Fumarolentemeratur bei Pisciarelli gestiegen – Professor schlägt Bohrungen zur Druckentlastung vor
Der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei steht aktuell wieder verstärkt im Fokus der Berichterstattung, sowohl auf Vnet als auch in der Lokalpresse von Pozzuoli und Neapel. Grund dafür ist der Bradyseismus, der sich durch eine anhaltende Bodenhebung von 10 mm pro Monat bemerkbar macht, wie der jüngste INGV-Wochenbericht bestätigt. So hob sich der Boden in diesem Jahr bereits um 16 Zentimeter. Im Bericht für den Zeitraum 7. bis 13. Oktober wird zudem hervorgehoben, dass der Vulkan weiterhin vermehrt Kohlendioxid ausstößt, wobei die Werte fast die Höchststände von Ende 2022 erreichen. Auch die Temperatur der Fumarolen bei Pisciarelli ist um ein Grad auf 96 °C gestiegen. Die Erdbebenaktivität hat im Vergleich zur Vorwoche zugenommen: Es wurden 30 Erschütterungen verzeichnet, die stärkste davon mit einer Magnitude von 2,6. Zwar liegt die Erdbebentätigkeit noch deutlich unter den Höchstständen, doch wächst die Besorgnis über eine erneut zunehmende Aktivität.
Die Katastrophenschutzübung EXE FLEGREI 2024 wurde inzwischen abgeschlossen, und die Behörden werten zusammen mit dem Katastrophenschutz die gesammelten Erfahrungen aus. Im Vorfeld der Übung gab es Kritik vom Vulkanologen Dr. Mastrolorenzo, der anmerkte, dass die Ausgangsbedingungen der Simulation zu optimistisch seien und dass Vulkanausbrüche nicht so präzise vorhergesagt werden könnten, wie es in der Übung suggeriert wurde.
Ein weiterer Wissenschaftler, der die Übung beobachtete, erneuerte seinen Vorschlag, eine Serie von Bohrungen bis in 3 Kilometer Tiefe durchzuführen, ähnlich wie bei Geothermiekraftwerken. Robert J. Bodnar, Professor an der Geowissenschaftsabteilung des Virginia Polytechnic Institute, vertritt die Ansicht, dass solche Bohrungen das Hydrothermalsystem entlasten und dadurch die Bodenhebung sowie die Erdbebenaktivität verringert werden könnten. Dies setzt jedoch voraus, dass der Bradyseismus durch das Hydrothermalsystem und nicht durch aufsteigendes Magma verursacht wird. Neuere Studien zeigen, dass zumindest ein Teil des Bradyseismus durch Magmaakkumulation in 4-5 Kilometern Tiefe bedingt ist. Kritiker des Vorschlags warnen vor unvorhersehbaren Umweltauswirkungen für den Golf von Pozzuoli, da die geförderten Fluide giftige Stoffe enthalten könnten und die Entsorgung des Schlammwassers ungeklärt sei. Bodnar argumentiert hingegen, dass die Fluide auch wertvolle Rohstoffe wie Lithium enthalten könnten. Für die Umsetzung des Projekts seien mindestens 10 Bohrungen nötig, einige davon auch offshore. Diese Idee wurde bereits vor Jahren diskutiert und offenbar abgelehnt.