Fagradalsfjall mit starker Bodenhebung am 07.07.23

Staat: Island | Koordinaten: 63.901-22.272 | Aktivität: Intrusion

Erdbeben und bis zu 18 cm Bodenhebung am Fagradalsfjall

Das massive Schwarmbeben am isländischen Vulkan Fagradalsfjall geht weiter: IMO meldet mehr als 6500 Erdbeben seit dem 04. Juli. Nachdem sich die Bebenhäufigkeit gestern Mittag ein wenig abschwächte, intensivierte sie sich nachts wieder und ein neuer Schub etablierte sich. Es wurden wieder 5 Erdbeben mit Magnituden im 4er-Bereich erzeugt. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 4,8. Das Epizentrum wurde 1.5 km west-südwestlich von Keilir lokalisiert.

Gestern schrieb ich, dass ich aufgrund der geringen Bodenhebung von 3 cm, die man anhand der GPS-Daten ablesen kann, nicht davon ausgehe, dass am Fagradalsfjall ein Vulkanausbruch innerhalb von Stunden bevorsteht. Ich verwies aber auch auf die Möglichkeit, dass diese Messungen im Angesicht des massiven Erdbebenschwarms nicht korrekt sein könnten und man zur genauen Einschätzung der Lage auf ein Interferogramm warten muss. Gestern Abend präsentierte uns IMO dann besagtes Interferogramm, das InSAR-Messungen zwischen dem 26. Juni und 6. Juli visualisiert. Hier sieht die Lage ganz anders aus und passt zu den massiven Schwarmbeben: demnach hat es bereits bis zu 18 cm Bodenhebung gegeben, was bereits 2 Zentimeter mehr ist als zum Eruptionsbeginn im letzten Jahr. Die Bodenhebung konzentriert sich auf dem Bereich des magmatischen Gangs zwischen Fagradalsfjall und Keilir, mit einem Spitzenwert auf halber Strecke zwischen den beiden vulkanischen Erhebungen. Dort war die Bodenhebung auch am größten, als es zur ersten Eruption in 2021 kam. Genau wie damals, spekuliert man darüber, ob nicht dort eine neue Spalte aufgehen könnte. Für Vulkanbeobachter wäre das suboptimal, denn der neue Eruptionsort würde dann ein gutes Stück abseits der bestehenden Infrastrukturen am Fagradalsfjall liegen. Aber es kann natürlich genausogut sein, dass es wieder zu einem Ausbruch im Bereich Fagradalsfjall kommen wird, weil dort wohl die ausgeprägtesten Schwächezonen existieren.

Wann kommt es am Fagradalsfjall zum Vulkanausbruch?

Je länger Schwarmbeben und Inflation anhalten, desto wahrscheinlicher ist ein Vulkanausbruch innerhalb kurzer Zeit. Viele Vulkanologen rechnen mit einem Ausbruch innerhalb von 3 Tagen. Sollte das Magma nicht in den nächsten Tagen durchbrechen, dann halt beim nächsten oder übernächsten Lavaschub. Ich halte einen Vulkanausbruch in diesem Jahr für sehr wahrscheinlich und tatsächlich sieht es momentan so aus, als würde ein Ausbruch eher früher als später stattfinden. Auch wenn Mutter Erde macht was sie will und sich nur bedingt an menschlichen Prognosen hält, scheint sich die Einschätzung vieler isländischer Vulkanologen zu bestätigen, dass die Reykjanes-Halbinsel in eine neue Tätigkeitsphase eingetreten ist. Mittlerweile gibt es auch Vorschläge, dass man die 5 Spaltensysteme auf Reykjanes mit ihren Vulkanen als ein zusammenhängendes Vulkangebiet betrachten sollte. Es bleibt auf jeden Fall spannend auf Island!

Vulkan Ubinas eruptiert – News vom 06.07.23

Staat: Peru | Koordinaten: -16.349-70.902 | Aktivität: Ascheeruption

Eruption am Ubinas fördert hohe Aschewolke

Am peruanischen Vulkan Ubinas hat die Aktivität in den letzten Tagen deutlich zugenommen. Heute führte der Anstieg zu einer größeren Eruption mit einer Aschewolke, die bis auf eine Höhe von 9100 m aufstieg und vom Wind in Richtung Norden getrieben wurde. Ein kleiner Teil der Aschewolke trieb in entgegengesetzter Richtung. Diese Informationen gehen aus einer VONA-Meldung hervor.

Seit Mitte Mai hat sich die Seismizität des Vulkans leicht erhöht. In Spitzenzeiten wurden bis zu 50 vulkanotektonische Erdbeben registriert, aber normalerweise war die Aktivität deutlich geringer. Seit dem 22. Juni gab es einen stärkeren Anstieg von Erdbeben, die durch Bewegungen von magmatischen Fluide ausgelöst wurden. Zudem wird aktuell Tremor registriert. Bisher hat es jedoch keine signifikante Bodenhebung gegeben.

Aufgrund der eruptiven Aktivität wurde der Alarmstatus des Ubinas auf „orange“ erhöht. Die Regierung von Peru hat den Ausnahmezustand in der Region Moquegua ausgerufen. Es besteht große Sorge, dass sich die Eruptionen weiter steigern könnten. Den Bewohnern wird empfohlen, in ihren Häusern zu bleiben, um das Einatmen von Asche zu vermeiden. Diese Maßnahme soll für die nächsten zwei Monate gelten. Die umliegenden Dörfer sind bereits von Asche bedeckt, sowohl auf den Straßen als auch auf den Häusern.

Meiner Meinung nach ist es möglicherweise verfrüht, den Ausnahmezustand bereits jetzt auszurufen, da die derzeitige Aktivität noch nicht stark genug ist und die geophysikalischen Parameter keine eindeutigen Schlüsse darauf zulassen, dass sich bereits eine gefährliche Eruption ankündigt. Es könnte sich tatsächlich um eine politische Entscheidung handeln, da seit Jahren ein Umsiedlungsprojekt betrieben wird, um die Gegend am Fuß des Vulkans zu räumen. Derzeit leben dort noch 50 Familien, die nun von Evakuierung bedroht sind. Fraglich ist, ob sie danach jemals in ihre Häuser und Farmen zurückkehren dürfen.

Der Vulkan Ubinas ist Teil einer Gruppe von sieben Vulkanen im südlichen Peru, die sich in einer vulkanischen Zone erstrecken, die vom Süden Perus bis zum Norden Chiles reicht.

Ich habe eine Seite mit Livecams und Daten zum Ubinas zusammengestellt.

San Cristobal eruptiert – News vom 06.07.23

Staat: Nicaragua | Koordinaten: 12.702, -87.004° | Aktivität: Ascheeruption

In Nicaragua brach der Vulkan San Cristobal überraschend aus

Gestern ereignete sich eine überraschende Eruption des nicaraguanischen Vulkans San Cristobal. Wie die örtliche Katastrophenschutzbehörde SINAPRED heute berichtete, kam es gestern zu einer Ascheeruption, bei der die Asche mehrere Tausend Meter hoch aufstieg. Eine VONA-Meldung gab es dennoch nicht. Der Ausbruch fand bis jetzt keine Bestätigung in anderen Quellen, außer dass die Meldung von der lokalen Presse aufgenommen wurde. Zuverlässige Daten fehlen also. Auf Fotos, die von der Katastrophenschutzbehörde bei Twitter gepostet wurden, erkennt man eine recht dicke und große Aschewolke. Von ihrer Basis gehen pyroklastische Dichteströme aus, so dass man den Vulkanausbruch größer einschätzen kann als es von SINAPRED kommuniziert wurde.

San Cristobal ist ein 1745 Meter hoher Stratovulkan der sich im Nordwesten des Landes im Departement Chinandega befindet. Er der höchste Vulkan Nicaraguas und zugleich einer der aktivsten Feuerberge der Region. Er liegt etwa 135 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Managua.

Der Vulkan ist für seine regelmäßige Aktivität bekannt und hat in der Vergangenheit mehrere Ausbrüche erzeugt. Der letzte größere Ausbruch ereignete sich im Jahr 2012, als der Vulkan Asche und Gesteinsbrocken ausspie und die umliegenden Gebiete mit einer dicken Ascheschicht bedeckte. In den Jahren 2016 und 2022 gab es schwächere Eruptionen, bei denen Asche und Gase ausgestoßen wurden.

Aufgrund seiner Aktivität wird der San Cristóbal von den Behörden überwacht, um mögliche Gefahren für die Bevölkerung frühzeitig zu erkennen, doch soweit es mi bekannt ist, gab es diesmal keine Warnung. Das zugehörige vulkanologische Observatorium INETER scheint aufgrund der Unruhen vor 2 Jahren und der Wirtschaftskrise unter Geldmangel zu leiden, die letzten Daten zum Vulkan, die auf der Webseite veröffentlicht wurden sind veraltet.

Die Region um den San Cristóbal ist landschaftlich sehr reizvoll und zieht viele Besucher an. Es gibt verschiedene Wanderwege und Aussichtspunkte, von denen aus man den Vulkan und seine Umgebung bewundern kann

Vulkan-News am 06.07.23: Piton Fournaise

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavaströme

Lavafront am Piton Fournaise stagniert

Am Piton de la Fournaise auf La Réunion geht der Vulkanausbruch weiter, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Bereits gestern berichteten die Vulkanologen vom OVPF, dass die Front des Lavastroms aus der Nordöstlichen Spalte stagnierte. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie die 1300 m Höhenmarke erreicht. Die aktivsten Teile des Lavastroms bewegten sich in der Region, die Grandes Pentes genannt wird und hatten sich zwischen 2 und 2,5 km von der Spalte entfernt. Die Förderrate lag zwischen 5 und 10 Kubikmeter pro Sekunde.

Heute Morgen wurde beobachtet, dass sich der aktive Teil der Eruptionsspalte auf einen Förderschlot beschränkt, um den sich ein Schlackenkegel formierte. Der Schlot war strombolianisch tätig und glühende Schlacken wurden einige 10er Meter hoch ausgeworfen. Die Lavastromaktivität hielt weiter in dem beschriebenen Bereich an, ließ aber nach.

Nach einem vulkanotektonischen Erdbeben der Magnitude 2,3 fiel gestern Abend der Tremor deutlich ab und bewegt sich seitdem auf niedrigem Niveau.

Der Piton de la Fournaise ist für seine häufigen Eruptionen bekannt. Im Durchschnitt bricht er alle neun Monate aus. Die Eruptionen sind oft spektakulär, aber in der Regel nicht explosiv. Stattdessen fließt die Lava relativ ruhig aus dem Vulkan und breitet sich über die umliegende Landschaft aus. Der Vulkan wird vom OVPF sorgfältig überwacht, um Ausbrüche vorherzusagen und die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten. Es gibt seismische Überwachungssysteme, GPS-Messungen und regelmäßige Überflüge, um den Zustand des Vulkans zu beobachten.

Der Piton de la Fournaise ist auch ein beliebtes Touristenziel auf La Réunion. Besucher können Wanderungen unternehmen, um den Vulkan und seine beeindruckende Landschaft zu erkunden. Es gibt markierte Wanderwege, die es ermöglichen, die Lavaflüsse und Krater aus sicherer Entfernung zu besichtigen.

Vulkan Fagradalsfjall mit Intrusion am 06.07.23

Erdbeben aufgrund von Magmenaufstieg unter Fagradalsfjall halten an

Das Schwarmbeben unter dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall hält auch den zweiten Tag in Folge an und macht keine Anzeichen aufzuhören. In den letzten Stunden nahm die Anzahl der Erdbeben etwas ab, aber solche Fluktuationen sah man auch bereits bei ähnlichen Ereignissen in den Jahren 2021 und 2022. Der Erdbebenschwarm zählt über 4000 Einzelbeben, von denen 3400 in den Tabellen auf der Website von IMO angezeigt werden. 13 Erdbeben hatten Magnitude im 4er-Bereich. Der stärkste Erdstoß brachte es gestern auf M 4,8. Insgesamt 90 Erschütterungen hatten Magnituden ab 3.

Die Vulkanologen von IMO stuften gestern den Alarmstatus des Vulkans auf „orange“ hoch und halten es für sehr gut möglich, dass in den nächsten Stunden oder Tagen ein neuer Vulkanausbruch beginnt. Sie beobachteten eine aufwärtsgerichtete Verlagerung der Erdbeben, die in ca. 8 km Tiefe begannen und mittlerweile bei einer Tiefe von 2-3 km angekommen sind. Die Beben manifestieren sich in einer langgestreckten Zone, die im Nordosten des Fagradalsfjall-Vulkans beginnt und im Südwesten des Vulkans Keilir endet. Das entspricht der Lage des magmatischen Gangs, der sich bereits im den letzten beiden Jahren vor den Eruptionen am Fagradalsfjall gebildet hatte. Das Magma steigt also wieder entlang des gleichen Risssystems auf, wie es 2021 und 2022 der Fall war. Während sich die erste Eruption durch wochenlange Erdbeben angekündigt hatte, startete der zweite Vulkanausbruch im letzten Jahr nach wenigen Tagen. Allerdings hatte es damals auch Wochen vor der Eruption Magmaansammlungen an anderen Stellen der Region um Grindavik und dem Thermalkraftwerk Svartsengi gegeben. Doch auf Island vertritt man die Meinung, dass es diesmal schneller zu einer neuen Eruption kommen könnte. Wie immer besteht trotzdem die Möglichkeit, dass das Magma kurz unter der Oberfläche in der Kruste stecken bleibt und eine Eruption ausbleibt.

Ich halte zwar auch einem baldigen Ausbruch für wahrscheinlich, allerdings finde ich die Bodenhebung von 3 cm noch zu gering, als dass ich meinen würde, dass es bereits in den nächsten Stunden losgeht. Vor der letzten Eruption betrug die Bodenhebung 16 cm. Es kann aber auch sein, dass die GPS-Messungen ungenau sind und die tatsächlichen Werte höher sind. Hier müssen wir auf ein Interferogramm warten. Weiterhin ist es möglich, dass der Untergrund unter dem Vulkan so geschwächt ist, dass jetzt ein geringerer Druck reicht, um eine Eruption auszulösen.

Die großen isländischen Medienanstalten laufen bereits warm und haben wieder ihre LiveCams online gebracht. Sie blicken in Richtung Fagradalsfjall und Keilir. Ich habe sie auf der Fagradalsfjall-Live-Seite eingebunden.

Interessant ist auch diese 3D-Grafik, die Mike entdeckt hat. Dort erkennt man sehr schön die Lage der Erdbeben, die den Verlauf des magmatischen Gangs widerspiegeln.

Sturm trifft Deutschland – Naturkatstrophen am 05.07.23

Starker Sommersturm „Poly“ trifft das nördliche Mitteleuropa und Deutschland

Update 16:00 Uhr: In Deutschland kam es nun ebenfalls zu einem Todesopfer durch Sturmtief „Poly“: In Rhede (Emsland) wurde eine Frau von einem umkippenden Baum erschlagen. Außerdem gab es Sachschäden und Verkehrsbehinderungen in mehreren Regionen Norddeutschlands. Überwiegend durch Baumschlag.

Originalmeldung: In diesen Stunden wütet ein ungewöhnlich starker Sommersturm über Teile des nordwestlichen Mitteleuropas und zieht auf Deutschland zu. Es wurden Sturmwarnungen für Niedersachsen herausgegeben, wo Orkanböen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 140 km/h auftreten können und eine ernsthafte Gefahr darstellen. Der Sturm wird von einem Tiefdruckgebiet namens ‚Poly‘ verursacht, das vom Nordatlantik zu uns zieht und bereits über unsere Nachbarländer hinweggezogen ist.

Besonders stark traf der Sturm die nördlichen Niederlande. In der Stadt Haarlem kam eine 51-jährige Frau ums Leben, als ein Baum auf ihr Auto stürzte. Umgestürzte Bäume, abgerissene Äste und abgedeckte Dächer sorgten auch an anderen Orten für erhebliche Beeinträchtigungen des öffentlichen Lebens, insbesondere im Verkehrssektor. Der Verkehr auf der A9 kam zum Erliegen. Fotos zeigen Fahrzeuge, die von großen Ästen und Bäumen umgeben sind, die auf die Autobahn gestürzt sind. Vorsorglich wurden auch andere Autobahnen gesperrt. Es gab auch massive Einschränkungen im Zug- und Flugverkehr. In einigen Städten wurden Busse in den Depots gehalten.

Die Bewohner der Provinz Nordholland, einschließlich Amsterdam, erhielten über das Mobilfunknetz Warnmeldungen. Man forderte sie dringend auf, nach Möglichkeit nicht ins Freie zu gehen und den überlasteten Rettungsdienst nur in „lebensbedrohlichen“ Situationen zu kontaktieren.

In den Niederlanden wurden Orkanböen mit Geschwindigkeiten von 120 km/h gemessen.

In Niedersachsen wurden Schulen vorsorglich bereits um 10 Uhr geschlossen. Der Fährbetrieb an der Nordseeküste wurde eingestellt. Die Bahn weist auf mögliche Verspätungen hin, da Gleisstrecken blockiert werden könnten. Rettungsdienste warnen die Bevölkerung davor, sich in Wäldern aufzuhalten, da dort Lebensgefahr durch umstürzende Bäume besteht.

Im Tagesverlauf verlagert sich das Sturmtief in Richtung Osten. Dort drohen starke Gewitter. Es könnte zu einer Wetterlage kommen, die die Bildung von Tornados begünstigt. Außerdem ist mit Hagelschlag zu rechnen.

Vulkan Ätna mit Erdbeben am 05.07.23

Erdbeben M 4,0 im Nordwesten des Ätnas

Datum 05.07.23 | Zeit: 04:07:11 UTC | 37.770 ; 14.760 | Tiefe: 20 km | Mb 4,0

Heute bebt die Erde nicht nur am Fagradalsfjall auf Island, sondern auch am Ätna auf Sizilien. Dort ereignete sich um 04:07 Uhr ein Erdbeben der Magnitude 4,0. Die Tiefe des Erdbebenherdes wird vom INGV mit 20 km angegeben. Das EMSC zeigt eine Tiefe von 3,9 km an. Beim GFZ wurde die Tiefe mit 10 km festgesetzt. Dort gibt es die Bemerkung, dass es schwierig sei die genaue Tiefe zu ermitteln. Das Epizentrum wurde ganz im Nordwesten bei Bronte festgestellt. Das Beben lag unter dem Fuß des Vulkans, an der Grenze des Erfassungsbereichs der Beben am Vulkan.  Die Tiefe des Bebens spricht dafür, dass es mit Magma im Zusammenhang steht, das dabei ist in die untere Erdkruste einzudringen. Eine rein tektonische Herkunft der Erschütterung lässt sich aber nicht ausschließen. Es gab schwächere Nachbeben mit Magnituden im 2er-Bereich.

Schaut man sich die Shakemap an, dann fällt auf, dass die Nachbeben noch nicht eingetragen sind. Dafür sieht man aber den Bebencluster im Osten des Vulkans, der vom Schwarmbeben Ende Juni verursacht wurde. Im Juni wurden 285 Beben unter dem Ätna registriert, was eine deutliche Steigerung zu den Vormonaten darstellt. Seit dem Frühjahr nimmt die Erdbebenaktivität unter dem Ätna zu und lässt auf eine Verstärkung des Magmenaufstiegs in einen tief sitzenden Magmenkörper schließen. Im aktuellen Wochenbulletin zum Ätna- das nun wieder regelmäßig veröffentlicht wird- ist allerdings keine Rede von einer signifikanten Änderung der Bodendeformation. Wenn es eine Verstärkung der Inflation gibt, spiegelt sie sich offenbar nicht in eine Versteilung der Vulkanflanken wider.

Dem Bericht der Vulkanologen ist zu entnehmen, dass es in der letzten Woche einen mäßigen Anstieg von Seismizität und Infrasound-Aktivität gab. Starke Entgasungen mit Explosionscharakter fanden in der Bocca Nuova und untergeordnet im Neuen Südostkrater statt. Der vulkanische Tremor war schwach bis mäßig stark und konzentrierte sich auf einen oberflächennahen Bereich unter der südöstlichen Basis des Neuen Südostkraters.

Massiver Erdbebenschwarm auf Island am 05.07.23

Fast Tausend Erdbeben erschüttern Fagradalsfjall auf Reykjanes

Datum 05.07.23 | Zeit: 08:21:35 UTC | 63.935 ;  -22.199 | Tiefe: 3,9 km | Mb 4,8

Update 12:00 Uhr: IMO meldet jetzt ca. 1600 Erdbeben, obwohl in der Tabelle nur knapp 1300 angezeigt werden. Stärkster Erdstoß hatte heute Morgen die Magnitude 4,8 und ein Hypozentrum in 3,9 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 1.5 km west-südwestlich von Keilir lokalisiert. Dort endete der magmatische Gang, der im Jahr 2021 intrudierte. Insgesamt traten heute bereits 3 Beben mit Magnituden im 4er-Bereich auf. Der Vulkan-Alarmstatus für den Flugverkehr wurde gerade auf „orange“ erhöht.

Originalmeldung: Auf der isländischen Reykjanes-Halbinsel begann gestern Nachmittag gegen 16:00 Uhr Ortszeit ein starkes Schwarmbeben. Bis heute Morgen um 9 Uhr wurden zwischen Fagradalsfjall und Keilir fast 1000 Erdbeben registriert. 17 dieser Beben hatten eine Magnitude im Bereich von 3. Das stärkste Einzelbeben im Hauptcluster hatte eine Magnitude von 3,7. Die Beben verteilen sich über einen größeren Bereich im Südwesten Islands, ähnlich wie bei den starken Schwarmbeben vor den letzten beiden Eruptionen. Auch die Tiefe der Erdbebenherde variiert, wobei die meisten Beben in Tiefen zwischen 7 und 4 km auftreten. Diese Tiefen sind typisch für die Ansammlung eines Magmenkörpers oder das Eindringen eines magmatischen Gangs. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es in den nächsten Tagen einen signifikanten Anstieg der Bodenhebung geben wird. Seit April wurde mit GPS-Messstationen eine vergleichsweise leichte Bodenhebung beobachtet, die an einer Messstation inzwischen 3 cm erreicht hat.

Wenn diese Schwarmbeben durch Magmenintrusion verursacht wurden, stellt sich natürlich die Frage, ob und wann es zu einer Eruption kommen wird. Vor der ersten Fagradalsfjall-Eruption im Jahr 2021 wurde die Reykjanes-Halbinsel monatelang von vergleichbaren Schwarmbeben heimgesucht und es kam zu deutlichen Bodenhebungen. Vor der zweiten Eruption traten Schwarmbeben einige Wochen zuvor auf, wobei sie sich zunächst nicht direkt am Fagradalsfjall manifestierten. Spekulativ ist, dass sich eine Eruption diesmal noch schneller ankündigen könnte, da die Förderstrukturen bereits etabliert sind und nur wieder aktiviert werden müssen, anstatt komplett neu entstehen zu müssen. Insbesondere während der ersten Eruption wurde nach einer mehrtägigen Anfangsphase, während derer Schmelze aus dem magmatischen Gang austrat, Lava ausgestoßen, die aus primitivem Magma schnell aus größerer Tiefe aufgestiegen war. Man vermutete eine direkte Verbindung zwischen einem Magmenreservoir nahe dem Ort der Schmelzbildung in der Asthenosphäre/Erdmantel und dem Förderschlot. Während die erste Eruption mehrere Monate dauerte, hielt die zweite Eruption im letzten Sommer nur gut 2 Wochen an. Hier wurde wahrscheinlich nur die Schmelze ausgestoßen, die sich in den Wochen zuvor in der Erdkruste angesammelt hatte.

Piton Fournaise am 04.07.23

Staat: Frankreich | Koordinaten: 21.23, -55.71 | Aktivität: Lavastrom

Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise geht weiter

Der Vulkanausbruch am Piton de la Fournaise setzt sich fort, und ein Lavastrom fließt im Südosten des Vulkans. Der zweite Lavastrom im Norden des Osthangs hat seine Aktivität gestern Abend eingestellt. Er begann vor dem derzeit aktiven Strom zu fließen. Die Förderrate des verbleibenden Lavastroms aus der südöstlichen Eruptionsspalte schreitet nur langsam voran. Die Geschwindigkeit der Lavafront wird auf 40 m pro Stunde geschätzt. Der Lavastrom ist mehr als 3,5 km lang und noch mehr als 2 km von der Küstenstraße RN 2 entfernt. Abends versammeln sich an der Straße viele Schaulustige, um den Lavastrom aus der Ferne zu besichtigen. Eine Annäherung an die Lava ist verboten, und es ist klar, dass die Küstenstraße gesperrt werden wird, sobald die Lava sich ihr nähert. Der Lavastrom hat bald die Basis des steilen Abhangs der Enclos Fouqué erreicht. Dort nimmt das Gefälle ab, und der Lavastrom wird noch langsamer werden. Gestern wurde die Förderrate auf 5 bis 20 Kubikmeter pro Sekunde geschätzt, und es ist fraglich, ob diese Förderrate ausreichen wird, damit die Lava die Straße erreicht. Trotzdem ist der Ausbruch interessant, da es der erste seit vielen Jahren ist, der sich auf dem Osthang in Richtung Küste bewegt.

Der Tremor nahm gestern sprunghaft ab, ist seitdem aber stabil. Die Wärmestrahlung betrug zuletzt 312 MW. Aktuell hängt der Vulkan in Wolken und Beobachtungen sind unmöglich.

In den Jahren 2004 und 2007 gab es größere Eruptionen am Piton de la Fournaise, bei denen die Lavaströme den Ozean erreichten. 2004 waren die Absperrungen noch nicht so rigoros wie heute, und die Behörden erlaubten Interessierten den Besuch der Lavafront am Ocean Entry. Damals herrschte ein ziemlich großer Andrang von Besuchern, und es kam natürlich zu einigen Verletzungen und verirrten Personen, weshalb seitdem die Eruptionsgebiete großräumig abgesperrt werden. Es erfordert zwar beträchtlichen Aufwand, Menschenmassen am Vulkan zu überwachen, aber ich finde die neue Sicherheitspolitik bedauerlich. Damals wurde das Vulkanobservatorium von einem deutschstämmigen Vulkanologen geleitet, der viel Kritik einstecken musste, weil er Besuchern ermöglichte, die Eruptionen aus nächster Nähe zu betrachten. Leider kam es 1998 zu einem tödlichen Unfall eines Kindes, weshalb die Nachfolgerin der Leitung des Observatoriums und der Zivilschutz nun eine rigorose Sperrung der Eruptionszentren durchführen.