Grindavik: der langsame Niedergang einer isländischen Stadt

Sind die Schäden in Grindavik so groß, dass der Kampf vergebens scheint?

Grindavik war vor den jüngsten Eruptionen auf Island ein kleiner Fischerort, der nur eingefleischten Islandreisenden bekannt gewesen sein dürfte. Nun wird die Stadt immer mehr zum Synonym einer schleichenden Vulkankatastrophe, die, anders als in Pompeji, nicht über Nacht alles in Schutt und Asche legt, aber dafür unablässig an die Infrastruktur des Ortes nagt. Solange, bis wohl keine andere Wahl bleibt, als den Ort aufzugeben. Heute erschien in der Onlineausgabe des isländischen Senders RUV ein Artikel, der enthüllt, dass die Schäden durch den letzten Ausbruch vor einer Woche größer sind, als zunächst bekannt wurde. So wurde nicht nur die Warmwasserleitung gekappt, was sich auf den größten Teil der Reykjaneshalbinsel auswirkte, sondern auch die Trinkwasserversorgung von Grindavik. Zudem wurde ein wichtiges Stromkabel gekappt, das vom Geothermalkraftwerk Svartsengi nach Grindavik führt. Der RUV-Artikel enthüllt auch, dass viele Abwasserrohre der Kanalisation in Grindavik beschädigt sind. Bevor die Stadt wieder bezogen werden kann, wären umfangreiche Sanierungsmaßnahmen nötig.

In einem anderen Bericht von MBL heißt es, dass einer große Firme in Grindavik die 22 Angestellten offenbar dauerhaft beurlaubt hat und sie nun Arbeitslosengeld beziehen müssen. Der Chef der Firma verlangt von Seiten der Regierung Klarheit, wie es in Grindavik weitergehen soll. Auch andere Chefs von mehr als 100 Betrieben in Grindavik schließen sich dieser Forderung an.

Die Prognosen für die Region sind nicht gut. Es ist kein Ende der magmatischen Aktivität im Untergrund sichtbar. Im Gegenteil: In isländischen FB-Gruppen gibt es Berichte, nach denen kurz vor der letzten Eruption ein deutlicher Anstieg der Inflation festgestellt worden war, der bis jetzt nicht abgeflacht ist. Ich kann diesen Anstieg anhand der GPS-Messdaten allerdings nur bedingt nachvollziehen. Für mich sieht der Verlauf des Grafen ähnlich aus wie nach der Intrusion am 10. November. Die tägliche Hebungsrate liegt demnach bei etwas mehr als 10 mm pro Tag, und je weiter die Bodenerhebung fortschreitet, desto größer wird der Gegendruck im Fördersystem, so dass die Kurve langsam abflachen wird, bis es wahrscheinlich zu einer weiteren Eruption kommt. Sollten die Berichte in den FB-Gruppen stimmen, kann das aktuelle Pausenintervall kürzer ausfallen und es droht wieder eine Eruption mit erhöhtem Lavaausstoß. Ansonsten werden wir Vulkanspotter wohl noch 2 bis 4 Wochen auf den nächsten Vulkanausbruch warten müssen.

Übrigens, die GPS-Messstation GOHN (Fagradalsfjall) ist wieder online und deutet eine schwache Bodenhebung an.

Popocatepetl mit Aschewolken am 15.02.23

Aschewolke vom Popocatepetl verursacht Ascheniederschlag

Der mexikanische Feuerberg Popocatepetl ist weiterhin aktiv und erzeugte eine Ascheeruption, die Vulkanasche bis auf eine Höhe von 5800 m aufsteigen ließ. Starker Wind verfrachtete die Asche weit in Richtung Nordosten. Bereits am Vortag gab es stärkere Eruptionen, die die Asche bis auf 6100 m Höhe transportierten. CENAPRED berichtete von leichtem Ascheniederschlag in den Gemeinden, über die die Aschewolke hinwegzog, und sprach entsprechende Warnungen in Bezug auf Gesundheitsgefährdungen durch die Asche aus.

Tatsächlich wurde gestern Vormittag aufgrund des Ascheniederschlags auch der Flughafen Hermanos Serdán, der sich in der Gemeinde Huejotzingo im Bundesstaat Puebla befindet, geschlossen.

Die Vulkanologen registrieren zudem lang anhaltende Tremorphasen. Aktuell sind sie zwar kürzer als früher im Monat, doch immerhin hielt er gestern 560 Minuten an. Am Dienstag waren es 1087 Minuten. Gestern wurden zudem 62 Asche-Dampf-Exhalationen beobachtet.

Das gezeigte Satellitenfoto von Copernicus wurde am 10. Februar aufgenommen und zeigt eine vergleichsweise große Aschewolke, die in die gleiche Richtung wie die aktuellen Eruptionswolken zieht. Die Aschewolke verdeckt den Krater, so dass ein evtl. Infrarotsignal verborgen bleibt. Auf früheren Bildern, die vom Anfang des Jahres stammten, kann man aber eine thermische Anomalie im Förderschlot entdecken. Auf dem Foto seht man nicht nur den Popocatepetl, sondern auch den Nachbarvulkan Iztaccíhuatl.

Die Popocatépetl-Vulkanalarm-Ampel befindet sich in Gelb, Phase 2.

CENAPRED besteht darauf, dass sich Vulkanwanderer fern halten und nicht versuchen, den Vulkan zu besteigen , da es zu Explosionen kommt, die glühende Fragmente auswerfen, wie kürzlich beobachtet wurde. Die Sperrzone hat einen Radius von 12 Kilometern um den Krater, da der Aufenthalt in diesem Bereich nicht sicher ist. Bei starkem Regen soll man sich vom Grund der Schluchten fernhalten, da die Gefahr von Schlamm- und Murgängen besteht.

Aber nicht jeder hält sich an das Aufstiegsverbot. Erst am Wochenende wurde in unserer Vulkangruppe das Foto eines Gipfelstürmers in Siegerpose gepostet. Tatsächlich verfolgen die mexikanischen Behörden solche Gipfelstürmer strafrechtlich.

Droht der Atlantische Golfstrom zu kippen?

Gigantische Warmwasserblase im Atlantischen Ozean – Meeresströmungen könnten Kipppunkt fast erreicht haben

Der nordatlantische Golfstrom ist Teil einer großen Meeresströmung, die von den Ozeanografen AMOC (Atlantische Meridionalen Umwälzströmung) genannt wird. Dieses Strömungssystem entsteht im Wesentlichen dadurch, dass kaltes Meereswasser in den Polarregionen in tiefere Wasserschichten absackt, wobei es soviel an Fahrt gewinnt, dass es in der Tiefe bis weit in den Süden der irdischen Nordhalbkugel vordringt. So entsteht ein gigantischer unterseeischer Fluss, der unvorstellbare Wassermassen transportiert und sich langsam erwärmt. Nahe des Äquators steigt das erwärmte Tiefenwasser aus dem Norden auf und bildet an der Oberfläche eine warme Gegenströmung, die von Süden in den Norden fließt. Dieser Gegenströmung haben wir es in Mittel- und Nordeuropa, das warmgemäßigte Klima zu verdanken. Ohne dieses Wärmetransportsystem würden bei uns sibirische Verhältnisse herrschen. Doch die AMOC ist massiv gefährdet, denn die schmelzenden Eismassen in der Polarregion bringen sehr viel Süßwasser in den Ozean ein. Das Süßwasser ist weniger dicht als das Salzwasser und sackt deshalb nicht in die Tiefe, was die gesamte Umwälzströmung gefährdet. Soviel erkannten Wissenschaftler schon vor Jahrzehnten und dieses Szenario lieferte den Stoff für den Spielfilm „The Day After Tomorrow“, in dem ausgerechnet ein Symptom der globalen Klimaerwärmung eine neue Eiszeit auf der Nordhemisphäre auslöste. Doch ist das Science Fiction, oder Science?

Eine neue Studie niederländischer Wissenschaftler kommt nun zu dem Schluss, dass das Szenario des Films mehr Wissenschaft als Fiktion ist, denn sie enthüllte Anzeichen dafür, dass das Versagen der AMOC kurz bevorstehen könnte. Und kurz heißt hier tatsächlich innerhalb fassbarer Zeiträume von wenigen Jahren. Das stärkste Indiz liefert eine große Warmwasserblase im Atlantik, die sich dort seit Monaten hält und für die Temperaturrekorde der letzten Zeit verantwortlich gemacht wird. Auch ein Teil der heftigen Niederschläge könnte dadurch bedingt sein. Die oberflächliche Wärmeanomalie der Warmwasserblase soll durch eine sehr starke Abschwächung der AMOC zustande kommen und ein Anzeichen dafür sein, dass die Kaltwasserströmung in der Tiefe nicht mehr richtig funktioniert, wodurch auch der warme Rückstrom an der Oberfläche stagniert. Die Folgen könnten verheerend sein: Zunächst beschleunigt sich die Erwärmung der nördlichen Breiten weiter, was auch eine Beschleunigung der Eisschmelze und damit eine Steigerung des Süßwassereintrags durch die Eisschmelze mit sich bringt. Dann könnte in wenigen Jahren die AMOC komplett kollabieren, was zur Folge hat, dass der Warmwasserstrom von Süd nach Nord ausbleibt. Wir würden einen massiven Temperaturstrom erleben, der so schnell kommt, dass sich die Zivilisation aber auch die Natur nicht anpassen kann. Modellrechnungen ergaben, dass dann die Winter um bis zu 30 Grad kälter werden könnten als sie es jetzt sind. Skandinavien, aber auch die Britischen Inseln wären quasi innerhalb weniger Jahre unbewohnbar.

Obwohl der genaue Zeitpunkt des Kipppunktes noch unklar ist, betonen die Forscher die Dringlichkeit, den Klimawandel ernst zu nehmen. Andere Experten begrüßen die Forschungsergebnisse als wichtigen Fortschritt, weisen jedoch darauf hin, dass es weiterhin Unsicherheiten gibt, insbesondere aufgrund der Komplexität des Modells und der begrenzten Auflösung in einigen Bereichen der Strömungen. Studienleiter René van Westen, Meeresforscher in Utrecht, meinte sinngemäß, dass man bis jetzt immer annahm, dass vorherige Modelle zum Versagen der AMOC zu ungenau waren und dass das Versagen der Meereszirkulation ein Rechenfehler sei, doch inzwischen gäbe es auch Indizien, dass es bereits in früheren Epochen zum Versagen der AMOC kam. Nach Überschreitung des Kipppunktes änderte sich das Weltklima in weniger als 100 Jahren radikal.

Campi Flegrei: Hoher Kohlendioxidausstoß

Staat: Italien | Koordinaten: 40.823 , 14.134 | Aktivität: Fumarolisch

Erdbebenaktivität und Kohlendioxidausstoß der Caldera Campi Flegrei sind hoch

Vor drei Tagen gab es in der süditalienischen Caldera Campi Flegrei einen weiteren Erdbebenschwarm. Er bestand aus 24 schwachen Erdstößen. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 1,7 und hatte ein Hypozentrum in 1,5 km Tiefe. Das Epizentrum befand sich auf der nördlichen Außenflanke der Solfatara, die ich nur zwei Tage zuvor besucht hatte. Offenbar ließ sich der Vulkan von mir beeindrucken und machte an diesem Tag nur ein einziges Mikrobeben. Anders verhielt sich die Campi Flegrei in den Tagen zuvor, denn im Beobachtungszeitraum vom 05. bis zum 11. Februar bebte es insgesamt 45 Mal. Im Monat Januar wurden vom seismischen Netzwerk des INGV tatsächlich 245 Beben registriert, und das stärkste Einzelbeben brachte es auch Mb 2,6.

Die Bodenhebung belief sich sowohl im Januar, als auch in den ersten beiden Februarwochen auf 10 mm im Monat und die Geochemie zeigte keine unerwarteten Schwankungen, wobei die Betonung auf „unerwartet“ liegt: wie von den Geowissenschaftlern erwartet, steigt der Druck im Hydrothermalsystem des Vulkans weiter an und es werden enorme Mengen Kohlendioxid ausgestoßen. Die Rate lag zuletzt bei 5000 Tonnen am Tag, was dem Ausstoß eines aktiven (eruptierenden) Vulkans entspricht. Die Durchschnittstemperatur der Pisciarelli-Fumarole lag bei 95 Grad, gemessen in 5 m Entfernung zu Austritt.

Besuch der Pisciarelli Fumarole

Pisciarelli war dann auch eines meiner Hauptziele bei meinem Kurzurlaub am Karnevalswochenende, den ich zusammen mit Manfred und Leroy antrat, die ja auch beide Mitglied in der VGeV sind. Wie bekannt und erwartet liefen wir dort auf. Zwar konnten wir auf das Gelände der abgeriegelten Sportanlage vordringen, doch schon als wir aus dem Wagen ausstiegen, kam uns der Verwalter entgegen und meine, die Fumarole sei nicht zugänglich. Tatsächlich war der Zuweg nochmals verbarrikadiert. Mit blieb also nichts anderes übrig, als die Drohne auszupacken – was aber auch nicht unproblematisch war, denn irgendetwas störte das Fernsteuerungssignal, so dass die Verbindung selbst aus 200 m Entfernung ständig abbrach und das Teil automatisch zurückkam. Dennoch gelangen mir ein paar Bilder, die ich Euch in den nächsten Tagen hier zeigen werde.
Übrigens ist mir aufgefallen, dass die Fumarole Grande in der Solfatara und die Pisciarell-Fumarole sehr wahrscheinlich auf der gleichen Störung liegen werden, die sich durch die Kraterwand der Solfatara zieht.

Sakurajima mit größerer Eruption am 14.02.24

Staat: Japan | Koordinaten: 31.581, 130.659 | Aktivität: Explosiv

Sakurajima erzeugt Ascheeruption – Vulkanische Blitze zuckten

Der südjapanische Vulkan Sakurajima erzeugte heute um 09:33 UTC eine größere Eruption, die nach Angaben des VAACs Vulkanasche bis auf eine Höhe von 6700 m aufsteigen ließ. Auf der Aufzeichnung des Livestreams der Zaiho-Webcam erkennt man ein vulkanisches Gewitter in der Aschewolke. Die meisten Blitze zuckten, nachdem eine zweite Explosion rotglühende Tephra eruptiert hatte. Einige glühende Lavabrocken landeten auf der Außenflanke des Vulkans. Laut JMA-Angaben landete die Tephra 1300 m vom Minamidake-Gipfelkrater entfernt. Auch die Höhe der Aschewolke lässt auf eine ungewöhnlich kraftvolle Explosion schließen. Das JMA schrieb in einem Sonderbulletin, dass die Tephra 5000 m hoch aufstieg. Es war das erste Mal seit dem 9. August 2020, dass Vulkanasche in dieser Höhe detektiert wurde. Der Ausbruch erfolgte aus dem Hauptkrater Minamidake

Der Ausbruch war der bis jetzt jüngste in einer Folge von Explosionen, die gestern Abend begann.

In der letzten Woche wurde ein deutlicher Anstieg der Seismizität unter dem Sakurajima festgestellt. Am 8. Februar wurden mehr als 30 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Normalerweise würde man auch eine deutliche Bodenhebung infolge von Magmeninflation erwarten, doch davon berichten die JMA-Vulkanologen bis jetzt nichts. In ihren Updates erwähnen sie nur die kurzweilige Inflationsphase vom letzten Jahr. Aktueller sind Berichte über eine Extension der Aira-Caldera, in der der Sakurajima liegt. Hier vermutet man eine signifikante Magmenakkumulation in größerer Tiefe.

Unklar ist, wie es am Sakurajima weitergehen wird. Es wäre denkbar, dass der Vulkan in eine länger anhaltende Eruptionsphase eintritt und das bisherige Muster kurzweiliger Phasen durchbricht, doch das ist nur spekulativ und keine gesicherte Erkenntnis.

Der Sakurajima ist ein Somma-Vulkan und ähnelt damit dem Vesuv, in dessen Schatten ich gestern noch wandelte. Ein Reisebericht hierzu folgt in Kürze. Anzeichen für ein Erwachen des Vesuvs gibt es derzeit nicht, da ist der Sakurajima weitaus munterer.

Island: Eigentümer von Grindavik bekommen Entschädigung

Erdbeben und Bodenhebung gehen weiter – Regierung kauft Häuser

Heute sitze ich wieder am heimischen PC und kann in gewohnter Manier die Daten aus Island auswerten und sehe, dass auf der Reykjaneshalbinsel Bodenhebung und Erdbeben weitergehen. Die Erdbebentätigkeit ist weiter recht hoch, insbesondere wenn man bedenkt, dass der jüngste Ausbruch bereits für beendet erklärt wurde. Normalerweise würde man direkt nach einer Eruption erst einmal eine Phase mit Entspannung erwarten, doch die gibt es auf Reykjanes nicht. In den letzten 48 Stunden wurden von IMO 122 Erdbeben registriert. Sie manifestierten sich entlang des Svartsengi-Systems, aber auch am benachbarten Fagradalsfjall und im Krýsuvík-System. Die Daten der GPS-Messungen sind hier nicht ganz eindeutig. Während an einigen Stationen im Krýsuvík-System eine leichte Subsidenz angezeigt wird, deuten die letzten Messungen der Messstation am Kleifarvatn eine leichte Bodenhebung an. Deutlich stärker fällt sie da im Bereich von Svartsengi aus, wo sich der Boden im Schnitt mit 10 mm am Tag hebt. Besonders groß scheint die Hebungsrate gerade an der Station Eldvörp zu sein, wo der Graph besonders steil ansteigt. Ein Ende der magmatischen Prozesse ist hier nicht in Sicht, und die Isländer und besonders die Grindavikings müssen sich auf weitere Gangintrusionen und Vulkanausbrüche einstellen. Grindavik wird nicht so schnell zur Ruhe kommen und es ist nicht absehbar, was für Schäden dort noch entstehen werden und ob die Stadt jemals wieder bewohnbar werden wird.

Das haben nun wohl auch die führenden Politiker von Island eingesehen und haben nach zähem Ringen beschlossen, den Grundeigentümern in Grindavik ihre Immobilien abzukaufen, damit sie an anderer Stelle ein neues Leben beginnen können. Ihnen wird als Kaufpreis 95% der Summe angeboten, die man im Falle eines Totalschadens von der isländischen Naturkatastrophenversicherung bekäme. Dieses Angebot gilt insbesondere für die Eigentümer, deren Häuser bis jetzt noch bewohnbar sind. Die direkt Geschädigten werden von der Versicherung entschädigt. Dies wurde beschlossen, nachdem die Premierministerin Katrín Jakobsdóttir gestern Grindavik besuchte.

Eine gute Nachricht gibt es wenigstens für die Region von Reykjanes: Gestern füllten sich die Heißwassertanks wieder, nachdem man am Vortag die vom Lavastrom zerstörte Warmwasserleitung repariert hatte.

Kilauea: Neues von der Intrusion

Erdbebenaktivität am Kilauea bleibt erhöht

Die seismische Aktivität am Kilauea ist weiterhin erhöht und streut über ein großes Areal. Die Beben manifestieren sich unterhalb des Gipfels aber auch über eine Entfernung von 8–11 km südwestlich der Caldera entlang der Koaʻe-Verwerfungszone. Innerhalb der letzten 24 Stunden wurden in der gesamten Region ungefähr 75 Erdbeben verzeichnet, wobei die Tiefen konstant zwischen 1 und 5 km unter der Oberfläche liegen und die Magnituden typischerweise unter M 2,0 bleiben, wobei es in den letzten Stunden aber auch mehrere Erschütterungen mit Magnituden im Dreierbereich gab.

Die Bodenverformung bleibt minimal, da Neigungsmesser in der Nähe von Sand Hill und der Klippe Uēkahuna in den letzten 24 Stunden nur geringfügige Veränderungen (weniger als 2 Mikroradianten) aufgezeichnet haben. Der Neigungsmesser am Uēkahuna-Steilhang zeigt eine leichte Inflation im Zusammenhang mit einem DI-Ereignis an.
>Die seismische Aktivität in der oberen Ostrift und dem Südwestrift bleibt gering. Es wurden keine ungewöhnlichen Aktivitäten entlang der mittleren und unteren Abschnitte der East Rift Zone von Kīlauea beobachtet.

Vulkanausbruch stand kurz bevor

Soviel zum aktuellen Zustand des Vulkans. Das HVO veröffentlicht neue Erkenntnisse zur Magmenintrusion, die uns Ende Januar und Anfang Februar beschäftiget:

Ab dem Morgen des 27. Januar deuteten Muster von Erdbeben und Bodenverformungen darauf hin, dass Magma unter das südliche Ende der Caldera eingedrungen war. Diese Aktivität schwankte bis zum 31. Januar, als eine stark erhöhte Seismizität und Bodenneigung auf das Vorhandensein eines Dykes hindeuteten, der in Halema’uma’u sporadisch spürbare Erdbeben und Steinschläge verursachte. Am 31. Januar um 17 Uhr HST wanderte die Seismizität südwestlich der Caldera zum Koa‘e-Verwerfungssystem, begleitet von einer starken Deflation am Gipfel und im südlichen Caldera-Bereich. Modellierungen deuten darauf hin, dass Magma innerhalb des ursprünglichen Gangs nach Südwesten unter dem Koa‘e-Verwerfungssystem wanderte.

Die intrusive Aktivität begann in der südlichen Caldera-Region und erstreckte sich nach Südwesten zum Koa‘e-Verwerfungssystem und schließlich zur Southwest Rift Zone in der Nähe von Maunaiki. Bodenrisse wurden in der Nähe von Pu’ukoa’e und Twin Craters beobachtet, was darauf hinweist, dass die Spitze eines Magmatischen Gangs in diesen Bereich eingedrungen ist. Ein Vulkanausbruch bahnte sich an, allerdings stoppte der Magmenaufstieg auf den letzten Metern.

Die Zusammenhänge zwischen der Süd-Caldera, dem Koa‘e-Verwerfungssystem und der Southwest Rift Zone sind noch nicht vollständig geklärt, aber die jüngste Intrusivaktivität legt nahe, dass das Gebiet dynamisch ist und neue Verbindungen zwischen diesen Bereichen entstehen können.

Frühere Intrusionen wurden in dieser Region beobachtet, darunter im Oktober und Dezember 2023, im August 2021 und im Mai 2015. Diese Ereignisse führten nicht immer zu Ausbrüchen, aber wenn doch, dann waren diese meist von geringer Dauer und begleitet von kurzen Spaltenöffnungen.

Island: Heißwasserversorgung läuft wieder

Heißwasserleitung und Straße repariert – Erdbebenaktivität hoch

Nach dem jüngsten Ausbruch am Donnerstag, bei dem eine Heißwasserleitung und eine Straße zerstört wurden, klotzen die Isländer richtig rein und haben die Heißwasserversorgung wiederhergestellt. Auch der unterbrochene Grindavikurvegur wurde wieder behelfsmäßig repariert, indem eine Piste über den noch heißen Lavastrom angelegt wurde, so dass die Unterbrechung der Straße bei der Kreuzung zur Blauen Lagune überbrückt wurde. Der erstarrte Lavastrom ist zwar oberflächlich abgekühlt, aber in seinen tieferen Schichten herrschen noch Temperaturen von bis zu 700 Grad. Die Straße dient in erster Linie als Arbeitsstraße, damit wichtige Materialien nach Grindavik und zum Geothermalkraftwerk transportiert werden können. Die Arbeiten dort gehen weiter und auch in Grindavik ist man immernoch dabei, die Häuser zu sichern.

Unterdessen hält die Erdbebentätigkeit an. In den letzten 48 Stunden gab es 163 Erschütterungen im Bereich der Reykjaneshalbinsel. Die Beben manifestierten sich nicht nur im Svartsengigebiet, sondern auch bei Krýsuvík und Bláfjallaskáli.

Die Bodenhebung setzte direkt nach der Eruption ein bzw. wurde in den GPS-Daten sichtbar. Man kann davon ausgehen, dass der Magmenzustrom aus der Tiefe erst gar nicht stoppte, sondern auch während der Eruption anhielt. Die Kurve verläuft recht steil und die Hebungsrate liegt bei gut 10 Millimeter am Tag. Damit ist sie schneller als kurz vor der Eruption, was ein Indiz dafür ist, dass jetzt der Gegendruck im oberen Speichersystem geringer ist als in den Tagen vor dem Ausbruch. Bei diesem wurden ca. 15 Millionen Kubikmeter dünnflüssiger Basaltschmelze ausgestoßen. Noch nie zuvor wurde in so kurzer Zeit ein größerer Schmelzfluss auf Island beobachtet. Die IMO-Wissenschaftler hatten berechnet, dass seit der Eruption vom 14. Januar ca. 9 Millionen Kubikmeter Lava in das obere Speichersystem aufgestiegen waren. Also wurde auch Magma gefördert, dass sich vorher angesammelt hatte.

Morgen geht es wieder nach Hause und ab Mittwoch wird Vnet wieder wie gewohnt aktualisiert. Bald kommt dann mein Reisebericht zu den Geschehnissen am Vesuv und der Campi Flegrei. So richtig begeistert bin ich hiervon nicht. Vor allem nervt der Verkehrsinfarkt und die touristischen Entwicklungen am Vesuv, die ich nur noch als Nepp bezeichnen kann!

Hawaii: Starkes Erdbeben erschüttert Kilauea

Erdbeben Mw 5,7 unter Kilauea – Tsunamialarm blieb aus

Datum 09.02.2024 | Zeit: 21:06:31 UTC | Lokation: 19.231  ; -155.51 | Tiefe: 37 km | Mw 5,7

Gestern ereignete sich unter der Kilauea- Südflanke ein starkes Erdbeben der Magnitude 5,7. Erste Berechnungen kamen auf eine Lokalmagnitude von 6,3. Das Epizentrum lag nahe der Küste, genauer 2 Kilometer südwestlich von Pahala. Zum Glück manifestierte sich der Erdstoß in der relativ großen Tiefe von 37 km, so dass größere infrastrukturelle Schäden ausblieben. Aufgrund der Tiefe des Erdbebenherds wurde ein Tsunamialarm gegeben.

Die o.g. Daten stammten vom USGS. Das GFZ verortete das Bebenzentrum in 19 km Tiefe.

Gerade schrieb ich, dass man vor Ort Glück gehabt hatte, doch wir wissen alle, dass Glück relativ sein kann: in der Region befindet sich der Hauptaufstiegsweg des Magmas, das vom Hawaii-Mantelplume ausgeht. Die Ursache des Bebens steht zwar noch nicht fest, doch es könnte sein, dass es mit verstärktem Magmenaufstieg assoziiert war. Das Magma könnte sich auf das Spannungsfeld des Untergrundes ausgewirkt haben, wodurch lokale Störungszonen zum Beben angeregt worden sein könnten. Es ist auch möglich, dass der Erdstoß im Zusammenhang mit der Belastung der Ozeankruste durch die Auflast der Insel stand. Voraussetzung für diese Interpretationen ist natürlich, dass die Angaben stimmen, denn sie wurden mehrfach korrigiert.

In der Region gab es eine Serie schwächerer Beben, die sicher nur zum Teil Nachbeben waren, denn in dem Areal gibt es die meiste Zeit über viele Erschütterungen infolge des Magmenaufstiegs.

Die Seismizität oben am Kilauea hat weiter nachgelassen: täglich werden ca. 100 Erschütterungen registriert, was freilich immer noch überdurchschnittlich ist. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Intrusion des Magmatischen Gangs abgeschlossen ist. Auffällig ist, dass sich die Bebenspur des Schwarmbebens von letzter Woche nun bis vor die Küste verfolgen lässt.