Island: Erdbeben am 21.08.24

Die Erdbebensituation auf Island bleibt angespannt: In den letzten 48 Stunden wurden 245 Erdbeben auf der gesamten Insel verteilt registriert. Bebenspots lagen auf der Reykjanes-Halbinsel, im Bereich des Vatnajökulls einschließlich Askja und Herdubreid und bei Borgarnes auf der Snæfellsnes-Halbinsel. Vereinzelte Beben ereigneten sich entlang der Tjörnes-Fracture-Zone und unter der Katla.

  • Im Bereich von Reykjanes gab es 171 Erschütterungen
  • Unter Vatnajökull und an der Askja bebte es 45 Mal
  • Bei Borgarnes wurden 12 Beben registriert

Die erhöhte Bebentätigkeit im Bereich vom Grimsfjall unter dem Vatanjökull wird mit dem Gletscherlauf in Verbindung stehen, über den ich bereits heute Morgen schrieb. Die Erdbeben der Askja stehen mit der Bodenhebung infolge von Magmenakkumulation unter dem Vulkan zusammen. Doch was uns alle am meisten beschäftigt, ist nach wie vor die Situation auf Reykjanes.

Intrusion oder Eruption kann jederzeit beginnen

Die seismische Tätigkeit bleibt im Bereich von Svartsengi hoch und in seinem jüngsten Update von gestern Mittag titelte IMO, dass man jederzeit mit einer Intrusion oder Eruption rechen müsse. An manchen Tagen wurden in der letzten Woche bis zu 90 Erschütterungen bei Sundhnukur festgestellt. Gestern waren es 70. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 1,7 und konnte nicht gespürt werden. Einige Beben gab es auch unter Stóra-Skógfell, doch die Beben wurden noch nicht von final aufsteigendem Magma ausgelöst. Dabei hat sich unter Svartsengi die größte Menge Magma angesammelt, seit die Aktivität im Herbst letzten Jahres begann. Man rechnet dementsprechend mit einem großen Ausbruch.

Entsprechend nervös ist man in Grindavik und arbeitet weiterhin fieberhaft an einer Erhöhung der Deichanlagen, insbesondere im Norden von Grindavik und beim Geothermalkraftwerk. Der Polizeichef der Region Suðurnes überwacht täglich, wie viele Menschen in Ihren Häusern in Grindavik übernachten. Ihre Anzahl reduzierte sich kontinuierlich. Waren letzte Woche noch 34 Häuser nachts bewohnt, sind es nun nur noch 22. Am liebsten würde er die Stadt zumindest über Nacht ganz räumen, aber die isländischen Gesetze erlauben Zwangsevakuierungen nur über einen gewissen Zeitraum. Nach dem Ende der unmittelbaren Gefahrenlage hat jeder das Recht, in sein Haus zurückzukehren. Aber so richtig gemütlich ist es in Grindavik derzeit bestimmt nicht und für die Sicherheitskräfte und den Polizeichef wäre es bestimmt einfacher, nachts nicht parat stehen zu müssen, um bei Gefahr schnell genug reagieren zu können.

Sakurajima eruptiert Vulkanasche am 21.08.24

Aschewolke vom Sakurajima sieg bis auf 4000 m Höhe – Ascheniederschlag in der Umgebung

Der bekannte Vulkan Sakurajima, der eine vulkanische Halbinsel in der Bucht von Kagoshima auf Kyushu bildet, eruptierte heute Morgen gegen 5:57 Uhr UTC (14:57 Uhr Lokalzeit) und brachte eine Aschewolke hervor, die laut VAAC Tokio bis zu 4000 m hoch aufstieg. Die Aschewolke driftete in nordwestlicher Richtung, wo der Flughafen der Region liegt, doch ob es zu Einschränkungen im Flugverkehr gekommen ist, wurde bis jetzt nicht mitgeteilt. Dort ist man die Aschewolken gewohnt und schließt den Flughafen nicht so schnell wie anderswo. Ascheniederschlag gab es jedenfalls in Gemeinden am Fuß des Sakurajima.

Eine meteorologische Messstation in Tarumi registrierte Luftdruckschwankungen infolge der Explosion. Diese können so stark sein, dass sie Druckwellen erzeugen, die bei Dunst in den Wolken sichtbar werden.

Das Ereignis wurde von den Livecams gefilmt und auch von Beobachtern des Vulkans fotografiert. In unserer FB Gruppe „volcanoes and volcanism“ wurden mehrere Medien geteilt.

Das JMA brachte eine kurze Notiz heraus, nach der die Vulkanasche bis zu 2700 m über Kraterhöhe aufstieg, was sich in etwa mit den Angaben des VAAC deckt. Die Eruption fand im Gipfelkrater Minamidake statt und größere Tephrabrocken landeten an der 6. seismischen Messstation, die sich ca. 1200 m vom Krater entfernt befindet. Es wurde ein Schalldruck von fast 44 PA gemessen. Es soll die 29. größere Eruption in diesem Jahr gewesen sein, wobei das VAAC Tokio bereits 149 VONA-Meldungen herausbrachte.


Im letzten ausführlichen Bericht, der am 19. August veröffentlicht wurde, ist zu lesen, dass es einen Tag vorher eine Explosion gab, bei der eine Aschewolke bis zu 1100 m hoch aufstieg. Die Anzahl der vulkanotektonischen Beben ist gering. Dennoch hat man weiterhin Angst, dass pyroklastische Ströme und Lahare entstehen könnten, sollte es zu stärkeren Eruptionen kommen, womit man jederzeit rechnen muss. Im Untergrund des Sakurajima gibt es eine größere Magmenansammlung und die Aktivität könnte sich ohne Vorwarnung steigern. Es gilt ein Besteigungsverbot des Vulkans. Der Alarmstatus steht auf „3“.

Island: Gletscherlauf am Vatnajökull

Anzeichen für einen Gletscherlauf im Fluss Skaftár am Vatanjökull

Seit gestern Abend steigt die elektrische Leitfähigkeit im Fluss Skaftá langsam an. Zudem haben Wasserstand und Fließgeschwindigkeit des Flusses bei Sveinstind zugenommen. Das geht aus einer Pressemeldung der Isländischen Meteorologiebehörde (IMO) hervor. Die Forscher meinen, dass die Veränderungen vermutlich nicht auf Gletscherschmelze oder Niederschläge zurückzuführen sind, sondern darauf hin deuten, dass ein Gletscherlauf in der Skaftá begonnen hat. Die Quelle dieses Laufs ist sehr wahrscheinlich im Vestari-Skaftár-Kessel zu finden. Hierbei handelt es sich um die westliche der zwei Eiskavernen in der Nähe des subglazialen Vulkans Grimsvötn. Der letzte Gletscherlauf aus diesem Kessel fand im September 2021 statt. Läufe aus dem westlichen Kessel sind in der Regel kleiner als jene aus dem östlichen.

Der Durchfluss bei Sveinstind betrug um 20:30 Uhr etwa 149 m³/s, es wird jedoch erwartet, dass der maximale Durchfluss während dieses Gletscherlaufs 750 m³/s nicht überschreiten wird. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass auch Wasser aus dem östlichen Eystri-Skaftár-Kessel hinzufließt.




Szenarien und Empfehlungen

Es ist entscheidend, dass Anwohner und Personen, die sich im Überschwemmungsgebiet aufhalten, sich der möglichen Gefahren bewusst sind, und dass Betreiber über mögliche Naturgefahren informiert sind:

  • In den nächsten Tagen wird es zu Überschwemmungen entlang der Skaftá-Ufer kommen. Es ist möglich, dass nahegelegene Straßen überflutet werden.
  • Schwefelwasserstoff, der mit dem Abfluss des Gletschers transportiert wird, kann in hoher Konzentration Augen- und Atemwegsreizungen verursachen. Touristen wird dringend empfohlen, sich während des Gletscherlaufs vom Flusslauf der Skaftá oberhalb von Skaftárdal sowie von den Rändern von Skaftárjökull, Tungnárjökull und Síðujökull fernzuhalten.
  • Rund um den Kessel können sich schnell gefährliche Risse bilden. Reisende zum Vatnajökull sollten daher Abstand zu den Kesseln und den Rändern der genannten Gletscher halten, wo Wasser an die Oberfläche gelangen könnte.

Hintergrundinformationen zum Skaftá-Gletscherlauf

Es gibt zwei Hauptkessel, einen östlichen und einen westlichen, auf der Westseite des Vatnajökull. Diese Kessel entstehen durch Erdwärme, die das Gletschereis schmilzt und Wasseransammlungen erzeugt. Wenn der Wasserdruck zu hoch wird und nicht mehr zurückgehalten werden kann, entleeren sich die Kessel und verursachen einen Gletscherlauf. Die Läufe aus dem östlichen Kessel sind in der Regel größer als die aus dem westlichen. Seit 1955 sind 58 Gletscherläufe in der Skaftá bekannt, wobei jeder Kessel in der Regel alle zwei Jahre entleert wird. In seltenen Fällen kam es sein, dass die Druckentlastung infolge des Gletscherlaufes auf den Untergrund einen Ausbruch des Grimsvötn auslöst. Voraussetzung hierfür ist, dass der Vulkan geladen und für eine Eruption bereit ist. Statistisch gesehen ist eine Eruptions des Grimsvötn überfällig. Es kommt auch immer wieder zu Bodenhebungsphasen, wobei die letzte einige Monate her ist.

Den letzten Gletscherlauf aus dem Westkessel im September 2021 konnte ich tatsächlich dokumentieren. Zu dieser Zeit war ich auf Island, weil ich auf den Ausbruch des Fagradalsfjall wartete. (Quelle IMO)

Kilauea: Schwarmbeben erschüttert Ostrift

Starkes Schwarmbeben am Kilauea – Magmatische Intrusion oder Vulkanausbruch möglich

Der Kīlauea auf Hawaii ist seismisch hoch aktiv und wird derzeit von einem Schwarmbeben erschüttert, das am Montagabend (Hawaiizeit) begann und sich am Dienstagabend langsam abschwächt. In Hawaii ist es jetzt 20 Uhr, und bis zu diesem Zeitpunkt haben sich etwa 370 Erschütterungen ereignet. Am Vortag waren es 200 Beben. Die meisten Erdbeben traten entlang einer Sektion des oberen Ostrifts auf, von Puhimau-Krater bis Maunaulu. Dieses Gebiet liegt südöstlich von Halema‘uma‘u und nordwestlich des bekannten Puʻuʻōʻō-Kraters. Die Erdbebenzone reicht bis auf etwa 1 Kilometer an den Puʻuʻōʻō heran. Dieser Krater war während der Leilani-Eruption 2018 die Quelle der Lavaströme, die bis in den Ozean flossen. Nach dem Ende dieser Eruption kam auch die Aktivität am Puʻuʻōʻō zum Erliegen. Die Hypozentren der Beben sind flach und liegen in Tiefen zwischen 1 und 3 Kilometern. Mehrere dieser Beben erreichten Magnituden im Bereich von M3,0. Diese Erschütterungen wurden von den Anwohnern der Region gespürt.

Laut dem HVO blieben die Deformationsraten am Dienstag gering. Es wurde eine leichte Deflation im Gipfelbereich festgestellt, die sich im Laufe des Mittwochs verstärkte. Vermutlich intrudierte Magma vom flach gelegenen Magmenkörper unter dem Halema‘uma‘u-Krater in den oberen Teil des Ostrifts. Daher besteht die Möglichkeit, dass die Aktivität eines Tages in den Puʻuʻōʻō-Krater zurückkehren wird. Es könnte jedoch auch ein neues Eruptionszentrum entlang der Ostriftzone entstehen.

Auch am Kīlauea-Gipfel wurden einige Erdbeben registriert, hauptsächlich südlich von Halema‘uma‘u und in der Nähe des Keanakākoʻi-Kraters, ebenfalls in Tiefen von 1–3 Kilometern. Diese Erdbeben hatten Magnituden von weniger als M2,0. Die GPS-Instrumente rund um den Gipfel zeigen einen übergeordneten allmählichen Inflationstrend.

Das HVO sieht derzeit keine Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruch. Die Unruhen könnten jedoch auf einen weiteren Magmapuls in der Ostriftzone hindeuten, ähnlich dem Ereignis im Juli 2024.

Die Erdbebentätigkeit entlang des Südwestrifts und insbesondere bei Pāhala an der Küste ist gering. Bis vor einigen Monaten gab es dort zahlreiche Erdbeben in Tiefen von mehr als 30 Kilometern, die auf Magmaaufstieg aus einem tiefen Reservoir hindeuteten. Ob dieser Aufstieg beendet ist oder nun ein offener Kanal existiert, durch den die Schmelze aufsteigen kann, ohne viele Erschütterungen zu erzeugen, ist ungewiss.