Während die Politik in Deutschland noch vor der Sommerpause das umstrittene Heizungsgesetz durchboxen will, in der Hoffnung, dem anthropogenen Klimawandel ein wirkungsvolles Instrument entgegenzusetzen, wüten in Kanada seit Monaten verheerende Waldbrände. Mittlerweile sind riesige Waldflächen in einem Gebiet, das sich nördlich der Großen Seen und westlich von Quebec befindet, abgebrannt. Diese Brände können mithilfe von Satelliten problemlos erkannt werden, und im Infrarot-Lichtspektrum sind nicht nur die Flammenfronten sichtbar, sondern auch die bereits verbrannten Waldflächen. Das Erstaunliche daran ist, dass die Brände in einem Gebiet wüten, in dem sich zahlreiche Seen, Flüsse und Sümpfe befinden. Normalerweise würde man in einer solchen Gegend häufige Niederschläge erwarten, die jedoch seit längerer Zeit offenbar ausgeblieben sind und die Wälder austrocknen ließen, sodass sie nun wie Zunder brennen.
Die durch Feinstaub belasteten Rauchwolken der Brände ziehen in Richtung Süden, wo gestern erneut vor der extrem schlechten Luftqualität gewarnt wurde. Besonders betroffen ist die Metropole New York. Aber auch bis zu uns nach Deutschland haben es nun die Rauchschwaden aus dem fernen Kanada geschafft und verursachen nicht nur besonders rote Sonnenuntergänge, sondern auch erhöhte Feinstaubbelastung. Hier schließt sich der Kreis wieder bei unseren Politikern, die im gleichen Atemzug wie bei den Diskussionen um das Heizungsgesetz darüber nachdenken, den Industriestrom für Fabriken um zwei Drittel zu senken, natürlich finanziert aus dem Steuersäckel.
Der Verlierer dabei ist nicht nur die Natur, sondern auch der normale Bürger der Unter- und Mittelschicht. Nach der Corona-Pandemie und der selbst induzierten Energiekrise, sowie der damit verbundenen Abkehr vom Erdgas, das noch kurz vor dem Ukraine-Krieg als umweltfreundliche Brückentechnologie propagiert wurde, muss dieser Bürger nun darüber nachdenken, wie er zukünftig das Heizen bezahlen soll, während die Oberschicht Konsumorgien feiert.
Wir befinden uns noch am Anfang der Klimakrise und es ist absehbar, dass wir uns in den nächsten 30 Jahren auf sich dramatisch verschlechternde Lebensbedingungen einstellen müssen, sei es durch die Katastrophen des Klimawandels oder durch den Kampf dagegen.
Datum 29.06.23 | Zeit: 21:01:19 UTC | 40.814 ; 14.420 | Tiefe: 0,6 km | Mb 2,7
In den letzten Tagen standen vor allem die sizilianischen Vulkane im Fokus auf Vnet, doch heute gibt es Neuigkeiten vom berüchtigtsten Vulkan Italiens. Die Rede ist vom Vesuv, der seine traurige Berühmtheit bereits im Jahr 79 n. Chr. erlangte, als seine katastrophale Eruption die Städte Herculaneum, Pompeji und Stabiae auslöschte. Gestern Abend gab es südlich des Kraters 2 Erdbeben mit den Magnituden 2,7 und 2,4. Zudem ereigneten sich 4 schwächere Erdstöße. Die Hypozentren der beiden stärksten Beben lagen in geringen Tiefen von wenigen hundert Metern. Normalerweise werden schwache Erdbeben am Vesuv mit Subsidenz in Verbindung gebracht. Sie soll durch Schrumpfungsprozesse im Schlotbereich zustande kommen, die entstehen, weil sich die Schlotfüllung abkühlen soll. Sie stammt vom letzten Ausbruch des Vulkans im Jahr 1944. Ein erneuter Ausbruch des Vulkans wird aktuell nicht befürchtet. Somit dürften auch die Ausgrabungen in Pompeji ungestört weitergehen. Sie fördern immer wieder Erstaunliches aus der Römerzeit zutage.
Vorläufer der Pizza in Pompeji entdeckt
Bei neuen Ausgrabungen in der Region IX, die bereits vor Jahrzehnten freigelegt wurde, entdeckte man jüngst ein neues Fresko, das sich an einer Wand eines großen Atriums befindet. Die Wandmalerei wurde in einem Gebäude entdeckt, zu dem auch eine antike Bäckerei gehörte, und zeigt ein Tablett mit Speisen. Bei einer dieser Speisen handelt es sich um ein belegtes Fladenbrot, das möglicherweise ein Vorläufer der modernen Pizza war. Die Fladenbrot-Pizza war mit verschiedenen Gemüsesorten belegt und wurde wahrscheinlich mit einer Art von Pesto gegessen. Was die Darstellung von modernen Pizzen unterscheidet, ist das Fehlen von Tomaten und Mozzarella-Käse, die den Römern noch unbekannt waren. Außerdem erkennt man auf dem Tablett einen silbernen Kelch mit Wein und verschiedene Früchte.
Das Gebäude mit der Wandmalerei wurde bereits im 19. Jahrhundert teilweise ausgegraben. Anfang des Jahres nahm man die Arbeit dort wieder auf und legte den Rest des Gebäudes frei. Vor dem aktuellen Fund der Wandmalerei, wurden in der Bäckerei, die sich in einem Anbau des Gebäudes fand, drei Skelette von Opfern des Vulkanausbruchs gefunden.
Das Haus war beim Ausbruch des Vesuvs unter einer mehrere Meter mächtigen Schicht aus vulkanischen Ablagerungsprodukten begraben worden und überdauerte derart konserviert fast 2000 Jahre lang. Was für die Bewohner der Stadt eine Katastrophe war, entpuppte sich als Glücksfall für die Archäologen, denn nirgendwo sonst findet man so viele sehr gut erhaltene Zeugnisse aus der Römerzeit.
Datum 30.06.23 | Zeit: 02:46:45 UTC | 63.658 ; -19.097 | Tiefe: 0,1 km | Mb 4,4
Der subglaziale Calderavulkan Katla wurde heute Nacht von einem Schwarmbeben erschüttert. Die IMO registrierte innerhalb von 48 Stunden 59 Erdbeben im Bereich des Gletschers Myrdalsjökull, der die Caldera bedeckt. Das stärkste Einzelbeben hatte eine Magnitude von 4,4. Das Hypozentrum lag in nur 100 m Tiefe. Das Epizentrum wurde 7,8 km ost-nordöstlich von Goðabunga lokalisiert. Es gibt Wahrnehmungsberichte aus Thorsmörk. Der Schwarm zählt zu den stärksten Ereignissen der letzten Jahre und schürt Sorge, dass der Vulkan bald aktiv werden könnte. Die Gesamtenergie des Schwarms war vergleichsweise hoch. Es wurden 8 Beben mit Magnituden über 3 registriert. Genauso viele Beben hatten Magnituden im 2er-Bereich.
Die Vulkanologen von IMO beschreiben zwar den Erdbebenschwarm auf ihrer Website, liefern aber keine weiteren Interpretationen des Geschehens. Die Ursache für die Erdbeben bleibt weiter spekulativ. Bodenhebung und vulkanischer Tremor werden im Bereich der Katla derzeit nicht registriert. Die Beben verursachen aber Peaks im Tremorgraphen, die besonders im niedrigen Frequenzband sichtbar sind. Die meisten Beben liegen in geringen Tiefen, kurz unterhalb des Meeresspiegelniveaus. Da tiefere Erdbeben selten vorkommen, halte ich Magmenaufstieg als Ursache für die Beben für unwahrscheinlich. Dennoch könnten sich magmatische Fluide bewegen, die sich bereits früher akkumuliert haben und das Hydrothermalsystem beeinflussen. Steigender Fluiddruck könnte das Spannungsfeld ändern und oberflächennahe Störungen aktivieren.
Übrigens gab es gestern ein weiteres Erdbeben mit einer Magnitude größer 3, das sich außerhalb des Katla-Gebietes ereignete. Das Beben der Magnitude 3,1 erschütterte die südwestliche Vatnajökullregion beim Vulkan Þórðarhyrna, der mir bis dato unbekannt war.
Gestern gab es auch einen Erdbebenschwarm auf der Reykjanes-Halbinsel. Die meisten der 66 Beben hier ereigneten sich im Bereich von Krýsuvík, wo es auch vor den beiden Fagradaslfjall-Eruptionen Schwarmbeben gab. Alles in allem herrscht gerade viel Bewegung unter Island, und es würde mich nicht wundern, wenn wir hier innerhalb eines Jahres einen weiteren Vulkanausbruch erleben würden. Neben Fagradalsfjall und Katla ist Askja ein möglicher Kandidat. Dort gibt es aktuell Bodenhebung. Ihr Zentrum hat sich offenbar etwas verlagert, weg von der Messstation OLAC, hin zur Station JONC, wo inzwischen 26 cm Bodenhebung festgestellt werden. Der Wert von 60 cm an der Station OLAC stagnierte zuletzt bei 59,7 cm.
Update 16:00 Uhr: Es gibt ein Statement der Vulkanologen zum Erdbebenschwarm unter der Katla, nach dem unter dem Gletscher ein erhöhter Gasausstoß registriert wird. Zudem ist die elektrische Leitfähigkeit, von Flüssen die den Gletscher entwässern, erhöht.
Auf den Philippinen ist der Vulkan Mayon seit Mitte Mai in einer effusiven Eruption begriffen. Außerdem zeigen die Vulkane Taal und Kanlaon vulkanische Unruhe, über die ich heute berichten möchte.
Mayon mit Domwachstum und Lavaströmen
Seit meinem letzten Update zum Mayon sind keine signifikanten Änderungen eingetreten. Der Lavadom im Gipfelkrater wächst weiterhin und Kollaps-Ereignisse lassen Vulkanasche bis zu 1 km über Kraterhöheaufsteigen. Vom Dom gehen 2 Lavaströme aus, die durch die Gullies von Mi-isi und Bonga fließen. Sie sind 2,1 km und 1,3 km lang. Gestern gingen vom Dom 7 pyroklastische Ströme ab, während es von der Lavafront 2 waren. Außerdem kam es zu 296 Steinschlagereignissen, die von den Seismometern registriert wurden. Die Ablagerungen der Abgänge reichen bis auf einer Länge von 3,3 km die Schluchten hinab. Es gab 1 vulkanotektonisches Erdbeben. Der Schwefeldioxid-Ausstoß belief sich auf 595 Tonnen am Tag. Es wurde eine Wärmestrahlung mit 294 MW Leistung registriert. Der Vulkan ist weiterhin aufgebläht und Magma steigt auf.
Prognosen zum weiteren Verlauf der Eruption sind nur bedingt möglich. Im Augenblick scheint der Dom nur langsam zu wachsen und die Länge der Lavaströme stagniert. Es scheint sich ein Gleichgewicht zwischen Domwachstum und Abbau des Materials durch die Abgängen an Schuttlawinen und pyroklastischen Strömen eingestellt zu haben. Dennoch könnte es zu größeren Kollapsereignissen kommen, die dann größere pyroklastische Dichteströme hervorbringen könnten, die eine Gefahr für die Anwohner der Gegend darstellen. Die dem Vulkan am Nächsten gelegenen Gebäude wurden bereits evakuiert.
Es ist auch nicht ausgeschlossen, dass es zu phreatischen bzw. phreatomagmatischen Eruptionen kommen wird. Die Gefahr wächst mit den Niederschlagsmengen zum aktuellen Beginn der Regenzeit auf den Philippinen. Darüber hinaus könnte es im weiteren Eruptionsverlauf zu Paroxysmen kommen, so wie sie 2018 am Mayon auftraten.
Kanlaon mit Inflation
Ein weiterer Vulkan der Philippinen könnte sich auf einen Vulkanausbruch vorbereiten. Hierbei handelt es sich um den Kanlaon. Gestern wurde ein vulkanotektonisches Erdbeben registriert, was nun nicht sonderlich beunruhigend ist. Mehr Grund zur Sorge bereitet die Inflation, die sich durch Bodenhebungen manifestiert. Außerdem ist der Schwefeldioxidausstoß mit fast 1000 Tonnen am Tag erhöht.
Erhöhter Schwefeldioxid-Ausstoß am Taal
Der große Calderavulkan Taal stößt wieder sehr viel Schwefeldioxid aus. Gestern lag der Flux bei 7400 Tonnen, die überwiegend aus dem Kratersee auf Volcano Island aufsteigen. Das Seewasser war von Turbulenzen aufgewühlt. eine voluminöse Dampfwolke stieg bis zu 2400 m hoch auf. Es wird partielle Inflation registriert. Die Gefahr phreatischer Eruptionen ist groß.
Erdbeben ML 3,7 erschütterte italienische Region Toskana und verursachte Schäden in Siena
Gestern Vormittag bebte es in der italienischen Region Toskana. Das moderate Erdbeben brachte es auf eine Magnitude von 3,7 und konnte von den Anwohnern der Region deutlich wahrgenommen werden. Es entstanden sogar leichte Schäden an der historischen Bausubstanz nahe dem Epizentrum dieses wurde 4 km nord-nordöstlich von Poggibonsi lokalisiert. Wer den Ort nicht kennt: er liegt ca. 2 km östlich des Städtchens San Gimignano, 12 km nördlich von Siena und 32 km südlich von Florenz. Die Tiefe des Erdbebenherds wurde mit 10 km angegeben.
Presseagenturen berichteten von Schäden am Dom von Siena. An der Fassade des Taufbeckens fiel der Putz herunter. Der Dom wurde vorsichtshalber evakuiert und für Besucher gesperrt. Die gleichen Maßnahmen wurden auch auf den Museumskomplex Santa Maria della Scala angewendet. Zum Zeitpunkt der Evakuierung befanden sich etwa 30 Besucher im Museumskomplex, der heute geschlossen bleiben wird. Auf Anweisung des Präfekten wurden die Universitätsgebäude in Siena sofort geschlossen und einige Straßen der Altstadt gesperrt, da geprüft werden musste, ob Fassaden beschädigt wurden und einsturzgefährdet sind.
Siena ist für seine Gebäude aus der Renaissance bekannt. Dementsprechend alt sind viele Häuser. Der Dom wurde bereits im Jahr 1215 eröffnet. Seine Fassade besteht aus Marmorplatten. Das Baptisterium mit dem Taufbecken stammt aus dem Jahr 1325 und ist praktisch ein Anbau des Domes. Die Fassade wurde erst 1382 fertiggestellt und besteht ebenfalls aus Marmor. Verputzt ist nur der obere Teil des Gebäudes, der etwas zurückgesetzt liegt.
Die Erdbebenregion liegt in einem Tal des Apennin-Gebirges und am Rand des Casino-Beckens, an dem sich das Becken von Siena anschließt. Parallel zu den Rändern der Längserstreckung der Depression verlaufen Störungssysteme. Senkrecht dazu werden die Täler im Nordwesten und Südosten von Transformstörungen begrenzt. Das aktuelle Erdbeben manifestierte sich sehr wahrscheinlich im Bereich der nördlichen Transformstörung. am Rand des Casino-Beckens.
Zu Pfingsten unternahm ich mit meinem Sohn Leroy eine Vater-Sohn-Tour zum sizilianischen Vulkan Ätna. Für den 10 Jährigen war es die erste reine Vulkantour, bei der ich ein wenig austesten wollte, wie strapazierfähig Leroy am Vulkan ist. Die Reise war spontan angesetzt, da in der Woche zuvor ein Paroxysmus aus dem Neuen Südostkrater überraschte und ich ein wenig auf eine weitere Episode hoffte, die bis jetzt allerdings ausblieb. So buchte ich in Windeseile zwei Flüge vom Flughafen Köln/Bonn aus, reservierte einen Jeep Renegade und besorgte uns für 2 Nächte ein Chalet bei Milo. Die erste Nacht wollten wir mit Blick auf den Ätnagipfel im Wagen übernachten, ganz so, wie ich es normalerweise auch mache, wenn ich alleine unterwegs bin. Von wegen First Class und Luxusurlaub!
Vor Ort bekamen wir vom lokalen Autovermieter ein „Upgrade“, welches wir als „Downgrade“ empfanden: Statt des reservierten Jeeps gab es einen VW-T-Roc, der zum Übernachten denkbar ungeeignet war und über so viele überflüssige Assistenz-Systeme verfügte, dass sich mit dem chromleistenverzierten Vehikel kaum fahren ließ. Das lag jetzt weniger an den Chromleisten, als an dem ständigen Gepiepe der Annäherungssensoren, die bereits anschlugen, wenn auf den engen Straßen der Orte am Ätna ein Fahrzeug entgegenkam. Das ging so weit, dass der Wagen beim Rangieren in engen Zufahrten eigenmächtig bremste. Wer um Himmelswillen braucht so etwas? Trotzdem hatten wir zum Schluss eine Beule in der Stoßstange, die sich auf unerklärliche Weise manifestierte. So viel zum Wagen und den vom Gesetzgeber mittlerweile vorgeschriebenen Assistenzsystemen! Gut für die Hersteller der Systeme, aber für mich ist das nichts!
Wir erreichten Catania erst spät, fuhren nach Nicolosi und kehrten in ein Restaurant ein, um eine Pizza zu essen. Leroy, wie immer mutig, wenn es um das Anbringen seiner Grundschul-Englischkenntnisse geht, suchte das WC und frage die Servieren, „where is the Toilette, please“, woraufhin die junge Dame verdutzt guckte und „il bagno?“ fragte, was wiederum Leroy verdutzte. Das zeigt, dass die internationale Kommunikation auch im 21. Jahrhundert schwierig sein kann.
Nach der Pizza fuhren wir dann Richtung astronomisches Observatorium in der Nähe vom Refugio Sapienza, suchten uns einen Feldweg mit Gipfelblick und machten es uns im T-Roc so bequem, wie es eben möglich war, was nicht besonders bequem war. Selbst Leroy waren die Schalensitze zum Schlafen zu schmal. Zwar ließen sich die Rückenlehnen weit absenken, doch leider bildete sich eine Stufe zwischen Rückenlehne und Sitzfläche, die bequemes Liegen unmöglich machte. Also rutschten wir die ganze Nacht in halb-liegender Position umher, wobei der junge Mann dann letztendlich doch einschlief, während ich kaum Schlaf fand. Dafür blickte ich ständig in Richtung Ätnagipfel und hoffte wenigstens auf einen kleinen Strombolianer, der sich aber nicht zeigen wollte. Der Ätna war so kalt, wie ein Vulkan nur sein kann!
Aufstieg zum Ätna
Morgens war das Wetter perfekt für einen Ätna-Aufstieg: Die Sonne schien von einem makellos blauen Himmel und es war fast windstill. Schnell fuhren wir nach Sapienza, frühstückten dort und gingen zur Seilbahn. Sie wurde gerade renoviert und der übliche Eingang war dicht. Er befand sich nun im Hinterhof. Ich orderte 2 Tickets für die einfache Fahrt. Als ich den Preis hörte, glaubte ich an neuerliche Kommunikationsprobleme und wiederholte zwei Mal, dass ich nur die Hochfahrt bis zur Montagnola buchen wollte: das kostete nun für einen Erwachsenen mit Kind 70 €! Die Kinderermäßigung betrug 10 €. Also zahlte ich für die einfache Fahrt als Erwachsener 40 €. Als ich das letzte Mal im Januar 2021 die Seilbahn benutzte waren es 28 €. Das nenne ich mal Inflation! Zu so einem Preis werde ich die Dienste der Seilbahn zukünftig nicht mehr in Anspruch nehmen und laufe lieber, egal wieviel Gepäck ich auf dem Rücken habe. Diesmal zog ich es noch durch, weil ich Leroy die Seilbahnfahrt versprochen hatte.
Nicht nur meine Stimmung hatte sich ob der Abzocke an der Seilbahn eingetrübt, sondern auch das Wetter! Als wir die obere Seilbahnstation bei der Montagnola erreicht hatten, zogen dichte Wolken auf und es wurde windig. Wir waren mit die Ersten hier oben und wanderten Richtung Torre del Filosofo. Allerdings war die Region noch offiziell gesperrt und man durfte nur bis auf 2700 Höhenmeter aufsteigen. Es lag noch ein wenig Schnee für den Leroy sich begeistern konnte. Als die Wolken immer dichter wurden und einige stärkere Windböen aufkamen, merkte ich doch, dass es meinem Sohnemann ein wenig mulmig wurde, zumal ich ihm erzählt hatte, dass am Ätna mehr Leute durch schlechtes Wetter sterben, als durch die Folgen von Vulkanausbrüchen. Tatsächlich erlebte er zum ersten Mal, wie sich Wetter in Höhenlagen auswirken kann, obwohl ich es noch nicht als wirklich schlecht bezeichnen konnte. Die Gipfelkrater waren in Wolken gehüllt und ein weiterer Aufstieg machte keinen Sinn, daher kehrten wir am Krater von 2002 um und bestiegen den Schlackenkegel, der im Jahr 2001 entstanden wahr. Leroy zeigte sich vom Wind wenig begeistert. Begeisterung kam erst beim Abstieg vom Kegel auf, als ich mit ihm den Aschehang runterflitzte. Da wir beim Wandern auch gefilmt hatten und O-Töne für Leroys YT-Video aufgenommen hatten, war es auf einmal schon Nachmittag, als wir kurz in der Cafeteria der oberen Seilbahnstation einkehrten und uns anschließend an den Abstieg durch die Ascherutsche unter der Seilbahn machten. Hier kam dann richtig Spaß auf. Dieser endete jäh mit dem Ende der Ascherutsche, gut 1,5 km vom Auto entfernt. Mit schmerzenden Füßen kämpft sich Leroy über den Rest der Strecke. Zum Glück neigt er nicht zum Quengeln, so dass ich für längere Märsche demnächst optimistisch gestimmt bin.
Abends bezogen wir dann Quartier in unserem Chalet bei Milo. Eines der rustikalen Holzhäuschen in dem kleinen Wald hatte ich bereits im März mit Manfred bewohnt. Damals hatte ich beschlossen hierhin mit Leroy zu kommen. Der Pelletofen heizte der Hütte richtig ein und es war voll Leroys Ding das Feuer in Gang zu halten.
Wanderung zur Grotta del Serracozzo
Am nächsten Tag fuhren wir zum Rifugio Citelli, nahmen dort Schokolade und Kaffee zu uns und hielten ansonsten Diät, weil es vor Ort nichts zum Frühstücken gab. Wir machten uns auf die nette Wanderung zur Grotta del Serracozzo, die ich tatsächlich noch nie besucht hatte, weil es mich ansonsten eher zur Serra delle Concazze gezogen hat. Von diesem Grat am Nordrand des Valle del Bove sieht man sehr gut die Gipfelkrater. Da diese aber nun ruhig waren, besichtigten wir die Höhle, bei der es sich eigentlich um eine Lavatube handelt. Der Pfad dorthin führte uns durch ein nettes Birkenwäldchen nebst Querung trockener Bachbette. Leroy wollte Birkenrinde sammeln, um abends davon Spaghetti zu kochen. Das hat man davon, wenn man seinem Sohn Survival-Tipps gibt. Doch als Naturliebhaber bewahrte ich die Bäume vor Häutung und kündigte ein Mittagessen in meinem Ätna-Lieblingsrestaurant Rifugio Ragabo an. So zogen wir die Wanderung zügig durch, stiegen in das Tal mit der Lavatube ab und besichtigten die schmale Lavaröhre, die tatsächlich eine der Schönsten am Ätna ist. Leroy schwankte ein wenig zwischen Begeisterung und Grusel, zudem sich Hunger gesellte, weshalb wir zügig zum Auto zurückwanderten, nach Ragabo fuhren und fürstlich speisten, anstatt Birken-Pasta zu essen. Nach dem Essen zogen wir noch ein ambitioniertes Besichtigungsprogramm durch, fuhren zur Alcantara-Schlucht nördlich des Ätnas und erreichten am Spätnachmittag Taormina, bevor es abends dann wieder in die Blockhütte ginge, wo wir den Pelletofen in Ermangelung eines Vulkanausbruchs zum Glühen brachten.
Der nächste Tag war bereits unser letzter Tag des Kurzurlaubs. Wir checkten erst spät aus und fuhren dann Richtung Küste. Leroy zeigte sich wenig begeistern von den gammligen Städten am Fuß des Ätnas und auch die Küste löste wenig Begeisterung aus. Hier hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich zu viel Patina gebildet und die Küste gibt wenig her, wo man mit einem Kind Urlaub machen könnte. Daher wollen wir demnächst mal Stromboli antesten.
Mein Fazit: Man kann mit Kindern durchaus auf Vulkane rumkraxeln, doch es sind natürlich Grenzen gesetzt. Wenn man Kinder überfordert, riskiert man, dass man statt Begeisterung zu wecken Ablehnung hervorbringt. Ich persönlich gebe auf die Signale meines Sohnes acht, die er vielleicht unbewusst aussendet und passe eine Tour entsprechend an. Im Falle einer Eruption würde ich auf sicherem Terrain bleiben und keine Stunts riskieren. Aber klar ist auch, dass sowas bei einem professionellen Einsatz nicht geht und wäre dann lieber alleine Unterwegs, wenn meine Foto- und Filmarbeit im Vordergrund einer Tour stehen würde. Natürlich muss man als Elternteil auch auf die Ausrüstung des Kindes achten und es gilt eine ausgewogene Bilanz zwischen wirklich Notwendigem und Luxus zu finden, schließlich muss man das ja alles noch tragen können.
Apropos Fotoarbeit: Die meisten Aufnahmen zu diesem Artikel habe ich mit einem Smartphone gemacht. In Planung ist ein neuer Artikel über Foto-und Videografie im Zeitalter der digitalen KI.
Gestern war Rapport-Tag am INGV und es wurden die Bulletins zu den Vulkanen Ätna, Stromboli und Vulcano für den Beobachtungszeitraum 19/06/2023 – 25/06/2023 veröffentlicht. Hier eine Zusammenfassung des Geschehens. Außerdem gab es ein Erdbeben am Ätna.
Erdbeben M 3,1 im Osten des Ätnas
Datum 27.06.23 | Zeit: 22:12:46 UTC | 37.706 ; 15.100 | Tiefe: 2,8 km | Mb 3,1
Update 29.06.23: Erst heute wird auf der Karte des INGV ersichtlich, dass es gestern -wie vermutet- nicht nur das gemeldete Beben M 3,1 gegeben hatte, sondern zahlreiche schwächere Beben, die nicht beim EMSC gelistet waren. Der Schwarm umfasste über 30 einzelne Erschütterungen und passt zu den Vorkommnissen der letzten 4 Wochen. Ich gehe davon aus, dass sich die Magmen-Akkumulation unter dem Ätna steigert. Der Vulkan bereitet weitere Eruptionen vor.
Originalmeldung: Gestern Abend manifestierte sich an der Ostflanke des Ätnas ein Erdbeben der Magnitude 3,1. das Hypozentrum befand sich in nur 3 km Tiefe. Das Beben war stark genug, um von den Anwohnern gespürt zu werden. Das Epizentrum wurde 12 km nordwestlich von Acireale verortet. Damit befand sich das Epizentrum zwischen Zafferana und Milo und am auslaufenden Ostrand des Valle del Bove. Etwas weiter nördlich ereignete sich Ende Mai ein Schwarmbeben, das einige mediale Aufmerksamkeit bekam. Vor dem aktuellen Erdbeben ereigneten sich mehrere schwächere Erdbeben bei Zafferana, so dass man von einem kleinen Schwarm sprechen kann. Die Seismizität in der Gegend war bereits in den letzten Tagen erhöht. Zusammen mit dem Schwarmbeben vom 4. Juni im Westen des Vulkans, wurden in diesem Monat gut 170 Beben am Ätna registriert. Das ist zwar kein Spitzenwert, aber solides Mittelmaß und zeigt, dass der Vulkan aus dem Tief der letzten Monate langsam raus kommt.
Die Vulkanologen vom INGV schrieben in ihrem Bulletin, dass es eine geringe Seismische Aktivität infolge von Rissbildung gibt. der vulkanische Tremor bewegte sich in der letzten Woche auf mittelhohem Niveau.
der aktivste Krater der letzten Tage war die Bocca Nuova. Hier kann man auf Satellitenaufnahmen im Infrarotbereich eine kleine Wärmeanomalie ausmachen. Der Krater dampfte und es gab einige Infraschallereignisse, die auf tiefsitzende Explosionen hindeuteten. Entgasungen wurden auch am Neuen Südostkrater festgestellt, doch dieser Krater ist recht kalt. Während der Schwefeldioxid-Ausstoß vergleichsweise gering war, blieb der Kohlendioxid-Ausstoß erhöht, allerdings mit leicht rückläufiger Tendenz. Ansonsten waren die geophysikalischen Parameter am Ätna unauffällig.
Stromboli mit Lavaspattering
Der Stromboli ist in den letzten Wochen ein wenig aus dem Fokus der Berichterstattung geraten, dabei gibt es eine rege strombolianische Aktivität aus dem Gipfelkrater. Mehrere Schlote sind aktiv und es gibt pro Stunde zwischen 11 und 17 Explosionen. Die Stärke der Eruptionen variiert nach den unterschiedlichen Schloten: im Nördlichen Kratersektor sind sie schwach bis moderat, im zentralen Sektor sind sie mittelstark bis stark und es wurde Lavaspattering beobachtet. Diese geht oft Lavastromtätigkeit voran, wobei in den letzten Monaten das Spattering überwiegend aus dem nördlichsten Schlot beobachtet wurde und nicht im Zentralbereich stattfand.
Die Tremoramplitude war vergleichsweise gering, es gab aber 2 Spitzen bis auf mittelhohe Werte. Am 19. Juni gab es ein schwaches Erdbeben im Bereich der Nordküste. Die restlichen Parameter zeigten keine Auffälligkeiten.
Vulcano mit Aktivitätsabnahme
Auf der Insel Vulcano scheint sich die Situation nach der Magmenintrusion vor 2 Jahren langsam etwas zu entspannen. Die Fumarolen-Temperatur am Kraterrand ist mit 349 Grad noch hoch, zeigt aber eine rückläufige Tendenz. Der Gasflux liegt an den meisten Messstellen ebenfalls noch über den langjährigen Normalwerten, lässt aber ebenfalls nach und hat sich vielerorts auf nur leicht erhöhte Werte eingependelt.
Zusammenfassend lässt sich für die Vulkane Siziliens sagen, dass sich aus den geophysikalischen Parametern keine unmittelbar bevorstehenden ungewöhnlichen Eruptionen ableiten lassen. Mittelfristig gesehen ist das Ausbruchspotential für den Ätna am größten, da sich weiter langsam Magma im Untergrund akkumuliert und die Schwarmbeben von Ende Mai/Anfang Juni größere Intrusionen nahelegten.
Erhöhte Erdbebenaktivität am japanischen Vulkan Shindake löst Ausbruchswarnung aus
Die Japanische Meteorologiebehörde (JMA) erhöhte die Warnstufe des Vulkans Shindake auf Stufe „2“, da eine erhöhte Seismizität Sorge vor einem möglichen Vulkanausbruch schürt. Der Mount Shindake liegt auf der Vulkaninsel Kuchinoerabujima, die ihrerseits im Norden des südjapanischen Ryukyu-Archipels liegt und zur Präfektur Kagoshima gehört.
Die Erhöhung der Warnstufe bedingt ein Aufstiegsverbot zum Vulkankrater. Innerhalb von einem 1 km Radius um den Krater darf man sich nicht aufhalten. Zuvor galt die Alarmstufe „1“, während der erhöhte Wachsamkeit geboten war, aber noch keine Aufstiegsbeschränkungen galten.
Grund für die Erhöhung der Warnstufe war eine deutliche Zunahme der Seismizität unter dem Vulkan. Seit dem 17. Juni wurde gut 100 vulkanotektonische Erdbeben registriert, die durch Gesteinsbruch infolge von Fluidbewegungen ausgelöst wurden. Bei dem Fluid handelt es sich wahrscheinlich um Magma, das sich nun in einem Magmenkörper akkumuliert.
Die japanischen Vulkanologen befürchten, dass sich ein Ausbruch vergleichbar der letzten größeren Eruption des Vulkans im Jahr 2015 ereignen könnte. Damals entstand ein pyroklastischer Strom, der auf die Hauptsiedlung der Insel zuhielt. Damals wurde die Insel komplett evakuiert.
Kleinere Eruptionen ereigneten sich im Jahr 2019. Auch damals fürchtete man sich vor größeren Ausbrüchen. Die Insel wurde bereits im Vorjahr evakuiert, da erhöhte Seismizität festgestellt wurde. Damals lebten 147 Menschen auf der Insel. Sie besteht im Wesentlichen aus 3 jungen Stratovulkanen, von denen der Shindake am aktivsten ist.
Die Insel liegt wenige Kilometer südlich der große submarinen Kikai-Caldera, die im Jahr 2018 für Schlagzeilen sorgte, weil man am Meeresgrund einen Lavadom entdeckte. Sollte sich dieser Vulkan reaktivieren, dann könnten große Unterwassereruptionen erfolgen.
Weiter nördlich liegt der Sakurajima, der zuletzt vergangene Woche in den VONA-Meldungen des VAAC vertreten war. Heute gab es Meldungen vom Inselvulkan Suwanose-jima, der südlich der Insel Kuchinoerabujima liegt. Aschewolken erreichten eine Höhe von 2500 m und drifteten in südöstliche Richtung.
Weitere Beben erschüttern Calderavulkan Katla auf Island
Datum 27.06.23 | Zeit: 07:42:31 UTC | 63.635 ; -19.181 | Tiefe: 0,1 km | Mb 3,6
Unter der großen subglazialen Caldera Katla, die vom Gletscher Myrdalsjökull bedeckt ist, finden weiterhin viele Erdbeben statt: innerhalb von 48 Stunden registrierte IMO 62 schwache Erschütterungen im Bereich der Caldera. Das stärkste Einzelbeben hatte heute eine Magnitude von 3,6 und ein Hypozentrum in 0,1 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 3.4 km östlich von Goðabunga lokalisiert. Zuerst wurde eine Magnitude von 2,7 angegeben, der der Wert wurde gerade korrigiert.
Generell liegen die Erdbebenherde der meisten Erschütterungen recht flach und werden oftmals nur wenige hundert Meter unter dem Meeresspiegelniveau ausgemacht. Spekulativ ist, dass die Beben mit Eisbruch des Gletschers in Verbindung stehen. Obwohl Eisbruch erdbebenähnliche Erschütterungen auslösen kann, würde ich vermuten, dass solche Beben oberhalb des eisbedeckten Erdbodens stattfinden und dass die Tiefenangaben dann negative Vorzeichen hätten, so wie es z.B. bei Tiefenangaben der Erdrutschungen in den Alpen der Fall ist. Außerdem bricht typischerweise meistens das Eis am Rand von Gletschern und nicht in deren Mitte, die Beben konzentrieren sich allerdings im Bereich der Caldera, im Zentrum des Gletschers. Wenn es hier Eisbewegungen gibt, dann stehen sie wahrscheinlich mit Schmelzprozessen im Zusammenhang, die von der Hitze subglazialer Fumarolen erzeugt werden. Generell können die Erdbeben infolge von magmatischen Fluidbewegungen entstehen. Darüber hinaus gibt es auch Erdbeben in größeren Tiefen, die in Regionen stattfinden, die für vulkanotektonische Erdbeben typisch sind. Eine signifikante Bodendeformation erfassen die Messinstrumente z.Z. nicht.
Die Katla-Caldera ist ca. 13.000 Jahre alt und entstand infolge einer gewaltigen plinianischen Eruption, bei der sich die Magmakammer entleerte und einsackte. Der jüngste Vulkanausbruch ereignete sich im Jahr 1918. Damals kam es zu Gletscherläufen, die große Zerstörungen in den umliegenden Siedlungen verursachten. Statistisch gesehen ist die nächste Eruption überfällig. Insbesondere seit dem Flugchaos, das 2010 durch den benachbarten Gletschervulkan Eyjafjallajökull verursacht wurde, zeigt man sich auch im fernen Europa besorgt und achtet auf jede Regung der Katla.
Schwarmbeben bei Reykjanes
Nicht nur unter der Katla bebte es in den letzten Tagen, sondern auch vor der Südwestspitze der Reykjanes-Halbinsel. Hier gab es einen Erdbebenschwarm in mittleren Tiefen, der sich bei Reykjanestá manifestierte. Im gesamten Gebiet der Halbinsel wurden innerhalb von 2 Tagen 100 Erschütterungen registriert. Zahlreiche Beben wurden auch im Bereich vom Fagradalsfjall ausgemacht.