Eruptionen am Ätna – News vom 24.05.23

Staat: Italien | Koordinaten: 37.73, 15.00 | Aktivität: Fumarolisch

Strombolianische Eruptionen am Ätna

Heute Nacht veröffentlichte das INGV Catania einen Sonderbericht zur Aktivität am Ätna. Die Netzwerke der Vulkanologen registrierten schwache strombolianische Eruptionen, die vom Südostkrater ausgingen. In der Meldung heißt es weiter, dass auch die Voragine aktiv geworden ist und strombolianisch eruptiert. Die Infraschallsensoren zeichneten ebenfalls Ereignisse auf, die aus Richtung der Bocca Nuova kamen. Somit sind drei der 4 Ätna-Hauptkrater aktiv geworden. Außerdem stieg der Tremor und erreichte fast hohe Werte. Die Quelle des Tremors befand sich auf 2800 m Höhe und somit auf Basishöhe des Gipfelplateaus, von dem die Kraterkegel ausgehen. Im Zusammenhang mit der paroxysmalen Episode vom Wochenende deuten die Ereignisse an, dass sich bereits der nächste Paroxysmus vorbereiten könnte.

Gestern wurde ein neues Wochenbulletin über den Ätna veröffentlicht, das nur noch erscheint, wenn es tatsächlich Eruptionen am Ätna gibt. Demnach gab es bereits im Vorfeld der Eruption deutlichere Anzeichen für eine bevorstehende Eruption, als bis dato öffentlich bekannt war. Demnach setzte mit dem kleinen Schwarmbeben vom 28 Mai auch eine Bodenhebung infolge einer Magmenintrusion ein. Offenbar gab es auch eine intensivere strombolianische Tätigkeit aus dem Südostkrater, die unseren Blicken aber aufgrund des schlechten Wetters verborgen blieb. Insofern gab es wohl bereits im Vorfeld der paroxysmalen Hauptphase der Eruption den gewohnten Spannungsaufbau vor einem Paroxysmus.

Im Bulletin wurde auch eine Thermalkarte auf Basis eines Satellitenbilds veröffentlicht, dass nicht nur zwei Lavaströme zeigt, die während des Paroxysmus vom Südostkrater ausgingen, sondern auch eine ausgeprägte thermische Anomalie im Zentralkrater darstellt.

Interessant ist eine 3D-Darstellung der Tremorquelle. Sie lag nicht direkt unter dem Südostkrater, sondern ein Stück weiter östlich unter dem Valle del Bove. Das korreliert mit der Beobachtung der warmen Bodenstelle östlich des Kraterkegels, die zwei Tage vor dem Paroxysmus entdeckt wurde. Offenbar hatte die Lava tatsächlich zuerst hier einen Durchbruch versucht.

Die geochemische Analyse von Gasproben zeigte den Vulkanologen vom INGV, dass das neu aufgestiegene primitive Magma wahrscheinlich in einen älteren Magmenkörper mit Restschmelze intrudierte. Bei diesem Magmenkörper könnte es sich um denselben handeln, der bereits die Schmelze der letzten beiden Lavaströme im vergangenen Jahr bereitstellte.

Zusammenfassung: 

  • Am Ätna gibt es aktuelle schwache strombolianische Eruptionen aus 3 der 4 Hauptkrater.
  • Vor dem Paroxysmus am Sonntag kam es zu Bodenhebung im Gipfelbereich.
  • Frisch aufgestiegenes Magma mischte sich mit Restschmelze.

Erdbeben auf Island – News vom 24.05.23

Schwarmbeben im Norden von Island

Datum 23.05.23 | Zeit: 19:22:41 UTC |  66.55 ; -17.75 | Tiefe: 14,2 km | Mb 3,8

Gestern Abend setzte vor der isländischen Nordküste ein Schwarmbeben ein. Laut IMO wurden innerhalb von zwei Tagen 84 Erschütterungen detektiert. Zwei Beben hatten Magnituden, die größer als 3 waren. Der stärkste Erdstoß brachte es auf Mb 3,8 (Laut EMSC M 4,1) und hatte eine Herdtiefe von 14,2 km. Es war der initiale Erdstoß der Serie. Er manifestierte sich um 19:22:41 UTC in 11.3 Kilometer Entfernung östlich der kleinen Insel Grímsey. Die Gegend ist bekannt für ein submarines Vulkanfeld, unter dem es bereits früher intensive Schwarmbeben nebst Bodenhebung infolge von Magmenintrusion gab. Tatsächlich spricht die Tiefe der Erdbebenherde dafür, dass die Beben durch aufsteigendes Magma verursacht werden, das im oberen Bereich der Asthenosphäre gegen die Ozeankruste drückt und in sie eindringen will. In den Jahren 1867-1868 wurde über eine submarine Eruption im südöstlichen Teil des Spaltensystems vor der Nordküste Islands unmittelbar nördlich der Insel Manareyjar berichtet.

Die Beben könnten aber auch rein tektonischen Ursprungs sein, denn sie ereigneten sich an der Tjörnes-Fracture-Zone, die als eine der seismisch aktivsten Störungszonen im Nordatlantik bekannt ist. Die TFZ ist eine Transformzone, die die nördliche Riftzone Islands mit dem Kolbeinsey-Rücken verbindet. Hierbei handelt es sich um einen Teil des Mittelatlantischen Rückens. Diese divergente Störungszone markiert die Grenze zwischen der eurasischen Platte und der nordamerikanischen Platte, die hier auseinander driften. Das Auseinanderdriften der Platten führt zu Spannungen in der Erdkruste, die sich in Form von Erdbeben entladen können.

Was ist sonst auf Island los?

Ansonsten war es in den letzten Tagen unter Island verhältnismäßig ruhig. Die Seismizität konzentrierte sich im Bereich der Reykjanes-Halbinsel, war aber nicht intensiv genug, um sie als Anzeichen weiteren Magmenaufstiegs zu sehen. Erdbeben gab es auch im Bereich des Vatnajökulls. Unter Katla scheint sich die Situation vorerst beruhigt zu haben.

Die Bodendeformation in den meisten Vulkanregionen auf Island ist aktuell unspektakulär, mit Ausnahme der Askja. Hier liegt nach der Winterpause nun auch wieder ein Signal der Messstation OLAC vor: die Bodenhebung kumulierte sich auf gut 60 cm. Damit nahm sie seit dem Ausfall der Station im März um fast 10 cm zu. Auch die anderen Messstationen in der Caldera verzeichneten eine Bodenhebung. Es dringen also weiterhin magmatische Fluide in den Untergrund der Askja ein.

Zusammenfassung:

  • Seit gestern manifestiert sich ein kleiner Erdbebenschwarm an der TFZ.
  • Innerhalb von 2 Tagen gab es 84 Beben.
  • Die Bodenhebung der Askja hält an und beträgt fast 60 cm.