Island: Droht ein Jahrzehnte lang andauernder Vulkanausbruch?

Isländischer Vulkanologe sieht die Möglichkeit eines Jahrzehnte lang andauernden Vulkanausbruchs auf Reykjanes

Auf Island halten die Erdbebenaktivität und die Bodenhebung weiterhin an, wobei es paradox erscheint, dass gerade in dem Bereich der größten Bodenhebung praktisch keine oder nur wenige Erdbeben auftreten. Stattdessen bebte es heute erneut in der Gegend von Hvannadalshnúkur im Vulkanmassiv des Öræfajökull, einem großen Vulkan am Südrand des Vatnajökullgletschers. Doch die Erdbebenaktivität soll nicht das Hauptthema dieses Blogeintrags sein; vielmehr möchte ich Euch von einem Interview mit dem bekannten isländischen Vulkanologen Prof. Þorvaldur Þórðarson berichten, das heute in Morgunblaðið veröffentlicht wurde.

Þórðarson hält es für möglich, dass die Aktivität entlang der Sundhnúkagígar-Kraterreihe so weit zunimmt, dass sie in einem Ausbruch mündet, der mehrere Jahre andauern könnte. Dabei könnte sich sogar ein Schildvulkan bilden. Dies würde bedeuten, dass nicht nur die wichtige Reykjanesbraut-Straße, sondern auch weitere Infrastrukturen auf der Halbinsel Reykjanes gefährdet wären.

Der Professor erklärte, dass Schildvulkane auf Island oft in einem einzigen langanhaltenden Ausbruch entstehen, der sich über mehrere Jahrzehnte erstrecken kann. Um jedoch große Schildvulkane wie Skjaldbreiður zu formen, müsste ein Ausbruch bis zu 100 Jahre andauern.
Falls der nächste Ausbruch erneut zwischen den Erhebungen Sundhnúkur und Stóra-Skógfell beginnt, könnte die Wahrscheinlichkeit eines länger andauernden Ausbruchs steigen. Þórðarson betont jedoch, dass dies nicht das wahrscheinlichste Szenario sei, auch wenn die Wahrscheinlichkeit dafür wachse.



Vergleich mit dem Puʻu ʻŌʻō-Krater am Kilauea auf Hawaii

In seinen Ausführungen verwies der Vulkanologe auf Hawaii, wo der Ausbruch des Vulkans Kilauea 1983 begann und 35 Jahre anhielt. Vermutlich meint er die Puʻu ʻŌʻō -Eruption, bei der sich ein schildartiger Nebenkegel auf der Flanke des Kilauea bildete. Allerdings ist der Puʻu ʻŌʻō  kein eigenständiger Schildvulkan, und um zu einem solchen heranzuwachsen, hätte er bei gleichbleibender Förderrate Jahrhunderte bis Jahrtausende gebraucht. Auf welcher wissenschaftlichen Grundlage die Spekulationen beruhen, bleibt der medienaffine Professor jedoch schuldig. Tatsächlich widersprechen seine Aussagen den jüngsten Forschungen, die vermuten lassen, dass die Eruptionen entlang von Sundhnúkur von einer Magmadomäne in der Erdkruste gespeist werden, in der sich das Magma in mehreren kleinen Taschen ansammelt. Ob ein Jahrzehnte andauernder Ausbruch ohne Unterbrechung von einer solchen Magmadomäne gespeist werden kann, bleibt unklar.

Deutschland: Erdbeben Mb 2,1 in NRW?

Schwaches Erdbeben in NRW im Grenzgebiet Deutschland und den Niederlanden

Datum 30.09.24 | Zeit: 12:33:21 UTC | 51.268 ; 6.293 | Tiefe: 18 km | Mb 2,1

Update 18:30 Uhr: Laut dem Blog Erdbebennews handelt es sich bei der Meldung des EMSCs um eine Falschmeldung. Demnach soll der Niederländische Erdbebendienst von einem Beben M 5,8 durcheinander gebracht worden sein, dass sich im fernen Kamtschatka zutrug. So ein Erdbeben ist beim GFZ aufgeführt und manifestierte sich um 12:21:58 UTC. Das vermeintliche Beben in Deutschland ist allerdings immer noch beim EMSC gelistet.

Originalmeldung 17:15 Uhr: Heute Nachmittag ereignete sich in Deutschland ein schwaches Erdbeben der Magnitude 2,1. Das Hypozentrum befand sich in 18 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 14 km west-nordwestlich von Mönchengladbach und 34 km westlich von Düsseldorf lokalisiert. Obwohl die Daten vom niederländischen Erdbebendienst ans EMSC weitergeleitet wurden, befand sich das Epizentrum noch auf deutscher Seite des grenznahen Gebiets zu den Niederlanden. Es war ein schwaches Erdbeben noch unterhalb der Wahrnehmbarkeitsschwelle, doch es war kein Mikrobeben. Ungewöhnlich ist dass das Beben nicht vom Erdbebendienst Bensberg registriert wurde bzw. dort nicht gelistet ist.

Auf der Detailkarte sieht man den Ort Roermonde, der dem einen oder anderen Erdbebeninteressierten vielleicht noch ein Begriff von dem Erdbeben im April 1992 ist, als es 4 Kilometer westlich des Ortes zu einem starken Erdbeben der Magnitude 5,9 kam. Es war das stärkste Beben im Rheinland seit 1756. Das Hypozentrum lag damals ebenfalls in 18 Kilometern Tiefe und die Vermutung liegt nahe, dass heute das gleiche Störungssystem aktiviert wurde.




Das Gebiet am Niederrhein zählt zu den erdbebengefährdetsten Zonen Deutschlands, denn hier verläuft eine Spreizungszone, entlang derer einmal der Eurasische Kontinent zerbrechen könnte. Der tiefere Untergrund bei Roermonde ist bereits in mehrere Schollen zerbrochen, die untereinander durch Störungszonen voneinander getrennt sind. Diese nennt man bergmännisch Sprünge, da es entlang der Sprünge einen großen horizontalen Versatz der Erdschichten gibt. Laut dem Geologischen Dienst NRW sind die bedeutendsten Sprünge der Viersener-Sprung, der Erft-Sprung, der Rurrand-Peelrand-Sprung und die Feldbiss-Verwerfung. Da das aktuelle Beben nahe dem Ort Viersen lag, vermute ich den Viersener-Sprung als die für das Beben verantwortliche Störungszone.

Ich selbst wohne ca. 40 Kilometer Luftlinie von dem Erdbebenort entfernt. 1992 wurde ich vom Erdbeben gut durchgeschüttelt und das Dachgebälk meines Hauses knackte bedrohlich. Bleibt zu hoffen, dass sich nicht bald wieder ein starkes Erdbeben am Niederrhein ereignen wird. Statistisch gesehen kommen solche starken Beben hier nur alle 150 Jahre vor, aber wir wissen ja, dass sich die Erde nicht an Statistiken hält und es durchaus zeitnah zu einem weiteren stärkeren Erdbeben kommen kann.

Island: 3 Erdbeben im Dreierbereich bei Katla und Keilir

Erdbeben unter der Katla – stärkstes Erdbeben des Jahres

Die Erde auf Island bleibt unruhig: Seit gestern Abend gab es an 2 verschiedenen Orten 3 Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich. Das stärkste Erdbeben M 3,6 manifestierte sich heute Morgen unter dem subglazialen Vulkan Katla in einer Tiefe von nur 0,2 Kilometer. Das Epizentrum wurde 6,4 km nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Damit befand es sich am Nordrand der Caldera unter dem Gletscher Myrdalsjökull. Ein Zusammenhang mit dem Gletscherlauf vom Wochenende kann nicht ausgeschlossen werden, auch wenn das Beben für ein Eisbruchbeben eigentlich zu stark war. Außerdem gab es drei schwächere Nachbeben.

Laut IMO-Expertin Bjarki Kaldalóns Friis war es das stärkste Beben, das sich dieses Jahr unter Katla manifestiert hat. Das Zweitstärkte ereignete sich im Februar und hatte eine Magnitude von 3,4. Sie hält diese Beben für normal und sagte gegenüber MBL: Es würde kein Grund zur Sorge bestehen.

Interessant finde ich ein schwaches Beben, das sich unter dem Hekla-Gipfel ereignete, der in Sichtweite vom Myrdalsjökull liegt. Hier kommt es in den letzten Monaten immer häufiger zu Erschütterungen. Ein mögliches Anzeichen für ein langsames Aufheizen des Vulkans.

Zwei Erdbeben in Sichtweite von Keilir im Krysuvik-System

Bereits gestern Abend bebte es gleich zweimal im Bereich des Spaltensystems von Krysuvik und dem Kegel des vulkanischen Keilir. Die Beben hatten die Magnituden 3,6 und 3,3 und Hypozentren um 5 km Tiefe. Die Epizentren wurden knapp 5 Kilometer östlich vom Keilir lokalisiert. Damit lagen sie etwa auf halbem Weg zwischen Keilir und dem Kleifarvatn im Ridge des Krysuvik-Systems. In diesem Bereich gab es in den letzten Monaten häufiger Erdbeben und es stellt sich natürlich die Frage nach der Ursache. Wahrscheinlich sind es tektonische Erschütterungen, die möglicherweise Reaktionen auf das geänderte Spannungsfeld infolge der Magmenintrusion bei Svartsengi und Fagradalsfjall darstellen. Der erste magmatische Gang, der 2021 beim Fagradalsfjall intrudierte, streckte seine Finger bis an den Südrand des Keilir aus. Aktuell wird hier aber keine nennenswerte Bodendeformation festgestellt. Diese Beben hatte ich bereits gestern am Rande erwähnt.

Ätna mit strombolianischen Eruptionen am 30. September

Strombolianische Eruptionen aus dem Nordostkrater am Ätna – Tremor im roten Bereich

Der Tremor am Ätna ist seit einigen Tagen erhöht und verläuft zeitweise im unteren roten Bereich. Im Gegensatz zu den Phasen mit erhöhtem Tremor, die sich Mitte des Monats ereigneten, gab es bislang keine Meldung des INGVs hierzu. Offenbar rechnet man nicht unbedingt mit dem Einsetzen eines Paroxysmus. Doch gestern Abend wurden in den sozialen Medien Bilder geteilt, die eine schwache strombolianische Tätigkeit aus dem Nordostkrater heraus dokumentierten. Glühende Tephra stieg dabei einige Zehnermeter über den Kraterrand hinaus, und vereinzelt landeten glühende Brocken auf der Außenseite des Kraterkegels. Vergleichbare Eruptionen gab es bereits vor einer Woche aus dem Nordostkrater.

Die meisten Aufnahmen stammen von Salvatore Lo Giudice, der in Linguaglossa im Norden des Ätnas wohnt und von Zuhause aus insbesondere den Nordostkrater im Blick hat. Bereits tagsüber gab es Berichte von explosionsartigen Entgasungen, die zudem Donnergrollen verursachten, das bis in den Ort hinein zu hören war. Beschreibungen lesen sich so, als wären auch sichtbare Druckwellen durch die Dampfwolken gelaufen. Aller Wahrscheinlichkeit nach gab es bereits zu dieser Zeit tief im Schlot stattfindende strombolianische Eruptionen, die praktisch keine Asche ausstießen, sondern rotglühende Tephra, die man tagsüber aus der Ferne nicht sehen konnte bzw. gar nicht über den Kraterrand hinaus flogen.

Im Wochenbericht des INGVs ist zu lesen, dass im Beobachtungszeitraum vom 16. bis 22. September 2024 nur relativ wenig Infraschalltätigkeit auftrat. Wenn es welche kam, dann schien sie aus Richtung des Südostkraters zu kommen. Zu diesem Zeitpunkt wurde auch die Seismizität als relativ schwach beschrieben, mit nur wenigen vulkanotektonischen Beben mit Magnituden ab 2,0. Die Tremorquellen lagen in 2800 bis 3000 m Höhe unter dem Südrand des Zentralkraters und erstreckten sich bis unter den Südostkrater. Unter dem Nordostkrater gab es keinen Tremor. Offenbar akkumulierte sich ein kleiner Magmenkörper unter dem beschriebenen Bereich. Tiefer sitzende Tremorquellen sind auf der zugehörigen Karte nicht aufgezeichnet. Offenbar gab es keinen Magmenaufstieg, oder entsprechende Signale konnten aufgrund des starken Winds nicht registriert werden. Der Schwefeldioxid-Ausstoß bewegte sich auf mittelhohen Werten mit leicht steigender Tendenz. Die Werte gaben keinen Hinweis darauf, dass strombolianische Eruptionen am Nordostkrater einsetzen würden.

Aktuell registriert MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit einer Leistung von 70 MW. Es ist die höchste Wärmestrahlung seit den Paroxysmen im Sommer. Es scheint sich einige an heißer Lava im Nordostkrater zu akkumulieren.