Campi Flegrei: 26 Erdbeben seit dem 5. Oktober

Weitere Erdbeben unter der Caldera Campi Flegrei – 26 Erdbeben in 3 Tagen

Die Erdbebenaktivität zog heute weiter an und bis um 17:30 Uhr ereigneten sich 14 Erschütterungen. Genau so viele wie in der gesamten letzten Woche detektiert wurden. Seitdem am 5. Oktober die Seismizität wieder anzog, wurden 26 Erschütterungen festgestellt. Viele der Beben konzentrieren sich in einem Bereich nordwestlich der Solfatara. Das stärkste Beben heute brachte es auf eine Magnitude von 1,7 und hatte ein Hypozentrum in 2,6 Kilometer Tiefe, ähnlich dem Beben M 2,4 von gestern. Diese Beben entstehen wahrscheinlich durch Gesteinsbruch, während die flacher liegenden Beben mit Magnitude im Bereich der Mikroseismizität aller Wahrscheinlichkeit nach durch Fluidbewegungen verursacht werden und damit ähnlich wie Tremor entstehen.

Auch wenn die Erdbebentätigkeit langsam wieder zunimmt, sind wir noch ein Stück von der intensiven Seismizität entfernt, die wir während Hochphasen beobachten konnten. Grund zur Panik besteht nicht.

Bericht für den September veröffenrtlicht

Heute wurde auch der neue Bericht vom INGV für den September veröffentlicht. Im Monatsverlauf ereigneten sich 149 Erdbeben geringer Magnituden. Es gab keine signifikanten Änderungen im Verhalten des Vulkans: der langjährigen Trend zur Druckbeaufschlagung des Systems setzte sich fort. Der Kohlendioxid-Ausstoß blieb hoch und lag durchschnittlich bei 5000 Tonnen am Tag, was dem Ausstoß aktiver Vulkane entspricht. Es gab einige  Schwankungen in der Fumarolentemperatur bei Pisciarelli, die von starken Niederschlägen herrührten. Zuletzt stabilisierte sich die Temperatur wieder bei 95 Grad. Die Gastemperatur wird in 5 m Entfernung zur Fumarole gemessen.

Die Bodenhebung setzt sich wie gehabt mit einer Geschwindigkeit von 10 mm pro Monat fort. Schaut man sich die Rohdaten zur Messung an der Station RITE genauer an, erkennt man, dass es in der letzten Septemberwoche eine leichte Versteilung des Grafen zu geben scheint. Möglich, dass die Hebung wieder leicht anzieht. Wenn in 2 Wochen die korrigierten Daten kommen, wissen wir mehr. In diesem Jahr hob sich der Boden bereits um 15,5 Zentimeter. Seit November 2005 wurden etwa 133,5 cm Bodenhebung registriert.

Betrachtet man das Verhalten des Vulkans, so stellt man fest, dass es immer wieder zu Schüben mit beschleunigter Bodenhebung kam, die sich natürlich auch in einer signifikant gesteigerten Erdbebentätigkeit widerspiegeln. Die Pausenintervalle wurden immer kürzer und die Erdbeben in den Hochphasen stärker. Sollte sich dieses Muster fortsetzen, dann steuern wir bereits langsam wieder auf eine der Phasen mit erhöhter Aktivität zu.

Kreta: Erdbeben Mb 4,8 vor der Südostküste

Griechische Ferieninsel Kreta wurde von Erdbeben Mb 4,8 durchgerüttelt – Zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen

Datum 07.10.24 | Zeit: 05:54:58 UTC | 34.819 ; 26.262 | Tiefe: 6 km | Mb 4,8

Heute Morgen wurde die griechische Ferieninsel Kreta von einem mittelstarken Erdbeben der Magnitude 4,8 erschüttert. Das Beben trat um 08:54:58 Uhr Lokalzeit auf und wurde vor allem von den Bewohnern im Osten der Insel deutlich wahrgenommen. Dem EMSC liegen entsprechende Meldungen vor, nach denen ein starker Ruck zu spüren war, der von grollenden Geräuschen begleitet wurde. Das Beben konnte in einem Umkreis von 250 Kilometern gespürt werden und sorgte auch im 116 Kilometer entfernten Heraklion für Aufregung. Bislang gibt es keine Meldungen über Schäden, obwohl Erdbeben dieser Stärke bereits kleinere Schäden an der Infrastruktur verursachen können.

Dass der Erdstoß in so großer Entfernung spürbar war, ist auch auf den flach gelegenen Erdbebenherd zurückzuführen, der in nur 6 Kilometern Tiefe lokalisiert wurde. Das Epizentrum lag vor der Südostküste, genauer 46 km süd-südöstlich von Sitia.

Erdbeben vor der Küste Kretas hängen im Allgemeinen mit der Subduktion der afrikanischen Erdkrustenplatte unter die eurasische Platte entlang des Hellenischen Grabens zusammen. Östlich von Kreta geht der Hellenische Graben in den Strabo-Graben über, der in der Nähe der türkischen Küste von einigen Autoren als Transformstörung interpretiert wird. Genau genommen stoßen jedoch nicht direkt die afrikanische und die eurasische Platte aufeinander, da sich dazwischen noch die Ägäische Platte befindet, die praktisch als Puffer wirkt.

Durch diese Subduktion entstehen starke Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen. Die Region um Kreta, einschließlich der Ägäis, ist daher seismisch sehr aktiv, und es treten häufig Erdbeben auf.

Das Erdbeben mit einer Magnitude von 4,8 war jedoch nicht das einzige in den letzten Stunden südlich von Kreta. Es wurden auch drei schwächere Beben registriert, die 20 Kilometer südlich von Moíres lokalisiert wurden.

Äthiopien: Erdbeben Mw 5,3 nahe Vulkan

Ein weiteres mittelstarkes Erdbeben rockt äthiopisches Vulkangebiet Fentale

Datum 06.10.24 | Zeit: 17:10:04 UTC | 9.207 ; 40.317 | Tiefe: 12 km | Mw  5,3

Die Region um Awash wurde gestern erneut von einem Erdbeben der Magnitude 5,3 erschüttert. Dieser Wert stammt vom GFZ. Das EMSC kommt auf eine Magnitude von 4,9. Die Tiefe des Hypozentrums wurde in 12 Kilometern Tiefe verortet. Das Epizentrum befand sich 30 km nord-nordöstlich von Āwash und gut 150 Kilometer von der Hauptstadt Addis Abeba entfernt, wo der Erdstoß deutlich gespürt werden konnte, wie einer meiner Kontakte auf FB berichtete.

Seit dem 27. September hat es in der Gegend 4 weitere Erdbeben mit Magnituden im Viererbereich gegeben. In den sozialen Medien gibt es einen Bericht über einen intensiven Erdbebenschwarm und die Bildung von Bodenrissen in der Nähe des Vulkans Fentale, über die ich bereits Ende des Monats schrieb. Neue Erkenntnisse liegen mir nicht vor, aber offenbar hält die Erdbebenserie messbarer Beben weiter an. Die Quelle hinter den Beben bleibt unklar. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um tektonische Erdbeben an der Südspitze des Afar-Dreiecks, wo sich das Ostafrikanische Riftvalley zur Danakil-Depression erweitert. Entlang der divergenten Störung kann es jederzeit zu Erdbeben kommen, allerdings ist auch Magmenaufstieg eine mögliche Ursache für Erdbeben in der Region. Da eine systematische Überwachung fehlt, wird man wohl erst nach dem Einsetzen einer Eruption wissen, ob hinter den Erdbeben ein Magmenaufstieg steht. Es sei denn, es tauchen InSAR-Aufnahmen der Gegend auf, mit deren Hilfe man einer evtl. Bodenhebung auf die Spur kommen könnte.

In der Danakil-Depression und in relativer Nähe zum Epizentrum liegt der Schildvulkan Erta Alé, der in diesem Jahr häufiger für Schlagzeilen sorgte, weil in seiner Caldera Hornitos aktiv waren und Lavaströme generiert wurden. Auf einem aktuellen Sentinelfoto erkennt man aber nur zwei kleine thermische Signaturen, die wahrscheinlich von heißen Gasen verursacht werden, die den Hornitos entströmen. Offenbar triggerten die Erdbeben keine Eruption, sondern sie könnten sie sogar abgeschwächt haben.

Island: Erdbeben Mb 4,5 unter Bardarbunga

Isländischer Calderavulkan von stärkerem Erdbeben erschüttert – Kein Tremor registriert

Datum 06.10.24 | Zeit: 17:56:24 UTC | 64.671 ; -17.461  | Tiefe: 1,8 km | Mb 4,5

Unter dem subglazialen Calderavulkan Bardarbunga gab es gestern Abend weitere Erdbeben. Ersten Meldungen zufolge hatte der stärkste Erdstoß eine Magnitude von 5,0, doch dann begann eine Korrekturorgie, bei der das Beben zunächst auf M 3,9 herabgestuft wurde, um dann auf M 4,7 wieder hochgestuft zu werden. Eine letzte Korrektur kam dann zu dem Schluss, dass es eine Magnitude von 4,5 hatte und einen Erdbebenherd in 1,8 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 4,7 Kilometer nordöstlich des Calderamittelpunktes bestimmt.

Durch die häufigen Korrekturen zeigen einige Erdbebendienste noch andere Werte an. Der letzte Wert, den ich hier weitergebe, stammt vom zuständigen Observatorium IMO. Damit war es in diesem Jahr das drittstärkste Beben am Bardarbunga. Ein großer Schwarm blieb aus, dennoch gab es einige schwächere Nachbeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,7.

In den letzten Tagen gab es eine Serie von Erdbeben mit Magnituden über 3 unter den gletscherbedeckten Calderavulkan. Forscher gehen davon aus, dass die gesteigerte Erdbebenaktivität mit Magmenakkumulation unter dem Vulkan zusammenhängen könnte. Tatsächlich messen einige GPS-Stationen am Rand des Gletschers und westlich der Caldera eine Bodenhebung von 5 Zentimetern seit Mai dieses Jahres. Die Bodenhebung beschleunigte sich in diesem Zeitraum etwas, und auch zuvor gab es eine langsame Inflation. Schaut man sich die GPS-Verlaufskurven genauer an, erkennt man einen kleinen Rücksetzer in den letzten Tagen und es gibt Meldungen, dass sich im Eis über der Caldera zwei Absenkungen gebildet haben bzw. größer geworden sind, als sie zuvor waren. Solche Depressionen auf dem Eis entstehen häufig infolge einer gesteigerten geothermischen Aktivität unter dem Eis, welche selbiges schmelzen lässt. Meistens sind es heiße Gase, die aus subglazialen Fumarolen austreten, gelegentlich aber auch ein kleiner effusiver Vulkanausbruch, der das Eis schmilzt. Da kein Tremor registriert wurde, ist eine Eruption aber unwahrscheinlich.