Island: Anstieg der Erdbebentätigkeit bei Svartsengi

Signifikante Zunahme der Seismizität bei Svartsengi und im Krysuvik-System- Vulkanausbruch könnte kurz bevorstehen

Gegen 16:00 UTC setzte auf der isländischen Reykjaneshalbinsel bei Svartsengi ein Schwarmbeben ein, das dem erwarteten Vulkanausbruch unmittelbar vorausgehen könnte. Die Epizentren konzentrieren sich im Bereich von Sýlingarfell, Stóra-Skógfell und der Sundhnúkur-Kraterreihe, also dort, wo man mit einer neuen Spaltenöffnung rechnen muss. IMO schreibt nur einen knappen Kommentar dazu und warnt davor, dass 1 Kilometer östlich von Sýlingarfell eine Magmenintrusion begonnen hätte und dass die Wahrscheinlichkeit für eine Eruption hoch ist.

Bis jetzt werden auf der gesamten Reykjaneshalbinsel 239 Beben angezeigt, die sich in den letzten 48 Stunden ereigneten.

Interessanterweise begann die Seismizität bereits heute Morgen zu steigen und konzentrierte sich da noch auf einen Bereich, der ca. 5 Kilometer nordöstlich von Krýsuvík verortet wurde. Die meisten Beben manifestierten sich dort unter dem Kleifarvatn. Ob es unter dem See ebenfalls zu einer Magmenintrusion kommt ist ungewiss. Die Beben könnten auch tektonischer Art sein und im Zusammenhang mit Spannungen im Erdboden stehen, die durch den Magmenaufstieg bei Svartsengi verursacht werden.

Der Tremorgraph zeigt bis jetzt das typische Bild eines Schwarmbebens, schießt aber noch nicht in die Höhe, wie es für eine Eruption typisch ist. Von daher gehe ich davon aus, dass sich das Magma in ca. 1 Kilometer Tiefe noch horizontal ausbreitet. Auch wenn eine Eruption sehr wahrscheinlich ist, muss es nicht zwingend dazu kommen. Theoretisch könnte die Schmelze auch noch stecken bleiben. Bedenkt man allerdings, dass sich seit dem 8. Februar wieder gut 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben, dann ist ein Ausbruch schon recht wahrscheinlich.

Die Livecams sind auf jeden Fall auf das Gebiet der möglichen Spaltenöffnung ausgerichtet, und das bei schönstem Wetter!

Nun beginnt der Tremor zu steigen und die Schmelze könnte sich weiter der Oberfläche nähern. Erdbeben reichen vergleichsweise nahe an Grindavik heran, aber momentan sieht es noch nicht danach aus, als würde die Intrusion den Ort erreichen. Noch stoppt die Ausbreitung des Gangs ca. 2000 m nördlich von Grindavik. Es sieht auch danach aus, als würde sich die Situation langsamer entwickeln, als es vor den letzten Eruptionen der Fall war. Noch kann man es nicht als gesichert ansehen, dass wir heute Abend tatsächlich eine Eruption sehen werden.

Update 20:00 Uhr: Die Erdbebentätigkeit hat widererwartend abgenommen und momentan sieht es so aus, als wäre der Vulkanausbruch für heute abgesagt. Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson meinte auf RUV, dass sich durch die oberflächennahe Magmenintrusion der Druck im Magmenkörper unter Svartsengi reduziert habe und es nun einige Tage dauern könnte, bis die Schmelze einen neuen Ausbruchsversuch unternehmen wird.

Steamboat Geyser im Yellowstone sprang erneut

Weltgrößter Geysir im Yellowstone Nationalpark sprang am Dienstag zum ersten Mal in diesem Jahr

Am 26. Februar 2024 ist der größte Geysir der Welt zum ersten Mal in diesem Jahr gesprungen: die Rede ist vom Steamboat Geyser. Er fördert seine Fontänen aus Dampf und Wasser durchschnittlich bis zu 90 m hoch, springt aber nur relativ selten. Seit seinem letzten Sprung am 30. Dezember 2023 sind 56 Tage vergangen. Davor pausierte der Geysir 47 Tage lang.

Der Steamboat Geysir liegt im US-amerikanischen Yellowstone-Nationalpark, der als das älteste Schutzgebiet der Welt gilt. Hier sind gleich mehrere Superlative vereint, denn der Yellowstone-Nationalpark beherbergt den größten Calderavulkan der USA. Ihm werden sogenannte Supervulkaneruptionen zugesprochen, die das Potenzial haben, die Erde in einen vulkanischen Winter zu stürzen.

Der Steamboat Geysir eruptierte bis vor einigen Jahren noch seltener als jetzt. In manchen Jahren wurden nur 1-2 Sprünge beobachtet, und seit Gründung des Nationalparks am 1. März 1872 gab es eine lange Periode, in der der Geysir inaktiv war. Sie begann 1911 und endete 1961. Zwischen 1991 und 2000 gab es nur 9 kleinere Sprünge. Im Jahr 2018 steigerte sich die Aktivität des Geysirs signifikant und das warf natürlich die Frage nach dem Grund hierfür auf. Bereitet sich der Vulkan unter dem Yellowstone für eine Eruption vor? Laut der Geoforscher vom USGS hängt die gesteigerte Aktivität des Geysirs mit dem Hydrothermalsystem des Calderavulkans zusammen, deutet aber nicht auf eine gesteigerte magmatische Aktivität des Vulkans hin.

Erdbeben und Bodensenkungen in der Yellowstone Caldera

Bereits im Jahr 2015 endete eine mehrjährige Phase der Bodenhebung und änderte sich ins Gegenteil: der Boden in der Yellowstone Caldera begann sich abzusenken. Die Subsidenz setzt sich bis heute fort. Seit September letzten Jahres senkte sich der Boden um 2,5 Zentimeter. Das geht aus einem aktuellen Bericht des USGS hervor. Im Februar 2024 wurden 125 Erdbeben festgestellt. Das Stärkste brachte es auf Mb 2,6. Das wirft natürlich die Frage auf, ob die Erdbeben mit der Absenkung des Bodens im Zusammenhang stehen oder ob es andere Gründe gibt. In der süditalienischen Caldera Campi Flegrei treten u.a. Erdbeben auf, die durch Fluidbewegungen im Hydrothermalsystem verursacht werden. Diese Beben sind aber meistens nur sehr schwach. Stärkere Beben hingegen, die Magnituden über 1,5 haben, stehen oft mit Sprödbruch von Gesteinen im Zusammenhang. Gesteine brechen meistens, wenn sich der Boden aufbläht, aber es gibt auch Setzungsbeben, so wie es offenbar aktuell im Yellowstone der Fall zu sein scheint.



Vulkaneifel: Erdbebenaktivität im Westen höher als gedacht

Studie enthüllt erhöhte Erdbebenaktivität in der Westeifel – Messnetzt soll ausgebaut werden

Dass es in der Eifel Vulkane gibt, ist vielen bekannt, doch dass diese wieder aktiv werden könnten, glauben nicht so viele Menschen. Auch der Katastrophenschutz in Deutschland ist nicht für die Folgen eines Vulkanausbruchs gerüstet. Wenn man von einem Eifelvulkan annimmt, dass er wieder ausbrechen könnte, kommt das Gespräch schnell auf den Laacher-See-Vulkan im Osten der Eifel. An dessen Ufern gibt es Mofetten, die magmatisches Kohlendioxid ausstoßen. Außerdem treten immer wieder schwache Erdbeben auf. Viele davon in großer Tiefe. Sie deuten auf einen aktiven Magmenkörper hin. Nun enthüllt eine Studie, dass es auch unter dem Vulkanfeld der Westeifel vermehrt schwache Erdbeben gibt, und das Landesamt für Geologie Rheinland-Pfalz plant, das seismische Netzwerk deutlich auszubauen.

Den Beben auf die Spur kam eine Messkampagne, die zwischen September 2022 und September 2023 vom GFZ-Potsdam durchgeführt wurde. Unter Leitung von Thorsten Dahm wurden in der Eifel 350 Seismometer installiert und man stellte fest, dass es auch im Vulkanfeld der Westeifel zahlreiche schwache Erdbeben gibt. Viele dieser Erdbeben liegen in Tiefen von bis zu 40 Kilometern. Die Beben deuten darauf hin, dass die Vulkane in der Westeifel aktiver sein könnten, als man bisher annahm. In der Westeifel gibt es überwiegend Schlackenkegel und Maare, die monogenetisch aktiv waren. Der jüngste Ausbruch ereignete sich hier vor ca. 11.000 Jahren, als das Ulmener Maar entstand. Hierbei handelt es sich um den jüngsten Vulkan Deutschlands. Beim Alter des Maars gibt es eine gewisse Unsicherheit, denn die verschiedenen Datierungsmethoden kommen auf unterschiedliche Ergebnisse.

Die tiefen Erdbeben der Westeifel deuten genauso wie die Beben im Bereich des Laacher-See-Vulkans in der Osteifel auf tiefe Fluidbewegungen hin. Bei diesen Fluiden könnte es sich um Gase aus einem Magmenkörper handeln. Schon früher wurde angenommen, dass sich unter der gesamten Vulkaneifel ein großer Mantelplume erstreckt, der eines Tages wieder Schmelze bis zur Oberfläche fördern könnte. Um das Phänomen weiter zu erforschen und um die Vulkane besser im Blick zu halten, wurde nun beschlossen, dass man in der Westeifel zwölf seismische Messstationen installieren möchte. Sie sollen zunächst sieben Jahre lang im Betrieb bleiben. In ganz Rheinland Pfalz werden bislang 28 Messstationen betrieben. Die meisten davon fühlen der Osteifel den Puls.

Island: Neue Eruption in den nächsten Tagen erwartet

Bodenhebung und Erdbeben halten an – Neuer Vulkanausbruch wird immer wahrscheinlicher

Bodenhebung und Erdbebentätigkeit sind auf der isländischen Reykjaneshalbinsel weiterhin erhöht. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 188 Erschütterungen. Die meisten davon manifestierten sich entlang des Magmatischen Gangs nördlich von Grindavik. So ist die Bodenhebung im Bereich von Svartsengi auch am höchsten: Seit der Gangbildung vom 10. November hob sich der Boden an der Messstation SENG um mehr als 600 mm an! Seit der letzten Eruption am 8. Februar waren es 120 mm. Das entsprechen fast 10 Millionen Kubikmeter Magma, die sich im Untergrund akkumuliert haben. Die letzten Events (Gangbildung oder Eruption) starteten bei einer Magmenansammlung zwischen 8 und 13 Millionen Kubikmetern. So muss man nun jederzeit mit einem vergleichbaren Ereignis rechnen. Aber natürlich stecken wir alle nicht selbst im Erdboden fest und wissen nicht genau, was da unten vor sich geht. So könnte sich auch noch über längere Zeit Magma ansammeln, bevor es raus will, oder der Magmenaufstieg versiegt, was ich aber für weniger Wahrscheinlich halte. Nach allem, was die Experten an Wissen zusammengetragen haben, sieht es so aus, als würde man sich auf Island auf eine lang anhaltende Tätigkeitsphase einstellen müssen. Sie könnte mehrere Jahrzehnte andauern und auch auf andere Spaltensysteme übergreifen. Momentan halte ich es für am wahrscheinlichsten, dass wieder das Fagradalsfjallsystem in die Eruptionen einstimmen wird, denn hier gab es in den letzten Tagen wieder einen Anstieg der Seismizität und auch eine leichte Bodendeformation.

In den letzten Stunden ereigneten sich einige Erdbeben unter dem subglazialen Vulkan Katla. Hier wurden 10 Erschütterungen registriert. Die Stärkste hatte eine Magnitude von 2,9. Am Grimsvötn gab es zwei Beben mit den Magnituden 2,7 und 2,6.

Bodenhebung am Vatnajökull infolge von Eisschwund

Der gesamte Bereich des Vatnajökulls, unter dem mehrere große Zentralvulkane liegen, hebt sich mit einer jährlichen Rate von 20 bis 30 Millimeter, worüber ich bereits am Montag geschrieben hatte. Nun ist in den sozialen Medien das zugehörige Interferogramm aufgetaucht. Vulkanologe Thorvaldur Þórðarson hält es für gut möglich, dass die Bodenhebung durch eine gesteigerte Tätigkeit des Islandmantelplumes verursacht wird. Dem widersprach nun ein anderer Forscher: Sig­ur­jón Jóns­son meint, dass die großflächige Landhebung eher durch eine Verringerung der Eislast des Gletschers verursacht wird.

Thorvaldur Þórðarson war es übrigens auch, der in einem Interview meinte, dass heute mit einem neuen Vulkanausbruch bei Svartsengi zu rechnen sein soll. Nun, ein paar Stunden haben wir noch, um die Prognose wahr werden zu lassen.

White Island: Entschädigungen für Opfer von Vulkanausbruch

Opfer des Vulkanausbruchs von White Island werden entschädigt – Betreiber müssen Millionen bezahlen

Der neuseeländische Inselvulkan White Island (auch Whakaari genannt) brach ab 9. Dezember 2019 aus. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich ca. 50 Vulkantouristen auf der Insel, die mit Booten und Helikoptern zu der nicht ungefährlichen Naturattraktion gebracht wurden. Durch den explosiven Vulkanausbruch starben sofort 16 Menschen. 28 Personen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Einige der Verletzen starben später in Krankenhäusern, so dass sich die Gesamtzahl auf 22 Todesopfer erhöhte. Unter den Todesopfern befand sich auch ein Deutscher. Der 64-Jährige verstarb erst 7 Monate nach der Eruption an den Auswirkungen seiner Verletzungen. Drei weitere Deutsche überlebten verletzt. Die meisten Opfer stammten aus Australien.

Der Vulkanausbruch kam keinesfalls völlig überraschend, denn es gab schon Wochen vorher Anzeichen einer Aktivitätserhöhung, über die ich auf Vnet berichtete. Zu diesen Anzeichen gehörten eine verstärkte Seismizität, Gasausstoß und hydrothermale Aktivität, die ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt lag. Natürlich berichteten auch die Vulkanologen vom neuseeländischen GeoNet darüber. Da sich White Island aber im Privatbesitz befindet, konnten offenbar keine Sperrung der Insel veranlasst werden, so dass weiterhin Touren angeboten wurden.

Nach langem Prozess hat ein Gericht den Angehörigen der Opfer und Überlebenden eine Entschädigung von insgesamt zehn Millionen Neuseeland-Dollar zugesprochen. Die Sicherheitsinformationen der Reiseveranstalter wurden als unzureichend kritisiert, da sie die Kunden nicht ausreichend über die Gefahren informierten.

Die Hauptverantwortung für die Entschädigung tragen der Inselbesitzer, Whakaari Management, und der Touranbieter White Island Tours, während auch ein Hubschrauberbetreiber zur Zahlung verurteilt wurde. Der Richter betonte die symbolische Anerkennung des erlittenen Leids und verhängte trotz der finanziellen Schwierigkeiten der Unternehmen Geldstrafen.

Ich habe so eine Tour auf White Island im Jahr 2009 mitgemacht. Damals gab es schon einen Informationsbogen und eine Erklärung, die man unterschreiben musste. Ganz unbelehrt wurde man nicht auf die Vulkaninsel entlassen. Dieses Beispiel zeigt, wie sehr Vulkanführer und Tourenanbieter auf Messers Schneide wandeln, und macht klar, warum es immer mehr Besteigungsverbote aktiver Vulkane gibt. Dennoch bin ich der Meinung, dass man wenigstens Individualreisenden nicht alles verbieten sollte.

Masaya: Spiegel des Lavasees gestiegen

Im Krater des Masaya brodelt ein kleiner Lavasee – Aktivität gestiegen

In Nicaragua gibt es mehrere als aktiv eingestufte Vulkane, die sich entlang einer Kette hinter der Küste aufreihen. Einer der aktivsten Vulkane des Lateinamerikanischen Landes ist der Masaya. Er liegt nur wenige Kilometer von der Hautstadt Managua entfernt und könnte im Falle einer größeren Eruption das Leben dort massiv beeinflussen. Entsprechend sorgfältig wird der Feuerberg bewacht. Onlinedaten zum Tremor und Bodenhebung gibt es keine, dafür aber eine Livecam. Hierauf ist zu erkennen, dass der Spiegel des Lavasees in den letzten Monaten anstieg und wieder in den Sichtbarkeitsbereich der Kamera gelangte.

Unser Vereinsmitglied Thomas weilte letzte Woche am Masaya und bestätigte den Anstieg des Lavaponds, der allerdings noch soweit unten steht, dass er vom Kraterrand nur schwer einsehbar ist. Außerdem weiß Thomas von Alarmstimmung am Vulkan zu berichten: Offiziell war der Zugang zum Krater gesperrt und den Reisenden seiner Gruppe gelang es nur unter Mühe, eine Zugangsgenehmigung zu bekommen. Ihnen wurden aber nur wenige Minuten am Kraterrand gewährt. Die Verantwortlichen der Nationalparkverwaltung befürchteten, dass es zu einer Explosion kommen könnte, die Tephra auf die Besucherterrasse am Kraterrand ausschleudern könnte. Grund für diese Befürchtung lieferte nicht nur der allmähliche Anstieg des Lavateiches, sondern auch ein größerer Hangrutsch, der sich vor 2 Wochen innerhalb des Kraters manifestierte. Der Hangrutsch könnte mit einem Anstieg der Seismizität in Verbindung gestanden haben, die wiederum oft mit Bodendeformationen einhergeht.

Die Erdbebentätigkeit in der Region ist ebenfalls leicht erhöht und könnte sich auf die Aktivität der Vulkane auswirken. So gab es heute einen Erdstoß Mb 2,9, der sich in nur 4 km Tiefe ereignete. Sein Epizentrum lag ca. 45 Kilometer vom Masaya entfernt, direkt unter dem Vulkan Zapatera. In den letzten Tagen gab es auch zwei Erdbeben, Mb 5,3 und 5,1, an der Küste von Nicaragua. Sie standen mit der Subduktion am Mittelamerikagraben im Zusammenhang, die auch für die Existenz der Vulkane der Region verantwortlich ist.