Klyuchevskoy eruptierte Aschewolken – News vom 13.11.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Fumarolisch

Klyuchveskoy eruptierte gestern Aschewolken – Heute gibt es aufgewirbelte Asche zum Nachtisch

Außer am Ätna und bei Grindavik gibt es auch noch andere vulkanische Aktivität, über die es sich lohnt, kurz zu berichten. Einer der weltweit interessantesten Vulkanspots findet sich auf der russischen Halbinsel Kamtschatka, wo derzeit 3 Vulkane aktiv sind. Der aktivste dieser Vulkane ist der Klyuchevskoy, der zugleich der höchste eruptierende Vulkan Eurasiens ist. Hier gab es gestern weitere Eruptionen, in deren Zuge Vulkanasche bis auf 5700 m Höhe aufstieg. Das Wetter war in den letzten Tagen schlecht. So ist nicht dokumentiert, ob die Lavaströme weiterhin aktiv sind. Heute Morgen wird vom VAAC auch eine Aschewolke detektiert, doch diese stammt nicht von einem aktuellen Vulkanausbruch, sondern es handelt sich um vom Wind aufgewirbelte Vulkanasche. Sie wird 65 km weit in Richtung Osten geweht. Eine kurze Notiz bei KVERT erwähnt eine thermische Anomalie. Welcher Größenordnung beliebt unbekannt. Auf dem letzten wolkenfreien Satellitenfoto vom 10. November waren keine Lavastrom-Thermalspuren mehr zu sehen gewesen. Trotzdem gilt gelber Alarm für den Flugverkehr, da es erneut zu Ascheeruptionen kommen kann.

Ebenfalls auf Alarmstufe „Gelb“ steht der Bezymianny, der nur wenige Kilometer südöstlich vom Klyuchevskoy liegt. Mit weiteren Vulkanen bilden sie eine Vulkangruppe in Zentralkamtschatka. Der Bezymianny verfügt über einen Lavadom im Gipfelkrater. Er ist fumarolisch aktiv, und gelegentlich gehen glühende Schuttlawinen ab, die davon zeugen, dass der Lavadom aktiv ist und mit frischer Schmelze versorgt wird.

Bei KVERT wird auch erwähnt, dass der benachbarte Shiveluch weiterhin extrusiv-effusiv aktiv ist und an seinem Lavadom im Krater des jungen Shiveluch baut. Es wird eine intensive Entgasungsaktivität beobachtet, und gelegentlich werden Thermalanomalien gemessen. Die Vulkanologen warnen vor der Gefahr plötzlicher Explosionen, die Vulkanasche in Höhen aufsteigen lassen könnten, wo der Gesteinsstaub eine Gefahr für den Flugverkehr darstellt. Der Alarmstatus steht hier auf „Orange“.

Südlich von Kamtschatka beginnt der vulkanische Inselbogen der Kurilen. Auf Paramushir-Island ist der Ebeko weiterhin aktiv und eruptiert sporadisch Aschewolken. Die letzten VONA-Warnungen gab es allerdings bereits am 31. Oktober. Dennoch steht der Vulkan bei KVERT auf Warnstufe „Orange“. Es kann sein, dass aufgrund der Bewölkung nicht alle Eruptionen detektiert werden.
Zusammenfassung:

  • Am Klyuchevskoy gab es gestern eine Ascheeruption
  • Der Bezymianny baut an seinem Lavadom
  • Der Schiveluch ist extrusiv und effusiv aktiv
  • Am Ebeko kann es sporadische Explosionen geben

 

Ätna: Paroxysmus hat begonnen – News vom 12.11.23

Paroxysmus am Ätna startet durch – Gipfel bewölkt

So, jetzt hat er doch begonnen, der lang erwartete Paroxysmus. Auf den Livecams sieht man rot illuminierte Wolken, die den Gipfel einhüllen. Eine Eruptionswolke durchbricht die flache Wolkenkappe am Gipfel. Starker Wind drückt sie Richtung Nordosten. Bestand sie vor wenigen Minuten noch überwiegend aus Wasserdampf, so mischt sich nun immer mehr Asche bei.

In den sozialen Medien werden Fotos seltener Wolkenlücken geteilt, die den Blick auf einen Südostkrater freigeben, an dem sich anfängt, eine Lavafontäne aufzubauen. Auf der Thermalcam erkennt man zwischendurch eine deutliche Wärmesignatur. Der Tremor startet durch und hat den „Point of no return“ bereits überschritten, denn normalerweise kennt er ab einem bestimmten Punkt nur noch eine Richtung: Aufwärts, bis dem Vulkan die Puste ausgeht und der Rotz raus ist.

Das Local-Team ist wieder mit einer Liveübertragung vor Ort und liefert einen Videostream:

Das INGV berichtet ebenfalls über die Eruption und warnte bereits am Morgen vor der Aktivitätssteigerung und nachmittags bereits vor leichtem Ascheniederschlag in Milo. Während der Hauptphase des Paroxysmus schrieben die Forscher in Catania davon, dass Vulkanasche bis auf eine Höhe von 4500 m aufgestiegen war. Wie man auf den Aufnahmen sehen kann, werden sie schnell vom Wind erfasst und niedergedrückt. Das VAAC veröffentlichte VONA-Warnungen, allerdings ohne Höhenangaben der Eruptionswolke, da diese auf Satellitenfotos nicht eindeutig auszumachen waren. Es gab nur eine sehr geringe Bodendeformation an der Grenze der Nachweisbarkeit.

In der Nachlese zum Paroxysmus ist zu sagen, dass der Tremor nach gut 90 Minuten wieder steil abfiel und die Paroxysmushauptphase abrupt endete, wie es typisch für diese Ausbruchsform ist. Dennoch war der Ätna noch eine Zeitlang munter. Es wurde auch wieder ein Lavastrom gefördert. Nachts rissen die Wolken kurz auf und MIROVA detektierte eine hohe Thermalstrahlung mit 1138 MW Leistung. Da die Website des INGV derzeit offline ist, stehen genauere Daten aus.

Es bleibt nun spannend abzuwarten, ob es sich um ein Einzelevent handelt, oder ob sich wieder eine Serie entwickelt.

Ätna mit Tremoranstieg am 12.11.23

Tremoranstieg und Wärmeanomalie am Ätna auf Sizilien – Paroxysmus möglich

Während alle Augen gespannt Richtung Island blicken, steigt am Ätna klammheimlich der Tremor. Er befindet sich bereits im roten Bereich und scheint weiter zu steigen. Außerdem registriert MIROVA eine moderate Wärmestrahlung mit 75 MW Leistung. Sie deutet an, dass wieder ein kleiner Lavastrom am Neuen Südostkrater unterwegs sein könnte. Nachts wurden strombolianische Eruptionen beobachtet, die sehr wahrscheinlich jetzt auch noch stattfinden. Sie fördern allerdings kaum Asche und sind daher via Livecam kaum auszumachen. Insgesamt schaut es so aus, als würde der Vulkan versuchen mit einem Paroxysmus zu starten. Die nächsten Stunden zeigen, ob es ihm gelingt.

Bilder lokaler Fotografen und Bergführer zeigen, dass sich im westlichen Wall der Scharte auf der Südseite ein neuer Schlot unterhalb des Gipfels geöffnet hat. Es sieht auch so aus, als würde dort die Flanke weiter einsinken. Sollte der Schein nicht trügen, spricht das für größere Magmenbewegungen im Untergrund und es könnte sich eine neue Eruptionsserie anbahnen. Die Seismizität der letzten Tage war auffällig niedrig. Selten gab es Phasen mit so wenigen Erdbeben.

Das INGV veröffentlichte auch eine Sondermeldung, die im Wesentlichen meine Zeilen oben bestätigen. Ergänzend ist zu sagen, dass die Vulkanologen seit 9 Uhr heute Früh eine Zunahme der strombolianischen Tätigkeit feststellten. Auf der Thermalcam erkennt man nun auch im östlichen Gipfelbereich des Südostkraters eine schwache Wärmeanomalie. Allerdings beginnt der Tremor gerade wieder deutliche zu fallen. Es ist also noch offen, ob der Ätna mit einem Paroxysmus durchstarten wird.

Der Tremor steigt und steigt und es sieht so aus als würde man nun tatsächlich auf einen Paroxysmus zusteuern! Möglicherweise hat er bereits angefangen und läuft unter Ausschluss der Öffentlichkeit ab.

Island: Eruptionsgefahr bleibt am 12.11.23 hoch

Leichter Rückgang der Erdbebentätigkeit auf Reykjanes – Eruptionsgefahr bleibt hoch

Seit Mitternacht gab es ca. 1000 schwache Erdbeben unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. Nicht alle Beben manifestierten sich entlang des Dykes: es formierten sich auch 2 Bebencluster nordöstlich und südwestlich davon. Im Bereich des magmatischen Gangs blieben die Magnituden kleiner als 3. Die isländischen Medien berichten, dass es praktisch keine erkennbaren Veränderungen in Bezug auf Magmenbewegungen gab. Dennoch geht man davon aus, dass Magma langsam weiter aufsteigt. Den letzten Daten von gestern Nachmittag zufolge befand sich die Schmelze zu diesem Zeitpunkt in ca. 800 m Tiefe. Von dort kann es theoretisch innerhalb weniger Stunden bis zur Oberfläche durchdringen. Erfahrungsgemäß dauert es 3–7 Tage, bis es nach einer so starken Intrusion zu einem Vulkanausbruch kommt. Am Bardarbunga wie auch auf Leilani gab es erst eine Serie kleinerer Spalteneruptionen, bis es dann zum großen Ausbruch kam. Aber das Verhalten eines jeden Vulkans oder Gangs kann sich von dem, was man glaubt zu kennen, unterscheiden, was Prognosen deutlich erschwert. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass es nicht zu einem Ausbruch kommt, diese ist aber relativ gering.

IMO-Vulkanologe Ármann Höskuldsson äußerte sich in einem Interview mit RUV besorgt, denn er hält es für wahrscheinlich, dass es zu einer Eruption direkt in- oder knapp außerhalb von Grindavik kommen wird. Die Gefahr einer submarinen Eruption vor der Küste hält er ebenfalls für hoch. In diesem Fall kann es surtseyanische Eruptionen geben, die auch Aschewolken fördern und den Flugverkehr gefährden. Besonders tragisch, da der Flughafen Keflavik nur 20 km Luftlinie entfernt liegt.

Trotz der Gefahr für Grindavik entwickelt man eifrig Pläne, wie man den evakuierten Anwohnern die kurzfristige Rückkehr in ihre Häuser ermöglichen kann, damit sie zurückgelassene Wertgegenstände und das Nötigste zum Leben aus ihren Wohnungen bergen können, bevor der Ausbruch losgeht, der möglicher Weise enorme Schäden in der Stadt anrichten wird. Es ist auch der Totalverlust des gesamten Ortes denkbar. Es befinden sich auch noch zahlreiche Haustiere in Grindavik, die geborgen werden sollen. Eine Herausforderung für die Verantwortlichen des Zivilschutzes.

Island: Magmenintrusion verursacht Straßensperrungen

Aktualisierter Verlauf des Magmatischen Gangs. Stand 18 Uhr. © IMO

Magmenintrusion bis unters Meer – Grindavik großräumig abgesperrt

Update 20.30 Uhr: Neue Daten veranlassten die Wissenschaftler, den Verlauf des magmatischen Gangs neu zu bewerten. Nach diesen Erkenntnissen soll er 15 km lang sein und nicht bei Stóra-Skógfell entspringen, sondern auf der Ebene Kálffellsheiði, die am Nordwestrand des Fagradalsfjall beginnt. Vielleicht sind die Vorgänge auch wieder mehr mit diesem Vulkan assoziiert, als man bis jetzt meint.

Originalmeldung: Die Nacht und den Tag verbrachten isländische Forscher damit, die Situation um die Magmenintrusion bei Grindavik auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel genauer zu untersuchen. Was sie herausfanden, dürfte die Menschen vor Ort wenig begeistern: Der magmatische Gang, der letzte Nacht in der Gegend zwischen Svartsengi und Grindavik intrudiert war, hat mindestens eine Länge von 12 km. Er beginnt am Südrand der vulkanischen Erhebung Stóra-Skógfell und verläuft östlich von Svartsengi und dem Vulkan Thorbjörn. Dort folgt der alten Kraterreihe von Sundhnúka und unterquert den Westen Grindaviks. Seine Spur verliert sich an der Küste, wo er wahrscheinlich ein Stück weit ins Meer hineinläuft. An seiner flachsten Stelle liegt er in nur 800 m Tiefe und es ist sehr wahrscheinlich, dass das Magma den restlichen Weg bis zur Oberfläche schafft. Noch ist es völlig unklar, wo das sein wird. Wahrscheinlich gibt es eine längere Eruptionsspalte und Lava könnte sogar am Meeresboden austreten, so dass wir eine surtseyanische Eruption sehen werden. Doch das mit dem Sehen ist so eine Sache, denn Grindavik wurde nicht nur evakuiert, sondern auch großräumig abgesperrt. Es trat ein touristischer Notfallplan in Kraft und es darf bezweifelt werden, dass der potenzielle Vulkanausbruch eine Touristenattraktion werden wird.

Nicht nur ich fühle mich an die Vorgänge im Vorfeld der Bardarbunga-Eruption erinnert, sondern auch viele der isländischen Geowissenschaftler. Man geht davon aus, dass ein großer Vulkanausbruch droht, der deutlich stärker werden wird als das, was wir in den letzten drei Jahren am Fagradalsfjall sahen. Þorvaldur Þórðarson sagte in einem MBL-Interview, dass der Dyke seiner Meinung nach das Potenzial hat, etwa 0,5 Kubikkilometer Lava hervorzubringen. Der Bardarbunga förderte etwa 1,2 Kubikkilometer Schmelze. Bei der ersten Fagradalsfjall-Eruption waren es 0,2 Kubikmeter. Im Anfangsstadium könnten etwa 300–400 Kubikmeter Lava pro Sekunde gefördert werden. Der Fagradalsfjall schaffte damals gerade einmal 8 Kubikmeter. Auch der Forscher Benedikt Gunnar Ófeigsson zieht Parallelen zum Bardarbunga und sieht die Größenordnungen der aktuellen Bodendeformation in diesem Bereich angesiedelt.

Im Laufe des Tages verschaffte man sich auch einen Überblick über die Straßenschäden, die besonders in Grindavik auftraten und ein ernstes Problem darstellen. Der Zivilschutz hat dazu geraten, die Straßen nicht mehr mit privaten PKWs befahren zu lassen. Es wird auch überlegt, einen Fahrservice für die Fütterung zurückgelassener Haustiere einzurichten.

Heute Abend hält die Erdbebenaktivität weiter an, hat sich aber etwas abgeschwächt. Das Zentrum der Aktivität hat sich wieder in den Nordosten verlagert, dorthin, wo sie gestern begann.

Ätna eruptierte Lavastrom – News vom 11.11.23

Strombolianische Eruptionen und Lavastrom am Neuen Südostkrater

Wie ich gestern bereits kurz im Rahmen meiner Berichterstattung über Island erwähnte, sah es gestern Abend nicht nur nach einer sich anbahnenden Eruption auf Reykjanes aus, sondern auch so, als ob sich am Ätna auf Sizilien ein Paroxysmus zusammenbrauen würde. Der neue Südostkrater war strombolianisch aktiv und es floss ein kurzer Lavastrom durch die Scharte im Süden des Kegels. Parallel dazu stieg der Tremor steil an und enterte kurzweilig den roten Bereich. Eigentlich trügerische Anzeichen eines einsetzenden Paroxysmus. Aber genau wie im Dyke unter Grindavik konnte sich das Magma am Ätna auch nicht dazu durchringen, zu eruptieren. Solche Fehlstarts gab es am Ätna schön häufiger, doch meistens schöpfte der Vulkan dann nur ein paar Tage Atme, bevor es doch zum Paroxysmus kam. Bereits die vergleichsweise lange Anlaufphase, während der der Vulkan strombolianische Eruptionen und Dampfringe erzeugte, ist relativ ungewöhnlich. Spannend ist es, zu sehen, wie sich das Geschehen weiterentwickeln wird.

Eigentlich wäre es an der Zeit, dass nicht nur mal ein vereinzelter Paroxysmus sehen lässt, sondern dass es wieder zu einer Serie kommen wird. Aus geophysikalischer Sicht gibt es dafür aber keine Indizien: Seismizität bewegt sich auf niedrigem Niveau und die letzte größere Magmenintrusion ist schon einige Monate her. Zwar steigt immer etwas Magma auf und akkumuliert sich unter dem Vulkan, doch normalerweise gibt es mehrere Phasen mit Schwarmbeben, die in kurzer Zeit aufeinander folgen, bevor es eine größere Eruptionsserie gibt.
Dass man gestern zumindest mit einem Paroxysmus rechnete, zeigt die Präsenz der lokalen Vulkanfotografen und Vulkanologen, die gestern Abend am Vulkan schwadronierten und auf den Ausbruch lauerten. Das zeigt aber auch, wie schwer es ist, solche Ereignisse zu prognostizieren.

Apropos Prognosen: Auf Island braut sich wohl was Größeres zusammen, doch dazu später mehr.

Island: Magmenintrusion löst Evakuierung aus

Starkes Schwarmbeben und Magmenintrusion unter Grindavik – Ort wurde evakuiert

Das starke Schwarmbeben, das gestern Nachmittag unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann, ist immer noch nicht vorbei. Es hat sich nur ein wenig abgeschwächt, doch die Aktivität geht auf sehr hohem Niveau weiter. Innerhalb von 24 Stunden wurden mehr als 3000 Beben registriert. Drei Erdbeben hatten Magnituden im Fünferbereich. Gestern verlagerte sich das Bebenzentrum von einer Region westlich von Svartsengi in den Osten, um dann weiter in den Süden zu wandern. Wie ich schon ziemlich früh schrieb, verlagerte sich auch die Bodenhebung mit den Erdbeben, die im Endeffekt der fortschreitenden Intrusion eines magmatischen Gangs folgte. Sie setzte sich allem Anschein nach bis unter den Ort Grindavik an der Südküste von Reykjanes fort, so dass man am späten Abend beschloss, die Bewohner von Grindavik vorsorglich zu evakuieren. Obwohl der Zivilschutz klar machte, dass es noch keine Notfallevakuierung sei und man in Ruhe seine Häuser verlassen könne, war der Prozess bereits um drei Uhr nachts abgeschlossen. An den Ortszugangsstraßen wurden Straßensperren errichtet und Patrouillen sollen sicherstellen, dass nicht geplündert wird, was ich mir auf Island auch nur schwer vorstellen kann.

Schon das ungewöhnlich starke Schwarmbeben lässt vermuten, dass sich da etwas Gewaltiges unter Reykjanes zusammenbraucht. Diese Vermutung wird durch ein neues Interferogramm gestützt, das massive Bodenhebungen visualisiert, die ihr Zentrum auf der Linie des neu intrudierten Gangs haben, aber einen großen Teil der Halbinsel beeinflussen. In Statements von IMO-Wissenschaftlern, die in den isländischen Medien verbreitet wurden, heißt es, dass es die größte Magmenansammlung der letzten Jahre ist, die man unter Reykjanes messen konnte. Es hat sich also auch mehr Magma angesammelt als vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption, die zwischen März und September 2021 die Gegend ein halbes Jahr lang in Atem hielt.

Neue Messungen zeigen, dass der magmatische Gang 12 km lang ist und sich bis unters Meer erstreckt. Es ist von einer Bodenhebung von 20 cm und mehr die Rede. Die GPS-Messtationen Svartsengi und Festarfjall (südlich vom Fagradalsfjall) drifteten um 120 cm auseinander.

Subjektiv betrachtet erinnern mich die Vorgänge an das Vorspiel zur Bardarbunga-Eruption in 2014, auch wenn sich die Vorgänge nicht 1:1 vergleichen lassen, da es sich um unterschiedliche Vulkansysteme handelt. Damals entstand das größte Lavafeld auf Island seit der Laki-Eruption im 18. Jahrhundert entstand. Während Bardarbunga im unbewohnten Hochland wütete, ist hier eine Region mit wichtiger Infrastruktur betroffen. Neben Grindavik sind die Blaue Lagune und das Geothermalkraftwerk direkt betroffen. Keflavik mit dem internationalen Flughafen und die Inselhauptstadt Reykjavik liegen quasi in Sichtweite der betroffenen Region und könnten auf die eine oder andere Weise indirekt in Mitleidenschaft gezogen werden. Der Alarmstatus für den Flugverkehr wurde auf „Orange“ erhöht.

Obwohl man immer noch nicht definitiv sagen kann, dass es zu einem Vulkanausbruch kommen wird, halte ich es für sehr wahrscheinlich. Die Frage ist nur wann und wo genau.

Island: Erdbeben beschädigte Straße

Straße riss auf und versetzte vertikal

Auf Island entstanden durch die jüngste Erdbebenserie leichte Schäden an der Infrastruktur. Die Straße 43, die von Grindavik an Svartsengi vorbei in Richtung Norden führt, ist kurz hinter dem Ort gesperrt. In der Nähe von Thorbjörn bildete sich ein Riss und die Straße wurde vertikal versetzt. Es gibt eine Umleitungsstrecke über Nebenstraßen. Außerdem wurde im Geothermalkraftwerk Alarm gegeben und es wurde auf Schäden untersucht. Auf einem Livestream sieht man Einsatzfahrzeuge mit Blaulicht, die am Kraftwerk unterwegs sind.

Ähnliche Bilder kennen wir von Hawaii, wo sich im Jahr 2018 vergleichbare Szenen abgespielt haben, kurz bevor es bei Leilani zu einer Eruption kam. Damals versetzte eine große Magmenintrusion die Straße. Es würde mich nicht wundern, wenn es sich auf Island ähnlich verhält. Auf Hawaii dauerte es noch einige Tage, bis nach den ersten Intrusionen der Vulkanausbruch begann. Er startete mit mehreren kleinen Eruptionen, die sich im Verlauf einiger Tage signifikant verstärkten. Es öffneten sich zahlreiche Risse entlang der kilometerlangen Intrusion. Einige davon lagen mitten in der Siedlung Leilani. Tausende Häuser wurden zerstört.

In den sozialen Medien wurden auch zahlreiche Videos von Anwohnern in Grindavik geteilt, die dokumentierten, wie die Erdbeben ihre Wohnungen und Häuser rockten. Teilweise gibt es eine echt beeindruckende Geräuschkulisse zu hören! Es handelt sich um das typische Grollen von Erdbeben, das ich auch schon das eine oder andere Mal erleben durfte. Ein Geräusch, dass man nicht mehr vergisst. Es kann einen aber auch vor Schlimmeren bewahren, denn es trifft meistens Sekunden vor den Erdbebenwellen ein und es bleibt etwas Zeit, um das Haus zu verlassen oder Deckung neben massiven Möbeln zu suchen. Ich bin sehr gespannt auf das, was da noch kommen mag!

Island: Massives Schwarmbeben in Progress

Die seismische Aktivität unter Reykjanes steigerte sich weiter – stärkstes Erdbeben M 5,2

Die Erdbebenaktivität unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel steuert ihrem neuen Höhepunkt entgegen und könnte tatsächlich auch durch einen finalen Magmenaufstieg im Bereich der Sundhnúkar-Kraterreihe getriggert werden. In den letzten Stunden ereigneten sich gut 170 Erdbeben mit Magnituden ab 3. Der stärkste Erdstoß, der vom automatischen System detektiert wurde, hatte eine Magnitude von 5,2. Es könnte aber sein, dass die Daten noch korrigiert werden, sobald sie von einem Geophysiker überprüft wurden.

Wie dem auch sein, es ist eines der stärksten Schwarmbeben auf Island, über das ich hier bisher berichten konnte. Ähnlich starke Ereignisse hatten wir vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption 2021 und vor der Bardarbunga-Eruption 2014. Selbst wenn das Magma nicht in den nächsten Stunden/Tagen ausbrechen sollte, kann ich mir kaum vorstellen, dass es längerfristig im Untergrund hängen bleibt. Grund für diese Annahme liefern zahlreiche Erdbeben mit Magnituden ab 3 in Tiefen von 1-2 km, die sich in den letzten Minuten manifestierten. Wahrscheinlich bricht dort das Gestein auf, weil Magma sich seinen Weg bahnt.

Sollte die Schmelze nicht in den nächsten Stunden den finalen Aufstieg schaffen, gibt es eine vergleichsweise große Magmenansammlung in geringer Tiefe, die nur auf einen weiteren Schubs wartet um auszubrechen.

Auf einem der Livestreams sieht man Blaulicht und einsatzfahrzeuge am Kraftwerk Svartsengi. Außerdem wurde die Straße beschädigt. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass sich ein Riss gebildet hat an dem es einen Versatz von mehreren zehner Zentimetern gibt.

Interessanterweise droht nicht nur auf Reykjanes ein Vulkanausbruch, sondern auch am Ätna. Wie unsere Vereinsmitglied Tobias L. und Andreas B. gerade in unserer WA-Gruppe diskutierten, konnte man auf der Livecam kurz einen kleinen Lavastrom erspähen, der in der Scharte des Neuen Südostkraters unterwegs ist. Der Tremor stieg deutlich an und befindet sich an der Grenze zum roten Bereich. Hier droht entweder ein Paroxysmus, oder einen neue Episode mit Lavastromtätigkeit. Typisch Ätna halt, hasst es, wenn ihm andere Vulkane die Show stehlen! Vulkanspotter stehen dann mal wieder vor der Wahl der Qual, wo mehrere Monate lang keine interessante Eruption in erreichbaren Gefilden stattfand. Sollte es zu einem Ausbruch kommen, zieht es mich trotz der Jahreszeit wohl ehr nach Island als zum Ätna, obwohl ich auch mal wieder einen schönen Ätna-Paroxysmus vertragen könnte!