Stromboli: Erhöhung der Aktivität am 09.08.24

Stromboli zeigt Anzeichen der Erholung und erhöhte seine eruptive Aktivität

Der sizilianische Inselvulkan Stromboli war seit der starken Explosion vom 11. Juli deutlich weniger aktiv und zeigte nur eine geringe Gipfeltätigkeit. In den letzten Tagen scheint sich der Vulkan jedoch von seinem Kraftakt zu erholen: Der Tremor stieg gestern wieder bis in den orangefarbenen Bereich und erreichte in der vergangenen Nacht einen Peak, der fast in den roten Bereich reichte. Das LGS meldet eine steigende explosive Aktivität mit 248 thermischen Durchgängen, die auf strombolianische Eruptionen und Lavaspattering hindeuten. Außerdem nahm die Infraschalltätigkeit zu. Es gab Explosionen, die einen akustischen Schalldruck von 1,27 bar erzeugten. Auch die Steinschlagaktivität nahm stark zu, und gestern wurden 16 Abgänge seismisch registriert.

Im Wochenverlauf reduzierte sich der Gasausstoß von hohen Werten, die noch am 4. August gemessen wurden, auf niedrige Werte. Zuletzt wurden 53 Tonnen Schwefeldioxid und 361 Tonnen Kohlendioxid pro Tag registriert.

Interessant ist, dass dem LGS-Wochenbericht vom 2. bis 8. August 2024 zu entnehmen ist, dass es offenbar Explosionen aus der Depression unterhalb des 650-Meter-Höhenniveaus gab, die während der starken Explosion im Juli entstanden ist. Es ist möglich, dass sich hier ein neuer Krater bildet, der länger aktiv sein wird. Früher gab es auf diesem Höhenniveau öfter Eruptionsspalten, aus denen Lavaströme flossen, doch die explosive Hauptaktivität verlagerte sich immer in den bekannten Krater zurück. In diesem Zusammenhang wurde festgestellt, dass sich die Quelle der VLP-Erdbeben etwas weiter nach oben verlagerte. Zuvor lag sie tiefer als bei dem Flankenausbruch im Jahr 2014. Die tägliche Rate der Ereignisse zeigte einen stabilen Trend zu mittleren Werten, wobei am 6. August maximal 11,1 Ereignisse pro Stunde verzeichnet wurden.

Obwohl sich langsam ein Trend in Richtung Normalisierung der Aktivität abzeichnet, lässt sich noch nicht mit Sicherheit sagen, dass die Phase außerordentlicher Eruptionen bereits vorbei ist. Es besteht weiterhin ein erhöhtes Gefahrenpotenzial, und soweit mir bekannt ist, wurden die Aussichtspunkte auf 290 und 400 Metern Höhe noch nicht wieder für Besucher freigegeben. Während der Hauptsaison ist das natürlich ein herber Schlag für Touristen und Vulkanführer gleichermaßen.

Island: Studie zur Grabenbildung am 10. November

Grabenbildung vom 10. November gut dokumentiert – einmalige Gelegenheit für die Forschung

Am 10. November 2023 wurden Geowissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen Zeugen einer Grabenbildung, die sie in noch nie dagewesener Genauigkeit dokumentierten. Eigentlich erwarteten sie einen Vulkanausbruch, denn über Wochen hatte sich Magma im Untergrund angesammelt. Doch was sie dann erlebten, überstieg ihre Erwartungen und stellte gleichzeitig für die Bewohner von Grindavík eine Katastrophe dar.

Auch Vnet berichtete in Echtzeit von den Geschehnissen, deren offensichtliche Symptome in Form von Erdbeben auftraten, von denen einige Magnituden im Fünferbereich erreichten. In sozialen Medien berichteten Anwohner von Grindavík von Rissen, die sich in Straßen und Häusern auftaten. Zu diesem Zeitpunkt dachte man noch, diese Risse seien nur Folgen der Erdbeben. Doch wie sich später zeigte, gingen Erdbeben und Rissbildungen mit massiven Erdbewegungen einher, die in dieser Form nur selten wissenschaftlich dokumentiert worden waren. Als klar wurde, dass es sich um einen außergewöhnlich starken seismischen Schwarm handelte, wurden Grindavík und das Geothermiekraftwerk evakuiert.

Erst nach und nach wurde klar, welche massiven Erdbewegungen stattgefunden hatten, und die Forscher staunten nicht schlecht, als sie feststellten, dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Sie begannen mit der Auswertung der Daten und veröffentlichten nun eine Studie zu dem Ereignis, an deren Erstellung ein internationales Team beteiligt war. Als Hauptautoren gelten Gregory P. De Pascale und Tomáš J. Fischer. Zudem arbeiteten viele Forscher des IMO und der Universität Reykjavík an diesem Papier mit.

Fotos der Störungen und Risse in Grindavik. &coyp; Gregory P. De Pascale/ AGU
Fotos der Störungen und Risse in Grindavik. &coyp; Gregory P. De Pascale/ AGU

Es wurden sämtliche Daten des Ereignisses ausgewertet, die zur Verfügung standen. Die Daten stammten von seismischen Stationen, Satellitenradar (InSAR), GPS, bodengestützten Geräten sowie drohnengestützten Lidar- und Bildaufnahmen. Zudem wurden präzise Landvermessungen durchgeführt und auch Drohnen zur Erkundung und Vermessung eingesetzt. Bald stand fest, dass sich nicht nur ein paar Risse geöffnet hatten, sondern dass man Zeuge einer Grabenbildung geworden war. Tatsächlich bildeten sich zwei parallel verlaufende Gräben, die sich entlang von Störungszonen absenkten, während der Bereich zwischen den Tälern angehoben wurde und nun einen sogenannten Horst bildet. Solche Horst-und-Graben-Strukturen findet man häufiger entlang von kontinentalen Plattengrenzen. Trotz der Magmaansammlung im Untergrund gehen die Forscher davon aus, dass die Schmelze bei der Grabenbildung eine untergeordnete Rolle spielte und vermuten tektonische Kräfte hinter dem Ereignis. Nichtsdestotrotz kam es parallel zur Grabenbildung zur Intrusion eines magmatischen Gangs. Wahrscheinlich drang das Magma in einen neu gebildeten Riss ein.

Die Untersuchungen ergaben, dass die Gräben größtenteils innerhalb weniger Stunden entstanden, zeitgleich mit der seismischen Aktivität. Das neue System umfasst zwei Täler, fünf Verwerfungen und etwa 12 Spalten, mit einer vertikalen Verschiebung von fast 3 Metern und einer Breite von etwa 4,5 Kilometern – deutlich breiter als die meisten anderen bekannten Grabenstrukturen.

Insgesamt liefert die Untersuchung neue Erkenntnisse über die Entstehung von Gräben und könnte das Verständnis ihrer Bildung und Funktion an ähnlichen Orten auf der Erde und auf anderen Planeten verbessern. (Quelle: https://doi.org/10.1029/2024GL110150)

White Island: Kleine Eruption am 09.08.24

Auf White Island erzeugte der Whakaari eine Asche-Dampf Exhalation

Der neuseeländische Inselvulkan White Island, der auch unter dem Namen Whakaari bekannt ist, erzeugte heute eine Asche-Dampf-Exhalation, die von den neuseeländischen Vulkanologen als kleine Eruption eingestuft wird. Trotz der geringen Explosivität des Ereignisses wurde die Alarmstufe vorsichtshalber auf „3“ erhöht.

Der Vulkan stieß eine stärkere Dampfwolke aus, die etwas Vulkanasche in östliche Richtung transportierte. Laut GeoNet bestand eine geringe Wahrscheinlichkeit, dass diese Asche das Festland erreicht, doch ob das Eintrat wurde bis jetzt nicht kommuniziert. Der Wind kam aus westlicher Richtung, was die Asche nach Osten und Nordosten in Richtung des nördlichen Endes von East Cape trieb.

Die Eruptionsaktivität wurde anhand einer Kombination von Webcam-Bildern und Satellitendaten identifiziert, die vom Volcanic Ash Advisory Centre zur Verfügung gestellt wurden. Demnach wurde Vulkanasche in 900 m Höhe über dem Meeresspiegel detektiert.

Die Aktivität war zwischen 13 und 15 Uhr am stärksten und hat danach nachgelassen. Satellitendaten deuten darauf hin, dass die Wolke eine geringe Menge Vulkanasche enthielt. Aufgrund dieser Beobachtungen wurde die Vulkanalarmstufe auf Stufe 3 und der Flugfarbcode auf Orange angehoben.

Da auf der Insel keine Sensoren mehr vorhanden sind, sind die Vulkanologen weiterhin auf Fernkameras und Satellitenbilder angewiesen, wodurch kurzfristige Aktivitätsänderungen schwer zu erkennen sind. Solche Änderungen können jederzeit auftreten, aber man ging  davon aus, dass die Eruptionsaktivität in den nächsten Stunden weiter nachlassen wird.

Whakaari befindet sich derzeit in einer Phase erhöhter Unruhe, und kurzzeitige Dampf- und Ascheemissionen könnten noch eine Weile andauern. Ein Update wird am Montag veröffentlicht, oder früher, falls am Wochenende eine signifikante Änderung der Aktivität auftritt.

White Island machte im Dezember 2019 Schlagzeilen, weil bei einer Eruption zahlreiche Touristen ums Leben kamen. sie wurden von Reiseagenturen trotzt erhöhter Warnstufe zu Ausflügen auf die Insel geschafft. Seit dem dramatischen Ereignissen betreten sogar Wissenschaftler die Insel nur in Ausnahmefällen.

Island: Bodenhebung und Erdbeben am 09.08.24

Anzahl schwacher Erdbeben nimmt weiter zu – Bodenhebung konstant

Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel kommt die Erde entgegen früheren Prognosen auch im August nicht zur Ruhe und hebt sich weiter an. Die Hebungsrate ist nahezu konstant und eine Abschwächung, wie man sie noch in der letzten Woche gesehen haben will, ist in den Grafiken praktisch nicht erkennbar oder so minimal, dass sie zu vernachlässigen ist. IMO schrieb in seinem letzten Update am 6. August, dass die Erdbebenrate im Wochenverlauf von durchschnittlich 30 am Tag auf 60 angestiegen ist. Seitdem gab es nochmals eine Zunahme der Seismizität. Gestern wurden innerhalb von 48 Stunden 150 Erschütterungen detektiert. Es soll genug Druck im System sein, dass jederzeit eine neue Eruption oder Intrusion eintreten kann. Man geht von zwei Szenarien zu den Lokationen aus:

Szenario 1 – Ausbruch zwischen Stóra-Skógfell und Sundhnúkur. Ähnlicher Ort wie die Ausbrüche, die am 18. Dezember 2023, 8. Februar, 16. März und 29. Mai 2024 begannen.

Szenario 2 – Ausbruch südlich von Sundhnúkur, in der Nähe von Hagafell. Eine Spalte hier könnte sich nach Süden in Richtung Grindavík ausbreiten. Ähnlicher Ort wie der Ausbruch, der am 14. Januar 2024 begann.

Aber da Vulkane ja immer für eine Überraschung gut sind, ist es auch nicht ganz auszuschließen, dass sich der Eruptionsort verlagern wird. Immer an der gleichen Stelle wird ja langsam langweilig.

Aktionsplan für Grindavik beschlossen

Über Langeweile können sich die Menschen vor Ort nicht beschweren. Trotz der Gefahr weiterer Schäden in Grindavik hat die isländische Regierung einen Aktionsplan für Grindavik beschlossen und Gelder freigegeben. In einem ersten Schritt sollen die Schäden genau erfasst werden und man will die Bodenstrukturen untersuchen. Beim Bau neuer Gebäude hat man früher einfach alte Risse und Erdfälle verfüllt und Häuser auf diese potenziellen Schwächezonen gesetzt. Das will man künftig vermeiden. Nun sollen Zäune um neu entstandene Schwächezonen gezogen werden. Weiteres Geld fließt in die Befestigungsanlagen und man will beschädigte Gebäude reparieren. Dafür werden 470 Millionen ISK zur Verfügung gestellt. Das entspricht ca. 4,1 Millionen Euro. Es sieht so aus, als würden die Isländer nicht aufgeben. Man muss ihnen auch ein großes Lob aussprechen, für die Entschlossenheit und das Tempo, mit dem sie Schäden reparieren und den Erdgewalten die Stirn bieten.