Island: Status der Erdbebenaktivität am 28.09.24

Weitere Erdbeben unter isländischen Vulkanregionen auf Reykjanes und am Vatnajökull

In den letzten 48 Stunden wurden unter ganz Island 147 Erdbeben detektiert. Die meisten davon konzentrieren sich unter den Vulkansystemen, die sich entlang der beiden divergenten Störungszonen des verlängerten Mittelatlantischen Rückens erstrecken, die durch Island verlaufen. Auffallend viele Beben gab es im Bereich von Bardarbunga, jenem subglazialen Vulkan, der sich 2014 für die Holuhraun-Eruption verantwortlich zeigte. Aber auch an den anderen Vulkanen unter dem Gletscher gab es Beben. Sie machten auch keinen Halt vor der nördlich des Gletschers gelegenen Askja-Caldera. Insgesamt gab es im Vatanjökull-Gebiet 34 Beben.

Einige Erschütterungen manifestierten sich unter Katla, der Torfajökull-Caldera und sogar unter dem Gipfel der Hekla gab es einen Erdstoß. Darüber hinaus streuten Erdbeben an mehreren weniger prominenten Vulkanen in Südisland.

Die mit Abstand meisten Erdbeben gab es wieder im Bereich der allseits bekannten Reykjanes-Halbinsel. Hier registrierte IMO 84 schwache Erschütterungen, die sich hauptsächlich im Krysuvik-System und im Westen des Fagradalsfjall abspielten. Die Magnituden lagen allesamt im Bereich der Mikroseismizität. Weiterhin ist es entlang der Sundhnúkur-Kraterreihe aus seismischer Sicht ruhig. Dafür hält die Bodenhebung mit relativ konstanter Geschwindigkeit an. Die Aufstiegswege der Schmelze scheinen offen zu sein und das Deckgebirge über den Reservoirs ist inzwischen so ausgeleiert, dass es erst vermehrt Beben geben wird, wenn sich der Boden doppelt so weit gehoben hat, wie es aktuell der Fall ist. Auf Island gehen die Wissenschaftler davon aus, dass die Bodenhebung in einigen Wochen in eine weitere Eruption gipfeln wird. Dem Trend der letzten Eruptionen folgend, befürchtet man, dass die nächste Eruption noch stärker sein wird als die vorangegangene.

IMO befürchtet größeren Ausbruch nahe Vogar

Isländische Medien berichten heute, dass die IMO-Forscher nicht nur den bislang größten Ausbruch der Serie befürchten, sondern dass sich eine Eruptionsspalte weiter nördlich des letzten Eruptionsortes öffnen könnte. In diesem Fall, in Kombination mit einem noch stärkeren Lavaausstoß, könnte Infrastruktur im Bereich des Küstenortes Vogar gefährdet sein. Auf jeden Fall müsste man mit einer hohen Gasverschmutzung der Luft rechnen. Es werden Überlegungen angestellt, Schutzwälle südlich von Vogar zu errichten, genauso wie man es bei Grindavik tat.

Äthiopien: Erdbebenserie nahe Vulkan Fentale

Drei Erdbeben mit Magnitude über 4 im äthiopischen Riftvalley nahe Vulkan Fentale – Anwohner sprechen von Schwarmbeben

Datum 27.09.24 | Zeit: 04:36:21 UTC | 9.057 ; 40.099 | Tiefe: 10 km | Mb 4,9

In Äthiopien ereignete sich eine kleinere Erdbebenserie mit drei Beben, deren Magnituden im Bereich von 4 lagen. Das stärkste Beben trat gestern um 04:36:21 UTC auf und erreichte eine Magnitude von 4,9. Das Hypozentrum wurde in einer Tiefe von 10 Kilometern verortet, möglicherweise lag es jedoch flacher, was nicht exakt bestimmt werden konnte. Das Epizentrum wurde vom EMSC 11 km nordwestlich von Āwash lokalisiert. Der Nationalpark liegt am südlichen Ende des Afar-Dreiecks, einer Region mit aktivem Vulkanismus und intensiver tektonischer Aktivität am auslaufenden Ostafrikanischen Rift. Die Erdbeben traten in unmittelbarer Nähe des Fentale-Vulkans auf, der durch eine große Caldera geprägt ist.

Berichte von Anwohnern, die in sozialen Medien geteilt wurden, deuten darauf hin, dass die von den Seismografen erfassten Beben nur die stärksten eines Erdbebenschwarms waren, der bereits seit einer Woche andauern soll. Es liegen keine mir bekannten Seismogramme zu diesen Ereignissen vor, jedoch ist das seismische Netzwerk in dieser Region nicht besonders dicht ausgebaut, sodass schwächere Erdbeben möglicherweise nicht erfasst werden. In unserer Facebook-Gruppe wurde ein Beitrag geteilt, der Fotos von Erdspalten zeigt, die angeblich durch den Erdbebenschwarm entstanden sind. Die Authentizität dieser Fotos lässt sich aus der Ferne jedoch nicht überprüfen. Sollte dies zutreffen, könnte es sich um vulkanisch bedingte Erdbeben infolge einer Magmaintrusion handeln, was auf einen drohenden Vulkanausbruch hindeuten könnte. Es sind jedoch auch rein tektonische Beben möglich, da die Region in der Dehnungszone des Riftvalleys liegt. Bei tektonischen Beben dieser Stärke würde man jedoch eher Risse in Hauswänden und auf asphaltierten Straßen erwarten als größere Bodenspalten, da solche Spalten in der Regel auf zusätzliche Bodendeformationen hinweisen.

Laut dem Global Volcanism Program (GVP) ist Fentale ein großer Stratovulkan mit einer 2,5 x 4,5 km großen Gipfelcaldera, der am nördlichen Ende des äthiopischen Teils des Riftvalleys liegt. Nach der Bildung der Caldera, die durch Ablagerungen pyroklastischer Ströme geprägt ist, eruptierte der Vulkan Lavaströme aus Obsidian, die heute am Grund der Caldera zu finden sind. Der letzte Ausbruch ereignete sich im Jahr 1820, als basaltische Lavaströme aus einer Eruptionsspalte an der Flanke des Vulkans austraten. Der Fentale zeichnet sich also durch ein großes chemisches Spektrum der eruptierten Lava-Art aus.  Die letzte Eruption, bei der basaltische Lava gefördert wurde, könnte der erste Ausbruch eines neuen Eruptionszyklus gewesen sein, nachdem zuvor rhyolithische Lava gefördert wurde, die einen langen Reifungsprozess hinter sich hatte.

Zuletzt gab es in der gleichen Gegend im Oktober 2023 ein Erdbeben Mb 4,8, ohne dass es kurzfristig erkennbare Auswirkungen hatte.

Mexiko: Forscher sagen Vulkanentstehung voraus

Zusammenfassung:

  • Mexikanische Vulkanologen prognostizierten Entstehung eines neuen Vulkans
  • Ort der Vulkanentstehung ist das Vulkanfeld Sierra de Chichinautzin südlich von Mexiko Stadt
  • Hinweise auf Magmatismus im Untergrund liefern diffuse Kohlendioxid-Emissionen aus dem Boden
  • Eruption in 800 bis 1200 Jahren möglich

Mexikanische Vulkanlogen prognostizieren die Entstehung eines neuen Vulkans nahe Mexiko Stadt

Die Erde ist ein äußerst dynamischer Planet, dessen Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen ist. Das ist auch wichtig, denn ohne diese anhaltenden geologischen Prozesse wäre die Erde wahrscheinlich ein lebloser Planet wie der Mars. Der Mars war möglicherweise anfangs bewohnbar, verlor jedoch vermutlich seine Atmosphäre und Ozeane, nachdem sein Inneres erstarrte, wodurch plattentektonische Aktivitäten zum Erliegen kamen und das schützende Magnetfeld zusammenbrach. Doch wie so oft liegen Schöpfung und Zerstörung nah beieinander. Daher ist es auf der Erde möglich, dass neue Vulkane entstehen, die auch Zerstörungen anrichten können. Das letzte Mal geschah dies vor 81 Jahren in Mexiko, als ein Bauer auf seinem Feld die Entstehung eines neuen Vulkans erlebte: Der Paricutín entstand im Jahr 1943 und war neun Jahre lang aktiv.

Nun haben Wissenschaftler der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko (UNAM) herausgefunden, dass in der Nähe von Mexiko-Stadt die Geburt eines neuen Vulkans bevorstehen könnte. Als wahrscheinlicher Ort wurde das Vulkanfeld der Sierra de Chichinautzin identifiziert, in dem sich zuletzt vor etwa 2.000 Jahren der Schlackenkegel des Vulkans Xitle bildete.

Die Sierra de Chichinautzin ist ein aktives Vulkanfeld, das etwa 70 km südlich von Mexiko-Stadt und in Sichtweite des bekannten Vulkans Popocatépetl liegt. Es erstreckt sich über die Bundesstaaten Mexiko und Morelos und gehört zum Transmexikanischen Vulkangürtel. Das Gebiet enthält zahlreiche Vulkane, die überwiegend monogenetische Schlackenkegel sind, also Vulkane, die nur einmal in ihrem Dasein ausbrechen.

Die Geoforscher Hugo Delgado und Roberto Villalpando haben eine Methode entwickelt, um den wahrscheinlichen Standort des nächsten Vulkanausbruchs im Vulkanfeld vorherzusagen. Diese Methode basiert auf der Überwachung diffuser Kohlendioxid-Emissionen aus dem Boden, die auf aufsteigendes Magma hinweisen, das dabei ist in die Erdkruste einzudringen. Seit 2008 überwachen die Forscher diese Emissionen in den Bezirken Tlalpan, Xochimilco und Milpa Alta. So konnten sie den möglichen Entstehungsort des nächsten Vulkans eingrenzen. Allerdings ist die Region besiedelt, da sie zu den Vororten von Mexiko-Stadt gehört. Diese Nachricht hat bei der Bevölkerung Besorgnis über einen möglichen Vulkanausbruch ausgelöst. Doch die Wissenschaftler geben Entwarnung: Ihren Berechnungen zufolge wird der neue Schlackenkegel erst in 800 bis 1.200 Jahren entstehen. Es bleibt also genügend Zeit, um entsprechende Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.

Da zu Beginn der Mars erwähnt wurde, sei hier noch eine weitere Studie erwähnt: Forscher der niederländischen Universität Delft haben aufgrund neuer Messdaten herausgefunden, dass der größte Vulkan des Sonnensystems, Olympus Mons, möglicherweise noch aktiv ist und in Zukunft wieder ausbrechen könnte. Sie entdeckten unter dem Vulkan eine Region geringerer Dichte, was auf ein großes Magmenreservoir hindeutet. Wie dieses Magma jedoch entstehen konnte, wenn die planetare Dynamik gegen Null geht, bleibt rätselhaft.