Erdbebentätigkeit geht weiter – Variationen in der Bodenhebung festgestellt
Unter der süditalienischen Caldera wird weiterhin eine erhöhte Seismizität festgestellt. Seit gestern wurden 27 Erschütterungen von den Seismometern aufgezeichnet. Gestern wurde auch das neue Wochenbulletin für den Beobachtungszeitraum 27.05. bis 02.02. veröffentlicht. Dem Schriftstück ist zu entnehmen, dass es in dieser Woche 56 Erdbeben gab. Die meisten Magnituden waren so gering, dass man die Beben als Mikrobeben bezeichnen muss. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 1,7. Interessanter sind die Daten zur Bodenhebung. Von Mitte April bis zum 20. Mai wurde eine Hebungsrate von 2 Zentimetern detektiert. Während des starken Erdbebenschwarms zwischen 20. und 21. Mai sank der Boden zwischen 0,5 und 1 Zentimeter ab. Dann gab es offenbar einen mehrtägigen Stillstand der Bodendeformation, bis sie dann ab dem 29. Mai bis zum 2. Juni um einen Zentimeter anstieg. Sollte dieser Trend fortbestehen, hätte sich die monatliche Hebungsrate signifikant erhöht – doch ob dem so ist, müssen erst weitere Messungen und Korrekturrechnungen bestätigen. Es könnte sich auch nur um einen kurzfristigen Effekt gehandelt haben, indem der zuvor abgesackte Boden wie ein Gummiband hochschnellte, um mit dem Niveau des umgebenen Gesteins aufzuschließen.
Seit Januar 2011 hob sich der Boden der Caldera stellenweise um etwa 122,5 Zentimeter. In diesem Jahr betrug die Modenhebung bisher 8,5 Zentimeter.
Einer Theorie nach zufolge, sackte der Boden ab, weil sich durch das starke Erdbeben Mb 4,4 ein Riss gebildet hat, durch den Gase des Hydrothermalsystems entweichen konnten, die zuvor den Boden angehoben haben. Gegen diese Theorie spricht allerdings, dass die Gassensoren keine signifikanten Schwankungen in Bezug auf den Gasausstoß festgestellt haben. Es wird allerdings beobachtet, dass sich der langjährige Trend der Druckbeaufschlagung fortsetzt, und der Kohlendioxidausstoß ist generell hoch. Die Gastemperatur an der Pisciarelli-Fumarole blieb bei 95 Grad, gemessen in 5 m Entfernung von der Fumarole.
Übrigens besteht das GNNS-Netzwerk in den phlegräischen Feldern aus 35 Land- und Seestationen. Unterseeisch soll noch eine Messstation dazukommen.
Infolge der Schäden des Erdbebens der Magnitude 4,4 mussten einige Familien ihre Wohnungen verlassen. Viele von ihnen wurden erst einmal in Hotels untergebracht und warten darauf, neue Wohnungen zu bekommen oder in ihre alten zurückkehren zu dürfen. Daraus kann man schließen, dass die Schäden teilweise doch größer waren, als zunächst kommuniziert wurde.