleineren Küstenstadt mit etwa 9.300 Einwohnern.

Die Daten sind noch frisch und könnte korrigiert werden. Beim GFZ wird die Magnitude mit M 5,0 angegeben und die Tiefe mit 10 Kilometern.

Das Beben war in einem Umkreis von mehreren hundert Kilometern zu spüren und könnte möglicherweise kleinere Schäden verursacht haben. Berichte über Verletzte oder größere Schäden liegen bisher nicht vor. Wahrnehmungsmeldungen gibt es sogar aus der Landeshauptstadt Athen, die etwa 250 Kilometer südlich des Epizentrums liegt.




Seismologen beobachten die Region weiterhin, da Nachbeben in den kommenden Stunden und Tagen nicht ausgeschlossen werden können. Die ersten Nachbeben wurden bereits detektiert. In Griechenland treffen mehreren tektonischen Platten aneinander, was die Region anfällig für Erdbeben macht.

Tektonisch betrachtet liegt Chalkidiki im Randbereich der auslaufenden Massive von Serbo-Mazedonien und Rhodope. Hier verlaufen einige signifikante Störungszonen parallel zu den Massiven in Richtung Nordwest-Südost. Das Erdbeben wird sich an einer dieser Störungen ereignet haben, die vor der Küste von Chalkidiki verläuft. Übergeordnet gehören diese Störungen zum Circum Rhodope Belt Thrust System.

Weiter nördlich bei Thessaloníki kann es auch zu durchaus stärkeren Erdbeben kommen. Das Erdbeben von Thessaloníki im Jahr 1978 war eine der schwersten Naturkatastrophen, die Griechenland in der jüngeren Geschichte erlebt hat. Es ereignete sich am 20. Juni 1978 mit einer Magnitude von 6,5 auf der Richterskala und verursachte in der Region Nordgriechenland, insbesondere in Thessaloníki, weitreichende Zerstörungen. Das Epizentrum lag nahe der Stadt, und das Beben war mit einer geringen Tiefe von nur etwa 15 Kilometern besonders intensiv. Damals kamen 49 Menschen ums Leben.

Island: Schwarmbeben am Herdubreid am 03.11.24

Erhöhte Erdebentätigkeit an mehreren Lokationen auf Island – Schwarmbeben am Herdubreid

An mehreren Orten in Island ist es heute zu einer erhöhten Erdbebentätigkeit gekommen. Landesweit wurden innerhalb von 48 Stunden 237 Erschütterungen registriert. Die Erdbeben häufen sich in den Regionen, in denen es bereits in den vergangenen Tagen seismische Aktivitäten gab. Besonders auffällig ist ein intensives Schwarmbeben südlich von Herdubreid, wo es etwa 60 Beben gab und weiterhin neue hinzukommen. Der stärkste Erdstoß hatte eine Magnitude von 2,8 und ein Hypozentrum in 6,5 Kilometern Tiefe. Über die Ursache des Schwarms kann nur spekuliert werden. Eine Magmaintrusion, die vom Magmenkörper unter der Askja ausgeht, ist nicht auszuschließen, da Herdubreid mit diesem Zentralvulkan gekoppelt ist. An der Askja wird Bodenhebung festgestellt, doch gestern begann das GPS-Signal, eine Senkung des Bodens zu registrieren. Dies könnte jedoch auch auf Messfehler zurückzuführen sein. Ebenso gut könnte Magma in Richtung Herdubreid abgeflossen sein. Auch unter der Askja selbst wurden einige Erdbeben verzeichnet.




Im Bereich des Vatnajökull manifestierten sich ebenfalls Erdbeben an den subglazialen Vulkanen Bardarbunga und Grimsvötn bzw. Grimsfjall. Dort wird ebenfalls eine Bodenhebung registriert, die sich im Oktober auf etwa 6 Zentimeter belief. Allerdings kann es insbesondere hier zu Messungenauigkeiten infolge witterungsbedingter und jahreszeitlicher Einflüsse kommen. Daher sollten wir die Einschätzungen der Vulkanologen des IMO abwarten, bevor über eine bevorstehende Eruption am Grimsfjall spekuliert wird. Insgesamt entfallen 114 der 237 Erschütterungen in Island auf die Region des Vatnajökull einschließlich Askja und Herdubreid.

Natürlich ereigneten sich auch zahlreiche Erdbeben in der Reykjanes-Region. Das stärkste Beben dort hatte eine Magnitude von 3,0 und trat in 8,3 Kilometern Tiefe auf. Das Epizentrum lag vor der Küste an der Südwestspitze der Halbinsel, genauer gesagt 5,8 Kilometer ostnordöstlich des Vogelfelsens Eldey. Im Bereich der Shakemap des Reykjanes-Rückens werden 68 Erschütterungen angezeigt. Möglicherweise hängt dies mit steigenden Spannungen im Untergrund zusammen, da sich der Boden bei Svartsengi weiterhin hebt.

Gestern ereignete sich zudem ein stärkeres Erdbeben am Reykjanes-Rücken: Es hatte eine Magnitude von 4,5 und ein Epizentrum 340 Kilometer südwestlich von Grindavík. Insgesamt gibt es entlang des Mittelatlantischen Rückens, der Island durchquert, erhebliche Spannungen, die ebenfalls seismische Aktivität auslösen können.

Iran: Erdbeben Mb 4,6 nahe Teheran

Mittelstarkes Erdbeben erschüttert iranische Hauptstadtregion – Anwohner aus dem Schlaf gerissen

Datum 03.11.24 | Zeit: 01:46:13 UTC | Koordinaten:  35.490 ; 52.570 | Tiefe: 33 km | Mb 4,6

Im Norden des Irans ereignete sich heute Nacht um 01:46:13 UTC (05:46:13 Uhr Lokalzeit) ein Erdbeben der Magnitude 4,6. Das Hypozentrum lag laut Angaben des EMSC in 33 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum befand sich 37 km nordnordöstlich von Īstgāh-e Rāh Āhan-e Garmsār bzw. ca. 100 Kilometer südöstlich von Teheran. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus der Hauptstadt vor, nach denen mehrere Personen vom Erdbeben aus dem Schlaf gerissen wurden.

Für die lokalen Medien scheint es von besonderer Bedeutung zu sein, dass der Erdstoß auch in der rund 150 Kilometer entfernten Pilgerstadt Ghom spürbar war und Menschen erschrocken auf den Erdstoß reagierten.

Berichte über größere Schäden oder Verletzte liegen derzeit nicht vor.

Wie so oft gibt es auch diesmal unterschiedliche Angaben zu den geophysikalischen Daten des Erdbebens, denn laut GFZ hatte der Erdstoß eine Magnitude von 4,7 und ein Hypozentrum, das in 10 Kilometern Tiefe fixiert wurde.

Im Iran treten immer wieder starke Erdbeben auf, da hier drei große tektonische Platten aufeinandertreffen: die Arabische, Indische und Eurasische Platte. Diese Plattenkollisionen wirken sich auch auf die benachbarten Länder aus. So starben bei einer schweren Erdbebenserie im Nachbarland Afghanistan im Herbst 2023 mehr als 1500 Menschen. Doch das aktuelle Erdbeben manifestierte sich nicht direkt an einer Störungszone, die mit den Plattengrenzen der Kontinente assoziiert ist, denn diese verlaufen im Süden und Osten des Landes. Vielmehr war eine Störung im Norden der Zentraliranischen Mikroplatte für das Beben verantwortlich. Auch das Nord-Teheran-Störungssystem könnte sich verantwortlich zeigen, denn einige Störungen beschreiben östlich der Stadt einen Boden bis in den Süden Teherans.

Nicht auszuschließen ist, dass einige Menschen bei den Erschütterungen des Erdbebens zunächst an neue israelische Bombardements dachten. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Konfliktparteien mäßigen, doch die menschliche Vernunft gewinnt ja selten.

Soufrière Hills: Warnung vor pyroklastischen Strömen

Vulkan Soufrière Hills zeigt schwache Aktivität – Gefahr pyroklastischer Ströme besteht

Der Soufrière Hills auf der Karibikinsel Montserrat ist weiterhin schwach aktiv und bleibt auf Warnstufe „1“. Obwohl seit längerer Zeit kein sichtbares Domwachstum mehr stattgefunden hat, ist die bestehende Lavadom-Kuppel so groß, dass Vulkanologen des MVO die Gefahr eines Kollapses sehen, der die gefürchteten pyroklastischen Ströme auslösen könnte. Offenbar ist der Lavadom im Inneren weiterhin heiß und enthält einen gasreichen Schmelzanteil, der Dichteströme generieren könnte. Ohne einen entsprechend hohen Gasanteil, der in der Schmelze gelöst ist, würden bei einem Kollaps des Doms jedoch keine pyroklastischen Ströme entstehen, sondern eher erdrutschartige Schuttlawinen.

Diese Warnung stammt aus dem aktuellen Wochenbericht des Montserrat Volcano Observatory. Darin wird berichtet, dass im Beobachtungszeitraum vom 25.10. bis 01.11.2024 eine geringe seismische Aktivität festgestellt wurde. Diese umfasste drei vulkanisch-tektonische Erdbeben, ein Hybridbeben und einen Steinschlag. Zudem emittierte der Lavadom täglich etwa 140 Tonnen Schwefeldioxid. Im Monatsdurchschnitt lagen die Werte höher, mit einer Emission von 245 Tonnen Schwefeldioxid und der Registrierung von 22 vulkanisch-tektonischen Erdbeben. Die Aktivität der letzten Woche wurde als unterdurchschnittlich eingestuft.

Darüber hinaus wird vor der Möglichkeit gewarnt, dass Sturzfluten oder Lahare im Belham Valley Wege beschädigen oder erheblich verändern könnten, was besondere Vorsicht beim Überqueren des Tals während und nach Regenfällen erfordert.

Zone V, einschließlich Plymouth, ist weiterhin für die Öffentlichkeit gesperrt. Die maritimen Zonen E und W dürfen tagsüber nur zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang durchquert werden, ohne dass Boote anhalten dürfen. Verstöße gegen diese Beschränkungen können strafrechtlich verfolgt werden.

Der Vulkan Soufrière Hills auf Montserrat zeigte seit 1995 wiederkehrende Ausbrüche und Phasen erhöhter Aktivität. Die heftigsten Eruptionen traten in den späten 1990er-Jahren auf und führten zur Zerstörung der Hauptstadt Plymouth sowie zur Evakuierung großer Teile der Insel. In den folgenden Jahrzehnten kam es zu weiteren Ausbrüchen und pyroklastischen Strömen, oft ausgelöst durch das Wachstum und den Kollaps des Lavadoms. Seit etwa 2010 hat die Aktivität abgenommen, bleibt aber überwacht, da jederzeit neue Eruptionen möglich sind.

Der Zugang zu den Ruinen von Plymouth ist nicht nur wegen der Gefahr von pyroklastischen Strömen gesperrt, sondern weil von den Ruinen eine massive Einsturzgefahr ausgeht. Die Häuser sind teilweise von Ablagerungen pyroklastischer Ströme bedeckt, die Dachkonstruktionen darunter verrottet, so das Wanderer in die verschütteten Häuser einbrechen könnten.

Übrigens wurde die Website des MVO überarbeitet. Die neue Version ist seit dem 1. November online. Das Bild stammt aus meinem Archiv.