Sehr gut gemachter Livestream der neuen Eruption. Der Stream stammt vom Drohnenpiloten Isak Finnbogason. Man sieht sehr schön Lavastrom und Lavafontänen entlang der weiter aufgerissenen Spalte am südwestlichen Ende des Magmatischen Gangs.
Am späten Nachmittag öffnete sich gegen 16:20 Uhr (Ortszeit) eine erste ca. 200 m lange Eruptionsspalte nahe dem isländischen Vulkan Fagradalsfjall. Die Spalte befindet sich nordöstlich des Vulkans an einem Ort, der Litla Hrêt genannt wird. Er wurde in den letzten Tagen als einer der wahrscheinlichen Eruptionsorte gehandelt. IMO schreibt, dass der Fußmarsch dorthin lang sei und man sich besser noch nicht auf dem Weg macht, sondern wartet, bis Experten die Eruptionsstelle gesichtet und freigegeben haben. Für mich hört sich das noch nicht nach einer Vollsperrung an.
Nach der Phase mit intensiven Magmenaufstiegs scheint der aktuelle Ausbruch erst einmal überraschend klein zu sein, doch man weiß ja noch nicht, wie er sich weiter entwickeln wird. Sowohl der Ausbruch von 2021, als auch die enorm große Bardarbunga-Eruption im Jahr 2014 begannen ähnlich bescheiden wie die aktuelle Eruption, bevor sie sich enorm verstärkten.
Das Gelände hinter dem Fagradalsfjall ist flach und es gibt keine Täler zu füllen. Die Lava folgt einem schwachen Gefälle in Richtung Fagradalsfjall, wo sie auf die vulkanische Erhebung stoßen wird, die ein natürliches Hindernis darstellt. Wenn das Gefälle ausgeglichen ist, könnte die Lava in Richtung Norden fließen.
Auf einem der Livestreams sieht man den Ausbruch dampfen. Die Kamera steht auf einer vulkanischen Erhebung, die ich noch zum Fagradalsfjall-Komplex rechnen würde. Es scheint ein altes Eruptionszentrum gewesen zu sein, denn man kann auf Satellitenaufnahmen eine leichte Depression im Gipfelbereich erkennen, die mal ein Krater gewesen sein könnte.
Für mich persönlich kommt der Ausbruch mal wieder zur ungünstigsten Zeit, da ich nächste Woche Familienurlaub in Kenia machen werde. Für mich kommt eine Island-Reise dann erst danach in Betracht.
Update 21:30 Uhr: Inzwischen haben sich 2 weitere kurze Spalten im Bereich der ersten Eruptionsspalte geöffnet. Die beiden neuen Spalten liegen leicht seitlich versetzt zur ersten Spalte. Ich schätze die Gesamtlänge auf gut 350 m. Die Erste Spaltet öffnete sich genau auf einer Jeep-Piste.
Es liegen Berichte vor, nach denen Wanderer aus dem Eruptionsgebiet evakuiert wurden. Straßensperren werden errichtet und die zuvor angekündigte Sperrung des Eruptionsgebiets etabliert.
Staat: Philippinen | Koordinaten: 13.25, 123.68 | Aktivität: Dom
Erneute Aktivitätssteigerung am Mayon auf den Philippinen
Gestern Abend brachte PHILVOLCS einen Sonderbericht zur gesteigerten Aktivität am Mayon auf Luzon heraus. Demnach gab es eine große Anzahl pyroklastischer Dichteströme (PDC), die vom Lavadom und den Fronten der beiden Lavastrome abgingen, die durch die Schluchten Mi-isi und Bonga fließen. Die Lavaströme sind 2,8 und 1,4 km lang und fließen recht konstant, wenn auch langsam. Genaue Daten zur Größe des Lavadoms liegen nicht vor, aber umso größer er wird, desto größer wird auch das Risiko zerstörerischer pyroklastischer Ströme. Die aktuellen Abgänge beschränken sich auf eine Entfernung von 3,3 km vom Dom und haben noch kein bewohntes Gebiet erreicht. Gestern stieg die Zahl der Dichteströme auf 24. Ein Rekord der aktuellen Eruptionsphase. Rekordverdächtig ist auch die Anzahl der Schuttlawinen-Abgänge. Sie belief sich auf 325. Außerdem gab es 109 vulkanisch bedingte Erdbeben, die vom aufsteigenden Magma verursacht wurden.
Die Satellitenmonitore haben gestern einen deutlichen Anstieg der Schwefeldioxid-Emissionen festgestellt: die im Rahmen der Kampagne gemessenen Emissionen am 9. Juli betrugen im Durchschnitt 943 Tonnen/Tag. Kurzfristige Beobachtungen von elektronischen Tiltmetern zeigen, dass sich die oberen Hänge des Vulkans seit Februar 2023 aufblähen. Längerfristige Bodenverformungsparameter deuten darauf hin, dass sich der Mayon insgesamt weiterhin aufbläht, insbesondere im Nordwesten und Südosten.
Vor zwei Tagen wurde eine hohe Wärmestrahlung mit einer Leistung von 128 MW detektiert, die auf der Website von MIROVA angezeigt wird. Danach hing der Gipfel größtenteils in den Wolken, so dass nur noch eine moderte Wärmestrahlung gemessen werden konnte.
PHIVOLCS weist erneut darauf hin, dass über dem Vulkan Mayon nach wie vor die Alarmstufe 3 (erhöhte Tendenz zu einer gefährlichen Eruption) herrscht, dass aber eine Zunahme der Häufigkeit von PDCs genau beobachtet wird. Es wird dringend empfohlen, die Gebiete innerhalb der permanenten Gefahrenzone mit einem Radius von 6 Kilometern weiterhin zu evakuieren und die Gemeinden im 7- und 8-Kilometer-Radius auf eine eventuelle Verschärfung der aktuellen PDC-Aktivität vorzubereiten. Die Zivilluftfahrtbehörden müssen auch den Piloten raten, Flüge in der Nähe des Vulkangipfels zu vermeiden, da die Asche von Eruptionen für Flugzeuge gefährlich sein kann. PHIVOLCS beobachtet den Mayon-Vulkan genau, und jede neue Entwicklung wird allen Betroffenen mitgeteilt.
Bereits gestern konnte ich eine Ascheeruption vom Ätna melden. Heute intensivierte sich der Ascheausstoß aus dem Neuen Südostkrater sogar noch und es wurden mehrere Aschewolken gemeldet. Obwohl man sie immer noch als klein bezeichnen kann, waren sie größer als die Ascheemission gestern.
Der Tremor ist unauffällig und bewegt sich im unteren Drittel des gelben Bereichs. Die Erdbebentätigkeit ist in den letzten Tagen bestenfalls durchschnittlich gewesen, sieht man von dem Schwarmbeben vom 5. Juli ab.
Die Wärmestrahlung ist ebenfalls bescheiden. Auf dem aktuellsten Sentinel-Satellitenbild vom 8.Juli erkennt man im Infrarotbereich nur eine wenige Pixel große Anomalie im Schlot der Bocca Nuova. MIROVA detektierte eine schwache thermische Strahlung mit 1 MW Leistung. Der Neue Südostkrater war kalt gewesen.
Häufig gehen am Ätna Ascheeruption einem Paroxysmus voraus, wobei es einige Tage dauern kann, bevor es zum Ausbruch kommt. Die Wahrscheinlichkeit hierfür wächst, wenn nicht nur Asche, sondern auch glühende Tephra ausgeworfen wird. Wenige Stunden vor einem Paroxysmus setzen dann für gewöhnlich strombolianische Eruptionen ein, deren Pausenintervalle immer kürzer werden, je näher die paroxysmale Hauptphase rückt. Kurz vor der Hauptphase beginnt dann ein Lavastrom zu fließen.
Es kommt aber auch zu Ascheemissionen, denen kurzfristig kein größerer Ausbruch folgt, also sollten wir unsere Erwartungshaltung nicht zu hoch setzen. Morgen sollte ein neues INGV-Bulletin erscheinen, vielleicht enthält es weiter Informationen zur Lageeinschätzung.
Seismizität am Fagradalsfjall rückläufig
Apropos Lageeinschätzung: eine der renommiertesten Mittarbeiterinnen der isländischen Meteorologiebehörde, Kristín Jónsdóttir, erinnerte heute in einem RUV-Interview daran, dass es vor der Eruption von 2021 am Fagradalsfjall 3 Wochen lang bebte, bevor es zu einem Ausbruch kam. Aktuell geht die Bebentätigkeit tatsächlich weiter zurück und ich denke nicht, dass wir so schnell wie vielfach vermutet wurde, zu einem Ausbruch kommen wird.
Ebeko mit Ascheeruption
Der russische Vulkan Ebeko liegt auf der Kurileninsel Paramushir und eruptierte heute Asche, die bis auf einer Höhe von 3000 m aufstieg. Sie driftete in Richtung Nordosten.
Piton Fournaise weiter aktiv
Auf La Réunion bleibt der Piton Fournaise aktiv, allerdings mit einer leicht rückläufigen Tendenz: die Auswurfshöhe der strombolianischen Eruptionen aus dem neuen Schlackenkegel hat abgenommen. Es fließt weiterhin ein Lavastrom, der mittlerweile gedeckelt ist und durch eine Tube fließt. Die Lavafront befindet sich auf 1300 m Höhe und 1,8 km von der Küstenstraße entfernt.
Staat: Island | Koordinaten: 63.901, -22.272 | Aktivität: Intrusion
Fagradalsfjall mit starkem Erdbeben und Intrusion
Gestern Abend manifestierte sich am Fagradalsfjall das stärkste Erdbeben der aktuellen Sequenz. Es ereignete sich um 22:22:57 Uhr und hatte eine Magnitude von 5,2. es war in einem weiten Umkreis im Süden Islands zu spüren gewesen. Das Epizentrum befand sich nicht direkt am Fagradalsfjall, sondern 1.6 km südöstlich von Keilir. Das Beben stand im Zusammenhang mit der Dykeintrusion. Der Dyke spannt sich zwischen Fagradalsfjall und Keilir auf und liegt etwas nordöstlich des magmatischen Gans von 2022. Der neue Dyke hat eine Länge von 3 km. IMO schreibt hierzu, dass sich die Deformation verlangsamt habe. Der Magmanachschub scheint sich also zu verlangsamen, was sich auch in einer Abnahme der Erdbebenanzahl widerspiegelt. Die Vulkanologen schreiben aber auch, dass seit einsetzten der Intrusion 5 Tage vergangen sind und das beim Ausbruch im letzten Jahr der Eruption am 5. Tag der Intrusion begann.
In die ähnliche Richtung geht eine Meldung, dass seit gestern vermehrt heißes Wasser aus einer Tiefenbohrung der Gegend fließt. Normalerweise ist das Wasser 9 Grad kalt, aktuell soll es sich auf 40 Grad erhitzt haben. Eine ähnliche Zunahme von Temperatur und Fördermenge verzeichnete man kurz vor den letzten beiden Eruptionen am Fagradalsfjall.
Gestern wurde auch ein neues Interferogramm diskutiert, dass auf Daten zwischen den 7. und 8. Juni zurückgriff. Die INSAR-Messungen enthüllten eine anhaltende Inflation und dass die Magma nur noch 500 m von der Erdoberfläche entfernt sein soll. Man stellte erhebliche Bodendeformationen entlang von Verwerfungen fest und sah Hinweise einer Grabenbildung.
Gestern manifestierten sich auch Erbeben mit Magnituden im 4er-Bereich, die in einer Region zwischen Keilir und Kleifarvatn lagen. Hier geht man davon aus, dass die Beben indirekt mit der Magmenintrusion in Verbindung stehen und durch ein verändertes Spannungsfeld ausgelöst wurden.
Das Fazit der Vulkanologen von IMO ist, dass eine baldige Eruption sehr wahrscheinlich ist, sich der genaue Zeitpunkt aber nicht festlegen lässt.