Vulkan-News am 09.05.23: Shiveluch

Staat: Russland | Koordinaten: 56.65; 161.36 | Aktivität: Dom

Shiveluch mit zwei neuen Lavadomen

Nach dem Domkollaps am Shiveluch, der sich vor gut einem Monat ereignete, wachsen gleich zwei neue Lavadome, die jetzt in einer wolkenfreien Periode aus dem Weltall und vom Boden aus fotografiert werden konnten. Auf den Bildern erkennt man nicht nur die Schutthalde des Doms im bekannten Krater, der bereits wieder eine Kuppel bildet, die den Kraterrand überragt, sondern auch einen zweiten Lavadom. Dieser befindet sich westlich des Kraters, genauer gesagt an der Basis der Caldera in der sich der Krater befindet und hört auf den Namen Karan. An dieser Stelle gab es einen bislang inaktiven Dom. Zuvor war von einer neuen Fumarole berichtet worden, die man zeitweise dort erkennen konnte und es gab Spekulationen darüber, dass dort ein neues Domwachstum eingesetzt haben könnte. Aufgrund der starken Entgasungen nach den Erdbeben gehe ich davon aus, dass der Dom tatsächlich wieder aktiv geworden ist.

Auf den neuen Bildern zuerkennen ist auch eine kleine Ascheemission, die aus einem Schlot nahe der Basis des Shiveluch-Doms ausgestoßen wird. Tatsächlich gab es nach einer Woche ohne Nachrichten, nun auch wieder VONA-Meldungen, nach denen Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3900 m aufsteigt und in Richtung Westen verfrachtet wird. Eine nennenswerte Thermalstrahlung gab es zum Zeitpunkt der Aufnahme nicht. Am Vortag erreichte die Wärmestrahlung eine Leistung von 39 MW, wie man auf MIROVA nachschauen kann.

Der Domkollaps vom 10. April verursachte pyroklastische Ströme, die das Umland verbrannten und bis zu 21 km weit glitten. Die Eruption ging einher mit dem Ausstoß hoch aufsteigender Aschewolken, wobei sie zumindest teilweise von den pyroklastischen Strömen verursacht wurden. Vor 10 Tagen gab es eine Serie moderater Erdbeben, die von aufsteigendem Magma verursacht wurden, das nun den Dom wachsen lässt.

Beim Shiveluch handelt es sich um einen 3.283 m hohen Stratovulkan nahe der Ostküste Zentralkamtschatkas. Die Region ist nur dünn besiedelt und die wenigen Menschen hier leben überwiegend von der Holzindustrie. Nächstgelegene Siedlung ist Kljutchi, die während der Eruption im April mit einer mehrere Zentimeter mächtigen Ascheschicht überzogen wurde.

Zusammenfassung

  • Vom Shiveluch stieg Vulkanasche bis auf einer Höhe von 3900 m auf.
  • Im bekannten Krater in der caldera wächst wieder ein Lavadom.
  • Es gibt starke Entgasungen von Dom Karan westlich der Caldera.
  • Sehr wahrscheinlich wächst dort ebenfalls ein neuer Lavadom.

Erdbeben-News 09.05.23: Süditalien

Seit gestern ist der Untergrund Süditaliens besonders unruhig und es gab an zwei Lokationen Schwarmbeben. Während eine Lokation in der letzten Zeit hier kaum Erwähnung fand, ist die andere wohlbekannt.

Campi Flegrei mit weiterem Erdbebenschwarm

Datum 08.05.23 | Zeit: 22:33:17 UTC | 40.83 N ; 14.14 E | Tiefe: 2,3 km | ML 2,8

Bei der wohlbekannten Lokation handelt es sich um die Campi Flegrei, unter der man eine deutliche Zunahme der Seismizität feststellen kann. Nachdem es gestern ein Erdbeben der Magnitude 3,4 gab, dass hier schon gemeldet wurde, ereigneten sich 32 weitere Erschütterungen. Die meisten waren sehr schwach und hatten Magnituden im Bereich der Mikroseismizität, doch ein Beben brachte es auf ML 2, 8 und hatte ein Hypozentrum in 2,3 Kilometern Tiefe. Das Beben war stark genug, um auch beim EMSC angezeigt zu werden. Dort wurde es 11 Kilometer südwestlich von Neapel verortet. Die Kollegen vom INGV zeigen seine Lage genauer an: es lag auf dem südwestlichen Kraterrand der Solfatara. Eigentlich stand das Gerücht im Raum, dass der Zugang zum brodelnden Vulkankrater mitten in der Stadt Pozzuoli bald wieder geöffnet werden sollte, doch irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass dies noch ein wenig auf sich warten lassen wird.

Crotone mit Schwarmbeben

Datum 08.05.23 | Zeit: 14:35:55 UTC | 39.04 N ; 17.07 E | Tiefe: 20 km | ML 3,3

Bei der hier weniger oft vertretenen Lokation eines Schwarmbebens handelt es sich um den Ort Crotone, der sich an der Sohle des italienischen Stiefels befindet. Dort manifestierte sich ein kleiner Erdbebenschwarm, der sich aus bislang 10 Beben mit Magnituden ab 2 zusammensetzt. Die stärkste Erschütterung brachte es auf ML 3,3. Der Erdbebenherd befand sich in 20 Kilometer Tiefe. Das Epizentrum lag 7 km südwestlich von Crotone.

Der Erdbebenschwarm ist von besonderer Bedeutung, da er sich nahe der Gegend ereignet die am 8. März 1832 für ein katastrophales Erdbeben verantwortlich war. Das Beben in der Provinz Crotone tötete tausende Menschen und richtete enorme Schäden an der Infrastruktur an und es dauerte lange, bis diese behoben wurden. Auch über das Erdbeben hinaus ist Crotone von geschichtlicher Relevanz und es ist lohnenswert, sich ein wenig mit der Geschichte der Region zu beschäftigen. Doch da es an dieser Stelle um die Erdbeben der Region geht, folgt ein kleiner Exkurs in die Tektonik von Crotone. Großtektonisch betrachtet liegt Crotone am Rand des Apennins. Das Gebirge verdankt seine Existenz der Kollision zwischen der afrikanischen und eurasischen Platte und ist daher besonders anfällig für Erdbeben. Vor dem Kalabrischen Stiefel liegt die Subduktionszone der Ionischen Platte und es gibt mehrere lokale Störungszonen. Außerdem liegt vor der Küste ein Akkretionskeil, der von den tektonischen Prozessen zeugt. Hierbei handelt es sich um Gesteinsmaterial, dass infolge der Subduktion der Ionischen Platte von dieser abgeschabt wurde, wie Holzspähne von einem Hobel, die sich vor der Klinge ansammeln. Bei der Klingel handelt es sich um den europäischen Festlandsocken des Kalabrischen Bogens. Vor Crotone bildete sich zudem ein Becken, das von einer Schwelle am Festlandsockel flankiert wird. Einige Autoren gehen davon aus, dass sich dort im Pleistozän ein Megalandrutsch ereignet hat. Entsprechende Gleitbewegungen können heute nicht ausgeschlossen werden.