Colima mit Erdbeben – Bericht vom 23.09.23

Erdbeben erschüttern Region des mexikanischen Vulkans Colima

Datum 22.09.23 | Zeit: 21:26:40.0 UTC | Lokation: 19.330 ; -104.070 | Tiefe: 5 km | Mb 3,6

In den letzten Tagen steigerte sich die Erdbebentätigkeit in der Nähe des mexikanischen Vulkans Colima. Das stärkste Erdbeben brachte es gestern auf eine Magnitude von 3,6. Es hatte einen Erdbebenherd in 4 km Tiefe und ein Epizentrum, das vom EMSC 17 km west-nordwestlich von Madrid (nein nicht in Spanien) verortet wurde. Das mexikanische Madrid liegt ca. 60 km vom Vulkan entfernt. Näher gelegenen Erdbeben gab es auch, etwas ein Beben der Magnitude 3,1, das eine Herdtiefe von 29 km aufwies und sich im Bereich der unteren Südwestflanke des Vulkans manifestierte.

Betrachtet man die Shakemap des EMSC mit den Beben der letzten 14 Tage in der Region Colima, dann erkennt man mehrere Erdbebencluster. Die beiden Cluster zwischen Küste und Vulkan, zu denen auch das Erdbeben Mb 3,6 gehört, werden tektonischen Ursprungs sein und nicht direkt im Zusammenhang mit dem Vulkan stehen. Der kleinere Vulkancluster im Bereich der Vulkanflanke könnte hingegen sehr wohl mit magmatischer Aktivität assoziiert sein, besonders, da sich die Beben in Tiefen ereignen, die typisch für Magma sind, das aus der Asthenosphäre aufsteigt und in den Erdmantel eindringt. Bis jetzt wurden von den Vulkanologen der Universität Colima, die für das Monitoring des Vulkans zuständig ist, noch keine ungewöhnlichen Beobachtungen, wie Bodendeformation oder Gasausstoß, festgestellt. Sollten die Beben magmatischen Ursprungs sein, dann könnte der Colima in ein frühes Stadium der Aufheizung eingetreten sein.

Kleinere Eruptionen ereigneten sich im Jahr 2019. Damals kam es zu einer Serie phreatischen Explosionen, die kleine Aschewolken förderten. Die letzten größeren Eruptionen fanden in der Ausbruchsperiode 2014-17 statt. Damals wuchs ein Lavadom, von dem pyroklastische Wolken abgingen. In explosiv geförderten Aschewolken entstanden vulkanische Blitze, die in teils eindrucksvollen Fotos dokumentiert worden sind.

Schwarmbeben Campi Flegrei am 23.09.23

Erdbeben M 3,0 erschüttert Solfatara in der Campi Flegrei

Datum 22.09.23 | Zeit: 09:02:00 UTC | Lokation: 40.829 ; 14.1422 | Tiefe: 1,4 km | Mb 3,0

Gestern morgen manifestierte sich unter der Süditalienischen Campi Flegrei ein Schwarmbeben der Magnitude 3,0. Das Hypozentrum lag in der geringen Tiefe von nur 1,4 km. Das Hypozentrum befand sich auf dem Nordostrand des Solfatara-Kraters und lag in der Nähe der Pisciarelli-Furmarole. Das Erdbeben konnte im Gebiet von Pozzuoli gespürt werden und sorgte für weitere Beunruhigung. Heute Nacht gab es ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,1. Dieses Beben manifestierte sich unter der Altstadt von Pozzuoli und hatte eine Herdtiefe von 2,2 km. Beide Erschütterungen lagen noch oberhalb der Gesteinsschicht, die als Barriere zwischen dem Magmenkörper und dem Hydrothermalsystem angesehen wird. Die Beben waren Teil eines größeren Schwarms, der aus mehr als 70 schwachen Erschütterungen bestand, die überwiegend Magnituden im Bereich der Mikroseismizität hatten.

Im letzten Wochenbericht des INGV wurden keine größeren Abweichungen der geophysikalischen Parameter festgestellt, wobei natürlich gilt, dass sich jenseits der Normalität liegen. Die Bodenhebung bleibt bei 15 mm im Monat. Seit 2011 kamen so 108,5 cm zusammen. Seit Januar 2022 hob sich der Boden im Bereich der Messstation RITE um 22,5 cm. Die Gastemperatur der Pisciarelli-Furmaole lag im durchschnitt bei 95 Grad, gemessen in 5 m Abstand zum Gasaustritt. Natürlich wäre es interessant zu wissen, wie heiß das Gas an der Austrittsmündung ist, um den Wert mit Messungen anderer Vulkane zu vergleichen. Erinnert mich daran, ein Thermometer mitzunehmen, wenn ich mal dorthin fahren sollte.

In den Medien berichtet man zunehmend über die Campi Flegrei. So wurde in einem Zeitungsartikel, der ursprünglich letzte Woche in italienischen Medien erschien und jetzt auch in Deutschland aufgegriffen wurde, dass INGV-Wissenschaftler Giuseppe Mastrolorenzo mehr Geld für den Katastrophenschutz der Region fordert. Er rechnet mit einer Eruption, die mindestens 10 Mal so stark werden könnte, wie die Vesuv-Eruption im Jahre 79 n. Chr. die Pompeji vernichtete. Er meint, dass radiale Fluchtwege angelegt werden müssten, damit die Anwohner der Caldera auch noch flüchten könnte, wenn der Vulkanausbruch bereits begonnen hätte. Na dann… .

Klyuchevskoy mit VONA-Meldung am 22.09.23

Staat: Russland | Koordinaten: 56.055, 160.643 | Aktivität: Strombolianisch

Klyuchvskoy mit aufgewirbelter Vulkanasche und Lavastrom

Der russische Vulkan Klyuchevskoy (auch Kliuchevskoi geschrieben) liegt auf der sibirischen Halbinsel Kamtschatka und zählt zu den höchsten eruptierenden Vulkanen der Welt. Heute brachte das VAAC 3 VONA-Warnungen für den Flugverkehr heraus, nach denen vom Vulkan eine Aschewolke ausgeht, die bis auf 5200 m Höhe aufgestiegen ist und vom starken Wind über 50 km weit in östlicher Richtung geweht wird. Der Wind ist auch die Ursache für die Aschewolke, denn bei ihr handelt es sich um altes Material, das aufgewirbelt wird, und nicht um Vulkanasche, die von einer aktuellen Eruption gefördert wird. Die aufgewirbelte Asche stammt nicht nur vom Klyuchevskoy, sondern wurde größtenteils vom Ausbruch des benachbarten Vulkans Shiveluch gefördert, der im Frühjahr stattfand. Bei dieser Eruption wurde der Lavadom komplett ausgeblasen.

Obwohl die Aschewolke nur aufgewirbelt wurde, ist der Klyuchevskoy aktiv. Seit Wochen erzeugt er schwache strombolianische Eruptionen aus dem Hauptkrater und seit einigen Tagen ist ein Lavastrom auf seiner Südwestflanke unterwegs. Die zähflüssige Schmelze erzeugt ein moderates Wärmesignal mit 53 MW Leistung. Der Lavastrom ist auf Satellitenfotos im Infrarotspektrum sichtbar. Mit etwas Glück kann man die Rotglut auf der Livecam erahnen.

Der Klyuchevskoy gehört zur zentralen Vulkangruppe Kamtschatkas. In seiner direkten Nachbarschaft liegt der Domvulkan Bezymianny, der wie der Klyuchevskoy auf Alarmstufe „gelb“ steht. Der Dom wächst nur langsam und gibt praktisch keine Wärmestrahlung ab. Daher bleibt er auch auf Satellitenfotos fast unsichtbar. Sichtbar ist aber der Schnee, der bereits in der zentralen Vulkangruppe niederging. Auf Kamtschatka beginnt der Winter im Oktober und bald wird es auch in den Niederungen scheinen.

Starkes Erdbeben unter Vanuatu am 21.09.23

Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Vanuatu

Datum 21.09.23 | Zeit: 21:11:52 UTC | Lokation: -14.032 ; 167.211 | Tiefe: 212 km | Mw 6,1

Ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,1 erschütterte gestern Abend das Archipel von Vanuatu. Da das Hypozentrum des Bebens aber in 212 km Tiefe lag und sich somit praktisch im Erdmantel abspielte, wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche weniger stark aus. Das Epizentrum wurde 41 km südwestlich von Sola auf der Insel Vanua Lava lokalisiert. Der Erdstoß stand vermutlich mit der Subduktion entlang des Vanuatu-Grabens in Verbindung und könnte sich an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignet haben. In der Region gab es in den letzten Tagen mehrere moderate Erdstöße mit Magnituden im 5er-Bereich.

Interessant ist, dass im direkten Umfeld des Epizentrums die beiden Inselvulkane Mount Suretamatai und Gaua liegen. Sie könnten von dem Erdbeben beeinflusst werden. Besonders Gaua zeigte in den letzten Jahren Zeichen vulkanischer Unruhe und könnte zu einer Eruption bereit sein. Die letzten kleineren Ascheeruptionen wurden hier im Mai 2022 beobachtet. Der Vulkan wird von einer großen Cladea dominiert, in der sich nicht nur ein See bildete, sondern auch ein Schlackenkegel. Dieser hört auf den Namen Garet und ist der aktuell aktive Teil des Vulkans.

Anfang September brachte das GVP die Meldung heraus, dass auch Mount Suretamatai Anzeichen vulkanischer Unruhe von sich gibt. Man hatte auf Satellitenaufnahmen schwache fumarolische Entgasungen entdeckt. Obwohl der Alarmstatus vom zuständigen Observatorium bereits 2016 auf „1“ erhöht wurde, war es beim GVP die erste Meldung über diesen Vulkan seit 1991. Der letzte Ausbruch des Suretamatai manifestierte sich 1965, Dieser Ausbruch dauerte 185 Tage lang und es gab explosive Phasen, die es auf einen VEI 2 brachten. Die Eruptionen förderten überwiegend basaltische Andesite und Andesit. Im Gegensatz zu vielen anderen Vulkanen auf Vanuatu hat der Suretamatai keine Gipfelcaldera.

Lewotolok auf Lembata aktiv – Meldung vom 22.09.23

Staat: Indonesien | Lokation: -8.272, 123.505| Eruption: Strombolianisch

Lewotolok eruptiert Aschewolken und glühend Tephra

Der Lewotolok ist ein 1431 m hoher Stratovulkan und liegt auf der indonesischen Insel Lembata. Er ist seit fast drei Jahren aktiv, sieht man mal von einigen kurzen Eruptionspausen ab. Während des Sommers war die eruptive Aktivität vergleichsweise gering und es wurden pro Tag ca. 10 strombolianische Eruptionen registriert. In der letzten Woche steigerte sich die Aktivität, aber deutlich und gestern wurden vom VSI 107 Eruptionen detektiert. Sie erzeugten seismische Signale mit Maximalamplituden von 38 mm und bis zu 358 Sekunden Dauer. Auch die Anzahl vulkanisch bedingter Erdbeben erhöhte sich. So wurden gestern 26 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Hinzu kamen 17 Tremorphasen. 155 Signale stammen von starken Entgasungen, von denen es in den Wochen geringer eruptiver Tätigkeit deutlich mehr gab als jetzt. Pro Tag wurden bis zu 400 dieser Signale registriert.

Dass sich die Aktivität des Lewotoloks ausgerechnet jetzt steigerte, könnte daran liegen, dass unser Vereinsmitglied Thomas Spinner, gerade am Vulkan unterwegs ist. Der Vulkanfotograf hat zudem Wetterglück und konnte einige beeindruckende Fotos der Eruption machen. Soweit es mir bekannt sind, sind es die ersten Aufnahmen der Eruptionen, die professionellen Ansprüchen Genüge tun.

Der Alarmstatus des Vulkans steht auf „2“ und es gilt eine 2 km durchmessende Sperrzone um den Krater, die weder von Einheimischen, noch von Touristen betreten werden darf. Das Ausführen jeglicher Aktivitäten ist nicht gestattet. Die Vulkanologen warnen insbesondere vor möglichen Abgängen pyroklastischer Ströme und Laharen. Letztere können besonders während der Regenzeit entstehen. Die Bewohner der nächstgelegenen Siedlungen werden aufgefordert, stets wachsam zu sein und den Vulkan im Auge zu behalten und auf Warnmeldungen zu hören. Außerdem wird empfohlen, bei Tätigkeiten im Freien Atemschutzmasken zu tragen, um sich vor Aschepartikeln zu schützen.

Popocatépetl eruptiert weiter – Meldung vom 21.09.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Mexikanischer Vulkan speit glühende Lavabomben

Nahe der mexikanischen Hauptstadt bleibt der Vulkan Popocatépetl aktiv und eruptierte gestern Aschewolken und glühende Tephra, die auf der Außenseite des Kraters landete. Auf der lichtempfindlichen Livecam konnte man nachts zeitweise rot illuminierten Dampf sehen. Zur Morgendämmerung gab es eine weitere Ascheeruption und erste Sonnenstrahlen fielen auf die Aschewolken. Dabei entstand der schöne Screenshot, den ihr hier eingebunden seht.

Auch heute bleibt der Vulkan aktiv. Das VAAC detektierte Vulkanasche in 5800 m Höhe. Sie driftete in westlicher Richtung.

CENAPRED berichtet davon, dass sich gestern 254 Exhalationen manifestierten. Die imposanten Wasserdampfwolken enthielten auch vulkanische Gase und etwas Vulkanasche. Die Seismizität zog im Vergleich zu den letzten Tagen wieder deutlich an und es wurden 297 Minuten Tremor registriert, der überwiegend eine geringe Amplitude hatte.

Die Aufzeichnungen dokumentierten um 07:48 Uhr und 07:49 Uhr zwei vulkanotektonische Erdbeben, die eine Magnitude von 1,7 bzw. 1,4 erreichten.

Zum Zeitpunkt dieses Berichts erlebte man am Vulkan weiterhin eine kontinuierliche Emission von Wasserdampf, vulkanischen Gasen und Asche, die sich gen Westen ausbreitete.

Die Vulkanampel für den Popocatépetl befindet sich derzeit in der gelben Phase 2, was auf eine erhöhte Aktivität hinweist.

CENAPRED möchte alle daran erinnern: Es ist nicht sicher, den Vulkan zu besteigen, da immer die Gefahr von plötzlichen Explosionen besteht, wie wir kürzlich erlebt haben. Bitte beachten Sie den Ausschlussradius von 12 Kilometern um den Krater, da sich dieser Bereich als äußerst gefährlich erweisen kann. Und besonders bei starkem Regen ist Vorsicht geboten, da die Gefahr von Schlamm- und Murgängen in den Schluchten erhöht ist. Was hier freundlich formuliert ist, stellt ein Aufstiegsverbot dar. Wer am Vulkan erwischt wird, muss mit Strafen rechnen.

Bodenhebung auf Reykjanes – Meldung vom 21.09.23

Bodenhebung durch Magmaansammlung unter Reykjanes bestätigt

Fast täglich wird in den isländischen Medien über die Geschehnisse auf bzw. unter der Reykjanes-Halbinsel berichtet, so auch heute in Form eines Artikels in der Zeitung MBL. Tektoniker Benedikt Gunnar Ófeigsson vom IMO gab heute seine Einschätzung der Lage zum Besten und sagte, dass die Anzeichen der Bodenhebung praktisch unübersehbar seien. Die Schmelze akkumuliert sich in ca. 16 km Tiefe, weshalb die GPS-Messstationen noch eine überschaubare Bodenhebung registrieren. Sobald ein kritischer Wert der Magmenakkumulation erreicht ist, wird das Magma sehr wahrscheinlich weiter aufsteigen und als Gang in flachere Bodenschichten intrudieren. Für gewöhnlich geschieht das in ca. 5 km Tiefe, weil dort der Dichteunterschied zwischen Schmelze und umgebenden Gestein nicht mehr groß genug ist, um einen weiteren Aufstieg zu ermöglichen. Damit es dann zur Eruption kommt, muss der Gasdruck der Schmelze den Umgebungsdruck des Gesteins überschreiten. Dazu ist eine gewisse Menge an entgasendes Magma nötig. Bleibt der Gasdruck zu gering, bleibt auch das Magma in der Erdkruste stecken. Bis jetzt lässt sich nicht vorhersagen, wann sich in der Tiefe genug Magma gesammelt hat, damit der weitere Aufstieg beginnt, doch vergleicht man die aktuelle Situation mit jenen vor den letzten Eruptionen, dann könnte bereits im November genug Schmelze in der Tiefe vorhanden sein, dass es zum finalen Magmenaufstieg kommt. Doch Benedikt Gunnar Ófeigsson bremst die aufkeimende Euphorie von Vulkanspottern ein wenig und sagte, dass es von sehr vielen Faktoren abhängt, ob und wann es zu einem weiteren Ausbruch kommen wird. Bis jetzt lässt sich dieser noch nicht prognostizieren und der Zeitpunkt ist ungewiss. Trotzdem müsse man sich auf der Halbinsel bereits jetzt auf eine neue Eruption vorbereiten. Da stellt man sich die Frage, warum man vor Ort immer die Livecams offline nimmt?

Seit meinem letzten Bericht zum Thema gab es auch weitere Erdbeben unter Reykjanes und insbesondere im Bereich von Grindavk und Fagradalsfjall. In den letzten 48 Stunden registrierte IMO 129 schwache Erschütterungen.

Campi Flegrei mit weiteren Erdbeben am 21.09.23

Neues Schwarmbeben unter Campi Flegrei in Süditalien

In den letzten Tagen bewegte sich die Seismizität unter dem süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei auf durchschnittlichem Niveau, wobei man bedenken muss, dass an anderen Vulkanen dieses Durchschnittsniveau bereits Grund zur Sorge liefern würde. Seit vorgestern steigerte sich die Erdbebentätigkeit und kumulierte sich gestern in einem weiteren Schwarmbeben. Das INGV registrierte mehr als 90 schwache Erschütterungen. Die Magnituden lagen überwiegend im Bereich der Mikroseismizität und die Hypozentren lagen oberflächennah. Die Erschütterungen spielten sich im Hydrothermalsystem des Vulkans ab und es gab kein Erdbeben, das mit Sprödbruch des Gesteinsdeckels im Zusammenhang stand. Dennoch wird nicht nur die Bevölkerung im Einzugsbereich der Caldera zunehmend nervös, sondern auch die Menschen im übrigen Europa.

Diese Nervosität wurde von einer Reihe von Artikeln angefeuert, in denen Wissenschaftler zitiert wurden, die eine wachsende Ausbruchsgefahr des Vulkans sehen. Dabei stützen sich die Wissenschaftler auf eine Studie aus dem Frühsommer, in der man eine Zunahme stärkerer Erdbeben im Bereich des Deckgesteins sah, das die Magmakammer gegen die Oberfläche abschirmt. Nun steigerte sich das dazu, dass das Deckgestein kurz vor dem Versagen steht, wofür aber meines Wissens nach wissenschaftliche Beweise fehlen. In den Artikeln wird teilweise auch der letzte Ausbruch des Monte Nuovo im Jahr 1538 als großer Vulkanausbruch bezeichnet. Dabei handelte es sich aber um einen normalen Ausbruch, dessen Auswirkungen sich auf das Umfeld der Caldera beschränkten und weder das Klima veränderte, noch Asche nach Mitteleuropa transportierte. Dieser große Ausbruch ereignete sich vor ca. 39.000 Jahren und es ist bis jetzt absolut unklar, ob sich auf absehbarer Zeit solch ein „Supervulkanausbruch“ zusammenbrauten wird.

Was aktuell in der Campi Flegrei passiert, muss man noch als Bradyseismos bezeichnen. Ein Phänomen, das bereits schon zu Zeiten der Römer dokumentiert wurde. Sehr wahrscheinlich steht dieses Phänomen mit Magmen-Akkumulation in der Tiefe im Zusammenhang. Das Magma heizt das Hydrothermalsystem auf und dieses ist für den größten Teil der Bodenhebungen und für die meisten der Erdbeben verantwortlich. Es lässt sich aber auch nicht ausschließen, dass die aktuelle Hebungsphase in einem Vulkanausbruch gipfeln wird. Am wahrscheinlichsten ist dann eine Eruption wie jene 1538 am Monte Nuovo. Für die Bewohner der Caldera sicherlich eine Katastrophe, die uns in Mitteleuropa bestenfalls tangieren, aber nicht umbringen wird. Selbst ein „Supervulkanausbruch“ bedeutet nicht zwangsläufig das Ende der Menschheit, auch wenn er sich in auf ein großes Gebiet auswirken könnte und das Klima beeinflussen würde. Mit Einschränkungen hätten wir zwar zu kämpfen aber Todesängste braucht man deshalb nicht durchleben.

Erdbeben auf Island – News vom 20.09.23

Erdbeben bei den Vulkanen Thorbjörn und Skjaldbreiður

Heute Nacht gab es einen weiteren Erdbebenschwarm unter der isländischen Reykjanes-Halbinsel. IMO detektierte 103 Erschütterungen, die sich an verschiedenen Lokalitäten ereigneten. Einige Beben wurden nahe den Vulkanen Fagradalsfjall und Keilir festgestellt. Die Mehrzahl der Erdbeben manifestierte sich allerdings in einem Bereich, der 4 bis 5 km nördlich von Grindavik lag. Dort befindet sich der Thorbjörn-Vulkan, von dessen Gipfel man prima die Blaue Lagune sehen kann. Dieser Vulkan ist dem regelmäßigen Vnet-Leser kein Unbekannter, denn dort ereigneten sich in den letzten 3 Jahren oft Erdbebenschwärme, die man als Vorbereitung der Eruptionen am Fagradalsfjall ansehen kann. Viele dieser Erdbebenschwärme gingen mit Bodenhebungen einher, bevor sie dann Richtung Fagradalsfjall switchten. Aktuell geben die GPS-Daten aber diesbezüglich nichts her. Dennoch bin ich davon überzeugt, dass die Beben Indikatoren für weitere vulkanische Tätigkeit auf Reykjanes sind, die bestimmt nur noch einige Monate auf sich warten lassen wird.

Weitere Erdbeben, die mit dem Vulkanismus auf Island in Zusammenhang stehen, manifestierten sich in den letzten Tagen am Schildvulkan Skjaldbreiður, der zum Langjökull-Vulkansystem gehört. Die erhöhte Seismizität hier begann im Juni dieses Jahres. Seitdem gab es mehr als 800 Erschütterungen und der isländische Professor Þorvaldur Þórðarson hält es für möglich, dass sich dort ein Vulkanausbruch zusammenbraut. Das stärkste Erdbeben der letzten Tage hatte eine (automatisch ermittelte und noch nicht bestätigte) Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 2,9 km Tiefe. Die Region um den Skjaldbreiðu sah in den letzten zehntausend Jahren 26 Eruptionen, was im isländischen Vergleich nicht viel ist. Dafür waren die Eruptionen stärker, als etwa auf Reykjanes. Das Vulkangebiet, zu dem Skjaldbreiður gehört, liegt auf einem 120 km langen Spaltensystem, das sich von Thingvellir bis unter den Langjökull erstreckt. Auch das Haukadalur mit den bekannten Geysiren Strokkur und dem Großen Geysir gehören zu diesem System.

Þorvaldur Þórðarson wurde wieder in einem Zeitungsartikel von MBL zitiert und der Vulkanologe gibt zu bedenken, dass es nicht klar ist, ob es einen Zusammenhang zwischen der neuen Aktivität auf der Reykjanes-Halbinsel und dem angrenzenden Gebiet um dem Skjaldbreiður gibt. Der Island-Mantelplume wäre stark genug um beide Vulkane gleichzeitig mit Schmelze zu versorgen.