Stromboli: Alarmstufe Rot gilt weiterhin

Nach den Abgängen der pyroklastischen Ströme gilt weiterhin Alarmstufe Rot – Katastrophenschutz warnt vor Seismizität

Der liparische Inselvulkan Stromboli erzeugte gestern eine Serie pyroklastischer Ströme, von denen wenigstens einer mehrere Hundert Meter weit aufs Meer hinauslief und dort eine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellte. Seit einigen Jahren gibt es aus diesem Grund im Meer vor der Sciara del Fuoco, über die die pyroklastischen Ströme normalerweise abgehen, einen Sperrbereich, der mit Bojen markiert ist. Bilder zeigen nun, dass sich einige Boote dennoch in Küstennähe aufhielten und fast vom pyroklastischen Strom erwischt worden wären. Dennoch hatte man Glück, und es liegen keine Berichte über Personenschäden vor.

Die Vulkanasche, die von den pyroklastischen Strömen aufstieg, erreichte eine Höhe von 2000 Metern und wehte in Richtung Süden. Auf der Sciara del Fuoco war ein Lavastrom unterwegs. Leider sind die meisten Livecams offline, sodass es keine Möglichkeit gibt, aus der Ferne visuelle Beobachtungen vorzunehmen. Vermutlich löste der Lavastrom einen weiteren Kollaps im Kraterbereich aus, und es kam zur Fragmentation heißer Lavablöcke, aus denen die Dichteströme hervorgingen. Auf einer Thermalcam an der Küste, die noch funktioniert, sieht man eine thermische Signatur, die darauf hindeutet, dass der Lavastrom aktiv ist und inzwischen die Küste erreicht hat.

Gestern Abend um 20 Uhr, als die Hauptphase der Eruption vorbei war, wurde vom Zivilschutz und der Kommunalverwaltung die rote Alarmstufe über Stromboli verhängt. In den Medien heißt es nur, dass Maßnahmen zum Schutz aller Anwesenden auf der Insel erlassen wurden und man mit diesen in Kontakt steht. Man befinde sich in der Einsatzphase „Frühwarnung“ und stärke die Überwachung des Vulkans. Was das nun konkret für die Zugangsbeschränkungen am Vulkan bedeutet, wurde nicht kommuniziert. Man kann aber davon ausgehen, dass auch der Zugang zu den Beobachtungspunkten auf 290 und 400 Höhenmetern verboten ist. Für alle Stromboliurlauber ist das bestimmt eine herbe Enttäuschung.

Was mich in diesem Zusammenhang persönlich enttäuscht, ist, dass es immer noch keine zentrale Informationsstelle bzw. Website gibt, auf der sich potenzielle Stromboliurlauber und Vulkanspotter über die Zugangsmöglichkeiten und Beschränkungen informieren können. Selbst wenn man vor Ort ist, heißt es immer nur: „Da musst du heute Nachmittag zu einem der Vulkanführer gehen, der weiß vielleicht Bescheid.“ Ich vermute mal, diese Salamitaktik ist gewollt, und man hofft, dass die Touristen trotzdem (wieder) kommen. Eine Zumutung im Zeitalter der Smartphone-Apps!

Medienberichten zufolge warnen die Behörden inzwischen auch vor Erdbebentätigkeit auf Stromboli. Was mich ebenso wie die mangelnde Kommunikation in Bezug auf den Tourismus wundert, ist der Umstand, dass man von Seiten der Wissenschaftler keine Prognosen bekommt und immer nur im Nachhinein die Warnstufe erhöht wird, wenn bereits etwas passiert ist. Dabei gab und gibt es ja Warnzeichen, die schon Monate im Voraus zu erkennen sind. Hier könnte nach dem fatalen Urteil zu den Erdbeben in Norditalien, bei denen Forscher wegen fehlerhafter Prognosen verurteilt wurden, den Wissenschaftlern der Wind aus den Segeln genommen worden sein.

Übrigens werden Erdbeben auf Stromboli nicht die größte denkbare Gefahr darstellen. Vielmehr gelten sie als Indikatoren vor einer weiteren Aktivitätssteigerung des Vulkans. Sollte es doch einmal zu einem stärkeren Erdbeben kommen, drohen hier insbesondere große Hangrutschungen, die Tsunamis auslösen können. Natürlich können diese auch ohne größere Erdbeben entstehen, etwa durch einen größeren Vulkanausbruch. Andersherum könnten große Hangrutschungen auch Eruptionen triggern. Es gibt ein Tsunami-Frühwarnsystem, doch auf Stromboli selbst bleiben bestenfalls Minuten, um Küstenbereiche im Falle eines Tsunamis zu verlassen.

Ätna: Paroxysmus aus der Voragine

Der Ätna erzeugt aus dem Krater Voragine eine paroxysmale Eruption – Vulkanasche in mehreren Kilometern Höhe

Im Laufe des Nachmittags steigerte sich die strombolianische Aktivität im Gipfelkrater Voragine zu einem paroxysmalen Vulkanausbruch. Das VAAC Toulouse registrierte bereits um 17:00 UTC Vulkanasche in einer Höhe von 4600 m Höhe. Zu diesem Zeitpunkt baute sich die Eruption noch auf. Aktuell dürfte die Aschewolke deutlich höher aufsteigen. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „Rot“ erhöht. Die Vulkanasche driftete in südöstlicher Richtung, also nicht direkt auf den Flughafen Catania zu, dennoch könnte der Flugbetrieb gestört sein.

Nachdem es nachmittags am Ätna bewölkt war, lief die Aufbauphase der Eruption teilweise im Verborgenen ab, doch mittlerweile geben die Livecams den Blick frei und man sieht nicht nur Vulkanasche aufsteigen, sondern auch eine spektakuläre Lavafontäne, die glühende Tephra mehrere Hundert Meter hoch fördert.
Nachdem der Tremor in den letzten Tagen stetig stieg, fiel er gegen 14:30 UTC plötzlich ab (es wurde über einen Ausfall des Netzwerkes spekuliert), um eine halbe Stunde später in die Höhe zu schießen. Seitdem bewegt er sich seitwärts und beginnt ein Plateau auszubilden. Es sieht so aus, als wäre die Eruption vorerst stabil, und es besteht die Möglichkeit, dass es nicht nur ein kurzlebiger Paroxysmus ist, sondern ein länger anhaltender Ausbruch.

Mich erinnert es etwas an die Situation im Oktober 2000, als es aus dem Zentralkrater zu einer Phase starker Paroxysmen kam, die in den ruhigeren Phasen aber nie ganz aufhörten. Damals kollabierte auch ein Stück der Kraterwand, als sich ein Lavastrom hindurchschweißte, und es ging ein pyroklastischer Strom ab.

Ich bin sehr auf die Analysen der Lavaproben gespannt. Erst gestern schrieb ich, dass die reifere Lava-Art, die zu Anfang der Eruptionen vor zwei Wochen gefördert wurde, aus Restschmelze entstanden sein könnte, die von frisch aufsteigendem Magma vor sich her getrieben werden könnte. Paroxysmen werden für gewöhnlich von schnell aufsteigenden primitiven Magmen ausgelöst.

Stromboli mit pyroklastischen Strömen am 04.07.24

Intensiver Lavaüberlauf löste pyroklastische Ströme am Stromboli aus – Vulkan in Asche gehüllt

Heute Abend gingen am Stromboli hintereinander mehrere pyroklastische Ströme ab. Die Tätigkeit begann um 16:18 UTC (Lokalzeit plus 2 Stunden) und hält auch 45 Minuten nach ihrem Beginn weiter an. Die pyroklastischen Ströme erreichten nicht nur die Küste, sondern liefen mehrere 100 Meter auf das Meer hinaus. Auf der Livecam war zu erkennen, wie ein großer Teil des Vulkans in Asche gehüllt war. Sie zog auch in Richtung Stromboli Ort und erreichte eine Höhe von mindestens 2000 m über dem Meeresspiegel.

Die Situation ist noch nicht ganz klar, aber wahrscheinlich ist es zu einem größeren Kollaps im Kraterbereich des Vulkans gekommen. Ich vermute, dass es den Hornito am Nordrand zerlegt hat. Ein Lavastrom ergießt sich aus dem nördlichen Kraterbereich. Der Förderschlot befand sich auf 700 Höhenmetern.

Wie das INGV berichtet, gab es vor der Generierung der pyroklastischen Ströme eine leichte Bodenverformung von einem halben Mikrorad. Es wurde ein horizontaler Versatz von 10 Zentimetern in westlicher Richtung registriert. Offenbar stieg ein Magmenkörper auf.

In einem Bericht vom LGS heißt es, dass heute um 12:11 UTC  (14:11 Uhr Lokalzeit) ein stärkeres explosives Ereignis registriert wurde, das einen akustischen Druck von mehr als 15 Pascal aufwies.

Offiziell wurde noch nichts bestätigt, aber es ist wahrscheinlich, dass der Zugang zu den Aussichtspunkten am Stromboli gesperrt wurde und vorerst auch gesperrt bleibt. Die derzeit vereinzelten Erdbeben lassen vermuten, dass die vulkanische Aktivität weiter zunehmen könnte. Daher rate ich dringend von einem Aufstieg in die Gipfelregion ab. Zudem ist der Aufstieg ohnehin verboten.

Stromboli ist einer der aktivsten Vulkane Europas und weist eine dauerhafte Aktivität auf. In den letzten Jahren gab es vermehrt Phasen erhöhter Aktivität, die sich durch Lavaspattering, Explosionen, Lavastrombildung und Kollapsereignisse auszeichneten. Diese Kollapse führen selten, aber immer häufiger, nicht nur zu Hangrutschen, sondern auch zu pyroklastischen Strömen, wie es heute der Fall ist. Im Extremfall können starke Paroxysmen auftreten.

Sakurajima eruptierte vier Mal

Neue Eruptionsserie am Sakurajima in Japan – Vulkanasche in 3000 m Höhe

Auf der japanischen Insel Kyushu eruptierte der Vulkan Sakurajima explosiv und emittierte Vulkanische, die nach Angaben des VAAC Tokios bis auf eine Höhe von 3000 m aufstieg und in Richtung Nordosten driftete. Die Eruptionen ereigneten sich bereits am 2. Juni und dauerten gut 6 Stunden an.

Das JMA brachte eine kurze Notiz zu den Vorgängen heraus und teilte mit, dass die Asche gut 1700 m über Kraterhöhe aufgestiegen war. Größere Tephrabrocken flogen bis zur 6. seismischen Messstation, die sich in gut 1100 m Entfernung zum Hauptkrater Minamidake befindet. Dieser war auch der Ursprung der Eruption. Der Showadake blieb ruhig.

Im letzten ausführlichen Bericht der JMA-Vulkanologen, der am 1. Juli erschien, wurde vor der anhaltenden Aktivität des Sakurajimas gewarnt. Man wies insbesondere auf die Gefahr hin, dass im Zuge explosiver Aktivität auch pyroklastische Ströme entstehen könnten. Eine weitere Gefahr geht von Laharen aus, die im Falle starker Regenfälle ausgelöst werden könnten.

Die Zahl der vulkanischen Erdbeben blieb weiterhin gering. Vulkanische Erschütterungen wurden nicht beobachtet.

Kontinuierliche GNSS-Beobachtungen zeigen, dass einige Basislinien auf der Insel Sakurajima ab etwa Januar 2023 eine leichte Dehnung erfahren haben, die vermutlich auf eine Magmenintrusion zurückzuführen ist. Diese Dehnung stagnierte jedoch etwa im April desselben Jahres. Zudem wurde an der Basislinie über der Aira-Caldera über einen langen Zeitraum eine allmähliche Ausdehnung beobachtet, was auf eine Magmenansammlung tief unter der Aira-Caldera hinweist.

Die Menge des freigesetzten vulkanischen Gases (Schwefeldioxid) bleibt allgemein hoch. Daher wird erwartet, dass die Eruptionsaktivität in Zukunft wieder zunehmen könnte.

Beim Sakurajima handelt es sich um einen Inselvulkan in der Bucht von Kagoshima, der mittlerweile mit einer schmalen Landbrücke, die 1914 aus einem Lavastrom gebildet wurde, mit der Hauptinsel Kyushu verbunden ist.

Update 17:00 Uhr: Heute Nachmittag gab es zwei weitere Eruptionen am Sakurajima. Vulkanasche stieg bis zu 2100 m hoch auf und breitete sich in nordöstlicher Richtung aus.

Deutschland mit Niederschlagsrekord in 2024

In den letzten 12 Monaten fiel in Deutschland soviel Regen, wie niemals zuvor seit Beginn der Wetteraufzeichnungen

Während vor zwei, drei Jahren noch Trockenheit und Dürre das Wettergeschehen in Deutschland und Teilen Europas bestimmten, erleben wir zurzeit einen ungewöhnlich niederschlagsreichen Sommer. Doch nicht nur der Sommer war zu nass, sondern auch Frühjahr, Winter und Herbst 2023. Und wenn ich mich richtig erinnere, war der letzte Sommer auch nicht so der Burner! Tatsächlich hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) nun Daten seiner landesweiten Messstationen ausgewertet und analysiert und veröffentlichte ein neues Paper, in dem es heißt, dass die vergangenen zwölf Monate der regenreichste Zeitraum seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881 darstellten. Zwischen Juli 2023 und Juni 2024 hat es also so viel geregnet wie niemals zuvor in der neueren Geschichte unseres Landes. Dies zeigt sich auch in zahlreichen Unwettern, die vielerorts zu Überflutungen führten, lokal große Schäden verursachten und verzweifelte Menschen zurückließen.

In einer Pressemitteilung erklärte Frank Kaspar, Leiter der Hydrometeorologie des DWD, dass nicht einer der letzten zwölf Monate für sich genommen ein Rekordmonat war, sondern dass sich der Rekord aus dem Durchschnitt der Regenmengen der letzten 12 Monate ergibt.

Über Deutschland fielen in dem Zeitraum gut 1070 Liter Regen pro Quadratmeter. Im Vergleich dazu beträgt der langjährige Mittelwert der Referenzperiode 1961 bis 1990 etwa 789 Liter pro Quadratmeter pro Jahr.

Auffallend ist, dass in den vergangenen zehn Jahren unterdurchschnittliche jährliche Niederschlagsmengen registriert wurden. Laut Frank Kaspar hat Niederschlag jedoch generell „eine hohe Variabilität“. Die Trockenheit der letzten Jahre wurde nun durch eine sehr feuchte zwölfmonatige Phase abgelöst. Die Grundwasserreserven, die in den Dürrejahren 2018-20 und 2022 deutlich zurückgegangen waren, haben wieder zugenommen. In einigen Orten liegen sie sogar bis zu 120% über dem langjährigen Durchschnitt.

Doch wie passen der Klimawandel, die Dürren und nun das Übermaß an Niederschlag zusammen? Hitzeperioden und Trockenheit wurden in den Dürrejahren oft durch eine sogenannte Omega-Wetterlage ausgelöst, bei der ein ortstabiles Hochdruckgebiet von zwei Tiefdrucksystemen in der Höhe flankiert wurde. Während das Areal unter Hochdruckeinfluss warm und trocken war, gab es in den Gebieten unter dem Tiefdruckeinfluss Unwetter und Starkregen, so wie wir es jetzt erleben. Die Indizien sprechen dafür, dass sich die Wettersysteme ein paar Tausend Kilometer verschoben haben, sodass Deutschland und Mitteleuropa nun vermehrt unter einem dieser Tiefdrucksysteme liegen.

Diese Omega-Wetterlagen werden durch einen stark mäandrierenden Jetstream ausgelöst, der durch die allgemeine Klimaerwärmung geschwächt wurde. Der Jetstream mäandriert weiterhin stark. Hinzu kommt, dass auch natürliche Phänomene wie der enorme atmosphärische Wasserdampfeintrag der Hunga Tonga-Hunga-Ha’apai-Eruption vom Januar 2022 und die Sonnenaktivitätszyklen das Klima global beeinflussen könnten. Auf diesen Umstand wird im allgemeinen Diskurs zum Klimawandel meiner Meinung nach nicht genug eingegangen.

Stromboli: Lava- und Dichtestrom am 03. Juli

Lavastrom erzeugte partiellen Kollaps einer Schlotwand auf Stromboli – Pyroklastischer Dichtestrom entstand

Der Liparischen Inselvulkan durchlebt unruhige Zeiten, und das zu Beginn der Reisesaison: Gestern Abend kam es zu einem neuen Lavaüberlauf aus einem der nördlichen Schlote und Lava begann über den oberen Bereich der Sciara del Fuoco zu fließen. Doch das Spektakuläre an der Aktivität war nicht der Lavastrom selbst, sondern der pyroklastische Dichtestrom, der im Vorfeld der Lavastromtätigkeit ausgelöst wurde. Als sich die Lava anfing, einen Weg zu bahnen, löste sie ein größeres Lavapaket aus der Kraterwand, das über die Sciara del Fuoco zu Tale raste, fragmentierte und einen pyroklastischen Dichtestrom generierte, der bis zur Küste floss. Die dabei entstehende Aschewolke stieg über den Gipfel des Vulkans auf und wurde vom Wind gen Süden verdriftet. Von Stromboli Ort aus sah es so aus, als hätte es eine größere Ascheexplosion gegeben.

Das Ereignis begann gegen 16:54 Uhr UTC (Lokalzeit + 2 Stunden) und wurde von einem Tremorpeak bis weit in den roten Bereich begleitet. Der Tremor begann erst wenige Minuten vor dem partiellen Kollaps zu steigen, begleitet von einer Zunahme des Lavaspatterings. Bereits 10 Minuten nach der Initialphase der Eruption begann der Tremor wieder zu sinken und bewegte sich dann im orangenen Bereich. Heute Nacht muss es zu einem weiteren Ereignis gekommen sein, denn der Tremorgraph zeigt einen zweiten Peak, der ebenfalls bis in den roten Bereich hineinragte, aber nicht ganz das Niveau des Ersten erreichte.

Erdbeben auf Stromboli als Frühindikator der Aktivitätssteigerung

Obwohl die direkte Vorwarnzeit vor dem Ereignis kurz war und im Notfall kaum gereicht hätte, etwaige Besucher des Gipfelbereichs zu evakuieren, kam das Ereignis nicht völlig überraschend, denn, wie bereits öfter geschrieben, steigerte sich die Aktivität in den letzten Wochen allmählich und die Wahrscheinlichkeit für einen Kollaps nebst pyroklastischen Dichtestrom nahm zu. Zu den Zeichen gehörten immer wieder auftretendes Lavaspattering, kleinere Lavaüberläufe und eine ungewöhnliche Häufung einzelner Erdbeben unter dem Vulkan. So gab es auch am 2. Juni ein Erdbeben Mb 1,6 in 1800 m Tiefe unter dem Gipfelbereich. Anders als bei den meisten anderen Vulkanen, stellen am Stromboli bereits einzelne Erschütterungen ein Warnsignal dar. Schwarmbeben sind hier äußerst selten und, wenn welche auftreten sollten, sind sie sehr ernst zu nehmen.

Ätna: Aktivität der Voragine hält am 3. Juli an

Die Intrakratertätigkeit der Voragine am Ätna geht weiter – Erste Lavaproben analysiert

Der Vulkanausbruch, der am 13. Juni im Krater Voragine begann, hält an und hat sich weiter intensiviert. Aus dem anfänglichen Schlot ist ein richtiger Kraterkegel entstanden, aus dem zwei Schlote strombolianische Explosionen erzeugen. Glühende Tephra steigt bis zu hundert Meter hoch auf. Aus der Basis des neuen Kegels quillt ein Lavastrom, der in den Pitkrater der benachbarten Bocca Nuova stürzt. Der neue Kraterkegel war Ende Juni bereits gut 20 m hoch.

Die Vulkanologen vom INGV sammelten Lavaproben und veröffentlichten das Ergebnis in ihrem gestern erschienenen Bulletin für den Monat Juni. Die Analysen ergaben, dass die aktuell geförderte Lava weitaus reifer ist als bei den letzten Paroxysmen im Dezember 2023. Das zugrunde liegende Magma differenzierte sich über längere Zeiträume hinweg im Speichersystem des Ätna und veränderte sich chemisch und kristallografisch. Im Gegensatz dazu stieg das Magma, dessen Lava bei den Paroxysmen austrat, schnell auf, ohne länger im Vulkan zwischengespeichert zu werden. Man spricht hier von einem primitiven Magma. Das aktuelle Magma soll das am weitesten entwickelte sein, das am Ätna in diesem Jahrtausend gefördert wurde. Aus diesem Umstand schließen die Vulkanologen, dass in den letzten Monaten praktisch kein neues Magma aus größerer Tiefe mehr in das flacher liegende Speichersystem des Ätna strömte. Ein Umstand, der auch durch die Analyse der Tremorquellen gestützt wird. Bereits im letzten Monat wies ich darauf hin, dass sich seit einigen Wochen entsprechende Muster änderten und auch die Seismizität des Vulkans auf Hintergrundniveau abgesunken sei. Die INGV-Forscher sahen seit der Monatsmitte einen Anstieg der Seismizität und attestierten ihr zum Monatsende hin hohe Werte. Weitere Lavaproben werden untersucht, um die Entwicklung der Schmelze im Auge zu behalten. Von anderen Vulkanen wissen wir, dass alte Restschmelze aus einem Speichersystem oft eruptiert wird, wenn neues Magma von unten seinen Aufstieg begonnen hat und eine neue Eruptionsphase bevorsteht. Dass im tieferen Untergrund des Ätna eine größere Magmenmenge auf ihren Aufstieg wartet, zeigen emittierte Helium-Isotope und eine hohe Kohlendioxid-Konzentration in den ausgestoßenen Vulkangasen.

Griechenland: Verheerende Waldbrände Anfang Juli

 

An mehreren Lokalitäten in Griechenland wüten Waldbrände – Auch Urlaubsregionen sind betroffen

Eine seit Wochen anhaltende Hitzewelle hält weite Teile Südosteuropas fest im Griff. Dürre und Temperaturen um die 35 Grad sind zum Alltag geworden, lokal steigt das Thermometer sogar über 40 Grad. Die Hitze bringt nicht nur Menschen zum Schwitzen, sondern trocknet auch die Natur aus. Unter diesen Bedingungen reicht mitunter der Funke eines Grills oder eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe aus, um ein Flammeninferno auszulösen. Starke Winde, die bis zu 100 km/h schnell sind, breiten die Brände unaufhaltsam aus, sodass sie kaum noch zu löschen sind.

Besonders stark betroffen ist Griechenland, wo zahlreiche Wald- und Buschbrände lodern. Inzwischen wurden 80 Brände gemeldet. Am Wochenende brach ein Feuer in der Nähe von Athen aus. Hier kämpften mehr als 120 Feuerwehrleute gegen die Flammen in einem Naturschutzgebiet. Mehrere Wohngebiete mussten evakuiert werden. Ein 45-jähriger Mann erlitt infolge des Stresses auf der Flucht vor den Flammen einen Herzinfarkt und verstarb.

Auch mehrere Inseln der Ägäis und im Ionischen Meer sind betroffen: Waldbrände wurden von den Inseln Kreta, Kos und Chios gemeldet. Alleine auf Chios sind mehr als 140 Feuerwehrleute und Hilfskräfte im Einsatz, wobei es bereits zwei Verletzte gab. Auf Kos wurden Touristen aus Hotels evakuiert und auf einem Fußballplatz untergebracht, und auf Kreta brennt es auf einer Fläche von sieben Quadratkilometern.

Der Südwesten der Insel Serifos soll laut Aussage des Bürgermeisters komplett abgebrannt sein. Nicht nur Wald und Macchia brannten, sondern auch mehrere Wohnhäuser, Gewerbehallen und eine Kapelle.

Die Waldbrände in Südeuropa und speziell in Griechenland nehmen immer dramatischere Formen an. Während im langjährigen Durchschnitt jedes Jahr 50.000 Hektar Waldflächen abbrannten, wüteten im letzten Jahr Waldbrände auf einer dreimal so großen Fläche. Dieses Jahr begann die Waldbrandsaison ungewöhnlich früh.

Merapi: Abgang größerer Schuttlawine

Mehrere Abgänge größerer Schuttlawinen am Merapi – Seismizität erhöht

Der indonesische Vulkan Merapi ist weiterhin effusiv aktiv und baut seinen Lavadom aus. Durch das Domwachstum kommt es immer wieder zu Steinschlägen und glühenden Schuttlawinen, die relativ weit die Flanke des Vulkans hinabrollen. Videoaufnahmen einer Livecam dokumentierten das Geschehen heute Nacht bei wolkenfreiem Himmel. Sollten größere Lavapakete vom Dom abbrechen, können anstelle der relativ harmlosen Schuttlawinen pyroklastische Ströme entstehen, die ein großes Gefahrenpotenzial haben.

Das VSI registrierte gestern 46 Schuttlawinen-Abgänge, was für den Merapi nicht ungewöhnlich ist. Im letzten Jahr wurden noch zwei- bis dreimal so viele Abgänge pro Tag verzeichnet, allerdings waren diese größtenteils kleiner und legten nicht so große Strecken zurück.

Die Seismizität ist erhöht und die Geophone zeichneten am 2. Juli nicht nur Signale der Schuttlawinen auf, sondern auch insgesamt 80 vulkanisch bedingte Erdbeben verschiedener Arten. Bei 66 dieser Beben handelte es sich um Hybriderdbeben. Generell ist eine steigende Tendenz der Seismizität zu beobachten, was darauf schließen lässt, dass sich im Untergrund magmatische Fluide bewegen, die dabei sind aufzusteigen.

Wie die zuständige Behörde BPPTKG berichtete, beobachteten die Vulkanologen im Zeitraum vom 21. bis 27. Juni 2024, dass sich die Morphologie des südwestlichen Domes aufgrund seiner Wachstumsaktivitäten und Lavaabgängen verändert hat. Die höchste beobachtete Temperatur betrug 243 °C, was im Vergleich zu den vorherigen Messungen gleichbleibend ist. Luftbildanalysen ergaben, dass das Volumen des südwestlichen Domes 2.345.200 m³ (Anfang Juni 2.335.200 m³) und das der zentralen Kuppel 2.362.800 m³ beträgt. Überraschenderweise schrumpfte der südwestliche Dom, während der Zentraldom zum ersten Mal seit langem wuchs. Sein Volumen belief sich Anfang Juni noch auf 2.164.400 m³. Die zentrale Kuppel, die überwiegend von schwefelhaltigen Dämpfen verdeckt wurde, zeigte eine maximale Temperatur von 202,5 °C, was niedriger ist als bei der vorherigen Messung.

Generell sieht es danach aus, als würde die Aktivität noch ein Weilchen weitergehen. Sie könnte sich im laufe der Zeit sowohl abschwächen als auch verstärken. Letzteres würde in das Eruptionsschema des Merapis passen, denn oft köchelt der Dom im Krater über Jahre vor sich her, bis es dann zu stärkeren Eruptionen kommt.