Island: Bodenhebung beschleunigte sich deutlich

Bodenhebung wird von InSAR-Aufnahmen bestätigt – Beschleunigung nachgewiesen

Auf Island kommt die Erde nicht zur Ruhe und entgegen früheren Spekulationen ist auch kein Ende der Eruptionsserie bei Sundhnukur in Sicht: Bereits gestern zeichnete sich ab, dass die GPS-Daten eine Beschleunigung der Bodenhebung im Bereich von Svartsengi-Grindavik andeuten. Heute wird das von den IMO-Vulkanologen bestätigt. Sie veröffentlichten eine InSAR-Aufnahme, deren farbigen Ringe die Bodenhebung anzeigen. Zwischen dem 13. und 25. Juni belief sich die Bodenhebung auf 3-4 cm. In den letzten Tagen beschleunigte sie sich und liegt jetzt sogar über der Rate, die vor der letzten Eruption am 29. Mai gemessen wurde.

Der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte noch vor gut einer Woche, dass der unterirdische Magmenstrom, der in ein vermeintliches Schmelzdepot in 4-5 Kilometer Tiefe unter Svartsengi führt, nur noch 3 Kubikmeter pro Sekunde schafft und dass der Magmenaufstieg in den nächsten Wochen Enden würde. Danach sieht es momentan also nicht aus.

Der IMO-Bericht geht auch noch einmal auf die aktuellen Daten zur Größe des Lavafelds bei Sundhnukur ein: Es erstreckt sich auf einer Fläche von 9,3 Quadratkilometern und hat ein Volumen von 45 Millionen Kubikmeter Lava. Eine neue Karte auf der Seite von IMO visualisiert nicht nur die Lage der Lava, sondern zeigt in einer farbigen Kodierung auch ihre Mächtigkeit an. Die dicksten Lavaschichten gibt es im Bereich des Schlackenkegels, der am längsten aktiv war und bereits während der vorangegangenen Eruptionsphase entstanden ist. Dort erreicht die Mächtigkeit 32 m.




Während sich die Akademiker um Daten kümmern, sind die Einsatzkräfte vor Ort ununterbrochen damit beschäftigt, die Auswirkungen der Eruptionen so gut wie möglich zu beseitigen. Im Klartext heißt das, dass man die Befestigungsanlagen verstärkt und die verschütteten Straßen repariert. Im Eiltempo werden über noch heiße Lavafelder Pisten angelegt, die unter Umständen ziemlich kurzlebig sein könnten.

Peru: Starkes Erdbeben Mw 7,2 erschüttert Küstenregion

Starkes Erdbeben MW 7,2 an der Küste von Peru – Tsunamialarm wurde ausgelöst

Datum: 28.06.2024 | Zeit: 05:36:38 UTC | Lokation:  -15.819 ; -74.364 | Tiefe: 30 km | Mw 7,2

Das südamerikanische Land Peru wurde heute Morgen von einem sehr starken Erdbeben der Magnitude 7,2 erschüttert. Laut dem EMSC lag das Hypozentrum in einer Tiefe von 30 Kilometern. Das Epizentrum wurde 51 km südöstlich von Acarí verortet. Andere Erdbebendienste kommen zu leicht abweichenden Werten. Beim GFZ wird eine Magnitude von 7,1 angegeben und eine Tiefe von 33 km. Beim USGS heißt es, dass der Erdbebenherd 28 Kilometer tief lag.

Das Dorf Atiquipa befindet sich in nur 8 Kilometern Entfernung. Dort rannten die Menschen in Panik auf die Straßen, doch ersten Medienberichten zufolge gab es keine Todesopfer. Die Begutachtung der Schäden läuft zur Zeit. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds hat sich das Beben oberflächlich nicht ganz so stark ausgewirkt, wie man es nur anhand der Magnitude vermuten könnte. Trotzdem ist es wahrscheinlich, dass es zu Schäden an der Infrastruktur gekommen ist.




Der Erdstoß wurde auch im 600 Kilometer entfernten Lima deutlich wahrgenommen. Zum Zeitpunkt des Bebens war es vor Ort 00:36 Uhr und die meisten Bürger dürften von dem Beben aus dem Schlaf gerissen worden sein.

Da sich das Erdbeben an der Küste manifestierte, gab das Pacific Tsunami Warning Center eine Tsunamiwarnung heraus. Man hielt es für möglich, dass bis zu 3 Meter hohe Wellen entstehen könnten, doch die Warnung wurde schnell wieder aufgehoben.

Peru und der größte Teil der südamerikanischen Pazifikküste befinden sich an der Grenze zwischen zwei tektonischen Platten: der Südamerikanischen Platte, die den Großteil des Kontinents bildet, und der Nazca-Platte, die sich entlang der Küste über den Pazifik erstreckt. An dieser Plattengrenze findet Subduktion statt, wobei die Nazca-Platte unter die Südamerikanische Platte abtaucht, wodurch Spannungen entstehen, die Erdbeben auslösen können. Der gleiche Prozess zeichnet sich für den Vulkanismus der Region verantwortlich.

Update: Es gab nur vergleichsweise kleine Schäden. Die Angaben zu verletzen Personen schwanken zwischen 8 und 15.

Nyiragongo: Krater von Lava geflutet

Satellitenfoto bestätigt Eruption des Vulkans Nyiragongo – Krater von Lava geflutet

Der Nyiragongo in der Demokratischen Republik Kongo emittiert weiterhin eine hohe Thermalstrahlung. In der Spitze erreichte sie gestern Morgen eine Leistung von 4254 MW. Im Laufe des Tages verringerte sie sich auf 337 MW. In den letzten Tagen wurden wiederholt ähnliche Werte registriert, was Anlass zu Spekulationen gab. Diese bestätigten sich nun in Form von Satellitenfotos, die am 25. Juni von einem Sentinel-Satelliten gemacht wurden. Sie zeigen einen Krater, der großflächig von Lava geflutet wurde. Im Infrarotbereich erkennt man einen heißen Hotspot im Schlotbereich, um den sich ein kleiner Lavasee gebildet hat. Diese heiße Zone ist von einer sich abkühlenden Lavafläche umgeben, die nur noch wenig Wärmestrahlung abgibt. Es kommt also zu periodischen Eruptionen, bei denen der Pegel des kleinen Lavasees stark ansteigt und den gesamten Lavaboden mit Schmelze überflutet. Fotos, die vom Boden aus gemacht wurden, zeigen nachts Dampfwolken, die von unten intensiv illuminiert werden.

Thermische Signatur auch im Krater vom Nyamuragira

In Sichtweite und laut Google Maps nur 13,4 Kilometer vom Nyiragongo entfernt liegt der Vulkan Nyamuragira. Auf einem Satellitenfoto mit größerem Bildausschnitt kann man beide Vulkane gleichzeitig sehen und feststellen, dass es auch im Krater des Nyamuragira eine thermische Anomalie gibt. Leider wird der Krater teilweise von einer Wolke verdeckt, sodass man das genaue Ausmaß der Anomalie nicht erkennen kann. Doch auch hier ist es zu einer größeren Magmaakkumulation im Krater gekommen, die allerdings nicht so ausgeprägt ist wie am Nachbarvulkan.

Dass bei so viel Rotglut in den Wolken über den beiden Vulkankesseln Unruhen in der Bevölkerung entstehen, ist verständlich. Die von Rebellen dominierte Region zählt zu den ärmsten der Welt und leidet seit Jahren unter bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Das Letzte, was die Menschen dort brauchen, ist eine weitere Eruption, die bewohntes Gebiet erreicht. Zwar gibt es noch keine Indizien dafür, dass sich so etwas in naher Zukunft ereignen wird, doch die aktuelle Aktivität könnte den Anfang eines neuen Eruptionszyklus markieren, der letztendlich in einer größeren Eruption mit einem auslaufenden Lavasee enden könnte.

Beide Vulkane gehören zur Vulkankette der Virungavulkane, deren bewaldeten Hänge die Heimat seltener Berggorillas sind.