Ätna: Strombolianische Eruptionen halten am 2. August an

Strombolianische Eruptionen aus der Voragine setzten sich fort – Tremor steigt langsam

Am Ätna auf Sizilien hält die strombolianische Tätigkeit aus dem Krater Voragine an. Die Eruptionen kommen in relativ kurzen Abständen und fördern zunehmend glühende Tephra, die gut 100 m hoch ausgeschleudert wird und auf der Außenflanke des neu gewachsenen Kraterkegels landet. Dieser Kegel markiert aktuell den Gipfel des Ätnas.

Luftaufnahmen zeigen, dass sich im Förderschlot des Kraterkegels eine Lavalinse gebildet hat, etwas, das am Ätna nicht alle Tage vorkommt. Normalerweise sind die Schlote an der Oberfläche mit Brocken erkalteter Lava gefüllt, die bei den Eruptionen ausgestoßen werden. Früher, als der Förderschlot noch unterhalb des Niveaus des Rands vom Zentralkrater lag, konnte man bei solchen Gelegenheiten platzende Lavablasen fotografieren.

Während die Erdbebentätigkeit gering ist, steigt der Tremor immer weiter an und bewegt sich nun knapp unterhalb der Grenze zum roten Bereich. Natürlich stellt man sich die Frage, ob die aktuelle Tätigkeit das Vorspiel zu einem neuen Paroxysmus ist oder ob wir eine Phase strombolianischer Tätigkeit erleben, wie wir sie am Anfang der Eruptionen im Juni sahen. Letztendlich gipfelte aber auch diese mehrwöchige Phase in einem Paroxysmus, was auch jetzt gut möglich, aber nicht zwingend gegeben ist.

Wissenschaftlich betrachtet lassen sich Paroxysmen praktisch nicht prognostizieren. Die Ausbrüche können noch stoppen, wenn man sich fast sicher ist, dass einer beginnt. Die Erfahrung zeigt aber, dass sich langsam steigernde strombolianische Eruptionsphasen oft in Richtung Paroxysmus entwickeln. Andererseits gab es in früheren Jahren immer wieder rein strombolianische Eruptionsphasen am Ätna, die oft monatelang andauerten, ohne dass es zu einem Paroxysmus kam. Da es aber im Juli bereits zu vier dieser Ausbrüche kam, ist es wahrscheinlich, dass wir den fünften bald sehen werden.

Übrigens tauchte auch das Erdbeben von Cosenza im Seismogramm des Ätnas auf und man darf sich fragen, ob es Auswirkungen auf die Vulkane Ätna und Stromboli haben wird. Erdbeben sind in der Lage, Vulkane zu beeinflussen und Eruptionen zu triggern, aber auch abzuwürgen.

Italien: Erdbeben ML 5,0 bei Cosenza

Erdbeben ML 5,0 erschüttert Region von Cosenza – Menschen flüchten auf die Straßen

Datum 01.08.2024 | Zeit: 19:43:20 UTC | 39.482 ; 16.784 | Tiefe: 21 km | ML 5,1

Am Donnerstag, dem 1. August 2024, ereignete sich in der süditalienischen Region Cosenza in Kalabrien ein Erdbeben der Magnitude 5,0. Das Beben manifestierte sich um 21:43:20 Uhr Lokalzeit. Das Epizentrum wurde vom EMSC 13 km südlich von Mirto in der Region Cosenza verortet. Laut Angaben vom INGV lag es im Ort Pietrapaola, 50 Kilometer östlich von Cosenza. Das ebenfalls bekannte Crotone befindet sich 53 Kilometer südöstlich. Das Hypozentrum lag in einer Tiefe von 21 Kilometern, was die Auswirkungen an der Erdoberfläche etwas abschwächte.

Das war das stärkste Beben in Kalabrien in den letzten zwölf Jahren, doch größere Schäden gab es nicht und es kamen auch keine Personen zu Schaden. Dennoch konnte man den Erdstoß praktisch in ganz Süditalien spüren und viele Menschen flüchteten sich auf die Straßen und trauten sich auch nicht mehr in ihre Häuser zurück.

Nach dem Hauptbeben registrierte das Nationale Institut für Geophysik und Vulkanologie zwei Nachbeben der Stärke 2,3 und 3,1 in Pietrapaola und Bocchigliero.

Viele Bewohner verbrachten die Nacht im Freien, in ihren Autos oder in schnell aufgestellten Zelten. Der Katastrophenschutz und die Feuerwehr überwachen das Gebiet, und Inspektionen wurden durchgeführt, um mögliche Schäden zu identifizieren. Fabio Ciciliano, der Leiter der Abteilung für Katastrophenschutz, berief um 23 Uhr einen Krisenstab ein, um die Lage zu beurteilen und die Koordination der Maßnahmen mit den örtlichen Behörden sicherzustellen. Domenico Costarella, Direktor des Katastrophenschutzes Kalabriens, bestätigte, dass die Situation derzeit unter Kontrolle ist und keine Notrufe eingegangen sind.

Die Bürgermeisterin von Pietrapaola, Manuela Labonia, berichtete von einer ruhigen Lage, obwohl die Bürger weiterhin vorsichtig sind. Die Feuerwehrteams aus Crotone und Cosenza wurden in das betroffene Gebiet entsandt, um zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen zu gewährleisten. Roberto Occhiuto, Präsident der Region Kalabrien, betonte die schnelle Reaktion der regionalen Behörden und die Zusammenarbeit mit dem Nationalen Katastrophenschutzdienst, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und die Situation zu überwachen.

In der Region gab es seit dem Jahr 1184 sechs starke Erdbeben mit Magnituden über 6, die hohe Opferzahlen verursachten. Dementsprechend unruhig ist man dort, wenn die Erde bebt.

Großtektonisch betrachtet hängen die Erdbeben bei Cosenza/Crotone mit der Kollision des Adriatischen Sporns mit Eurasien zusammen. Beim Adriatischen Sport handelt es sich um einen Teil der Adriaplatte, die Afrika vorgelagert ist und im Bereich der Adria bis zu den Alpen vordringt. Am Ostrand der Platte bildet sich der Apennin und es gibt zahlreiche Störungszonen. An einer dieser Störungszonen manifestierte sich der Erdstoß.

Ol Doinyo Lengai mit thermischer Anomalie am 1.08.24

Vulkan Ol Doinyo Lengai zeigt thermische Anomalie – Lavapool kocht im Hornito

Der Ol Doinyo Lengai liegt im Norden von Tansania, genauer gesagt östlich der Serengeti und südlich des Natronsees. Auch die Grenze zu Kenia ist nicht weit entfernt. Der Vulkan ist der Gottberg der Maasai und bekannt für die Eruption einer einzigartigen Lava-Art, die als Natriumkarbonatit bekannt ist. Diese Lava kommt nicht nur extrem selten vor, sondern ist zugleich die kälteste Lava der Welt. Ihre Schmelze ist nur zwischen 500 und 600 Grad Celsius heiß und sieht im Sonnenlicht wie silbrig glänzender Schlamm aus. Bei Nacht erscheint sie oft völlig schwarz oder zeigt eine schwache Rotglut, die meistens nur auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar wird. Ob man die Rotglut mit bloßem Auge erkennen kann, hängt von der Temperatur der Schmelze ab: Liegt sie am unteren Spektrum des Temperaturbereichs, ist sie für gewöhnlich nicht sichtbar.

Während des Frühsommers war der Ol Doinyo Lengai nur sporadisch aktiv und nur selten trat Lava aus. Offenbar köchelte sie im Inneren der Hornitos, die sich im Krater bilden, ohne großartig auszutreten. In den letzten Tagen gibt es jedoch wieder öfter Satellitenfotos zu sehen, die im Infrarotspektrum Wärmeanomalien visualisieren und zeigen, dass Lava aus dem zentralen Hornitobereich strömt. Diese bildet kurze Lavaströme, die überwiegend im östlichen Kraterbereich unterwegs sind, sich zeitweise aber auch nach Norden und Süden ausbreiten.

Unser Vereinsmitglied Jochen Felkl steht in Kontakt zu lokalen Maasai-Vulkanführern, die ihm ab und zu ein Handyfoto vom Vulkan schicken. Auf dem neuesten Foto ist ein Hornito zu erkennen, dessen Spitze aufgeplatzt oder kollabiert ist, was den Blick auf einen brodelnden Lavapool bei Nacht freigibt.

Der Ol Doinyo Lengai liegt im Ostafrikanischen Grabenbruch, einer divergenten Störungszone, die sich zu einer kontinentalen Naht entwickeln könnte. Der Verlauf des Grabenbruchs wird durch eine Reihe von Sodaseen an seinem Grund gekennzeichnet. Bei meinem USA-Urlaub im letzten Monat besuchte ich die San-Andreas-Fault, bei der es sich um eine Transformstörung handelt, die die Grenze zwischen Nordamerika und dem Pazifik markiert. Auch hier Reihen sich mehrere Sodaseen aneinander. Warum das so ist, versuche in ein einem der nächsten Artikel zu erklären.

Island: Neue Erkenntnisse zur Herkunft des Magmas

Endphase der ersten Fagradalsfjall-Eruption. © Marc Szeglat

Studie zeigt, dass das Magma der ersten Fagradalsfjall-Eruption in der Erdkruste zwischengespeichert wurde

Seit 2021 faszinieren uns die Vulkanausbrüche auf Island. Die Eruptionen auf der Reykjanes-Halbinsel begannen mit den Fagradalsfjall-Feuern und setzten sich seit Oktober 2023 mit den Sundhnúkur-Feuern fort. An beiden, nur wenige Kilometer voneinander entfernten Lokationen, gab es mehrere Intrusionen und Spalteneruptionen, die große Mengen Lava förderten und ausgeprägte Lavafelder entstehen ließen. Wissenschaftler vermuten, dass diese Eruptionen nur die ersten einer Serie sind, die mehrere Jahrzehnte andauern und nach und nach auch auf weitere Spaltensysteme der Reykjanes-Halbinsel übergreifen könnten.

Um zukünftige Ereignisse besser vorhersagen zu können, ist das Verständnis der Eruptionsmechanismen entscheidend. Dazu gehört, wie das Magma entsteht, aufsteigt und gegebenenfalls in Magmenkörpern zwischengespeichert wird, bevor sich ein oberflächennaher magmatischer Gang bildet oder eine Eruption beginnt.

Ein internationales Team aus Geoforschern und Studenten unter der Leitung der Scripps Institution of Oceanography der UC San Diego sammelte fortwährend Lavaproben der basaltischen Eruptionen auf Island sowie von den Ausbrüchen auf La Palma (2021) und am Mauna Loa (2022) und analysierte sie im Labor. Es entstand eine detaillierte Zeitreihenanalyse der geochemischen Komponenten der Lavaproben. Mithilfe von Spektrometern wurden die elementaren Inhaltsstoffe der Gesteinsproben untersucht und die Signaturen bestimmter Isotope wie Osmium analysiert, um Hinweise darauf zu erhalten, unter welchen Bedingungen ein Magma entstanden beziehungsweise gespeichert wurde.

Osmium kommt in unterschiedlichen Isotopen vor, die durch radioaktiven Zerfall von Rhenium entstehen, welches in den Gesteinen der Erdkruste vorkommt. Spuren von Osmium in der eruptierten Lava gelten als Indizien dafür, dass eine Schmelze längere Zeit in der Kruste zwischengespeichert wurde, wo sie mit Krustenmaterial kontaminierte, bevor sie final aufstieg und in Form von Lava eruptierte. Die Forscher entdeckten in den Lavaproben der ersten Fagradalsfjall-Eruption von 2021 hohe Konzentrationen der Osmium-Isotope und schlossen daraus, dass das ursprüngliche Magma vor der Eruption längere Zeit in der Erdkruste zwischengespeichert wurde. Ähnliches konnten sie für die La Palma-Eruption nachweisen, während entsprechende Spuren in der Lava vom Mauna Loa fehlten.

Entgegen früheren Studien, die behaupteten, dass nur das Magma der ersten Eruptionstage der Fagradalsfjall-Eruption in der Erdkruste zwischengespeichert wurde, zeigt die neue Studie, dass auch die Schmelze des späteren Eruptionsverlaufs aus der Erdkruste stammt und nicht, wie bislang angenommen, direkt aus dem Erdmantel aufgestiegen ist. Erste bei späteren Eruptionen im Fagradalsfjall-Gebiet fehlten die Osmium-Isotope und man geht davon aus, dass die Schmelze ohne längeren Zwischenstopp in der Erdkruste eruptierte.

Die Forscher schließen daraus, dass die Bildung größerer krustaler Magmenkörper und die Interaktion der Schmelze mit dem Krustenmaterial eine Voraussetzung für basaltische Eruptionen sind, die große Volumina an Lava fördern. Nachfolgende Eruptionen nutzen dann freie Aufstiegswege, die als Expressautobahnen aus der Tiefe des Erdmantels angelegt sind. (Quelle: nature.com/articles/s41586-024-07750-0)

China: Tropensturm Gaemi verursacht Überflutungen

Langanhaltender Tropensturm Gaemi verursachte in China mindestens 22 Todesopfer

Der vom Taifun zu einem Tropensturm herabgestufte Gaemi zog mehrere Tage lang über China hinweg und hinterließ eine Spur der Verwüstung, die infolge von Starkregen, Überflutungen und Erdrutschen verursacht wurde. Seit Sonntag sind so mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen. Tausende mussten evakuiert werden.

Als Taifun richtete Gaemi große Schäden auf den Philippinen und Taiwan an (Vnet berichtete), bevor er auf die chinesische Küste traf und sich zu einem Tropensturm abschwächte. Damit ließ zwar die zerstörerische Kraft starker Winde nach, doch die Wassermassen, die abregneten, brachten sintflutartige Regenfälle mit sich, die weite Landflächen in mehreren Provinzen überfluteten und die Pegel der Flüsse steigen ließen. Dabei kam es zu drei Dammbrüchen. Die Kapazität von fast 70 Stauseen wurde überschritten, so dass Wasser abgelassen werden musste, was die Hochwassersituation weiter verstärkte.

Nachdem Gaemi in der Provinz der Fujian auf Land traf und dabei auch Nordkorea streifte, traf es die Provinz Hunan besonders hart: Hier kamen sämtliche Todesopfer zustande.

Am Montag kam es zu einem Erdrutsch, der 15 Menschen das Leben kostete. Am Dienstag wurden dann  7 weitere Tote gemeldet. Xinhua berichtete, dass in der Stadt Zixing vier Leichen gefunden wurden, und CCTV meldete drei weitere Leichen in einem nahegelegenen Dorf. Drei Personen gelten als vermisst.

In einigen Gebieten von Zixing fielen in 24 Stunden rekordverdächtige 645 mm Niederschlag. In der Stadt haben die Regenfälle 11.000 Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Es wurden gut 1.000 zerstörte oder beschädigte Gebäude gezählt und 1.345 Straßeneinbrüche verursacht. In anderen Teilen der Provinz mussten fast 4.000 Einwohner wegen eines Dammbruchs evakuiert werden.

Die Fluten haben mehrere große Dämme und Deichanlagen zerstört und landwirtschaftliche Flächen überflutet. Das Finanzministerium stellte gut 30 Millionen Euro für Katastrophenschutz und andere Hilfsmaßnahmen zur Verfügung.

China erlebt in diesem Sommer extreme Wetterbedingungen mit schweren Regenfällen in einigen Regionen und intensiven Hitzewellen in anderen. Am Montag gab das Nationale Meteorologische Zentrum eine orangefarbene Wetterwarnung für weite Teile des Südens, Südwestens und der Mitte des Landes sowie für Peking, Hebei und Tianjin heraus.

Laut Wetterexperten ist der Tropensturm nicht alleine für die verheerenden Überflutungen verantwortlich, denn er traf auf den für diese Jahreszeit typischen Südwestmonsun, was die Regenfälle deutlich verstärkte.