Island: Erdbebenaktivität ist am 18.12.23 hoch

Hohe Erdbebenaktivität am magmatischen Gang – Bodenhebung hält an

Am magmatischen Gang auf Reykjanes ist die Erdbebenaktivität heute relativ hoch gewesen. IMO zeigt in seiner Tabelle für die letzten 48 Stunden 293 Erschütterungen auf der Halbinsel an. Die meisten Erdbeben manifestierten sich im zentralen Part des Gangs, dort, wo die isländischen Forscher am ehesten mit einer Eruption rechnen, wenn es denn zu einer kommt. Es gilt immer noch die Bemerkung, dass es offenbar Probleme mit der Datenerfassung gibt, weshalb immer wieder Lücken in den Diagrammen entstehen, die dann nachträglich aufgefüllt werden.

Die Bodenhebung hält in etwa auf dem Niveau der Vortage an. Einzelne Messpunkte fluktuieren immer entlang des Mittelwertes, daher lässt sich von Messung zu Messung nur schwer abschätzen, ob die Hebungsrate gleich geblieben ist oder nicht. Der letzte Messpunkt lag etwas unterhalb der Mittellinie, doch im Großen und Ganzen halten sich die Fluktuationen in Grenzen.

Aus seismischer Sicht ist nicht nur die Reykjanes-Halbinsel unruhig, sondern viele Vulkangebiete entlang der Hauptriftzonen. So wurden Erdbeben unter den Gletschervulkanen Katla und Grimsvötn/Bardarbunga registriert. Auch das System Askja/Herdubreid ist etwas unruhig geworden. Den stärksten Erdstoß der letzten Tage gab es aber an der Tjörnes-Fracture-Zoe vor der isländischen Nordküste. Dort bebte die Erde bei Grimsey mit einer Magnitude von 3,4.

Die Experten von IMO und der Universität Reykjavik beraten sich am 20. Dezember erneut und wollen zu einer neuen Lageeinschätzung der Situation kommen. Es soll ggf. auch eine neue Gefahrenkarte herausgebracht werden.

Heute wurde auch wieder die Hauptstraße nach Grindavik geöffnet, nachdem sie länger als 5 Wochen gesperrt war. Die Grindavikings müssen nun keine Umwege mehr fahren, wenn sie tagsüber zu ihren Häusern wollen. Nachts müssen sie die Stadt aber wieder verlassen haben.

Stromboli mit kleinem Lavastrom – News vom 18.12.23

Staat: Italien | Koordinaten: 38.79; 15.21 | Aktivität: Strombolianisch

Kleiner Lavaüberlauf am Stromboli – Intensives Lavaspattering beobachtet

Gestern Abend berichtete das INGV, dass gegen 20:30 UTC ein kleinerer Lavaüberlauf aus dem nordöstlichsten Schlot des Strombolikraters begann. Die Aktivität ging mit intensivem Lavaspattering einher. Die Vulkanologen des Ätna-Observatoriums beobachteten die Ereignisse via Livecam, genauso wie einige Mitglieder unseres Vulkanvereins, die sich darüber in unserer Gruppe zeitnah austauschten. Wie der Livecamshot von Wolfgang zeigt, muss die Aktivität bereits deutlich früher eingesetzt haben.

Die Lavastrom-Aktivität beschränkt sich auf den oberen Teil der Sciara del Fuoco. Die strombolianische Aktivität setzt sich sowohl im nördlichen als auch im zentralen Kratergebiet fort.

Aus seismischer Sicht gab es keine signifikanten Schwankungen, sowohl in der durchschnittlichen Amplitude des vulkanischen Bebens, die sich im mittleren Bereich bewegten. Auch die Häufigkeit und Amplitude der Explosionsbeben blieb unverändert. Das gleiche galt für die Bodenverformungsdaten, die keine signifikanten Schwankungen zeigten.

Kurzfristig lassen sich solche Lavaüberläufe kaum prognostizieren. Meiner Meinung nach kündigt sich ein verstärkter Magmenaufstieg am Stromboli einige Wochen zuvor mit schwachen Erdbeben im Bereich der Asthenosphäre an. Außerdem ist der Kohlendioxid-Ausstoß am Vulkan zuvor erhöht. Nicht selten gibt es einige Tage vor der Episode mit einem Lavaüberlauf einen Schloträumer in Form einer stärkeren Explosion, so wie es vor 3 Tagen der Fall gewesen war. Praktisch immer geht Lavaspattering den Lavaströmen voran.

Gestern Morgen meldete das LGS in seinem täglichen Update noch keine Auffälligkeiten. Die geophysikalischen Daten waren alle unauffällig, allerdings gab es keine aktuelle Messung des Kohlendioxid-Ausstoßes, der einige Tage zuvor erhöht gewesen war.

Immer mehr Webseiten arbeiten eingeschränkt

Leider ist die LGS-Seite mit den Livedaten weiterhin offline, so dass auch die eingebundenen Grafiken und Livecambilder auf Vnet nicht zur Verfügung stehen. Leider scheint es ein aktueller Trend zu sein, dass Institutionen weniger Ressourcen online zur Verfügung stellen können. Die Internetbegeisterung der letzten Jahre scheint stark nachzulassen. Vielleicht ist auch nur die Infrastruktur in die Jahre gekommen und marode, und Ersatz oder weiterer Ausbau ist zu teuer. Apropos, habe ich Euch schon erzählt, dass ich seit fast einem Jahr auf meinen Glasfaseranschluss der Telekom warte? Schon ein bisschen peinlich … Wie lange soll denn da der dringend benötigte Ausbau der Stromnetze für die grüne Revolution auf sich warten lassen? Aber das ist ein anderes Thema.

Argentinien: Schweres Unwetter verursacht Todesopfer – News vom 17.12.23

Sturm bringt Hallendach zum Einsturz – Mindesten 13 Todesopfer in Argentinien

Seit Freitag ziehen über Teile des südamerikanischen Landes Argentinien schwere Unwetter hinweg, die Starkregen, Hagel und starke Sturmböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 150 km/h mit sich brachten. Im Rahmen dieser Unwetter entstand ein schweres Gewitter, das die Stadt Bahia Blanca an der argentinischen Atlantikküste traf. Das Dach einer Sporthalle stürzte während des Sturms ein. In der Halle wurde ein Eislaufwettbewerb veranstaltet. Das besonders Tragische: Weitere Menschen flüchteten vor dem Sturm in die Halle, um Schutz zu suchen. Durch den Kollaps des Daches fanden mindestens 13 Menschen den Tod, wie der Bürgermeister der Stadt auf Twitter bestätigte. Feuerwehrleute arbeiteten daran, möglicherweise Eingeschlossene zu retten. Der argentinische Präsident Javier Milei sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus und kündigte Unterstützung für die Opfer an. Der Sturm deckte auch weitere Dächer ab und beschädigte Hausfassaden. Bäume wurden entwurzelt oder knickten um. Der Sturm verursachte auch Stromausfälle in der Region, von denen zahlreiche Haushalte betroffen waren.

Es wurde ein orangefarbener Alarm für verschiedene Gebiete der Provinz Buenos Aires ausgelöst. Aufgrund der starken Windböen in der Gegend riet das Präsidialamt den Bewohnern, bis Sonntagmorgen in ihren Häusern zu bleiben, Die Regierung arbeitet mit lokalen Behörden zusammen, um den Opfern zu helfen und den Schaden zu begrenzen.

Das Jahr 2023 war kein Gutes für Argentinien, denn das Land litt in besonderem Ausmaß an Extremwetterereignissen. Im Frühjahr und Sommer blieb der Regen in vielen Regionen aus und es herrschte Dürre. Die Trockenheit begünstigte Waldbrände, die bis in den Oktober hinein wüteten. Die Trockenheit führte auch zu großen Ernteverlusten beim Soja, für dessen Export Argentinien bekannt ist. Das ging soweit, dass das Land Soja einführen musste, u.a. um die Rinder zu versorgen, die ein weiterer Exportschlager Argentiniens sind. Ihr werdet es erraten: Der Anbau von Soja ist nicht weniger umweltschädlich als die Rinderzucht und die damit einhergehende Abholzung vernichtet Waldflächen, die wir für den Klimaschutz dringend benötigen. Beim Transport von Rindfleisch und Soja per Schiff werden nicht nur große Mengen Kohlendioxid emittiert, sondern es fallen auch Feinstaubemissionen an.

Die aktuellen Unwetter ereigneten sich in einer Jahreszeit, zu der es in Argentinien auch in normalen Zeiten die meisten Niederschläge gibt. Es sieht so aus, als wäre die Dürre zumindest regional unterbrochen. Aber extreme Niederschläge bergen eine weitere Naturgefahr: Sie erodieren Böden nach Dürreperioden besonders stark.

Erta Alé: neues Video vom Lavaüberlauf am 11. Dezember

Video zeigt dünnflüssige Lava am Erta Alé in Äthiopien

Gestern wurde auf FB ein Video des Vulkanreisenden Rino Belloni veröffentlicht, das am 11 Dezember entstand und den Lavaüberlauf dokumentierte, über den ich hier bereits berichtet hatte. Besonders bemerkenswert ist die sehr dünnflüssige Schmelze, die bei nur geringem Gefälle fließt und einen ungewöhnlich dünnen Lavastrom aus Pahoehoe-Lava bildet.

Island: Steigerung der Seismizität am 17.12.23

Zunahme der Erdbebentätigkeit am Gang – Bodenhebung hält an

Wie IMO berichtet, gab es gestern am magmatischen Gang auf Reykjanes ca. 100 Erdbeben. In den ersten 11 Stunden des Tages waren es heute bereits 120 Erschütterungen, die von den Seismografen registriert wurden. In der Tabelle der letzten 48 Stunden werden 240 Beben angezeigt, deutlich mehr, als es in den letzten Tagen der Fall war. Auffällig sind 2 Lücken in der Darstellung mit der Zeitachse. Ob es da keine Beben gab, oder ob diese nur nicht erfasst/ausgewertet wurden, ist mir unklar. In den letzten Tagen wurden die Kartenaktualisierungen öfter mal ausgesetzt, was mit den Datenverarbeitungsproblemen zusammenhängen könnte, von denen IMO heimgesucht wurde/wird.

In Bezug auf den GPS-Messungen zur Bodenhebung scheinen die Probleme behoben zu sein. Die letzten Messungen zeigen eine anhaltende Bodenhebung bei Svartsengi, die sich im Vergleich zum Freitag wieder deutlich beschleunigte. Der aktuelle Messpunkt liegt jetzt oberhalb des gemittelten Grafen vom 10. November und fast auf Augenhöhe mit dem höchsten Einzelmesspunkt vor der Dyke-Bildung.

Der isländische Vulkanologe Þorvaldur Þórðarson brachte gestern in einem MBL-Interview ein schönes Sinnbild zur Sprache, indem er die Spannungen in der Deckschicht über dem Sill bei Svartsengi mit einem dicken Gummiband verglich, dass man unter Zugspannung setzt: Je weiter man das Gummiband auseinanderzeiht und spannt, desto mehr Kraft muss man für eine weitere Spannung aufbringen. Irgendwann ist dann der Punkt erreicht, an dem die Elastizität des Bandes überschritten ist und es reißt. Aus einem ähnlichen Grund könnte sich die Bodenhebung bis Freitag verlangsamt haben. Aber offenbar stieg doch einfach etwas weniger Schmelze in den Sill auf (oder es floss mehr zur Seite ab), denn die aktuell wieder verstärkte Bodenhebung zeigt, dass die Elastizitätsgrenze des Deckgesteins doch nicht erreicht zu sein scheint.

Nach wie vor besteht eine vergleichsweise große Eruptionsgefahr, nur wann es soweit sein wird, lässt sich nicht sagen.

Blaue Lagune nahm heute Badebetrieb auf

Derweilen wurde der Badebetrieb in der Blauen Lagune heute wieder unter Auflagen aufgenommen. Allzu viele Besucher wagten sich bis jetzt noch nicht ins Wasser. Vor Ort geht man wohl davon aus, dass man im Falle einer Eruption mindestens eine Vorwarnzeit von 2 Stunden hat, um die Anlage zu evakuieren. Irgendwie erinnert mich das an die bekannte Szene aus dem Spielfilm „Dante´s Peak“ mit Pierce Brosnan, als der Vulkanologe die Kinder der Bürgermeisterin davon abhielt, in einen Thermalpool zu springen, in dem es vorher Badende gekocht und verätzt hatte.

Erdbeben M 6,0 am Atlantischen Rücken

Starkes Erdbeben Mw 6,0 am südlichen Mittelatlantischen Rücken

Datum 15.12.2023 | Zeit: 22:23:52 UTC | Lokation:  -36.093 ; -17.224 | Tiefe: 20 km | Mw 6,0

Am Abend des 15. Dezembers erschütterte ein starkes Erdbeben Mw 6,0 den südlichen Teil des Mittelatlantischen Rückens zwischen Südamerika und Afrika. Das Epizentrum wurde vom EMSC 2801 km ostsüdöstlich von Cabo Frio in Brasilien verortet. Das Hypozentrum befand sich in 20 km Tiefe. Der Erdstoß kam nicht alleine, sondern wurde von zwei weiteren Erdstößen mit den Magnituden 5,3 begleitet. Der südliche Teil des Mittelatlantischen Rückens steht weniger häufig in den News, zum einen, weil sich dort wenigere Erdbeben manifestieren als am nördlichen Pedant, und zum anderen, weil südlich der Azoren keine Vulkaninseln liegen, die im Fokus des Interesses stehen. Dennoch ist auch dieser Teil des Rückens ein unterseeisches Gebirge, entlang dem eine divergente Kontinentalgrenze mitten durch den atlantischen Ozean verläuft.

Betrachtet man die GFZ-Shakemap, dann erkennt man, dass die Nahtstelle nicht gerade verläuft, sondern einem Zickzackmuster ähnelt. Während die divergenten Segmente des Mittelatlantischen Rückens grob in Nord-Süd-Richtung verlaufen, gibt es kurze Abschnitte, die senkrecht dazu in Ost-Westrichtung streichen. Bei diesen kurzen Segmenten handelt es sich um Transformstörungen (Blattverschiebungen), an denen es eine seitwärtsgerichtete Verschiebung gibt. Hier kommt es häufig zu Verhakungen der Plattensegmente, die sich nach einiger Zeit ruckartig lösen und die Erdbeben verursachen.

Die Driftgeschwindigkeit der Südamerikanischen Platte und der Afrikanischen Platte entlang des Mittelatlantischen Rückens beträgt ungefähr 2,5 Zentimeter pro Jahr. Diese Platten bewegen sich auseinander, was als divergente Plattengrenze bekannt ist. Entlang des Mittelatlantischen Rückens entsteht also ein Spalt, der sich durch aufsteigendes Magma wieder verfüllt: So entsteht entlang der Plattengrenze durch den Atlantischen Ozean neue ozeanische Kruste, während die Platten voneinander wegdriften.

Momentan scheint besonders viel Bewegung entlang des Rückens stattzufinden, denn auch im nördlichen Segment des Mittelatlantischen Rückens gab es in den letzten Tagen überdurchschnittlich viele Erdbeben.

Merapi: Dom ist deutlich kleiner geworden

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Dom am Merapi schrumpfte – Kaum noch Erdbeben

Am Merapi auf Java gehen immer noch glühende Schuttlawinen ab, die man in den letzten Tagen dank des besseren Wetters gut beobachten konnte. Für gestern meldete das VSI 106 seismische Signale, die von den Schuttlawinen ausgelöst worden waren. Das war es dann aber auch fast mit den Erdbebensignalen, denn außer den Signalen der Schuttlawinen wurde nur noch ein schwaches tektonisches Beben detektiert. Die mehrere Monate lang anhaltende Phase mit hunderten Hybriderdbeben am Tag scheint endgültig vorbei zu sein. Diese Erdbeben wurden von einem langsam aufsteigenden Magmenkörper verursacht, der im November den Krater erreichte und den südwestlichen Dom hatte wachsen lassen. Anfang Dezember kam es dann zu einer Serie pyroklastischer Ströme, die einen großen Teil des neu gewachsenen Lavadoms wieder abgebaut haben.

Im aktuellen Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum 8. – 14. Dezember schreibt das BPPTKG, dass es am 8. Dezember 2023 zu einer Serie von pyroklastischen Strömen kam, die in Richtung Südwesten durch die Bebeng-Krasak-Rinne abgingen und es auf eine Gleitstrecke von 3.800 m brachten. In einigen Regionen wurde Ascheniederschlag festgestellt. Die Abgänge ließen den Dom schrumpfen, und er hatte am 11. Dezember nur noch ein Volumen von 2.592.000 Kubikmeter. Zuvor waren es noch 3.348.600 Kubikmeter gewesen. Die Morphologie des Doms änderte sich signifikant. Anders sah es am mittleren Dom aus, der größtenteils inaktiv war und dessen Volumen sich nicht großartig änderte.

Die Bodendeformation der letzten Monate stoppte ebenfalls und die Vulkanologen konnten keine nennenswerten Verformungen des Vulkangebäudes detektieren. Alles in allem sieht es so aus, als wäre der Magmennachschub erst einmal versiegt. Das muss aber nicht bedeuten, dass der Merapi seine Aktivität dauerhaft einstellt oder dass aktuell keine Gefahr mehr vom Dom ausgeht. Daher hält das VSI seine Warnung aufrecht, sich dem Vulkan nicht zu nähern und das Sperrgebiet zu respektieren.

Fagradalsfjall: Neue Studie zu Lavafontänen

Studie zu Lavafontänen am Fagradalsfjall – Zyklen wurden vom Gas gesteuert

Die magmatische Aktivität auf der isländischen Reykjaneshalbinsel steht seit Ende Oktober im Fokus der Berichterstattung auf Vnet. Ähnlich verhielt es sich mit der ersten Eruption am Fagradalsfjall, die im März 2021 begann und gut ein halbes Jahr anhielt. Damals gab es eine ca. 6 wöchige Ausbruchsphase, bei der es zu Lavafontänen kam, die zwischen 100 und 400 m hoch waren, relativ kurzlebig waren und in sehr regelmäßigen Intervallen erschienen. Ein internationales Forscherteam unter Leitung der UNI Reykjavik und IMO wollte dem Rätsel dieser Lavafontänen auf die Spur kommen, wobei das Rätselhafte an den Fontänen ihre Periodizität war. Eine ähnliche Periodizität, doch mit längeren Aktivitäts- und Ruhephasen, wurde bereits während Paroxysmen am Ätna beobachtet, bei der die Lavafontänen aber weitaus größer waren und auch große Mengen Vulkanasche gefördert wurden. Auch am Kilauea auf Hawaii gab es bereits Phasen mit ähnlichen Lavafontänen. Während die Schmelze aus den beiden letztgenannten Vulkanen aus flach gelegenen Magmareservoirs kam, geht man davon aus, dass das Magma am Fagradalsfjall während der Eruptionsphase mit den Lavafontänen aus größerer Tiefe stammte. Vermutlich ist es direkt vom Ort seiner Entstehung aus aufgestiegen.

Lavafontänen sind eine häufige Erscheinung im Basaltvulkanismus, deren Dauer und intermittierende Natur jedoch nur teilweise verstanden sind, vor allem aufgrund der Schwierigkeiten bei der Messung von häufig vorkommenden Gasen wie Wasserdampf und Kohlendioxid. Im Mai 2021 ermöglichten außergewöhnliche Bedingungen hochauflösende infrarotspektroskopische Messungen der emittierten Gase während 16 solcher Fontänen-Ruhe-Zyklen. Die Messungen erfolgten aus unmittelbarer Nähe des Vulkans. Das Messgerät stand nur 300 m von den Fontänen entfernt. Ähnliche Messungen am Ätna wurden aus mehr als 1 km Entfernung durchgeführt und waren daher weniger genau. Im Unterschied zum Ätna folgten hier die Aktivitäts- und Ruhephasen in viel kürzeren Abständen aufeinander. Die Forscher wurden vor allem von einer Frage motiviert: Was steuert die Zeitskalen von Fontänen und Ruhephasen?

Fontänenintervalle werden durch akustische Aufzeichnungen abgegrenzt, die grau dargestellt sind. © Samuel Scott und andere. Nature.com

Die Messungen zeigten, dass die Entgasung von Kohlendioxid in der oberen Kruste während des Magmaaufstiegs erfolgte, gefolgt von einer weiteren Gas-Flüssigkeits-Trennung in geringen Tiefen von weniger als 100 m. Die Forscher erklären die periodischen Lavafontänen als Ergebnis von Druckzyklen in einem flachen, mit Magma gefüllten Hohlraum, der am ehesten der klassischen Vorstellung einer Magmakammer entspricht. So einen Hohlraum kann man in ein paar Kilometer Entfernung zum Fagradalsfjall tatsächlich besichtigen.

Die Forscher hoffen nun, mit den gewonnenen Erkenntnissen zukünftige Vulkanausbrüche besser zu verstehen und ihr Verhalten vorhersagen zu können. (Quelle: https://www.nature.com/articles/s41467-023-42569-9)

Island: IMO aktualisierte Erdbebendaten

IMO hat Mittags die Erdbebendaten der Nacht nachgereicht – kein nennenswerter Aktivitätsrückgang

Heute Mittag hat IMO der Erdbebenstatistik von heute Morgen ein Update verpasst und die Erdbeben der Nacht in den Tabellen ergänzt. Somit ist mein Artikel von heute Morgen praktisch hinfällig, in dem ich schrieb, dass die Seismizität stark nachgelassen hätte. Defacto ist die Erdbebenaktivität praktisch gleich geblieben, vielleicht mit einer leicht rückläufigen Tendenz in den letzten Tagen, wobei zu berücksichtigen gilt, dass starker Wind herrschte und vielleicht nicht alle schwachen Beben detektiert werden konnten. IMO meldet jetzt, 50 Erdbeben in der Nacht detektiert zu haben, etwa genauso viele wie gestern im gesamten Tagesverlauf.

Neue GPS-Messungen zeigen anhaltende Bodenhebung

Es gibt auch eine neue GPS-Messung der Bodenhebung von Svartsengi, die von IMO durchgeführt wurde. Hier ist von einer Verlangsamung der Bodenhebung nichts zu sehen und der Verlauf des Grafen schaut ziemlich steil aus. Es fehlen die vielen Zwischenwerte der Messung der Uni, so dass der Verlauf nicht so kleinmaßstäblich ist. Der letzte Datenpunkt schloss auf jeden Fall zum Wert vom 10. November auf, der gemessen wurde, bevor es zur Dykebildung kam. Da weiterhin Magma in den Sill unter Svartsengi fließt und der Druck im System zunimmt, stellt sich nun die Frage, ob es in den nächsten Stunden/Tagen zu einem neuen Ausbruchsversuch der Schmelze kommen wird. Es könnte also jetzt sehr kurzfristig zu einem Vulkanausbruch oder einer neuen unterirdischen Gangintrusion nebst Erdbeben kommen. Natürlich kann auch erstmal nichts passieren. Vielleicht wurde der Untergrund durch die Intrusion des Ganges soweit stabilisiert und neues Volumen geschaffen, in dem die Schmelze ausweichen kann, sodass wir erst weitere Ereignisse sehen werden, wenn die unterirdischen Speicherkapazitäten erschöpft sind oder der Schwellenwert einer weiteren Schwachstelle überschritten wird und diese vom Magma durchbrochen werden kann.