Bryce Canyon: Von Hoodoos, Ruby und Messern

Die bizarre Felsenlandschaft des Bryce Canyons – Und wer zum Teufel ist Ruby?

Die zweite Etappe unserer USA-Reise, die uns mit dem Wohnmobil durch den Südwesten der USA führte, brachte uns zum Bryce Canyon. Die Schlucht am Rand des Colorado-Plateaus hat einen ganz anderen Charakter als etwa der Zion-Canyon, den wir zuvor besucht haben. Dort dominieren massive Felswände das Bild, die Hunderte Meter hoch aufsteigen. Im Bryce Canyon hingegen prägen unzählige Gesteinstürme und Rippen das Landschaftsbild. Diese seltsam anmutenden geologischen Sandsteinformationen haben sogar eine eigene Bezeichnung: Hoodoos! Auch sie wurden vom Bildhauer der Erosion geschaffen, wobei der Künstler nicht nur die erosive Kraft fließenden Wassers, sondern vor allem die Frostsprengung nutzte.

Der Bryce Canyon ist in einem Nationalpark geschützt. Er befindet sich nur 80 Kilometer vom Zion entfernt im US-Bundesstaat Utah und liegt in einer Höhenlage zwischen 2.400 und 2.700 Metern. Nachts kann es hier auch im Sommer empfindlich kalt werden, während es tagsüber brütend heiß ist. Auch die täglichen Temperaturunterschiede tragen zur Erosion bei.

Der Park ist nach Ebenezer Bryce benannt, einem Mormonenpionier, der in den 1870er Jahren in der Gegend lebte und dort Viehwirtschaft betrieb. Im Jahr 1928 wurde das Gebiet zum Nationalpark erklärt, nachdem es 1923 zunächst als National Monument ausgewiesen worden war.

Die Vegetation der Gegend ist vielfältig, und im Nationalpark gibt es unterschiedliche Vegetationszonen, die nach der Höhenlage gestaffelt sind. So findet man Wüstensträucher, aber auch Tannenwälder. Die Tierwelt ist ebenfalls mannigfaltig, es gibt Maultierhirsche, Füchse, Kojoten und eine Vielzahl von Vogelarten, darunter den Kalifornischen Kondor und den Wanderfalken.

Als Besucher des Bryce Canyons arbeitet man meistens erst einmal die Aussichtspunkte ab, die bequem mit dem Wagen zu erreichen sind und so wohlklingende Namen wie Sunrise Point, Sunset Point, Inspiration Point und Bryce Point tragen. Typischerweise unternimmt man dann Wanderungen in den Canyon hinab. Wanderwege gibt es mehr als genug und in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden, darunter den beliebten Navajo Loop Trail und den Queen’s Garden Trail.

Über unsere Campingerfahrungen am Bryce Canyon habe ich schon ausführlich im Hauptartikel zur USA-Reise geschrieben. Hier nur so viel: Wir standen zwei Tage auf dem Sunset Campground, und das Campingerlebnis hier übertraf deutlich das, was man normalerweise in Deutschland erfährt. Mehr Platz, inklusive Feuerstelle, viel naturnäher als bei uns, und nahe an Aussichtspunkten mit spektakulären Landschaften. Die Sanitäranlagen sind allerdings nur rudimentär ausgestattet. Ein prima Ausgangspunkt für alle, die zum Sonnenaufgang zu Wanderungen in den Canyon aufbrechen wollen. Diese können besonders im Sommer schweißtreibend sein, obwohl ich sie vom Gelände her angenehm zu gehen finde. Fantastische Perspektiven ergeben sich auf jeden Fall, und es ist ein besonderes Erlebnis, zwischen den Hoodoos umherzuwandeln und nach ihren Decksteinen Ausschau zu halten.

Apropos Canyon: Genau genommen ist der Bryce Canyon kein Canyon im geologischen Sinne. Die bizarren Erosionsformen sind an der Südostkante des Paunsaugunt-Plateaus entstanden, das Teil des riesigen Colorado-Plateaus ist. Entlang einer Strecke von gut 30 Kilometern haben sich an dieser Schichtstufe mehrere Ausbuchtungen gebildet, die man gerne mit einer Reihe von Amphitheatern vergleicht. In diesen Amphitheatern bildeten sich die Steintürme der Hoodoos und sicher auch einige labyrinthartige Canyons als sekundäre Strukturen. Der eigentliche Bryce Canyon ist das größte dieser Amphitheater. Es erstreckt sich über eine Länge von 19 Kilometern, ist 5 Kilometer breit und weist eine Höhendifferenz von mehr als 240 Metern auf.

Das Bowie Messer im Rubys General Store

Zum Abschluss eine kleine Anekdote aus dem Bryce Canyon Village vor den Toren des Nationalparks: Praktisch jedes Geschäft, Restaurant und Hotel scheint dort jemandem namens Ruby zu gehören und man entkommt diesem Namen auf den Schildern der Geschäfte praktisch nicht. Ruby war ein Farmer, der 1916 in die Region übersiedelte und mit vollem Namen Reuben C. (Ruby) Syrett hieß. So ergab es sich, dass Leroy und ich Rubys General Store nach Outdoor-Equipment durchstöberten. Leroy liebäugelte mit einem schön gearbeiteten Bowie-Messer als Souvenir und wir kamen darüber mit der Verkäuferin der Waffenabteilung ins Gespräch, als ich fragte, wie lang die Klinge sei. Ich erklärte ihr, dass in Deutschland Messer mit einer Klingenlänge von mehr als 12 Zentimetern verboten sind bzw. nicht mitgeführt werden dürfen. Dasselbe gilt für Spring- und Einhandmesser, die generell verboten sind. Die Verkäuferin schaute mich mit einem verstörenden Gesichtsausdruck an, der wohl Zweifel und Mitleid zugleich ausdrücken sollte. Sekunden später schüttelte sie lächelnd den Kopf und meinte: „Ihr Deutschen!“.  Glaubte sie, ich hätte sie verkohlt? Wie würde sie wohl reagieren, wenn sie von der Absicht unserer Innenministerin wüsste, die Deutschen in ihren Rechten noch weiter einzuschränken, sodass nur noch Pommespieker mit 6 cm Klingen erlaubt sind? Wie bitte soll man mit so einem Nagelclipser Fische ausnehmen oder beim Camping Brot schneiden oder Feuerholz spalten? Langsam wird es skurril bis lächerlich in unserem überzivilisierten Land der Verbote! Wenn Großstadtmädchen – und Jungs im Berliner Parlament keine Messer brauchen -die wohl die allermeisten vernunftbegabten Menschen als Werkzeug und nicht als Waffe einsetzten-, können die schön für sich selbst sprechen, ich werde nicht darauf verzichten ein EDC (Every Day Carry) bei mir zu haben. Schließlich bin ich auch jemand, der immer für den Notfall gerüstet sein möchte. Aber gut, vielleicht wechsle ich bei einem Messerverbot zum Tomahawk! Das schöne Bowiemesser kaufte ich übrigens nicht und ärgere mich heute darüber.

Merapi generierte am 15.08.24 einen pyroklastischen Strom

Pyroklastischer Strom am Merapi – Domwachstum geht weiter

Der indonesische Vulkan Merapi generierte gestern einen pyroklastischen Strom. Laut Angaben des VSI war er 104 Sekunden lang unterwegs und löste ein seismisches Signal mit einer Maximalamplitude von 37 mm aus. Über die Gleitstrecke wurde nichts bekanntgegeben, aber anhand der Daten schätze ich sie auf etwa 1200 m. Darüber hinaus gab es gestern 119 Abgänge von Schuttlawinen, die zum Teil glühende Lava transportierten. Das ist ein häufig vorkommendes Phänomen, und besonders bei schönem Wetter entstehen hiervon viele Fotos, die in den Sozialen Medien geteilt werden. Oft werden diese Schuttlawinen dann mit Lavaströmen verwechselt, weil sie auf lange belichteten Fotos Glutspuren hinterlassen. Der Merapi ist zwar effusiv tätig, doch normalerweise ist seine Lava zu zäh, um längere Lavaströme zu erzeugen. Typischer Weise akkumuliert sie sich in Form von Lavadomen im Krater.

Die Seismizität bewegt sich auf einem niedrigen bis moderaten Niveau und liefert keinen Hinweis darauf, dass sich ein neuer Magmenkörper seinen Weg zur Oberfläche bahnt. Andererseits können die Aufstiegswege im Untergrund offen sein, so dass es einen beständigen Zufluss von Schmelze gibt, die am Lavadom austritt.

Im letzten Wochenbericht des BPPTKG für den Beobachtungszeitraum vom 2. bis 8. August heißt es, dass es leichte morphologische Veränderungen am südwestlichen Lavadom gibt. Sie kamen durch Wachstum des Doms zustande und durch den Abtrag des Materials durch die Schuttlawinen. Netto betrachtet vergrößerte sich das Volumen des Doms um gut 90.000 Kubikmeter gegenüber der letzten Messung im Juli und betrug am 2. August 2.628.300 Kubikmeter. Am Dom in der Kratermitte gab es nur marginale Veränderungen. Hier scheint es kein Wachstum zu geben. Das Volumen liegt bei 2.360.700 Kubikmeter.

Veränderungen hat es hinsichtlich der Temperaturen von Hotspots gegeben. Die höchste Temperatur am Südwestdom lag bei 249,3 °C, die der Zentralkuppel bei 220,8 °C. An beiden Domen wurde ein Temperaturanstieg gemessen.

Die Bodenhebung hat nachgelassen und betrug zuletzt ca. 1 mm am Tag. Dennoch rechne ich mit einem Anhalten der Aktivität. Der Alarmstatus steht weiterhin bei „3“ und der Vulkan darf nicht bestiegen werden.

Taiwan: Starkes Erdbeben Mw 6,1

Taiwan erneut von schweren Erdbeben getroffen – keine unmittelbaren Schadensmeldungen

Datum 15.08.2024 | Zeit: 23:35:53 UTC | 23.747 ; 121.772 | Tiefe: 14 km | Mw 6,1

Taiwan, ein Inselstaat vor der Küste Chinas, wurde gestern Abend um 23:35:53 UTC (Lokalzeit 07:35:53 Uhr am Freitagmorgen) von einem starken Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 14 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 31 km südöstlich von Hualien City an der Ostküste verortet.

Die Daten anderer Erdbebendienste wichen leicht von denen der Europäer ab. So hatte das Beben nach USGS-Angaben eine Magnitude von 6,3 und einen Erdbebenherd in 11 Kilometern Tiefe.

Wenige Stunden zuvor hatte es in der gleichen Region ein Beben der Magnitude 5,3 gegeben. Zwei weitere Vorbeben lagen im Viererbereich.

Obwohl sich das Beben offshore ereignete, gab es keinen Tsunami-Alarm. Berichte über größere Schäden oder Opfer liegen ebenfalls nicht vor, obgleich der Erdstoß in einem großen Umkreis gespürt werden konnte. Dem EMSC liegen mehrere Wahrnehmungsmeldungen vor, die meisten stammen aus der Hauptstadt Taipeh an der Nordküste, wo das Erdbeben Gebäude schwanken ließ. Von solchen Schwankungen sind besonders Hochhäuser betroffen, in deren oberen Stockwerken sich Bewegungen am deutlichsten wahrnehmen lassen.

Vorsichtshalber wurde die Geschwindigkeit der U-Bahnen reduziert, doch der Verkehr wurde nicht vollständig eingestellt. Im Gegensatz zu Deutschland funktionierte der Smartphone-Warndienst des Katastrophenschutzes, und die Menschen erhielten Warnungen. Panik brach nicht aus, aber besonders in Bergregionen unterbrachen Autofahrer ihre Fahrt aus Sorge, es könnten Erdrutsche abgehen. Die Erdrutschgefahr ist aufgrund tagelang anhaltender Regenfälle in Taiwan bereits erhöht.

Die Behörden warnten vor möglichen Nachbeben, die in den kommenden Tagen eine Magnitude von 5,5 erreichen könnten. Seit dem schweren Beben am Freitagmorgen wurden in der Nähe von Hualien bereits etwa ein Dutzend kleinere Erschütterungen registriert.

Taiwan liegt am Zirkumpazifischen Feuergürtel, entlang dem es besonders viele Vulkanausbrüche und Erdbeben gibt. Die tektonische Situation des Inselstaates ist komplex, doch im Wesentlichen wird vor der Ostküste Taiwans die Philippinenplatte unter jene Eurasiens subduziert, was Spannungen verursacht, die sich in Erdbeben entladen. Auf der Höhe von Hualien City mündet zudem der Ryukyu-Graben in das Störungssystem ein, was diese Region für Erdbeben besonders anfällig macht.

Stromboli: Lavaüberlauf am 15.08.24

Lavaüberlauf und intensives Lavaspattering am Stromboli – Tremor auf Höhenflug

Der Vulkan Stromboli auf den Liparischen Inseln beeindruckte gestern erneut mit einer besonderen Aktivität, die jedoch weitestgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfand, da die Beobachtungspunkte auf den Höhen 290 und 400 Meter weiterhin unzugänglich sind. Wie das INGV in einer Mitteilung berichtete, begann um 16:45 UTC ein Lavaüberlauf aus einem Schlot des nördlichen Kratersektors auf der Sciara del Fuoco. Innerhalb kurzer Zeit erreichte der Lavastrom das 400-Meter-Höhenniveau. Ob er im weiteren Verlauf bis zum Meer vordrang, wurde nicht kommuniziert. Auf einer Thermal-Kamera ist jedoch eine schwache Wärmesignatur zu erkennen, die möglicherweise darauf hindeutet. Da sich auf der Sciara del Fuoco inzwischen eine tiefe Schlucht gebildet hat, durch die die Lava abfließt, sind Lavaströme von den meisten Webcam-Standpunkten und auch von den beiden Besucherterrassen aus nicht mehr einsehbar.

Auf einem Foto, das gestern vom Meer aus aufgenommen wurde, sieht es so aus, als käme der Lavastrom maßgeblich aus der neuen Bocce unterhalb des Kraters, die bei dem Paroxysmus im Juli entstanden ist.

Bereits gegen Mittag verstärkte sich das Lavaspattering im nördlichen Kratersektor deutlich, und der Tremor begann wieder, in den roten Bereich zu steigen. Das INGV berichtet, dass der Tremor sogar höhere Werte erreichte als in der Nacht vom 13. auf den 14. August. Betrachtet man jedoch das Tremor-Diagramm des LGS, lässt sich diese Aussage nicht bestätigen. Signifikante Bodendeformationen wurden während dieser Episode nicht registriert.
Inzwischen endete die Episode und der Tremor ist in den orangenen Bereich zurückgekehrt.

Anders als vor der Eruptionsserie im Juli gibt es derzeit keine ungewöhnliche seismische Aktivität am Stromboli. Dennoch kann nicht ausgeschlossen werden, dass die aktuelle Aktivität wieder in einem Paroxysmus endet. Wie immer lassen sich wissenschaftliche Prognosen zu diesem Vulkan kaum erstellen. Die Erfahrung zeigt jedoch, dass es gewöhnlich zu mehreren Lavaüberläufen in Folge kommt, insbesondere in Zeiten mit Lavaspattering. Gelegentlich kollabiert dabei auch ein Teil des Kraterrands, wodurch pyroklastische Dichteströme entstehen können.

Auf dem INGV-Kartenblatt der Liparischen Inseln zu den Erdbeben erkennt man zwar keine Erschütterungen am Stromboli, aber dafür ein Beben südwestlich von Vulcano. Es hatte eine Magnitude von 2 und manifestierte sich bereits am 11. August.