Campi Flegrei: Mehr als 20 Erdbeben

Erhöhte Seismizität in der Campi Flegrei – Mehr als 20 Beben innerhalb von 36 Stunden

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei ist weiterhin Schauplatz erhöhter seismischer Aktivität, die sich in den 36 Stunden steigerte. In diesem Zeitraum ereigneten sich mehr als 20 schwache Erschütterungen. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 1,9 und ein Hypozentrum in 2200 Metern Tiefe. Das Epizentrum befand sich unter dem Westrand der Solfatara. Die meisten anderen Beben waren deutlich schwächer, lagen aber auch größtenteils im Umfeld des bekannten Kraters, der laut einigen Autoren eigentlich ein Trockenmaar sei soll.

Ein Maar ist eigentlich ein spezieller Typ von Krater, der durch eine phreatomagmatische Explosion entsteht. Wenn aufsteigendes Magma auf Grundwasser trifft, kommt es zu einer heftigen Dampfexplosion, die eine breite, flache Senke in die Erde reißt. Das ausgestoßene Material lagert sich in einem Ringwall ab, während der Krater nicht in einem klassischen Vulkan abgesenkt ist. Zwar treffen einige dieser Kennzeichen auf die Solfatara zu, dennoch habe ich meine Probleme damit, sie als klassisches Maar anzusehen, da zwar der aktuelle Krater monogenetisch entstanden ist, aber an dieser Stelle bereits zuvor vulkanische Aktivität gab, die sich auch bis heute fortsetzt.

Beobachtungen in der letzten Woche

Die aktuellen Erdbeben stehen mit der Bradyseismos-Phase zusammen, die bereits 2005 begann und sich durch Erdbeben auszeichnet, die mit einer Bodenhebung im Zusammenhang stehen. In diesem Jahr hob sich der Boden bereits um 160 mm. Dem aktuellen Wochenbericht vom INGV ist zu entnehmen, dass die Hebegeschwindigkeit weiter bei 10 mm pro Monat liegt. Im Beobachtungszeitraum 14.10. – 20.10.24 wurden 18 Erdbeben detektiert. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,8. Die Gastemperatur der Fumarole von Pisciarelli lag bei 95 Grad und damit um einen Grad niedriger als in den letzten Wochen. Der Gasausstoß blieb hoch und folgt dem mehrjährigen Trend der Druckbeaufschlagung des Systems.

Island: Erhöhte Seismizität unter dem Vatnajökull

Vermehrte Erdbebenaktivität im Bereich vom Vatnajökull – Erdbeben auch in Nähe der Lakispalte

Auf Island gibt es aktuell nicht nur Erdbeben auf der Reykjanes-Halbinsel, wo sich der nächste Vulkanausbruch zusammenbraut, sondern auch im Bereich des größten Gletschers Europas, des Vatnajökull. In den letzten 48 Stunden wurden 33 Erdbeben registriert, vor allem unter den Vulkanen Bárðarbunga und Grímsfjall/Grímsvötn. Es gab aber auch einige Erschütterungen südwestlich der Eisbedeckung, die bereits dem Laki-System zugerechnet wurden, das sich rund 16 Kilometer vom Epizentrum in Form der bekannten Kraterreihe präsentiert. Dort kam es im Jahr 1783 zu einer der größten Spalteneruptionen in historischen Zeiten auf Island. Die meisten Erdbebenherde lagen in Tiefen zwischen 3 und 9 Kilometern und hatten geringe Magnituden. Das stärkste Beben erreichte eine Magnitude von 1,5. Drei der Beben wurden der Askja zugerechnet. Am Herðubreið blieb es diesmal still.




Am Grímsfjall wird aktuell eine rapide steigende Bodenhebung angezeigt, die Anfang Oktober begann und mittlerweile 20 mm beträgt. Allerdings kam es dort immer wieder zu vergleichbaren Hebungen, die sich nach einigen Tagen oder Wochen wieder auflösten. Daher ist bei der Interpretation der angezeigten Daten Vorsicht geboten, da auch andere Ursachen als eine Bodenanhebung dahinterstecken könnten. Bevor man sich also auf einen möglicherweise bevorstehenden Vulkanausbruch freut oder fürchtet (je nach Standpunkt des Betrachters), sollten die Interpretationen der Vulkanologen abgewartet werden.

Die Hebung im Svartsengi-Bereich auf der Reykjanes-Halbinsel hingegen wird eindeutig interpretiert: Seit dem Ende der letzten Eruption Anfang September hat sich der Boden dort um etwa 22 Zentimeter angehoben. Es sind weitere 10 Zentimeter nötig, um das Bodenhebungsniveau zu erreichen, das vor der letzten Eruption gemessen wurde. Obwohl es jederzeit ohne weitere Ankündigung zu einer Eruption kommen könnte, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Ausbruch ab dem Zeitpunkt, an dem das vorherige Bodenhebungsmaximum erreicht wird, deutlich. Ich denke, diesen Punkt erreichen wir Ende November/Anfang Dezember. Vermutlich dauert es dann noch einmal 3–4 Wochen, bis wir tatsächlich einen Ausbruch sehen werden, da bei den letzten Ausbrüchen das Bodenhebungsmaximum deutlich überschritten werden musste. Jeder folgende Ausbruch war dafür auch stärker als der vorherige.

Marapi eruptiert Asche am 26.10.24

Marapi auf Sumatra stößt Vulkanasche 800 m über Kraterhöhe aus

In Indonesien sind aktuell mehrere Vulkane aktiv. Sie bauen entweder an ihren Lavadomen oder erzeugen kleinere Ascheeruptionen. Einer dieser Vulkane ist der Marapi auf Sumatra. Er war jetzt mehrere Wochen vergleichsweise still, bevor er sich am 13. Oktober mit einer Ascheeruption zurückmeldete. Heute erzeugte er eine weitere, die Vulkanasche ca. 800 m über Kraterhöhe aufstiegen ließ. Die Eruption löste beim VAAC Darwin am 26. Oktober 2024 um 06:43 UTC eine automatisch generierte Meldung aus, nach der Vulkanasche in ca. 4000 m Höhe über dem Meeresspiegel detektiert wurde.

Aktuell ist die Vulkanasche aufgrund von Wolken nicht in den Satellitenbildern erkennbar. Die genaue Position der Aschewolke wurde mithilfe von Bodenbeobachtungen bestimmt. Demnach bewegt sie sich mit einer Geschwindigkeit von etwa 28 km/h ostwärts. Die Asche wird voraussichtlich für mindestens die nächsten 18 Stunden in einer Höhe von 4000 m verbleiben und weiterhin ostwärts ziehen. Die Luftfahrtbehörde hat die Gefahrenstufe auf Orange gesetzt, was auf mögliche Störungen im Luftverkehr hindeutet.

Die aktuelle Eruption ist stärker als jene, die bis Mitte September gemeldet wurden. Zu dieser Zeit steigen die Aschewolken gut 400 m über Kraterhöhe auf. Die Seismizität ist allerdings recht gering, so dass man kurzfristig zwar mit weiteren Ascheemissionen rechnen kann, ohne dass es Anzeichen für eine signifikante Aktivitätssteigerung gibt, die eine Gefahr für die Anwohner darstellen würde. Dennoch bleibt die Warnstufe „Orange“ bestehen und es gibt eine 6 Kilometer durchmessene Sperrzone um den Krater des Vulkans.

Als der Marapi Anfang 2023 erwachte, kam es zu stärkeren explosiven Eruptionen, die Vulkanasche gut 15 km aufsteigen ließen. Dabei wurden Wanderer in Kraternähe bei den Eruptionen überrascht und es kam zu Toten und Verletzten. Dieses Beispiel verdeutlicht, dass es an jedem als aktiv eingestuften Vulkan zu überraschenden Eruptionen kommen kann, die einen ohne Vorwarnung in Schwierigkeiten bringen können.

Popocatepetl eruptiert Vulkanasche 9000 m hoch

Popocatepetl befindet sich in eruptiver Hochphase – Vulkanasche verteilt sich großflächig

Die Eruptionen am mexikanischen Vulkan Popocatepetl haben sich weiter verstärkt, zumindest was die Höhe der aufsteigenden Aschewolken und deren Ausbreitung anbelangt; Der Vulkan nahe der mexikanischen Hauptstadt stößt vergleichsweise viel Vulkanasche aus, die in Richtung Nordosten driftet und sich bis weit über den Golf von Mexiko verteilt und fast bis zur US-amerikanischen Küste von Texas reicht. Dabei legt sie eine Strecke von gut 1000 Kilometern zurück, bis sich ihre Spur auch für die Sensoren der Satelliten verliert. Es wird nicht nur Vulkanasche gefördert, sondern auch rotglühende Tephra, die mehrere Hundert Meter über den Kraterrand aufsteigt und teilweise auf den Außenflanken des Kraters niedergeht. Vom Krater geht eine moderate Wärmestrahlung aus. MIROVA zeigt eine Leistung von 54 MW an.

Die Asche sorgt für Ascheniederschläge in zahlreichen Gemeinden unter der Aschewolke. Welche Gemeinden genau betroffen sind, wird in einem Communiqué der mexikanischen Katastrophenschutzbehörde wiedergegeben. Dort ist auch zu lesen, dass der Alarmstatus vorerst auf „Gelb Phase 2“ bleibt, da die Eruptionen die Bevölkerung noch nicht gefährden würden. Dennoch bleibt das Besteigungsverbot des Popocatepetl bestehen und es wird davor gewarnt, sich in Nähe der Entwässerungskanäle des Vulkans aufzuhalten und Flussläufe und Bachbette zu meiden, da hier insbesondere Lahars abgehen könnten.

CENAPRED berichtet von langanhaltenden Ascheemissionen, die nur von kurzen Pausen unterbrochen werden. Zudem wurden am Vortag 1005 Minuten Tremor aufgezeichnet und der Trend der letzten Tage setzt sich fort. Eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht, im Gegenteil, die Eruptionen könnten sich noch verstärken und so weit gehen, dass der Flugbetrieb am Internationalen Flughafen von Mexico City gestört wird. Hierzu muss nur der Wind auf Nordwesten umschwenken. Dann zeihen die Aschewolken über die Landeshauptstadt mit dem Flughafen und sorgen dort für Ascheregen, was zur temporären Sperrung des Flughafens führen würde. Wer in diese Richtung fliegt, sollte sich seelisch auf Verzögerungen vorbereiten und eine Staubschutzatemmaske im Gepäck haben.

Der 5462 m hohe Popocatepetl ist der mächtigste und aktivste Vulkan in Mexiko, der immer wieder für Schlagzeilen sorgt. Zuletzt kam es im Februar 2024 zu vergleichbaren Eruptionen, die den Flugverkehr beeinträchtigten. Das Geschehen lässt sich gut auf der AFAR-TV-Webcam verfolgen.