Island: Erdbeben im Norden und Südwesten

Erdbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone und bei Eldey – Unterschiedliche Magnituden-Angaben

Auf – oder besser vor – Island ging es heute heiß her: Zuerst ereigneten sich vormittags einige Erdbeben an der verlängerten Tjörnes-Fracture-Zone, etwa dort, wo das Risssystem nördlich von Island in den Kolbeinsey-Rücken übergeht. Zu den Magnituden des stärksten Bebens gibt es von den verschiedenen Erdbebendiensten unterschiedliche Angaben: Während das IMO die Magnitude mit M 3,2 angibt, beziffert das EMSC das Beben auf M 4,5. Zunächst wurde sogar M 5,2 gemeldet. Die Tiefe des Erdbebenherds soll bei 10 Kilometern gelegen haben. Das Epizentrum wurde 30 Kilometer nordöstlich der Felseninsel Kolbeinsey verortet.

Einen zweiten und weitaus stärkeren Erdbebenschwarm gab es am Spätnachmittag auf der gegenüberliegenden Seite von Island, genauer vor der Südwestküste am Reykjanes-Rücken. Die meisten Epizentren manifestierten sich süd-südwestlich einer weiteren Felsengruppe namens Eldeyjarboði, die sich in der Nähe der Insel Eldey befindet, die regelmäßig in den Erdbebenberichten auf Vnet auftaucht. In den letzten Monaten setzten dort Schwarmbeben gut einen Monat vor Beginn einer neuen Eruption ein. Es ist zwar wissenschaftlich nicht bewiesen, dass es einen Zusammenhang zwischen den Erdbeben bei Eldey und den Eruptionen an der Sundhnúkur-Kraterreihe gibt, aber das Muster ist auffällig. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das veränderte Spannungsfeld in der Svartsengi-Region infolge der starken Bodenhebung sich bis auf das benachbarte Reykjanes-System auswirkt, ähnlich wie es sich auf der anderen Seite bis nach Krýsuvík auswirken könnte. Es ist aber auch gut möglich, dass die Risssysteme nicht auf die Bodenhebung bei Svartsengi reagieren und dort eigenständige Prozesse für die Schwarmbeben verantwortlich sind.

Im Bereich von Reykjanes wurden in den letzten 48 Stunden 69 Beben festgestellt. Auf ganz Island waren es 168 Erschütterungen. Übrigens gab es auch wieder Erdbeben am Fagradalsfjall und bei Krýsuvík, allerdings entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe.

Sangay: Hohe Thermalstrahlung am 8. Oktober

Ecuadorianischer Vulkan Sangay emittierte hohe Thermalstrahlung – Vulkanasche in 6700 m Höhe

Vom Sangay in Ecuador ging heute Nacht eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 585 MW aus. Ansonsten hat man in den letzten Wochen eher zweistellige Werte registriert gehabt, die als mittelstark eingestuft wurden. Das VAAC Washington meldete Vulkanasche in 6700 m Höhe, die in Richtung Westen driftete. Nachdem es in den letzten Wochen ruhiger um den entlegenen Andenvulkan am Rand des Amazonasbeckens geworden war, könnte es sein, dass die Aktivität wieder etwas anzieht. Im letzten ausführlicheren Bericht des zuständigen Instituts IG heißt es, dass am 1. Oktober 63 Explosionssignale erfasst wurden. Ein signifikanter Rückgang gegenüber der eruptiven Hochphase vom Mai, als an einem Tag 930 Explosionssignale registriert wurden.

Gestern berichtete das IG von einer dünnen Aschefahne, die vom Sangay ausging und bis zu 1500 m über Kraterhöhe aufgestiegen war. Sie bewegte sich nach Westen in Richtung der Provinz Chimborazo und es wurde darauf hingewiesen, dass es in Ortschaften unter der Aschewolke zu leichtem Ascheregen kam. Es gab die Prognose, dass dieses Phänomen während der aktuellen Eruptionsperiode weiterhin anhält. Anwohnern der betroffenen Region wurde empfohlen, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen und Informationen aus offiziellen Quellen einzuholen.

Beim 5230 m hohen Sangay handelt es sich um einen der höchsten aktiven Vulkane der Welt. Er hat 2 Gipfelkrater und fördert basaltische bis andesitische Lava. In einem der Krater gibt es einen Lavadom. Von dem bis zum Frühsommer auch immer wieder ein Lavastrom abging, der sich auch für die Generierung pyroklastischer Ströme verantwortlich zeigte. Starke Regenfälle verwandelten abgelagerte Vulkanasche und Gesteinstrümmer in Schlammlawinen bzw. Lahare. Sie verstopften Flüsse am Fuß des Vulkans und änderten ihren Lauf.

Der Sangay liegt im gleichnamigen Nationalpark in der östlichen Kordillere der Anden. Der Nationalpark gehört wegen seiner einzigartigen Biodiversität zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Mauna Loa: Wenige Erdbeben aber dafür Bodenhebung

HVO-Monatsbericht zum Mauna Loa enthüllt wenige Erdbeben aber anhaltende Bodenhebung

Während der Kīlauea auf Hawaii oft in den Nachrichten bei Vnet vertreten ist, scheint es um den größten Vulkan der Erde, den Mauna Loa, ruhig zu sein. Doch der Eindruck täuscht: Zwar wurden im September nur 35 schwache Erdbeben registriert, aber das Magmenreservoir unter dem Vulkan füllt sich seit dem Ende des letzten Ausbruchs im Dezember kontinuierlich. Das geht aus dem aktuellen Monatsbericht des HVO hervor, der am 3. Oktober für den September veröffentlicht wurde. Betrachtet man den Graphen zur Bodenhebung für den Zeitraum der letzten fünf Jahre, zeigt sich sogar, dass die Kurve steiler verläuft als vor der letzten Eruption. Während es nach der vorletzten Eruption im Jahr 1984 lange Zeit keine nennenswerte Hebung gab, baute sich der Ausbruch von 2022 maßgeblich innerhalb von sieben Jahren auf. Jetzt scheint dieser Prozess wesentlich schneller zu verlaufen, und wenn die derzeitige Hebungsrate anhält, ergibt die Interpolation der Kurve, dass das Bodenhebungsniveau von vor dem letzten Ausbruch bis zum Frühsommer nächsten Jahres erreicht sein könnte. Spätestens dann steigt die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Eruption am Mauna Loa.

Mit einem kurzfristigen Ausbruch ist jedoch nicht zu rechnen: Neben der vergleichsweise geringen Seismizität sprechen auch andere Messwerte gegen eine unmittelbar bevorstehende Eruption. Messungen von Gasen und Temperaturen an einer Station in der Southwest Rift Zone des Vulkans zeigen, dass der durchschnittliche H₂S-Wert unter 10 ppm liegt, der SO₂-Wert unter der Nachweisgrenze bleibt und die Fumarolentemperaturen konstant bei 83 °C liegen. Im Vergleich zu den letzten Monaten gibt es keine Abweichungen. In den Wochen und Monaten vor einem Ausbruch wäre ein deutlicher Anstieg der Seismizität und des Gasausstoßes zu erwarten.

Eruptionen des Mauna Loa erzeugen in der Regel große, schnell fließende Lavaströme, die Gemeinden im Osten und Westen der Insel bedrohen können. Die Ausbrüche beginnen meist am Gipfel und breiten sich entweder in die nordöstliche oder südwestliche Riftzone oder zu radialen Schloten an der Nordflanke aus. Seit seinem ersten dokumentierten Ausbruch im Jahr 1843 hat der Vulkan 34 Eruptionen erlebt, wobei die Abstände zwischen ihnen von Monaten bis Jahrzehnten variierten. Der Alarmstatus des Mauna Loa steht auf „Grün“.

Rauchwolke am Kīlauea gesichtet

Am benachbarten Vulkan Kīlauea, dessen Alarmstatus auf „Gelb“ steht, gab es gestern kurzzeitig Alarmstimmung, als vom Napau-Krater aus Rauch aufstieg. Dort war es im letzten Monat zu einer Eruption gekommen. Es konnte jedoch schnell Entwarnung gegeben werden, da es sich nicht um eine Eruptionswolke, sondern um Rauch von einem kleinen Waldbrand handelte. Nach einer kurzen Ruhephase nimmt die Bodenhebung wieder zu, und täglich werden 50 bis 60 schwache Erdbeben verzeichnet.

USA: Kategorie-5-Hurrikan hält auf Florida zu

Hurrikan Milton entwickelte sich zu einem Wirbelsturm der höchsten Kategorie – Verheerende Naturkatastrophe droht

Innerhalb von 24 Stunden entwickelte sich das Tiefdruckgebiet „Milton“ von einem tropischen Sturm zu einem Hurrikan der höchsten Kategorie 5 auf der Saffir-Simpson-Hurrikan-Windskala. Dies bedeutet, dass im Inneren Windgeschwindigkeiten von mindestens 252 km/h gemessen werden. Während gestern Abend Windgeschwindigkeiten von bis zu 260 km/h registriert wurden, berichteten heute Morgen einige Medien sogar von Böen, die 290 km/h erreichten. Besonders schockierend ist die rasante Entwicklung des Wirbelsturms: Innerhalb von 10 Stunden fiel der Luftdruck um 50 Millibar. Bei einem US-amerikanischen Blizzard (Wintersturm) würde man von einer Bombogenese sprechen.

„Milton“ bildete sich über dem Golf von Mexiko nahe der Yucatan-Halbinsel und bewegt sich nun auf den US-Bundesstaat Florida zu. Vermutlich wird „Milton“ der Spur der Verwüstung folgen, die erst vor zwei Wochen durch „Helene“ verursacht wurde. Das Tragische an der Situation ist, dass „Milton“ nicht nur starke Winde mit sich bringt, sondern auch erneut riesige Wassermassen, die schwere Überschwemmungen auslösen könnten. Zudem ist der Wolkenwirbel von „Milton“ extrem groß, was stundenlange Regenfälle zur Folge haben könnte.

An den Küsten Floridas wird vor einer massiven Sturmflut gewarnt. Gouverneur Ron DeSantis hat in 51 Bezirken den Ausnahmezustand ausgerufen, damit auch das Militär für Hilfsmaßnahmen eingesetzt werden kann. Mehrere Millionen Menschen wurden zur Evakuierung aufgefordert, was möglicherweise zu den größten Evakuierungen seit Hurrikan „Irma“ im Jahr 2017 führen könnte.

Ein Grund für die Häufung starker Hurrikane und die schnelle Entwicklung von „Milton“ ist das extrem warme Wasser im Golf von Mexiko, dessen Temperatur bei über 30 Grad Celsius liegt und den Stürmen reichlich Energie liefert.

Die Erde erlebt derzeit eine Reihe von beispiellosen Extremwetterereignissen. Über alle kann ich gar nicht berichten. Die Überschwemmungen in Thailand, bei denen Elefanten ertranken, habe ich bisher ebenso wenig thematisiert wie die Hochwasser und Erdrutsche in Bosnien und Herzegowina, bei denen mindestens 16 Menschen starben.

Ein Grund für die deutliche Zunahme an extremen Wetterereignissen, die Naturkatastrophen auslösen, ist der Klimawandel. Gestern wurde mitgeteilt, dass der Sommer 2024 global betrachtet der heißeste Sommer seit Beginn der Klimaaufzeichnungen war, auch wenn das in Deutschland nicht unbedingt spürbar war.