Erdbeben in Guatemala – News vom 18.05.23

Erdbeben Mw 6,1 erschüttert Guatemala

Datum 17.05.23 | Zeit: 23:02:01 UTC | 15.09 N ; 90.88 W | Tiefe: 255 km | Mw 6,1

Gestern Abend wurde das lateinamerikanische Land Guatemala on einem starkem Erdbeben der Magnitude 6,1 erschüttert. Das Hypozentrum lag in 255 km Tiefe und damit im Erdmantel. Das Epizentrum wurde 14 km nordwestlich von Joyabaj lokalisiert. Der Ort bildet die Nordspitze eines Dreiecks zwischen den Vulkanen Fuego und Santiaguito, die beide etwa 60 km vom Epizentrum entfernt liegen und sich im Wirkungskreis des Bebens befinden. Daher ist es nicht ausgeschlossen, dass einer (oder beide) der Vulkane auf den Erdstoß mit einer stärkeren Eruption reagieren wird.

Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, u.a. aus Antigua, der Stadt am Fuße des Vulkans Fuego. Dort konnte der Erdstoß trotz der großen Tiefe des Erdbebenherdes deutlich wahrgenommen werden und Lampen fingen an zu schwingen. Aufgrund der großen Tiefe des Hypozentrums wirkte sich der Erdstoß an der Oberfläche schwächer aus, als man anhand der Magnitude vermuten würde. Es gab offenbar keine Schäden.

Die Tektonik Guatemalas wird durch die Plattenkollision bestimmt: Vor der Pazifischen Südküste befindet sich die kontinentale Naht zwischen der Cocos-Platte und der Karibischen Platte, auf der Mittelamerika liegt. Die Ozeanische Cocos-Platte wird unter die Platte der Karibik subduziert und partiell aufgeschmolzen. Die Tiefe des aktuellen Erdbebens deutet darauf hin, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierter Ozeankruste ereignete, dass trotz der hohen Druck-Temperatur-Bedingungen im oberen Erdmantel noch nicht plastisch verformbar geworden ist.

Die Vulkane Guatemalas erhalten ihre Schmelze genau von diesem Prozess: entlang der Subduktionszone taucht Ozeankurste in den Erdmantel ab und wird dort teilweise geschmolzen. Ca. 100 bis 150 km hinter der Subduktionszone steigt ein Teil der Schmelze auf und eruptiert an den Vulkanen. Sie bilden eine Kette hinter und parallel der Subduktionszone. Im Falle des Pazifischen Ozeans entstand so der „Ring of Fire“.

Vulkan Merapi – News am 18.05.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -7.541, 110.445 | Aktivität: Lavadom

Kleiner pyroklastischer Strom am Merapi

Gestern ging vom Südwestdom im Krater des Vulkans Merapi ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab. Er wurde auf Aufnahmen der Livecams dokumentiert, findet aber keine Erwähnung in den Updates vom VSI/MAGMA. Daher sind auch keine genauen Daten bekannt. Die Gleitstrecke würde ich auf weniger als 2 km schätzen. Die Vulkanologen berichten dafür von zahlreichen Schuttlawinenabgängen vom Dom. Nachts hinterlassen die Abgänge häufig Spuren der Rotglut auf den Vulkanflanken. Gestern wurden 112 seismische Signale detektiert, die von diesen Abgängen zeugen. Sie dauerten zwischen 11,16 und 201,64 Sekunden und erzeugten Amplituden zwischen 3 und 35 mm. Ich vermute einmal, dass die Spitzenwerte dieser Angaben dem Dichtestrom zuzuordnen sind. Bereits in der letzten Woche gab es ein vergleichbares Ereignis. Sie zeugen davon, dass immer noch Magma aufsteigt und den Lavadom mit Material versorgt. Ob der Dom tatsächlich wächst oder ob sich frisch gefördertes Material und die Abgänge die Waage halten ist unklar. Im letzten Wochenbericht vom BPPTK heißt es, dass es morphologische Veränderungen am Südwestdom gegeben habe, während sich der Zentraldom unverändert zeigte. Die letzten Messungen der Dome stammen aus dem März. Damals hatte der Zentraldom ein Volumen von 2.312.100 Kubikmetern. Der Südwestdom brachte es auf 1.686.200 Kubikmeter.

Die Seismizität ist vergleichsweise gering, sieht man einmal von den zahlreichen Signalen der Schuttlawinen ab. Gestern wurde nur ein vulkanisch-bedingtes Erdbeben registriert, das von Fluidbewegungen im Untergrund hervorgerufen wurde. Es sieht mir nicht nach massivem Magmenaufstieg aus und der Südwestdom wird nur langsam wachsen. Dennoch kann es jeder Zeit auch zu Abgängen größerer pyroklastischer Ströme kommen, die eine ernste Gefahr für die Anwohner des Vulkans darstellen. Vorsichtig müssen natürlich auch Vulkanbeobachter sein. Vulkanologen und Zivilschutz fordern dazu auf, die Sperrzonen um den Vulkan zu respektieren.

Vulkan Ätna mit Erdbeben am 18.05.23

Kleine Erdbebenserie im Osten des Vulkans Ätna

Datum 18.05.23 | Zeit: 01:22:55 UTC | 37,64 N ; 15.14 E | Tiefe: 0 km | ML 3,2

Heute Nacht begann eine kleine Erdbebensequenz an Europas mächtigsten Vulkan, dem Ätna. Vier Beben mit Magnituden zwischen 3,2 und 2,3 manifestierten sich im Bereich der Ostküste zwischen den Orten Santa Maria la Stella und Linera. Das stärkste Beben der Magnitude 3,2 wurde 4 km nordwestlich von Acireale verortet. Interessant ist, dass die Erdbebenherde alle in 0 km Tiefe verortet wurden und sich demnach auf Höhe des Meeresspiegels ereigneten. In der Region gibt es lokale Störungszonen, die bei früheren Gelegenheiten durch aufsteigendes Magma aktiviert wurden. Eine Möglichkeit, die auch jetzt in Betracht gezogen werden kann. Ein weiteres Erdbeben der Magnitude 2,0 manifestierte sich heute früh im Valle del Bove. Bereits gestern gab es einen Erdstoß der Magnitude 3,6 im nördlichen Randbereich des Vulkans. Die Lage des Bebens wurde 16 km nördlich von Bronte festgelegt. Das Hypozentrum befand sich in 37 km Tiefe. Zu keinem der Beben gibt es beim EMSC Wahrnehmungsmeldungen.

Beim INGV Catania werden die Beben noch nicht angezeigt, da man hier für gewöhnlich 24 Stunden in den Anzeige hinterherhinkt. Es ist gut möglich, dass es noch mehrere Beben mit kleineren Magnituden gab, die beim EMSC nicht angezeigt werden.

Wie in den vergangenen Tagen bereits kommuniziert, scheint sich Ätna wieder aus seiner seismischen Tiefphase herauszuarbeiten. Was momentan passiert ist noch weit von einer seismischen Hochphase entfernt, zeigt aber, dass der Vulkan weiterhin aktiv ist. Die langsam steigende Erdbebenaktivität könnte einhergehen mit einer Zunahme der Bodenhebung infolge von Magmeninflation unter dem Vulkan. Das korrespondiert mit den gelegentlichen Aschepuffs, die in den letzten beiden Wochen vom Neuen Südostkrater ausgingen. Oft verhielt es sich so, dass als erstes wieder intensivere strombolianischer Aktivität in der Bocca Nuova einsetzte, bevor es dann nach einigen Wochen bis Monaten zu Paroxysmen und/oder Flankeneruptionen kam. Allerdings zeigt uns der Ätna auf Sentinel-Satellitenfoto von gestern die kalte Schulter ganz ohne thermische Anomalie.

Originalmeldung EMSC:

Größe ML 3.2
Region SIZILIEN, ITALIEN
Datum/Uhrzeit 2023-05-18 01:22:55,6 UTC
Standort 37,64 N ; 15.14 E
Tiefe 0 km
Entfernungen 18 km nördlich von Catania, Italien / Einwohnerzahl: 290.000 / Ortszeit: 03:22:55,6 2023-05-18
4 km nordwestlich von Acireale, Italien / Einwohnerzahl: 49.400 / Ortszeit: 03:22:55,6 2023-05-18

Update: Noch während ich die Zeilen oben schrieb, begann am Ätna der Tremor zu steigen. Es sieht fast so aus, als hätte der Vulkan versucht einen Paroxysmus vom Zaun zu brechen, obwohl die Krater bis dato die kalte Schulter zeigten. Da könnten die Beben entweder Trigger einer Eruption sein oder deren Vorzeichen. Denkbar ist auch, dass sich wieder ein Lavastrom bildet. Leider hängt der Vulkan in den Wolken, sodass es keine visuellen Beobachtungen gibt.

Naturkatastrophen-News 17.05.23: Italien

Überschwemmungen in Teilen Norditaliens

Seit einigen Tagen gab es mehrere Starkregen-Ereignisse und langanhaltende Regenfälle im Nordosten Italiens, so dass es zu starken Überschwemmungen kam. Medien berichten von mindestens 3 Todesfällen, mehreren Vermissten und tausenden Evakuierten.

Besonders betroffen sind die Regionen Emilia-Romagna und Marken die von starken Unwettern getroffen worden sind. In den Gebieten an der Adriaküste kam es zu heftigen Überflutungen. Mehrere Flüsse traten über die Ufer und es wurden Erdrutsche ausgelöst. Die Todesopfer gab es in den Orten Cesena und Forlì. Eine Mann hielt sich demnach während ertrank im Untergeschoss seines Hauses. Scheinbar stieg das Wasser so schnell, dass er sich nicht in Sicherheit bringen konnte.

Anderen Menschen gelang es zum Glück, sich in Sicherheit zu bringen. Viele Personen flohen auf Hausdächer, wo sie unter Einsatz von Hubschraubern und Booten geborgen werden mussten. Es sind hunderte Feuerwehrleute und Helfer im Einsatz, die nicht nur Menschen bergen müssen, sondern auch überflutete Keller leerpumpen müssen.

Zeitweise kam in den betroffenen Orten der Verkehr zum Erliegen, da sich Straßen in reißende Flüsse verwandelten und Autos mitgerissen wurden. Neben Straßen, Tunneln und Brücken mussten auch Eisenbahnlinien gesperrt werden. Vielerorts wurden Schulen geschlossen und das öffentliche Leben kam zum erliegen.

Geschlossen wurden auch viele Strände entlang der Adriaküste. Grund hierfür war weniger der Regen, sondern viel mehr starke Wind und hoher Wellengang.

Nicht nur die italienische Adria wurde von den Unwettern heimgesucht, sondern auch die Küstenregionen von Bosnien und Kroatien. Besonders hart traf es die Ortschaft Hrvatska Kostajnica im Hinterland von Kroatien. Dort trat der Fluss Una über die Ufer und überflutete die Ortschaft. in der Region wurde der Notstand ausgerufen. eine Entspannung der Lage ist nicht in Sicht, da für die nächsten Tage weitere Regenfälle vorausgesagt wurden.

Die italienische Region Emilia-Romagna liegt in der norditalienischen Tiefebene, die vom Fluss Po dominiert wird. Dieser steht seit letzten Jahr oft wegen seines Niedrigwassers in den Schlagzeilen. Die Unwetter konzentrierten sich zwar auf den östlichen Küstenbereich der Region, doch auch in anderen Teilen der Emilia-Romagna regnete es. Vielleicht ist die Dürre-Periode nun vorbei.

Vulkane Italiens – News am 17.05.23

Die italienischen Feuerberge stehen hoch in der Gunst der Leserschaft auf Vnet, daher lest ihr hier heute ein kleines Update zu den Vulkanen Campi Flegrei, Stromboli und Vulcano, da zu diesen Vulkanen gestern neue Berichte des INGV erschienen.

Campi Flegrei mit anhaltender Inflation

Am süditalienischen Calderavulkan Campi Flegrei bleibt die Bodenhebung infolge der Inflation magmatischer Fluide weiterhin hoch. An der Messstation RITE beträgt sie 15 mm im Monat. So hob sich der Boden seit Januar 2011 um 103 cm. Die Bodenhebung geht einher mit einer regen Seismizität. Im Wochenbericht für den Beobachtungszeitraum vom 8. bis 14. Mai 2023 wurden in der Region Campi Flegrei 51 Erdbeben festgestellt. Die meisten Beben akkumulieren sich in kleinen Schwärmen. So gab es am 15. Mai einen Schwarm, der aus 15 Beben bestand.

Die Vulkanologen des INGVs registrierten keine signifikanten Veränderungen bei den geochemischen Parametern. Der Ausstoß von magmatischen Kohlendioxid beliebt hoch und liegt bei ca. 3000 Tonnen am Tag. Das entspricht dem Wert von aktiven Vulkanen. Dieser Wert ist ein Referenzwert, der im letzten Jahr bei einer groß angelegten Messkampagne ermittelt wurde, bei der der Kohlendioxidausstoß an hunderten Messpunkten im gesamten Solfatara-Gebiet ermittelt wurde. Für die tägliche Überwachung misst man nur an einigen Stellen und geht davon aus, dass der Gesamtausstoß in etwa gleichbleibt, wenn sich an den Messpunkten nichts ändert.

Unverändert ist auch die Gastemperatur an der Pisciarelli-Fumarole geblieben. Sie beträgt etwa 96 Grad. Der Temperatursensor ist in 5 Meter Entfernung zum Gasaustritt fest installiert.

Die beschriebenen Phänomene Bodenhebung, Erdbeben und Gasausstoß stehen werden von einer gesteigerten Aktivität des Hydrothermalsystems verursacht, dass sich unter der Campi Flegrei in langen Zyklen auflädt und wieder entlädt, meistens ohne dass es zu einer Eruption kommt. Man geht davon aus, dass das Hydrothermalsystem von einem Magmenkörper befeuert wird, der sich in mehr als 5 km Tiefe befindet. Wenn hier von magmatischen Fluiden gesprochen wird, ist nicht zwangsläufig Magma gemeint, es sind in der Regel Gase und Tiefenwässer, die sich durch die Erdwärme ausdehnen und in flacherliegende Regionen aufsteigen.

Stromboli mit Explosionszunahme

Die Vulkanologen vom INGV Catania beobachteten in den letzten Wochen eine leichte Zunahme der explosiven Aktivität. Die stündliche Gesamthäufigkeit der Explosionen schwankte zwischen durchschnittlichen Werten (10 Ereignisse/h) und hohen Werten (17 Ereignisse/h). Die Intensität der Explosionen war vor allem im N-Kraterbereich gering und im CS-Kraterbereich mittelstark. Die geophysikalischen Parameter erwiesen sich als stabil. Es gab nur eine leichte Abnahme des Schwefeldioxidausstoßes. Anzeichen für einen außergewöhnlichen Magmenaufstieg gab es nicht. So können Neugierige die Eruptionen von Quota 400 aus (mit Führer) und von Quota 290 (ohne Führer) bewundern. Die Pizzeria am Punta Labronzza ist geöffnet. Der Aufstieg zum Krater bleibt gesperrt.

Vulcano mit leichter Entspannung der Lage

Letzte Woche konnte man auf der Shakemap des INGVs einige Erdbeben sehen, die sich vor allem im Westen des Liparischen Archipels zutrugen. Auch im Bereich von Vulcano gab es ein schwaches Erdbeben. Im Bulletin der Vulkanologen ist zu lesen, dass der Gasausstoß noch an vielen Messstellen erhöht ist. Die allgemeine Tendenz ist aber schwach rückläufig, mit Ausnahme der Messstation P4max, wo der Kohlendioxid-Ausstoß leicht stieg. Starke Regenfälle störten die Temperaturmessungen an den Fumarolen, doch in dem Bulletin heißt es, dass die Gastemperaturen am Krater noch hoch waren. Alles in Allem zeigen die Messwerte, dass es im Untergrund einen aktiven Magmenkörper gibt, er aber keine Anstalten macht final aufzusteigen.

Vulkan Popocatepetl – News am 16.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Popocatepetl legt weiter zu und bricht mehrmals aus

Der Popocatepetl in Mexiko war in den letzten Tagen sehr fleißig und steigerte seine eruptive Tätigkeit weiter. Laut VAAC eruptierte der Vulkan heute mehrere Aschewolken, die bis zu einer Höhe von 7000 m aufstieg und in Richtung Südosten drifteten. Auf der Livestream-Aufzeichnung erkennt man nahezu kontinuierlichen Ascheausstoß. Starker Wind drückte die Asche sofort nieder. Außerdem wird bei den Explosionen glühende Tephra ausgestoßen, die auf der Außenflanke des Kraterbereichs landet. Glühende Lava steht im Schlot, die nachts die Wolken rot anstrahlt. In einem der letzten Updates der Vulkanologen wurde darauf hingewiesen, dass im Krater Lavadome wachsen, die schnell durch die Explosionen zerstört werden. Daher bleiben die Dome klein. ein glücklicher Umstand für die Anwohner der Region, denn ansonsten müssten sie mit Abgängen pyroklastischer Ströme rechnen.

Das zuständige Institut CENAPRED meldete gestern, dass innerhalb von 24 Stunden von den Überwachungssystemen des Vulkans acht mittelschwere Explosionen registriert wurden. Sie manifestierten sich vorgestern um 12:53, 14:44, 16:08, 19:41 Uhr und gestern um 03:52, 05:12, 06:17 und 08:52 Uhr Ortszeit. Zudem gab es fünf kleinere Explosionen und 217 Exhalationen mit Dampf, vulkanischen Gasen und Asche. Es wurden 455 Minuten Tremor registriert.

CENAPRED wiederholt nachdrücklich die Empfehlung, den Krater des Vulkans NICHT zu betreten, da die Möglichkeit von Explosionen besteht, wie sie in der Vergangenheit mehrfach beobachtet wurden, bei denen glühende Fragmente ausgestoßen werden. Der Sperrradius von 12 km muss eingehalten werden. Auch bei starken Regenfällen sollte man sich vom Grund der Schluchten fernhalten, da die Gefahr von Schlamm- und Gerölllawinen besteht. Die Ampel für den Vulkanausbruch des Popocatepetl steht auf GELB PHASE 2.

Der Popocatepetl ist derzeit einer der aktivsten Vulkane Mittelamerikas und wird engmaschig von den Vulkanologen kontrolliert.

Studie über Glasfaserkabel zur Vulkanüberwachung

Internationales Forscherteam benutzte Glasfaserkabel zur seismischen Vulkanüberwachung

Dass die Seismizität eines Vulkans ein wichtiges Instrument zu deren Überwachung ist und dass mit Hilfe vulkanisch-bedingter Erdbeben sogar Vulkanausbrüche vorhergesagt werden können, ist den meisten Lesern von Vulkane.net bekannt. Normalerweise werden hierfür Seismometer verwendet, die extra am Vulkan installiert werden müssen. Um dann noch eine räumliche Vorstellung über den Ort der Erdbeben in der Tiefe zu bekommen, bedarf es eines aufwendigen Netzwerks von Seismografen, dessen Installation, Pflege und Überwachung teuer ist. Mit einem genügend dichten seismischen Netzwerk kann man die Lage der Hypozentren genau lokalisieren und mit Hilfe von Computerprogrammen visualisieren. Daraus entwickelte sich in den letzten Jahren das Verfahren der seismischen Tomografie, mit dessen Hilfe man sogar die Lage von Magmenkörpern und Förderschloten darstellen kann.

Seit einigen Jahren probieren Wissenschaftler aus, bestehende Infrastruktur zur Erdbeben-Detektion zu benutzen. Gemeint sind hiermit Glasfaserkabel der Telekommunikation, die in der Lage sind, niederfrequente Erdbebenschwingungen zu registrieren. Zum ersten Mal las ich vor zwei Jahren davon, als man am Fagradalsfjall extra Glasfaserkabel vergrub um entsprechende Schwingungen zu registrieren. Ein internationales Forschungsprojekt mit Forschern des INGV, der Uni Catania und des GFZ-Potsdam testeten im vergangenen Februar die Nutzung des unterseeischen Glasfaser-Telekommunikationskabels im Bereich der sizilianischen Vulkaninsel Vulcano. Zur Anwendung kam eine neue Technologie, die DAS-(Distributed Acoustic Sensing) genannt wird. Auf einer Länge von 16 km wurden die Verspannungen und Dehnungen der Glasfasern gemessen, die aufgrund von Bodenbewegungen und Erschütterungen im Kabel entstanden. Die Verspannungen im Kabel äußern sich in einer geringen Längenänderung der Glasfaser. Diese wurde mit Hilfe eines Laser-Lichtimpulses gemessen, der durch einen freien Glasfaserstrang des Kabels gesendet wurde. Die Streuung des reflektierten Laserimpulses lässt Rückschlüsse auf die Längenänderung des Kabels zu. So entstand eine riesige Datenmenge, die mit Hilfe einer KI und neu entwickelter Algorithmen ausgewertet wurde.

Die Forscher um Gilda Currenti (INGV) und Philippe Jousset (GFZ) verglichen ihre Daten aus dem DAS-Gerät mir den Signalen der herkömmlichen Erdbebenüberwachung und extrahierten aus den Daten langperiodische Erdbeben, die den Meeresgrund um Vulcano erschütterten. Das Zustandekommen der langperiodischen Erdbeben wurde von den Forschern als Erdbebensignale interpretiert, die durch Fluidbewegungen in einem Hydrothermalsystem entstanden sind und mit Entgasungen am Meeresgrund einhergingen. Also finden im Bereich von Vulcano ähnliche Prozesse statt, wie wir sie von dem Calderavulkan Campi Flegrei herkennen.

Die Forscher planen ihre Methode an anderen Vulkanen auszuprobieren. Dazu später mehr. (Quelle: GFZ Potsdam)

Vulkan Semeru – News am 15.05.23

Staat: Indonesien | Koordinaten: -8.108, 112.92 | Aktivität: Dom

Kleiner pyroklastischer Dichtestrom am Semeru

Vorgestern ging vom Dom im Krater des Semeru ein kleiner pyroklastischer Dichtestrom ab, der indirekt bestätigt, dass das Domwachstum am Vulkan anhält. der Dichtestrom hatte eine Gleitstrecke von ca. 1000 m und floss über die Südflanke des Vulkans. Dort gibt es eine Scharte in der Kraterwand, durch die man den Lavadom sehen kann. Frequente Abgänge von Schuttlawinen und Dichteströmen erodierten eine Abflussrinne in die Flanke. Gelegentlich sind dort auch zähe Lavaströme unterwegs, die vom Dom ausgehen. Oft bilden sie einen zungenartigen Fortsatz des Lavadoms. Nicht selten lösen Kollapsereignisse an der Lavafront die Schuttlawinen und Dichteströme aus.

Die Seismizität am Semeru ist eher gering. an den meisten Tagen manifestieren sich weniger als 10 vulkanisch-bedingte Erdbeben. Dafür gibt es pro Tag aber um die 100 Eruptionssignale.

In den letzten Jahren kommt es immer wieder zu Abgängen größerer pyroklastischer Ströme und Lahare, die sogar bewohntes Gebiet am Fuß des Vulkans erreichen können. da diese Vorgänge auch für potenzielle Beobachter am Gipfel des Vulkans gefährlich werden können und es zudem explosive Aktivität gibt, wurden die mehrtägigen Trekkingtouren auf dem Semeru ausgesetzt. Normalerweise erfolgte der Aufstieg in zwei Etappen vom Norden aus. Ausgangspunkt für Touren auf den Vulkan war der Ort Ranu Panu. Dort lebte man also nicht nur von der Landwirtschaft, sondern verdiente auch ganz gut am Tourismus, der inzwischen praktisch zum Erliegen kam.

Auch in normalen Zeiten war ein Aufstieg zum Gipfel nicht ungefährlich, da der Semeru für seine Daueraktivität bekannt ist. Bei besonders starken Eruptionen, die genauso spontan wie am Stromboli auftreten können, kam es auch bereits öfter zu Todesfällen infolge einer Eruption. Dennoch hielt man lange Jahre ans Vulkantrekking fest. Für den Vulkantourismus generell durchleben wir besonders seit der Pandemie schlechte Zeiten: es gibt immer mehr Restriktionen und die wenigen verbleibenden Ziele werden natürlich entsprechend nachgefragt und immer teurer, was für das Reisen ja im allgemeinen gilt.

Vulkan-News am 15.05.23: Ätna

Ätna mit sporadischen Aschepuffs

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Gestern Morgen kam es am Ätna zu einer kleinen Ascheeruption aus einem Schlot des Neuen Südostkraters. Die Aschewolke wurde schnell vom starken Wind erfasst und nach Osten gedrückt, so dass sie nicht sonderlich hochaufstieg. Ein Vnet-Leser berichtete, dass es abends wohl noch eine kleine Eruption gab, die schwach auf der Thermalcam sichtbar gewesen war. Das INGV bestätigte zumindest die erste Eruption und berichtete von einer schwachen Seismizität unter der Ostflanke. Dort hatte es drei schwache Erschütterungen gegeben. Das Stärkste hatte eine Magnitude von 2,1. Das Hypozentrum befand sich in drei Kilometer Tiefe. Bereits vor einigen Tagen meldete ich eine leicht steigende Seismizität. Die Erdbebentätigkeit tritt aber noch nicht in Schwärmen auf, die von starker Magmeninflation verursacht wird. Die einzelnen Beben sind meistens tektonischer Natur und ereignen sich an Störungszonen, doch auch diese Erdbeben könnten indirekt von aufsteigendem Magma verursacht werden. alles in allem sieht es so aus, als würde Ätna wieder etwas munterer werden, einen unmittelbar bevorstehenden größeren Vulkanausbruch kann ich aus den wenigen öffentlich zur Verfügung stehenden Daten aber nicht ablesen. Dennoch ist Ätna ja immer für eine Überraschung gut und das hier Geschriebene gibt nur die Momentaufnahme des aktuellen Status Quo wieder. Längerfristige Prognosen lassen sich für gewöhnlich nicht erstellen.

Die letzten beiden Ausbruchsperioden am Ätna waren effusiver Art und beschränkten sich auf Lavaströme, die nahe der Nordostbasis des NSEC austraten und zunächst durch das Valle del Leone flossen um dann in Richtung Valle del Bove abzuknicken. Den letzten Paroxysmus gab es im Februar letzten Jahres. Wahrscheinlich hat sich der Vulkan bei der vorangegangen Serie erst einmal ausgepowert.


Weitere Meldungen:

Ebeko eruptiert Vulkanasche

Staat: Russland | Koordinaten: 50.68, 156.01 | Aktivität: Ascheeruption

Auf der russischen Insel Paramushir stieß der Ebeko vorgestern eine Aschewolke aus, die bis auf einer Höhe von 3400 m aufstieg und nach Südwesten geweht wurde. Der Ebeko ist der aktivste Vulkan der Kurilen.


Nyamuragira mit thermischem Signal

Staat: Demokratische Republik Kongo | Koordinaten: -1.41, 29.20 | Aktivität: Lavastrom

Der Vulkan Virunga-Vulkan Nyamuragira liegt in der DRK und emittiert eine starke Wärmestrahlung mit einer Leistung von 180 MW. Am Vortag wurde eine Leistung von 311 MW abgestrahlt. Auf Sentinel-Bildern sieht man die flächigen thermischen Anomalien in der Gipfelcaldera des Vulkans. Sie markieren kurze Lavaströme, die dort unterwegs sind.