Kamtschatka: Erdbeben und Vulkanausbruch

Erdbeben Mb 5,9 vor der Ostküste von Kamtschatka – Vulkan Karymsky eruptierte

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 20:15:42 UTC | Lokation: 55.715 ; 162.084 | Tiefe: 10 km | Mb 5,9

Gestern Abend ereignete sich vor der Ostküste von Zentralkamtschatka ein Erdbeben der Magnitude 5,9. Das Hypozentrum lag in 10 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 62 km süd-südwestlich von Ust’-Kamchatsk Staryy verortet. Diese Daten stammten vom GFZ. Das EMSC lieferte leicht abweichende Daten und ermittelte eine Magnitude Mw 5,5 und eine Tiefe des Erdbebenherds von 11 km. Dort wird auch ein zweites Beben gleicher Magnitude, aber in 50 km Tiefe angezeigt.

Tektonisch betrachtet stehen die Beben mit der Subduktionszone vor der Ostküste Kamtschatkas in Verbindung. Entlang des etwa 2250 Kilometer langen Kurilen-Kamtschatka-Graben taucht die pazifische Platte unter die Ochotskische-Platte ab, die dem eurasischen Kontinent vorgelagert ist. Dabei entstehen Spannungen, die sich in Erdbeben entladen.

Diese Erdbebenzone ist Teil des Zirkumpazifischen Feuerrings, entlang dem sich auch zahlreiche Vulkane aufreihen. so manifestierten sich die Erdbeben in relativer Nähe zu der zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas und auch der Karymsky liegt nicht weit entfernt. Dieser Vulkan eruptiert aktuell und eruptierte gestern, knapp 3 Stunden nachdem sich das Erdbeben ereignete. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 4900 m Höhe. Ob das Erdbeben als Trigger angesehen werden kann, ist ungewiss, denn der Karymsky eruptierte bereits zuvor kleinere Aschewolken.

Auch die Vulkanologen von KVERT berichteten über die Eruption und teilten mit, dass sich die Aschewolke eine Entfernung von 36 Kilometern zurücklegte und eine Gefahr für niedrig fliegende Flugzeuge darstellte. Der Alarmcode steht auf „Orange“. Mit weiteren Ausbrüchen muss gerechnet werden.

Die Vulkane der Zentralgruppe sind weitestgehend ruhig geblieben und reagierten definitiv nicht auf den Erdstoß. Der Bezymianny ist weiter effusiv tätig, genauso der etwas abseits liegende Shiveluch. Hier scheinen 2 Lavadome aktiv zu sein und emittieren Dampfwolken.

Erdbeben am 8.7.2024: Griechenland

Erdbeben M 4,8 im Südwesten Griechenlands schreckt Menschen auf

Datum: 07.07.2024 | Zeit: 14:41:05 UTC | Lokation: 37.824 ; 21.148 | Tiefe: 10 km | Mw 4,8

Gestern Nachmittag ereignete sich im Südwesten der griechischen Halbinsel Peleponnes ein mittelstarkes Erdbeben der Magnitude 4,8. Der Erdbebenherd lag laut Angaben vom GFZ Potsdam in 10 Kilometern Tiefe. Die Tiefe wird als „Fixed“ markiert, was bedeutet, dass es sich um ein flach liegendes Erdbeben gehandelt hat, dessen Tiefe nicht exakt ermittelt werden konnte. Daher kommen diese Tiefenangaben ungewöhnlich häufig vor, und einige Leser stellten sich bereits die Frage, wie das statistisch betrachtet sein kann.

Das Epizentrum der Erschütterung wurde 9 km westsüdwestlich von Gastoúni verortet und lag kurz vor der Küste im Ionischen Meer. Die Insel Zakynthos liegt ebenfalls nicht weit entfernt. In dieser Region gab es bereits häufig Erdbeben. Eine der stärksten Erschütterungen der letzten Jahre im Bereich von Zakynthos manifestierte sich im Oktober 2018 und hatte eine Magnitude von 6,8. Die Erdbeben stehen mit Störungen im Zusammenhang, die parallel der Hellenischen Subduktionszone verlaufen. Sie markiert die Plattengrenze zwischen Afrika und Europa.

Der Erdstoß war weithin spürbar. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen aus mehr als 400 Kilometern Entfernung vor. Menschen, die in der Nähe des Epizentrums wohnten, meldeten deutlich wahrnehmbare Erdbewegungen, die 5 Sekunden andauerten, sowie ein lautes Grollen. Meldungen über größere Schäden blieben aber aus. Wahrscheinlich kam es aber an einigen Gebäuden zu Rissbildungen.

Es wurde übrigens mehrere schwächere Nachbeben registriert, so dass auf der Erdbebenkarte vom EMSC ein Cluster zu erkennen ist.

Erdbeben vor Kreta

Dieses Erdbeben war aber nicht der einzige Erdstoß, der sich in den letzten Stunden in Griechenland ereignete. Seit einigen Tagen kommt es besonders häufig vor Kreta zu mittelstarken Erdbeben. So gab es gestern Mittag ein Beben Mb 4,1 vor der Südostküste der beliebten Urlaubsinsel. Zwei Beben mit den Magnituden 3,1 und 3,0 manifestierten sich direkt vor der Südküste. Das stärkere Beben ereignete sich heute.

Sakurajima mit weiteren Explosionen am 8 Juli

Sakurajima generiert weitere Explosionsserie – Vulkanasche in 4000 m Höhe

Auf der japanischen Insel Kyushu gab es eine erneute Eruptionsserie vom Sakurajima, der in der Bucht von Kagoshima liegt. Um 5.13 Uhr Ortszeit manifestierte sich eine Explosion, die Asche bis auf eine Höhe von gut 4000 m förderte und eine VONA-Warnung des VAAC auslöste. Die Asche wurde vom Wind in Richtung Nordosten verfrachtet.

Auch das JMA brachte eine Meldung heraus, in der es heißt, dass die Asche 2300 m über Kraterhöhe aufgestiegen sei. Große vulkanische Blöcke und kleinere Tephrafragmente gingen in 1000 Meter Entfernung zum Minamidake nieder, der sich für die Eruption verantwortlich zeigte. Der Showadake blieb indes ruhig.

Mit hochlichtempfindlichen Kameras gelang es nachts, einen roten Lichtschein zu beobachten, der vom Minamidake ausging. Glühendes Magma steht also relativ hoch im Fördersystem.

Bei einer am 5. Juli durchgeführten Messung wurde ein Schwefeldioxidausstoß von 2400 Tonnen pro Tag. Bei der vorherigen Messung vom 12. Juni wurden 3300 Tonen am Tag registriert. Die Daten deuten auf eine größere Magmenansammlung im Speichersystem des Vulkans hin. Eine entsprechende Intrusion wurde im Frühjahr letzten Jahres festgestellt. Doch auch unabhängig davon kann immer Magma aufsteigen, ohne dass ein besonderes Ereignis stattfindet. Der tiefere Untergrund der Aira-Caldera, in der der Sakurajima liegt, gilt ebenfalls als Ort einer Magmenakkumulation.

Die Seismizität wird vom JMA als gering beschrieben, doch gelegentlich kommt es zu schwachen Erdbeben.

Die Vulkanologen halten ihre Warnungen aufrecht und es gilt ein Besteigungsverbot des Vulkans. Bei Regenfällen drohen Abgänge von Schlammlawinen. Diese werden meistens durch Betonkanäle abgeleitet und richten nur selten Schäden an. Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass größere Eruptionen pyroklastische Ströme generieren könnten, vor denen es praktisch keinen wirksamen Schutz gibt.

Campi Flegrei: Schwarmbeben am 7. Juli

Neues Schwarmbeben erschüttert Campi Flegrei – Studie entdeckt neue Bruchzone

Es herrschen weiterhin unruhige Zeiten in den süditalienischen Campi Flegrei: Gestern wurde der Calderavulkan von einem weiteren Schwarmbeben erschüttert. Es bestand aus über 30 Einzelbeben geringer Magnituden. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 2,0 und lag an der Küste südöstlich der Solfatara. Mehrere Beben gab es auch wieder im Golf von Pozzuoli, genauer, vor der Küste von Bagnoli. Dort gab es zuletzt einige Beben mit Magnituden größer 2.

In den letzten Tagen wurde auch eine weitere Studie zum Bradyseismos veröffentlicht, die eben in dieser Zone eine bisher unidentifizierte Verwerfung lokalisierte. Sie wird La Pietra genannt und zeichnete sich für das Erdbeben Mb 4,2 vom 27. September 2023 verantwortlich. Aufgrund der Ausdehnung der identifizierten seismologischen Strukturen schätzten die Autoren der Studie, dass unter ähnlichen Spannungsbedingungen ein Erdbeben mit einer maximalen Magnitude von etwa 5 auftreten könnte.

Die Studie wurde unter der Leitung von Professor Zollo durchgeführt. Die Wissenschaftler entwickelten eine neue Technik, um die Seismizität der letzten zehn Jahre zu kartieren. Diese Technik kombiniert seismologische Daten, geophysikalische Parameter und geologische Informationen des Untersuchungsgebiets, wodurch hochpräzise Erdbebenpositionen ermittelt und aktivierte Störungszonen der inneren Caldera aufgedeckt werden konnten.

Die Methode ermöglichte es, den genauen Ursprungsort von etwa 9000 Erdbeben zu bestimmen und ist deutlich genauer als herkömmliche Methoden. Dank dieser hohen Auflösung konnten verschiedene Bruchzonen während der aktuellen seismischen Krise identifiziert werden. Großmaßstäblich zeigt sich eine fast elliptische Verteilung der Seismizität, während auf kleineren Skalen komplexere und variablere seismische Brüche sichtbar wurden.

Die präzise Lokalisierung der Erdbeben während der aktuellen bradyseismischen Krise ergab eine maximale Tiefe der Epizentren von etwa 3-4 km. Größere Erdbeben ereigneten sich in der Regel in größeren Tiefen. Die räumliche Verteilung der Seismizität stimmte gut mit bekannten Oberflächenverwerfungen überein, die im Laufe der tausendjährigen Geschichte des Vulkans aktiviert wurden.

Indonesien: Tote und Vermisste nach Erdrutsch auf Sulawesi

Erdrutsch in Indonesien verschüttet Arbeiter einer illegalen Goldmine auf Sulawesi

Gestern lösten lang anhaltende Regenfälle auf der indonesischen Insel Sulawesi einen Erdrutsch aus, der eine illegale Goldmine in der entlegenen Provinz Gorontalo traf und zahlreiche Arbeiter und Anwohner verschüttete. Bisher wurden 12 Menschen tot geborgen, während 18 Arbeiter weiterhin vermisst werden und möglicherweise ebenfalls tot sind. Zudem besteht die Gefahr weiterer Erdrutsche.

Die Provinz Gorontalo liegt auf der nördlichen Halbinsel von Sulawesi und grenzt an die Celebessee. Sie ist die kleinste Provinz auf Sulawesi und wird von dichten Wäldern dominiert. Der Leiter der lokalen Rettungsbehörde Basarnas erklärte gegenüber der Presse, dass 164 Einsatzkräfte, bestehend aus dem nationalen Rettungsteam, der Polizei und dem Militär, entsandt wurden, um nach den Vermissten zu suchen. Der Rettungseinsatz gestaltet sich jedoch schwierig, da die Einsatzkräfte 20 Kilometer zu Fuß durch den Urwald laufen müssen, um die Unglücksstelle zu erreichen. Der Fußweg führt durch unwegsames Gelände, das durch die anhaltenden Regenfälle in Schlamm verwandelt wurde. Schweres Gerät zur Räumung der Erdrutschmassen kann nicht eingesetzt werden. Bilder zeigen, wie die Rettungskräfte mit Schaufeln und Hacken nach den Vermissten suchen.

Ob der Regen allein die Ursache für den Erdrutsch ist, darf bezweifelt werden. Oft sind illegale Minen schlecht angelegt und instabil. Die Menschen arbeiten unter gefährlichen und schlechten Bedingungen. Auch die Abraumhalden sind oft dilettantisch aufgeschüttet und können abrutschen.

Erst im April kam es im Süden von Sulawesi zu einem Erdrutsch, bei dem 18 Menschen ums Leben kamen. Einen Monat später starben mehr als 50 Personen, als im Westen Sumatras Schlammlawinen und Sturzfluten vom Vulkan Marapi und umliegenden Berghängen abgingen. Schutzverbauungen wie an den Vulkanen Japans, die vor Laharen schützen sollen, gibt es in Indonesien praktisch nicht.

Im Gebiet von Sulawesi gibt es auch häufig Erdbeben. Vor einigen Jahren erlebte ich dort selbst eines mit einer Magnitude im Fünferbereich. Es ist möglich, dass ein Erdbeben den Untergrund der Mine zusätzlich zum Regen destabilisiert haben könnte. Das letzte stärkere Beben nahe der Provinz Gorontalo ereignete sich jedoch am 2. Juli und hatte eine Magnitude von 4.