Island: Starke Veränderungen bei Hellisheidi

Geothermalgebiet Hveradalir veränderte sich stark – Phreatische Explosion vermutet

Im Thermalgebiet Hveradalir nahe des Geothermalkraftwerks Hellisheidi (Hellisheiði) hat es Mitte Juli offenbar eine größere phreatische Explosion gegeben, wie erst jetzt bekannt wurde. Laut einem Bericht in der FB-Gruppe „Eldfjalla- og náttúruvárhópur Suðurlands“ entdeckte man einen großen Sprengkrater mit mehr als einem Dutzend Metern Durchmesser. Vor dem Krater erstreckt sich ein breiter Schlammfächer ausgestoßener Sedimente. Wahrscheinlich lief der Schlamm nach der Dampfexplosion aus dem Krater aus. Es soll einen Augenzeugen geben, der das Geschehen beobachtete. In der Nähe liegt ein hölzener Gehsteg, und die Gesamtsituation erinnert ein wenig an die Geschehnisse vom 23. Juli, als es in der Yellowstone-Caldera zu einem ähnlichen Vorfall kam: Dort waren allerdings zahlreiche Wanderer auf dem Gehsteg unterwegs, die vor dem niederprasselnden Sprengmaterial flüchten mussten. Wie durch ein Wunder wurde niemand ernsthaft verletzt. Bei der Eruption auf Island wurden auch giftige oder/und heiße Gase emittiert, denn die Vegetation um den Schlammvulkan herum ist abgestorben.

Bereits im letzten Jahr wurden in dem Areal nahe der Ringstraße neue Dampfaustritte gesichtet und es kamen Spekulationen auf, dass auch hier ein Vulkan erwachen könnte. Das Gebiet leigt auf dem Hengill-Spaltensystem, im Übergangsbereich der Reykjanes-Halbinsel zu Südisland. Das Hengil-System ist groß und erstreckt sich bis hinter Thingvellir am Thingvallavatn. Das Gebiet umfasst drei aktive Zentralvulkane, von denen Hengill der bekannteste ist. Die letzten Eruptionen manifestierten sich im Hengillsystem vor gut 1900 Jahren. Es stimmt also nicht bei der Reykjanes-Eruptionsphase von vor 800 Jahren ein. Trotzdem wird nicht ausgeschlossen, dass es hier im Zuge der neuen Aktivitätsphase auf der Reykjaneshalbinsel in einigen Jahren ebenfalls zu Vulkanausbrüchen kommen könnte. Die starken morphologischen Veränderungen und die phreatische Eruption können (müssen aber nicht zwangsläufig) mit einer Magmenakkumulation im Untergrund zusammenhängen. Generell schiebt man phreatische Eruptionen aber dem Hydrothermalsystem großer Vulkane in die Schuhe.

Aktuelle Erdbebensituation auf Reykjanes

In den letzten 48 Stunden manifestierten sich wieder mehr als 100 Erschütterungen im Bereich der Reykjanes-Halbinsel. Viele der Beben ereigneten sich im Bereich von Svartsengi/Sundhnukur und Grindavik. Mehrere Erschütterungen wurden auch im Bereich von Fagradalsfjall und Krysuvik registriert. Ein kleineres Schwarmbeben gab es bei Raufarhólshellir, unweit des oben beschriebenen Gebiets am Hengill-System.

Die Bodenhebung soll leicht abgenommen haben, und gepaart mit der Zunahme der Seismizität folgt das Geschehen dem bekannten Muster vor einer Eruption. So sehen die IMO-Wissenschaftler ein erhöhtes Ausbruchsrisiko und rechnen innerhalb der nächsten Tage mit einer Eruption oder Gangbildung.

Sakurajima erzeugte Eruption mit Blitzen am 06.08.24

Explosive Eruption am Sakurajima generiert vulkansiches Gewitter

Der Tag war noch nicht alt, als der japanische Vulkan Sakurajima ausbrach und nicht nur Vulkanasche bis auf eine Höhe von fast 4300 m aufsteigen ließ, sondern auch ein vulkanisches Gewitter erzeugte. Die Ascheeruption ereignete sich gegen 0:37 Ortszeit und ließ Vulkanasche mehrere Minuten lang aufsteigen. In der Aschewolke bildeten sich die vulkanischen Blitze, für deren Erzeugung der Sakurajima bekannt ist. Allerdings gab es dieses Phänomen in den letzten Jahren weniger häufig zu bewundern, als es bis 2015 der Fall war, als die Eruptionen überwiegend vom Showa-dake ausgingen. Dieser Krater leigt etwas unterhalb des Gipfelkraters und ist in den letzten Jahren nur sehr sporadisch aktiv gewesen. Heute tauchen die Blitze meistens nur bei besonders starken Eruptionen auf, die aus dem Minamidake gefördert werden. Beim aktuellen Ausbruch wurde in der Initialphase rotglühende Tephra gefördert, die mehrere Hundert Meter hoch aufstieg und sich grußflächig über den oberen Flankenbereich des Sakurajimas verteilte. Einzelne Blöcke landeten etwa auf halber Höhe des Vulkankegels.

Das JMA brachte eine kurze Meldung zur Aschefallsituation heraus und bestätigte, dass es gut eine Stunde nach der Explosion zu starkem Ascheregen in der nahe gelegenen Stadt Kagoshima kam. Starker Ascheregen bedeutet, dass sich die Vulkanasche auf einer dicke von mehr als 1 mm ablagert und den Boden dabei komplet bedeckt. Es müssen Maßnahmen zur Beseitung der Ascheschicht in der Stadt ergriffen werden. Wenn Vulkanasche nass wird, kann sie zu einer zementartigen Schicht verbacken. Außerdem erhöht sich das Gewicht von nasser Vulkanasche deutlich, so dass bei größeren Ansammlungen auf Hausdächern damit gerechnet werden muss, dass diese einstürzen. Freilich braucht es dafür eine deutlich dickere Schicht, als sie jetzt vorhanden ist.

Die Vulkanologen vom JMA halten ihre Warnungen vor den verschiedenen Vulkangefahren aufrecht. Besondere Sorge bereiten Lahare, die bei Regenfällen entstehen. Es wird auch nicht ausgeschlossen, dass größere Eruptionen pyroklastische Ströme generieren könnten. Es gilt ein Besteigungsverbot des Sakurajimas. Die Warnstufe steht weiterhin auf „3“.

Gestern wurden insgesamt 5 VONA-Warnungen ausgegeben. Aktuell gibt es schwache Ascheexhalationen. Mit weiteren Explosionen muss gerechnet werden.

Guatemala: Simultane Eruptionen von Fuego und Santiaguito

Satellitenkarte enthüllt Aschewolken der beiden Vulkane Fuego und Santiaguito

Es ist schon ein paar Wochen her, dass ich hier über die Vulkane Guatemalas berichtet habe. Noch im Frühjahr standen sie regelmäßig in den Nachrichten, doch die Aktivität des Santiaguito hatte etwas nachgelassen, während der Fuego auf moderatem Niveau strombolianisch tätig blieb. Gestern gab es dann mehrere Ascheeruptionen von beiden Vulkanen, die auf der Tätigkeitskarte des VAAC visualisiert wurden.

Der Fuego erzeugte pro Stunde 5 bis 10 Explosionen, die von INSIVUMEH als schwach bis mittelstark beschrieben wurden. Eruptionswolken stiegen bis auf eine Höhe von 4700 m auf und drifteten in Richtung Südwesten. Die Angaben des VAAC wichen hiervon ein wenig ab, indem sie eine Höhe der Aschewolken von fast 4900 m angaben. Nachts konnte man glühende Tephra zwischen 200 und 300 m hoch über den Krater aufsteigen sehen. Es gingen in mehreren Schluchten glühende Schuttlawinen ab. Die Vulkanologen warnten insbesondere vor Laharen, die bei Regen entstehen könnten und besonders die Schluchten und Bachläufe am Fuß des Vulkans unsicher machen.

Der Santiaguito ließ gestern Aschewolken bis auf eine Höhe von 4300 m aufsteigen. Diese drifteten in die gleiche Richtung wie die Aschewolken des Fuego, legten laut Radarbild jedoch eine größere Strecke zurück. Laut INSIVUMEH erreichte die Asche eine Höhe von 800 m über dem Lavadom. Dieser wächst nicht mehr ganz so stark wie im Frühjahr, doch es kommt immer noch zur Bildung eines zähen Lavastroms, der auf der Südflanke des Vulkans unterwegs ist. Besonders von seiner Front, aber auch entlang seiner Ränder, kommt es zu Steinschlägen und der Bildung von Schuttlawinen.

Auch hier wird davor gewarnt, dass es besonders am Nachmittag und in der Nacht regnen könnte, was in verschiedenen Schluchten des Vulkans zu Laharen führen könnte. Das Auftreten von Block- und Ascheströmen mittlerer bis starker Ausprägung sowie möglicher großflächiger pyroklastischer Ströme in verschiedene Richtungen ist nicht ausgeschlossen. Daher sollte man sich auch hier nicht in der Nähe oder innerhalb der Flussbetten aufhalten.