Nyiragongo mit Eruption im Krater

Thermische Anomalie und rot illuminierte Dampfwolken am Nyiragongo

Im Krater des kongolesischen Vulkans Nyiragongo scheint eine Eruption im Gang zu sein. Seit Tagen gibt es immer wieder thermische Anomalien, die von den Sentinel-Satelliten detektiert werden. Aktuell erreicht die Thermalstrahlung eine Leistung von 106 Megawatt, doch für gewöhnlich behindern dichte Dampfwolken die Ermittlung des exakten Strahlungswertes, der sehr wahrscheinlich deutlich höher ist. Auf einem Copernicus-Bild vom 15. Juni erkennt man eine ausgeprägte thermische Anomalie, die im Infrarotspektrum visualisiert wird. Sie geht nicht nur vom zentralen Kraterbereich aus, sondern auch von den Hängen des Kraters, so dass man vermuten kann, dass hier Lavaströme unterwegs sind. Vielleicht haben sich wieder Hornitos gebildet, so wie es vor dem Auslaufen des letzten Lavasees sporadisch vorkam. Im Schlotbereich scheint sich Lava zu akkumulieren. Ob es sich hier um einen neuen Lavasee handelt, ist ungewiss, aber nicht unwahrscheinlich. Neben den Daten der Fernerkundung wurden jüngst Fotos in den sozialen Medien geteilt, die die Silhouette des Vulkans zeigen und wahrscheinlich von umliegenden Dörfern oder sogar von Goma aus gemacht wurden. Sie zeigen eine rot illuminierte Dampfwolke aus dem Krater aufsteigen, die auf eine größere Menge Lava im Krater hindeutet.

Intracaldera-Eruption am Nyamuragira

Der Nyiragongo ist kein solitärer Vulkan, der einsam in der Landschaft rumsteht, sondern gehört zu den Virunga Vulkanen, die aus sieben Feuerbergen bestehen. Sein direkter Nachbar ist der Nyamuragira, der ebenfalls in Eruption begriffen ist. Sein Krater zeigt sich auf dem jüngsten Copernicus-Foto vom 20. Juni, und man sieht hier ebenfalls eine thermische Anomalie (der Krater des Nyiragongos war zu dieser Zeit leider in Wolken gehüllt), die erahnen lässt, dass es hier in den letzten Tagen einen größeren Lavastrom gegeben hat, der in der Caldera unterwegs gewesen ist. Aktuell ist nur noch ein Hotspot im Schlotbereich zu sehen.

Griechenland: Erdbeben M 4,8 vor Kreta

Moderates Erdbeben der Magnitude 4,8 unter dem Meer südwestlich vor Kreta

Datum: 21.06.2024 | Zeit: 06:09:22 UTC | Lokation: 34.940 ; 23.500 | Tiefe: 38 km | Mb 4,8

Vor der griechischen Insel Kreta manifestierte sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 4,8. Das Epizentrum wurde 36 km südsüdwestlich von Palaióchora verortet. Hierbei handelt es sich um einen Ort an der Südwestküste der griechischen Insel. Das Hypozentrum befand sich in 38 Kilometern Tiefe, was der Grund dafür sein dürfte, dass dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vorliegen, obwohl der Erdstoß deutlich oberhalb der Wahrnehmungsschwelle von M 3,0 lag. Es folgten 7 schwächere Erdbeben.

Tektonisch betrachtet stand der Erdstoß mit der Subduktion Afrikas unter Europa in Verbindung und manifestierte sich an einem Stück subduzierter Erdkruste, die entlang des Hellenischen Grabens in den Erdmantel abtaucht. Durch diesen Prozess entstehen Spannungen, die sich in Erdbeben entladen.

Erdbeben nördlich von Kreta

Doch nicht nur vor der Südküste von Kreta bebte es, sondern auch vor der Nordküste. Hier gab es mehrere schwache bis moderate Erschütterungen, von denen die Stärkste eine Magnitude von 3,8 aufwies und ein Erdbebenherd in 15 Kilometern Tiefe hatte. Das Epizentrum befand sich 59 km nord-nordöstlich von Heraklion. Bis zur Vulkaninsel Santorini sind es etwa 80 Kilometer. In dieser Region der Ägäis gab es in den letzten Wochen öfter Erdbeben. Zuletzt hatte ich Ende April davon berichtet. Die Erdbeben scheinen sich nicht weiter zur Erdoberfläche zu bewegen, so dass die Vermutung naheliegt, dass es sich um rein tektonisch bedingte Erdbeben handelt, die nicht im Zusammenhang mit magmatischen Fluiden stehen. Am wahrscheinlichsten ist die Aktivierung einer lokalen Störungszone.

Auf der Vulkaninsel Santorin ist es bislang zu keiner erkennbaren Aktivitätssteigerung gekommen, obgleich die Bebentätigkeit im gesamten Mittelmeerraum hoch ist, wie man an der Shakemap erkennt, die die Bebentätigkeit der letzten 2 Wochen visualisiert. Offenbar bauen zahlreiche schwache bis moderate Beben die Spannungen ab, die durch die Plattenkollision entstehen, so dass stärkere Erdbeben ausblieben.

Stromboli: Hoher Aktivitätsindex nach Erdbeben

Stromboli zeigt nach Erdbeben gesteigerte Aktivität – Hoher Explosionsdruck registriert

Dass es am Stromboli ein schwaches Erdbeben der Magnitude 1,5 gegeben hat, das sich gestern Morgen in 2 Kilometern Tiefe unter der Gipfelregion manifestierte, hatte ich bereits kurz erwähnt. Noch nicht beschrieben hatte ich die Aktivitätssteigerung, die mit der Erschütterung einher ging: Bereits in den Stunden vor dem Erdbeben kam es zu einem kurzweiligen Lavaüberlauf aus dem Krater. Sowie zu einer Steigerung des akustischen Explosionsdrucks, der bis auf 2,9 Bar anstieg. Aus einem LGS-Bulletin vom 21. Juni geht hervor, dass es in den 24 Stunden zuvor zu 455 thermischen Durchgängen gekommen war, die nicht nur auf zahlreiche Explosionen hindeuteten, sondern auch auf Lavaspattering. Intensives Lavaspattering aus dem nördlichsten Schlot des Kraters deutete schon früher auf eine allgemeine Aktivitätssteigerung des Strombolis hin, die nicht selten in Phasen gipfelte, in denen man häufig Lavaströme auf der Sciara del Fuoco sehen konnte. Manchmal kam es bei solchen Gelegenheiten auch zu pyroklastischen Strömen und Paroxysmen. Doch das Lavaspattering kann auch für sich auftreten, ohne dass es zu einer weiteren Aktivitätssteigerung kommen muss.

Nicht nur die sichtbare Aktivität hat sich erhöht, sondern auch Seismizität und Tremor. Es gibt bis zu 20 VLP-Erdbeben pro Stunde und der Tremor bewegt sich im oberen orangenen Bereich mit Peaks ins Rote. Der Schwefeldioxidausstoß wird als moderat beschrieben und lag zuletzt bei 102 Tonnen am Tag. Die Werte zum Kohlendioxid-Ausstoß konnten nicht erfasst werden. Es gab thermische Anomalien von bis zu 31 MW Leistung. Die Steinschlagaktivität soll gering gewesen sein, wobei ich manchmal so meine Zweifel habe, ob die erfassten Werte der Realität entsprechen, denn via Livecam kann man an manchen Tagen mehr Steinschläge und Schuttlawinenabgänge beobachten, als angegeben wird. Das LGS (Laboratorio Geofisica Sperimentale mit Sitz in Florenz) attestiert dem Stromboli eine hohe Aktivität.

Island: Kampf gegen Lava bis in die Nacht

Keine Lava mehr am Krater sichtbar – Einsatzkräfte kämpften gegen Lavastrom

Die Situation im isländischen Eruptionsgebiet auf Reykjanes ist aufgrund des schlechten Wetters heute Morgen unklar. Bevor das Wetter umschlug, konnte man bis ca. 21:30 Uhr (Ortszeit) via Livecam verfolgen, wie die Einsatzkräfte in der Nähe des Geothermalkraftwerks Svartsengi weiterhin gegen die Lava kämpften. An zwei Stellen drang der Lavastrom über den Schutzdeich am Fuß der vulkanischen Erhebung Sylignafell. Die Lava trat nahe am Grindavíkurvegur über den Deich und man versuchte mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie die Straße überquerte. Auf der anderen Straßenseite liegen Dampfleitungen und ein Bohrloch des Kraftwerks, das sich nur wenige hundert Meter entfernt befindet. Sollte das Kraftwerk beschädigt oder sogar zerstört werden, wäre das für Grindavík und andere Orte der Halbinsel fatal, denn sie erhalten Strom und Fernwärme von dort. Entsprechend groß ist der Einsatz, den die Isländer im Kampf gegen die Lava leisten.




Ganz so schlecht stehen die Chancen nicht, dass sie den Kampf vorerst gewinnen werden, denn es sieht so aus, als hätte der Lavanachschub, der vom Krater auf der Sundhnúkur-Spalte ausging, gestoppt. Während gestern noch Bilder vom Vortag auftauchten, die Lava am Boden des Kraters und des Beckens an seiner Basis dokumentierten, belegen aktuellere Aufnahmen, dass dort gestern Nachmittag keine Schmelze mehr zu sehen war. Allerdings ist ein Vulkanausbruch ein dynamischer Prozess und heute Nacht konnte man via Livecam durch den Nebel hindurch etwas Lava sehen, die am Kraterrand austrat.

Der Tremor befindet sich im wichtigen Frequenzband 2-4 Hz auf Talfahrt, und es sieht tatsächlich so aus, als hätte sich die Lavapumpe abgeschaltet. Dennoch scheint es noch unterirdische Vibrationen zu geben, die in tieferen Frequenzen schwingen. Daher lässt sich noch nicht sagen, ob die Eruption vorbei ist oder nur pausiert. Doch bei keiner der Eruptionen an der Sundhnúkur-Spalte setzte eine pulsierende Tätigkeit ein, wie wir sie während der ersten Fagradalsfjall-Eruption erlebt haben. Nichtsdestotrotz kann der Lavastrom bei Svartsengi noch eine Weile weiter fließen, denn er wird wahrscheinlich von sekundären Magmenakkumulationen bei Sylignafell gespeist.