Island: Keine Lava mehr sichtbar

Eruption am Sundhnukur schwächelt – Keine glühende Lava mehr sichtbar

Seit heute Nachmittag sieht man keine rotglühende Lava mehr auf den Livecams, die den Sundhnukur-Krater im Fokus halten. Gestern ist der Pegel im Lavateich am Fuß des Kraterkegels stark gefallen. Den genauen Zeitpunkt habe ich nicht mitbekommen, doch gegen Morgen war noch Schmelze durch eine neu entstandene Bresche in der Wand des Lavakanals, in dem sich der Lavateich gebildet hatte, zu sehen gewesen. Am Nachmittag zog Nebel auf und es begann zu regnen, doch durch gelegentliche Lücken im Nebel konnte man Blicke auf den Krater erhaschen und es sah so aus, als wäre inzwischen auch die restliche Schmelze verschwunden.

Der Tremor sinkt leicht, ist aber immer noch erhöht. Von daher lässt sich im Augenblick nicht sagen, ob die Eruption abklingt oder ob nur die aufgestaute Lava aus dem Kanal abgelaufen ist. In diesem Fall könnte Lava noch in Tunneln unterwegs sein.

Die Bodenhebung bei Svartsengi geht mit unveränderter Rate weiter. Sollte die Eruption zu einem Ende kommen, kann man eine Zunahme der Hebungsrate erwarten, es sei denn, dass die Eruption längst nicht mehr aus dem Speicherreservoir unter Svartsengi gespeist wurde, wie der eine oder andere Vulkanologe vermutet hat, da chemische Analysen von Lavaproben, die in der letzten Woche veröffentlicht wurden, eine Änderung des Chemismus ergeben haben.

IMO brachte heute Nachmittag eine neue Gefahreneinschätzung heraus und sieht keine Änderung der Situation. Auf das Geschehen der letzten Stunden wird in diesem Bericht nicht eingegangen.

Die Seismizität im Bereich des Ausbruchsgebiets ist weiterhin niedrig bis nicht vorhanden. Dafür gab es einige Erdbeben am Fagradalsfjall und im Krysúvik-System. Auf ganz Reykjanes wurden in 48 Stunden 69 Erschütterungen registriert. Neben den Erdbeben an der Katla, über die ich bereits heute Morgen schrieb, ereigneten sich auch einige Beben an der Askja. Hier setzt sich die Bodenhebung fort und beträgt an der Station OLAC ca. 77 Zentimeter. Über den Zustand dieses Vulkans hat sich schon länger kein Forscher öffentlich geäußert. Prognosen scheinen sich auch hier schwierig zu gestalten.

Kilauea: Erdbeben und Bodenhebung am 20.06.24

Zunahme der inflationsbedingten Seismizität im Gipfelbereich des Vulkans Kilauea – Boden hebt sich

Am Kilauea auf Hawaii hat die Seismizität in den letzten beiden Tagen wieder deutlich zugenommen: Es wurden täglich mehr als 90 Erdbeben vom seismologischen Netzwerk detektiert. Ein deutlicher Sprung im Vergleich zu den Vortagen, als weniger als 40 Erdbeben pro Tag aufgezeichnet wurden. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 3,1 und ein Hypozentrum in 1800 m Tiefe. Das Epizentrum befand sich im Oberen Ostrift, genauer, zwischen der Caldera und dem Puu’O’o-Krater. Ansonsten gab es in dieser Region nur wenige Erststöße. Die meisten konzentrierten sich direkt südlich der Gipfelcaldera, in einem Bereich also, wo es bereits vor der letzten Eruption Anfang Juni gab. Diese sehr kurzlebige Eruption löste eine kurzfristige Deflation mit Bodensenkung aus, doch inzwischen gab es eine Trendumkehr und die Erdbeben werden von Magenbewegungen verursacht: Die Schmelze steigt in ein flaches Reservoir unter dem Gipfelbereich des Vulkans auf und akkumuliert sich, was eine deutlich messbare Bodenhebung verursacht.

Die Vulkanologen vom HVO schreiben in ihrem jüngsten Update, dass der Druck im Fördersystem steigt, aber bis jetzt ist nicht absehbar, wann und wo der nächste Ausbruch stattfinden wird.

Die kurzweilige Eruption vom 3. Juni hat nur wenig Druck aus dem Kessel genommen. Zuvor gab es mehrere Wochen lang zahlreiche Erdbeben in den oben beschriebenen Bereichen, wo auch heute wieder die Erdbeben stattfinden. So könnte es sein, dass sich eine weitere Eruption zeitnah entwickeln wird. Die Schwefeldioxid-Emissionen zeigen seit der Eruption im Spaltenbereich rückläufige Werte und liegen unter 350 Tonnen am Tag. In der Calderaregion wurden zuletzt nur 50 Tonnen Schwefeldioxid am Tag ausgestoßen.

Vereinzelt gab es auch wieder schwache Erdbeben unter dem benachbarten Vulkan Mauna Loa. Es wird eine leichte Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg festgestellt, doch von einer neuen Eruption dürften wir hier noch ein Stück entfernt sein. Der Alarmstatus steht auf „Grün“.

Island: Erdbeben M 3,3 unter Katla

Erdbeben Mb 3,3 erschüttert isländischen Gletschervulkan Katla – Ein Mikrobeben unter Hekla

Einer der gefährlichsten Vulkane auf Island wurde gestern Abend von mehreren Erdbeben erschüttert. Das seismische Netzwerk von IMO registrierte 9 Erschütterungen im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Katla-Caldera bedeckt. Der stärkste Erdstoß brachte es auf eine Magnitude von 3,3 und lag somit in dem Magnitudenbereich, in dem Erdbeben gespürt werden können, insbesondere wenn die Erdbebenherde so flach liegen, wie es gestern unter Katla der Fall war: Das Hypozentrum wurde in 100 m Tiefe ausgemacht. Die Höhen- bzw. Tiefenangaben von Erdbeben beziehen sich normalerweise auf das Niveau des Meeresspiegels und nicht auf die tatsächliche Oberfläche der Lokation. Somit befand sich der Erdbebenherd tatsächlich fast 1500 m unter der Oberfläche, denn der Gletscher über dem Vulkan hat eine Gipfelhöhe von 1376 m. Drei weitere Beben hatten Magnituden im Zweierbereich. Zwei brachten es auf Mb 2,8 und eins auf Mb 2,3. Es war die stärkste Erdbebenserie unter Katla seit vielen Monaten. Statistisch gesehen ist ein Ausbruch hier überfällig, und daher werden Erdbeben und andere Änderungen der Katla immer besonders argwöhnisch betrachtet. Das Gefahrenpotenzial einer subglazialen Eruption ist immer besonders groß, da Schmelzwasser vom Gletscher in Interaktion mit der Lava tritt, was Explosionen verstärken kann und Gletscherläufe und Lahars auszulösen vermag. So könnten große Aschewolken entstehen, die den Flugverkehr beeinträchtigen und nahegelegene Siedlungen von Schmelzwassermassen bedroht werden. Doch die aktuellen Erdbeben sind nicht als Vorzeichen eines unmittelbar bevorstehenden Vulkanausbruchs zu sehen, sondern zeigen nur, dass Katla unruhig schläft und sich evtl. langfristig auf eine neue Eruption vorbereitet.

Statistisch überfällig sind auch andere Vulkane auf Island, etwa die Hekla, die in Sichtweite der Katla liegt und die gestern ebenfalls von 3 schwachen Erdbeben heimgesucht wurde. Die Erschütterung hier hatte eine Magnitude von 0,1 und war extrem schwach. Die GPS-Messdaten einiger Stationen der Region zeigen im Verlauf von einem Jahr eine leichte Bodenhebung von 1 bis 2 Zentimetern an. Hekla hat die Eigenschaft, mit nur wenigen Vorzeichen und geringer Vorwarnzeit auszubrechen, doch ich gehe auch hier davon aus, dass das jetzt nicht der Fall sein wird.