Kilauea: Erdbebenschwarm am 31.August 2024

Erneut erschüttert ein Schwarmbeben den Kilauea auf Hawaii

Am Kīlauea auf Big Island, Hawaii, bebte gestern die Erde wieder besonders häufig, wobei mehr als 200 Erschütterungen detektiert wurden. Die meisten dieser Beben traten entlang des oberen Ostrifts auf. Es gab jedoch auch vermehrt Erdbeben unter der Küstenebene bei Pāhala.

Wie das HVO berichtete, hat sich die Aktivität heute verringert: Es wurden 31 Erschütterungen unter Kaluapele registriert, der hawaiianische Name der Kīlauea-Gipfelcaldera. Die Erdbeben traten in Tiefen von 1 bis 3 km auf, wobei die meisten eine Magnitude von weniger als M2,0 hatten. Die Deformationsraten am Gipfel blieben relativ gering, wobei die Neigungsmesser Schwankungen im Laufe des letzten Tages aufzeichneten. Die GPS-Instrumente in der Gipfelregion zeigen weiterhin einen allmählichen Inflationstrend. Am 20. August 2024 wurde eine SO₂-Emissionsrate von etwa 75 Tonnen pro Tag gemessen.

In der Riftzone wurden etwa 55 Erdbeben in der oberen East Rift Zone registriert, die sich vom Puhimau-Krater bis südöstlich nach Maunaulu erstreckt, was einen Rückgang gegenüber dem Vortag darstellt. Die meisten Erdbeben lagen unter einer Magnitude von M2,0 und ereigneten sich in Tiefen von 1 bis 3 km (0,6 bis 1,8 Meilen). Die Bodenverformung in der Region blieb in den letzten 24 Stunden stabil.

Die Aktivität in der Middle East Rift Zone ist weiterhin gering. Es wurden keine signifikanten Änderungen an den Neigungsmessern des POC festgestellt. GPS-Messungen zeigen im letzten Monat eine anhaltende, wenn auch geringe Inflation in der Region.

Die kontinuierlichen Gasüberwachungsstationen in Windrichtung von Puʻuʻōʻō in der mittleren östlichen Riftzone – dem Ort der Eruptionsaktivität von 1983 bis 2018 – zeigen weiterhin Schwefeldioxidwerte unter den Nachweisgrenzen, was auf vernachlässigbare Emissionen in diesem Gebiet hinweist.

Derzeit gibt es keine Anzeichen für erhöhte seismische Aktivität oder Bodenverformungen in der unteren östlichen Riftzone, abgesehen von den tief sitzenden Erdbeben bei Pāhala, die auf den Magmenaufstieg aus der Asthenosphäre hindeuten.

Zusammenfassung: Der Kilauea eruptiert nicht, aber die seismische Tätigkeit ist insbesondere entlang der oberen Ostriftzone erhöht, wo sich der Boden langsam anhebt. Mittelfristig betrachtet muss man mit einer weitern Gangbildung oder sogar mit einer Eruption rechnen.

Island: Eruption geht auf verringerten Niveau weiter

Vulkanausbruch auf Island hält abgeschwächt an – Tremorpulse und Bodenhebung detektiert

Auf Island hält der Vulkanausbruch im Norden der Sundhnukur-Kraterreihe an, scheint sich aber abgeschwächt zu haben. Genaue Angaben sind nicht möglich, da sich der Vulkan seit gestern Mittag in Wolken hüllt. Gestern Morgen war aber bereits zu sehen gewesen, dass sich die Lavafontäne auf einen Schlot beschränkte. Heute Nacht sah man durch die Wolken hindurch einen rötlichen Lichtschein, so dass man davon ausgehen kann, dass die Eruption anhält.

Anhand der öffentlich zugänglichen Tremorgrafiken lässt sich das Geschehen nur bedingt verfolgen, da der Tremor nach der Initialphase bereits stark abgefallen und nur noch leicht erhöht war. Allerdings kann man an einigen Messstationen ein ungewöhnliches Muster ablesen, das den Pulsen ähnelt, die vom Fagradalsfjall im Sommer 2021 erzeugt worden waren, als es zu den sich schubweise verstärkenden Eruptionen kam. Am stärksten ist dieses Signal an der Messstation Grindavik, die vergleichsweise weit vom Eruptionsgeschehen entfernt steht. Von daher ist es wahrscheinlich, dass diese Signale Man-made sind. Dennoch ist es möglich, dass das Magma wieder in Schüben aufsteigt, und da die Quelle unter der Blauen Lagune vermutet wird, könnten sich solche Schübe aufsteigenden Magmas in der Messstation Grindavik widerspiegeln. In abgeschwächter Form sind die Pulse im Diagramm auch an anderen Messstationen der Gegend zu identifizieren. Augenzeugen berichteten in den letzten Tagen bereits, dass die Stärke der Lavafontänen fluktuiert und zeitweise auch zwei Fontänen beobachtet wurden. Vielleicht sehen wir demnächst wieder spektakuläre Lavafontänen wie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption. Aber das ist rein spekulativ.

Update: Stephan und Mike aus unserer FB Gruppe haben das beschriebene Phänomen schon seit längerem an dieser Messstation beobachtet und sind zu dem Schluss gekommen, dass es ein Messtechnisches Phänomen sein muss und mit der Bedienung des Seismografen zusammenhängen könnte.

Derweilen deutet sich auf den Diagrammen der GPS-Messungen an, dass es eine Trendumkehr geben könnte: Die Subsidenz des Bodens scheint gestoppt zu sein und es wird wieder Bodenhebung angezeigt. Sollte sich in den nächsten Tagen dieser Trend bestätigen, dann wird an der Eruptionsstelle weniger Lava ausgestoßen, als aus der Tiefe aufsteigt. Das spricht dann für ein Nachlassen der Ausbruchsstärke. Denkbar wäre natürlich auch, dass aus dem tief gelegenen Magmenreservoir mehr Schmelze aufsteigt, als es zuvor der Fall war, doch das halte ich für unwahrscheinlich. Seit Monaten ist der Zustrom vom tiefen Magmenkörper in das flache Reservoir unter Svartsengi relativ konstant geblieben. Die neu einsetzende Bodenhebung zeigt, dass mit einem Ende der eruptiven Phase nicht so schnell zu rechnen ist und wir auf weitere Ausbrüche gespannt sein dürfen.

Zusammenfassung:

  • Der Ausbruch geht abgeschwächt weiter
  • Es gibt Tremorpulse die auf Magmaschübe hindeuten könnten
  • Trendwende in der Bodendeformation: aus Deflation wird Inflation

Campi Flegrei wurde von Erdbeben ML 3,7 erschüttert

Erneutes spürbares Erdbeben im Calderavulkan Campi Flegrei – Magnitude 3,7 in 2,4 km Tiefe

Datum 30.08.24 | Zeit: 19:23:15 UTC | 40.831 ; 14.148 | Tiefe: 40 km | ML 3,7

Die süditalienische Caldera Campi Flegrei wurde gestern Abend um 19:23:15 UTC (21:23:15 Uhr Lokalzeit) von einem Erdbeben der Lokalmagnitude M 3,7 erschüttert. Das Beben kann man als schwach bis mittelstark einstufen. Da Erdbeben mit Magnituden ab 3 (und teilweise auch darunter) von den Anwohnern der Caldera deutlich wahrgenommen werden können, werden solche Beben oft als stark bezeichnet. Im Vergleich zu den unzähligen schwachen und nicht wahrnehmbaren Erschütterungen, die sich seit Beginn der bradyseismischen Phase im Jahr 2005 ereignet haben, mag ein solches Beben auch relativ stark erscheinen. Größere Schäden verursachen Erdbeben mit Magnituden im Dreierbereich allerdings nicht, obgleich es in vorbelasteten Gebäuden zu Rissbildungen kommen kann.

Praktisch jedes Haus in der Gegend kann als vorbelastet betrachtet werden, wobei das größte Problem nicht die Erdbeben selbst darstellen, sondern das langjährige Auf und Ab des Bodens. Die Erdbeben sind in erster Linie Ausdruck der Bodendeformationen, die durch magmatische Fluide verursacht werden, die sich zyklisch im Untergrund über Jahre ansammeln und wieder abfließen. Als Motor dieser Fluiddynamik wird ein Magmenkörper in größerer Tiefe von mehr als 8 Kilometern vermutet. Neuere wissenschaftliche Studien kamen zu dem Schluss, dass sich auch in 4-5 Kilometern Tiefe Magma angesammelt haben könnte. Die Schmelze, die der Vulkan früher förderte, war sehr zähflüssig und neigte dazu, starke Explosionen zu erzeugen. Ansonsten kennen wir das Prinzip der mehrstöckigen Magmenreservoire von der isländischen Reykjanes-Halbinsel, wo ein gewaltiger Magmenkörper in mehr als 8 Kilometern Tiefe ein kleineres Reservoir mit Magma versorgt, von dem aktuell die Eruption der Sundhnúkur-Spalte ausgeht.

Das Erdbeben in Italien manifestierte sich wenige Hundert Meter nordwestlich des Solfatara-Kraters unter dem Ortsteil Pisciarelli, der wegen seiner Hochdruckfumarole mit einem Fangobecken berüchtigt ist. Das Thermalgebiet liegt am Fuß der Solfatara und liefert Grund zur Besorgnis: hier könnte es ohne weitere Vorwarnungen zu phreatischen Eruptionen kommen. Zugleich stellt das Gebiet ein Fenster ins Erdinnere dar, da die Fumarole heiße Gase und Tiefenwässer fördert, deren Analysen den Forschern Rückschlüsse auf die Prozesse im Erdinneren liefern.

Drittes spürbares Erdbeben in diesem Bereich der Caldera Campi Flegrei in 3 Monaten

Im Juni und Juli gab es in demselben Gebiet, in dem das Erdbeben gestern stattfand, zwei weitere Erdbeben der Magnituden 3,7 und 3,6. Auch die Erdbebenherde lagen in vergleichbaren Tiefen, was darauf hindeutet, dass sich die Erschütterungen im Grenzgebiet zwischen dem Hydrothermalsystem und der Deckschicht abspielten, die das Magma in 4-5 Kilometern Tiefe am weiteren Aufstieg hindert. Ich vermute, dass in diesem Areal einer der Hauptaufstiegswege des Gases verläuft, das an der Fumarole austritt.

Das Erdbeben in Italien war nicht das Einzige, sondern seit gestern wurden insgesamt 21 Beben festgestellt. Ob damit die Reduzierung der Geschwindigkeit der Bodenhebung, die in den letzten 2 Wochen gemessen wurde, wieder hinfällig ist, wird sich bei neuen Messungen in den nächsten Tagen zeigen.