Island am 16.02.23: Grindavik ohne Warmwasser

Erdbeben vor der Westküste von Reykjanes – Bodenhebung geht weiter

In den letzten 24 Stunden gab es ein Schwarmbeben vor der Westküste von Reykjanes, wo sich viele Erdbeben im Bereich der kleinen Insel Eldey manifestierten. Natürlich gab es auch Beben bei Svartsengi, Fagradalsfjall und an den anderen Spaltensystemen der Halbinsel. Insbesondere im Svartsengi-Gebiet sind die Erdbeben mit der Magmenintrusion gekoppelt, die den Boden weiter anhebt. Die Bodenhebung folgt ähnlichen Trends und Geschwindigkeiten wie diejenigen, die nach der Gangausbreitung am 10. November 2023 beobachtet wurden. In den letzten Tagen schwankte sie zwischen 5 und 10 mm am Tag.

Modellrechnungen der Wissenschaftler vom IMO, die auf GPS-Daten basieren, deuten darauf hin, dass sich die Magmaansammlung vom Ende des Ausbruchs am 9. Februar bis zum 14. Februar auf etwa 2 Millionen Kubikmeter beläuft. Es wird geschätzt, dass zu Beginn des Ausbruchs am 8. Februar etwa 10 Millionen Kubikmeter Magma vom Svartsengi-Gebiet in Richtung der Kraterreihe Sundhnúkur geflossen sind. Wenn sich die Magmaansammlung mit der gleichen Rate fortsetzt, wird sich bis Ende Februar oder Anfang März voraussichtlich insgesamt 10 Millionen Kubikmeter Magma angesammelt haben. Zu diesem Zeitpunkt steigt die Wahrscheinlichkeit einer neuen Dyke-Intrusion und eines Vulkanausbruchs signifikant.

Im westlichen Teil des Fagradalsfjalls wurde seit dem 12. Februar eine seismische Aktivität beobachtet. Etwa 80 kleine Erdbeben mit einer Stärke von 1,5 oder weniger wurden verzeichnet. Die Tiefe der Erdbeben unter dem westlichen Teil des Berges Fagradalsfjall liegt zwischen 6 und 8 km. Das Gebiet wird kontinuierlich überwacht, aber derzeit zeigen die Deformationsdaten keine Anzeichen einer Magmaansammlung.

IMO brachte gestern auch eine aktualisierte Gefahrenkarte heraus, die bis zum 22. Februar gültig ist. Die wichtigsten Änderungen beinhalten eine verringerte Wahrscheinlichkeit für das Öffnen von Eruptionsspalten in allen Zonen. Die Wahrscheinlichkeit von Dolinen und Verwerfungsbewegungen wird in Grindavík immer noch als hoch eingestuft.

Kein warmes Wasser in Grindavik

Neben Wissenschaftlichem gibt es auch Neuigkeiten aus Grindavik: Wie Páll Erland, Direktor von HS Veitna gegenüber MBL bekannt gab, gelangt weniger als die Hälfte des Warmwassers, das von Svartsengi nach Grindavík gepumpt wird, in die Stadt. Der größte Teil verschwindet durch ein Leck, das noch aufgespürt werden muss. Man geht aber davon aus, dass das Problem in den nächsten Tagen gelöst werden kann.

Campi Flegrei und die Pisciarelli-Fumarole

Pisciarelli Fumarole ist die aktivste Zone der Phlegräischen Felder

Seit Jahren steht die süditalienische Caldera Campi Flegrei aufgrund von Bodenhebung und Erdbeben in den Schlagzeilen, wobei die Situation im Herbst 2023 eskalierte, als es zu einer seismischen Krise nebst erhöhter Bodenhebung kam. In den folgenden Wochen wurde es etwas ruhiger, aber seit Januar 2024 nahm die Aktivität wieder zu. Im Zentrum der Aktivität steht der Solfatara-Krater, bei dem es sich um ein Trockenmaar handelt. Im Krater befinden sich Schlammpools und Fumarolen. Die aktivste Fumarole befindet sich nahe des nordöstlichen Kraterrands. Die Grand Fumarole stößt unter lautem Zischen viel Gas aus, doch obwohl sie die bekannteste Fumarole des Gebietes ist, ist sie nicht die stärkste: Dieses Attribut steht der Pisciarelli-Fumarole zu, die sich außerhalb der Solfatara befindet und an der Basis der nordöstlichen Außenflanke des Kraters liegt.

Das Pisciarelli-Areal ist dicht besiedelt und gehört wohl noch zur Gemeinde von Pozzuoli, obwohl der Großraum Neapel auch nur 5 Autominuten entfernt liegt. Die Fumarole nebst ihrem brodelnden Fangobecken ist von einer Sportanlage aus erreichbar, die mit einem großen Tor gesichert ist. Kameras überwachen das Gebiet. Der Weg zum Thermalgebiet ist nochmals gesichert. Ungebetene Besucher sind hier ganz bestimmt nicht erwünscht. Und das hat auch seinen Grund, denn der Boden ist instabil und die Aktivität steigt weiterhin an.

Meiner Meinung nach könnte die Grand Fumarole und die Pisciarelli-Fumarole unterirdisch miteinander verbunden sein, denn sie liegen etwa auf einem Höheniveau und nur gut 300 m voneinander entfernt. Ein dichtes Netzt aus Störungen durchzieht das Areal. Diese Störungen stehen mehr oder weniger senkrecht aufeinander.

Eine Studie aus dem Jahr 2021 untersuchte das Pisciarelli-System und erzeugte mit Hilfe geoelektrischer Verfahren ein 3D-Bild des Untergrunds, das bis in eine Tiefe von 20 m reichte. Eine Schlüsselerkenntnis war die Identifizierung eines Kanals, durch den Flüssigkeiten aus tieferen Reservoirs zur Oberfläche aufsteigen, möglicherweise gesteuert durch eine Tonkappenformation. Ein erstes konzeptionelles Modell wurde vorgeschlagen, um die Mechanismen hinter der Soffionaktivität und die Rolle von Flüssigkeiten/Gasen aus tieferen Quellen im flachen Flüssigkeitszirkulationssystem zu erklären.

Bei meinem letzten Besuch der Campi Flegrei im Februar 2024 besichtigte ich natürlich auch das Areal von Pisciarelli. Obwohl man die Fumarole schon vom weiten Dampfen sieht, ist es im typisch italienischen Straßenwirrwarr nicht einfach, die richtige Zufahrt zu finden. Tatsächlich stand das Tor zur Sportanlage einladend auf, und zusammen mit Manfred und Leroy steuerte ich unseren Mietwagen auf den Parkplatz. Dort wurden wir aber gleich vom Verwalter der Anlage abgefangen und zurück geschickt: Ein Besichtigen der Fumarole sei nur mit Genehmigung des Zivilschutzes möglich. Damit hatte ich eigentlich auch gerechnet. So ließ ich von einem Grünstreifen am Rand des Areals meine Drohne aufsteigen. Ich flog auf Sicht und ließ die Drohne über der Fumarole schweben, als plötzlich die Funkverbindung abbrach. Die Drohne kehrte automatisch zurück. Mehrmals versuchte ich es, doch immer mit dem gleichen Ergebnis: Irgendetwas störte die Verbindung, vermutlich ein starker Sender, der die Daten der Messgeräte überträgt. So gelangen mir nur Aufnahmen aus gut 40 m Entfernung zur Fumarole.

Auf den Aufnahmen sieht man nicht nur die Befestigungsanlagen um das Areal, sondern auch zahlreich Solarpaneel, die die Messgeräte mit Strom versorgen. Wahrlich, ein gut abgesichertes Vulkangebiet, das sicherlich auch wegen den teuren Gerätschaften der Wissenschaftler an Fort Knox erinnert.



Vulkan Villarrica mit erhöhter Aktivität am 16.02.23

Staat: Chile | Koordinaten: -39.42; -71.93 | Aktivität: Lavapond

Chilenischer Vulkan emittiert hohe Wärmestrahlung

Der Vulkan Villarrica liegt in der chilenischen Region Los Ríos und zeigte in den letzten Tagen eine Aktivitätssteigerung. Sie äußert sich in einer hohen Thermalstrahlung, die von MIROVA angezeigt wird und eine Leistung von 128 MW hat. Die Thermalstrahlung geht vom Hauptkrater aus. Glühende Lava steht im Fördersystem und es gibt strombolianische Eruptionen, die laut SERNAGEOMIN glühende Tephra gut 40 m über Kraterrandhöhe auswerfen. Vereinzelt landen glühende Schlacken auch auf der äußeren Kraterkegelflanke und gehen in einer Entfernung von bis zu 300 m vom Kraterrand nieder. Daher gibt es eine Sperrzone mit einem Radius von einem Kilometer um den Krater.

Die Vulkanologen berichten, dass die Seismizität deutlich erhöht ist. Im Januar wurden 559 vulkantektonische Erdbeben festgestellt. Die meisten Erschütterungen waren nicht wahrnehmbar, aber ein VT-Erdbeben hatte die Magnitude 3,8 und konnte von den Anwohnern der Region gespürt werden.

Darüber hinaus wurden 12033 langperiodische Erdbeben detektiert, die mit der Fluiddynamik im Vulkansystem in Verbindung standen und auf sich bewegendes Magma oder vulkanische Gase hindeuten. Die gleichen Ursachen hatten 2559 Tremorphasen.

Der Gasausstoß war ebenfalls erhöht: im Januar wurden durchschnittlich 1130 t Tonnen Schwefeldioxid am Tag emittiert. Der Maximalwert lag bei Wert von 2397 Tonnen am Tag, was als anomal angesehen wurde. Dieser Wert wurde noch getoppt, als am 6. Februar mehr als 2400 Tonnen des vulkanischen Gases emittiert wurden. Insgesamt gab es seit Jahresanfang 8 Schwefeldioxid-Anomalien in der Atmosphäre in der Nähe des Vulkans, als besonders viel Gas ausgestoßen wurde.

Es traten thermische Anomalien auf, die 44 mal Alarm auslösten und einen maximalen Wärmefluss von 189 MW hatten.

Der Boden hob sich infolge von Magmeninflation leicht an, was sich in einer Verlängerung der Überwachungslinie zwischen zwei Messpunkten auf der Vulkanflanke äußerte. Die Verlängerung betrug 7 mm im Monat.

Alles in allem sieht es nicht so aus, als würde sich der Villarrica in absehbarer Zeit wieder beruhigen. Der Ausbruch scheint weitestgehend stabil zu sein mit einigen Fluktuationen in der Intensität, so wie wir es augenblicklich sehen.