Zwei spürbare Erdbeben erschütterten heute den italienischen Calderavulkan Campi Flegrei
Datum 10.05.2024 | Zeit: 11:25:51 UTC | Lokation: 40.805 ; 14.106 | Tiefe: 3 km | Mb 3,7
Heute Vormittag wurde der süditalienische Calderavulkan Campi Flegrei von zwei Erdbeben mit den Magnituden 3,7 und 3,6 erschüttert. Die Beben manifestierten sich um 11:25:51 UTC und 11:26:10 UTC und hatten Erdbebenherde in 2,6 und 3,7 Kilometern Tiefe. Die Epizentren wurden offshore im Golf von Pozzuoli lokalisiert und ereigneten sich im Bereich einer bekannten Störungszone, die am südwestlichen Rand der Caldera liegt. Hier gab es in den letzten Wochen bereits Erschütterungen mit vergleichbaren Magnituden. Meiner Meinung nach wurde hier die Störungszone infolge der Druckbeaufschlagung im Untergrund aktiviert. Das Erstaunliche an den beiden Beben ist, dass sie kein neues Schwarmbeben verursachten, und auch ansonsten waren die letzten beiden Tage von einer eher durchschnittlichen Seismizität gekennzeichnet.
Grund zur Entwarnung gibt es allerdings nicht, denn die Bodenhebung verheißt nichts Gutes: Im jüngsten Wochenbericht für den Zeitraum 29. April bis 5. Mai 2024 heißt es, dass die Bodenhebung eine Rate von 30 mm pro Monat innehatte. Zudem wurden 155 Erschütterungen detektiert, und die Gastemperatur der Pisciarelli-Fumarole stieg um ein Grad auf 95 Grad Celsius, gemessen in 5 Metern Entfernung zum Fumarolenmund. Kein Wunder also, dass man vor Ort zunehmend nervös wird.
Vulkanologe a.D. würde die Campi Flegrei evakuieren
Salz in die Wunde der Angst streute jüngst der Vulkanologe a.D. Roberto Scandone, ehemaliger Professor für Vulkanphysik an der Universität Roma Tre und Mitglied der Kommission für Georisiken, in einem Onlineseminar, das wohl bei Youtube gestreamt wurde und von vielen Medien aufgegriffen wurde: Er meinte, dass sich Magma bereits in 4 Kilometern Tiefe befindet und vergleichsweise schnell aufsteigen könnte. Wenn er die Ressourcen hätte, würde er eine Evakuierung der Region veranlassen. Ob solche Aussagen klug sind, ohne tatsächliche Evakuierungsabsicht bzw. Möglichkeit zu haben bezweifle ich!
Wie dem auch sei, findet gerade ein Paradigmenwechsel statt, und immer mehr Geoforscher schließen sich der These an, dass es Magma in nur 4 Kilometern Tiefe gibt und es zu einem Vulkanausbruch kommen könnte. Noch vor wenigen Wochen wurde man für solche Aussagen an den Pranger der Unseriösität gestellt.
Die beiden Erdbeben von heute Vormittag wurden in einem Umkreis von 20 Kilometern deutlich wahrgenommen. Meldungen aus Bacoli nahe der Epizentren beschrieben die Wahrnehmungen als stark. Die am weitesten entfernte Meldung stammt vom Fuße des Vesuvs.