Ätna: Neuer Paroxysmus aus der Voragine baut sich auf

Aktivität am Ätna steigert sich und ein Paroxysmus fängt an sich aufbauen – 6. Ausbruch aus der Voragine in Folge

Seit dem späten Nachmittag hat sich die Aktivität am Ätna gesteigert: Die Intensität der strombolianischen Eruptionen aus der Voragine nimmt stetig zu. Das INGV meldet kontinuierliche Asche-Emissionen, und der Tremor ist stark angestiegen und hat den roten Bereich erreicht. Seit Einsetzen der Abenddämmerung ist rotglühende Tephra der Explosionen erkennbar, die in immer schnellerer Folge auftreten und kurz davor stehen, eine Lavafontäne zu bilden. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Aktivität weiter zunehmen wird, sodass wir aller Wahrscheinlichkeit nach den Beginn eines paroxysmalen Ausbruchs erleben. Es wäre der sechste Ausbruch dieser Art in Folge aus der Voragine. Der letzte Paroxysmus ereignete sich vor zehn Tagen.

Ein paroxysmaler Ausbruch ist eine besonders heftige und explosive Phase vulkanischer Aktivität, die sich durch starke und anhaltende Lavafontänen, intensive Asche-Emissionen und oft auch durch den Ausstoß großer Mengen vulkanischen Materials wie Gesteinsbrocken und Tephra auszeichnet. Diese Ausbrüche können hoch aufsteigende Aschewolken generieren und sind in der Regel viel intensiver und spektakulärer als gewöhnliche vulkanische Eruptionen. Sie treten oft plötzlich auf und erreichen ihren Höhepunkt innerhalb kurzer Zeit, weshalb sie als „paroxysmal“ (aus dem Griechischen für „plötzlicher Anfall“) bezeichnet werden. Am Ätna sind paroxysmale Ausbrüche besonders bekannt für ihre eindrucksvollen Lavafontänen, die mehrere hundert Meter in die Höhe schießen können. Außerdem treten häufig Lavaströme aus dem Gipfelbereich des Vulkans aus.

Der Paroxysmus ist aber noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Der Tremoranstieg kommt immer wieder kurz ins Stocken, so, als wäre der Ätna noch ein wenig unschlüssig. Es besteht auch die Möglichkeit, dass wir eine länger anhaltende Phase intensiver strombolianischer Tätigkeit sehen werden, was bei früheren Gelegenheiten bereits vorgekommen ist.

Nichtsdestotrotz rechnen die Meisten damit, dass sich die Eruption weiter steigert. Das Local-Team ist bereits mit einem Livestream am Start.

Island am 14.08.24: Neues IMO Update

Update der Vulkanologen bestätigt hohes Magmavolumen – Erdbeben gehen weiter

Die Erdbebenaktivität entlang der Sundhnukur-Kraterreihe bei Svartsengi auf Reykjanes geht weiter und hat sich gegenüber dem Vortag wieder intensiviert. Innerhalb von 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 164 schwache Erschütterungen auf Rekjanes. Die meisten davon manifestierten sich bei Reykjanestá und in dem Gebiet von Sundhunkur, wobei es auch zu Beben am Fagradalsfjall und bei Krysúvik kam. In der Nähe des Kleiftavatn ereignete sich der stärkste Erdstoß der letzten Stunden. Er hatte eine Magnitude von 2,3.

Die IMO-Forscher veröffentlichten auch ein Update zur Aktivität und bestätigten, dass sich im Magmenkörper unter Svartsengi mehr als 20 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Hierbei handelt es sich nur um den Zufluss ins System seit Ende Mai, als die letzte Eruption endete. Das Erdbebenmuster entspricht dem vor den letzten Eruptionen. In der letzten Wochen wurden pro Tag zwischen 60 und 80 Beben in dem Gebiet der Kraterreihe zwischen Stóra-Skógfell und Grindavik detektiert. Die Hypozentren dieser Erdbeben liegen überwiegend in Tiefen zwischen 2 und 4 Kilometern. Die Forscher sehen eine Verlangsamung der Bodenhebung, was ich anhand der öffentlich zugänglichen Daten nicht bestätigen kann. Nichtsdestotrotz deutet eine Verlangsamung der Bodenhebung darauf hin, dass der Druck im System steigt, weswegen es Magma in größerer Tiefe schwerfällt, aufzusteigen. Demnach würde man sich also der erwarteten Eruption nähern.

Aus der Grafik wird ersichtlich, dass das Pausenintervall zwischen den Eruptionen länger wird und dass immer mehr Bodenhebung registriert wird, bevor es zu einer Eruption kommt. Dieses Phänomen beobachtete man schon bei früheren eruptiven Phasen auf Island, etwas bei den Krafla-Feuern in den 1970er Jahren. Eine Erklärung könnte sein, dass der Untergrund durch das wiederholte Aufblähen infolge von Intrusionen quasi ausleiert und immer größere Magmamengen nötig werden, um entsprechenden Druck und Spannungen aufzubauen, bis der Boden aufreißt und Lava sprudelt.

Die Gefahreneinschätzung blieb gegenüber der Vorwoche unverändert. Besonders entlang der Sundhunkur-Kraterreihe und für Grindavik gilt ein hohes Gefahrenpotenzial.

Stromboli zeigt am 14.08.24 erhöhte Aktivität

Italienischer Inselvulkan Stromboli mit Tremor-Peak im roten Bereich – Lavaspattering die Ursache

Stromboli, der aktive Vulkan des Liparischen Archipels nördlich von Sizilien, zeigte gestern Abend einen starken Tremorpuls, der einen Peak erzeugte, der weit in den roten Bereich hineinreichte. Allerdings stehen Meldungen über eine besonders starke Eruption aus. Dafür ist aber dem täglichen Update vom LGS zu entnehmen, dass der Aktivitätsindex des Vulkans auf Hoch steht. Demnach kam der Tremorpuls durch intensives Lavaspattering zustande, der sich im nordöstlichen Kratersektor zutrug und sich im Tagesverlauf aufbaute. Aufgrund des Lavaspatterings wurden 506 thermische Durchgänge registriert. Ihren Höhepunkt erreicht die Aktivität gegen 22:oo UTC. Neben dem Tremor stiegen auch andere Werte signifikant an. Hierzu gehörte der akustische Explosionsdruck von 2,1 bar, der darauf hindeutet, dass es nicht nur Lavaspattering gab, sondern auch starke strombolianische Eruptionen. Die Tätigkeit trieb auch den Schwefeldioxid-Ausstoß auf sehr hohe Werte: 257 Tonnen dieses Gases wurden innerhalb von 24 Stunden ausgestoßen. Diesem Anstieg des SO2-Flusses ging ein Trend zur Zunahme des CO2-Flusses auf ebenfalls sehr hohe Werte voraus, der länger als eine Woche anhielt. Zuletzt wurden 640 Tonnen Kohlendioxidausstoß pro Tag gemessen. Die Lava, die sich infolge des Spatterings im Krater akkumulierte, erzeugte eine Wärmestrahlung von 32 MW.

Gestern wurde auch der Wochenbericht des INGVs zum Stromboli veröffentlicht. Im Beobachtungszeitraum vom 5. bis 11. August attestierten die Vulkanologen dem Vulkane eine moderate bis hohe Tätigkeit und wiesen ebenfalls auf Lavaspattering hin, das die aktuelle Aktivität kennzeichnet. Außerdem meldeten sie strombolianische Tätigkeit, die als mittelstark beschrieben wurde. Sie wiesen darauf hin, dass nicht nur der Gasausstoß im Kraterbereich als mittelstark bis stark beschrieben werden kann, sondern dass auch tiefer liegende Mofetten vergleichsweise viel Kohlendioxid ausstoßen. Kohlendioxid gilt für gewöhnlich als Frühindikator eines aufsteigenden Magmenkörpers und erreicht noch vor Schwefeldioxid die Oberfläche. Alle Daten inkl. dem Spattering deuten darauf hin, dass man mittelfristig wieder mit Lavaüberläufen und evtl. mit Paroxysmen rechnen muss.

Deutschland: Unwetter nach Hitzetag

Heftige Unwetter richteten nach dem heißesten Tag des Jahres Schäden an

Gestern wurde nach vorläufigen Angaben der bisher heißeste Tag des Jahres in Deutschland verzeichnet, mit Höchsttemperaturen von 36,5 Grad Celsius. Doch das sonnige Wetter fand am Nachmittag ein abruptes Ende, als aus dem Westen eine Unwetterfront aufzog. Diese brachte Gewitter mit Starkregen und Hagel mit sich. In vielen Regionen waren die Kanalisationen nicht in der Lage, die Wassermassen schnell genug abzuleiten, was zu Überflutungen führte. Besonders betroffen waren Orte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und Baden-Württemberg.

In Nordrhein-Westfalen traf es vor allem die Region um Duisburg im Ruhrgebiet schwer. Hier musste die Feuerwehr zu fast 200 Einsätzen ausrücken, um überflutete Keller und Straßen zu räumen. Mehrere Autobahnen, darunter die A59, A31 und A42, waren zeitweise aufgrund der Wassermassen nicht befahrbar und mussten gesperrt werden.

In Baden-Württemberg, insbesondere in der Region um Karlsruhe, führten die starken Regenfälle ebenfalls zu Überflutungen. Der Fluss Saalbach trat an mehreren Stellen über die Ufer und ließ den Pegel in Bruchsal auf 213 Zentimeter ansteigen. Damit wurde die Marke von 210 Zentimetern, ab der man von einem Jahrhunderthochwasser spricht, knapp überschritten. Die Bewohner des Stadtteils Heidelsheim wurden aufgefordert, tiefer gelegene Stockwerke zu verlassen und sich in höhere, sicherere Bereiche zu begeben. Am Morgen begann der Pegelstand allmählich zu sinken, wodurch sich die Lage langsam entspannte.

Auch in Bayern richteten die Unwetter erhebliche Schäden an. Ein Eurocity-Zug kollidierte im Landkreis Rosenheim mit einem umgestürzten Baum, was zu einer mehrstündigen Sperrung der Strecke zwischen Bad Endorf und Prien führte. Die rund 260 Passagiere blieben unverletzt und wurden sicher mit Kleinbussen weitertransportiert.

In Ostfriesland, Niedersachsen, führte heftiger Starkregen zu zahlreichen Feuerwehreinsätzen. Besonders betroffen war die Stadt Aurich, wo die Einsatzkräfte in rund vier Stunden zu 208 Einsätzen gerufen wurden.

Insgesamt zogen die Unwetter eine Schneise der Verwüstung durch viele Teile Deutschlands, während sie sich weiter Richtung Norden bewegten. Besonders gefährdet sind nun Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo mit weiteren Unwettern gerechnet wird.

Cumbre Vieja: Gaswarnung auf La Palma

Ausbruch des Tajogaite-Vulkans auf La Palma vor 3 Jahren. © Marc Szeglat

Erhöhte Kohlendioxidkonzentration aktiviert Notfallprotokoll auf La Palma

Fast drei Jahre sind vergangen, seit der vulkanische Rücken Cumbre Vieja auf der Kanareninsel La Palma ausbrach. Bei diesem Ausbruch entstand ein neuer Schlackenkegel, der später den Namen Tajogaite erhielt. Dieser wuchs auf einer Eruptionsspalte, die sich am Rand der Gemeinde Los Llanos de Aridane öffnete. Aus der Spalte und später aus dem Schlackenkegel strömten Lavamassen, die Schneisen der Zerstörung hinterließen und große Schäden an der Infrastruktur verursachten. Noch heute, drei Jahre nach der Naturkatastrophe, arbeitet man an der Beseitigung der Schäden. Während der Wiederaufbau im Gange ist, lauert eine unsichtbare Gefahr im Untergrund: Vulkan und Lavafeld emittieren weiterhin hohe Mengen vulkanischer Gase, von denen Kohlendioxid die größte Sorge bereitet. Dieses farb- und geruchslose Gas ist schwerer als Sauerstoff und sammelt sich in Senken an, wodurch es den Sauerstoff verdrängt. Für Mensch und Tier ist dies eine äußerst gefährliche Situation, da Erstickungsgefahr besteht. Aus diesem Grund wurden im Aridane-Tal 1.156 Gasmessgeräte in Innenräumen und weitere 194 an öffentlichen Orten installiert, um die Kohlendioxidkonzentration ständig zu überwachen. Ein Notfallprotokoll wurde entwickelt, das Behörden und Einsatzkräfte alarmiert, sobald kritische Grenzwerte überschritten werden. Dieses sogenannte Peinpal-Protokoll wurde nun aktiviert, da die Grenzwerte für Kohlendioxid an mehreren Messpunkten in Puerto Naos überschritten wurden. Evakuierungen waren bisher nicht nötig, jedoch rückte die Feuerwehr aus und informierte die Bewohner über die erhöhten Gaskonzentrationen. Die Einsatzkräfte sorgten für eine gründliche Belüftung der betroffenen Gebäude und warnten davor, Keller zu betreten, in denen sich das Gas besonders stark ansammelt. Sollten die Gaswerte jedoch weiter ansteigen, könnten vorübergehende Evakuierungen erforderlich werden, die in enger Abstimmung mit den Rettungskräften durchgeführt würden.

Wie viel Kohlendioxid hat sich angesammelt?

Genaue Angaben zur Konzentration des Gases wurden nicht veröffentlicht. Im Schatten des Vulkans Tajogaite dürfen Häuser betreten werden, in deren Raumluft weniger als 700 ppm Kohlendioxid gemessen wird. Werden Spitzen von 1.600 ppm Kohlendioxid erreicht, wird evakuiert. Dieser Grenzwert wurde jedoch bisher nicht erreicht. Im vergangenen Monat wurden im Freien hohe Kohlendioxidkonzentrationen gemessen. Laut dem Monatsbulletin des IGN wurden in Puerto Naos und La Bombilla CO2-Konzentrationen von 34.450 ppm und ein Sauerstoffgehalt von 20,0 % festgestellt, während der Normalwert bei 20,9 % liegt. Beide Messungen wurden im Freien durchgeführt. In der Gegend von Puerto Naos betrug der im Freien gemessene maximale CO2-Wert 200.000 ppm, während der Sauerstoffgehalt ein Minimum von 20,0 % erreichte. Es sammelt sich also so viel Kohlendioxid in Bodennähe an, dass fast 1 Prozent des Sauerstoffs aus der Atemluft verdrängt wird.

Droht ein neuer Vulkanausbruch?

In einigen Berichten wird spekuliert, dass der Vulkan wieder erwachen könnte. Generell kann ein Anstieg der Gaskonzentrationen auf einen bevorstehenden Vulkanausbruch hindeuten, doch in diesem Fall befindet man sich in einem posteruptiven Stadium, in dem sich die Erde noch nicht vollständig beruhigt hat. Vulkanische Gase entweichen aus dem sich abkühlenden Lavafeld und dringen aus Spalten, die bis in das Fördersystem des Vulkans hinabreichen. Entgasungsaktivität ist in dieser Phase normal. Sie kann variieren, wobei auch das Wetter eine entscheidende Rolle spielt, wie viel Gas sich in Bodennähe ansammelt. Besonders nach starken Regenfällen oder bei Windstille können die Konzentrationen steigen. Hinweise auf einen erneuten Vulkanausbruch auf La Palma sind zumindest kurzfristig nicht zu erkennen.