Island: Eruption hat sich stabilisiert

Vulkanausbruch hat sich auf moderatem Niveau stabilisiert – Mehrere Schlote aktiv

Im Tagesverlauf steigerte sich die Aktivität der Sundhnukur-Krater (Sundhnúksgígar) etwas und stabilisierte sich auf einem moderaten Niveau. Das spiegelt sich auch im Verlauf des Tremorgraphen wider, der sich ohne größere Schwankungen seitwärts bewegt. Es sind mehrere Schlote auf einem 200 – 300 m langen Spaltensegment aktiv, wobei die Aktivität von 2 Kratern dominiert wird, die sich im Bereich des alten Schlackenkegels vom März bildeten. Es wird nach wie vor viel Lava gefördert. Sie fließt zunächst zu den Seiten ab und schwenkt dann in Richtung Süden und fließt auf Grindavik zu, aber ohne die Stadt zu erreichen. In einiger Entfernung zu diesem Eruptionszentrum gibt es noch einen kleineren Spaltenbereich, der schwach aktiv ist.

Der Leiter der Katastrophenschutzbehörde erklärte heute Morgen in einem MBL-Artikel, dass man sich über den Verbleib der Lava sorgt. Er ist der Meinung, dass sich auf dem weitläufigen Lavafeld sekundäre Lavaseen bilden und durch natürliche Barrieren auf dem Lavafeld aufgestaut werden. Sollten diese Barrieren brechen, dann könnte sich eine wahre Lavaflut in Richtung Grindavik ergießen, die von den künstlich angelegten Barrieren nicht aufgehalten werden könnte. Man wollte im Laufe des Tages zu Observierungsflügen aufbrechen, um diese Lavaseen aufzuspüren.

Bereits gestern Abend unternahm man einen Kartierungsflug und fertigte eine Karte der neuen Lavaströme und der Eruptionsspalte an. Man sieht, dass die Spalte nicht ganz gerade verläuft und in Segmente unterteilt ist. Die Eruption wird von einem magmatischen Gang gespeist, der zwischen den Hügeln Stóra-Skógfel und Hagafell intrudierte. Neuen Einschätzungen zufolge soll sich der Boden um 15 Zentimeter abgesenkt haben. 15 Millionen Kubikmeter Magma sind seit der Intrusion gestern aus dem Magmenreservoir unter Svartsengi abgeleitet worden. Die GPS-Messungen zeigen, dass die Subsidenz zumindest stark nachgelassen oder sogar gestoppt hat. Ob sich bereits ein Gleichgewicht zwischen Magmenaufstieg unter Svartsengi und der Förderrate der Eruption eingestellt hat, lässt sich noch nicht genau abschätzen. Morgen wissen wir vielleicht mehr.

Italien: Erdbebenserie im Süden

Schwarmbeben erschüttert Südosten von Italien – Stärkster Erdstoß Mb 4,2

Datum: 29.05.2024 | Zeit: 12:07:14 UTC | Lokation: 39.366 ; 16.996 | Tiefe: 10 km | Mb 4,2

Im Südosten von Italien manifestierte sich ein Schwarmbeben, dessen stärkste Erschütterung gestern auftrat und laut GFZ eine Magnitude von 4,2 hatte. Das Hypozentrum befand sich in 10 Kilometern Tiefe. Das EMSC kommt auf andere Daten und ist der Auffassung, dass der Erdstoß eine Magnitude von 4,0 hatte und ein Erdbebenherd in 24 Kilometern Tiefe aufwies. Das Epizentrum wurde 11 km west-südwestlich von Cirò Marina, einem Ort in der Provinz Crotone, verortet. Innerhalb einer Woche wurden hier gut zwei Dutzend Erdbeben festgestellt.

Der stärkste Erdstoß gestern konnte von Anwohnern wahrgenommen werden, und dem EMSC liegen entsprechende Meldungen vor.

Betrachtet man die Region auf der Karte, stellt man fest, dass das Erdbebengebiet die Ferse des italienischen Stiefels bildet. Etwas weiter südlich liegt der Stiefel mit der Stadt Crotone, die wiederum am Rand des gleichnamigen Beckens tektonischen Ursprungs liegt. Die Störungen, die das Becken schufen, strecken ihre Finger bis in die aktuelle Erdbebenzone aus und sind für die Erschütterungen hier verantwortlich, die mit der Rossano-Nicola-Scherzone in Verbindung stehen.

Studien kamen zu der Erkenntnis, dass der submarine Bereich des Crotone-Beckens einst Schauplatz gigantischer langsamer Erdrutsche war, bei denen bis zu 1.000 Meter mächtige Sedimentschichten umgelagert wurden. Dieses Phänomen manifestierte sich aber nur unter Wasser und betraf nicht den über Wasser liegenden Teil des Beckens. Dafür gab es aber an Störungen weiter westwärts starke Erdbeben, die große Zerstörungen verursachten und Tausenden Menschen das Leben kosteten. Daher werden Erdbeben in dieser Region mit Argusaugen beobachtet, weisen sie doch darauf hin, dass sich Spannungen im Untergrund aufgebaut haben, die letztendlich auch stärkere Erdbeben hervorbringen könnten.

In den Phlegräischen Feldern, einem anderen italienischen Erdbebengebiet ist es momentan relativ ruhig geworden und es werden täglich nur wenige Erschütterungen detektiert. An einer dauerhaften Ruhe glaube ich aber nicht.

Island: Eruption geht abgeschwächt weiter

Eruption auf Island geht auf verringertem Niveau weiter – Ausnahmezustand für Grindavik

Der Vulkanausbruch auf Island, der gestern Mittag begann, hat sich deutlich abgeschwächt und folgt so dem bereits bekannten Eruptionsmuster. Heute Nacht waren laut Medienberichten noch 6 Schlote entlang der Spalte aktiv gewesen. Heute Vormittag sieht man auf den Livecams, dass sich die Aktivität auf ein kurzes Segment der Spalte konzentriert. Die meiste Lava wird aus einem Schlot im Kraterkegel gefördert, der sich schon während der letzten Eruption vom 16. März bis 9. Mai gebildet hatte. Es ist eher ungewöhnlich, dass solche Schlackenkegel reaktiviert werden, denn normalerweise sind sie monogenetisch, doch die neue Eruption hat offenbar Teile der alten Spalte wieder aufgerissen. Die Angaben zur Länge der Eruptionsspalten sind widersprüchlich. In einem ersten IMO-Bericht hieß es, dass die Spalte 3,4 Kilometer lang sein sollte. Inzwischen wurde der Wert auf 2,4 Kilometer korrigiert.

Die Initialphase der Eruption wird als besonders stark beschrieben und es könnten bis zu 2000 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert worden sein. Bis um 16 Uhr wurden so 13 Millionen Kubikmeter Schmelze ausgestoßen. Heute Morgen soll die Förderrate noch zwischen 30 und 50 Kubikmetern pro Sekunde betragen. Die Lava fließt durch einen neu gebildeten Kanal entlang des Lavafelds, stagniert aber vor Grindavik. Hier haben die Dämme alle Arbeit geleistet und die Stadt erneut gerettet. Zugegeben, ich war zu anfangs skeptisch, als man mit der Konstruktion der Dämme begonnen hatte, doch offenbar halten sie mehr aus, als ich ihnen zugetraut habe. Dabei gelang es im Jahr 2001 am Ätna, ebenfalls Lavaströme mit solchen Erdwällen umzuleiten.

In Grindavik wurde einstweilen erneut der Katastrophenfall ausgerufen, was einen Manager des Tourismusverbandes auf den Plan rief, der meinte, dass die ungenaue Berichterstattung ausländischer Medien es dann häufig so darstellen würde, dass über ganz Island der Ausnahmezustand verhängt worden wäre, was zu sinkenden Touristenzahlen führen würde.

Grindavik selbst ist zwar mit einem blauen Auge davongekommen, aber eben doch nicht ganz ohne Blessuren: Es wurden zwei Straßen von Lava unterbrochen, darunter eine Umgehungsstraße am Ortsrand und die wichtige Hauptstraße. Außerdem wurde ein Strommast Opfer der Lava, weshalb die Stromverbindung unterbrochen ist und Grindavik ohne Elektrizität auskommen muss.

Bis jetzt ist es unklar, wie es in dem Gebiet mit den Eruptionen weitergehen wird. Der zuvor angehobene Boden ist um 16 Zentimeter abgefallen. Erste Messungen nach Eruptionsbeginn zeigen, dass die starke Subsidenz gestoppt hat und sich die Deformation stabilisierte. Die nächsten Tage werden zeigen, ab sich der Zustrom aus dem tiefen Reservoir in den flacher gelegenen Magmenkörper unter Svartsengi fortsetzt, und man mit weiteren Eruptionen in dem Gebiet rechnen muss.

Deutschland: Tornado oder Microburst in Hagen

Starke Winde richteten in Hagen Schäden an – Tornado oder Microburst vermutet

Gestern verursachte ein plötzlich aufgetretener Sturm in der nordrhein-westfälischen Stadt Hagen erhebliche Schäden. Medienberichten zufolge entwickelte sich am Nachmittag ein Unwetter, das innerhalb weniger Minuten sturmartige Winde hervorbrachte. Diese Winde knickten Bäume um, deckten Hausdächer ab und rissen die Spitze des Kirchturms der St. Elisabeth-Kirche herunter und ließen die Trümmer auf die Straße stürzen, wodurch Fahrzeuge beschädigt wurden. Glücklicherweise gab es keine Verletzten oder Toten unter den Passanten.

Da die Verwüstungen in so kurzer Zeit entstanden, vermuten Experten einen Tornado, was der Deutsche Wetterdienst nun überprüft. Allerdings halte ich es für unwahrscheinlich, dass es sich um einen Tornado handelte, da in der heutigen Zeit, in der fast jeder ein Smartphone mit Kamera besitzt, ein solch auffälliges Naturphänomen wahrscheinlich gefilmt worden wäre. Viel wahrscheinlicher ist das Auftreten eines plötzlichen Fallwindes. Laut dem lokalen Wetterexperten Bastian Rissling, dessen Aussage zuerst in der Westfalenpost veröffentlicht wurde, entstehen sogenannte Microbursts, wenn ein Aufwind in einer Gewitterwolke plötzlich zusammenbricht. Die vorliegenden Daten sprechen für ein solches Phänomen als Ursache der Katastrophe. Die Wetterstation auf dem Dach der Fachhochschule hat eine Windgeschwindigkeit von 116 km/h gemessen.

Ich selbst habe vor einigen Jahren einen solchen Microburst in meinem Garten in Oberhausen erlebt. Ich hatte gerade einen neuen Gartenpavillon aufgebaut, als plötzlich extrem starke Windböen auftraten, die das Metallgestell des Pavillons sofort zerstörten.

In Hagen waren die Feuerwehr und andere Einsatzkräfte voll ausgelastet und mussten 40 Einsätze bewältigen, bei denen 120 Männer und Frauen im Einsatz waren.

Der Pfarrer der St. Elisabeth-Kirche zeigte sich fassungslos und meinte, dass die Gemeinde nun vor der großen Aufgabe stehe, die 1927 fertiggestellte Kirche wieder zu reparieren.

Für das Wochenende haben die Wetterdienste weitere Unwetter und langanhaltenden Regen vorausgesagt, die vor allem den Südosten Deutschlands betreffen sollen. Es wird vor einer neuen Jahrhundertflut entlang der Flussläufe gewarnt, da innerhalb weniger Stunden bis zu 200 Liter Regen fallen könnten. Es gibt Unwetter- und Flutwarnungen.