Island: Drei Schwarmbeben am 05.02.24

Schwarmbeben an drei unterschiedlichen Spaltensystemen auf Reykjanes

Heute ging es auf der isländischen Reykjaneshalbinsel hoch her, als es an drei verschiedenen Lokationen Erdbebenschwärme gab. Angefangen hatte die Aktivität am Reykjanes-Spaltensystem ganz im Westen der Halbinsel, wo sich die Erdbeben zwischen der Küste und dem Eiland Eldey manifestierten. Die Erdbeben dort hatten bereits am Wochenende begonnen, der Höhepunkt des Schwarms wurde aber erst heute Nacht erreicht. Nicht ganz so verwunderlich ist, dass das Svartsengi-System mit einstieg, denn auch dort hatte es gestern schon vermehrt gebebt. Das System ist ja bekanntermaßen auch magmatisch geladen und instabil. Nicht ganz so offensichtlich war, dass dann heute ein drittes Spaltensystem in die Aktivität einstieg: Krýsuvík! Hier streiften die Beben auch das nördliche Randgebiet vom Fagradalsfjall. Gegen Nachmittag hat sich die Erdbebentätigkeit dann wieder vor die Westküste verlagert. Bis jetzt werden 266 Erschütterungen in den IMO-Tabellen angezeigt, wobei die Daten erst heute Nachmittag aktualisiert wurden. Irgendwie hat man dort im Augenblick eine lange Leitung, denn ein Statement zu den Geschehnissen gab es vom IMO bis jetzt nicht. Man kann auch davon ausgehen, dass es deutlich mehr Erdbeben gab, als bis jetzt angezeigt wurden.

Die stärksten Erschütterungen hatten Magnituden im 2er-Bereich. Hiervon werden 56 Beben angezeigt. Die meisten beben hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität. Die meisten Hypozentren lagen flacher als 8 Kilometer.

Ob die Beben tektonischer Natur waren oder im Zusammenhang mit einer Magmenintrusion, ist unklar. Möglicherweise erzeugte aufsteigendes Magma Spannungen, die tektonische Störungen aktivierten.

Die Bodenhebung bei Svartsengi verlangsamte sich heute deutlich und es könnte sein, dass die Elastizitätsgrenze der Deckschichten erreicht ist, was eine mögliche Erklärung für die Erdbeben sein könnte. In diesem Fall ist in den nächsten Stunden/Tagen mit einem neuen Vulkanausbruch oder einer Dyke-Intrusion zu rechnen. Neusten IMO-Berechnungen zufolge sollt das Reservoire unter Svartsengi nun 9 Millionen Kubikmeter Magma gefasst haben und hat sich somit in den letzten Tagen deutlich vergrößert.

Vulkan Popocatepetl eruptiert am 05.02.24

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Eruptionen am Popocatepetl – Vulkanasche breitet sich über großes Gebiet aus

Der mexikanische Vulkan Popocatepetl bleibt aktiv und eruptiert frequente Aschewolken. Das VAAC Washington brachte heute eine VONA-Meldung heraus, nach der Vulkanasche in einer Höhe von 5400 m festgestellt wurde. Das ist deutlich niedriger als es in den letzten Wochen üblich war. Allerdings kommt die geringe Eruptionshöhe nicht etwa durch schwächere Eruptionen zustande, sondern durch sehr starken Wind, der die Aschewolke niederdrückt und bis weit in den Süden Mexikos verfrachtet. Mittels Radar und Satellitenbildern lässt sich die Spur der Vulkanasche bis fast an die mexikanische Pazifikküste verfolgen. So liegen zahlreiche Gemeinden unter der Aschewolke, und besonders in Vulkannähe kommt es zu Ascheneiderschlag. eingeatmet stellt die Vulkanasche ein Gesundheitsrisiko dar, und so werden Zivilschutz und Gesundheitsbehörden nicht müde, davor zu warnen. Es gibt Empfehlungen, dass man in Gemeinden unter der Aschewolke Staubmasken tragen soll, da insbesondere Lungenschäden drohen. Aber auch die oberen Atemwege und Augen können Reizungen davontragen.

CENAPRED berichtete in seinen letzten Updates von Asche-Dampf Exhalationen und lang anhaltenden Tremorphasen, so wie sie in den vergangenen Monaten häufiger auftraten. Am Samstag hielt der Tremor 967 Minuten lang an und am Vortag wurden sogar 1027 Minuten Tremor aufgezeichnet. Da kam der Wind noch aus einer anderen Richtung und wehte die Eruptionswolken in nordöstlicher Richtung.

Die Gefahrenampel steht auf „Gelb“ und es gilt weiterhin ein Besteigungsverbot des Popocatepetl. So schreiben die Vulkanologen: „CENAPRED besteht darauf: Versuchen Sie nicht, den Vulkan zu besteigen , da es zu Explosionen kommt, die glühende Fragmente auswerfen, wie kürzlich beobachtet wurde. Beachten Sie den Ausschlussradius von 12 Kilometern vom Krater, da der Aufenthalt in diesem Bereich nicht sicher ist. Halten Sie sich bei starkem Regen vom Grund der Schluchten fern, da die Gefahr von Schlamm- und Murgängen besteht.“ Die eindringliche Warnung lässt vermuten, dass wieder vermehrt Gipfelstürmer erwischt wurden.

Popocatepetl ist der größte aktive Vulkan Mexikos und liegt nahe der Hauptstadt. Im Falle starker Eruptionen kann es dort zu Beeinträchtigungen kommen, von denen auch der Flugbetrieb des internationalen Flughafens betroffen ist.

Neuseeland: Magnetische Anomalie unter Lake Rotorua

Die Rotorua-Caldera in Neuseeland zählt mit einem Durchmesser von ca. 22 Kilometern zu den größten Einsturzkratern der Welt und beherbergt neben dem gleichnamigen See einige der fantastischsten geothermalen Erscheinungen der Welt. Hierzu zählen das Dorf Whakarewarewa, in dem die Maori die Vorzüge der Geothermie genießen und der Pohutu-Geysir, der in einem angrenzenden Thermalgebiet liegt.

Die Caldera ist Teil der Taupo-Volcanic-Zone und entstand vor gut 240.000 Jahren infolge eines gigantischen Vulkanausbruchs. Legt man die Maßstäbe für aktiven Vulkanismus normaler Feuerberge zugrunde, müsste man den Rotorua-Vulkan als erloschen bezeichnen, denn die letzten Eruptionen ereigneten sich hier vor gut 25.000 Jahren und sind somit länger als 10.000 Jahre her. Das ist die magische Grenze, ab der ein Vulkan als erloschen angesehen wird. Doch wir wissen, dass diese zeitlichen Maßstäbe nicht für große Calderavulkane gelten, die auch nach mehreren Hunderttausend Jahren der Ruhe wieder zu neuem Leben erwachen können.

Der Lake Rotorua nimmt einen großen Teil der Caldera ein. Der See hat einen Durchmesser von ca. 11 km und bedeckt eine Fläche von 80 Quadratkilometern. Damit ist er nach dem Lake Taupo der zweitgrößte See der neuseeländischen Nordinsel. Um den See rankt sich auch eine bekannte Liebesgeschichte der Maori. Die Legende besagt, dass die Tochter eines einflussreichen Häuptlings einst die verbotene Liebe überwand, indem sie schwimmend den See überquerte, um sich mit einem jungen Krieger zu vereinen.

Magnetische Anomalie unter der Rotorua-Caldera zeugt vom Hydrothemalen System

Nun entdeckten neuseeländische Forscher von GNS Science eine große magnetische Anomalie unter dem See. Die Entdeckung wurde im Rahmen einer Kartierung des Seebodens gemacht, die eine Fläche von 55 Quadratkilometer erfasst. Sie wurde unter der wissenschaftlichen Leitung des GNS mit Hilfe der neuseeländischen Marine durchgeführt. Zum Einsatz kamen moderne Instrumente wie ein Mehrstrahl-Echolot und Magnetometer. Die so entstandene Karte ist von einmaligem Detailreichtum: Sie zeigt einen großen Krater und einen breiten Lavastrom. Farbliche Abstufungen bilden die magnetische Anomalie im südlichen Teil der Caldera ab. Die Anomalie nimmt negative Magnetisierungswerte an und wird wahrscheinlich durch die Umwandlung von Magnetit des Lavagesteins am Seegrund in Pyrit hervorgerufen, was auf hydrothermale Prozesse hindeutet. So wird die Anomalie als Hinweis auf ein großes Hydrothermalsystem angesehen, was eigentlich nicht weiter überrascht, wenn man bedenkt, welche bedeutenden geothermalen Manifestationen es am Seeufer gibt. Darüber hinaus wurde auch die Wassertemperatur am Seegrund gemessen und man stellte fest, dass der Seeboden stellenweise Wärme abgibt.

Die Anomalie am südlichen Seeufer grenzt an die Stadt Rotorua, wo auch das geothermale Maoridorf Whakarewarewa und der Pohutu-Geysir liegen. Man kann also davon ausgehen, dass es sich um ein großes zusammenhängendes System handelt.

Die Entdeckung, dass das Hydrothermalsystem unter der Caldera deutlich größer ist als man bisher annahm, lässt den Rückschluss zu, dass der Wärmefluss vom Magmenkörper unter dem Vulkan größer ist als bislang bekannt. Es bleibt zwar unklar, ob im Magmenkörper erutpionsfähige Schmelze vorhanden ist, doch erloschen scheint mir die Rotorua Caldera jedenfalls noch nicht zu sein. Auch wenn kein Supervulkanausbruch wie vor 240.000 Jahren droht, könnte sich im Bereich unter dem Hydrothermalsystem aktiv Magma ansammeln. Um dies zu bestätigen bedarf es aber weiterer Anzeichen wie Bodenhebung und Seismizität. Im Januar gab es 2 schwache Erdbeben im südlichen Calderabereich. Anzeichen, dass der Untergrund nicht tot ist, aber nicht genug um auf Magmenaufstieg hinzudeuten.




Weiterführender Link: Bildergalerie Neuseeland, Videos Vulkanismus Neuseeland