Erdbebenserie vor Japan – News am 15.05.23

Erdbeben erschüttern Izu-Inseln vor der Bucht von Tokio

Datum 15.05.23 | Zeit: 10:11:34 UTC | 33.39 N ; 139.36 E | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Gestern kam es zu mehreren moderaten-starken Erdbeben im Bereich des Izu-Archipel, das einige hundert Kilometer südlich der Bucht von Tokio liegt. Das stärkste Erdbeben hatte eine Magnitude von 5,6 und ein Hypozentrum in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 148 km südsüdöstlich von Shimoda verortet. Die Bebenserie bestand aus 11 Erschütterungen, von denen sieben Magnituden im 5er-Bereich hatten. Das Archipel liegt an der tektonischen Grenze zwischen der Pazifischen- und Ochotskplatte, die der Nordamerikanischen Platte vorgelagert ist. Vor der Bucht von Tokio treffen diese auf die Eurasische Platte und bilden dort eine Dreierkreuzung, an der es erst in der letzten Woche vergleichbare Erdbeben gegeben hatte. Sie wurden in der Hauptstadt deutlich wahrgenommen. Diesmal liegen dem EMSC keine Wahrnehmungsmeldungen vor, obwohl die meisten Inseln des Archipels bewohnt sind und sogar von Touristen besucht werden. Aber wahrscheinlich hielt sich dort niemand auf, dem das EMSC bekannt gewesen wäre.

Die Izu-Inseln sind vulkanischen Ursprungs und selbst auf der größten Insel gibt es einen als aktiv eingestuften Vulkan: der Mihara ist als Wandergebiet erschlossen. Der Vulkan erinnert mich ein wenig an Vulcano auf den Liparischen Inseln, brach im letzten Jahrhundert aber deutlich öfters aus. Bis 1990 wurden 38 Eruptionsphasen gemeldet. Die stärksten Ausbrüche brachten es dabei auf einen VEI 2. Seit 1990 schweigt der Vulkan allerdings. Die letzten Tätigkeitsberichte stammen aus den Jahren 2011/11, als eine Magmenintrusion für Bodenhebung sorgte. Der Mihara liegt auf der Insel Oshima, die sich allerdings deutlich näher an Tokio befindet, als an den Epizentren der Erdbebenserie. Von diesen liegt sie gut 170 Kilometer entfernt. Allerdings immer noch im Wirkungskreis der Erschütterungen, auch wenn es unwahrscheinlich ist, dass diese Erdbebenserie einen Ausbruch des Vulkans verursacht. Wesentlich näher am Epizentrum liegt der Vulkan Hachijo-jima, der ebenfalls auf die Erschütterungen reagieren könnte, wenn er denn geladen ist.

Naturkatastrophen-News am 14.05.23: Zyklon

Zyklon Mocha verwüsten Küste von Myanmar

Zyklon Mocha hatte heute Morgen seinen erwarteten Landfall in Myanmar und richtete große Schäden an. Nach ersten Angaben forderte er mindestens 5 Todesopfer. Auch das benachbarte Bangladesch wurde vom Tropensturm getroffen, doch dort fielen die Schäden deutlich geringer aus, als man es zuvor erwartet hatte.

Meteorologen bestätigten, dass es der stärkste Sturm in Myanmar seit 20 Jahren ist. Das Global Disaster Alert and Coordination System rechnete vor dem Landfall von Mocha mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 259 km/h und rief die höchste Warnstufe aus. Der Wirbelsturm hatte über dem Golf von Bangladesch enorm viel Energie getankt, da das Ozeanwasser extrem warm ist. Laut Angaben des indischen Wetterdienstes wurden im Wirbelsturm über Land dann Windböen mit einer Geschwindigkeit von bis zu 210 km/h gemessen. Damit erreichte der Zyklon zwar nur die zeithöchste Sturmkategorie 4, aber es reichte aus, nicht nur Bäume zu entwurzeln, sondern auch zahlreiche Gebäude zu zerstören. Die starken Regenschläge verursachten zudem Überflutungen und lösten Erdrutsche aus. Ein Ehepaar starb in seinem Haus, das von einem Erdrutsch erfasst worden war. Drei weitere Personen wurden von umstürzenden Bäumen erfasst und getötet.

Im Vorfeld des Zyklons wurden mehrere 100.000 Menschen aus den Küstenregionen evakuiert und viele Personen flohen noch während der Sturm wütete und suchten in Evakuierungszentren Schutz. Wie viele Gebäude letztendlich zerstört wurden und wie hoch die Zahl der obdachlos gewordenen Menschen ist, wurde noch nicht bekanntgegeben.

Auch in Bangladesch gab es vorsorgliche Evakuierungen. Hier sprechen die Behörden von 750.000 Personen, die in Sicherheit gebracht wurden.

Zwar sind Wirbelstürme zu dieser Jahreszeit nicht ungewöhnlich in Südostasien, doch Anzahl und Stärke der Stürme nimmt zu. Klimaexperten sehen den anthropogenen Klimawandel maßgeblich verantwortlich hierfür. In diesem Frühjahr sind die Wassertemperaturen der äquatornahen Ozeane deutlich zu hoch. Hiervon betroffen ist insbesondere der Indische Ozean, der als Wettermotor der betroffenen Region gilt. Weite Teile Südostasiens leiden unter einer Hitzewelle.

Auch in anderen Erdteilen gibt es aktuell Wetterkapriolen. So kam es gestern in der spanischen Region Murcia Unwetter mit Starkregen, der zu Überflutungen führte. Im italienischen Turin ging ein Hagelsturm nieder und im Norden Sibiriens und in Kanada wüten ausgedehnte Waldbrände, die auch immer früher im Jahr beginnen. Ein gigantisches Problem stellt der tauende Permafrostboden dar, der in den nächsten Jahren soviel Methan freisetzten wird, dass schon alleine das ausreicht um das Klima zu kippen!

Vulkan-News 14.05.23: Krakatau

Staat: Indonesien | Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolken

Anak Krakatau mit weiteren Eruptionen am 13.05.23

Gestern gab es weitere Asche-Eruptionen am Anak Krakatau. Wie das VSI berichtete, wurde Vulkanasche bis zu 2150 m über Kraterhöhe ausgeworfen. Es entstanden seismische Signale mit einer Maximalamplitude von 65 mm und bis zu 68 Sekunden Dauer. Die bis jetzt letzte Eruption wurde um 07:10 WIB gemeldet. Heute gab es bislang keine weiteren Ausbrüche und es könnte sein, dass die Eruptionsphase bereits wieder vorbei ist. Solche kurzen Phasen, die oft nur 2 bis 3 Tage dauern, sind in der letzten Zeit typisch für Anak Krakatau. Die Eruptionen stossen nicht nur Vulkanasche aus, sondern auch glühende Tephra. Auf nächtlichen Livecam-Fotos sieht man, dass die Schlacken mehrere hundert Meter hoch ausgestoßen wurden.

Die Eruptionen waren nicht nur auf der Livecam zu sehen gewesen, sondern wurden auch von den Kameras der Satelliten aufgenommen. Das europäische Copernicus-Programm veröffentlichte ein Landsat-Sentinel-Foto, dass die Aschewolke zeigt, die sich in Richtung Südwesten ausbreitete. Sehr schön zu sehen ist das kleine Krakatau-Archipel: die Inseln Rakata, Lang-Island und Sertung gruppieren sich um Anak Krakatau in ihrer Mitte. Während sich Anak Krakatau in der Mitte der Krakatau-Caldera erhebt, markieren die drei anderen Inseln den Rand einer älteren Caldera, die bereits vor der katastrophalen Eruption von 1883 entstanden war. Damals kollabierte etwa nicht der große Urvulkan, sondern bereits ein Nachfolger, der eine Insel mit Rakata bildete. Lang-Island und Sertung waren bereits damals nicht mit dem aktiven Vulkaneiland verbunden gewesen. Ein Foto mit den ungefähren Umrissen der damaligen Insel findet ihr in meinem Bericht zur Katastrophe 1883.

Erst im Jahr 2018 hatte es einen Ausbruch gegeben, bei dem auch Anak Krakatau beinahe von der Landkarte ausradiert worden wäre und der Vulkan über zwei Drittel seiner Höhe einbüßte. Damals entstand ein vergleichsweise kleiner Tsunami, der an den Küsten von Sumatra und Java Schäden angerichtete und 439 Menschen das Leben kostete.

Treffen der Vulkanologischen Gesellschaft in Daun

Gestern traf sich unser Vulkanverein „Vulkanologische Gesellschaft e.V.“ zur Jahreshauptversammlung in Daun in der Vulkaneifel. Es wurde der Geschäftsbericht für 2022 vorgestellt und der Vorstand entlastet. Darüber hinaus diskutierten wir u.a. den Ausbau der LiveCam am Fuego und wir möchten Gelder zur Verfügung stellen, um einen Zoomkamera zu installieren und einen Video Livestream zu starten. Außerdem wird ausgelotet, ob man nicht einen Seismografen installieren kann, dessen Grafik dann auf der Livecam-Seite eingeblendet wird. Auch die bisherige Kamera findet großen Anklang bei den Vulkanologen von INSIVUMEH/CORNED. Über einen Ausbau der Anlage wird man sich vor Ort bestimmt freuen.

Der Abend wurde mit eine Foto/Video-Präsentation von Thomas und Mirko abgerundet, die uns ihre fantastischen Vulkanaufnahmen der letzten zwei Jahre zeigten.

Wer Lust hat Mitglied des Vereins zu werden, kann gerne einmal an einer der nächsten Veranstaltungen teilnehmen.

Erdbeben in den USA – News vom 12.05.23

Erdbeben Mw 5,4 erschüttert Nordkalifornien

Datum 11.05.23 | Zeit: 23:19:41 UTC | 40.20 N ; 121.11 W | Tiefe: 6 km | Mw 5,4

Update: Mittlerweile ist ein richtiger Beben-Cluster aus mehr als 20 Erschütterungen entstanden. In den Sozialen Medien wird oft ein direkter Zusammenhang zum Lassen-Vulkan hergestellt, den ich allerdings nicht erkennen kann.

Originalmeldung: Gestern Abend wurde der Norden des US-Bundesstaates Kalifornien von einem moderaten-straken Erdbeben der Magnitude 5,4 erschüttert. Das Hypozentrum lag in nur 6 km Tiefe. Das Epizentrum wurde vom EMSC 16 km südöstlich von Chester verortet. Es liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen das Erdbeben in einem großen Umkreis gespürt wurde. Das Epizentrum des Bebens lag am Südwestufer des Lake Almanor. Das ist ein großer Stausee im nordwestlichen Plumas County.

Für uns relevanter ist die Information, dass der als aktiv eingestufte Lassen-Vulkan nur 40 km nordwestlich des Epizentrums liegt. Neben dem bekannten Lassen-Peak, der in einem Naturschutzgebiet mit einem interessanten Thermalgebiet liegt, gibt es in der Region mehrere Manifestationen des Vulkanismus, wie z.B. die Poison Lake-Kette im Caribou-Vulkanfeld. Die Schlotreihe war vor gut 100.000 Jahren aktiv gewesen. Der Vulkanismus der Region und ihr tektonisches Umfeld steht im Zusammenhang mit der Basin-and-Range Provinz im Westen der USA, die sich über eine Länge von 2700 km parallel zu den Rocky Mountains erstreckt. Die Topografie mit zahlreichen Horst- und Grabenstrukturen verdankt ihre Existenz der Krustendehnung. So ist auch der Lake Alamanor Graben auf diese Krustendehnung zurückzuführen. Der Graben in Form eines Rifts mündet in das Störungssystem der Vulkanregion weiter nördlich. Das aktuelle Erdbeben hat sich an der westlichen Grabenstörung ereignet.

Generell ist es nicht auszuschließen, dass sich moderate-starke Erdbeben auf Vulkane auswirken und Eruptionen triggern. Wie wir jetzt im Fall vom Anak Krakatau gesehen haben, reichen schon Erdbeben mit Magnituden größer 5 aus, um Ausbrüche auszulösen, sofern es tatsächlich an den Erdbeben lag, das der Vulkan nun wieder eruptiert. Allerdings kann man davon ausgehen, dass Anak Krakatau geladen war und ein Magmenkörper mit hohem Schmelzanteil unter dem Vulkan liegt. Entsprechendes ist unter dem Lassen-Vulkan wohl nicht der Fall, so dass man kurzfristig keinen Vulkanausbruch befürchten muss.

Anak Krakatau eruptiert – News vom 12.05.23

Staat: Indonesien| Koordinaten: -6.10, 105.42 | Aktivität: Aschewolken

Anak Krakatau mit Eruptionsserie nach Erdbeben

Der indonesische Inselvulkan Anak Krakatau ist wieder aktiv und eruptiert Vulkanasche. Erste Ausbrüche begannen am 10. Mai und wurden vom VAAC gemeldet. Demnach stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 1500 m auf. Gestern intensivierten sich die Eruptionen und wurden auch vom indonesischen VSI gemeldet. Die Vulkanologen berichten von Aschewolken, die bis zu 3000 m über Kraterhöhe aufsteigen. Der jüngste Ausbruch heute Morgen schaffte es, Asche bis zu 2000 m hochaufsteigen zu lassen. Die Eruption erzeugte ein seismisches Signal von 42 Sekunden Dauer und hatte eine Maximalamplitude von 70 mm.

Den Ausbrüchen voran ging eine Erdbebenserie (Vnet-berichtete) im Westen des Sunda-Straits, in dessen Mitte der Anak Krakatau liegt. Das stärkste Beben hatte eine Magnitude von 5,2 und ein Hypozentrum in 35 km Tiefe. Es ist gut möglich, dass die Eruptionen durch die Erdbeben getriggert wurden. Die Seismizität am Vulkan selbst, der ca 70 km von den Epizentren entfernt liegt, war gering und es deutete nichts auf Magmenaufstieg hin. Es könnte sein, dass die Erschütterungen Magma aus dem Gleichgewicht brachte, das sich bereits in einem flach liegenden Magmenkörper unter dem Vulkan befand. Es ist möglich, dass die Erschütterungen eine Entgasung des Magmas auslösten, wodurch der Druck stieg und es zur Eruption kam, ganz ähnlich, wie das Schütteln einer Sektflasche den Korken rausspringen lässt.

Anak Krakatau ist eine junge Vulkaninsel. Ihre Geburt geht auf das Jahr 1927 zurück, als in der Caldera des Krakatau-Vulkans eine neue Vulkaninsel entstand. Das Jahr 2018 wäre beinahe ihr Todestag gewesen, denn ein unterseeischer Flankenrutsch verursachte den Zusammenbruch des Vulkankegels und ein großer Teil der Insel verschwand im Meer. Der Vulkankrater lag dann kurz unterhalb des Meeresspiegel. Seitdem wächst ein neuer Schlackenkegel.

Die Caldera des Krakatau entstand in mehreren Phasen. Die letzte Phase wurde im August 1883 eingeleitet, als es zu einer gewaltigen Eruption kam, bei der sich der damalige Inselvulkan selbst vernichtete.

Zusammenfassung:

  • Am Anak Krakatau wird Vulkanasche bis zu 3000 m über Kraterhöhe gefördert.
  • Die Eruptionen wurden möglicherwiese von einer Erdbebenserie im Westen der Sundastrasse ausgelöst.

Vulkan Popocatepetl – News am 11.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Ein schneebedeckter Popocatepetl mit Eruptionsserie

Heute eruptierte der mexikanische Vulkan Popocatepetl munter. Die Eruptionen sind im aufgezeichneten LiveStream noch für ein paar Stunden sichtbar. Für alle die es verpasst haben, hier ein paar Screenshot der Aktivität. Der Vulkan stieß nicht nur Vulkanasche aus, die bis auf einer Höhe von 7000 m aufstieg und sich in einem großen Areal südöstlich des Vulkans ausbreitete, sondern förderte auch rotglühende Tephra, die einen schönen Kontrast auf dem weißen Schnee bildete.

Die Vulkanologen von CENAPRED meldeten in ihrem letzten Update von gestern fünf Eruptionen. Zwei wurden als moderat eingestuft, drei als klein. Darüber hinaus kam es zu 191 Asche-Dampf-Exhalationen und 156 Minuten Tremor.

(Update: Nun liegen die aktuellen Daten passend zum Foto vor: Fünf Explosionen, 225 Exhalationen und 526 Minuten Tremor, davon 19 Minuten des harmonischen Typs. Eine deutliche Steigerung gegenüber den letzten Tagen)

Die Vulkanologen weisen darauf hin, dass es zu explosiven Phasen mit erhöhter akustischer Druckentwicklung kommen kann. Der Explosionsknall kann unterschiedlich wahrnehmbar sein und hängt nicht nur von der Stärke der Explosion ab, sondern auch von klimatischen Faktoren. Da im Krater gerade immer wieder kleine Lavadome wachsen, die durch die Explosionen zerstört werden, kann es in den Ortschaften am Fuß des Vulkans schon einmal lauter zugehen, was aber keinen Grund zur Beunruhigung sei, so die Forscher von CEPARED.

Neben den schönen Screenshots der Aktivität gingen heute in den sozialen Medien noch andere Bilder (siehe oben) vom Popocatepetl herum. Sie sehen spektakulär aus, sind aber leider Fakes, da sie aus dem Computerhirn einer AI stammen. Wenn man genau hinschaut, dann merkt man, dass da einige Sachen zusammengerendert wurden, die nicht zusammen passen, z.B. Glutspuren der Tephra, die im Kraterbereich herunterrollt und so nur auf langzeitbelichteten Fotos sichtbar ist, während die Aschewolke knackscharf ist, wie sie auf kurz belichteten Fotos eingefangen werden kann. Den Reaktionen in den Kommentaren kann man aber entnehmen, dass die Bilder beim Betrachter gut ankommen und teilweise auch für echt gehalten werden. Das birgt aus meiner Sicht einige Probleme, denn es wird künftig immer schwerer zu unterscheiden, was real ist und was fake. Darüber hinaus könnte es natürlich ein endgültiger Todesstoß für Berufsfotografen sein, die es ja so oder so heutzutage schwer haben noch bezahlte Aufträge zu finden oder angemessene Preise für ihre Werke zu bekommen. Natürlich liefern sie die Vorlagen für die KI, die sich einfach überall bedient und die Bilder aus dem gelernten kreiert, wobei die Urheber der echten Bilder ebenfalls leer ausgehen! Für journalistische Autorenarbeit wird die Luft auch immer dünner. Ich bin mal gespannt, wo ich selbst in ein paar Jahren stehen werde! Bleibt wahrscheinlich nur die Flucht nach vorne und zurück ins Analoge, der digitalen Welt den Rücken kehren und Livevorträge halten oder/und Bücher zu veröffentlichen, für Menschen, die es authentisch mögen. Doch noch ist es nicht so weit.

Erdbeben in Tokio – News vom 11.05.23

Erdbeben MW 5,2 nahe japanischer Hauptstadt Tokio

Datum 10.05.23 | Zeit: 19:16:42 UTC | 35.11 N ; 140.12 E | Tiefe: 40 km | Mw 5,2

Ein moderates bis starkes Erdbeben der Magnitude 5,2 erschütterte gestern Abend die Metropolregion Tokio. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 40 km und ein Epizentrum, das 2 km nordöstlich von Kamogawa verortet wurde. Tokio liegt ca. 50 km nördlich des Epizentrums. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß als stark empfunden wurde. Vor Ort war es nachts und viele Menschen wurden vom Beben aus dem Schlaf gerissen. Auf der Shakemap sieht man auch die Markierung eines Bebens, das sich zuvor direkt unter Tokio ereignete. Dieses Beben hatte eine Magnitude von 4,1 und manifestierte sich in 70 km Tiefe. Die Tiefe der Beben deutet darauf hin, dass sie sich nicht direkt an einer Störungszone eigneten, sondern an einem Stück subduzierter Ozeankruste.

Tatsächlich haben sich die Japaner einen der ungünstigsten Orte für die Errichtung ihrer Hauptstadt ausgesucht, den man sich aus tektonischer Sicht hätte aussuchen können. Zu ihrer Entschuldigung muss man sagen, dass die Stadt seit 1886 Hauptstadt ist und dass man damals natürlich noch nicht über das geologische Wissen von heute verfügte. Die Einfahrt der Bucht von Tokio grenzt an den Kreuzungsbereich von gleich drei tektonischen Platten: Im Westen liegt die Eurasische Kontinentalplatte und im Nordosten die Ochotskische-Platte. Im Südosten ist es die Philippinenplatte. Alle drei Platten kommen am Sagami-Graben zusammen, wobei die Philippinenplatte subduziert wird. Außerdem liegt einige hundert Kilometer östlich die Pazifische Platte, die am Japangraben auf die Ochotskische-Platte und Philippinenplatte drückt und ebenfalls subduziert wird. Dieses tektonische Setting bedingt eine der erdbebengefährdetsten Zonen, in der sich eines größten Ballungszentren der Erde befindet. Da scheint mir die Katastrophe vorbestimmt zu sein, selbst wenn neue Gebäude in Tokio unter hohen Standards in Bezug auf die Erdbebensicherheit errichtet werden.

Apropos Japan und Erdbeben: ein weiteres interessantes Erdbeben manifestierte sich südlich von Kagoshima auf Kyushu. Das Beben hatte eine Magnitude von 4,4 und ein Hypozentrum in 40 km Tiefe. Ich erwähne es, weil es sich im Norden des Ryukyu-Archipels ereignete, genauer vor der Küste der Vulkaninsel Kuchinoshima. Die große Kikai-Caldera liegt nur wenige Kilometer entfernt.

Schlammvulkan vor Norwegen entdeckt – News vom 11.05.23

Forschungsboot entdeckt Schlammvulkan zwischen dem Nordkap und Spitzbergen

In der zu Norwegen gehörenden Barentsee wurde südlich von Spitzbergen ein unterseeischer Schlammvulkan entdeckt. Er befindet sich in der Nähe der Bäreninsel, die überwiegend aus präkambrischem bis triassischem Gesteinen besteht. Der Schlammvulkan liegt in 400 Metern Meerestiefe und wurde auf einer Fahrt des norwegischen Forschungsschiff Kronprinz Haakon von Forschern der Arktischen Universität Norwegens mit Sitz in Tromsø entdeckt, die mit einem Team von REV Ocean zusammenarbeiteten. Es ist der zweite Schlammvulkan der bislang in norwegischen Gewässern ausgemacht worden ist.

Anders als bei normalen Vulkanen aus Eruptivgesteinen, hat ein Schlammvulkan nur selten etwas mit magmatischen Prozessen zu tun. Oft stehen sie im Zusammenhang mit Erdöl- und Gasfeldern. Die treibende Kraft hinter solchen Schlammvulkanen ist Methangas, das den Druck erzeugt, um Fluide aus der Erde zu drücken. Um den Aufstiegskanal der Fluide sammelt sich Schlamm an, so dass ein kleiner Kegel entsteht. Der Borealis getaute Schlammvulkan könnte hier aber eine Ausnahme bilden, da er in einer 300 Meter breiten und 25 Meter tiefen Depression liegt, die von den Entdeckern als Krater beschrieben wird. Borealis selbst bildet nur einen Kegel mit 7 Metern Durchmesser und 2,5 m Höhe. Auf einem Foto ist zu erkennen, dass der Schlammvulkan Fluide ausstößt und erinnert mich ein wenig an einem Blacksmoker.

Genaues über sein geologisches Umfeld wurde nicht bekanntgegeben, doch die Lage in relativer Nähe zum Mittelatlantischen Rücken verrät, dass hier durchaus magmatische Kräfte am Werk sein könnten. Allerdings gibt es in der Nähe der Norwegischen Küste der Bartenssee auch Ölfelder, sodass beide Entstehungsmöglichkeiten des Schlammvulkans infrage kommen und die Wissenschaftler glauben, dass der Schlammvulkan durch einen natürlichen Ausbruch entstanden ist, der nach der letzten Eiszeit plötzlich große Mengen Methan freisetzte.

Magmatisch bedingte Schlammvulkane kenne ich aus den thermalgebieten von Neuseeland, vom Yellowstone Nationalpark und von Island. Methan-getriggerte Schlammspeier sind mir bislang in Indonesien (Lucy, Bleduk Kuwu) und Italien (Salse di Nirano) begegnet, an Orten die gar nicht mal soweit von Vulkanen entfernt liegen.