Vulkan-News 25.08.23: Ätna

Ätna mit kleiner Aschewolke aus dem neuen Südostkrater

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Explosiv

Der Ätna auf Sizilien zeigte sich heute Morgen mit der Eruption einer kleinen Aschewolke. Diese ist auf einem Foto zu erkennen, das von dem User Μηνάς Κολιογιάννης bei FB geteilt wurde. Weitere Informationen zum Ereignis liegen nicht vor. Den Kommentaren ist zu entnehmen, dass die Anwohner mit einem weiteren Paroxysmus rechnen. In der Vergangenheit gab es vor Paroxysmen kleinere Eruptionen. Hierbei handelte es sich um Ascheemissionen und strombolianischen Ausbrüche. Bei der aktuellen Ascheemission könnte es sich auch um eine Aschewolke handeln, die in erster Linie aus aufgewirbelter Tephra besteht, die bereits abgelagert war. Solche sekundären Aschewolken entstehen öfters durch Kollapsereignisse oder starke Entgasungen. Dagegen spricht, dass es ein schwaches thermisches Signal mit 6 MW-Leistung gibt, das von der Ätna-Gipfelregion ausgeht. Auf dem letzten Sentinel-Satellitenfoto erkennt man drei kleine thermische Anomalien. Zwei befinden sich im Zentralkrater, eine weitere stammt vom NSEC. Es ist also tatsächlich möglich, dass sich Ätna auf einen neuen Paroxysmus vorbereitet. Der Letzte ereignete sich vor 11 Tagen. Der Tremor ist bis jetzt allerdings unauffällig und bewegt sich an der Basis des gelben Bereichs. Ein Paroxysmus scheint zumindest nicht unmittelbar bevorzustehen.

Im letzten Wochenbericht zum Ätna, der am Dienstag veröffentlicht wurde, schrieben die Vulkanologen vom INGV über den letzten Paroxysmus und meinten, dass sich der Vulkan seitdem nicht wieder ganz beruhigt habe. So blieb insbesondere die Infraschalltätigkeit am neuen Südostkrater erhöht und bewegte sich auf einem mittelhohen Niveau. Es wurden im Verlauf der 33. Kalenderwoche bereits einige kleinere Ascheemissionen beobachtet. Während des Beobachtungszeitraums gab es keine signifikante Veränderung der geophysikalischen Parameter. Selbst kurz vor dem Paroxysmus gab es nur eine geringe Bodenhebung von weniger als 1 µrad. Das deutet darauf hin, dass sich die eruptierte Schmelze bereits einige Wochen vor der Eruption im flach gelegenen Magmenkörper angesammelt hat. Dies geschah wahrscheinlich bei den Schwarmbeben im Frühsommer.


Weitere Vulkan-Meldungen:

Anak Krakatau mit Asche-Emission

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolke

Nicht nur der Ätna stieß Asche aus, sondern auch der Inselvulkan Anak Krakatau, der zwischen den indonesischen Insel Java und Sumatra liegt. Es gab eine VONA-Warnung, nach der die Vulkanasche bis auf einer Höhe von 1200 m aufgestiegen ist und Richtung Südwesten driftete. Die Seismizität ist unauffällig und es gibt keine Hinweise darauf, dass sich eine größere Eruptionsserie zusammenbraut.


Popocatepetl mit Eruption

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Aschewolke

Am mexikanischen Popocatepetl gab es eine Eruption, bei der Vulkanasche mehrere hundert Meter über Kraterhöhe aufstieg. Außerdem meldete CENAPRED 113 Asche-Dampf-Exhalationen und 28 Minuten Tremor.

Kilauea mit erhöhter Seismik am 25.08.23

Erdbebenschwarm südlich der Kilauea-Gipfelcaldera rockt den Vulkan

Die erhöhte Seismizität südlich der Kilauea-Gipfelcaldera auf Hawaii hält an und hat sich gestern noch einmal verstärkt, als 250 schwache Erschütterungen innerhalb von 24 Stunden festgestellt wurden. Aufgrund der Zeitverschiebung ist es auf Hawaii jetzt 20 Uhr am 24. August und bis jetzt wurden gut 150 Beben detektiert. Somit ist es unwahrscheinlich, dass der Wert vom Vortag wieder erreicht wird, dennoch ist die Erdbebentätigkeit noch hoch. Das Gleiche gilt für die Bodenhebung, die nach einem leichten Rückgang vor 2 Tagen wieder so stark zunimmt wie zuvor: Seit letztem September wurde eine Bodenhebung von gut 65 cm festgestellt und das, obwohl es mehrere Episoden mit Lavasee-Tätigkeit gegeben hatte. Sie konnten den Magmenkörper unter dem Vulkan nicht soweit entleeren, dass es einen längerfristigen Rückgang in der Bodenhebung gegeben hätte. Die eruptierte Lavamenge reichte aus, um den Halema’uma’u-Kraters um 400 m aufzufüllen und den Kraterboden entsprechend anzuheben. Eine neue Grafik mit aktuellem Messwerten eines Laser-Entfernungsmessers gibt die Tiefe des Kraterbodens an. Als Null-Referenzwert dient die Tiefe des Kraters nach dem Kollaps im Zuge der Leilani-Eruption im Jahr 2018. Damals befand sich der Kraterboden auf einer Höhe von 518 m über dem Meeresspiegel.

Das HVO schreibt in seinem täglichen Update, dass sich die Bebentätigkeit auf dem Niveau wie vor den letzten Lavasee-Eruptionen befindet. Die Vulkanologen gehen davon aus, dass die seismische Tätigkeit in einer Eruption gipfeln wird, wenn sie in den nächsten Tagen anhalten sollte. Die Bodenhebung der letzten Woche beläuft sich auf gut 5 Mikrorad. Zum Vergleich: An Ätna und Stromboli erlebt man im Zuge paroxysmaler Eruptionen selten kurzfristige Bodenhebungen von mehr als 2 µrad.

Interessant ist ein Blick auf die Tiefenlage der Erdbeben der letzten 5 Jahre: Auffallend ist, dass es 2918/19 sehr viele Erdbeben in großen Tiefen gab, die von einer Magmenintrusion zeugten, die vom Hawaii-Mantelplume ausging. Diese Tiefenbeben wurden seit 2019 weniger und haben in den letzten 1,5 Jahren stark abgenommen. Das Magma, das jetzt aufsteigt, verweilte also bereits einige Monate in einem tief gelegenen Magmenkörper.

Erdbeben M 3,2 in Deutschland

Das Grenzgebiet zwischen Deutschland und der Schweiz wurde von einem Erdbeben M 3,2 erschüttert

Datum 25.08.23 | Zeit: 01:10:54 UTC |  47.745 ; 8.901 | Tiefe: 10 km | Mb 3,2

Heute Nacht manifestierte sich im Grenzgebiet zwischen der Schweiz und Deutschland ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Es handelte sich um eines der seltenen Erdbeben in Deutschland, die von der Bevölkerung wahrgenommen werden konnten. Den Erdbebendiensten liegen Wahrnehmungsmeldungen vor. Einige Menschen wurden aus dem Schlaf gerüttelt und meldeten dies. Es gab auch einige schwächere Erdbeben, deren Magnituden unter der Wahrnehmbarkeitsgrenze lagen.

Laut EMSC manifestierte sich das Erdbeben um 01:10:54 UTC (03:10:54 Ortszeit) und hatte ein Epizentrum, das 5 km westlich von Singen am Bodensee lokalisiert wurde. Die Tiefe des Hypozentrums wird mit 10 km angegeben. Das heiß so viele wie, dass die Tiefe nicht exakt bestimmt werden konnte, dass sich das Beben aber in geringen Tiefen ereignete. Interessanterweise wurde der Erdstoß vom GFZ-Potsdam in die Schweiz verlagert und hatte eine Magnitude von 3,3. Genaugenommen wird die Lokalisierung beim GFZ richtig sein, da Singen zwar in Deutschland liegt, man sich 5 km südwestlich aber bereits in der Schweiz befindet.

Tektonische Situation

Südöstlich des Bodensees verläuft die große Störungszone der Nördlichen-Alpinen-Zone, die das Potenzial hat, stärkere Erdbeben hervorzubringen. Der aktuelle Erdstoß ereignete sich allerdings an einer lokalen Störungszone des Hegau-Bodenseegrabens, der auch als Bonndorfer-Graben bekannt ist. Er mündet im Nordwesten in den Oberrheingraben und beinhaltet auch die alten Hegau-Vulkane. Sie bildeten sich an einem Kreuzungspunkt mit der Freiburg–Bonndorf–Bodensee-Störungszone und der Albstadt-Störungszone. Die Hegau-Vulkane eruptierten zum ersten Mal vor gut 14 Millionen Jahren. Ihre Aktivität endete vor 8 Millionen Jahren. Interessant ist der Umstand, dass die Atomkraftwerkbehörde der Schweiz in dieser tektonisch unruhigen Gegend ihr atomares Endlager gefunden hat. Der Atommüll soll in einer tiefliegenden Schicht aus einem besonderen Ton eingelagert werden. In dieser Tonschicht entdeckte man 170 Millionen Jahre alte Wassereinschlüsse. Daher gilt sie als besonders stabil und selbst abdichtend.

Erdbeben und Vulkane in Island – News vom 24.08.23

Staat: Island | Koordinaten: 65.03, -16.75 | Aktivität: Fumarolisch

Geophysikalische Untersuchungen der Askja zeigen keine Veränderungen gegenüber Vorjahr

Gestern kehrten die isländischen IMO-Geowissenschaftler von ihrer jährlichen Messkampagne an der Askja zurück. In Zeitungsstatements nahmen sie sofort den Ausbruchsprognosen der letzten Tage den Wind aus den Segeln. Sie konnten keine signifikanten Veränderungen in den geophysikalischen Parametern im Vergleich zum Vorjahr feststellen. Weder die Gas- und Wassertemperaturen noch die Zusammensetzung der Fluide sollen sich laut ersten Analysen verändert haben, was mich doch überrascht. Dies ist besonders bemerkenswert, da der Vulkan nun eine Bodenhebung von 70 cm aufweist. Diese Bodenhebung wird weiterhin auf die Intrusion eines Magmenkörpers zurückgeführt, der bereits bis in etwa 3 km Tiefe aufgestiegen ist. Der Magmenkörper wird auf ein Volumen von über 20 Millionen Kubikmetern geschätzt. Das wirft die Frage auf, was einen Ausbruch noch verhindert?

Bevor Entwarnung gegeben wird, sollten jedoch die Messwerte der letzten Jahreskampagne berücksichtigt werden, denn sie fiel ja schon in den Zeitraum der Bodenhebung. Die Werte wurden in den Berichten nicht veröffentlicht. Parkrangern zufolge hatte sich bereits die Wassertemperatur des Viti-Kratersees erhöht. Daher erscheint mir die Situation noch nicht vollständig geklärt.

Zahlreiche Erdbeben erschüttern Island

Heute war aus seismischer Sicht erneut ein unruhiger Tag in Island. Innerhalb von 2 Tagen wurden fast 200 Erdbeben erfasst. Der stärkste Erdstoß ereignete sich vorgestern am Bardarbunga mit einer Magnitude von 3,0. Heute traten Schwarmbeben an der Tjörnes-Fracture-Zone und auf der Reykjanes-Halbinsel auf. Am Schildvulkan Skjaldbreið wurden 14 schwache Erschütterungen registriert. Einzelne Erdbeben traten auch unter der Katla und im Bereich des Grimsvötn auf. Vier Beben sind von der Askja zu verzeichnen, womit sich der Kreis schließt. Mich verwundert an der Askja nicht nur die starke Bodenhebung, sondern auch das Fehlen massiver Schwarmbeben, wie wir es vom Campi Flegrei kennen. Die Bodenhebung an der Askja verläuft deutlich schneller als in der süditalienischen Caldera. Offenbar ist der Untergrund der Askja flexibler und ermöglicht ein leichteres Aufsteigen von Fluiden im Vergleich zum Campi Flegrei. Doch warum es keine erkennbaren geochemischen Auffälligkeiten gibt, bleibt vorerst unbeantwortet.

Merapi mit Seismik – News vom 24.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Signifikanter Anstieg der Seismizität am Vulkan Merapi auf Java

Der indonesische Vulkan Merapi zeigte in den letzten Tagen einen deutlichen Anstieg vulkanischer bedingter Erdbeben, der seinen vorläufigen Höhepunkt gestern fand: das VSI registrierte innerhalb von 24 Stunden über 250 schwache Erdbeben. Am Vortag waren es gut 140 Erschütterungen. Im Einzelnen wurden gestern 213 Hybriderdbeben und 38 vulkanotektonische Erschütterungen registriert. Die Erschütterungen sind mit dem Aufstieg von Magma assoziiert. Leider steht der neue Wochenbericht der Vulkanologen vom Katastrophenschutz noch aus. Zuletzt wurde Inflation und Domwachstum festgestellt, wobei nur der südwestliche Dom zulegte, während die zentrale Kuppe unverändert blieb.

Betrachtet man das Histogramm der Häufigkeitsverteilung der Erdbeben, dann erkennt man, dass der aktuelle Peak ähnlich hoch ausfällt, wie es am 3. Juli der Fall war, als der Höhepunkt der damaligen Inflationsphase erreicht war. Danach ließ die Seismizität stark nach. Es bleibt spannend abzuwarten, ob sich ein ähnliches Muster nun wiederholt.

Aktuell gibt es auch zahlreiche seismische Signale, die von Steinschlägen/Schuttlawinen-Abgängen zeugen: gestern waren es 163 dieser Signale, die aufgezeichnet wurden. Das Risiko, dass pyroklastische Dichteströme generiert werden, ist groß. Dementsprechend eindringlich warnt man Bevölkerung und Besucher, die asymmetrische Sperrzone zu respektieren. Sie beträgt bis zu 7 km Entfernung vom Dom.

Der letzte große Ausbruch des Merapi ereignete sich im Jahr 2010. Damals starben mehr als 350 Menschen in den pyroklastischen Strömen, die beim Kollaps des Doms entstanden. Die Eruption wurde auch von einer starken explosiven Tätigkeit begleitet. Bis 2018 war es relativ still am Vulkan, bis es zu erhöhter Seismizität kam, die in einer phreatischen Eruption gipfelte. Anschließend begann die Domwachstumsphase, die bis heute anhält. Allerdings wächst der Dom nicht konstant, sondern in Schüben. Einen davon erleben wir jetzt.

Waldbrände und Klimawandel – News vom 24.08.23

Studie bestätigt Zusammenhang zwischen Waldbrände und Klimawandel

Die Meldungen über verheerende Waldbrände auf der nördlichen Hemisphäre reißen diesen Sommer nicht ab: Zusätzlich zu Kanada, Hawaii, Teneriffa und Griechenland brennt es nun auch in der Türkei. In der Region Çanakkale wüten sie besonders stark. Im Westen der Türkei mussten bereits mehrere Ortschaften evakuiert werden. Auch die Meerenge der Dardanellen ist betroffen, da dort Löschflugzeuge operieren, die Wasser aus dem Mittelmeer zur Brandbekämpfung aufnehmen. Es gibt Bedenken bezüglich der Auswirkungen von massivem Salzwassereinsatz auf die Waldböden. Angesichts der aktuellen Katastrophe scheint dies jedoch eine geringere Sorge zu sein. In Griechenland breiten sich die Feuer ebenfalls weiter aus. Berichten zufolge litt gestern etwa 80% des Landes unter SMOG, der von den Waldbränden verursacht wird. In Kanada ist in einigen Regionen Regen vorhergesagt, was dazu beitragen könnte, die angespannte Waldbrandsituation etwas zu entschärfen. In Kanada sind derzeit mehr als 6000 Brände aktiv.

Eine neue Studie der World Weather Attribution Initiative (WWA) offenbart, dass die bisherigen Prognosen die Auswirkungen des anthropogenen Klimawandels deutlich unterschätzt haben. Nahezu jedes Klimamodell blieb mit seinen Vorhersagen weit hinter dem tatsächlichen Ausmaß an Extremwetterereignissen zurück, die wir derzeit erleben. Laut der Studie hat der Klimawandel Bedingungen geschaffen, die die Wahrscheinlichkeit für die gegenwärtige Waldbrandsituation in Kanada mehr als verdoppelt haben. Diese Bedingungen haben praktisch alle bisherigen Rekorde übertroffen: Der Mai war der wärmste seit Beginn der Klimaaufzeichnungen und die Periode von Mai bis Juli war die wärmste seit 1940. Sie übertraf den bisherigen Rekord von 1998 um 0,8 °C. Die Luftfeuchtigkeit erreichte den zweitniedrigsten Wert seit Beginn der Dokumentation. Das Schmelzwasseraufkommen war das geringste seit 1950. All diese außergewöhnlichen Umstände haben letztendlich zu der Situation geführt, die die Waldbrände begünstigt hat. Die Waldbrände tragen ebenfalls zum Klimawandel bei, indem sie bislang etwa 350 Millionen Tonnen Kohlendioxid freigesetzt haben – so viel wie Österreich in 17 Jahren emittiert. Mit jedem verschwindenden Baum verliert die Erde eine Waffe im Kampf gegen den Klimawandel.

Auch der deutsche Meteorologe und Klimawandelexperte Latif erklärte gegenüber dem Deutschlandfunk, dass es eine völlig neue Dimension sei, dass Waldbrände auch in Deutschland immer häufiger außer Kontrolle geraten. Als Grund für die zunehmend heftigen Waldbrände nannte er Hitzewellen mit begleitenden Dürreperioden und immer schneller austrocknenden Böden.

Vulkan Askja vor Ausbruch? News vom 23.08.23

Vulkanologe sieht Anzeichen für bevorstehenden Vulkanausbruch der Askja auf Island

Am isländischen Vulkan Askja gab es in den letzten 48 Stunden 5 schwache Erdstöße, was eigentlich kein ungewöhnlich hoher Wert für einen Vulkan ist, der sich scheinbar auf einem Ausbruch vorbereitet. Besorgniserregend ist hingegen die Bodenhebung von mehr als 60 cm innerhalb von 2 Jahren. So sieht es offenbar auch der isländische Vulkanologe und Geochemiker Ármann Höskuldsson, der an der Geowissenschaftlichen Fakultät der Universität Island beschäftigt ist. Gegenüber der Zeitung MBL sagte er in einem Interview: „Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass Askja auf dem Weg zu etwas Großem ist. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Askja dieses Jahr ausbrechen wird, wenn die Bodenhebung nicht langsamer wird. Askja bereitet sich vor und hat den Entwicklungsstand erreicht, den ich für sehr besorgniserregend halte.“ Große Sorge bereitet dem Wissenschaftler der Umstand, dass der Vulkan noch während der Touristensaison ausbrechen könnte, die bereits Ende September endet. Denn der Vulkanologe geht davon aus, dass sich kein effusiver Ausbruch zusammenbraut, wie es zuletzt an der Askja der Fall war, sondern dass der Vulkan explosiv ausbrechen wird.

In seinem Ausbruchsszenario geht Ármann von einer starken explosiven Eruption mit hoch aufsteigender Aschewolke aus. Beim Kollaps dieser Eruptionswolke könnte eine Flut pyroklastischer Dichteströme entstehen, die sich in alle Richtungen bis zu 20 km weit ausbreiten könnten. Solche pyroklastischen Ströme können Geschwindigkeiten von mehr als 100 km/h erreichen. Eine Flucht ist kaum möglich. Im Falle einer nur kurzen Vorwarnzeit bliebe nicht genug Zeit, alle Touristen aus dem weitläufigen Gelände zu evakuieren. Allein der Marsch vom Öskjavatn zum Parkplatz dauert gut eine Stunde. Und selbst, wenn man das Auto erreicht hat, kommt man über die Piste mit der Furt nicht schnell weg.

Besorgt ist der Vulkanologe auch, weil es keine stabile Telefonverbindung in der entlegenen Gegend des Hochlandes gibt, sodass Touristen und Hüttenbetreiber nicht informiert werden können, wenn ein Schwarmbeben den finalen Magmenaufstieg ankündigen sollte. Letzte Woche schlugen besorgte Tourenanbieter vor, bereits jetzt vorsorglich einen mobilen Funkverstärker aufzustellen, um die Telefonverbindung sicherzustellen – eine Praxis, die ich durchaus von anderen Eruptionen auf Island kenne.

Ármann schließt mit der Hoffnung, dass genug Vorwarnzeit bleibt, um alle Menschen in Sicherheit zu bringen, sollte es zum Vulkanausbruch kommen. Es stellt sich natürlich die Frage, warum man weiterhin Touren anbietet, wenn die allgemeine Besorgnis so groß ist?

Vulkan Karangetang mit Aschewolke am 23.08.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: 2,78, 125.40 | Aktivität: Dom, strombolianisch

Karangetang eruptiert Vulkanasche bis auf 5500 m Höhe

Gestern Nachmittag eruptierte der indonesische Vulkan Karangetang eine Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 5500 m aufstieg und in Richtung Norden driftete. Die Eruption ereignete sich gegen 14:00 Uhr Zulu-Zeit. Heute gibt es eine neue VONA-Meldung, nach der die Asche noch eine Höhe von 3000 m erreicht.

Vor Ort dürften die neuen Eruptionen nicht gut ankommen, denn auf Siau wurde es den evakuierten Vulkananwohnern gerade erst gestattet, in ihre Häuser zurückzukehren, da die Aktivität des Vulkans in den letzten Wochen abgenommen hatte. Bereits im Februar steigerte der Vulkan seine Aktivität und sein Dom wuchs. Es kam zu Abgängen mehrerer pyroklastischer Ströme, die eine Gefahr für die Bewohner in Häusern am Vulkanhang darstellten. Sie wurden daraufhin evakuiert. 39 Familien durften nun in ihre Häuser zurückkehren. Wie lange sie angesichts der aktuellen Entwicklung dort bleiben dürfen, ist ungewiss. Sie waren in einer Notunterkunft in einer Kirche untergebracht gewesen. Insgesamt handelte es sich um ca. 150 Personen.

Generell ist das Leben im Schatten eines dombildenden Vulkans gefährlich. Am Karangetang kommt es in Eruptionsphasen immer wieder zu Evakuierungen, und man muss sich die Sinnfrage stellen, ob eine dauerhafte Umsiedlung der Betroffenen nicht besser wäre. Oft handelt es sich um Kleinbauern, die Gemüse am Vulkanhang anbauen oder Weideflächen bewirtschaften. Allerdings ist der Platz auf einer Insel begrenzt, und es dürfte sehr schwierig sein, einen adäquaten Ersatz für ihr Land zu finden. Außerdem zählt Indonesien nicht unbedingt zu den reichsten Staaten der Welt, sodass Geld für Umsiedlungsprojekte knapp ist.

Im Vergleich zum Jahresanfang ist die Seismizität in der Inselwelt des Archipels zwischen Sulawesi und den Philippinen nicht sehr hoch. Dennoch ereignete sich gestern Abend ein Erdbeben der Magnitude 4,3, das sich 30 km vor der Küste der Insel Sangihe Besar ereignete. Sie befindet sich in relativer Nähe zu Siau und dem Karangetang. Vulkanausbruch und Erdbeben standen wohl nicht in direkter Verbindung. Auf Sangihe Besar liegt allerdings der Vulkan Awu, der seit Juni seismisch sehr aktiv ist. Täglich werden zwischen 20 und 55 vulkanisch bedingte Erdbeben registriert. Der Vulkan könnte sich auf eine Eruption vorbereiten

Kilauea auf Hawaii – News vom 23.08.23

Vulkan Kilauea mit Erdbeben und Bodendeformation

Seit einigen Tagen ist die Seismizität am Kilauea auf Hawaii wieder deutlich erhöht. Gestern wurden fast 130 Erschütterungen detektiert. Die meisten manifestierten sich südlich der Gipfelcaldera und liegen in einer Reihe, die den Verlauf eines magmatischen Gangs markieren könnte. Die Erdbebenherde liegen in geringen Tiefen von weniger als 3 km. Dabei ist im Zeitverlauf eine Verlagerung der Beben in Richtung Oberfläche zu erkennen. Generell wird Bodenhebung infolge von Magmeninflation unter dem Halemaʻumaʻu-Krater detektiert, doch gestern gab es an einigen Stellen des Gipfelbereichs eine kurzweilige Phase mit Deflation. Auf dem zugehörigen Graphen entsteht so eine kleine Delle. So etwas war vor den letzten effusiven Eruptionen im Halemaʻumaʻu-Krater häufig ein Anzeichen dafür, dass der Vulkanausbruch bald losgeht. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich Mitte August auf 86 Tonnen am Tag, was ein niedriger Wert ist. Allerdings ist seit der letzten Messung eine Woche vergangen und mittlerweile kann es ganz anders aussehen. Wenn sich Magma der Oberfläche nähert, fängt der Schwefeldioxid-Ausstoß für gewöhnlich an zu steigen.

Das HVO schreibt zu der aktuellen Situation, dass der Kilauea Anzeichen erhöhter Unruhe zeigt. Ruhig ist es hingegen an den beiden Riftsystemen, die sich in Richtung Osten und Südwesten ausbreiten. Am Puʻuʻōʻō-Krater im mittleren Ostrift wird seit 3 Jahren Subsidenz registriert und es sieht nicht danach aus, als würde auf absehbarer Zeit sich daran etwas ändern.

Nicht nur am Kilauea bebt die Erde, sondern auch an anderen Stellen auf Hawaii: So ereignete sich heute am Vulkan Mauna Kea im Norden der Insel Big Island ein Erdbeben der Magnitude 3,2. Der Erdbebenherd lag in 38 km Tiefe. Der Mauna Kea gilt als ruhender Vulkan. Seine letzten Ausbrüche ereigneten sich vor ca. 4000 Jahren. Tatsächlich ist es der höchste Vulkan der Insel: er überragt den Ozean um 4205 m. Vom Meeresboden aus gemessen ist Mauna Kea mehr als 10.000 Meter hoch und damit der höchste Berg der Erde. Eine neue Eruption des Vulkans ist sehr unwahrscheinlich.