Island: Vulkanausbruch geht am 24.08.24 weiter

Der Vulkanausbruch bei Sundhnúkur auf Island geht weiter und hat sich weitestgehend stabilisiert

Die Spalteneruption auf Island, die am Abend des 22. August begann, setzt sich auf moderatem Niveau fort und scheint weitgehend stabil zu sein. Lava strömt aus zwei Stellen im Norden des Spaltensystems an die Oberfläche, bildet zunächst kleine Lavafontänen und fließt dann als Lavaströme weiter. Der Großteil des ursprünglich fast fünf Kilometer langen Systems aus zwei Eruptionsspalten ist jedoch inaktiv geworden. Entlang der beiden aktiven Segmente am Nordende der Spalten bilden sich Schlote und Hornitos, die in den nächsten Tagen zu Schlackenkegeln heranwachsen können. Erfahrungsgemäß wird sich die Aktivität wieder auf wenige Kraterkegel konzentrieren. In der Vergangenheit war es so, dass bei länger anhaltenden Eruptionen zum Schluss nur noch ein Kraterkegel aktiv blieb.

Tatsächlich ist es bisher nicht völlig auszuschließen, dass sich weitere Eruptionsspalten öffnen werden, doch dieses Risiko ist vergleichsweise gering: Auch wenn noch keine Zahlen vom IMO vorliegen, war die Initialphase der Eruption ziemlich stark, und der größte Teil des Drucks im Fördersystem dürfte sich abgebaut haben. Erste Messdaten zur Bodendeformation zeigen, dass die Bodenhebung, die sich seit dem Ende der letzten Eruption akkumuliert hatte, bereits wieder abgebaut wurde. Die verbleibende Eruption fördert immer noch mehr Lava, als aus der Tiefe nachströmt, und die Subsidenz geht mit verringerter Rate weiter.

Die verbleibenden Eruptionsstellen im Norden des Sundhnukur-Gebiets liegen viel näher an der Hauptstraße Reykjanesbraut als es bei den vorherigen Ausbrüchen der Fall war. Und auch der Grindavikurvegur ist nicht sicher, denn es fehlt der Schutz der vorgelagerten Vulkanhügeln. Je nach Förderrate und Dauer der Eruption droht zumindest der Grindavikurvegur wieder von Lava unterbrochen zu werden.

Schaulustige Person ist verunglückt und brach sich das Bein

Die Eruption kann vergleichsweise gut von den Straßen aus gesehen werden, und gestern Abend hielten zahlreiche Schaulustige am Straßenrand und auf Nebenwegen an, um das Spektakel zu bewundern. Die Einsatzkräfte waren stark gefordert, die Menschen daran zu hindern, sich der Eruption zu nähern. Manche gelangten dennoch näher heran und mussten zurückgewiesen werden. In dem unwegsamen Gelände kam es auch zu einem Unfall, als eine Person in eine Spalte trat und sich das Bein brach. Þorbjörg Pálsdóttir, die Einsatzleiterin der Bodenkontrolle in Grindavík, äußerte gegenüber der Zeitung MBL, dass die meisten Menschen den Anweisungen der Sicherheitskräfte folgen, manche sich jedoch unverantwortlich verhalten: Sie parken am Straßenrand der viel befahrenen Kraftfahrtstraße, reißen die Türen auf und gefährden so andere Autofahrer. Manche kommen direkt vom Flughafen und stürmen zum Vulkan. Mmh, das kommt mir irgendwie bekannt vor.

Ein Vorteil der Lage der aktiven Eruptionsstellen ist, dass sie ein gutes Stück von Grindavik entfernt liegen und das Gelände relativ eben ist. Sollte der Ausbruch länger andauern, kann ich mir gut vorstellen, dass hier Parkplätze und Aussichtspunkte eingerichtet werden, um die Eruption für Touristen zugänglich zu machen. Die nahe gelegene Blaue Lagune soll heute übrigens wieder geöffnet werden.

Island: Nordende der Spalte bleibt aktiv

Der Vulkanausbruch auf Island geht weiter – Phreatische Eruption erzeugte Asche-Dampfwolke

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Abend begann, setzt sich fort, hat sich jedoch im Vergleich zur Initialphase deutlich abgeschwächt. Laut einem Update des isländischen Wetteramts (IMO) von 16 Uhr sind noch zwei Spaltensegmente im Norden der Fissur aktiv. Der aktivste Teil befindet sich in einem fast einen Kilometer langen Abschnitt, der sich erst in der Nacht geöffnet hat, nachdem die Hauptspalte, die fast vier Kilometer lang ist, vollständig aufgebrochen war. Diese Eruptionsspalte befindet sich in einem Gebiet, das bisher von der Aktivität verschont geblieben war. Südlich von Stóra-Skógafell gibt es derzeit keine vulkanische Aktivität mehr. Entgegen den Vorhersagen vieler Geoforscher hat sich die Aktivität nach Norden verlagert und nicht wie prognostiziert nach Süden. Grindavík bleibt somit vorerst verschont. Allerdings sind Vulkanausbrüche sehr dynamische Prozesse, bei denen jederzeit unvorhergesehene Entwicklungen möglich sind.

Am Nachmittag gab es eine Phase phreatomagmatischer Aktivität (siehe Titelbild), ähnlich der, die gegen Ende der Initialphase des letzten Ausbruchs beobachtet wurde. Asche- und Dampfwolken stiegen aus einem Teil der nördlichen Fraktur auf. Vermutlich floss ein Lavastrom in diesen bereits inaktiven Teil der Eruptionsspalte zurück und geriet in Kontakt mit Grundwasser. Das war zumindest die Theorie, die in den sozialen Medien während der ähnlichen Ereignisse des letzten Ausbruchs verbreitet wurde.

Schwefelwolke zog bis nach Schottland

Vulkanische Asche- und Gaswolken vermischten sich mit den Rauchwolken der Moosfeuer und breiteten sich schnell über ein weites Gebiet in Richtung Süden aus. Satellitenbilder zeigen, dass die Schwefeldioxidwolke bereits mehr als 1.000 Kilometer in Richtung Schottland gezogen ist.

Während die Luftverschmutzung hoch ist, haben die Seismizität und die Bodenverformung nachgelassen, wovon besonders die Region Grindavík profitiert. Hier wurde die Gefahrenstufe von „Rot“ auf „Orange“ gesenkt.

In der Nacht wurden übrigens die sogenannten Grindavík-Schläfer – es handelt sich um 22 Personen – sowie die Gäste der Blauen Lagune mitsamt dem Ressorthotel evakuiert. Dort sollen sich 1.300 Personen aufgehalten haben. Es scheint, als würde die Gefahr eines Vulkanausbruchs eher zusätzliche Besucher anlocken als abschrecken. Sehr wahrscheinlich wird alles darangesetzt, so schnell wie möglich wieder zu eröffnen.

Island: Weitere Infos zur Eruption am 23.08.24

Ausbruch hält mit verminderter Intensität an – Nachts gab es eine zweite Spaltenöffnung mit Erdbeben M 4,0

Der Vulkanausbruch auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel hält mit verminderter Intensität an. Nachdem es in den frühen Morgenstunden zunächst so aussah, als würde die Eruption bald enden, sieht man jetzt, dass sie sich stabilisiert hat. Im Wesentlichen ist noch eine Sektion der ursprünglich 3,9 Kilometer langen Eruptionsspalte auf einigen Hundert Metern Länge aktiv. Dieser Part befindet sich im Norden des Eruptionsgebiets. Die meisten Webcams decken den Eruptionsbereich nicht ab oder haben nur eine marginale Einsicht. Nur eine der mir bekannten Cams bei Vogastapi zeigt momentan das Geschehen. Weiter südlich gibt es außerdem noch 2 aktive Schlote.

Die Spaltenöffnung vollzog sich nicht in einem Rutsch. Sie ging von einem Punkt in der Nähe des Förderschlotes aus, der bei den letzten beiden Eruptionen am längsten aktiv war. Unmittelbar vor dem Durchbruch der Lava dampfte es zunehmend stark. Zunächst breitete sich der Riss auf einer Länge von gut 1,4 Kilometern aus, bevor seine Expansion zunächst stoppte. Dann gab es um 22:37 Uhr im Norden der Spalte ein Erdbeben Mb 4,0. Sein Epizentrum lag 3 km nordöstlich von Stóra-Skógsfell und die Spalte begann sich weiter zu öffnen. Innerhalb von 40 Minuten dehnte sich der Riss um weitere 1,5 Kilometer Länge aus.

Gegen 2 Uhr nachts entstand ein weiteres Spaltensegment, das ungefähr ein Kilometer lang ist Es schließt sich mit einer kleinen Lücke am Nordende der ersten Spalte an. Aus den ersten Beschreibungen ging nicht hervor, dass die Gesamtlänge des Spaltensystems also fast 5 Kilometer beträgt. Die Karte unten zeigt den zweiten Riss noch nicht. Er liegt außerhalb des bis jetzt aktiv gewesenen Gebiets.

Zunächst ergoss sich relativ viel Lava aus der Eruptionsspalte. Sie floss überwiegend nach Westen und Osten. Der westliche Strom hielt auf die Hauptstraßen nach Grindavik zu, stoppte aber wenige Hundert Meter vor dem Grindavikurvegur. Vorerst scheint er seiner erneuten Zerstörung entgangen zu sein. In Richtung Süden floss nur wenig Lava und sie hielt sich von Grindavik fern. Damit sind die schlimmsten Befürchtungen der IMO-Vulkanologen bislang nicht eingetreten. Im Vorfeld der Eruption wurde spekuliert, dass sich eine Eruptionsspalte im Bereich der nördlichen Befestigungen von Grindavik öffnen könnte. Grund hierfür war eine Zunahme der Seismizität in diesem Bereich.

Santiaguito: Neues Video vom Lavadom

Eruption am Domvulkan Santiaguito hält an – Neues Video erschienen

In Guatemala sind die Vulkane Fuego und Santiaguito weiterhin aktiv. Zum letzten genannten Vulkan wurde jetzt ein neues Video vom Lavadom veröffentlicht, das vom benachbarten inaktiven Dom aus aufgenommen wurde. Es zeigt eine Explosion aus dem Dom und wurde vermutlich am 21. August aufgenommen. Wenigstens meldete das VAAC Washington an diesem Tag den bislang jüngsten Ausbruch, an dem Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4200 m aufstieg und 30 Kilometer weit nach Westen driftete. Wie das zuständige Institut INSIVUMEH meldete, kam es zu leichten Ascheniederschlägen in den Orten San Marcos Palajunoj und Loma Linda, über die die Aschewolke hinwegzog. Die Vulkanologen warnten auch davor, dass pyroklastische Ströme entstehen könnten, die sogar das Farmland am Fuße des Domvulkans erreichen könnten. Im Falle starker Niederschläge drohen Lahars. Es gilt ein Besteigungsverbot des Doms und seiner älteren Nachbarn, was allerdings geflissentlich ignoriert wird.

Während des Sommers tauchen für gewöhnlich relativ wenige Augenzeugenberichte und Aufnahmen von Santiaguito und Fuego auf. Das liegt vor allem am Wetter, denn zu dieser Jahreszeit ist es meistens sehr dunstig und regnerisch, was ein Garant für schlechte Sicht auf die Vulkane ist. Mit geringer Aktivität hat das normalerweise nichts zu tun. Umso erfreulicher das aktuelle Video. Es zeigt nicht nur die explosiv geförderte Aschewolke, sondern dokumentiert auch die Abgänge von Steinschlägen, die durch die Eruption ausgelöst wurden. Zwar scheint es auf den ersten Blick lebensgefährlich zu sein, sich dem aktiven Dom so weit zu nähern, wie es die Publizistin des Videos offenbar tat, aber bei genauerer Betrachtung des Videos erkennt man, dass sich auf dem Boden des inaktiven Doms, von dem aus die Aufnahme gemacht wurde, keine frischen Tephra-Ablagerungen befinden. Impakte von Vulkanbomben kommen hier selten vor. Dennoch befindet man sich nicht komplett aus der Schussweite.

Aktivität am Fuego vergleichsweise gering

Wie erwähnt, ist in Guatemala nicht nur der Santiaguito aktiv, sondern auch der Fuego. INSIVUMEH berichtet hier von 3 bis 6 Eruptionen pro Stunde. Sie fördern Vulkanasche bis auf 4700 mm Höhe. Glühende Tephra stieg zuletzt bis zu 100 m hoch auf, was eine eher bescheidene Auswurfshöhe ist. Auch die Eruptionsfrequenz ist vergleichsweise niedrig.

Island: Der 6. Vulkanausbruch hat am 22.08.24 begonnen

Der erwartete Vulkanausbruch bei Svartsengi auf Island hat begonnen – Fast 4 Kilometer lange Eruptionsspalte öffnete sich

Auf Island hat am Abend des 22. August der erwartete Vulkanausbruch angefangen. Gegen 21.25 Uhr öffnete sich entlang der Sundhunukur-Kraterreiche ein neuer Eruptionsspalt. Die Initialzündung manifestierte sich östlich der vulkanischen Erhebung Sýlingarfell als eine Dampfwolke über 1 Kilometer hoch aufstieg. Von dort aus breitete sich der Riss auf einer Länge von 3,9 Kilometern überwiegend in nördlicher Richtung  aus. Lavafontänen wurden gefördert, die Lavaströme speisten, die nach Osten und Westen flossen und fließen. Erneut könnte der Grindavíkurvegur – die Hauptstraße nach Grindavik – von der Lava überflossen werden. In Richtung Grindavik flossen zunächst keine Lavaströme. Da sich die Seismizität auf dem nördlichen baschnitt der Sundhnkur-Kraterreihe konzentrierte, ging man nicht davon aus, dass sich die Eruptionsspalte weiter in Richtung Grindavik ausdehnen würde.

Dem Ausbruch voran ging eine kurze seismische Krise, die um 20:48 UTC einsetzte. Die meisten Epizentren lagen zwischen Stóra-Skógfell und Sýlingarfell. Der Druck in Bohrlöchern nahm zu. Minuten vor der Eruption brachte IMO eine Warnung heraus, dass die Ausbreitung eines Magmatischen Gangs begonnen hätte und der Ausbruch unmittelbar bevorsteht.

Das Geschehen konnte gut per Livestream verfolgt werden und wer – wie ich – gestern Abend bereits offline war, der kann jetzt noch eine Aufzeichnung des Eruptionsbeginns sehen. Wie auch bei den letzten Eruptionen war die Initialphase die stärkste und war somit auch die Hauptphase des Ausbruchs. Seine Kraft hat deutlich schneller nachgelassen, als es bei den letzten beiden Ausbrüchen der Fall gewesen war. Bereits 4 Stunden nach Eruptionsbeginn nahm die Intensität der Lavafontänen deutlich ab und die Länge des aktiven Teils der Spalte schrumpfte. Heute Morgen ist nur noch ein kleiner Teil aktiv und der Lavaausstoß hat stark nachgelassen. Es sieht so aus, als würde die Tätigkeit im Laufe des Tages bereits versiegen oder sich nur noch auf einen Schlot beschränken. Der Eruptionsverlauf würde dann jenen der ersten kurzlebigen Eruptionen ähneln, wie sie zu Beginn der Eruptionsphase typisch waren.

RUV-Livecam auf dem Sylingarfell. In der Aufzeichnung, die noch einige Stunden lang verfügbar ist, erkennt man wie die Spalte ins Bild hineinwächst.

Betrachtet man die Grafen zur Bodenhebung, dann erkennt man, dass diese deutlich zurückgegangen ist. Es ist noch zu früh um detailliert auf die Werte einzugehen, aber es wurde in der kurzen Zeit eine beachtliche Menge Lava gefördert. Die Erdbebentätigkeit hat stark nachgelassen, ist aber noch erhöht. Es ist nicht völlig auszuschließen, dass sich kurzfristig eine weitere Eruptionsspalte öffnen wird.

Island: Gefährliche Bereiche in Grindavik werden eingezäunt

Besonders gefährliche Bereiche in Grindavik sollen eingezäunt werden

Aus Grindavik gibt es Neuigkeiten, denn bereits in den kommenden Tagen soll damit begonnen werden, besonders gefährliche Bereiche in Grindavik einzuzäunen. Zum Einsatz kommen Arbeitsplatzzäunen, wie sie zur Abgrenzung von Baustellen genutzt wurden. Diese Maßnahme findet im Rahmen eines Aktionsplans zur Instandsetzung von Straßen, Freiflächen und weiterer Infrastruktur statt.

Es wurde bekanntgegeben, dass es sich nicht vermeiden lässt, dass bei den Einfriedungsarbeiten Privatgrundstücke betreten werden.

Die Stadt Grindavík hat eine Karte veröffentlicht, auf der die Bereiche, die abgesperrt werden sollen, in Rot und Gelb gekennzeichnet sind. Beide farblich markierten Bereiche werden eingezäunt, aber eventuell auf unterschiedliche Weise.

Im Wesentlichen werden zwei Nord-Süd-orientierte Bereiche abgesperrt, die quer durch ganz Grindavik verlaufen und die von den beiden Riftarmen unterwandert sind, die sich am Schicksalstag Grindaviks bildeten: dem 10. November. Obwohl man mit aller Kraft versucht, die Stadt vor ihrem endgültigen Untergang zu bewahren, ist es noch lange nicht sicher, ob dieses auch gelingt. Bis jetzt ist der weitere Verlauf des Geschehens völlig offen. Die Aktivität könnte jederzeit einschlafen, aber auch eskalieren, wobei es schlimmstenfalls direkt zur Öffnung einer Eruptionsspalte in Grindavik kommen könnte.

Erdbeben auf Reykjanes halten an

Vom seismischen Standpunkt aus gesehen ist die Lage gegenüber meinem letzten Update gestern unverändert, und seit gestern gab es gut 60 Erdbeben entlang des Rifts bzw. der Sundhnukur-Kraterreihe. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2 und manifestierte sich zwischen Westgrindavik und der Antennenanlage. Die Bodenhebung setzt sich fort. Je nachdem, welche Graphen zur Bodendeformation man betrachtet, könnte es eine leichte Verlangsamung der Bodenhebung geben. In zeitlich weniger gut aufgelöster Darstellung erkennt man allerdings eher eine Erhöhung des Anstiegs.

Die Seismizität bei Reykjanestá und Fagradalsfjall ist abgeklungen. Dafür gab es einige Erschütterungen im Krysuvik-System und ein Beben 2,2 im Brennisteinsfjöll-System.

Die Erdbebentätigkeit im Bereich des Vatnajökulls ist ebenfalls noch etwas erhöht.

Kilauea: Erdbeben Mb 4,7 nahe der Südostküste von Hawaii

Ein vergleichsweises starkes Erdbeben erschüttert die Südostküste am Kilauea

Datum 22.08.2024 | Zeit: 10:52:44 UTC | 19.343 ; -155.131 | Tiefe: 7 km | Mb 4,7

Heute Morgen um 10:52:44 Uhr UTC (nachts um 00:52:44 HST) erschütterte ein Erdbeben der Magnitude 4,7 die südöstliche Flanke des Vulkans Kilauea auf Big Island, Hawaii. Das Epizentrum lag knapp oberhalb der Küstenebene und nicht weit vom Puʻu ʻŌʻō-Krater entfernt. Es wurde 24 km südlich von Mountain View verortet. Das Hypozentrum wurde in 7 Kilometern Tiefe lokalisiert. Diese Angaben stammen vom USGS. Das GFZ Potsdam listet den Erdstoß mit einer Magnitude von 5,1 und einer fixierten Tiefenangabe von 10 Kilometern, während er laut EMSC zunächst in nur 1 Kilometer Tiefe verortet wurde, was inzwischen auf 12 km korrigiert wurde.

Das Erdbeben war praktisch auf der gesamten Insel spürbar, und es liegen zahlreiche Wahrnehmungsmeldungen aus einem Areal mit 100 Kilometern Durchmesser vor. Berichte über größere Schäden gibt es bislang nicht.

Meine Interpretation ist, dass es sich um ein tektonisches Beben handelte, das sich an einer Störung des Ostrifts ereignete. Möglicherweise kam es durch eine Intrusion im Zusammenhang mit dem Erdbebenschwarm von gestern zu einer Spannungserhöhung, die letztendlich das Beben auslöste. Es ist aber auch bekannt, dass sich die Südostflanke des Vulkans bewegt und langsam in Richtung Ozean gleitet, was ebenfalls eine Ursache des Bebens sein könnte. Diese Möglichkeit wird von den Seismologen des HVO favorisiert.

Der erwähnte Schwarm von Erdbeben war bis gestern Vormittag aktiv und brachte insgesamt etwa 420 Erschütterungen hervor. Heute wurden etwa 170 Beben detektiert. Einige davon ereigneten sich auch bei Pahala und manifestierten sich in Tiefen von etwa 30 Kilometern. Erst gestern schrieb ich, dass die Aktivität hier deutlich zurückgegangen ist. Offenbar nahm dies die Vulkangöttin Pele zum Anlass, erneut Magma aus der Tiefe aufsteigen zu lassen. Diese Schmelze sammelt sich in einem Reservoir, das letztendlich sowohl Mauna Loa als auch Kilauea speist.

White Island emittierte Vulkanasche und störte Flugverkehr

Vulkanasche in 1200 m Höhe über White Island detektiert – Es kam zu Flugausfällen

Der Vulkan Whakaari auf White Island, der in der Bucht von Plenty vor der neuseeländischen Nordinsel liegt, ist weiterhin aktiv und steigerte seine Aktivität noch. Wie einer VONA-Meldung des VAAC Wellington zu entnehmen ist, eruptierte der Inselvulkan Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 1200 m aufgestiegen ist. Die Eruptionswolke war vergleichsweise voluminös, so dass es zu Störungen im Flugverkehr kam, von denen 13 Regionalflüge betroffen waren, die die Flughäfen Tauranga und Rotorua ansteuerten bzw. von diesen starten sollten. Bei den Flügen handelte es sich überwiegend um Maschinen von Air New Zealand. Inzwischen wurde der Flugverkehr wieder aufgenommen, doch es bleibt die Warnung bestehen, dass es insbesondere auf dem Flughafen Rotorua zu weiteren Störungen kommen könnte.

Der Whakaari verstärkte seine Aktivität am 9. August, als er mit einer Serie kleiner Ascheeruptionen begann. Zeitweise stößt er kontinuierlich Vulkanasche aus, die von einem starken Dampfstrahl gefördert wird.

Neben der Vulkanasche wurde auch viel Schwefeldioxid ausgestoßen, was auf Satellitenfotos von Sentinel-5P/TROPOMI sichtbar wurde.

Bereits am Freitag gab es auf GeoNet einen Bericht zu den erhöhten Schwefeldioxid-Emissionen. Dort heißt es, dass man während eines Überwachungsflugs am 14. August eine erhebliche Zunahme der vulkanischen Gase feststellen konnte, die aus der neuen Quelle ausgestoßen werden. Darüber hinaus wurden geringe Mengen an Vulkanasche in der Rauchwolke beobachtet, die sich in Windrichtung von der Insel wegbewegte. Gas und Asche werden aus einem etwa 10 bis 15 Meter breiten Schlot ausgestoßen, den man zuvor auf Satelliten- und Webcamaufnahmen sehen konnte.

Während des Flugs konnte auch eine kleine Ascheprobe gesammelt werden. Erste Analysen deuten darauf hin, dass diese Asche aus einer oberflächennahen Magmaquelle stammt. Dies bestätigt, dass sich die Eruptionsaktivität auf White Island seit Anfang August verändert hat. Es gibt jetzt mehr Gas und eine kontinuierliche Einlagerung von Vulkanasche in der heißen Dampfwolke. Diese Phänomene stehen im Einklang mit der Präsenz von Magma nahe der Oberfläche, das die vulkanische Aktivität antreibt. Solche Veränderungen sind typisch für die Eruptionszyklen von White Island, die in den letzten 30 Jahren beobachtet wurden. Es ist möglich, dass diese Aktivität noch Wochen bis Monate andauern könnte. Auch eine weitere Verstärkung der eruptiven Tätigkeit liegt im Bereich des Möglichen.

Kanlaon: Sehr starke Schwefeldioxid-Emissionen

 

Erhöhte magmatische Aktivität am Vulkan Kanlaon verursacht vulkanischen SMOG

Die magmatische Aktivität am Kanlaon (Philippinen) ist weiterhin erhöht, selbst wenn es momentan nicht zu Eruptionen kommt. Gestern wurde von PHILVOLCS eine deutliche Zunahme der Schwefeldioxid-(SO2)-Emissionen aus dem Gipfelkrater des Vulkans festgestellt. Basierend auf den neuesten Daten der Flyspec-Messkampagne erreichte die SO2-Emission beeindruckende 6.720 Tonnen pro Tag. Dies stellt die zweithöchste Rate dar, die in diesem Jahr und seit Beginn der instrumentellen Überwachung des Vulkans registriert wurde. Gleichzeitig wurden heute in Dörfern von La Carlota City und La Castellana, Negros Occidental, Schwefeldioxid-Emissionen in Form von vulkanischem SMOG gemeldet.

Kanlaon, ein aktiver Schichtvulkan auf der philippinischen Insel Negros, zeigt seit Jahresbeginn eine erhöhte vulkanische Aktivität. Besonders auffällig war die Phase vor dem Ausbruch am 3. Juni 2024, als die durchschnittliche SO2-Emission bereits bei 1.273 Tonnen pro Tag lag. Seitdem hat sich die Aktivität des Vulkans weiter intensiviert, und die Emissionen liegen nun bei einem durchschnittlichen Wert von 3.247 Tonnen pro Tag.

Zusätzlich zu den erhöhten Gasemissionen zeichnete das Kanlaon Volcano Network heute insgesamt fünfzehn vulkanisch-tektonische Erdbeben auf. Diese Erdbeben, die in Tiefen von 0 bis 8 Kilometern unter dem nordöstlichen Sektor des Vulkangebäudes auftreten, werden durch Gesteinsbrüche verursacht und deuten auf anhaltende Unruhen im Untergrund hin, die von aufsteigenden magmatischen Fluiden verursacht werden.

Echtzeitdaten zur Bodenverformung, die aus kontinuierlichen GPS- und elektronischen Neigungsmessungen stammen, zeigen seit März 2022 eine langsame, aber beständige Aufblähung und Druckerhöhung des Vulkangebäudes. Besonders bemerkenswert ist die verstärkte Bodenhebung an der Ostflanke des Vulkans seit 2023, die durch die EDM-Messkampagne im Juli 2024 bestätigt wurde. Bei den Messungen stellte sich auch heraus, dass die Südostflanke ebenfalls angehoben wird. Diese Parameter weisen auf flache magmatische Prozesse unter dem Vulkan hin. Sie verursachen zudem die erhöhten Gasemissionen und die seismischen Aktivität.

Die Alarmstufe 2, die derzeit über Kanlaon verhängt ist, bleibt bestehen. Diese Alarmstufe signalisiert anhaltende Unruhen, die durch oberflächennahe magmatische Prozesse verursacht werden und die Wahrscheinlichkeit explosiver Eruptionen erhöhen. Die Öffentlichkeit wird nachdrücklich aufgefordert, wachsam zu bleiben und das Betreten der vier Kilometer umfassenden permanenten Gefahrenzone strikt zu vermeiden.

Auf den Philippinen liegt mit dem Taal-Vulkan ein weiterer Feuerberg, der in den letzten Jahren durch extrem hohe Schwefeldioxid-Emissionen aufgefallen ist. Hier kam es gestern zu einer signifikanten Verringerung der Emissionen, wie man sie oft vor dem Einsetzen phreatischer Eruptionen beobachten konnte.