Der Vulkanausbruch ist stabil und Lava ist weiterhin unterwegs
Auf Reykjanes ist der neue Vulkanausbruch weiterhin im Gang und es sieht so aus, als hätte sich die Eruption auf einem stabilen Niveau eingependelt. Die Erdbebentätigkeit ist gering, dafür bewegt sich der Tremor auf dem gleichen Niveau seitwärts, dass er gestern eingenommen hat.
Betrachtet man die Húsafell-Livecam, dann sieht man, dass sich um den noch aktiven Part der Spalte bereits ein Lavawall aufbaut, der zu einem Kegel heranwachsen könnte. Mehrere Lavafontänen speisen einen Lavastrom, der sich flächig um das Eruptionszentrum herum ausbreitet.
Ob der Lavastrom in Richtung Süden weiterhin mit Nachschub versorgt wird, wurde heute Morgen noch nicht kommuniziert. Gestern Abend verlangsamte er sich weiter und bewegte sich zuletzt mit einer Geschwindigkeit von 12 m/h auf die 250 m entfernte Straße zu. Wenn sich der Lavastrom über Nacht mit dieser Geschwindigkeit weiter bewegt haben sollte, müsste er jetzt die Hälfte der Strecke geschafft haben.
Inzwischen wurden von den Forschern auch erste Zahlen zum Ausbruch veröffentlicht: sie bestätigen, dass es in Bezug auf die Fördermenge der ersten Eruptionsstunden der stärkste Ausbruch dieser Eruptionsphase war. Innerhalb von 21 Stunden wurden ca. 30 Millionen Kubikmeter Lava ausgestoßen, die eine Fläche von fast 8 Quadratkilometern bedeckt. Die Maximale Förderrate lag bei mehr als 700 Kubikmeter pro Sekunde. Zum Vergleich: bei der bislang stärksten Eruption am 8. Februar lag die Rate bei 600 Kubikmeter pro Sekunde. Innerhalb von 31 Stunden wurden 22 Millionen Kubikmeter Lava eruptiert, die sich auf einer Fläche von 4,2 Quadratkilometern ausbreitete. Allerdings richtete diese Eruption mehr Schaden an als der aktuelle Vulkanausbruch, wobei dieser ja noch weitergeht und es unklar ist, ob es nicht doch noch zu Schäden kommt. Doch ich rechne mehr damit, dass sich die Lava nicht mehr so weit vom Eruptionszentrum entfernt, solange sich die Förderrate nicht erhöht.
Interessant ist, dass die GPS-Messungen andeuten, dass die Subsidenz bei Svartsengi stoppte und sich der Boden sogar wieder anfängt zu heben, obwohl die Eruption noch im Gang ist. Aus der Tiefe steigt also mehr Magma auf, als an Lava aktuell eruptiert wird.
Erdbeben am Bardarbunga
Übrigens gab es heute Nacht ein Erdbeben der Magnitude 4,4 am subglazialen Vulkan Bardarbunga. Es ereignete sich in 7,4 km Tiefe und hatte ein Epizentrum, das 2,8 Kilometer nordöstlich der Caldera lag.
Vulkanausbruch bei Svartsengi geht weiter – Zittern um Straße und Leitungen
Im Laufe des Tages zeigte die Eruption auf der isländischen Reykjaneshalbinsel ein stabiles Verhalten. Laut IMO spritz an drei Stellen entlang der ursprünglich 3 Kilometer langen Spalte Lava aus dem Boden. Am intensivsten ist die Aktivität im unteren Drittel der Spalte, was man auf der Husafell-Livecam gut sehen kann. Dort schießen noch kleine Lavafontänen auf einem ca. 100 m langen Teilstück der Spalte in die Höhe. Sie speisen überwiegend den Lavastrom, der in Richtung Süden fließt und dort auf die Küstenstraße zuhält. Ein Teil der zuvor eruptierten Schmelze sammelte sich offenbar in einem sekundären Lavapool, der tagsüber abfloss.
Die Lavafront bewegte sich heute Nachmittag nur noch um 20 Meter pro Stunde vorwärts und war einige Hundert Meter von der Küstenstraße (Suðurstrandarvégur) entfernt. Laut einem Bericht des Senders RUV betrug die Entfernung der Lavafront bis zur Küste um 13 Uhr noch gut 1000 m. Von der Straße zur Küste sollen es 350 m sein. Sollten die Entfernungsangaben stimmen, ist es fraglich, ob die Lava die Straße ohne eine Verstärkung der Aktivität noch erreichen kann. Allerdings verlaufen vor der Straße auch noch wichtige Versorgungsleitungen nach Grindavik, darunter ein Glasfaserkabel für die Kommunikation. Sollte die Lava die Straße erreichen, hätte das wieder entsprechende Konsequenzen für den geplagten Ort.
Im Westen überquerte die Lava die Hauptstraße nach Grindavik und dürfte auch die Blaue Lagune wieder vom Verkehr abgeschnitten haben. Sie stoppte gut 200 m von wichtigen Versorgungsleitungen entfernt. Es dürfte interessant werden, zu sehen, ob es den Isländern wieder in Rekordzeit gelingt, die Straße im Eiltempo zu reparieren.
Der Tremor fiel nach der Initialphase der Eruption fast genauso schnell wieder ab, wie er anstieg. Er stabilisierte sich auf einem niedrigen bis moderaten Niveau und bewegte sich seitwärts. Es könnte also sein, dass der Vulkanausbruch nicht ganz so schnell endet wie seine Vorgänger. Die GPS-Messungen deuten an, dass die Subsidenz gestoppt ist bzw. weitaus langsamer verläuft als heute Nacht. Wissenschaftliche Prognosen über den weiteren Verlauf der Eruption lassen sich nicht stellen, allerdings waren die letzten Eruptionen kurzlebig und man nimmt einen ähnlichen Verlauf an. Auf der anderen Seite lässt sich nicht ausschließen, dass der Vulkanausbruch noch ein Weilchen so weiter geht oder sogar wieder verstärkt. Schmelze wäre dafür genug im System vorhanden.
Die Schutzwälle haben übrigens überraschend gut funktioniert und die Lavaströme von Grindavik ferngehalten.
Eruption auf Island hat nachgelassen – Lavastrom stoppte kurz vor der Küste bei Grindavik
Der Vulkanausbruch, der gestern Abend auf der isländischen Reykjaneshalbinsel begann, geht mit deutlich verringerter Förderrate weiter. Wenn die Stärke der Eruption weiterhin so schnell abnimmt wie in den letzten Stunden, wird sie gegen Abend vermutlich bereits wieder vorbei sein. Dennoch besteht die Möglichkeit, dass sich die Eruption stabilisiert und länger anhält oder dass sich weitere Spalten öffnen werden.
Aktuell sieht man an einigen Stellen entlang der 3 Kilometer langen Spalte bei den Sundhnúkar-Kratern Lavaspattering. An einem zentralen Teil der Spalte werden noch kleine Lavafontänen gefördert, die einen Lavastrom speisen, der in Richtung Süden fließt. Doch die Fronten des zuvor schnell expandierenden Lavastroms stagnieren. Nachts floss die Lava sehr schnell und die Lavafront verschob sich mit einer Geschwindigkeit von 1 km/h. Ein Großteil der Lava floss in östlicher und südlicher Richtung, aber auch nach Westen, wo die Hauptstraße nach Grindavik verläuft und das Geothermalkraftwerk Svartsengi mit der Blauen Lagune liegt. Diese wurde wieder schnell evakuiert. Zwischen Einsetzen des vergleichsweise schwachen Schwarmbebens und Beginn der Eruption lagen gerade einmal 40 Minuten. Tatsächlich wurde die Straße nach der Evakuierung wieder vom Lavastrom unterbrochen.
Die Lava, die nach Süden floss, brandete gegen den Schutzwall, der Grindavik umgibt, und wurde nach Südosten abgelenkt. Der Strom floss dann in Richtung Küste und stoppte bzw. verlangsamte sich heute Morgen wenige hundert Meter, bevor er das Meer erreichte. Noch ist nicht ganz klar, ob es noch ein Fortschreiten der Lavafront gibt.
Wie die Blaue Lagune auch wurde der Ort evakuiert. Einige hundert Anwohner von Grindavik hatten sich nach den mehrmaligen Räumungen des Ortes in den letzten 4 Monaten dazu entschlossen, in ihre Häuser zurückzukehren. Wann sie wieder in ihre Heimat zurückdürfen, ist offen. Vermutlich wird Grindavik erst auf weitere Schäden untersucht werden müssen, und es ist noch offen, ob es wieder Schäden an den Wasserleitungen gab, die vor den Toren der Stadt verlaufen. Bei der Eruption am 8. Februar wurden mehrere Kalt- und Warmwasserleitungen zerstört. Ihre Reparatur dauerte gut 2 Wochen.
Der aktuelle Ausbruch soll in den ersten Stunden mehr Lava ausgestoßen haben als der bislang stärkste Ausbruch vom 8. Februar. Auf den Grafiken zu den GPS-Messungen erkennt man einen signifikanten Rückgang der Bodenhebung: an der Messstation SENG beläuft er sich bis jetzt auf gut 12 Zentimeter, was der stärkste Abfall seit Januar ist.
Die seismische- und magmatische Aktivität auf der Reykjaneshalbinsel erwachte in einem langsamen Prozess, der sich über mehrere Jahre hinzog und von einer Häufung von Schwarmbeben eingeleitet wurde, die sich ab 2019 signifikant steigerten und von Bodenhebung infolge von Magmenaufstieg begleitet wurden. Nach den ersten Magmenintrusionen im Svartsengisystem verlagerte sich die Aktivität zum Fagradalsfjall, wo es zwischen März 2021 und Juli 2023 zu 3 Eruptionen kam. Im Herbst 2023 verlagerte sich die Aktivität wieder ins Svartsengisystem.
Seit dem 25. Oktober 2023 kam und kommt es bei Svartsengi erneut zu Erdbebenschwärmen und Intrusionen. Am 25. Oktober begann ein starker Erdbebenschwarm mit Magnituden von bis zu 4,5 im Fagradalsfjall- und Thorbjörn-Gebiet, begleitet von mehr als 7000 registrierten Erdbeben bis zum 28. Oktober. Am 28. Oktober zeigte sich eine Bodenerhebung im Thorbjörn-Gebiet nahe der Blauen Lagune, was auf eine Magmaintrusion hinwies. Diese Bodenhebung verlief schneller als bei früheren Ereignissen. Innerhalb von 48 Stunden hob sich der Boden um 3 cm an. Das Icelandic Meteorological Office erhöhte am 28. Oktober die Warnstufe für den Luftverkehr in der Region auf gelb.
In der Gemeinde Grindavik begann man sch auf den Ernstfall eines Vulkanausbruchs vorzubereiten.
Die Erdbebentätigkeit intensivierte sich wieder, und am 3. November ereigneten sich mehrere Erdbeben, darunter eines mit einer Magnitude von 4,2. Es wird vermutet, dass die Ursache eine Magmaintrusion in 5 km Tiefe war. Die Hebungen des Geländes hielten weiter an, und es wurde mit weiteren Erdbeben gerechnet.
Am 6. November bestätigte IMO die Bildung eines größeren Magmenkörpers unter dem Bereich des Geothermalkraftwerks Svartsengi. Pläne für den Umgang mit einem Ausbruch wurden diskutiert, darunter das Kühlen von Lavaströmen und die Einrichtung von Schutzdämmen. Am 8. November kündigte der Zivilschutz den Bau von Schutzdeichen um das Kraftwerk an. Am Folgetag wurde das Thermalressort Blaue Lagune geschlossen.
Riftbildung: Am 10. November 2023 begann ein extrem starker Erdbebenschwarm nördlich von Grindavík. Der Katastrophenschutz erklärte Grindavík zur Gefahrenzone. Aufgrund starker Erdbeben mit Magnituden über 5 wurde nachts begonnen, die Stadt zu evakuieren. Man fürchtete die Öffnung einer Eruptionsspalte innerhalb der Stadtgrenzen. Eine Magmaintrusion verursachte einen 15 km langen Riss unter der Erdoberfläche, der nordöstlich von Grindavík begann, unter der Stadt verlief und sich bis ins Meer erstreckte. Es hatte sich ein Rift gebildet in das Magma eindrang. In den folgenden Tagen wurde ein Vulkanausbruch befürchtet, doch dieser sollte von gut 5 Wochen auf sich warten lassen. Doch die Riftbildung hatte in Grindavik einiges an Schäden verursacht und große Risse zogen sich durch die Stadt.
Eruption 1: Am Abend des 18. Dezember 2023 brach eine rund drei Kilometer lange Spalte nördlich von Grindavík aus, östlich des Sýlingarfells und von Svartsengi im Bereich der alten Sundhnúkur-Kraterreihe. Die Lava floss in Richtung Norden mit einer geschätzten Menge von etwa 100 Kubikmeter pro Sekunde. Die Arbeiter, die den Schutzwall um das Geothermiekraftwerk Svartsengi und die Blaue Lagune errichteten, wurden vorübergehend abgezogen, da die Lage unübersichtlich war. Die Intensität des Ausbruchs nahm schnell ab, und bis zum Nachmittag des 20. Dezembers 2023 waren nur noch zwei Stellen aktiv, wobei der Lavafluss auf ca. 10 m³/s verringert war. Die Lava, ein tholeiitischer Basalt, ähnelt dem der drei Ausbrüche beim Fagradalsfjall, war jedoch etwas „gereifter“, was darauf hindeutete, dass sie einige Zeit geruht und sich abgekühlt hat, wodurch chemisch-physikalische Veränderungen stattfanden. Am Morgen des 21. Dezembers 2023 konnte keine Ausbruchsaktivität mehr festgestellt werden, aber die Erdbebentätigkeit nahm wieder zu, ebenso wie die Hebungen bei Svartsengi.
Eruption 2: Am 14. Januar 2024 brach um 7:57 Uhr (UTC und Ortszeit) erneut ein Vulkan aus, wobei Grindavík betroffen war und bis zum nächsten Tag drei Häuser zerstört wurden. Die Eruption erfolgte entlang zweier Spalten: eine rund 1500 Meter lange Spalte außerhalb der Stadt hinter dem Schutzwall und eine weitere, etwa 150 Meter von der Stadtgrenze entfernt. Am 15. Januar ließ die Aktivität nach und die Eruption an der südlichen Spalte bei Grindavík endete. Allerdings floss Lava weiterhin aus der nördlichen Spalte, wobei der Schutzwall dort seine Effektivität unter Beweis stellte. Bis zum 16. Januar waren die Lavaförderungen vollständig zum Erliegen gekommen.
Eruption 3: Am 8. Februar 2024 brach gegen 6:00 Uhr Ortszeit erneut ein Ausbruch aus. Eine rund 3 Kilometer lange Spalte öffnete sich zwischen den Bergen Sundhnúkur im Süden und dem Stóra-Skógfell im Norden. Die Lava floss hauptsächlich in westlicher Richtung. Das Thermalbad Blaue Lagune musste kurzzeitig evakuiert werden. Die Lava bewegte sich relativ schnell mit einer Geschwindigkeit von etwa 500 Metern pro Stunde und überquerte gegen 11:00 Uhr Ortszeit den Grindavíkurvegur S43. Sie floss weiter entlang des Bláalónsvegurs T426 nördlich außerhalb des Schutzwalls und beschädigte gegen 13:00 Uhr eine Heißwasser-/Fernwärmeleitung, die die Reykjanes-Halbinsel versorgt. Um etwa 14:00 Uhr wurde die Svartsengi-Stromleitung vorübergehend außer Betrieb genommen aus Angst, dass die Lava die Strommasten beschädigen könnte. Als sich herausstellte, dass die Schutzmaßnahmen an den Masten wirksam waren, wurde der Stromtransport durch diese Leitung um etwa 18:00 Uhr wieder aufgenommen. Der Lavastrom kam etwa 500 Meter nordöstlich des Thermalbads Blaue Lagune zum Stillstand.
Es wurde deutlich, dass auch dieser Ausbruch von kurzer Dauer war. Die Arbeiten zur Wiederherstellung der Fernwärmeversorgung und die Reparatur der unterbrochenen Straße dauerten gut 2 Wochen. Sofort nach dem Ausbruch setzte erneut Bodenhebung ein und Magma stieg weiter auf.
Am 2. März manifestierte sich ein weiterer magmatischer Gang, doch ein Vulkanausbruch blieb überraschend aus. Dieser folgte dann 2 Wochen später.
Eruption 4: Am 16. März 2024 begann eine weitere Eruption. Wieder bildete sich eine gut 3 Kilometer lange Spalte im Bereich der Sundhnúkur-Kraterreihe. Es wurde sehr viel Lava ausgestoßen, die u.a. auf Grindavik zufloss. Die inzwischen fertiggestellten Dämme lenkten die Lava ab, so dass der südliche Strom in Richtung Meer floss, doch kurz vor der Küste stoppte die Lava.
Neue Spalteneruption auf isländischer Reykjaneshalbinsel stößt Lava aus – Vorwarnung war gering
Heute Abend begann auf der Reykjaneshalbinsel auf Island der seit Tagen erwartete Vulkanausbruch. Die Eruption startete gegen 20:23 Uhr Lokalzeit mit einer Spaltenöffnung entlang der Sundhnúkar-Kraterreihe zwischen den vulkanischen Erhebungen Stóra-Skógfell und Hagafell. Sie befindet sich in dem Areal der Eruption vom 8. Februar und somit vergleichsweise nahe an Grindavik. Die Eruptionsspalte ist ca. 3 Kilometer lang. Lavafontänen fördern einen großen Lavastrom, der sich flächig ausbreitet. Ein Teil der Lava fließt in Richtung Süden auf Grindavik zu. Die Stadt ist inzwischen von einem halbkreisförmigen Ringwall umgeben, der sie vor Lavaströmen schützen soll.
Die Eruption begann nach dem Einsetzen eines vergleichsweise kleinen Schwarmbebens und es gab nur eine kurze Vorwarnzeit, wobei der Schwarm so schwach war, dass man nicht wirklich darauf schließen konnte, dass der Ausbruch unmittelbar bevorstand. Der Tremor ist erhöht, dennoch kann man von einem seismisch sehr ruhigen Verlauf sprechen. Im Nachhinein betrachtet war das deutlichste Vorzeichen der Eruption ein GPS-Messpunkt, der höher als die Vorangegangenen lag. Er zeugte vom Magmaaufstieg, als der Dyke intrudierte. Die Spaltenöffnung selbst vollzog sich innerhalb weniger Minuten. Zu Fuß wäre es schwer gewesen, sich in Sicherheit zu bringen.
Die Eruption findet bei schönem Wetter statt und kann sehr schön via Livestreams beobachtet werden. Schaut man sich die gespeicherten Aufnahmen an, kann man sehen, dass es eine verstärkte Dampfentwicklung bereits einige Minuten vor der Spaltenöffnung gab. Das Video zeigt die Initialphase der Eruption. Wiedergabe 5-fach beschleunigt.
Wie sich die Eruption weiterentwickeln wird, ist ungewiss, allerdings darf man annehmen, dass wir einen ähnlichen Verlauf wie bei den vorangegangenen Vulkanausbrüchen im Svartsengisystem sehen werden. Morgen Abend könnte demnach die eruptive Hauptphase bereits wieder vorbei sein. Natürlich können sich auch weitere Spalten öffnen.
Seismizität auf Island an verschiedenen Lokalitäten
Die Erdbebentätigkeit auf Island ist weiterhin erhöht und in den letzten 48 Stunden registrierte das seismische Netzwerk von IMO 225 Erschütterungen, die in der Tabelle auf der Website der Meteorologiebehörde aufgelistet sind. Besonders auffällig ist die Aktivität unter dem größten Gletscher Europas, dem Vatnajökull. Hier befinden sich die beiden Zentralvulkane Grimsvötn und Bardarbung. Nördlich des Gletschers liegen die Askja und der Herdubreid. In diesem Gebiet wurden 24 Erschütterungen registriert. Die Bodenhebung unter Grimsvötn und Askja hat nachgelassen und es wird an beiden Vulkanen eine leichte Subsidenz angezeigt.
Im Fokus des Interesses steht nach wie vor die Erdbebentätigkeit auf der Reykjaneshalbisnel, wo sich im Beobachtungszeitraum der letzten zwei Tage 174 schwache Erdstöße manifestierten. Die meisten Beben gab es entlang der Spaltensysteme von Svartsengi, Fagradalsfjall und im Krysuviksystem. Während die Bodenhebung bei Svartsengi weitergeht, zeigen die GPS-Messungen am Fagradalsfjall einen unregelmäßigen Verlauf der Messkurve an. Bei den Schwankungen kann es sich um messetechnische Schwankungen handeln. Interpoliert man den Kurvenverlauf, kristallisiert sich aber ebenfalls ein Anhalten der Hebung heraus, auch wenn einige Messpunkte das Gegenteil behaupten.
Magma bleibt in der Erdkruste über Jahrzehnte geschmolzen
Seit der letzten Gangbildung vor 2 Wochen hat sich der Magmenaufstieg unter Svartsengi etwas verlangsamt und reduzierte sich von 5 auf 4 Kubikmeter pro Sekunde, was allerdings immer noch eine beachtliche Menge darstellt. Da bei keiner der Eruptionen nach der Riftbildung vom 10. November auch nur annähernd die ganze Schmelze aus dem Hauptmagmenkörper abgeflossen ist, hat sich dort eine beachtliche Menge Schmelze angesammelt und es könnte jederzeit eine größere Eruption beginnen.
Es wurde immer wieder darüber spekuliert, ob die akkumulierte Schmelze überhaupt noch nach Monaten fließfähig ist. Ein Beispiel verdeutlicht aber, dass Magma in der Erdkruste sehr gut isoliert ist und über lange Zeiträume fließfähig bleiben kann. Dies zeigt der Umstand, dass man bei Geothermiebohrungen auf Island schön öfter alte Magmenkörper anbohren wollte und scheiterte, weil frische Schmelze in die Bohrlöcher eindrang. Im Jahr 2009 geschah das an der Krafla, als man in nur 2100 m Tiefe bereits auf fließfähiges Magma traf. Die eruptive Phase der Krafla ereignete sich zwischen 1975 und 1984. Wenigstens ein Teil des Magmas war noch nach 25 Jahren geschmolzen. Die Krafla-Ausbruchsserie wird gerne als Vergleich zu den aktuellen Ereignissen auf Reykjanes herangezogen.
Datum 14.03.2024 | Zeit: 09:13:40 UTC | Lokation: 9.7197 ; -86.4154 | Tiefe: 7 km | Ml 6,6
Soeben wurde vom costa-ricanischen Institut ORVISCORI UNA ein starkes Erdbeben gemeldet, das sich vor der Küste des lateinamerikanischen Landes zugetragen hat. Laut automatischer Einstufung soll es eine Lokalmagnitude von 6,6 gehabt haben. Der Erdbebenherd wurde in 7 Kilometern Tiefe lokalisiert. Das Epizentrum befand sich 81 km südwestlich von Manzanillo de Santa Cruz in der Provinz Guanacaste. Die Werte sind ganz frisch und könnten noch korrigiert werden. Bestätigung vom EMSC steht ebenfalls noch aus.
Erdbeben dieser Magnitude können Tsunamis auslösen und Schäden an der Infrastruktur verursachen. Meldungen hierzu liegen noch nicht vor. Was klar ist, ist, dass der Erdstoß in einem großen Umkreis zu spüren gewesen sein dürfte und dass Häuser geschwankt haben. Zwar manifestierte sich der Erdstoß in einiger Entfernung zur Küste, doch durch die geringe Tiefe des Erdbebenherds könnte es sich vergleichsweise stark auf bewohntes Gebiet ausgewirkt haben.
Tektonisch betrachtet steht das Erdbeben mit der Subduktion entlang des Mittelamerikagrabens in Verbindung: Hier taucht die Cocosplatte unter die Karibische Platte ab und wird im Erdmantel geschmolzen. Dadurch entsteht auch das Magma, das die Vulkane der Region speist. Bei der Subduktion entstehen Spannungen und es können sich Plattensegmente verhaken. Wenn sie sich lösen, entstehen Erdbeben.
Vulkanismus im Bereich des Erdbebens
Vulkane gibt es entlang der pazifischen Küstengebirge reichlich. Im Wirkungskreis des Erdbebens liegen die beiden aktiven costa-ricanischen Feuerberge Poás und Rincon de la Vieja, die beide in den letzten Monaten unruhig waren und phreatische Eruptionen erzeugten. Auch der Turrialba ist ein Vulkan, dessen Aktivität von dem Erdbeben beeinflusst werden könnte. Weiter nördlich liegt der nicaraguanische Vulkan Masaya, dessen Lavasee Anfang des Monats von einem Erdrutsch verschüttet wurde. Hier zeigen neue Satellitenaufnahmen wieder eine thermische Anomalie, die darauf hindeutet, dass sich die Lava wieder durchschmilzt.
Update 14 Uhr: Bis jetzt tauchte der Erdstoß bei keinem anderen Erdbebendienst auf, es kann sein, dass das automatische System von ORVISCORI eine Fehlmeldung erzeugt hat!
Neue Studie zeigt, dass der Mars mit seiner Schwerkraft Meeresströmungen und Klima der Erde beeinflusst
Unser Nachbarplanet Mars übt definitiv einen großen Einfluss auf unsere Neugierde aus und steht dieser Tage öfter im Fokus von Forschung und Wissenschaft und damit auch in der Berichterstattung auf Vnet. Der Mars ist der erdähnlichste Planet im Sonnensystem und obwohl er über keine Plattentektonik verfügt, gibt es hier die größten Vulkane im Sonnensystem. Tiefe Canyons und seine rostrote Farbe deuten darauf hin, dass es einst fließendes Wasser und freien Sauerstoff gab, der Eisen rosten ließ. Vermutlich verlor der Mars sein Wasser und seine Atmosphäre, als der Erdmantel erstarrte, die plattentektonischen Prozesse zum Erliegen kamen und sein Magnetfeld kollabierte, wodurch der Planet dem Sonnenwind schutzlos ausgesetzt war. Im Laufe der Jahrmillionen verlor er durch den kosmischen Teilchenbeschuss seine Lufthülle und das Wasser verdampfte aufgrund des fallenden Luftdrucks.
Obwohl es der Mars nicht geschafft hat, auf Dauer ein Ökosystem zu generieren, könnte er der Erde helfen, unseres zu bewahren: Wie eine Studie jüngst herausgefunden haben will, könnte der Mars mit seiner Schwerkraft die Erde in einer bisher unbekannten Weise beeinflussen: Alle 2,4 Millionen Jahre kommt es zu einer besonderen planetaren Konstellation, bei der die Schwerkraft des Mars besonders stark auf die Erde einwirkt. Die Erde rückt dabei etwas näher an die Sonne heran, wodurch es bei uns wärmer wird. Außerdem beeinflussen die so verstärkten gravitativen Kräfte tiefe Meeresströmungen, die besonders in Zeiten, in denen die Meeresströmungen zu stagnieren drohen, diese aufrecht erhalten, so dass die Ozeane nicht komplett kippen und das Ökosystem kollabiert. Meeresströmungen verändern sich über lange Zeiträume gesehen, schon allein durch die Plattentektonik, die Kontinente wandern lässt, so dass Ozeane entstehen und vergehen.
Bohrkerndaten mariner Sedimente lassen Rückschlüsse auf Auswirkung der Marsanziehung auf das irdische Klima zu
Zu diesen Erkenntnissen gelangte das australisch-europäische Forscherteam um Wissenschaftlerin Adriana Dutkiewicz. Sie interpretierten in einer computergestützten „Big Data“-Analyse“ mehr als zweihunderte Bohrkerndaten mariner Sedimente, die in den letzten 50 Jahren vom Grund der Weltmeere erbohrt wurden. Anhand der tief in die Vergangenheit hinabreichenden Gesteinsproben ließen sich Veränderungen der Tiefseeströmungen im Laufe der letzten 70 Millionen Jahre nachvollziehen. Dabei wurden 4 lange anhaltende Zeitabschnitte entdeckt, in denen die Meeresströmungen im Zyklus von 2,4 Millionen Jahren an Intensität zu- und abnahmen.
Was die Forschungsarbeit nicht enthüllte, ist, in welchem Stadium des 2,4 Millionen-Jahre-Zyklus wir uns aktuell befinden. Könnte es sein, dass zumindest ein Teil der aktuellen Klimaerwärmung diesem Zyklus geschuldet ist? Doch dafür vollzieht sich der aktuelle Klimawandel viel zu schnell. Unbestritten ist, dass es auch andere kosmische Einflüsse auf unser Klima gibt, die in wesentlich kürzeren Intervallen ablaufen, aber auch hier gehen die Forscher davon aus, dass sich die Veränderungen über lange Zeiträume hinziehen und sich nicht so schnell vollziehen, wie es aktuell der Fall ist.
Infobox
Es gibt noch weiter Zyklen kosmischen Ursprungs die einen Einfluss auf das Erdklima haben. Sie werden unter dem Begriff Milanković-Zyklen zusammengefasst.
Diese Zyklen beziehen sich auf periodische Veränderungen in der Erdbahn um die Sonne, einschließlich Variationen in der Form der Erdumlaufbahn (Exzentrizität), der Neigung der Erdachse (Schiefe) und der Präzession der Äquinoktien. Diese Veränderungen beeinflussen die Verteilung der Sonneneinstrahlung auf der Erde und spielen eine Rolle bei der Entstehung von Eiszeiten und Warmzeiten.
Übrigens: Im letzten Jahr gab es Hinweise auf ein starkes Erdbeben auf dem Mars, was ohne Plattentektonik ein rares Phänomen ist und mit dem Vulkanismus auf dem Roten Planeten zusammenhängen könnte.
Während Erdbeben und Bodenhebung auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weitergehen, gibt es unterschiedliche Prognosen für den weiteren Verlauf der Aktivität. Bei so vielen unterschiedlichen Meinungen wird letztendlich eine zutreffen.
Isländischer Geowissenschaftler prognostiziert eine Verlagerung der magmatischen Aktivität auf Reykjanes nach Westen
Vulkanologieprofessor Ármann Höskuldsson sprach mit MBL und sieht eine Verlagerung der Inflation in Richtung Westen. Er prognostiziert, dass es im Herbst wahrscheinlich zu einem Vulkanausbruch bei der Eldvörp-Kraterreihe kommen wird. Diese befindet sich gut 8 Kilometer südwestlich der bis jetzt aktiven Sundhnúka-Kraterreihe, die wiederum gut 2600 m östlich des Magma-Hauptaufstiegsgebiets bei Svartsengi liegt. Dort kommt das Magma offenbar nicht direkt zur Oberfläche durch, da es eine stabile Deckschicht gibt und es für das Magma bis jetzt einfacher zu sein scheint, zur Seite auszuweichen. Sollte das Magma wirklich bei Eldvörp durchbrechen, dann rechnet der Vulkanologe mit einer länger anhaltenden Eruption, ähnlich wie jene, die wir am Fagradalsfjall sahen.
Mit neuen Eruptionen am Fagradalsfjall rechnet Höskuldsson momentan nicht, da in diesem Gebiet die Inflation zu klein sei. Dass es dort zu Eruptionen gekommen ist, soll den anfänglichen Spannungen am Rand zwischen der amerikanischen und eurasischen Erdkrustenplatte geschuldet sein.
Eruptionsserie könnte im Herbst enden
Während Ármann einen Shift in der Ausbruchslokalität sieht, sagen zwei andere isländische Forscher voraus, dass es nun immer länger dauert, bis es zu Eruptionen kommt. Haraldar Sigurðsson und Grím Björnsson sehen eine lineare Abnahme des Magmenaufstiegs und gehen davon aus, dass die Aktivität im Spätsommer oder Herbst enden wird. Diese Prognosen diskutierten die Forscher im isländischen Fernsehen und wurden vom Onlinemagazin VISIR aufgegriffen.
Natürlich gibt es auch noch eine dritte Stimme, die meint, dass wir in den nächsten Tagen eine neue Eruption im Svartsengi-Gebiet erleben werden, so Böðvar Sveinsson gegenüber MBL. Die Anzeichen dafür sind durchaus gegeben: Gestern meldete IMO gut 70 Erschütterungen im Rift bei Svartsengi und der Boden hebt sich weiter an.
Darüber hinaus wurde auch ein Beben M 3,2 am Westrand der Bardarbunga-Caldera registriert, die sich unter dem Vatnajökull befindet. Doch hier rechnet man nicht mit einem bevorstehenden Vulkanausbruch.