Stromboli: Größere Explosion am 02.11.24

Größere Explosion vom Stromboli – Schuttlawine bis ins Meer

Am sizilianischen Inselvulkan Stromboli ereignete sich heute um 14:20 UTC (16:20 Ortszeit) eine explosive Eruption, die deutlich stärker als die alltäglichen Ausbrüche des Vulkans war. Laut einer Meldung vom Experimental Geophysics Laboratory der Uni Florenz (LGS, DST UNIFI) registrierte das Überwachungsnetzwerk ein ungewöhnlich starkes Explosionsereignis im nordöstlichen Kratersektor. Dieses Ereignis ging mit einem stärkeren seismischen Signal im VLP-Band einher. Kurz vor der Explosion manifestierte sich eine Bodenverformung von etwa 0,6 Mikroradiant, die vom OHO-Neigungsmesser aufgezeichnet wurde. Zusätzlich zeigte das Ereignis einen Infraschall- und Schalldruck von etwa 58 Pa.

Auf Livecambildern sieht man eine Aschewolke aufsteigen und einen kleinen Dichtestrom, der sich entlang der Sciara del Fuoco bewegte und dessen Front die Küste erreichte. Vermutlich wurde der Dichtestrom von einer Schuttlawine verursacht.

Die Werte und Beobachtungen deuten auf ein starkes Explosionsereignis hin. Nach dem Vorfall wurden jedoch keine signifikanten Veränderungen in der Explosionsaktivität oder in den überwachten Parametern festgestellt.

Aktuell erkennt man Lavaspattering aus dem Schlot, der dem Kraterrand des Nordostsektors am nächsten liegt. Im Dunklen ist es nur schwer abzuschätzen, aber es schaut so aus, als wäre der junge Hornito, der dort seit dem großen Ausbruch im Juli wieder zu wachsen begonnen hatte, wieder zerstört worden. Ein thermisches Signal deutet an, dass sich um den Schlot heißes Material angesammelt hat. Hierbei kann es sich um heiße Tephra der Explosion handeln oder um den Beginn eines neuen Lavaüberlaufs. Der Tremor ist mittelstark, zeigt aber einen Aufwärtstrend.

Messwerte von gestern zeigten einen hohen Kohlendioxid-Ausstoß von 2200 Tonnen am Tag, der Schwefeldioxid-Ausstoß war niedrig. Daten zur explosiven Aktivität lagen nicht vor. In den Tagen zuvor gab es bereits Explosionen mit einem überdurchschnittlich starken Schalldruck.

Alles in allem schaut es so aus, als würde sich wieder eine Phase lebhafter Aktivität am Stromboli aufbauen.

Kanlaon: Eruptionen gehen weiter

Kanlaon eruptiert Vulkanasche – und löste seit gestern 5 VONA-Warnungen aus

Der Vulkan Kanlaon liegt auf der philippinischen Insel Negros und ist so aktiv geworden, dass er seit gestern 5 VONA-Warnungen über Vulkanasche auslöste. Während bei den neuesten Meldungen die Höhe der Aschewolke nicht ermittelt werden konnte, weil Wolken die Sicht der Satelliten beeinträchtigten, wiesen frühere VONA-Meldungen Vulkanasche in 3000 m Höhe nach. Die Aschewolken drifteten mit dem Wind in Richtung Südwesten.

Laut dem Update von PHILVOLCS stieg eine Asche enthaltende, voluminöse Eruptionswolke gut 800 m über Kraterhöhe auf. Da der Kanlaon gut 2400 m hoch ist, erreichte die Asche eine Höhe von 3200 m über dem Meeresspiegel und stieg demnach zuletzt höher auf, als die ersten VONA-Meldungen nahelegten.

Vulkanasche hat übrigens nichts mit der Asche als Verbrennungsprodukt zu tun und wird in vielen Katastrophenfilmen zu Vulkanausbrüchen, in denen man Flocken zu Boden rieseln sieht, falsch dargestellt. Bei Vulkanasche handelt es sich im Prinzip um Sand aus zerkleinertem Vulkangestein, also um Sand aus Lava.

Die Vulkanologen stellten auch gestern eine erhöhte Seismizität fest: Das Netzwerk erfasste 31 schwache vulkanotektonische Erdbeben, die sich auf eine Region nordwestlich des Kraters konzentrierten. Der Schwefeldioxidausstoß war mit fast 7000 Tonnen am Tag deutlich erhöht. Das Vulkangebäude gilt als aufgebläht, da in den letzten Wochen Magma aufgestiegen war und sich in einem flach liegenden Speichersystem ansammelte.

Der Alarmstatus am Kanlaon steht weiterhin auf „2“. Es gilt eine Sperrzone mit 4 Kilometer-Radius um den Krater. Obwohl der Vulkan schon Ascheeruptionen erzeugt, warnt man weiterhin vor phreatischen Eruptionen. Nun, im Augenblick würde es dann eher zu phreatomagmatischen Eruptionen kommen, wenn sich Wasser in das Eruptionsgeschehen einmischt.

Hawaii: Schwarmbeben am Seamount Kama‘ehuakanaloa

Schwarmbeben erschüttert Kama‘ehuakanaloa Seamount vor Big Island Hawaii

Datum 02.11.24 | Zeit: 07:03:36 UTC | Koordinaten: 18.873 ; -155.219| Tiefe: 11 km | Mb 3,3

Der submarine Vulkan Kama‘ehuakanaloa (früher als Lō‘ihi Seamount bekannt) wird heute von einem Erdbebenschwarm erschüttert, der heute Nacht begann und bis zur Stunde anhält. Der Schwarm manifestiert sich unter der Südostflanke des Seamounts. Das EMSC registrierte bis jetzt mehr als ein Dutzend Erschütterungen mit Magnituden ab 2. Der stärkste Erdstoß brachte es auf M 3,3 und hatte ein Hypozentrum in 11 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag 46 km südöstlich von Pāhala, wo es in größerer Tiefe ebenfalls vermehrt bebte.

Die Beben am Seamount könnten mit dem Aufstieg magmatischer Fluide in Verbindung stehen. Die Tiefen der Erdbebenherde sprechen dafür, dass ein Magmenkörper von der Asthenosphäre aus aufsteigt und von unten gegen die Ozeankruste drückt. Zu einem Ausbruch scheint es indes noch nicht gekommen zu sein, dafür liegen die Hypozentren zu tief.

Im Jahr 1996 fand der bislang jüngste Ausbruch des submarinen Vulkans statt. Der Eruption voran ging eine seismische Krise mit mehr als 4000 Erdbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 4,9. Die Eruption brachte zwei unterseeische Lavaströme hervor und es kam zum Absacken des Kraterbereichs.

Kama‘ehuakanaloa ist der jüngste Vulkan der Hawaiian-Emperor-Kette. Der Vulkan ist ein faszinierendes Beispiel der Bildung einer neuen Vulkaninsel, denn hier steht der nächste hawaiianische Inselvulkan in den Startlöchern. Der Gipfel des Seamounts liegt 975 m unter dem Meeresspiegel. Seine Basis in mehr als 3000 m Tiefe. Seine Aktivität wird durch den Hawaiian-Hotspot angetrieben, einen Mantelplume, der Magma erzeugt. Während sich die pazifische tektonische Platte über diesen Hotspot bewegt, steigt das Magma durch den Meeresboden auf und bildet vulkanische Strukturen wie Kama‘ehuakanaloa.

Der Seamount wurde im Jahr 2021 von Lō‘ihi in Kama‘ehuakanaloa umbenannt und bedeutet soviel wie „das rötliche Kind des Kanaloa“. Bei Kanaloa handelt es sich um den hawaiianischen Gott des Meeres. Das „Rötlich“ bezieht sich auf die Farbe des Lavagesteins des Vulkans.

Popocatepetl mit Ascheeruptionen am 2. November

Popocatepetl stößt Vulkanasche bis auf 8200 m Höhe aus – intensiver Tremor registriert

Die Tätigkeit am Popocatepetl setzt sich auch heute auf deutlich erhöhtem Niveau fort. Das VAAC Washington gab eine VONA-Warnung heraus, nachdem Vulkanasche in 8200 m Höhe detektiert wurde. Es kam zu mehreren Eruptionen, die die Asche bei wenig Wind fast senkrecht aufsteigen ließen, wodurch die Aschewolken nur wenig verdriftet wurden. Das bedeutet aber auch, dass die Anwohner des Vulkans länger anhaltendem Ascheniederschlag ausgesetzt sind. Die Behörden empfehlen in solchen Fällen das Tragen von Staubschutzmasken.

CENAPRED berichtet, dass es innerhalb von 24 Stunden nur 5 Asche-Dampf-Exhalationen gab. Allerdings erkennt man auf den Livecamaufzeichnungen, dass diese Exhalationen eigentlich Eruptionen waren, die lange anhielten. Von langer Dauer war auch der Tremor, der über einen Zeitraum von 1400 Minuten aufgezeichnet wurde. Das entspricht mehr als 23 Stunden, also gab es praktisch den ganzen Tag lang vulkanisch bedingtes Bodenzittern, das durch Fluidbewegungen verursacht wurde. Anders als bei vulkanotektonischen Erdbeben erzeugt Tremor keinen Gesteinsbruch, der die Erdbebenwellen auslöst, sondern direkt die Fluidbewegungen, ähnlich wie kochendes Wasser in einem Topf Schwingungen bzw. Vibrationen auslöst. Es brodelt also wahrscheinlich viel Magma unter dem Popocatepetl und ein Ende der eruptiven Hochphase ist nicht in Sicht.

Der Alarmstatus blieb auf „Gelb Phase 2“ und eine Besteigung des Vulkans ist verboten. Um den Krater gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von 12 Kilometern. Soweit ich weiß, ist es einer der größten Sperrradien, die es aktuell an Vulkanen gibt. Noch größere Sperrzonen werden für gewöhnlich nur an Vulkanen verhängt, die Pyroklastische Strome fördern, was am Popocatepetl der Fall ist. Theoretisch könnten am Popocatepetl aber so starke Ascheeruptionen erzeugt werden, dass die Eruptionswolken kollabieren und daraus die gefürchteten Dichteströme hervorgehen könnten.