Shiveluch: Ascheeruption aus dem alten Dom

Shiveluch eruptiert größere Mengen Vulkanasche aus dem Dom im alten Teil des Vulkans

Der Shiveluch auf Kamtschatka ist weiterhin aktiv und stößt größere Mengen Vulkanasche aus. Laut einer VONA-Meldung vom VAAC Tokio erreicht sie eine Höhe von 5800 m über dem Meeresspiegel und driftet nach Osten. Auf einem Foto von gestern sieht man eine dichte Aschewolke, die vom starken Sturm runtergedrückt wird und flach über den Vulkan hinwegzieht. Die Aschewolke ist sehr gut entwickelt und deutet auf starke Tätigkeit hin. Zu erkennen ist auch, dass sich nicht vom Lavadom im Jungen Shiveluch ausgeht, sondern von dem Dom im alten Teil des Shiveluch. Dieser ist erst nach der großen Eruption im April letzten Jahres wieder aktiv geworden, bzw. am Rand des alten Doms Karan begann ein neuer Dom zu wachsen, der zunächst Karan-1 genannt wurde. Zu Ehren des 300-jährigen Bestehens der Russischen Akademie der Wissenschaft wurde der Karan-1 vor Kurzem umbenannt und trägt nun den etwas sperrigen Namen „300 years of RAS“.  In einem früheren Bericht hatte ich geschrieben gehabt, dass der Dom im Jungen Shiveluch umbenannt wurde, was offensichtlich nicht stimmte.

Das Team von KVERT hat sich zwar noch nicht zu der Eruption heute geäußert, bestätigte aber inzwischen den Ausbruch vom 1. September. Die Forschergruppe schreibt, dass sich das Wachstum beider Lavadom fortsetzt. Am 1. September um 11:15 UTC ereigneten sich gleichzeitig kräftige explosive Ausbrüche sowohl des Lavadoms „300 Jahre RAS“ als wahrscheinlich auch des Lavadoms Jung-Shiveluch: Dabei wurden Aschewolken bis zu 8 km über dem Meeresspiegel in die Atmosphäre geschleudert. Der explosive Ausbruch hielt bis zum 2. September an, wobei Explosionen Asche in Höhen von 3,5 bis 4,5 km über dem Meeresspiegel ausstießen. Satellitendaten von KVERT zeigten am 1. und 2. September eine Aschewolke, die sich bis zu 1.045 km nordöstlich vom Vulkan erstreckte, sowie thermische Anomalien über beiden Lavadomen. MIROVA detektiert eine Wärmestrahlung von bis zu 300 MW.

Heute brach nicht nur der Shiveluch aus, sondern auch der Karymsky. Von diesem Vulkan ging eine Aschewolke aus, die bis auf eine Höhe von 2700 m aufstieg und in östlicher Richtung verfrachtet wurde.

Popocatepetl erzeugte Aschewolken am 3. September

Popocatepetl ließ Vulkanasche bis auf 6400 m Höhe aufsteigen – Aktivität steigert sich

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl hat diesen Sommer nicht durch eine gute Performance überzeugen können und war überwiegend schwach aktiv. Während es im Frühjahr noch mehrere VONA-Warnungen pro Tag gab, sind es inzwischen deutlich weniger geworden. Doch das könnte sich jetzt wieder langsam ändern, denn es gibt erste Anzeichen für eine Belebung der Aktivität. So gab es heute eine explosive Eruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6400 m aufsteigen ließ und die Vulkanasche in Richtung Westen verteilte. Es blieb aber nicht nur bei der Eruption von Vulkanasche, denn es wurde auch glühende Tephra ausgeworfen, die auf der Außenflanke des Gipfelbereichs landete.

CENAPRED berichtete gestern von einem leichten Anstieg des Tremors. Insgesamt hielt er 123 Minuten an und war von geringer Amplitude und trat in mehreren Phasen auf. Bei 69 Minuten handelte es sich um harmonischen Tremor, der anzeigt, dass magmatische Fluide aufsteigen. Am Vortag betrug die Dauer des Tremors 62 Minuten. Der harmonische Anteil hielt 20 Minuten an.

Es wurden 25 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet. Deren Wert dürfte heute um einiges höher liegen.

Auf Livecamaufnahmen sieht man nachts rot illuminierte Dampfwolken aufsteigen. Der Lichtschein stammt von glühender Lava, die sehr wahrscheinlich im Förderschlot steht. Es ist aber auch nicht ausgeschlossen, dass wieder ein Lavadom anfängt zu wachsen. Gewissheit hierüber kann letztendlich nur ein Observierungsflug liefern.

Der Alarmstatus steht unverändert auf „Gelb Phase 2“. Es gibt eine Sperrzone mit einem Radius von 12 Kilometern um den Krater, und eine Besteigung des Vulkans ist verboten. CENAPRED warnt ausdrücklich vor der Gefahr, in Kraternähe von Lavabomben getroffen zu werden. Auch aus Schluchten und Flussläufen am Fuß des Vulkans soll man sich raushalten, da hier im Falle von Regenfällen Schuttlawinen und Lahars abgehen könnten.

Deutschland: 32 bestätigte Tornados in 2024

Bis Anfang September gab es 32 Tornados in Deutschland – Einige richteten große Schäden an

Deutschland hat im Jahr 2024 bisher 32 bestätigte Tornados erlebt, was auf ein eher durchschnittliches Jahr für diese extremen Wetterereignisse hindeutet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt an, dass der Mittelwert der vergangenen Jahre bei etwa 45 Tornados liegt, wobei die Spannweite zwischen 20 und 60 pro Jahr liegt. Es ist jedoch möglich, dass die endgültige Zahl für dieses Jahr noch höher ausfällt, da noch einige Verdachtsfälle ausstehen, die untersucht werden müssen. Diese Überprüfung erfolgt in der Regel im Frühjahr des Folgejahres, wenn die Tornado-Arbeitsgruppe Deutschland die Verdachtsfälle genauer analysiert.

Der zerstörerischste Tornado, der 2024 in Deutschland auftrat, traf am 29. Mai die Stadt Hagen. Hier wurde eine Kirchturmspitze abgerissen und auf die Straße geschleudert. Auch andere Gebäude und Fahrzeuge wurden beschädigt. Zuerst herrschte Unsicherheit, ob es tatsächlich ein Tornado war oder ob es sich um ein Microburst gehandelt hatte. Inzwischen wurde der Tornadoverdacht bestätigt.

Die Experten betonen, dass die Zahl der Tornados in Deutschland von Jahr zu Jahr stark schwankt und von den jeweiligen Wetterbedingungen abhängt. Es ist schwierig, einen klaren Trend zu erkennen, ob die Tornadohäufigkeit zunimmt oder abnimmt oder einfach gleich b0elibt. Dies liegt daran, dass die Zusammenhänge, die zur Entstehung von Tornados führen, äußerst komplex sind. Auch wenn Deutschland im Zuge des Klimawandels häufiger Extremwetterereignisse erlebt, lässt sich aus einer Temperaturzunahme nicht direkt auf eine Zunahme der Tornadofälle schließen. Die Analyse von Tornados erfordert oft eine Vorort-Untersuchung der Schadensmuster, um mit Sicherheit festzustellen, ob es sich tatsächlich um einen Tornado gehandelt hat oder um andere Wetterphänomene wie Fallwinde.

Dieser komplexe und unvorhersehbare Charakter der Tornadohäufigkeit macht es schwierig, langfristige Prognosen zu treffen. Während Tornados in Deutschland eher selten und meist weniger stark als in anderen Teilen der Welt sind, bleiben sie ein ernstzunehmendes Wetterphänomen, das weiterhin genau beobachtet wird.

Obwohl Tornados in Deutschland also doch eher ein Randphänomen darstellen, kann es nicht schaden. Wenn man weiß, wie man sich richtig verhält, sollte man einmal in einen Tornado geraten. Das muss ja nicht in Deutschland sein, sondern könnte ja auch im Urlaub passieren. Hält man sich im Freien auf und der Tornado ist noch ein gutes Stück entfernt, sollte man sein Heil in der Flucht suchen oder in stabile Steingebäude flüchten. Am besten findet man in Kellerräumen Schutz. Dachgeschosse sind zu meiden. Wer keinen Keller hat, der sollte sich im Kern des Gebäudes fernab von Fenstern aufhalten. Fensterlose Flure und Badewannen scheinen die besten Schutzmöglichkeiten zu bieten. Autos bieten hingegen wenig Schutz, denn sie könnten von einem Tornado umhergewirbelt werden.

Satsuma-Iojima und die Kikai-Caldera

Der japanische Inselvulkan Satsuma-Iojima erzeugte gestern eine Aschewolke, die gut 1000 m hoch aufstieg. Es war die erste Eruption des Vulkans seit 2020. Hier eine Vulkanbeschreibung:

Satsuma-Iojima ist ein 3 x 6 Kilometer großer Inselvulkan im Ostchinesischen Meer, der zum Ryukyu-Archipel im äußersten Süden Japans gehört. Der Vulkan ist auch unter den Schreibweisen Satsuma-Iō-jima oder einfach Iō-jima bekannt. Es besteht jedoch Verwechslungsgefahr mit Iwojima, einer Insel, die im Zweiten Weltkrieg heftig umkämpft war und viel weiter vom japanischen Kernland entfernt liegt.

Zusammen mit einigen anderen vulkanischen Inseln bildet Satsuma-Iojima die Inselgruppe der Ōsumi-Inseln. Diese Inseln werden von der Präfektur Kagoshima verwaltet, zu der unter anderem auch der bekanntere Vulkan Sakurajima gehört.

Satsuma-Iojima: Vulkaninsel am Rand der submarinen Kikai-Caldera

Die Insel Iō-jima ist dünn besiedelt, und die Bevölkerung lebt größtenteils in Küstennähe. Der Vulkan stellt eine ständige Bedrohung für die Bewohner dar. Satsuma-Iojima hat eine lange Eruptionsgeschichte, die sich über mehrere Jahrtausende erstreckt. Die vulkanische Aktivität auf der Insel hat dazu geführt, dass diese Region als eine der gefährlichsten Vulkanzonen Japans gilt. Dabei bildet der Satsuma-Iojima nur die höchste Erhebung am Rand der viel größeren Kikai-Caldera. Dieser große vulkanische Einsturzkessel, der einen Durchmesser von 19 Kilometern aufweist, birgt ein erhebliches Gefahrenpotenzial. Erst vor wenigen Jahren wurde ein großer Lavadom am Meeresgrund entdeckt. Die Kikai-Caldera war Schauplatz einer der größten Eruptionen des Holozäns: Vor etwa 6300 Jahren ereigneten sich hier gigantische Ausbrüche, die pyroklastische Ströme erzeugten, die bis zu 100 Kilometer weit glitten. Diese verwüsteten Teile der japanischen Hauptinsel Kyushu und machten sie für Jahre unbewohnbar.

Eruptionen des Satsuma-Iojima

Die Eruptionen von Satsuma-Iojima sind weniger gewalttätig, aber meist explosiv. Das Global Volcanism Program (GVP) verzeichnet über 20 Eruptionen in den letzten 1000 Jahren, mit einer großen Lücke zwischen den Jahren 1430 und 1934. Im letztgenannten Jahr ereignete sich ein bedeutender Ausbruch der Kikai-Caldera, bei dem der Lavadom Iojima-Shinto entstand. Dieser bildete eine kleine Insel, die etwa 2 Kilometer östlich von Satsuma-Iojima liegt.

Im neuen Jahrtausend wurden 11 Eruptionen registriert, die einen maximalen Vulkanexplosivitätsindex (VEI) von 2 erreichten. Zuletzt wurde Ende August 2024 eine Aschewolke detektiert, die diesem Vulkan zugeordnet wurde. Sie erreichte eine Höhe von 1000 m über dem Krater. Davor eruptierte der Vulkan zuletzt im Oktober 2020.

Aufgrund seiner vulkanischen Natur hat die Insel auch eine gewisse kulturelle Bedeutung. Heiße Quellen (Onsen) und Fumarolenfelder sind auf der Insel zu finden, die sowohl für Einheimische als auch für Touristen attraktiv sind.

Papua Neuguinea: Starkes Erdbeben Mw 6,4

Starkes Erdbeben erschüttert den Pazifischen Feuerring – Unterschiedliche Lokalisierungen

Datum 01.09.24 | Zeit: 20:13:35 UTC |  -6.786 ; 155.488 | Tiefe: 48 km | Mw 6,4

Gestern Abend registrierten die Erdbebendienste ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,4, jedoch mit unterschiedlichen Lokalisierungen. Während das Beben vom USGS und EMSC in Papua-Neuguinea verortet wurde, platzierten es die Potsdamer Geoforscher des GFZ bei den Salomonen. Zunächst dachte ich, es handle sich um zwei verschiedene Beben, doch alle drei Institutionen verzeichneten das Ereignis um 20:13:35 UTC, was darauf hindeutet, dass es sich um dasselbe Erdbeben handelt. Alle drei Erdbebendienste stimmen darin überein, dass das Hypozentrum in mehr als 40 Kilometern Tiefe lag. Insofern waren die Auswirkungen an der Oberfläche vergleichsweise gering. Weder Wahrnehmungsmeldungen noch Presseberichte liegen vor, weshalb es nicht ausgeschlossen werden kann, dass es sich um ein Geisterbeben handelte, was bei einer so hohen Magnitude allerdings selten vorkommt.

Beide genannten Regionen sind vulkanischen Ursprungs, weshalb das Beben das Verhalten der Vulkane beeinflussen könnte.

In relativer Nähe zum vermeintlichen Epizentrum in Papua-Neuguinea befinden sich die Vulkane Loloru, Billy Mitchell und Bagana. Letztgenannter Vulkan ist am weitesten entfernt, aber wohl der bekannteste und einer der aktivsten Vulkane des Inselreichs. Auch der Tavurvur in der Rabaul-Caldera liegt im Wirkungsbereich des Bebens.

Tektonisch betrachtet steht das Beben im Zusammenhang mit der Subduktion entlang der pazifischen Plattengrenze, wo die Pazifikplatte in diesem Bereich unter den australischen Kontinent abtaucht. Der gleiche Prozess ist im Wesentlichen für den Vulkanismus entlang des Pazifischen Feuerrings verantwortlich. In einigen Regionen Papua-Neuguineas ist es jedoch nicht die Pazifikplatte selbst, die abtaucht, sondern eine vorgelagerte Mikroplatte.

Übrigens gab es auch in einem weiteren Bereich entlang des Feuerrings ungewöhnliche Erdbeben: auf der Nordinsel Neuseelands manifestierten sich mehrere Erdstöße mit Magnituden im Dreierbereich nahe des Vulkans Ruapehu. Außerdem ist vor der Nordküste der Inselvulkan White Island weiter aktiv.

Island: Eruption fluktuiert am 2. September

Eruption auf Island fluktuiert stark – Lavastrom schreitet langsam voran

Das Wetter auf Island ist genauso wechselhaft wie die Stärke der Eruption am Nordende der Sundhnúkur-Kraterreihe auf der Reykjanes-Halbinsel: Wer heute Morgen einen nebelfreien Blick auf die Eruption erhaschen konnte, wundert sich wahrscheinlich über die geringe Aktivität. Nur gelegentlich sieht man etwas Lava über den Kraterrand des neu entstandenen Kegels spritzen, genauso wie gestern Abend während der Dämmerung. Zwischendurch steigerte sich die Aktivität jedoch deutlich, sodass man aus zwei Schloten Aktivität beobachten konnte. Diese reichte von intensivem Lavaspattering bis hin zu einer kleinen Lavafontäne. Diese nächtliche Aktivitätshochphase ging mit einem deutlich erhöhten Lavaausstoß einher, und der Lavastrom erhielt einen deutlichen Schub, der sich auch in der emittierten Wärmestrahlung widerspiegelte. MIROVA detektierte eine sehr hohe Thermalstrahlung mit einer Leistung von 1600 MW.

Die Experten des IMO äußerten sich heute in isländischen Medien zum Fortschritt der Lavafront und lieferten ein nicht ganz einheitliches Bild. Während Sigríður Kristjánsdóttir sagte, dass der Lavastrom kaum noch vorankomme und sich stark verlangsamt habe, meinte Gro Birkefeldt Pedersen, dass sich der Lavastrom zwar verlangsamt habe, aber dennoch innerhalb von 24 Stunden um bis zu 280 Meter weiter vorgedrungen sei. Aktuell ist der Strom gut 2 Kilometer lang und bewegt sich im Gebiet der Gemeinde Vogar. Die Lavafront ist jedoch noch 3,6 Kilometer von der wichtigen Straße Reykjanesbraut entfernt, und es ist sehr fraglich, ob die Eruption so lange anhält oder sich so stark verstärkt, dass die Straße erreicht wird. Auf ihrem Weg zur Straße müsste die Lava mehrere Erdspalten überwinden bzw. auffüllen, was ihre Migration deutlich verzögern würde. Kritische Infrastruktur scheint bis auf Weiteres also nicht gefährdet zu sein.

In Vogar wurde in den vergangenen 24 Stunden nur noch eine leichte Luftverschmutzung registriert, sodass sich auch hier die Situation entspannt hat.

Wie es auf Island weitergeht, ist zwar nicht genau vorherzusagen, doch allem Anschein nach hat der Vulkan bereits begonnen, sein Reservoir wieder aufzufüllen. Nach den Erfahrungen der letzten Monate könnte es zu einer weiteren Eruption im Svartsengi-Areal kommen. Sollten die übergeordneten Trends anhalten, die man in den sechs Eruptionsphasen und zwei Gangbildungen beobachten konnte, könnte der nächste Ausbruch allerdings gut vier Monate auf sich warten lassen. Zwar werden die Pausenintervalle immer länger, dafür aber die Ausbrüche stärker.

Klimawandel: Prognosen könnten stark daneben liegen

Neue Studie zum globalen Temperaturanstieg zeichnet düstere Prognose

Eine neue Studie niederländischer Forscher stellt bisherige Prognosen zur Klimaentwicklung aufgrund der durch den Menschen in die Atmosphäre eingebrachten Treibhausgase infrage. Demnach könnte der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur deutlich stärker ausfallen als bisher berechnet.

Die Studie unter der Leitung des Geochemikers Professor Jaap Sinninghe Damsté von der Universität Utrecht, an der auch Forscher aus Bristol und vom NIOZ-Institut beteiligt waren, basiert auf der Untersuchung eines Bohrkerns, der den Meeresbodensedimenten vor der kalifornischen Küste entnommen wurde. Die sauerstoffarmen Bedingungen am Meeresboden führten zu einer außergewöhnlich guten Konservierung organischer Stoffe im Sediment, das vor langer Zeit abgelagert wurde und somit einen Blick in die Klimageschichte längst vergangener Zeiten ermöglicht. Analysen der organischen Substanzen ermöglichten es, die damaligen Meerestemperaturen im Verhältnis zur Kohlendioxidkonzentration genau zu rekonstruieren.

Durch die Anwendung einer besonderen Analysemethode, die als TEX86 bezeichnet wird, konnte man die Temperaturen der oberen Wasserschichten der Ozeane nachvollziehen. Das Analyseverfahren stützt sich auf marine Mikroorganismen (Archaeen), in deren Zellmembranen Substanzen gespeichert sind, deren chemische Zusammensetzung temperaturabhängig variiert. Zusätzlich entdeckte man in erhaltenen Zellen von Algen Chlorophyll und Cholesterin, die Rückschlüsse auf die damalige Kohlendioxidkonzentration ermöglichten.

Die Daten zeigen, dass die Kohlendioxid-Konzentration in den letzten 15 Millionen Jahren von etwa 650 ppm auf 280 ppm kurz vor der Industrialisierung gesunken ist. Durch die massive Verbrennung fossiler Rohstoffe ist die Kohlendioxid-Konzentration seitdem wieder auf über 400 ppm gestiegen. In der Periode des starken Kohlendioxidabfalls durchlebte die erde mehrere Kaltzeiten.

Professor Damsté warnt, dass die Forschungsergebnisse verdeutlichen, was passieren könnte, wenn die Kohlendioxid-Emissionen weiter drastisch steigen und meint, dass der Einfluss von Kohlendioxid-Emissionen auf die Temperatur stärker sein könnte, als bisher angenommen. Insbesondere die eher konservativen Schätzungen des Weltklimarates müssten demnach korrigiert werden. Einige neuere Klimamodelle deuten jedoch auf ähnlich dramatische Szenarien hin, wie sie die neue Studie zeichnen und die globalen Temperaturen könnten bis zum Ende des Jahrhunderts um 7 bis 14 Grad steigen, wenn sich der Kohlendioxidgehalt der Luft verdoppeln würde. Diese Schätzungen liegen deutlich über dem bisherigen Worst-Case-Szenario von einem Temperaturanstieg von 4 bis 6 Grad. Die Studie erschien übrigens bei nature.com.

Klimakatastrophe während der Paläozän-Eozän-Grenze

Doch was die Studie schuldig bleibt, ist eine Antwort auf die Frage, wie die Welt dann aussehen wird. Aus den Daten geht hervor, dass es vor 15 Millionen Jahren bereits eine Heißzeit gab, und auch von der Paläozän-Eozän-Grenze ist bekannt, dass die Durchschnittstemperaturen innerhalb weniger Jahrtausende von 18 auf mindestens 24 Grad stiegen, wobei neuere Studien von noch höheren Temperaturen ausgehen. Damals soll es allerdings gut 4000 Jahre gedauert haben, bis dieser extreme Temperaturanstieg vollzogen war. Die Temperaturen blieben für 170.000 bis 200.000 Jahre erhöht. Was waren die Folgen? Die Ozeantemperaturen stiegen dramatisch an und erreichten in den Tropen 40 Grad Celsius. Die Ozeane kippten, und die Klimazonen verlagerten sich. Die Polregionen waren eisfrei, und Meeresbewohner migrierten in die Gewässer jenseits der Polarkreise, wo das Wasser im Schnitt bis zu 27 Grad warm war. Auch die Niederschlagsmengen veränderten sich: Obwohl viel Wasser aus den überhitzten Ozeanen verdunstete, herrschte vielerorts ein arides Klima, und es kam zu Verwüstungen. Die Landmassen in den polaren Regionen nahmen den Platz der Tropen ein. Da sich das Klima über mehrere Jahrtausende erwärmte, hatten Pflanzen und Tiere Zeit zu migrieren, was bei dem aktuellen anthropogen verursachten Klimawandel nicht der Fall sein wird. So könnte das Massensterben, das es auch vor fast 59 Millionen Jahren gab, diesmal noch größer ausfallen als damals.

Shiveluch mit hoch aufsteigender Aschewolke am 01.09.24

Shiveluch-Eruption vom 18. August. © V. Frolov. IVS FEB RAS

Vulkan Shiveluch eruptierte Aschewolken – Vulkanasche in 11.300 m Höhe detektiert

Im fernen Osten Russlands eruptierte der Vulkan Shiveluch und ließ zwei Aschewolken aufsteigen, die Vulkanasche bis in eine Höhe von 11.300 m über dem Meeresspiegel beförderten. Laut dem VAAC Tokio ereigneten sich die Eruptionen um 11:55 und 15:00 UTC. Auf Satellitenbildern waren die Aschewolken deutlich zu erkennen: Sie drifteten mit dem Wind in Richtung Norden und Osten und verteilten die Vulkanasche über ein großes Gebiet. Die Eruptionswolken bewegten sich dabei in Höhen, die der Reisehöhe von Flugzeugen entsprechen. Entsprechen hoch war das Gefährdungspotenzial für den Flugverkehr. Dieses Jahr gab es bereits 81-VONA-Warnungen mit Bezug zum Shiveluch. Ob pyroklastische Ströme entstanden ist nicht bekannt, aber es wäre typisch für den Shiveluch.

Die zuständige Forschungsgruppe KVERT hat bisher noch kein Statement zu den Vorgängen veröffentlicht und weist in ihrem täglichen Bulletin nur auf die allgemeine Aktivität des Shiveluch hin. Dort heißt es, dass sich das Wachstum des Lavadoms des jungen Shiveluch-Vulkans sowie des „300 Jahre alten RAS“-Lavadoms am südwestlichen Hang des alten Vulkans fortsetzt. Die Entwicklung der Dome wird von intensiver Gas- und Dampfaktivität begleitet. Satellitendaten zeigten thermische Anomalien über beiden Lavadomen. Tatsächlich registrierte MIROVA in den letzten Tagen nur schwache Anomalien, was jedoch auch der Bewölkung zum Zeitpunkt des Satellitenüberflugs geschuldet sein könnte.

Der Shiveluch ist einer der aktivsten Vulkane auf der Halbinsel Kamtschatka. Er gehört zu den sogenannten Schichtvulkanen, die durch wiederholte Ausbrüche von Lava, Asche und pyroklastischem Material entstanden sind. Mit einer Höhe von etwa 3.283 Metern erhebt sich der Shiveluch über die umliegende Landschaft und dominiert die Region durch seine beeindruckende Präsenz.

Nicht weit vom Shiveluch entfernt liegt die zentrale Vulkangruppe Kamtschatkas, die derzeit jedoch relativ ruhig ist. Noch weiter entfernt befindet sich der Karymsky, der zuletzt vor zwei Tagen eine Eruptionsserie erzeugte. Seitdem ist er jedoch ruhig geblieben.

Kanarische Inseln: Erdbeben bei El Hierro

Ein Erdbeben der Magnitude 2,5 wurde vor El Hierro detektiert – Zusammenhang mit magmatischer Aktivität möglich

Datum 31.08.24 | Zeit: 22:49:26 UTC | 27.707 ; -18.183 | Tiefe: 36 km | Mb 2,5

Unmittelbar vor der Südwestspitze der Kanareninsel El Hierro (18 km west-südwestlich von Frontera) ereignete sich gestern Abend um 22:49:26 UTC ein Erdbeben der Magnitude 2,5. Obwohl es relativ schwach war und von den Bewohnern der Insel nicht gespürt werden konnte ist es interessant, weil sei Hypozentrum in 36 Kilometern Tiefe festgestellt worden ist. Somit könnte das Beben Ausdruck der Fluiddynamik in der Asthenosphäre gewesen sein, was nichts anderes bedeutet, das Magmenaufstieg das Beben ausgelöst haben konnte. Schaut man sich die Shakemap des IGN in der Monatsübersicht an, dann erkennt man, dass es in diesem Zeitraum mehrere vergleichbare Beben vor El Hierro gab. Aktuell besteht kein Grund zur Sorge dass es kurzfristig zu einer erneuten Eruption vor- oder auf El Hierro kommt, mittelfristig bis langfristig betrachtet, könnte sich aber wieder ein Vulkanausbruch zusammenbrauchen. Den letzten sahen wir im Jahr 2010, als sich vor der Südküste der Insel eine submarine Eruption ereignete.

In der vergangenen gab es im Bereich der Kanaren 39 Erschütterungen, wobei der gerade veröffentlichte Bericht des IGN/IVC  (Beobachtungszeitraum 23. August 2024 um 00:00 Uhr bis Freitag, 30. August 2024) das oben beschriebene Erdbeben nicht mehr berücksichtigte. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,4 ereignete sich am Mittwoch, dem 28. August 2024, auf La Palma. Insgesamt wurde im Archipel in der vergangenen Woche seismische Energie in Höhe von 0,06 Gigajoule freigesetzt.

Die meisten Erdbeben traten auf Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma auf. Auf La Palma bleibt die Seismizität weiterhin gering und liegt deutlich unter dem Niveau, das während des Ausbruchs im Jahr 2021 beobachtet wurde. Die Kanarischen Inseln zeichnen sich durch eine moderate tektonische Aktivität aus, weshalb auch einige Erdbeben entlang aktiver seismischer Verwerfungen, etwa zwischen Teneriffa und Gran Canaria, verzeichnet wurden.

Bezüglich der Bodenverformungen wurden in der vergangenen Woche auf keiner der Inseln signifikante Veränderungen festgestellt. Hinsichtlich der Gasausstoßungen, abgesehen von den Gebieten La Bombilla und Puerto Naos, werden weiterhin anomale Kohlendioxidemissionen beobachtet. Das kanarische Geochemienetz zeigt, dass die höchsten diffusen Emissionen vulkanischer Gase auf Teneriffa registriert wurden, wo seit 2016 ein Druckaufbau im vulkanisch-hydrothermalen System beobachtet wird. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass dieser Prozess kurzfristig und mittelfristig in Vulkansystemen normal ist.

Aktuell stehen die Vulkan-Ampeln auf Teneriffa, El Hierro, Lanzarote und Gran Canaria auf GRÜN, sodass Bewohner und Besucher ihre Aktivitäten uneingeschränkt fortsetzen können. Auf La Palma hingegen sind die geophysikalischen und geochemischen Parameter mehr als zwei Jahre nach dem Ende des Vulkanausbruchs noch immer nicht vollständig stabilisiert, weshalb dort die Vulkan-Ampel auf GELB steht. Dies bedeutet, dass Bewohner und Besucher weiterhin die Mitteilungen der Katastrophenschutzbehörden aufmerksam verfolgen sollten.