Pazifik: mehrere starke Erdbeben

Mehrere starke Erdbeben erschüttern antarktische Pazifikregion – Stärkstes Beben Mw 6,2

Datum: 10.06.2024 | Zeit: 09:55:50 UTC | Lokation: -53.979 ; -133.878 | Tiefe: 10 km | Mw 6,2

Der Untergrund des Pazifiks wurde gestern von einer Erdbebenserie erschüttert, deren stärkste Erschütterung eine Magnitude von 62 aufwies. Das Hypozentrum wurde in 10 Kilometern Tiefe ausgemacht. Das Epizentrum befand sich 3432 Kilometer südlich von Rikitea, einem Ort in Französisch-Polynesien. Es gab vier weitere Beben mit Magnituden im Fünferbereich.

Die Bebenserie manifestierte sich am Pacific-Antarctic-Ridge. Im Zentrum dieses 6000 Kilometer langen Mittelozeanischen Rückens verläuft ein Grabenbruch, der die Plattengrenze zwischen der Pazifischen- und Antakrtischen Platte definiert. Die kontinentale Naht ist divergent, was heißt, dass sich die beiden Platten voneinander entfernen. Erdbeben mit Magnituden über 6 sind an solchen divergenten Plattengrenzen eher selten.

Die Divergenz der Platten bewirkt, dass sich der Grabenbruch immer weiter öffnet. Durch die Naht dringt Magma nach oben, so dass neuer Ozeanboden entsteht. Wie bei vielen mittelozeanischen Rücken gibt es auch am Pacific-Antarctic-Ridge submarine Vulkane (Seamounts) und hydrothermale Quellen. Diese Quellen, auch „Schwarze Raucher“ genannt, entstehen durch das Eindringen von Meerwasser in die Erdkruste, wo es sich erhitzt und mineralreiche Flüssigkeiten an die Oberfläche zurückführt. Diese Quellen sind Ökosysteme für einzigartige Lebensformen, die ohne Sonnenlicht überleben.

Der Pacific-Antarctic-Ridge streicht grob in Nordwest-Südostrichtung und zieht sich einmal quer durch einen Großteil des Pazifiks zwischen der Nordspitze der Antartik bis zum Kermadec-Fidschi-Graben nördlich von Neuseeland. Im Bereich von Neuseeland gibt es momentan auch viele Erdbeben, die allerdings deutlich schwächere Magnituden haben, wie die Beben am Ridge. Besonders viele Erdbeben ereignen sich an der Südostküste und ganz im Norden Neuseelands. Dort liegt der Inselvulkan White Island, der seit gut 3 Wochen Anzeichen erhöhter Unruhen zeigt. Mit dem Ruapehu ist in der letzten Woche ein weiterer Vulkan Neuseelands unruhig geworden. Einen direkten Zusammenhang zwischen den Unruhen in Neuseeland und den Erdbeben am Pacific-Antarctic-Ridge gibt es aber nicht.

Island: Lavastrom 800 m von Leitung entfernt

Lavastrom näherte sich bis auf 800 m an wichtiger Heißwasserleitung – Dämme halten Lava stand

Der Vulkanausbruch an der Sundhnukur-Kraterreihe geht weiter und es strömt Lava aus dem letzten verbliebenen aktiven Kegel, der sich bereits während der März-Eruption gebildet hatte. Am Samstag überfloss die Lava erneut die wichtige Straße Grindavikurvegur und strömte weiter in Richtung Svartsengi. Die Lavafron befand sich zuletzt ca. 800 m von einer wichtigen Heißwasserleitung entfernt. Insgesamt gab es drei Lavaschübe, als sich zu einem Lavasee angestaute Lavamassen in Richtung Straße ergossen. Der Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte gegenüber MBL, dass sich im Krater etwas verändert hätte, was die Förderwege und letztendlich auch die Richtung der Lavaströme beeinflusst hätte. Der Lavastrom auf der Südseite des Kraters wurde blockiert und abgewürgt, so dass es zu einem verstärkten Ausstoß in Richtung Süden gekommen ist, was es letztendlich dem Lavastrom ermöglichte, soweit Richtung Geothermalkraftwerk vorzudringen. Doch Þorvaldur gab sich im Interview optimistisch und meinte, dass die Dämme halten. Allerdings schränkte er sein Gutachten insofern ein, dass er zugab, dass man die Dämme nicht immer höher bauen könnte und irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht sein würde.
Eine akute Gefahr für die Blaue Lagune sieht er nicht. Am Mittwoch will man das Thermalbad wieder öffnen, vorausgesetzt, es kommt nicht zu einer erneuten Verstärkung des Lavaausstoßes in Richtung Süden.

Eruptive Phase bei Svartsengi könnte im Herbst enden

Obwohl immer noch vergleichsweise viel Lava aus dem Krater strömt, lässt die Förderrate langsam nach, mit der Folge, dass es wieder einen leichten Anstieg der inflationsbedingten Bodenhebung bei Svartsengi gibt. Þorvaldur Þórðarson glich Förderrate und Inflation miteinander ab und kommt zu dem Schluss, dass der Magmenaufstieg in den flach gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi langsam nachlässt. Sollte der Trend fortbestehen, rechnet er Ende August/Anfang September mit einem Ende der Aktivität an dieser Stelle. Generell heißt da aber nicht, dass die Aktivität der Reykjaneshalbinsel enden wird, denn es gilt als wahrscheinlich, dass sich dann woanders ein neues Speichersystem in geringer Tiefe entwickeln wird und möglicherweise ein anderes Spaltensystem in eine eruptive Phase eintritt.

Hitzewellen in den USA und Teilen Asiens Anfang Juni

Frühsommerliche Hitzewelle im Westen der USA – 44 Grad in Las Vegas

In Las Vegas und dem Death Valley wurden erneut Rekordtemperaturen für eine bestimmte Jahreszeit gemessen, denn noch nie seit Beginn der systematischen Wetteraufzeichnung war es Anfang Juni so warm wie in diesem Jahr: Die Temperaturen erreichten in Las Vegas die 44-Grad-Marke und kleterten sogar darüber hinaus, und auch das Tal des Todes machte seinem Namen alle Ehre, denn hier wurde es bereits 50 Grad heiß. Mediziner warnen vor der Extremhitze, denn sie kann nicht nur für Kinder und Alte gefährlich werden, sondern auch jeden anderen gesundheitlich belasten. Nicht nur die US-Bundesstaaten Kalifornien und Nevada leiden unter der Hitze, sondern auch Arizona. Dort mussten fast ein Dutzend Besucher von Möchtegernpräsidenten Donald Trump wegen Hitzeschlag im Krankenhaus behandelt werden.

Temperaturen von mehr als 40 Grad herrschen auch im benachbarten Mexiko. Dort ist es bereits seit Wochen ungewöhnlich heiß. Über Brüllaffen, die mit Hitzeschlag von den Bäumen fielen, habe ich schon berichtet gehabt. Jetzt sorgen Fische für Schlagzeilen, denen buchstäblich das Wasser ausgegagnen ist: Bilder der ausgetrockneten Lagune von Bustillos bei Anahuac in Chihuahua zeigen Tausende verendete Fische auf trockenem Seeboden.

Vergleichbare Temperaturen herrschen auch in Südasien, wo besonders Pakistan und Teile von Indien unter Extremhitze und Trockenheit leiden. Am Anfang dieser Zeile habe ich mich ein wenig schwammig ausgedrückt: Die Temperaturen sind nicht nur mit jenen von Mexiko oder Las Vages vergleichbar, sondern mit denen vom Death Valley: An zahlreichen Wetterstationen wurden 50 Grad und mehr gemessen. Ähnlich wie in Europa, so wurde auch in Indien neu gewählt – mit dem Unterschied, dass an einem einzigen Tag im Bundesstaat Uttar Pradesh 33 Wahlhelfer an Hitzeschlag gestorben sind.

Doch wir brauchen gar nicht soweit in die Ferne zu blicken, denn auch in Teilen Südeuropas ist es viel zu heiß. Besonders betroffen ist die östliche Mittelmeerregion mit Griechenland, Türkei und vor allem Zypern, wo es ebenfalls mehr als 40 Grad heiß ist. Die Hitzewelle soll sich in den nächsten Tagen nach Westen ausbreiten und auch in Deutschland könnte es deutlich wärmer werden.

Europawahlen und das Scheitern grüner Politik im Kampf gegen den Klimawandel

Obwohl man nicht von der Hand weisen kann, dass es auch natürliche Phänomen gibt, die eine Mitschuld an die extremen Temperaturen tragen könnten, wird der anthropogene Einfluss als Hauptverursacher des Klimawandels angesehen. Umso dramatischer ist es, dass immer deutlicher wird, dass die grüne Umweltpolitik krachend scheitert. Erste Hochrechnungen der Europawahlen zeigen deutliche Stimmenverluste grüner Parteien. Diesen ist es insbesondere in Deutschland nicht gelungen, eine sozialverträgliche Klimapolitik zu etablieren, obgleich man schon Fortschritte im Ausbau der erneuerbaren Energien verbuchen kann. Eines der Hauptprobleme vieler Maßnahmen liegt meiner Meinung nach darin begründet, dass man neue Technologien dadurch begehrter machen will, bisheriges immer teurer zu machen. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die neuen Technologien für die Mehrheit der Bürger unbezahlbar sind und Förderungen von der Industrie aufgefressen werden, indem man die geförderten Technologien in Höhe der erwarteten Förderungen für den Konsumenten teurer macht. Unterm Strich muss eine breite Mehrheit auf immer mehr verzichten, während Wohlhabende immer mehr profitieren. Warum sollte man als Steuern zahlender Bürger der unteren Mittelschicht sowieso besser dastehenden Hausbesitzern und SUV-Fahrern Solaranlagen, Wärmepumpen und e-Autos mitbezahlen, während man selbst mit einem 49-Euro-Bahnticket abgespeist wird und sich das Benzin für seinen Kleinwagen bald nicht mehr leisten kann? Zu allem Überfluss steigen dann noch die Mieten von wärmesannierten Gebäuden exorbitant an. Nein, ohne ein vernünftiges Programm zur Sozialgerechntigkeit wird auch der Kampf gegen den Klimawandel scheitern, denn letztendlich wird in einem demokratischen Land der Wähler entscheiden, wohin die Reise geht.

Ein erster Schritt für mehr Sozialgerechtigkeit könnte sein, dass der Steuerfreibetrag auf mindestens 20.000 € erhöht wird und dafür hohe Einkommen von mehr als 100.000 € im Jahr stärker besteuert werden. Aber in unserem System eines ohnehin total verwässerten Kapitalismus wird sorgfältig daran gearbeitet, dass die Menschen unten auch unten bleiben! Und so darf man sich kaum über das Scheitern grüner Politik und das Erstarken rechter Parteien wundern, denn nur ein zufriedener Mensch ist Demokrat und wird bereit sein, sich im Kampf gegen den Klimawandel zu engagieren. Mit einseitigem Verzicht wird das nicht klappen.

Popocatepetl mit Ascheeruption am 8. Juni

Popocatepetl eruptierte Aschewolke bis auf 7 km Höhe – Tremor niedrig

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Der mexikanische Vulkan Popocatepelt war in den letzten Wochen relativ still und erzeugte nur wenige Eruptionen, die VONA-Meldungen auslösten. So gab es zwischen dem 2. und 8. Juni sogar eine Eruptionspause ohne Meldungen, obgleich es zu Ascheexhalationen gab. Gestern ging vom Popocatepetl dann eine Explosion aus, in deren Folge Vulkanasche bis auf eine Höhe von 7000 m über dem Meeresspiegel aufstieg und nach Süden driftete.

Die Vulkanologen von CENAPRED registrierten darüber hinaus 19 Asche-Dampf-Exhalationen, 15 Minuten Tremor und 1 vulkanotektonisches Erdbeben. Für den Popocatepelt sind das geringe Werte. Noch im März sah es so aus, als würde der Vulkan auf eine Phase starker Eruptionen zusteuern, als langanhaltender Tremor auftrat, der praktisch den ganzen Tag durchgehend anhielt. Es blieb natürlich nicht beim Tremor, sondern es gab auch explosive Eruptionen, doch der ganz große Knall blieb aus.

Es stellt sich die Frage, was mit den magmatischen Fluiden passiert ist, die damals den starken Tremor auslösten. Sie könnten noch im Magmenkörper unter dem Popocatepelt gespeichert sein und differenziern, wobei sich das Magma abkühlt und chemisch verändert. Der vergleichsweise schache Tremor, der akutell registriert wird, signalisiert noch eine gewisse Magemenbewegung bzw. Aufstieg. So könnte die Ruhe der letzten Tage nur von kurzer Dauer sein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sich tief im Krater wieder ein Dom biden wird. Normalerweise wird dieser durch die frequenten Explosionen klein gehalten, was nun weniger der Fall sein dürfte. Allerdings ist nicht bekannt, ob derzeit ein Dom wächst.

Der Alarmstatus des Popocatepetls steht weiterhin auf „Gelb Phase 2“ und der Aufstieg zum Gipfel ist verboten. Es gibt eine 12-Kilometer-Sperrzone um den Krater. Es besteht Steinschlag- und Lahargefahr.

Der Popocatepetl ist der aktivste Vulkan in Mexiko und liegt unweit der Hauptstadt. Ascheniederschlag beeinträchtigt die Gesundheit und den Alltag der Menschen in seinem Wirkugnskreis.

San Cristobal eruptiert in Nicaragua am 7. Juni

Vulkan San Cristobal eruptierte und förderte Aschewolke bis auf 3000 m Höhe

Im lateinamerikanischen Nicaragua eruptierte der Vulkan San Cristobal Vulkanasche. Die Aschewolke stieg laut VAAC Washington bis auf eine Höhe von 3000 m auf und driftete in nördliche Richtung. Die Eruption ereignete sich am 7. Juni um 15:15 Uhr Ortszeit. Bis jetzt blieb es bei einer Explosion, allerdings ist das Wetter schlecht und der Gipfel des 1745 m hohen Vulkans hängt meistens in den Wolken, sodass kleinere Eruptionen im Verborgenen stattfinden könnten.

Die letzten beiden Eruptionen manifestierten sich am San Cristobal im Juli 2023 und Juni 2022. Der Vulkan scheint also bevorzugt zu dieser Zeit auszubrechen. Vielleicht braucht es gut ein Jahr, bis der Druck im Fördersystem entsprechend groß ist, damit es zu Explosionen kommen kann.

Der Komplexvulkan San Cristobal liegt am nordwestlichen Ende des Marrabios-Gebirges und besteht aus fünf Vulkankegeln. Der mächtigste beherbergt einen 500 x 600 m durchmessenden Krater.

In der Nähe liegen mehrere pleistozäne Vulkane, die nicht mehr ausbrechen, aber auch noch andere aktive Feuerberge wie der dombildende El Chonco und der Volcán Casita, von dem 1998 ein Lahar ausging.

San Cristobal ist einer der aktivsten Vulkane in Nicaragua. Seit der Besiedlung durch die Spanier im 16. Jahrhundert sind 37 Eruptionen bzw. Eruptionsphasen bekannt geworden, von denen aber nicht alle wissenschaftlich bestätigt werden konnten. Die meisten Eruptionen waren schwach bis mäßig stark und hatten einen maximalen VEI von 2.

In Nicaragua gibt es mehrere aktive Vulkane. Einer der bekanntesten ist der Masaya, der nahe der Hauptstadt liegt. Im März kam es zu einem Hangrutsch im Krater, der den bis dahin brodelnden Lavateich verschüttete. Auf der Livecam kann man nun wieder eine schwache Rotglut sehen und offenbar konnte sich wenigstens wieder eine Lavalinse im Förderschlot bilden.

Vulkane und Erdbeben in Nicaragua stehen im Zusammenhang mit der Subduktion der Cocos- und Nazca-Platten unter die Platte der Karibik. Das Abtauchen der Platten löst einerseits Erdbeben aus und lässt andererseits Magmen entstehen, die an den Vulkanen der Küstenkollidieren eruptiert werden.

Island: Lavastrom fließt erneut über Straße bei Svartsengi

Eruption auf Island geht weiter – Lavastrom überquert erneut die Straße nach Grindavik

Auf Island hält der Vulkanausbruch unverändert an und Lava strömt aus den verbliebenen Kratern, wobei der südliche Krater der deutlich aktivere ist. Hier bildete sich ein Schlot an der Basis des Kegels, aus dem Lava quillt. Die Lavaströme bildeten einen Kanal, der heute Nacht seitlich überlief. Generell floss die Schmelze in den letzten Tagen sowohl in südliche als auch in nordwestliche Richtung. Dort akkumulierte sie sich in einem sekundären Lavateich nach der Erhebung Sýlingarfell. Heute Morgen begann die Lava von dort aus in Richtung Svartsengi zu fließen, und man befürchtete, dass sie die Straße nach Grindavik, die bei den Isländern Grindavíkurvegi heißt, unterbrechen wird. Daher entschied man sich morgens dafür, die Blaue Lagune geschlossen zu halten. Die Mitarbeiter durften sich noch bis um 11 Uhr dort aufhalten.

Die Einsatzkräfte begannen schnell damit, die Öffnung entlang der Straße zwischen den Deichfragmenten der Befestigungsanlagen zu schließen, und baggerten, was das Zeug hergab. Tatsächlich brach dann wahrscheinlich eine Barriere am Lavateich, die die Schmelze bis dahin zurückgehalten hatte, und der Lavastrom beschleunigte sich deutlich. Bereits um 10:40 Uhr Lokalzeit und somit viel früher als man angenommen hatte, erreichte die Lavafront die Straße und unterbrach sie zum dritten Mal an dieser Stelle. Aktuell fließt die Lava nördlich der Deichanlage, die Svartsengi und die Blaue Lagune beschützt. Der unablässige Kampf Man versus Lava ist in eine weitere Runde gegangen.

Die Seismizität auf Reykjanes war in den letzten 48 Stunden gering. Die GPS-Daten deuten eine leichte Bodenhebung im Bereich von Svartsengi an, aber es tritt fast so viel Lava aus dem Spaltenvulkan aus, wie aus größerer Tiefe unter Svartsengi aufsteigt. Wie lange die Eruption weitergehen wird, lässt sich nicht sagen. Offenbar reißt der Nachschub aus der Tiefe immer noch nicht ab.

Campi Flegrei: Starker Erdbebenschwarm am 08.06.24

Neuer Erdbebenschwarm rockt Calderavulkan Campi Flegrei – Stärkstes Beben Mb 3,7 sogar in Neapel zu spüren gewesen

Datum: 08.06.2024 | Zeit: 02:09:03 UTC | Lokation: 40.8313 ; 14.1517 | Tiefe: 2,6 km | Mb 3,7

Der Untergrund des süditalienischen Calderavulkans Campi Flegrei kommt nicht zur Ruhe: Heute Nacht begann ein weiteres starkes Schwarmbeben, das sich bis heute Morgen um 9:30 Uhr aus mehr als 100 Einzelbeben bestand. Doch nicht nur die schiere Anzahl der Beben besorgt, sondern auch die Magnituden einiger Beben, die wieder im Dreierbereich angesiedelt waren. Der stärkste Erdstoß der Serie brachte es auf Mb 3,7 und hatte einen Erdbebenherd in 2,6 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum lag neben der Via Pisciarelli, unweit der bekannten Fumarole. Im direkten Umfeld der Fumarole mit ihrem brodelnden Fangopool manifestierten sich 4 Beben mit Magnituden zwischen 2,1 und 3,5, die die folgenden Plätze im Magnitudenranking des Schwarms einnahmen.

Bei der Pisciarelli-Fumarole handelt es sich um die stärkste postvulkanische Erscheinung der Caldera. Sie liegt an der Nordostbasis des Solfatarakraters und direkt am Ortsrand der Stadtteile Pisciarell/Agano, die zur Gemeinde von Pozzuoli gehören. Ich halte es für durchaus möglich, dass sich hier phreatische Explosionen ereignen könnten. Im Extremfall könnten phreatische Explosionen auch Gesteinstrümmer bis auf die benachbarte Sportanlage und sogar darüber hinaus schleudern.

Die stärksten Erdstöße konnten von den Anwohnern der Caldera Campi Flegrei gespürt werden und rissen diese teilweise aus dem Schlaf. Obwohl sich die Erdbeben zu nachtschlafender Zeit ereigneten, liegen dem EMSC mehrere Wahrnehmungsmeldungen aus einem 10 Kilometer durchmessenden Umkreis vor. Der stärkste Erdstoß wurde sogar in der Hafengegend von Neapel wahrgenommen. In einigen Berichten heißt es, dass man nahe der Epizentren ein brüllendes Geräusch gehört hat. Dieses unterschwellig wahrnehmbare Grummeln kenne ich selbst von den Erdbeben, die ich bis jetzt erlebt habe. Dieses niedrigfrequente Grummeln oder Brüllen trifft mit den ersten P-Wellen ein, kurz bevor einen die stärkeren S-Wellen erreichen, die die stärksten Erschütterungen auslösen. Man kann ein Erdbeben also Sekunden vor seinen stärksten Auswirkungen hören: Kostbare Sekunden, die einem im Falle eines starken Erdbebens vielleicht Zeit geben, Deckung zu suchen. Doch dazu muss man natürlich sofort reagieren und nicht länger auf das lauschen, was da kommt.



Aschestromcaldera Campi Flegrei und der Kampanische Ingnimbrit

Bei der Caldera Campi Flegrei handelt es sich um eine sogenannte Aschestromcaldera. Im Unterschied zu normalen Vulkanen, die einen Einbruchskessel im Gipfelbereich des Vulkanbergs haben, existierte an der Stelle der Campi Flegrei sehr wahrscheinlich niemals ein normaler Vulkanberg, obgleich es einer These nach eine  große vulkanische Vorgängerstruktur in Form eines Vulkankomplexes gegeben haben könnte. Die Calderabildung geht auf eine gigantische Eruption zurück, die sich vor 39.000 Jahren manifestierte und den Kampanischen Ingnimbrit förderte. Hierbei handelt es sich um eine enorm große Ablagerung vulkanischen Materials aus pyroklastischen Dichteströmen. Diese flossen bis zu 70 Kilometer weit und überwunden bis zu 1000 Meter hohe Gebirgsrücken des Apennins. Der Kernbereich der Ablagerungen hat einen Durchmesser von ca. 50 Kilometern. Am Rand der Campi Flegrei sind die Ablagerungen des Ignimbrits bis zu 80 Meter mächtig. Im Stadtgebiet von Neapel sind sie zwischen 50 und 40 Meter dick. Insgesamt bedeckten die Ablagerungen der pyroklastischen Dichteströme ein Gebiet von ca. 30.000 Quadratkilometern, wobei sie zum Rand hin immer dünner werden. Zum Vergleich: Das Bundesland NRW hat eine Fläche von ca. 34.000 Quadratkilometern. Man kann davon ausgehen, dass es in größerer Entfernung zur Caldera vor allem zu Ablagerungen aus Aschewolken kam, die von den pyroklastischen Strömen ausgingen, und dass nicht das gesamte Verbreitungsgebiet des Ignimbrits direkt von den pyroklastischen Strömen überrollt wurde. Sollte sich so eine Eruption heutzutage wiederholen, würde es im Großraum Neapel keine Überlebenden geben. Zugegeben, dass so eine Eruption zu unseren Lebzeiten eintritt, ist sehr unwahrscheinlich, doch die reine theoretische Möglichkeit solcher Eruptionen schürt natürlich Sorgen bei der Bevölkerung.

Island: Petrografie der Lava entschlüsselt

Petrografie der Lava der aktuellen Sundhnukur-Eruption entschlüsselt – Zugrundeliegendes Magma wie beim Fagradalsfjall

Das Petrologische Institut der Universität von Reykjavik analysierte frische Lavaproben der Sundhnúkur-Eruption, die am 29. Mai begonnen hat und bis jetzt anhält. Das vorläufige Ergebnis der Untersuchungen wurde heute in einer Pressemeldung und bei nature.com veröffentlicht. Die Mineralogen untersuchten Proben, die am ersten und vierten Tag der Eruption gesammelt wurden. Zum Teil waren es Proben bereits erkalteter glasartiger Tephra und Lava von einem Lavastrom. Aus den Proben wurden unter anderem Dünnschliffe gefertigt, die im Polarisationsmikroskop betrachtet wurden, um den Mineralienbestand zu klassifizieren. Dieser bestand überwiegend aus Plagioklas, Olivin und Klinopyroxenkristallen, die im Falle der Tephra in einer glasartigen Matrix eingebettet waren. In den Proben der erkalteten Lava entdeckte man Mikrolithen, also winzigste Kristalle, die eine Matrix bilden. Mit Hilfe der Elektronenmikrosonde des Instituts für Geowissenschaften wurden die elementaren Bestandteile der Proben bestimmt.

Auf den ersten Blick ähnelt die Basaltlava jenem Material, das seit Dezember letzten Jahres bei den anderen Eruptionen entlang der Sundhnúksgígar gefördert wurde und enthält zwischen 6,2 und 7,0 Gewichtsprozent Magnesiumoxid, was typisch für tholeiitischen Basalt ist. Was aber aus dem Rahmen fällt, ist das Verhältnis zwischen Kaliumoxid und Titandioxid. Dieses Verhältnis liegt bei den Proben der aktuellen Eruption zwischen 0,13 und 0,14. Damit unterscheidet es sich erheblich von dem K₂O/TiO₂-Verhältnis der anderen Eruptionen entlang der Sundhnúksgígar, bei denen es Werte zwischen 0,21 und 0,23 annahm. Dafür ähnelt es aber jenem K₂O/TiO₂-Verhältnis der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021. Daher vermuten die Forscher der Universität Reykjavik, dass die zugrunde liegende Schmelze, aus der die Lava entstand, eine ähnliche Entstehungsgeschichte wie das Magma der ersten Fagradalsfjall-Eruption hat. Möglicherweise gibt es eine Kopplung der beiden Systeme in einem tiefer gelegenen Magmenkörper an der Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel. Diese Grenze wird durch die Mohorovičić-Diskontinuität (kurz Moho) definiert. Forscher vermuten sie unter Island in 15 Kilometern Tiefe, wobei sie unter Kontinenten bis zu 70 Kilometer tief abtauchen kann.

Wer sich mit dem Thema eingehender beschäftigen will, empfehle ich die Studie zu Lesen, die bei natur.com erschienen ist.

Merapi mit glühenden Schuttlawinen und Ascheemissionen

Glühende Schuttlawinen vom Merapi-Dom erzeugen auch Ascheemissionen

Am Merapi auf Java hat sich eine kurze Lavazunge gebildet, die vom Südwestdom ausgeht und auf die Außenflanke hinausgewachsen ist. Solche Gebilde sind häufig sehr instabil, besonders an Vulkanen mit so steilen Flanken wie es am Merapi der Fall ist. Daher gehen von der Front der Lavazunge häufig glühende Schuttlawinen ab. Im Extremfall, wenn besonders große Lavapakete abbrechen, kann es auch vorkommen, dass ein pyroklastischer Dichtestrom entsteht, so wie es am Merapi zuletzt am 4. Juni der Fall war.

Das VAAC Darwin hält seine Warnung vor Vulkanasche am Merapi aufrecht und veröffentlicht in den letzten Tagen kontinuierlich VONA-Warnungen über Vulkanasche, die bis auf eine Höhe von 3400 m aufsteigt und in Richtung Süden driftet. Da der Vulkan eine Gipfelhöhe von 2910 m hat, steigt die Vulkanasche maximal 500 m über Kraterhöhe auf. Meine Recherchen förderten allerdings keine aktuellen Fotos zu Tage, die eine nennenswerte Aschewolke zeigen. Viel mehr sieht es so aus, als ob es sich um vergleichsweise schwache Ascheemissionen handelt, die auch mit den Abgängen der Schuttlawinen im Zusammenhang stehen können.

Gestern meldete das VSI 66 Schuttlawinenabgänge, die bis zu 3 Minuten anhielten. Diese größeren Abgänge ließen heiße Tephra fast bis zur Basis des Kraterkegels rollen, wie eine Thermalaufnahme belegt. Darüber hinaus wurden 18 vulkanisch bedingte Erschütterungen registriert. Die Seismizität stufe ich als schwach bis mittelstark ein.

Die Forscher vom VSI berichteten in ihrem aktuellen Wochenbulletin, das heute erschienen ist, dass es einige morphologische Veränderungen am Südwestdom gegeben hat. Sein Volumen betrug 2.335.200 Kubikmeter. Letzte Woche betrug das Volumen noch 2.164.400 Kubikmeter. Der Dom ist also gewachsen. Außerdem bestätigten die indonesischen Vulkanbeobachter, dass es drei Mal zu Abgängen pyroklastischer Dichteströme gekommen sei. Der Längste legte eine Gleitstrecke von 1000 m zurück.