Vulkan Popocatepetl – News am 25.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Aktivität am Popocatepetl bleibt hoch

Die Aktivität am mexikanischen Vulkan Popocatepetl bleibt hoch, fluktuiert aber zwischendurch etwas. So gab es gestern eine ruhigere Phase, bevor sich die Aktivität wieder verstärkte. Gestern Nachmittag und in der ersten Nachthälfte hüllte sich der Vulkan überwiegend in Wolken und es liegen nur beschränkte Beobachtungsdaten aus diesem Zeitraum vor. Auf der Livecam sah man eine größere Eruptionswolke, die sich zwischen den meteorologischen Wolken hervorschob. Inzwischen ist die Bewölkung aufgelockert und man kann auf der Livecam wieder einen kontinuierlichen Ausstoß an glühender Tephra und Vulkanasche beobachten. Das VAAC brachte eine VONA-Warnung heraus, nach der die Asche bis auf einer Höhe von 8500 m aufsteigt und in Richtung Süden driftet. Der Wind ist vergleichsweise stark und drückt die Eruptionswolke runter. Ansonsten würde sie sehr wahrscheinlich ähnlich hoch aufsteigen, wie es in den vorherigen Tagen der Fall war. Da der Wind drehte, liegen nun andere Gemeinden im Ascheregen. In lokalen Medien war zu sehen, wie die Katastrophenschutzbehörde Atemmasken und Schmutzanzüge an die Bevölkerung verteilte, damit sich die Betroffenen vor dem Ascheniederschlag schützen können.

CENAPRED berichtet gestern von 10 Asche-Dampf-Exhalationen, 2 Explosionen und 1066 Minuten Tremor. Er hat eine schwache bis moderate Amplitude. Die Anzahl der Exhalationen scheint gering zu sein, da sonst typischerweise über 100 davon am Tag aufgezeichnet werden. Da der Popo aber praktisch kontinuierlich aktiv ist, werden die Phasen entsprechend lange dauern.

Gestern traf auch wieder der Wissenschaftliche Beirat des Vulkans Popocatepetl zusammen und hat auf der Grundlage der Analyse der jüngsten Informationen empfohlen, die Vulkanalarm-Ampel auf der gelben Stufe Phase 3 zu belassen. An anderen Instituten wäre das die zweithöchste Alarmstufe „orange“. Die Gefahr einer weiteren Eskalation der Situation ist also weiterhin groß und es könnte jederzeit zu stärkeren Eruptionen kommen, die eine erste Gefahr für die Anwohner darstellt.

Erdbeben-News am 25.05.23: Panama-Kolumbien

Starkes Erdbeben Mw 6,6 in Grenzregion zwischen Panama und Kolumbien

Datum 25.05.23 | Zeit: 03:05:38 UTC | 8.86 N ; 77.25 W | Tiefe: 40 km | Mw 6,6

Heute Nacht erschütterte ein starkes Offshore-Erbeben der Magnitude 6,6 die Grenzregion zwischen Kolumbien und Panama. Das Beben manifestierte sich um 03:05:38 UTC  (22:05:38 Lokalzeit) direkt auf der verlängerten Grenzlinie zwischen den beiden Staaten. Das Epizentrum lag im Golf von Darien und wurde vom EMSC 39 km nördlich von Acandí (Kolumbien) lokalisiert. Der Erdbebenherd befand sich in 40 km Tiefe. Eine Tsunamigefahr bestand aufgrund der großen Herdtiefe nicht. Trotz der relativ großen Tiefe wurde der Erdstoß in der Küstenregion deutlich wahrgenommen und als stark empfunden. Er riss die Menschen aus dem Schlaf, die sich zum Teil erschrocken zeigten. Das Beben war sogar in Teilen von Panama City zu spüren gewesen. Über Schäden ist bis jetzt nichts bekannt geworden, was auch daran liegt, dass die Gegend nur dünn besiedelt ist. Die Küstenregion ist als Darien Gap bekannt und von dichtem Urwald bedeckt.

Darien Gap stellt eine wichtige Landroute für Migranten auf dem Weg von Südamerika nach Norden dar. In den letzten Jahren haben Hunderttausende von Migranten dieses Gebiet durchquert, heißt es in den lokalen Medien.

Die tektonische Situation der Region ist komplex, denn an den tektonischen Prozessen der Region sind mehrere Erdkrustenplatten beteiligt. Zum einen ist da die Platte Südamerikas, der in der Region des nördlichen Kolumbiens eine Mikroplatte vorgelagert ist. Dabei handelt es sich um die Nordanden-Platte. Westlich davon liegt die kleine Panama-Platte als Teil Mittelamerikas. Im Süden stoßen die Kokosplatte und die Nazca-Platte gegen die beiden zuerst genannten Platten. Im Norden stößt die Karibikplatte an die Kontinentalplatten und wird subduziert. Dabei bildet sich eine Dreierkreuzung mit der Panama- und der Nordanden-Platte. Im Bereich dieser Triplejunction manifestierte sich der aktuelle Erdstoß.

Wie so oft der Hinweis, dass starke Erdbeben Vulkanausbrüche auslösen können. So liegt der kolumbianische Vulkan Nevado del Ruiz gut 500 km vom Epizentrum entfernt und damit noch innerhalb des Wirkungskreises des Erdbebens. Nevado del Ruiz ist aktiv und eruptiert Aschewolken, die heute bis auf einer Höhe von 6500 m aufsteigen. Seit Monaten wird ein größere Vulkanausbruch befürchte.

Eruptionen am Ätna – News vom 24.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Strombolianische Eruptionen am Ätna

Heute Nacht veröffentlichte das INGV Catania einen Sonderbericht zur Aktivität am Ätna. Die Netzwerke der Vulkanologen registrierten schwache strombolianische Eruptionen, die vom Südostkrater ausgingen. In der Meldung heißt es weiter, dass auch die Voragine aktiv geworden ist und strombolianisch eruptiert. Die Infraschallsensoren zeichneten ebenfalls Ereignisse auf, die aus Richtung der Bocca Nuova kamen. Somit sind drei der 4 Ätna-Hauptkrater aktiv geworden. Außerdem stieg der Tremor und erreichte fast hohe Werte. Die Quelle des Tremors befand sich auf 2800 m Höhe und somit auf Basishöhe des Gipfelplateaus, von dem die Kraterkegel ausgehen. Im Zusammenhang mit der paroxysmalen Episode vom Wochenende deuten die Ereignisse an, dass sich bereits der nächste Paroxysmus vorbereiten könnte.

Gestern wurde ein neues Wochenbulletin über den Ätna veröffentlicht, das nur noch erscheint, wenn es tatsächlich Eruptionen am Ätna gibt. Demnach gab es bereits im Vorfeld der Eruption deutlichere Anzeichen für eine bevorstehende Eruption, als bis dato öffentlich bekannt war. Demnach setzte mit dem kleinen Schwarmbeben vom 28 Mai auch eine Bodenhebung infolge einer Magmenintrusion ein. Offenbar gab es auch eine intensivere strombolianische Tätigkeit aus dem Südostkrater, die unseren Blicken aber aufgrund des schlechten Wetters verborgen blieb. Insofern gab es wohl bereits im Vorfeld der paroxysmalen Hauptphase der Eruption den gewohnten Spannungsaufbau vor einem Paroxysmus.

Im Bulletin wurde auch eine Thermalkarte auf Basis eines Satellitenbilds veröffentlicht, dass nicht nur zwei Lavaströme zeigt, die während des Paroxysmus vom Südostkrater ausgingen, sondern auch eine ausgeprägte thermische Anomalie im Zentralkrater darstellt.

Interessant ist eine 3D-Darstellung der Tremorquelle. Sie lag nicht direkt unter dem Südostkrater, sondern ein Stück weiter östlich unter dem Valle del Bove. Das korreliert mit der Beobachtung der warmen Bodenstelle östlich des Kraterkegels, die zwei Tage vor dem Paroxysmus entdeckt wurde. Offenbar hatte die Lava tatsächlich zuerst hier einen Durchbruch versucht.

Die geochemische Analyse von Gasproben zeigte den Vulkanologen vom INGV, dass das neu aufgestiegene primitive Magma wahrscheinlich in einen älteren Magmenkörper mit Restschmelze intrudierte. Bei diesem Magmenkörper könnte es sich um denselben handeln, der bereits die Schmelze der letzten beiden Lavaströme im vergangenen Jahr bereitstellte.

Zusammenfassung: 

  • Am Ätna gibt es aktuelle schwache strombolianische Eruptionen aus 3 der 4 Hauptkrater.
  • Vor dem Paroxysmus am Sonntag kam es zu Bodenhebung im Gipfelbereich.
  • Frisch aufgestiegenes Magma mischte sich mit Restschmelze.

Erdbeben auf Island – News vom 24.05.23

Schwarmbeben im Norden von Island

Datum 23.05.23 | Zeit: 19:22:41 UTC |  66.55 ; -17.75 | Tiefe: 14,2 km | Mb 3,8

Gestern Abend setzte vor der isländischen Nordküste ein Schwarmbeben ein. Laut IMO wurden innerhalb von zwei Tagen 84 Erschütterungen detektiert. Zwei Beben hatten Magnituden, die größer als 3 waren. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mb 3,8 (Laut EMSC M 4,1) und hatte eine Herdtiefe von 14,2 km. Es war der initiale Erdstoß der Serie. Er manifestierte sich um 19:22:41 UTC in 11.3 Kilometer Entfernung östlich der kleinen Insel Grímsey. Die Gegend ist bekannt für ein submarines Vulkanfeld, unter dem es bereits früher intensive Schwarmbeben nebst Bodenhebung infolge von Magmenintrusion gab. Tatsächlich spricht die Tiefe der Erdbebenherde dafür, dass die Beben durch aufsteigendes Magma verursacht werden, das im oberen Bereich der Asthenosphäre gegen die Ozeankruste drückt und in sie eindringen will. In den Jahren 1867-1868 wurde über eine submarine Eruption im südöstlichen Teil des Spaltensystems vor der Nordküste Islands unmittelbar nördlich der Insel Manareyjar berichtet.

Die Beben könnten aber auch rein tektonischen Ursprungs sein, denn sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone, die als eine der seismisch aktivsten Störungszonen im Nordatlantik bekannt ist. Die TFZ ist eine Transformzone, die die nördliche Riftzone Islands mit dem Kolbeinsey-Rücken verbindet. Hierbei handelt es sich um einen Teil des Mittelatlantischen Rückens. Diese divergente Störungszone markiert die Grenze zwischen der eurasischen Platte und der nordamerikanischen Platte, die hier auseinander driften. Das Auseinanderdriften der Platten führt zu Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen können.

Was ist sonst auf Island los?

Ansonsten war es in den letzten Tagen unter Island verhältnismäßig ruhig. Die Seismizität konzentrierte sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, war aber nicht intensiv genug, um sie als Anzeichen weiteren Magmenaufstiegs zu sehen. Erdbeben gab es auch im Bereich des Vatnajökulls. Unter Katla scheint sich die Situation vorerst beruhigt zu haben.

Die Bodendeformation in den meisten Vulkanregionen auf Island ist aktuell unspektakulär, mit Ausnahme der Askja. Hier liegt nach der Winterpause nun auch wieder ein Signal der Messstation OLAC vor: die Bodenhebung kumulierte sich auf gut 60 cm. Damit nahm sie seit dem Ausfall der Station im März um fast 10 cm zu. Auch die anderen Messstationen in der Caldera verzeichneten eine Bodenhebung. Es dringen also weiterhin magmatische Fluide in den Untergrund der Askja ein.

Zusammenfassung:

  • Seit gestern manifestiert sich ein kleiner Erdbebenschwarm an der TFZ.
  • Innerhalb von 2 Tagen gab es 84 Beben.
  • Die Bodenhebung der Askja hält an und beträgt fast 60 cm.

Vulkan Popocatepetl eruptiert weiter – News vom 23.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Am Popocatepetl werden Evakuierungen vorbereitet

Der Vulkan Popocatepetl ist weiterhin hoch aktiv und erzeugt kontinuierlichen Schlacken- und Ascheauswurf. Während die glühenden Schlacken in strombolianischer Laune einige hundert Meter hoch ausfliegen und teilweise auf der Vulkanaußenflanke landen, steigt die Tephra bis zu 9100 m Höhe auf und verbreitet sich über ein großes Areal in südwestliche Richtung. In zahlreichen Gemeinden kommt es zu Ascheniederschlag. Die gestern angedeutete Lavafontäne konnte so nicht bestätigt werden. In der Morgendämmerung war zu sehen gewesen, dass die glühenden Schlacken zwar nahezu kontinuierlich ausgeworfen werden, aber keine richtige Fontäne bilden. Nachts wurde der entsprechende Bildbereich auf der Livecam überstrahlt, da die Empfindlichkeit der Kamera zu hoch gedreht war.

CENAPRED berichtet von vulkanischem Tremor mit einer Gesamtdauer von 1.389 Minuten. Neben dem kontinuierlichen Tephra-Ausstoß gab es wohl auch zwei Explosionen. In Zusammenarbeit mit der nationalen Katastrophenschutzkoordination planen die Vulkanologen die Evakuierung von Gemeinden im direktem Umfeld des Vulkans. Die Menschen wurden aufgefordert, sich darauf vorzubereiten und sich die Fluchtrouten einzuprägen. Offenbar erwartet man eine weitere Aktivitätssteigerung bis hin zu einem starken Vulkanausbruch.

Die Bevölkerung nahm die Empfehlungen nicht ohne Kritik auf, denn viele sind der Meinung, dass man im Jahr 2000, als es zu einer größeren Eruption kam, die Evakuierungen zu früh eingeleitet habe. Als der Ausbruch dann kam, waren viele der mehr als 25.000 evakuierten Anwohner bereits in ihre Häuser zurückgekehrt. Die Eruption brachte es auf einen VEI 3 und war die stärkste seit Jahrhunderten. Besondere Sorgen bereitete damals der vergletscherte Gipfel. Man fürchtete, dass dieser durch den Vulkanausbruch schmelzen würde und dass das Schmelzwasser einen Lahar auslösen würde, der dann in Richtung Norden abgegangen wäre. Doch inzwischen ist die Vergletscherung infolge des Klimawandels stark zurückgegangen und in den Sommermonaten gibt es keinen nennenswerten Eisflächen mehr.

Erdbeben-News 23.05.23: Neukaledonien

Erdbeben Mw 6,1 östlich von Neukaledonien

Datum 23.05.23 | Zeit: 06:42:00 UTC |  22.97 S ; 170.31 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,1

In dem Erdbebengebiet östlich von Neukaledonien und den Loyalty-Islands kam es zu einem weiteren starkem Erdbeben. Es hatte eine Magnitude von 6,1 und ein Hypozentrum in 10 km Tiefe. Das Epizentrum wurde 296 km ost-südöstlich von Tadine (Neukaledonien) verortet. Den Erdstoß kann man als Nachbeben der Serie interpretieren, die in der letzten Woche begann. Das stärkste Erdbeben brachte es dort bislang auf eine Magnitude von 7,7. Die Shakemap zeigt, dass es mittlerweile zu einer beeindruckenden Clusterbildung gekommen ist. Sie erinnert auch an einen Starkbebenschwarm. Die Erschütterungen manifestierten sich am Vanuatu-Fidschi-Graben. Er mündet bei Fidschi in den Fidschirücken, der wiederum in Richtung Tonga streicht. Dort gab es gestern ebenfalls einen starken Erdstoß. Die gesamte Plattengrenze zwischen Australien und dem Pazifik scheint in der Region der genannten Inselstaaten unter großen Spannungen zu stehen, die in der nächsten Zeit wahrscheinlich zu starken Erdbeben führen werden. Hierbei können auch Tsunamis entstehen. Beim Erdbeben Mw 7,7 bildeten sich nur Minitsunamis, da die Herdtiefe in 30 km lag. Flacher liegende Beben wie das heute, können bei entsprechend hoher Magnitude echte Tsunamis mit katastrophalen Folgen verursachen.

der Begriff Tsunami stammt aus dem Japanischen und bedeutet „große Hafenwelle“. Diese Bezeichnung beruht darauf, dass Tsunamis auf hoher See nicht sonderlich hoch sind. Oftmals kommen sie nur auf eine Wellenhöhe von gut 1 m. Dafür haben sie eine enorme Wellenlänge. Erst im flachen Wasser in Küstennähe türmen sich hohe Wellenberge auf, die weit die Küsten hinauflaufen können. Dieser Effekt ist in Buchten und engen Häfen besonders groß. Tsunamis sind die gefürchtetsten Begleiterscheinungen von Erdbeben, Hangrutschungen und Vulkanausbrüchen mit Kollapserscheinungen und kosteten in diesem Jahrhundert bereits hunderttausenden Menschen das Leben.


Weitere Meldungen:

Erdbeben ML 4,5 in Rumänien

Datum 22.05.23 | Zeit: 17:46:41 UTC |  46.11 N ; 21.46 E | Tiefe: 3 km | ML 4,5

Der Nordwesten Rumäniens wurde gestern von zwei moderaten Erdbeben der Magnituden ML 4,5 und ML 4,2 erschüttert. Die Hypozentren befanden sich in 3 km und 12 km Tiefe. Die Epizentren wurden 14 km ost-südöstlich von Arad verortet. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor.

Erdbeben-News 22.05.23: Prinz-Edward-Inseln

Erdbeben Mw 6,8 bei den Prinz-Edward-Insel

Datum 21.05.23 | Zeit: 14:56:46 UTC | 43.41 S ; 39.33 E | Tiefe: 10 km | Mw 6,8

Gestern Mittag ereignete sich in der Region der Prinz-Edward-Inseln ein starkes Erdbeben der Magnitude 6,8. Der Erdstoß manifestierte sich um 14:56:46 UTC (16:56.46 Lokalzeit) in 10 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum wurde 1524 km südöstlich von East London (Südafrika) verortet. Wer sich jetzt fragt, wo zum Teufel denn die Prinz-Edward-Inseln liegen, dem kann ein Blick auf die Shakemap helfen: sie befinden sich südöstlich vom Kap der Guten Hoffnung in Südafrika und nördlich der Antarktis. Somit ereignete sich das Beben am westindischen Rücken. Die grundsätzlich divergent angelegte Plattengrenze zwischen Südafrika und der Antarktis verfügt über einige Transformstörungen, die zwischen den divergenten Segmenten verlaufen und senkrecht auf diesen stehen. An einem der Kreuzungspunkte zwischen einem divergenten Abschnitt und einer Transformstörung ereignete sich das aktuelle Erdbeben.


Tonga: Erdbeben Mw 5,8

Datum 22.05.23 | Zeit: 13:30:43 UTC |  15.98 S ; 173.45 W | Tiefe: 60 km | M 5,8

Ein starkes bis moderates Erdbeben der Magnitude 5,8 wurde heute im Gebiet von Tonga registriert. Das Epizentrum lag 271 km süd-südwestlich von Gataivai (Samoa). Die Herdtiefe wird mit 60 km angegeben. Die Werte sind vorläufig und Könnten noch korrigiert werden. Der Erdstoß ereignete sich im Bereich des nördlichen Tonga-Rückens, der westlich des Tonga-Grabens liegt. Das Tonga-Archipel liegt auf dem Rücken. Aufgrund der Tiefe des Hypozentrums würde ich vermuten, dass sich der Erdstoß an einem Stück subduzierte Ozeankruste ereignete.

Betrachtet man die Erdbebenkarte, stellt man fest, dass es in dem Bereich von Tonga in den letzten Tagen mehrere Erdbeben gegeben hat. Die Region ist für ihre submarinen Vulkane berüchtigt und starke Erdbeben sind in der Lage Vulkanausbrüche zu triggern. Vor dem größten Ausbruch der letzten 170 Jahre- der Eruption des Hunga Tonga-Hunga-Ha’api zum Jahreswechsel 2021/22- gab es monatelang starke Erdbeben in der Region. Zum Ausbruch des Vulkans gibt es neue Erkenntnisse, über die ich in den nächsten Tagen einen eigenen Artikel schreiben werde. Zur Inselwelt der Region zählen aber nicht nur submarine Vulkane, denn der vulkanischen Inselbögen beherbergt auch andere aktive Inselvulkane. Einer davon ist der Tofua in Samoa, der in relativer Nähe zum Epizentrum des aktuellen Erdbebens liegt. Er wird vom USGS überwacht und man fürchtete im Sommer letzten Jahres eine bevorstehende Eruption, da Erdbeben und thermische Anomalien im Bereich des Calderavulkans beobachtet wurden. Tatsächlich gibt es auch jetzt noch sporadische Wäremeanomalien mit moderater Leistung, doch die große Aufregung scheint sich gelegt zu haben. Doch es ist nicht auszuschließen, dass weitere Erdbeben in der Region den Vulkan beeinflussen werden.


Erdbeben Mw 5.6 offshore Nordkaliforniens

Datum 21.05.23 | Zeit: 18:44:02 UTC | 40.41 N ; 125.38 W | Tiefe: 10 km | Mw 5,6

Vor der Küste von Nordkalifornien gab es gestern Abend einen Erdstoß der Magnitude 5,6. Das Beben hatte eine Herdtiefe von 10 km und ein Epizentrum das 105 km west-südwestlich von Fortuna lag. Dem EMSC liegen Wahrnehmungsmeldungen vor, nach denen der Erdstoß an der Küste leicht gespürt wurde.

Das Beben manifestierte sich im Bereich der Tripeljunction zwischen der Platte Nordamerikas, der Juan-de-Fuca-Platte und der Pazifischen Platte.

Diese Störungszone ist für ihre seismische Aktivität bekannt und hat in der Vergangenheit zu einer Reihe starker Erdbeben geführt. Sie wird als Subduktionszone betrachtet, da die Juan-de-Fuca-Platte und die Pazifikplatte unter die Nordamerikanische Platte tauchen. Diese Bewegungen erzeugen eine Reihe von Spannungen, die sich schließlich in Form von Erdbeben entladen können.

Ätna Paroxysmus – Nachtrag am 22.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Paroxysmal

Ein Nachtrag zum Ätna Paroxysmus vom 21.05.23

Gestern Morgen brach der Ätna aus und erzeugte einen Paroxysmus aus dem Neuen Südostkrater. Vulkane.net berichtete live während der Ausbruch im Gange war, doch nicht alle Informationen zum Ausbruch erreichten mich in Echtzeit, daher an dieser Stelle ein Nachtrag zum Geschehen. Der Paroxysmus kam nicht völlig überraschend, denn bereits in den Tagen vor der Eruption stieg der Tremor bis in den oberen gelben Bereich, kurz vor der Grenze zum Rot. Sobald sich der Tremor dort bewegt, ist meistens eine Eruption im Gange. Gelegentlich bewegt er sich dort auch zwischen zwei Paroxysmen, wenn sie in kurzem Abstand aufeinander folgen. Der erhöhte Tremor im oberen gelben Bereich signalisierte, dass Magma aufstieg. Außerdem kam es zu 2 kleinen Schwarmbeben, die ebenfalls als Indiz für Magmenaufstieg gelten. Der Tremor war 2 Tage lang erhöht und man wartete mit Spannung auf eine Eruption. Das Wetter war schlecht und es gab bereits im Vorfeld des Ausbruchs nur wenige visuelle Beobachtungen. Es wurde zunächst von strombolianischen Eruptionen in der Bocca Nuova berichtet, später denn von gelegentlichen Aschepuffs und einem heißen Schlot am Neuen Südostkrater. An seiner Basis gab es eine schneefreie Stelle, die auf eine erhöhte Geothermie infolge des Magmas hindeutete, dass sich bereits am Samstag kurz unter der Oberfläche befand. Vor einem Paroxysmus setzt normalerweise rege strombolianische Tätigkeit am entsprechenden Förderschlot ein und in der Initialphase des Ausbruchs beginnt ein Lavastrom überzulaufen. All diese Beobachtungen gab es diesmal nicht, allerdings war der Vulkan seit Samstagabend auch in Wolken gehüllt, sodass es diese Anzeichen vielleicht gab, sie nur nicht beobachtet werden konnten.

Der eigentliche Paroxysmus begann dann Sonntagmorgen gegen 5.45 UTC (MESZ +2 Stunden) und endete 4 Stunden später. Der Vulkan hing immer noch in den Wolken eines mediterranen Orkans und die Sicht ging gegen Null. So war lange unklar, was genau am Ätna vor sich ging. Der Wind kam aus dem Nordosten und die Eruptionswolke wurde dementsprechend nach Südwesten geweht. Als erstes berichteten die Anwohner von Adrano von starken Explosionsgeräuschen, klirrenden Fensterscheiben und Ascheniederschlag. Zu diesem Zeitpunkt war noch nicht wirklich klar, aus welchen Krater die Eruption kam. Später erreichte die Aschewolke Catania, was zur Sperrung des Flughafens führte. Erstaunlicherweise gab es zunächst keine VONA-Meldungen beim VAAC Toulouse. Dort wurde nur eine Meldung vom INGV weitergereicht, dass am Ätna eine Eruption begonnen hatte. Vulkanasche war via Satellit nicht detektiert worden. Dennoch wurde der VONA-Alarmstatus auf „rot“ erhöht. Erst gegen Ende der Eruption konnte Vulkanasche in 7600 m Höhe ausgemacht werden. Zu diesem Zeitpunkt gab es auch einen kurzen Webcamblick auf eine Lavafontäne aus dem Neuen Südostkrater. Stunden nach dem Ende der explosiven Phase der Eruption, wurde vom INGV berichtet, dass auch ein Lavastrom gefördert wurde. Er floss in Richtung des Monte Frumento Supino und damit nach Südwesten, vorbei am Torre del Filosofo. Wie weit die Lavafront hinabreichte war gestern Abend noch nicht bekannt.

Jetzt Fragen wir Vulkanophilen uns natürlich, ob es sich um ein einmaliges Event handelte oder ob der Ausbruch am Sonntag der Beginn einer neuen paroxysmalen Phase war? Typischerweise treten die Paroxysmen in Phasen auf, wobei das Pausenintervall zwischen den Ausbrüchen stark variieren kann. Manchmal dauert es bis zu 2 Monate, bis der nächste Ausbruch kommt. In paroxysmalen Hochphasen kann es 2-3 Paroxysmen pro Tag geben. In den Monaten vor den letzten Hochphasen gab es häufig zahlreiche starke Schwarmbeben, die diesmal bis jetzt fehlten. Doch es ist natürlich auch möglich, dass Schmelze über freie Aufstiegswege aufsteigt, ohne dass es zu Schwarmbeben kommt. Zuverlässige Prognosen über den weiteren Verlauf des Geschehens lassen sich daher nicht stellen.

Vulkanausbruch am Popocatepetl – News am 22.05.23

Staat: Mexiko | Lokation: 19.028, -98.62 | Aktivität: Asche-Eruptionen

Signifikante Aktivitätssteigerung an Popocatepetl verursacht Erhöhung der Warnstufe

In den letzten Wochen berichtete ich über eine leichte, aber kontinuierlich stattfindende Erhöhung der Aktivität am Popocatepetl in Mexiko. Die Aktivitätssteigerung beschleunigte sich in den letzten 2 Tagen deutlich und kumulierte sich in den letzten 24 Stunden zu einem kontinuierlichen Ausstoß von Asche und glühender Tephra. Laut dem VAAC steigt die Asche bis auf einer Höhe von 9100 m auf und verteilt sich über ein sehr großes Gebiet in Richtung Osten. Aus zahlreichen Gemeinden unter der Aschewolke wird Ascheregen gemeldet und die Bevölkerung wurde aufgefordert, sich mit Atemmasken vor den feinen Partikeln zu schützen. Die scharfkantigen Partikel der Vulkanasche können in der Lunge Schäden verursachen. Außerdem droht bei längerer Exponierung eine Steinstaublunge. Darüber hinaus wurde heute Nacht auch der Internationale Flughafen in Puebla geschlossen, da Asche auf dem Flugfeld niederging und auch die Flugzeuge bedeckte.

Auf der Livecam sieht es zeitweise so aus, als würde eine kleine Lavafontäne gefördert werden. Ich formuliere das vorsichtig, da die Verstärkung der Kamera so hoch eingestellt ist, dass der zentrale Basalbereich der Eruptionswolke völlig überstrahlt ist und man schwer erkennen kann, ob es sich bereits um eine Fontäne handelt, oder ob es nur vergleichsweise wenige glühende Schlacken sind, die mit der Asche ausgestoßen werden. Das Material landet größtenteils im Krater, nur vereinzelte Brocken fliegen bis auf die Flanken. Laut dem letzten Bericht der Vulkanologen von CENAPRED, der gestern erschien und die 24 Stunden davor berücksichtigte, wurden neben 6 Explosionen 1136 Minuten Tremor aufgezeichnet, der auf starke Magmabewegungen im Untergrund hindeutet. Dieses Magma hat nun die Oberfläche erreicht und sorgt für die stärkeren Eruptionen.

Bereits am 20. Mai traf sich der wissenschaftliche Beirat von CENAPRED und beriet über die kontinuierliche Aktivitätssteigerung des Popocatepetl. Man beschloss den Alarmstatus auf „gelb Phase 3“ zu erhöhen. Es gilt eine 12 Kilometer Sperrzone um den Vulkan, die nicht betreten werden darf.