Island: Wiederaufbau von Grindavik geplant

Erdbeben bei Grindavik gehen weiter – Komitee zum Wiederaufbau der Stadt gegründet

Den ganzen Tag über sah es so aus, als wäre die Erdbebentätigkeit auf Reykjanes zurückgegangen, doch nach einer Aktualisierung der IMO-Erdbebenseite werden nun doch wieder Erdbeben bei Grindavik angezeigt, die sich offenbar den ganzen Tag über ereigneten. An anderen Spaltensystemen auf der Halbinsel werden kaum Erschütterungen angezeigt. Ich vermute hier technische Schwierigkeiten in der Darstellung, obwohl es natürlich immer sein kann, dass die Seismizität temporär schwach ist. Am Wetter liegt es jedenfalls nicht mehr, denn es ist deutlich besser geworden.

In einem MBL-Interview kam der Direktor für Deformationsmessungen des IMOs, Benedikt Gunnar Ófeigsson zu Wort: Er meinte, dass es keine Anzeichen für eine Abschwächung von Bodenhebung und Seismizität gebe. Vermeintliche Schwankungen sollte man nicht überbewerten. Man müsse immer die Messungen über mehrere Tage betrachten. Wie andere Geoforscher zuvor denkt Benedikt, dass sich die Gesteine des Untergrunds in den letzten Monaten durch die Intrusionen verfestigt haben und dass es deshalb einen immer höheren Druck im Magmenkörper braucht, bevor es zu einer weiteren Eruption kommt. Trotzdem meint der Deformationsspezialist, dass es jederzeit zu einem Ausbruch kommen kann, und rechnet eher früher als später damit. Als wahrscheinlichsten Ausbruchsort nennt auch Benedikt wieder die Sundhnukur-Kraterreihe. Da sich hier bereits ein mächtiges Lavafeld gebildet hat, hält er diesen Ort für ungünstig, weil die Lava hier schnell die Schutzwälle um Grindavik überwinden könnte, obwohl diese weiter verstärkt werden.

Ungeachtet des weiterhin hohen Gefährdungspotenzials für Grindavik glaubt Árni Þór Sigurðsson an Erhalt und Wiederaufbau der Infrastruktur in Grindavik. Er ist Vorsitzender des Exekutivkomitees für Landunruhen in Grindavíkurbær, das vom Infrastrukturministerium eingerichtet wurde. Dafür lässt er seine bisherige Tätigkeit im Auswärtigen Amt der Regierung ruhen. Er plant nächsten Monat von Reykjavik wieder nach Grindavik zu ziehen, wo er bereits früher wohnte. Ob Árni und seine Mitstreiter sowie die Bürger von Grindavik mit dem Wiederaufbau der arg in Mitleidenschaft gezogenen Stadt Erfolg haben werden, hängt maßgeblich von der Laune der Natur ab, die sich so gar nicht nach den Wünschen der Menschen richtet und ihre eigenen Pläne verfolgt.

Kanlaon: Schwarmbeben am 26. Mai 2024

Schwarmbeben unter dem Vulkan Kanlaon deutet auf Gesteinsbruch hin – Vulkanische Unruhen erwartet

Auf der philippinischen Insel Negros sorgt der Vulkan Kanlaon für Beunruhigung, da sich unter ihm ein weiterer Erdbebenschwarm ereignet hat. Laut einer Sondermeldung des Instituts PHIVOLCS manifestierten sich heute zwischen 13:35 Uhr und 16:30 Uhr Ortszeit vierundzwanzig vulkanotektonische Erdbeben. Diese wurden vom Kanlaon Volcano Network aufgezeichnet.

Die Magnituden dieser Erdbeben lagen zwischen ML 0,8 und ML 2,3 und traten in Tiefen von 0 bis 6 Kilometern unter der Westflanke des Vulkans auf. Seit dem 1. Januar 2024 ist der Ausstoß von vulkanischem Schwefeldioxid (SO2) aus dem Gipfelkrater erhöht und beträgt durchschnittlich 1.291 Tonnen pro Tag. Die letzte SO2-Messung am 26. Mai 2024 ergab einen Durchschnitt von 2.003 Tonnen pro Tag.

Bodenverformungsdaten aus kontinuierlichen GPS- und elektronischen Neigungsmessungen zeigen eine anhaltende Inflation unter der Westflanke des Vulkans, die zwischen April und Juli 2023 begann und die erhöhte Seismizität erklärt. Eine längerfristige Inflation des gesamten Vulkans wird seit März 2022 beobachtet. Vulkanologen vermuten, dass viele Erdbeben durch Fluidbewegungen ausgelöst werden. Der aktuelle Erdbebenschwarm deutet jedoch auf Gesteinsbrüche hin, die zu weiteren Unruhen führen könnten.

Die Öffentlichkeit wird daran erinnert, dass für den Kanlaon derzeit Alarmstufe 1 gilt. Sollte der oben genannte Aufwärtstrend bei den Überwachungsparametern anhalten, könnte der Vulkanstatus auf Alarmstufe 2 angehoben werden, um vor zunehmenden Unruhen zu warnen. Der Öffentlichkeit und den örtlichen Behörden wird dringend empfohlen, wachsam zu sein und die vier Kilometer lange permanente Gefahrenzone (PDZ) nicht zu betreten, da die Wahrscheinlichkeit plötzlicher und gefährlicher phreatischer Ausbrüche ohne Vorwarnung steigt. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen den Piloten außerdem raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da der Auswurf eines plötzlichen phreatischen Ausbruchs für Flugzeuge gefährlich sein kann. DOST-PHIVOLCS überwacht die Aktivitäten des Vulkans Kanlaon genau und wird alle neuen Entwicklungen unverzüglich mitteilen.

Auf den Philippinen ist auch der Taal weiter unruhig. In den letzten Tagen gab es keine phreatischen Eruptionen, dafür verdoppelte sich der Schwefeldioxid-Ausstoß auf fast 5000 Tonnen am Tag.

Vanuatu: Starkes Erdbeben Mw 6,3

Starkes Erdbeben der Magnitude 6,3 erschüttert Inselstaat Vanuatu – Mehrere Vulkane in der Nähe

Datum: 25.05.2024 | Zeit: 22:23:16 UTC | Lokation: -17.109 ; 167.884 | Tiefe: 29 km | Mw 6,3

Gestern Abend gab es im Inselstaat Vanuatu ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,3. Das Hypozentrum befand sich in 29 Kilometern Tiefe. Das Epizentrum wurde 83 km nordwestlich von Port-Vila verortet. Demnach ereignete sich das Beben offshore. Dennoch wurde es auf der Insel Efate deutlich gespürt und Häuser begannen zu schwanken. Bebenzeugen empfanden die Erschütterungen als moderat und schwächer, als man bei dieser Magnitude erwarten würde, was vermutlich der Tiefe des Hypozentrums geschuldet sein dürfte. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds bestand auch keine Tsunamigefahr. Meldungen über Schäden liegen nicht vor, dennoch war es der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden.

Das Erdbeben ist für den Kontext von Vnet von besonderem Interesse, da es sich bei Vanuatu um einen vulkanischen Inselbogen handelt, der Teil des zirkumpazifischen Feuergürtels ist. Hier gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane, deren Tätigkeit durch das Erdbeben beeinflusst werden könnte. In Eruption begriffen ist aktuell nur der daueraktive Vulkan Yasur auf der Insel Tanna, dennoch befinden sich fünf Vulkane auf Alarmstufe „2“ und zwei Feuerberge stehen auf „1“. Am wahrscheinlichsten halte ich, dass die Vulkane auf Ambrym und Ambae aktiviert werden könnten.

Der Erdstoß stand mit dem Vanuatu-Graben (Neueherbridengraben) in Verbindung und lag nur wenige Kilometer östlich dieser dominanten Subduktionszone, an der die Australische Platte unter die Pazifikplatte abtaucht und aufschmilzt. Bei diesem Prozess entsteht ein Teil des Magma, das an den Vulkanen Vanuatus eruptiert wird.

Das Erdbeben bei Vanuatu war zwar der stärkste Erdstoß der letzten 24 Stunden, aber nicht das einzige interessante Beben in Vulkanregionen. So gab es bei den Liparischen Inseln einen Erdstoß Mb 2,2 in der großen Tiefe von 154 Kilometern. Unter dem isländischen Gletschervulkan Katla bebte es mit einer Magnitude von 2,8. Seltsamerweise gab es nur sehr wenige Erdbeben unter Reykjanes.

Kanarische Inseln: Erhöhte Seismizität auf Teneriffa

Erdbeben Mb 3,3 zwischen Teneriffa und Gran Canaria – Zahlreiche Mikrobeben am Teide

Datum: 25.05.2024 | Zeit: 12:41:51 UTC | Lokation: 28.1828 ; -16.2947 | Tiefe: 28 km | Mb 3,3

In den letzten Monaten blickten wir alle gebannt nach Island und andere Destinationen gerieten ein wenig aus dem Fokus, doch es gibt sie noch, die Ereignisse jenseits des Nordatlantiks. So ereignete sich gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,3 bei den Kanarischen Inseln. Das Epizentrum manifestierte sich zwischen Teneriffa und Gran Canaria und wurde knapp 12 Kilometer östlich von Punta del Abrigo de Fasnia auf Teneriffa verortet. Damit manifestierte sich der Erdstoß unweit des wohlbekannten Bebenspots des submarinen Vulkans Enmedio. Das Hypozentrum des Bebens lag in 28 Kilometern Tiefe und somit in der Asthenosphäre. Es könnte von Magma verursacht worden sein, das dabei ist aufzusteigen.
Betrachtet man die Erdbeben der letzten 15 Tage, dann sieht man, dass es in der Region zahlreiche Erdbeben gegeben hat, nicht nur zwischen Teneriffa und Gran Canaria, sondern auch auf Teneriffa selbst. Zahlreiche schwache Beben manifestierten sich unter der Gipfelcaldera des Vulkans Pico del Teide und unter der oberen Südflanke des Vulkans, der den Ätna um ca. 300 m überragt und daher als größter Vulkan des politischen Europas betrachtet werden muss, auch wenn der Teide vor der Küste Afrikas liegt. Man kann davon ausgehen, dass diese Beben wenigstens teilweise vulkanotektonischer Natur sind und infolge von Gesteinsbruch durch Fluidbewegungen entstanden. Einige der schwächeren Beben waren auch langperiodische Erschütterungen. Die Erdbebenherde befanden sich in 10 bis 12 Kilometern Tiefe, dort, wo die Oberseite eines Magmenkörpers vermutet wird. Ob er allerdings eruptionsfähige Schmelze enthält, darf man bezweifeln: Die letzte Eruption des Pico del Teide manifestierte sich im Jahr 1909. Damals kam es zu einem Flankenausbruch in 10 Kilometern Entfernung zum Gipfelkrater. 1789 kam es zum letzten Ausbruch in der Caldera.

Erdbeben unter El Hierro

Erdbeben gibt es auch unter zwei anderen Inseln der Kanaren: La Palma und El Hierro. Während die Erschütterungen unter La Palma überwiegend Nachwirkungen der jüngsten Eruption sein werden, könnten es sich bei den Beben unter El Hierro um frühe Anzeichen einer neuen Magmenakkumulation handeln. Das stärkste Erdbeben der Magnitude 2,6 ereignete sich heute vor der Südküste nahe des Unterwasservulkans El Discreto, der 2011 aktiv war. Natürlich sind hier auch rein tektonische Gründe für die Erschütterungen möglich.