Datum 07.12.2023 | Zeit: 12:56:30 UTC | Lokation: -20.696 ; 169.238 | Tiefe: 32 km | Mw 7,0
Heute Nachmittag ereignete sich um 12:56:30.7 UTC ein starkes Erdbeben der Magnitude 7,0 im Südwesten von Vanuatu. Zuerst wurde eine Magnitude von 7,3 angegeben. Wahrscheinlich handelte es sich bei diesen Angaben um die Lokalmagnitude auf der Richterskala. Obwohl das Hypozentrum laut EMSC in 32 km Tiefe lag, wurde Tsunami-Alarm ausgelöst. Allerdings sind keine Wellen mit Höhen von mehr als 1 m zu erwarten, wenn es überhaupt größere Wellen gibt. Vorausgesetzt, die Tiefe des Hypozentrums ist korrekt angegeben und wird nicht noch deutlich korrigiert. Das Epizentrum wurde 128 km südlich von Isangel lokalisiert. Das ist ein Ort auf der Insel Tanna, die uns gut bekannt ist, weil sich dort der Vulkan Yasur befindet. Der Vulkan ist daueraktiv und könnte vom Erdbeben beeinflusst werden. Allerdings liegen noch keine Meldungen über ungewöhnliche Aktivitäten des Vulkans vor. Genauso verhält es sich mit Nachrichten über größere Schäden und mögliche Erdbebenopfern.
Inzwischen wurde die Tiefe des Hypozentrums tatsächlich korrigiert. Das EMSC gibt eine Tiefe von 50 km an. Beim GFZ wird eine Tiefe von 10 km angegeben. Irgendwie scheint da eine gewissen Uneinigkeit zu herrschen. Dabei wäre eine korrekte Angabe wichtig um das Tsuanmirisiko abzuschätzen.
Vanuatu liegt am gleichnamigen Graben. Beim Vanuatugraben handelt es sich um eine Tiefseerinne an der Plattengrenze zwischen Australien und dem Pazifik. Er ist an manchen stellen über 9100 m Tiefe und ist Zeugnis der Subduktion. Diese wird sich auch für das aktuelle Erdbeben verantwortlich zeigen.
Auf Vanuatu gibt es zahlreiche Vulkane, die als aktiv eingestuft werden. Neben den bereits erwähnten Feuerbergen zählen vor allem Ambrym, mount Garet und der Mount Lombenben zu den bekannten Vulkanen des Archipels.
Wenigere Erdbeben am magmatischen Gang – Bodenhebung bei Svartsengi verstärkt sich
Entlang des magmatischen Gangs, der sich am 10. November auf der Reykjanes-Halbinsel bei Grindavik gebildet hatte, gab es in den letzten Stunden vergleichsweise wenige Erdbeben. Gestern wurden insgesamt 180 Erschütterungen detektiert. Abends schrieb IMO in einem Update, dass die neuesten geodätischen Modellierungsergebnisse darauf hindeuten, dass der Magmazufluss zum Gang wahrscheinlich aufgehört hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass es zu diesem Zeitpunkt entlang des Deichs zu einem Ausbruch kommt, ist daher deutlich gesunken. Unter Svartsengi setzt sich jedoch die Ansammlung von Magma fort. Diese Einschätzung fußte darauf, dass nicht nur die Erdbebentätigkeit entlang des Gangs nachgelassen hatte, sondern dass auch die Bodenhebung an den meisten Stationen entlang des Gangs gestoppt hatte oder sehr gering war. Allerdings sieht man heute, dass es weitere Bodenhebungen in der Größenordnung von mehr als 1 cm am Tag bei den Sundhnukur-Kratern gibt, die ja als wahrscheinlichster Ausbruchsort entlang des Gangs gehandelt wurden.
Signifikant bleibt auch die Bodenhebung bei Svartsengi, wobei hiervon ein recht großes Areal betroffen ist, das sich bis nach Eldvörp im Westen ausdehnt, wo ebenfalls eine Bodenhebung von mehr als 1 cm detektiert wird. Das Gleiche gilt für die nördlich von Svartsengi gelegene Messstation NORV. Wie man sieht, hebt sich der Boden in einem großen Areal weiterhin an, wobei die Geschwindigkeit der Hebung fluktuiert, was man aber auch erwarten kann. Generell frage ich mich, ob das geodätische Modell richtig ist, was davon ausgeht, dass Schmelze von einem Sill in 4 km Tiefe unter Svartsengi in den Gang bei den Sundhnukur-Kratern fließt. Ich denke, dass die Bodenhebung von einer großräumige Magmenakkumulation verursacht werden könnte, die unterhalb des Sills liegt und sich im Osten bis an den Westrand vom Fagradalsfjall ausbreitet und im Westen bis hinter Eldvörp reicht. Alternativ kann man sich auch fragen, ob das Modell des Sills richtig ist oder ob es sich hierbei nicht um einen größeren Magmenkörper handelt. Da es abseits des Gangs nur wenige Erdbeben gibt und praktisch keine in größeren Tiefen, scheinen die Aufstiegswege frei zu sein. Sie bildeten sich wahrscheinlich bei den früheren Phasen mit Magmenaufstieg, die seit 2019 mehrmals vorkamen.
Sollte die Bodenhebung in diesem Tempo weitergehen, dann wird der kritische Punkt der Akkumulation, bei dessen Erreichen am 10. November der Gang entstand, nicht erst Ende nächster Woche erreicht werden, sondern bereits an diesem Wochenende. Geht man davon aus, dass die Strukturen im Untergrund noch vom letzten Ereignis geschwächt sind, könnte ein kritischer Schwellenwert des Drucks auch früher überschritten werden. Kurzum, wir könnten also wenige Tage vor einem neuen Event stehen, das sich möglicherweise in einer neuen Gangbildung oder in einer Eruption manifestiert. Es ist natürlich denkbar, dass alle Modelle falsch sind und erst einmal nichts passiert. Es bleibt also spannend und zuverlässige Prognosen lassen sich nicht stellen.
Übrigens verglichen die IMO-Wissenschaftler, die das gestrige Update schrieben, die aktuelle Situation einmal mehr mit den Geschehnissen an der Krafla im Jahr 1975.
Vier kleine thermische Anomalien am Erta Alé – NASA rendert neues Thermalbild
Der Vulkan Erta Alé liegt in der äthiopischen Wüste Danakil und ist seit mindestens 1967 daueraktiv. Mindestens, weil es Berichte aus dem Jahr 1906 gab, die bereits einen Lavasee beschrieben. Da aus der Zeit dazwischen keine Dokumente vorliegen, ist es ungewiss, ob der Vulkan die ganzen Jahre über aktiv war. Nun veröffentlichte die NASA ein neu gerendertes Satellitenbild, das am 27. November vom Landsat 8 Satelliten aufgenommen wurde. Im Infrarotspektrum zeigt es winzige thermische Anomalien. Sie stammten nicht von einem Lavasee, sondern von einem Hornito und einem kleinen Lavastrom. Der Hornito liegt im Süden des alten Pitkraters, der Lavastrom nördlich davon. In früheren Jahren verhielt es sich so, dass es in ruhigeren Zeiten im Pitkrater einen gedeckelten Lavasee gab, auf dessen Erstarrungskruste sich Hornitos bildete. Ob es sich heute auch so verhält, ist ungewiss. Eventuell liegt unter dem Hornito ein kleiner Lavateich. Auf einem jüngeren Bild ist noch eine schwache Wärmesignatur im Nordkrater auszumachen. Hier muss es in den vergangenen Tagen wieder zu einem Lavaüberlauf gekommen sein. MIROVA detektiert aktuell eine moderate Wärmstrahlung mit 11 MW Leistung. Der Vulkan ist also weiterhin aktiv.
In der Danakil-Senke des Afar-Dreiecks in Ostafrika ziehen sich drei tektonische Platten auseinander, wodurch Magma an die Oberfläche aufsteigt und mehrere aktive Vulkane speist. Erta Ale liegt in dieser Riftzone und ist Äthiopiens aktivster Vulkan.
Der Erta Ale Vulkan, bekannt als „rauchender Berg“ und „Tor zur Hölle“ in der Afar-Sprache, zeigt einen brodelnden Lavasee im Gipfelkrater, der seit mindestens 1967 und möglicherweise seit 1906 aktiv ist. Das jüngste Bild, aufgenommen am 27. November 2023 vom OLI auf Landsat 8, zeigt ein Infrarotsignal, das durch die Hitze geschmolzenen Gesteins erzeugt wird.
Satelliten haben seit Mitte September 2023 thermische Anomalien im Gipfelkrater festgestellt. Laut Berichten des Global Volcanism Program deuten diese Anomalien auf Ausbrüche von Spritzkegeln und kleinen Lavaströmen im Krater hin. Aufgrund der Abgeschiedenheit des Gebiets sind Satellitenbeobachtungen eine wichtige Informationsquelle für die Vulkanforschung des Erta Ale.
Obwohl der Gipfel regelmäßig aktiv ist, zeigen auch andere Bereiche des Vulkans Lavaströme. Zwischen Januar 2017 und März 2020 entstand eine beträchtliche Menge basaltischer Lava bei Spaltenausbrüchen in der südöstlichen Caldera, die sich über etwa 30 Quadratkilometer erstreckte und auf dem Bild in Richtung Nordosten und Südwesten sichtbar ist.
Moderates Erdbeben Mb 4,4 nahe Kilauea-Gipfel auf Hawaii
Datum 07.12.2023 | Zeit: 03:16:35 UTC | Lokation: 19.431 ; -155.246 | Tiefe: 23 km | Mb 4,4
Heute Nacht ereignete sich auf Big Island Hawaii das zweite moderate Erdbeben in dieser Woche. Es hatte eine Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 23 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 2 Kilometer südwestlich der Gipfelcaldera lokalisiert. Zu beachten ist, dass aufgrund der Zeitverschiebung auf Hawaii noch Mittwochabend ist und sich der Erdstoß um 17:17 Uhr HST ereignete.
Die Wissenschaftler vom HVO brachten ein Statement zum Beben heraus. Nach ihrer Einschätzung stand es nicht direkt mit der vulkanischen Aktivität am Kilauea in Verbindung, sondern soll durch Spannungen erzeugt worden sein, die sich infolge der Verformung der ozeanischen Kruste durch die Auflast der Insel aufgebaut hatten. Es handelt sich auch nicht um ein Nachbeben des Erdbebens der Stärke 5,1 vom 4. Dezember, das wahrscheinlich tektonischen Ursprungs war.
Das Hawaiian Volcano Observatory hat keine erkennbaren Veränderungen der Aktivität am nahegelegenen Vulkan Kīlauea festgestellt und überwacht weiterhin potenzielle Änderungen.
Aufgrund der Intensität des Erdbebens werden keine Schäden an Gebäuden oder der Infrastruktur erwartet. Die modifizierte Mercalli-Skala zeigt eine maximale Intensität von IV an, was sich in leichtes Zittern des Bodens äußert, ohne das man größere Gebäudeschäden erwartet. Dennoch gingen in kurzer Zeit gut 150 Wahrnehmungsberichte bei den Behörden ein. Der Erdstoß konnte in den meisten Gebieten der Insel gespürt werden.
Der Kilauea reagiert bis jetzt nicht auf die beiden Erdbeben, sondern setzt seine leicht erhöhte vulkanisch bedingte Seismizität fort. Täglich werden um die 50 schwache Erdstöße nahe der Gipfelcaldera registriert. Die Bodenhebung steigt in den letzten Wochen nicht mehr ganz so konstant an wie in den Vormonaten, hält aber ein hohes Niveau. Meistens kommt es wenige Tage vor einem Ausbruch im Kraterbereich zu einer kurzweiligen Deflation.
Die Shakemap oben zeigt die Erdbeben der letzten 4 Wochen. In dieser Zeit wurden 674 Erschütterungen detektiert. Sehr schön sind die verschiedenen Erdbebenzonen anhand von Clusterbildung zu erkennen. Die Cluster um Pahala an der Küste stehen im Magmenaufstieg aus der Tiefe zusammen. Die Erdbeben entlang der Pali (Küstenebene) an der Südsüdostküste werden durch die Gleitbewegungen der Vulkanflanke verursacht. Die Beben im Gipfelbereich des Kilaueas sind überwiegend vulkanotektonischen Ursprungs. Ein wenig aus dem Schema herausfallen tut das heutige Beben, das auf dem Schriftzug Volcano liegt.
Bodenhebung bei Svartsengi hält an – Blaue Lagune bleibt geschlossen
Eigentlich wurde das beliebte Thermalressort Blaue Lagune auf der Reykjanes-Halbinsel erst einmal bis zum 7. Dezember geschlossen. Nun wurde bekannt, dass man die Schließung um 2 weitere Tage verlängert, um dann die Situation neu zu bewerten. Man kann davon ausgehen, dass bei weiter anhaltender Bodenhebung im Bereich von Svartsengi, in dem nicht nur das Geothermalkraftwerk liegt, sondern auch die Blaue Lagune, das Thermalressort kaum wieder geöffnet werden kann. Zu groß ist der Unsicherheitsfaktor, ob es nicht doch zu einer Eruption kommen wird. Zwar halten es die meisten Geowissenschaftler für wahrscheinlich, dass sich eine potenzielle Eruptionsspalte gut 2 km östlich bei den Sundhnukur-Kratern öffnen wird, doch der eine oder andere Experte schloss es nicht aus, dass eine Eruption am westlich gelegenen Eldvörp beginnen könnte. So oder so, würde die Blaue Lagune in unmittelbarer Nähe eines Vulkanausbruchs liegen und das Restrisiko, dass Mitarbeiter und Gäste ausgesetzt wären, ist für einen entspannten Badeurlaub zu groß.
Neue Messwerte von heute Morgen zeigen, dass sich der Boden mit einer Rate von etwas weniger als 1 cm am Tag hebt. Bei gleichbleibender Hebegeschwindigkeit dürfe man Ende nächster Woche wieder den Wert an Bodenhebung erreicht haben, wie am 10. November als die Riftbildung einsetzte. Was dann geschieht -wenn überhaupt etwas geschieht- ist offen, aber vielfach wird angenommen, dass dann wieder ein kritischer Wert erreicht ist, an dem die Schmelze unter Svartsengi einen neuen Ausbruchsversuch unternehmen könnte.
Während die Bodendeformation weiterhin anhält, hat die Erdbebentätigkeit im Bereich des magmatischen Gangs abgenommen. Nachts gab es gut 50 Erdbeben. Gestern wurden über den Tag verteilt 220 Erschütterungen detektiert. Heute gibt es phasenweise gar keine Erdbeben, aber sowas kann eine normale Fluktuation sein oder eben Anzeichen nachlassender Aktivität.
Erdbebenaktivität der Campi Flegrei gering – Bodenhebung stieg trotzdem
Gestern veröffentlichte das INGV das neue Wochenbulletin zur Caldera Campi Flegrei in Süditalien. Der Vulkan zeigte sich im Beobachtungszeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember von seiner ruhigen Seite und erzeugte nur 3 Erdbeben. Das ist ein denkwürdig niedriger Wert. Es sieht so aus, als wären bei der starken Erdbebensequenz erst einmal alle Spannungen im Untergrund abgebaut worden. Dennoch ist die Ruhe nur äußerlich bedingt, denn im Untergrund des Vulkans sind weiterhin magmatische Fluide tätig, die den Boden anheben. Nachdem sich die Bodenhebung nach der Erdbebensequenz deutlich verringerte und von Mitte Oktober bis Anfang November nur 4 mm im Monat betrug, stieg sie wieder an und belief sich während des genannten Beobachtungszeitraums auf 10 mm im Monat. Damit sind wir zwar noch ein Stück weit von den 15 mm pro Monat entfernt, die wir während des Sommers beobachten konnten, doch der Anstieg verdeutlicht, dass die Caldera noch nicht zur Ruhe gekommen ist. Auch wenn kein medialer Alarmismus mehr herrscht, bleibt ein gewisses Ausbruchsrisiko bestehen. Davon zeugt auch der langjährige leicht steigende Trend des Kohlendioxid-Ausstoßes, dessen Ursprung zumindest teilweise magmatisch ist. Signifikanten Änderungen in den geochemischen Parametern gab es während des Beobachtungszeitraums aber nicht. Die Temperatur der Hauptfumarole bei Pisciarelli lag weiterhin bei 95 Grad. Im Becken um die Fumarole sammelte sich wieder Kondensat an, so dass man wieder von einem Schlammpool sprechen kann.
Generell wird die aktuelle Hebungsphase von den meisten Geowissenschaftlern nicht als direktes Anzeichen einer sich zusammenbrauchenden Eruption gesehen, sondern als eine weitere Phase des Bradyseismos. Dass auch dahinter letztendlich sehr wahrscheinlich eine Magmenakkumulation in der Tiefe steckt, heißt nicht, dass es mittelfristig zwangsläufig zur Eruption kommt. Doch auch ohne einen Vulkanausbruch ist es ein phantastisches Naturphänomen, das weiterer Forschungen bedarf. Vielleicht steckt ja ein vergleichbares Phänomen hinter anderen starken Bodenhebungsphasen, die uns in den letzten Monaten in Atem gehalten haben. Sollte dem so sein, müsste in diesen Regionen bald eine deutliche Subsidenz einsetzten, denn im Gegensatz zu Magma, das sich im Untergrund akkumuliert, fließen die Fluide, die als Motor des Bradyseismos vermutet werden, nach einiger Zeit wieder ab und der Boden senkt sich.
Global betrachtet wird 2023 das wärmste Jahr des Industriezeitalters – Ökosysteme stehen vor Kollaps
Schon lange wird es gemunkelt, doch jetzt scheint es Gewissheit zu sein, obwohl das Jahr 2023 noch nicht zu Ende ist: Es wird global betrachtet das wärmste Jahr des Industriezeitalters werden und damit einen traurigen Rekord aufstellen. Weltweit betrachtet lagen die Durchschnittstemperaturen bis einschließlich November um 1,46 Grad höher als im vorindustriellen Referenzzeitraum.
Der Rekord wird sich laut NOAA mit einer 99 prozentigen Wahrscheinlichkeit einstellen. Damit das nicht so ist, würde es einen sehr kalten Dezember brauchen, was laut EU-Klimawandeldienst Copernicus aufgrund des Klimaphänomens El Ninio aber nicht zu erwarten sei.
Damit ist fast die 1,5 Grad-Marke erreicht, auf die man laut Pariser Abkommen die Erderwärmung bis zum Ende des Jahrhunderts begrenzen wollte. Dass dieses Ziel weit verfehlt werden wird, ist mittlerweile ebenfalls gewiss.
Samantha Burgess, stellvertretende Direktorin des Copernicus Climate Change Service (C3S), betonte, dass 2023 Temperaturrekorde für mehrere Monate aufgestellt habe, einschließlich des Novembers mit Tagen, an denen die Temperaturen um zwei Grad über den vorindustriellen Werten lagen.
Carlo Buontempo, Direktor des C3S, erklärte, dass solange die Treibhausgaskonzentrationen weiter steigen, ein Anstieg der Temperaturen sowie verstärkte Auswirkungen von Hitzewellen und Dürren zu erwarten sind. Aktuelle Berichte zum globalen Kohlenstoffbudget zeigen, dass die CO2-Emissionen aus fossilen Energieträgern wie Kohle, Erdöl und Erdgas im Jahr 2023 voraussichtlich mit 36,8 Milliarden Tonnen einen neuen Höchststand erreichen werden – ein Anstieg von 1,1 Prozent im Vergleich zu 2022 und 1,4 Prozent im Vergleich zu 2019 vor der Corona-Pandemie. Das zeigt deutlich, wie wenig die bisherigen Anstrengungen dem Klimawandel zu begegnen fruchten. Bei einer weiter rasant ansteigenden Weltbevölkerung ist davon auch nicht auszugehen.
Dabei ist der Klimawandel nur eines von mehreren globalen Umweltproblemen. Umweltverschmutzung, Abholzung, Waldsterben, Ausbeutung von Bodenschätzen, Versalzung von Böden und Erosion bedingen bereits ein Artensterben unbeschreiblichen Ausmaßes. Da in der Ökosphäre praktisch alles mit allem zusammenhängt, drohen bereits jetzt mehrere Ökosysteme endgültig zu kippen, was eine Kettenreaktion mit sich bringen könnte. Neben den arktischen Eiswelten und korallenbasierten Meeresökosystemen ist selbst der Amazonas-Regenwald stark gefährdet. Besonders in Brasilien herrscht seit Monaten eine der schlimmsten je aufgezeichneten Dürren im Regenwald, während es in Nachbarstaaten gerade Land unter heißt.
Pyroklastische Ströme am Merapi auf Java – Opferzahlen am Marapi auf Sumatra gestiegen
Jetzt ist es soweit und die Verwirrung wird komplett, da in Indonesien nun zwei namensähnliche Vulkane für Schlagzeilen sorgen: Die Rede ist von den beiden Vulkanen Merapi (Java) und dem Marapi (Sumatra), von dem es auch noch 2 Manifestationen gibt, denn neben dem aktuell aktiven Marapi gibt es auch noch einen weiteren Marapi, der zusammen mit dem Dempo einen Doppelgipfel bildet und im Süden Sumatras liegt. Ihr seht, die Situation birgt ein großes Potenzial maximaler Konfusität, der ich selbst auch schon zum Opfer gefallen bin. Aber der Reihe nach:
Der Merapi auf Java ist seit Anfang des Monats besonders munter und erzeugt neben den Abgängen glühender Schuttlawinen auch vermehrt pyroklastische Dichteströme. Das geht aus Meldungen des BPPTKG auf Twitter hervor, während man auf den offiziellen Webseiten des Vulkanologischen Dienstes Indonesiens (VSI/MAGMA) und der Bergbaubehörde dazu nur beiläufige Notizen in den tagesaktuellen Meldungen liest. So wurden am 1. Dezember zwei pyroklastische Dichteströme beobachtet. Gestern wurden vier dieser Ereignisse gezählt. In meinem letzten Update zum Merapi hatte ich noch darauf hingewiesen, dass die zahlreichen Hybriderdbeben, die seit Monaten am Vulkan registriert werden, auf Magmenaufstieg hindeuten, was den Dom wachsen lässt, und die Wahrscheinlichkeit für die Generierung pyroklastischer Ströme groß sei. Die hybriden Erdbeben gibt es immer noch, auch wenn ihre Anzahl leicht zurückgegangen ist: Täglich werden mehr als 200 dieser Erdbeben registriert.
Die Vulkanologen brachten auch ein neues Wochenbulletin der Geschehnisse der letzten Novemberwoche heraus. Nachdem wir lange auf neue Daten zum Volumen der Lavadome warten mussten, wurden diese tatsächlich Mitte November neu vermessen. Während sich der zentrale Dom praktisch nicht veränderte, gab es ein deutliches Wachstum der südwestlichen Kuppel. Ihr Volumen betrug 3.348.600 Kubikmeter. Der mittlere Dom hatte ein Volumen von 2.358.000 Kubikmeter. Im August beliefen sich die Werte noch auf 2.858.600 Kubikmeter (Südwestdom) und 2.355.100 Kubikmetern.
Opferzahlen am Marapi auf 22 geklettert
Während die Geschehnisse am Merapi momentan keine Menschen unmittelbar gefährden, sah es bei der spontanen Eruption am Marapi anders aus. Bereits gestern berichtete ich von 13 Todesopfern, heute wurde die Zahl auf 22 erhöht. Rettungstrupps haben 9 weitere Todesopfer am Vulkan entdeckt. Dass es kein Spaß ist, in den Ausläufern einer größeren Eruption zu geraten, verdeutlichen die Videos von verletzten Überlebenden, die in unserer FB-Gruppe „volcanoes and volcanism“ geteilt wurden. Da hier Kinder und Jugendliche mitlesen, binde ich an dieser Stelle nur eines der harmloseren Videos ein.
Starke Regenfälle in Tansania verursachen Erdrutsch – Mindestens 68 Menschen tot
Seit Wochen gibt es in Ostafrika schwere Regenfälle, die Überflutungen und Erdrutsche auslösen. Viele Gegenden sind überflutet und es gab viele Todesopfer. Gestern kam es dann im Norden von Tansania zu einem ungewöhnlich großen Erdrutsch, bei dem mindestens 68 Menschen starben. Offiziellen Angaben zufolge wurden 116 Personen verletzt. Gut 350 Rettungskräfte befinden sich auf der Suche nach weiteren Vermissten, die vermutlich unter den Erdrutschmassen begraben liegen. Ihre Überlebenschancen stehen schlecht und werden von Stunde zu Stunde geringer. Die Opferzahlen werden also sehr wahrscheinlich weiter steigen.
Die Bezirkskommissare Janeth Mayanja und Königin Sendiga bestätigten die Zahlen und befürchten weitere Opfer, da viele Straßen durch Schlamm und umgestürzte Bäume blockiert sind.
Die tansanische Präsidentin Samia Suluhu Hassan hatte angekündigt, die Regierung werde für die Beerdigungskosten der Opfer aufkommen. Sie äußerte sich in einem Statement während ihrer Teilnahme an der COP28-Klimakonferenz in Dubai.
Die Region Ostafrika leidet unter massiven Regenfällen und Überschwemmungen infolge des El Niño-Phänomens. Somalia, Ruanda und andere Länder in der Region sind betroffen, was zu einer Million Vertriebenen und Hunderten von Todesopfern geführt hat.
Das Horn von Afrika ist stark vom Klimawandel betroffen, der extreme Wetterereignisse wie Dürren und heftige Regenfälle verstärkt. Die Region leidet seit Jahren unter starken klimatischen Veränderungen, wobei die Auswirkungen durch den Klimawandel verschärft werden.
Afrikanische Führungspersönlichkeiten drängen auf neue globale Steuern und Änderungen bei internationalen Finanzinstitutionen, um Maßnahmen zum Klimaschutz zu finanzieren. Auf dem COP28-Gipfel wurde die Einführung eines „Loss and Damage“-Fonds gefeiert, jedoch ohne konkrete Details. Die Weltgemeinschaft bleibt hinter den Zielen des Pariser Abkommens zurück, die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.
Wissenschaftler prognostizieren, dass die Auswirkungen des aktuellen El Niño bis Ende 2023 und darüber hinaus zu spüren sein werden. Auch wenn die Regenfälle durch das beschriebene Klimaphänomen verstärkt worden sind, gilt zu beachten, dass gerade Regenzeit in Ostafrika herrscht. Zuvor fielen 2 große Regenzeiten aus und die Region litt unter einer Dürre. Nicht vergessen darf man, dass die aktuellen Extremwetterlagen auch noch von den Auswirkungen des Hunga-Tonga-Ha’apai-Vulkanausbruches beeinflusst werden könnten.
Wasserstoff als Heilsbringer?
In Bezug auf die Weltklimakonferenz sind die Aktionsbeteuerungen der Regierungschefs ja schön und gut, doch wie Klimaschutzprojekte finanziert werden sollen, bleibt besonders in Deutschland rätselhaft. Genauso wenig verstehe ich die Konzepte unserer Verantwortlichen. Wie gedenkt man, nach dem Ausstieg aus Kohle, Öl, Erdgas und Atomkraft die Energieversorgung sicherzustellen, wenn einmal Wind und Sonne ausbleiben? Besonders in der dunklen Jahreszeit, wenn Strom aus Sonnenlicht kaum zur Verfügung steht und der Energieverbrauch am größten ist, könnte es in Deutschland knapp werden. In diesem Zusammenhang hört man immer wieder Wasserstoff als Alternative, aber kann das wirklich funktionieren? Tatsächlich sind das bis jetzt reine Zukunftsvisionen und man setzt auf den Bau neuer Erdgaskraftwerke, der allerdings nur schleppend vorankommt. Sicherlich hofft man, später mal anstatt Erdgas Wasserstoff verstromen zu können, wobei man natürlich auch den Wirkungsgrad beachten muss. Man plant ja Wasserstoff in Nordafrika herzustellen indem man mit Sonnenenergie Elektrolyseure betreibt. Wasserstoff dient also als Speicher der Solarenergie. Dann erfolgt der Transport des hochflüchtigen Gases und die anschließende Verbrennung zur Stromerzeugung. Alternativ kann man den Wasserstoff auch mit Hilfe einer Brennstoffzelle verstromen. Beides hat einen Wirkungsgrad von ca. 50%. Bei der Elektrolyse gelingt es, etwa 60 bis 70% der Sonnenenergie mit Hilfe des Wasserstoffs zu speichern. Also bleibt im Idealfall ein Drittel der insgesamt eingesetzten Energie erhalten und steht zum Schluss als Strom zur Verfügung, wobei die zugrunde liegenden Photovoltaik Anlagen bereits nur einen Wirkungsgrad von maximal 30 Prozent haben. Im Endeffekt benötigt man wahrlich gigantische Solaranlagen die Massen an Wasserstoff herstellen und sehr Wahrscheinlich kostbares Trinkwasser in Wasserstoff verwandeln, ausgerechnet dort, wo Trinkwasser Mangelware ist. Mal einmal davon abgesehen, dass es Jahrzehnte dauern wird entsprechende Infrastrukturen zu schaffen, darf man sich Fragen, wie das bezahlt werden soll, was der Strom kosten wird und welche ökologischen Schäden das nach sich zieht?