Kanarische Inseln: Erdbeben M 3,8 bei Gran Canaria

Spürbares Erdbeben der Magnitude 3,8 erschütterte Norden von Gran Canaria

Datum 10.09.24 | Zeit: 18:20:30 UTC | 28.182 ; -15.604 | Tiefe: 20 km | Mb 3,8

Kurz vor der Nordküste der Kanareninsel Gran Canaria ereignete sich gestern Abend ein Erdbeben der Stärke 3,7. Das Hypozentrum lag in 20 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 10 km west-nordwestlich von Arucas lokalisiert. Trotz der vergleichsweise großen Tiefe des Erdbebenherds wurde der Erdstoß von den Bewohnern der Region deutlich wahrgenommen. Wahrnehmungsmeldungen liegen aus einem Umkreis von 20 Kilometern um das Epizentrum vor, es gibt jedoch auch Berichte, dass das Beben sogar im 50 Kilometer entfernten Inselsüden gespürt wurde.

In den letzten Tagen wurden zudem einige schwache Erdstöße zwischen Gran Canaria und Teneriffa sowie vor der Südküste von El Hierro verzeichnet. Das IG berichtet in seinem Wochenbulletin von 25 Erdbeben, die im Beobachtungszeitraum vom 30.08. bis 06.09.24 registriert wurden. Das stärkste Beben mit einer Magnitude von 3,3 ereignete sich am Mittwoch, den 4. September 2024, etwa 50 Kilometer westlich von Lanzarote. Insgesamt wurden in der vergangenen Woche 0,75 Gigajoule seismische Energie im Archipel freigesetzt. Die Erdbeben traten vor allem auf den Inseln Teneriffa, Gran Canaria, El Hierro und La Palma auf. Auf La Palma bleibt die seismische Aktivität gering und liegt deutlich unter dem Niveau des Ausbruchs von 2021.

In Bezug auf die Bodenverformung wurden in der vergangenen Woche auf keiner Insel signifikante Veränderungen festgestellt.

Was die Gasausstoßungen auf La Palma betrifft, so wurden weiterhin anomale CO2-Emissionen beobachtet, insbesondere in den Gebieten La Bombilla und Puerto Naos. Das geochemische Netzwerk der Kanaren zeigt, dass die höchsten diffusen vulkanischen Gasemissionen auf Teneriffa gemessen werden, wo seit 2016 ein Druckanstieg im vulkanisch-hydrothermalen System registriert wird. Dieser Prozess ist kurzfristig und mittelfristig als normal für Vulkansysteme anzusehen. Daher steht die Vulkanampel hier auf „Grün“. Dasselbe gilt für die Vulkane auf den anderen Inseln, mit Ausnahme von La Palma, wo weiterhin gelber Alarm gilt.

Kanlaon: Erdbeben und Schwefeldioxid

Erhöhte Seismizität und starker Schwefeldioxid-Ausstoß sorgen für Evakuierungen am Kanlaon

Die beunruhigenden Meldungen vom philippinischen Vulkan Kanlaon reißen nicht ab. Nachdem es bereits gestern Morgen zu einem Schwarmbeben kam, das länger anhielt und insgesamt 337 Einzelbeben umfasste, gesellt sich zu der erhöhten Seismizität noch ein extrem hoher Schwefeldioxidausstoß dazu: er betrug 9985 Tonnen am Tag. Dieser Wert wurde von den Vulkanologen von PHILVOLCS bei einem Observierungsflug mit Hilfe des GOSPEC-Verfahrens ermittelt. Die Daten, die mit diesem speziellen Spektrometer erfasst werden, gelten als sehr zuverlässig. PHILVOLCS schreibt dazu, dass der Wert von fast 10.000 Tonnen Schwefeldioxidausstoß am Tag den höchsten Wert darstellt, der am Kanlaon jemals gemessen wurde.

Der hohe Gasausstoß gab dann letztendlich den Anstoß dazu, Menschen aus Gehöften zu evakuieren, die sich am Fuß des Vulkans innerhalb der Gefahrenzone befinden, die einen Radius von 4 Kilometer um den Krater hat. Bilder aus der Zone dokumentieren auch, dass Vegetation aufgrund der hohen Gasbelastung beginnt abzusterben.

Die Ausbreitung vulkanischer Gase beschränkt sich aber nicht nur auf die Gefahrenzone, denn PHILVOLCS zählt in seinem Bulletin eine Reihe von Ortschaften auf, in denen Schwefelgerucht wahrgenommen wurde, und warnt vor Folgen für die Gesundheit: Ein längerer Kontakt mit vulkanischem Schwefeldioxid, besonders in Gebieten, in denen sich Rauchfahnen bei schwachem Wind ansammeln, kann zu Augen-, Hals- und Atemwegsreizungen führen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Asthma, Lungen- und Herzkrankheiten, ältere Personen, Schwangere und Kinder. Das Tragen von Atemmasken wird empfohlen.

Bereits seit längerem wird der Kanlaon als „aufgebläht“ bezeichnet, was nicht etwa auf Verdauungsstörungen hinweist, sondern darauf, dass es eine größere Magmenakkumulation unter dem Vulkan gibt.

Aus mir unerklärlichen Gründen blieb die Alarmstufe erst einmal auf „2“ stehen, obwohl alle Anzeichen dafür sprechen, dass es jederzeit und ohne weitere Vorwarnungen zu einer Eruption kommen kann.

Ätna: Zunahme der Seismizität im September

Weitere Erdbeben manifestierten sich am Ätna – auch Ostküste betroffen

Über den Sommer war die seismische Aktivität am Ätna ungewöhnlich gering, wenigstens wenn man die letzten Jahre betrachtet. Aktuell ändert sich das aber wieder und seit einigen Tagen ist eine Aktivitätszunahme in Bezug auf die Erdbebentätigkeit zu beobachten. So gab es heute zwei Erdbeben mit Magnituden im Zweierbereich, die sich an der unteren Ostflanke des Vulkans zutrugen und bereits vom EMSC gemeldet wurden: Sie hatten die Magnituden 2,1 und 2,0 und hatten Hypozentren in 6 Kilometern Tiefe. Die Epizentren wurden 5 und 6 Kilometer nord-nordwestlich von Acireale lokalisiert und lagen wenige Kilometer östlich von Zafferana, das vielen Ätnareisenden ein Begriff sein wird. Bereits am Wochenende gab es hier 4 schwächere Erschütterungen. In dem Areal waren Erdbeben früher keine Seltenheit, und stärkere Beben wurden von den Vulkanologen des INGVs als tektonische Beben beschrieben, die durch Veränderungen im Spannungsfeld infolge von Magmenaufstieg entstanden sind. Auf der INGV-Shakemap erkennt man zwar die beiden aktuellen Beben noch nicht, aber es wird deutlich, dass sich in den vergangenen Tagen mehrere schwache Erdbeben manifestierten. Zu sehen ist auch noch die blaue Weindolde aus Erdbebenmarkierungen im Nordwesten des Vulkans, deren Beben aller Wahrscheinlichkeit nach direkt durch aufsteigendes Magma entstanden sind.

Daten sprechen für weitere Magmenakkumulation unter dem Ätna

Im Wochenbericht des INGVs ist zu lesen, dass es im Beobachtungszeitraum 2. – 8. September praktisch keine Infraschalltätigkeit gab. Das ist ebenso ungewöhnlich, wie die geringe Erdbebentätigkeit zuvor. Andererseits sprechen zwei Beobachtungen dafür, dass es nicht lange ruhig am Ätna bleiben wird: Bei der Einen handelt es sich um den sehr hohen Kohlendioxid-Ausstoß, der von den Vulkanologen gemessen wurde. Zwar teilte man keine absoluten Werte mit, einer Grafik ist aber zu entnehmen, dass die höchsten Werte seit einem Jahr erreicht wurden und die steigende Tendenz anhält. Außerdem war das Helium-Isotopenverhältnis in den Gasen hoch. Beide Messwerte sprechen dafür, dass ein größerer Magmenkörper aus der Tiefe aufsteigt, und bestätigen somit das, was uns die tief sitzenden Erdbeben im Nordwesten des Vulkans bereits angedeutet haben.

Die andere Beobachtung betrifft die Quelle des Tremors, der von einer Magenakkumulation in geringer Tiefe unter dem Ätnagipfel ausgeht. Der Bereich, in dem Tremor registriert wurde, hat sich gegenüber der Vorwoche deutlich ausgedehnt und reicht auch wieder tiefer hinab, so dass man davon ausgehen kann, dass sich weitere Schmelze zwischen dem Südrand des Zentralkraters und dem Südostkrater angesammelt hat. Wann sie in welcher Form das Tageslicht erblicken wird, ist ungewiss. Mich würde es nicht wundern, wenn der Südostkrater bald wieder in das Eruptionsgeschehen eingreifen würde.