Ätna: Aktivität der Voragine hält am 3. Juli an

Die Intrakratertätigkeit der Voragine am Ätna geht weiter – Erste Lavaproben analysiert

Der Vulkanausbruch, der am 13. Juni im Krater Voragine begann, hält an und hat sich weiter intensiviert. Aus dem anfänglichen Schlot ist ein richtiger Kraterkegel entstanden, aus dem zwei Schlote strombolianische Explosionen erzeugen. Glühende Tephra steigt bis zu hundert Meter hoch auf. Aus der Basis des neuen Kegels quillt ein Lavastrom, der in den Pitkrater der benachbarten Bocca Nuova stürzt. Der neue Kraterkegel war Ende Juni bereits gut 20 m hoch.

Die Vulkanologen vom INGV sammelten Lavaproben und veröffentlichten das Ergebnis in ihrem gestern erschienenen Bulletin für den Monat Juni. Die Analysen ergaben, dass die aktuell geförderte Lava weitaus reifer ist als bei den letzten Paroxysmen im Dezember 2023. Das zugrunde liegende Magma differenzierte sich über längere Zeiträume hinweg im Speichersystem des Ätna und veränderte sich chemisch und kristallografisch. Im Gegensatz dazu stieg das Magma, dessen Lava bei den Paroxysmen austrat, schnell auf, ohne länger im Vulkan zwischengespeichert zu werden. Man spricht hier von einem primitiven Magma. Das aktuelle Magma soll das am weitesten entwickelte sein, das am Ätna in diesem Jahrtausend gefördert wurde. Aus diesem Umstand schließen die Vulkanologen, dass in den letzten Monaten praktisch kein neues Magma aus größerer Tiefe mehr in das flacher liegende Speichersystem des Ätna strömte. Ein Umstand, der auch durch die Analyse der Tremorquellen gestützt wird. Bereits im letzten Monat wies ich darauf hin, dass sich seit einigen Wochen entsprechende Muster änderten und auch die Seismizität des Vulkans auf Hintergrundniveau abgesunken sei. Die INGV-Forscher sahen seit der Monatsmitte einen Anstieg der Seismizität und attestierten ihr zum Monatsende hin hohe Werte. Weitere Lavaproben werden untersucht, um die Entwicklung der Schmelze im Auge zu behalten. Von anderen Vulkanen wissen wir, dass alte Restschmelze aus einem Speichersystem oft eruptiert wird, wenn neues Magma von unten seinen Aufstieg begonnen hat und eine neue Eruptionsphase bevorsteht. Dass im tieferen Untergrund des Ätna eine größere Magmenmenge auf ihren Aufstieg wartet, zeigen emittierte Helium-Isotope und eine hohe Kohlendioxid-Konzentration in den ausgestoßenen Vulkangasen.

Griechenland: Verheerende Waldbrände Anfang Juli

 

An mehreren Lokalitäten in Griechenland wüten Waldbrände – Auch Urlaubsregionen sind betroffen

Eine seit Wochen anhaltende Hitzewelle hält weite Teile Südosteuropas fest im Griff. Dürre und Temperaturen um die 35 Grad sind zum Alltag geworden, lokal steigt das Thermometer sogar über 40 Grad. Die Hitze bringt nicht nur Menschen zum Schwitzen, sondern trocknet auch die Natur aus. Unter diesen Bedingungen reicht mitunter der Funke eines Grills oder eine achtlos weggeworfene Zigarettenkippe aus, um ein Flammeninferno auszulösen. Starke Winde, die bis zu 100 km/h schnell sind, breiten die Brände unaufhaltsam aus, sodass sie kaum noch zu löschen sind.

Besonders stark betroffen ist Griechenland, wo zahlreiche Wald- und Buschbrände lodern. Inzwischen wurden 80 Brände gemeldet. Am Wochenende brach ein Feuer in der Nähe von Athen aus. Hier kämpften mehr als 120 Feuerwehrleute gegen die Flammen in einem Naturschutzgebiet. Mehrere Wohngebiete mussten evakuiert werden. Ein 45-jähriger Mann erlitt infolge des Stresses auf der Flucht vor den Flammen einen Herzinfarkt und verstarb.

Auch mehrere Inseln der Ägäis und im Ionischen Meer sind betroffen: Waldbrände wurden von den Inseln Kreta, Kos und Chios gemeldet. Alleine auf Chios sind mehr als 140 Feuerwehrleute und Hilfskräfte im Einsatz, wobei es bereits zwei Verletzte gab. Auf Kos wurden Touristen aus Hotels evakuiert und auf einem Fußballplatz untergebracht, und auf Kreta brennt es auf einer Fläche von sieben Quadratkilometern.

Der Südwesten der Insel Serifos soll laut Aussage des Bürgermeisters komplett abgebrannt sein. Nicht nur Wald und Macchia brannten, sondern auch mehrere Wohnhäuser, Gewerbehallen und eine Kapelle.

Die Waldbrände in Südeuropa und speziell in Griechenland nehmen immer dramatischere Formen an. Während im langjährigen Durchschnitt jedes Jahr 50.000 Hektar Waldflächen abbrannten, wüteten im letzten Jahr Waldbrände auf einer dreimal so großen Fläche. Dieses Jahr begann die Waldbrandsaison ungewöhnlich früh.

Merapi: Abgang größerer Schuttlawine

Mehrere Abgänge größerer Schuttlawinen am Merapi – Seismizität erhöht

Der indonesische Vulkan Merapi ist weiterhin effusiv aktiv und baut seinen Lavadom aus. Durch das Domwachstum kommt es immer wieder zu Steinschlägen und glühenden Schuttlawinen, die relativ weit die Flanke des Vulkans hinabrollen. Videoaufnahmen einer Livecam dokumentierten das Geschehen heute Nacht bei wolkenfreiem Himmel. Sollten größere Lavapakete vom Dom abbrechen, können anstelle der relativ harmlosen Schuttlawinen pyroklastische Ströme entstehen, die ein großes Gefahrenpotenzial haben.

Das VSI registrierte gestern 46 Schuttlawinen-Abgänge, was für den Merapi nicht ungewöhnlich ist. Im letzten Jahr wurden noch zwei- bis dreimal so viele Abgänge pro Tag verzeichnet, allerdings waren diese größtenteils kleiner und legten nicht so große Strecken zurück.

Die Seismizität ist erhöht und die Geophone zeichneten am 2. Juli nicht nur Signale der Schuttlawinen auf, sondern auch insgesamt 80 vulkanisch bedingte Erdbeben verschiedener Arten. Bei 66 dieser Beben handelte es sich um Hybriderdbeben. Generell ist eine steigende Tendenz der Seismizität zu beobachten, was darauf schließen lässt, dass sich im Untergrund magmatische Fluide bewegen, die dabei sind aufzusteigen.

Wie die zuständige Behörde BPPTKG berichtete, beobachteten die Vulkanologen im Zeitraum vom 21. bis 27. Juni 2024, dass sich die Morphologie des südwestlichen Domes aufgrund seiner Wachstumsaktivitäten und Lavaabgängen verändert hat. Die höchste beobachtete Temperatur betrug 243 °C, was im Vergleich zu den vorherigen Messungen gleichbleibend ist. Luftbildanalysen ergaben, dass das Volumen des südwestlichen Domes 2.345.200 m³ (Anfang Juni 2.335.200 m³) und das der zentralen Kuppel 2.362.800 m³ beträgt. Überraschenderweise schrumpfte der südwestliche Dom, während der Zentraldom zum ersten Mal seit langem wuchs. Sein Volumen belief sich Anfang Juni noch auf 2.164.400 m³. Die zentrale Kuppel, die überwiegend von schwefelhaltigen Dämpfen verdeckt wurde, zeigte eine maximale Temperatur von 202,5 °C, was niedriger ist als bei der vorherigen Messung.

Generell sieht es danach aus, als würde die Aktivität noch ein Weilchen weitergehen. Sie könnte sich im laufe der Zeit sowohl abschwächen als auch verstärken. Letzteres würde in das Eruptionsschema des Merapis passen, denn oft köchelt der Dom im Krater über Jahre vor sich her, bis es dann zu stärkeren Eruptionen kommt.

Island: Schwarmbeben unter Langjökull

Schwarmbeben erschüttert Gletschervulkan unter dem Langjökull – Stärkste Erschütterung Mb 3,3

Datum: 03.07.2024 | Zeit: 03:47:32 UTC | Lokation: 64.624 ; -20.531 | Tiefe: 7 km | Mb 3,3

Unter dem isländischen Gletscher Langjökull ereignete sich heute Nacht gegen 3:47 Uhr ein kleines Schwarmbeben. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 3,3 und einen Erdbebenherd in 6,6 Kilometern Tiefe. Das zweitstärkste Beben hatte immerhin eine Magnitude von 2,9. Die Beben manifestierten sich unter dem Seitengletscher Geitlandsjöklull und wurden 17,7 km südsüdwestlich von Eiríksjökull verortet. Insgesamt wurden 17 Erschütterungen registriert.

Wie unter den meisten isländischen Gletschern verbergen sich auch unter dem Langjökull Vulkane. Maßgeblich sind zwei Vulkansysteme bekannt: Im Nordwesten liegt unter dem Eis die Caldera des Zentralvulkan Hveravellirs verborgen. Zu diesem Vulkan gehören mehrere Spaltensysteme und Vulkane außerhalb des Vulkans, darunter auch das gleichnamige Thermalgebiet, das zwischen Langjökull und Hofsjökull liegt. Die Finger des Langjökull-Vulkansystems reichen in Form von Risssystemen bis weit in den Süden, denn auch das bekannte Thermalgebiet Haukadalur mit seinen Geysiren zählt hierzu.

Unter dem südwestlichen Geitlandsjöklull verbirgt sich der Zentralvulkan Prestahnúkur, der das markanteste vulkanische Merkmal des Geitland-Vulkansystems darstellt. In der Region dieses Vulkans gab es die aktuellen Erdbeben. Es ist nicht das erste Schwarmbeben dort, über das ich in den letzten Monaten berichten durfte. Isländische Vulkanologen vermuten, dass die Vulkane unter dem Langjökull erwachen könnten. Allerdings lässt sich bis jetzt nicht sagen, über welchen Zeitrahmen sich dieses Erwachen hinzieht. Falls es zu Eruptionen kommen sollte, könnte das noch Jahrzehnte weit entfernt sein.

Unter der Reykjanes-Halbinsel wurden seit gestern kaum noch Erdbeben registriert. Dieser Umstand könnte allerdings dem schlechten Wetter mit starken Niederschlägen und Winden geschuldet sein, die das Erfassen schwacher Erschütterungen erschweren. Die Bodenhebung zeigt eine Flatline an, was allerdings ebenfalls auf Fehlmessungen zurückzuführen sein könnte. Verlässliche Daten gibt es wohl erst wieder bei Wetterberuhigung.